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Nr. 155 2. Jahrgang

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Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands

Saarbrücken, Sonntag Montag, 8./9. Juli 1934 Chefredakteur: M. Braun

Aus dem Inhalt

Anlageschrift wegen Mord gegen den Reichskanzler und den Reichsjustizminister

Von einem hervorragenden deutschen Juristen

Seite 4

Dem Blutbad Entronnene sagen aus!

Hitler nicht Held, sondern Verräter Spitze der neuen Femeliste

Es werden, die du fingen siehst, das Schwert in Händen tragen, denn nichts als Kampf und wieder Kampf entringt sich diesen Tagen!

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Ein Requiem ift Rache nicht, ein Requiem nicht Sühne- bald aber steht die Rächerin auf schwarzbehangner Bühne! Die dunkelrote Rächerin! Mit Blut besprißt und Zähren, wird sie und soll und muß sie sich in Permanenz erklären! Dann wird ein ander Requiem den toten Opfern flingen du rufft sie nicht, die Rächerin, doch wird die Zeit sie bringen! Der Andern Greuel rufen sie! So wird es sich vollenden Weh allen, denen schuldlos Blut flebt an den Henkerhänden! Freiligrath.

Es kommt jeder dran"

Seit einigen Tagen erreichen die Deutsche Freiheit" Briefe von bisher führenden Nationalsozialisten, denen die Augen aufgegangen sind. Diese Briefe wörtlich zu veröffent= lichen, ist unmöglich. Wir haben nie in einen solchen Abgrund voll lodernden Haß und schäumende Wut über Führerverrat, über schamlos gebrochene Freundestreue, über feigen Meuchelmord geblickt. Es mag jeder von uns je und je voll tiefer Empörung sein, so brennend wird nie jemand von uns haffen, so gierig auf Rache wird nie einer von uns sein können, wie diese betrogenen Landknechtsführer. Es sind Män= ner, die nach 4 Jahren Blutarbeit im Kriege, nach 14 Jahren Freikorps - und Putschistenleben nun endlich glaubten, frei ihrer Ueberzeugung leben und dienen zu können, und die sich nun von dem Manne belogen und betrogen sehen, dem sie ge= glaubt und den sie geliebt haben, wie ein göttliches Wesen. Einer dieser Briefschreiber behauptet, daß zahlreiche Füsilierte ohne jedes Wissen über den Ur= heber der mörderischen Aktion gestorben seien. Sie hätten geglaubt, die Opfer eines Aufstandes gegen Hitler zu sein, und sie seien deshalb mit dem Rufe Heil Hitler!" in den Tod gegangen.

Göring wird merkwürdigerweise in diesen Briefen kaum genannt. Der ganze Zorn entlädt sich gegen Hitler und Goebbels . Dieser trumme Hund", wie seine bisherigen Ka­meraden den Herrn Propagandaminister nennen, wird als der Zutreiber zu der Mordjagd bezeichnet. Er habe sich in seinen öffentlichen Reden und in seinen Privatgesprächen so gegeben, als seier mit der rein legal geplanten oppositionellen Aktion der A.- Führer ein= verstanden. Er habe die zum Abschießen Gezeichneten genau nach derselben Methode verraten, wie zu Beginn seiner Laufbahn vor zehn Jahren Gregor Strasser , mit dem er fich zur Opposition gegen Hitler verbündet hatte und den er dann innerhalb einer Stunde verleugnete und verließ, um mit Hitler nach München zu fahren.

Die jetzt Erschossenen und Verhafteten feien partei= offiziell nach München eingeladen, seien von Goebbels in die Todesfalle gelockt worden. Daß kein Putsch" vorgesehen gewesen sei, gehe daraus hervor, daß der Berliner Gruppenführer Ernst ahnungslos seine Hochzeitsreise anges treten habe. Er habe sich bei der Parteileitung entschuldigt, weil er an der Münchener Besprechung nicht teilnehmen könne. Er habe beim Führer um Urlaub nachge= sucht und erhalten. Wahrscheinlich gehöre Ernst zu den= jenigen, die bei ihrer Erschießung fest geglaubt hätten, daß sie als Opfer eines Komplotts gegen Hitler starben.

Einer der nationalsozialistischen Briefe tündigt Femetaten gegen die für die Morde Verantwortlichen an und nennt als ersten der zu Richtenden den Dr. Goebbels . In einem anderen Briefe schreibt uns ein Anhänger des Kapitäns Ehr= hard, daß dieser seine Freunde schon seit Wochen planmäßig aus der SA. herausgezogen habe, um sie von den zu er= wartenden blutigen Wirren zu schüßen und sie auf eigenes Kommando einsatzbereit zu haben. Ehrhardt selbst sei zu= nächst ins Ausland gegangen, um die weitere Zersehung des Regimes von draußen abzuwarten.

Die nationalsozialistischen Briefe bezeichnen übrigens eins hellig die Schilderung des Goebbels von dem persönlichen heldenhaften Eingreifen des Sugrers als Schwindel.

Ehe wir nachstehend einem Augenzeugen über das Drama in Wiessee und in München das Wort geben, eine lleine Ers innerung für Goebbels :

Die Todesfalle des Goebbels

des Goebbels - An der

Eine Million Dollar für Hitlers Flucht in Italien

Es ist wenig mehr als ein Jahr her, da sagte er in einer seiner durch den deutschen Rundfunk verbreiteten Reden, in dem er darauf hinwies, daß der Nationalsozialismus mit allen seinen Gegnern abrechnen werde: Nur nichtdrängeln, es tommt jeder ran!"

Röhm, Heines und Konsorten find jetzt rangekommen. Wir glauben, daß auch Herr Dr. Goebbels einmal rankommen wird.

Nur nicht drängeln, lieber Doktor; Es kommt jeder ran!"

Tatsachenbericht aus München In 4 Exemplaren ins Ausland gelangt

München , 3. Juli. ( Dieser Bericht geht in 4 Ausfertigungen ins Ausland). In unserm Häuserblock wohnt einer von der

Besonders auffallend ist, daß das Erschießen noch weiter­geht und daß man ein paar Unterführer abknallt, die zuviel wußten, ebenso wie Heines und Röhm. Jeder fürchtet den andern; ,, wer kommt morgen dran", das ist in allen Partei­stellen die Frage?

Die katholische Bevölkerung ist mit Recht über die sitt lichen Verfehlungen der Führer empört, denen sie ihre Kin­der zwangsweise anvertrauen sollten. ,, Hitler hat es doch schon immer gewußt, warum greift er jetzt ein, warum hat er seine Karriere auf diese schmutzigen Gesellen gestützt?" Und man erinnert sich mit besonderer Genugtuung der Pre­digten des Kardinals Faulhaber, der vor der Rückkehr zu den alten Germanensitten gewarnt hat. Und es kursiert der Wit: ,, Die Ueberlegenheit der nordischen Rasse ist nur noch ein Schuß Pulver wert."

Stabswache des Röhmschen Landhauses, der in der Münchener Reichsjägermeister Göring ! Bartholomäusnacht Wache draußen hielt. Dem Mann gelang es im letzten Augenblick, seiner Verhaftung zu entgehen. Er hält sich bei Freunden verborgen, um morgen ins Ausland zu fliehen, denn er will nicht auch gezwungen werden, sich selbst zu erschießen.

Der unerwünschte Augenzeuge ist natürlich noch furcht­bar verstört und wagt kaum etwas zu sagen. Nach und nach hört man aber doch, daß das offizielle Heldenepos, das Goeb­bels, der in eingeweihten Kreisen nur noch als Verräter" bezeichnet wird, am Rundfunk vortrug, sich in Wirklichkeit ganz anders abgespielt hat.

Als morgens die SS.- Autos, 6 Offizierswagen und drei Last­kraftwagen mit schwerbewaffneten Mannschaften und natür­lich auch mit Maschinengewehren eintrafen( Hitler hat er nicht gesehen), wurden sie mit den üblichen Dienst- und Ehrenerweisungen empfangen, denn es konnte keiner im Hause ahnen, daß überhaupt irgend eine Aktion im Gange war. Zu diesem Tag war eine der üblichen Gruppenführer­ganz offiziell- denn zu besprechungen angesagt worden einer Verschwörersitzung wird man nicht am hellen Vormit­tag mehr als 60 Mann einladen. Der wachthabende Offizier hatte keine Alarmbereitschaft befohlen, es schlief alles noch. Seit zehn Uhr abends war auch kein Telefonaufruf gewesen, der von den Vorgängen in München ( dem Alarm der SA .) irgend etwas berichtet hätte.

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Im Gegenteil, Röhm hatte noch mit seinen Freunden einen kleine Abendspaziergang gemacht und sich in der Nähe des Postens mit Heines und zwei weiteren höheren Führern über die morgige Versammlung unterhalten. Es ging daraus her­vor, daß man an Hitler mit neuen Vorschlägen herantreten wollte, denn die Unzufriedenheit der SA. war im Anwachsen begriffen. Wohlgemerkt ,,, Vorschläge"; von Waffengewalt war keine Rede. Ich hörte deutlich, wie Heines sagte: Josef ist auch unserer Ansicht." Was sich an Orgien abspielte in dieser Nacht, darüber konnte der Mann nchts Besonderes be­dieser Nacht, darüber konnte der Mann nichts Besonderes be­

ter als sonst."

,, Die SS. - Offiziere besetzten sofort sämtliche Räume, wir mußten das Haus verlassen. Während wir Röhm weder sahen noch hörten, schien sich Heines anscheinend zur Wehr zu

setzen; der ihn verhaftende Standartenführer und er brüllten sich gegenseitig an, bis Heines bleich und nur mit Hemd und Hose bekleidet an uns, selbstverständlich gefesselt, vorbei in ein inzwischen eingetroffenes Panzerauto abgeführt wurde. Mehrere Schüsse fielen; ob damit jemand niedergeschossen wurde oder ob es Schreckschüsse waren, weiß ich nicht.

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Die Nacht- Wachmannschaft wurde dann auf ein Auto, das in Mün­von SS.- Leuetn eskortiert war, ins Braune Haus chen gebracht. Durch den Wirrwarr, der dort herrschte, ge­lang es einigen, zu entfliehen, noch bevor sie wußten, ob auch sie die Opfer dieses Terroraktes werden sollten.

Die Münchener Zvilbevölkerung ist zwar äußerlich ganz ruhig, aber es schwirren soviel Gerüchte durch die Stadt, daß es schwer ist, die Wahrheit festzustellen. Wenn auch der ,, Völkische Beobachter" und die andern gleichgeschalteten Blätter Begeisterungstelegramme für Hitler veröffentlichten, im Braunen Haus herrscht eine Panikstimmung, da sich nie­mand die wahren Beweggründe für das Ermorden der treue­sten Kumpane erklären kann. Daß der ,, V. B." ein Bild von Hitler bringt, am Fenster der Reichskanzlei, den Vorbei­marsch der Reichswehr abnehmend, an derselben Stelle, an der am 30. Januar 1933 stundenlang die SA. vor ihm salu­tierte, wird als endgültiger Bruch des Vertrauens betrachtet.

Der deutsche Reichskanzler hat Sie am Tage Ihrer erfolgs reichen Menschen- Treibjagd zum Reichsjägermeister ernannt. Der Ober- Reichsjägermeister war mit Ihnen zufrieden.

Wir fragen Sie in Ihrer Eigenschaft als Reichsjägers meister: Wieviel Menschen sind auf Ihrer Strede geblieben?

Insbesondere, wieviel Frauen haben Sie abschießen lassen?

Ein' Mann, wie Sie, läßt doch seine Jagdtriumphe nicht verkleinern?

Heraus mit der Sprache!

241?

Die deutsche Bartholomäusnacht

Paris , 7. Juli. Wie sich Journal" aus Berlin melden läßt, zirkulierte dort gestern in angelsächsischen Kreisen eine Liste mit den Namen der in der deutschen Bartholomäus­nacht" getöteten Menschen, die die Zahl von 130 Personen umfaßte. Das gleiche Blatt meldet weiter, daß ausländische Zeitungen in Berlin an den Zeitungsständen wie frische Brötchen verlangt würden. Kaum seien sie in den Kiosken angekommen, da seien sie auch schon ausverkauft. Im übrigen seien sämtliche Schweizer und tschechischen Zeitungen bis zum 18. Juli verboten.

Eine nenere inoffizielle Liste enthält 241 Namen von Ermordeten.

Wie Frankreich urteilt

Außenpolitische Verschärfung und revolutionäre Perspektive

Paris , 7. Juli.

A. Sch. Während die angelsächsische Welt auf den blu. tigen Streich der Hitler- Göring- Goebbels in erster Linie mit moralischer Entrüstung erwiderte, hat die Pariser Bresse vor allem politisch kalkuliert, die Folgen und Wir­kungen des neuen Kurses Hitlers berechnet. Das Schicksal der Hitlerschen Diktatur wird in starkem Maße dadurch bestimmt, wie sie durch Frankreich außenpolitisch behan delt wird. Es kann kein Zweifel bestehen, daß Hitler durch die Entmachtung der SA. auch einen außenpoli­tischen Effekt erzielen wollte. Mit der Sprengung der braunen Armee sollte auch das außenpolitische Kapital geschlagen werden, ein Austauschobjekt für Genf , für die Abrüstungskonferenz geschaffen. Die Rechnungging fehl. Das einstimmige Urteil der französischen Presse war: erst jet recht keine Ronzessionen an Hitler , erst jetzt recht wachsam bleiben!

Ueber die Motive des Hitlerschen Schlages gegen die SA. gibt man sich in Paris keine Täuschungen: sie wurde unterdrückt, nicht weil sie den europäischen Frieden ge­fährdete, sondern weil sie das nationalsozialistische Regime bedrohte, schrieb der Excelsior". Die SA. sind nicht dem Frieden, sondern der Reichswehr ge= opfert worden. Die Durchsiebung und straffe Zusam menfassung der SA. als einer eichswehrreserve stärkt dig