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" Deutsche Freiheit", Nr. 159

Das bunte Blatt

Straßburger Chronik

R. Vor uns liegt ein schmales Büchlein Die Straß burger Chronik des Johannes Stede l", so­eben herausgebracht von Dr. Paul Fritsch im Sebastian­Brant- Verlag. Die Chronik berichtet über die Zeit von 1333 bis 1615, die hier vorliegenden Teile über die stürmischen Jahre 1503 bis 1615. Sie hat besonderen Wert, denn Hand­schriften und Chroniken des Landes sind rar geworden seit 1870 bei der Belagerung Unwiederbringliches verbrannte. Doch soll hier nicht gerechtet werden um ihre wissenschaftliche Bedeutung, ihren Tatsachenwert. Darüber mögen sich die zuständigen Gelehrten auseinanderseßen. Verzeichnet seien hier ein paar Streiflichter, die seltsam aktuelle Dinge zeigen, einige Säße, die tief ans Herz greifen, Trauer und Stolz der fremden Vergangenheit beschwören.

Straßburg war eine wohlbewehrte, feste, reiche Stadt, die sich gut zu halten wußte. War es nötig, so warb der Rat Söldner, die die Tore behüteten, Feinde verjagten, oder er kaufte sich los von fürstlichen Ansprüchen, feilschend, durchaus selbstbewußt. Deswegen spielten Kriegsgetümmel, Brand und Not vor allem im Lande ringsum, vor den Toren der mäch= tigen Stadt, in der von allen Stürmen der Zeit heimgesuchten Rheinebene. In die stille Stube des Chronisten kam nur das von Erregungen verzerrte, vergrößerte oder verkleinerte Spiegelbild, sobald die Dinge jenseits der Stadtmauern ge­schahen. Vieles wirkt sehr sagenhaft. Mancher tolle Aber­glaube ist aufgeschrieben. Nur aus der Stadt selbst wird genauestens berichtet, Dokument um Dokument in Abschrift überliefert, Rechnungen, Prozeßaften, Spottverse, Gebete, Geseze, Strafregister, Sterbeurkunden...

Aus derselben Zeit und demselben Land stammt eine Holz­plastik, die vor einigen Monaten in Basel zu sehen war, ,, Armer Mann" benannt, die man nicht wieder vergißt. Das ist die Stimmng der Chronik, die dieser von Leid, Trost­losigkeit, Gelassenheit umwitterte Kopf eindringlich bewahrt, die Haltung auch jenes kleinen Verses, der aufflog aus dem Untergang des großen Bauernkrieges wie ein verirrter Schmetterling:

Ich fahr, und weiß nit wohin, ich leb, und weiß nit wie lang, ich sterb, und weiß nit wann,

mich wundert, daß ich fröhlich bin."

Schon 1505 wird berichtet, daß in den elsässischen Dörfern Der Bundschuh" sich erhoben hat. Hier duckte man sich schon damals nicht lange, wehrte sich zähe, sant nicht so tief in Hunger und Untermenschlichkeit wie die armen Brüder in Franken und Thüringen . Aus demselben Jahre notieren wir einen Satz: Sie verloren( wer weiß, in welchem Kriege) 67 000 Fußtruppen und der Papst verlor 800 zu Pferde und 7000 zu Fuß... und war ein wunderbarlicher Krieg." Ohne

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bei einem Wirt solle stattfinden, niemand dürfe mehr als vier Effen dabei geben und allgemein müsse gespart werden. 1552 heißt es über einen neuen Krieg, daß er geführt werde, die unterdrückte Freiheit Teutscher Nation zu er­retten". Die Straßburger trauten dieser Parole nicht, ste schlossen die Tore. Krieg um die unterdrückte Freiheit Teutscher Nation"? Was nicht alles erwecken diese alten Chronik- Säße an schweren Gedanken!

Sogar eine Fremdenpolizei scheint es damals gegeben zu haben. Wenn Fremde in die Stadt fliehen, so sollen ihre Namen gemeldet werden." Man möchte leise fragen: Hat man es dir, Fremdling, Flüchtling von 1570 auch so schwer gemacht in der ruhmreichen Stadt Straßburg wie uns 1933, 1934?

Eine Zensur hingegen scheint nicht gewaltet zu haben, da über Bischöfe, Regenten, Ratsherren mit allem Freimut be= richtet wird. Die Damaligen stritten sich um die Erhöhung der Ratsherrendiäten wie die Heutigen. Ueber den Bischof Erasmus wird ohne Umschweife notiert: Sonderlich ist er gegen gelehrte Leute, auch Arme und Dürftige reichlich ge­wesen, doch auch seine Mängel und Fehl gehabt, denn er hat viele unehliche Kinder verlassen..."

Stedel erzählt alsdann viel von Kometen, Mißgeburten, Naturzeichen, Bränden, damit schmückt er das Gemälde seiner Jahrhunderte, läßt das Leid geschehen aus dem Ueber­wirklichen, die Sterne sich wenden um der Menschen Ge­

Freitag, 18. Juli 1934

Immer noch Bootlegger

Ein Volf läßt nicht ungestraft während 15 Jahren ein so demoralisierendes Gesetz über sich ergehen, wie das der Prohibition. Die Optimisten hatten sich eingebildet, daß die Amerikaner von einem Tag zum andern ihre schlechten Angewohnheiten ablegen werden. Jetzt, wo die erste Be geisterung verloschen ist, bemerkt man mit Erstaunen, daß durch die Abschaffung der Prohibition sich nicht viel geändert hat. Die Verbraucher starker Getränke sind unfähig, zwischen einem alten Alkohol und den durch die Bootlegger verkauften Drogen zu unterscheiden, oder sie sehen vielmehr nur eins: der wahre Wihsky und der wahre Kognak sind teuerer als die verfälschten Spirituosen. Die Amerikaner trinken meist nicht, um aus Gastfreundschaft ihren Gästen etwas anzu­bieten, sondern um sich zu betäuben und sich die Türen zu einem künstlich geschaffenen Paradies zu öffnen. Allmählich haben sie den Weg zu den speakeasies" wiedergefunden, den sie nur für einen Augenblick verlassen hatten, und die In­dustrie der Bootlegger hat wieder einen großen Aufschwung zu verzeichnen. Ja selbst die konzessionierten Bars füllen ihre Flasche mit geschmuggeltem Alkohol und verkaufen den­selben dann zu billigerem Preise. Die amerikanische Polizei, die schon zu Zeiten der Prohibition ihre Ohnmacht bewiesen hatte, ist heute noch entwaffneter. In sechs Wochen hat man 1046 geheime Destillerien entdeckt, eine niedrige Zahl im Vergleich zu der Gesamtsumme der Alkoholfabriken, die unerlaubt arbeiten.

ſchick, glaubt fromm die ganze Summe von Blutvergießen Politik und Wetter und Unfrieden in eines großen Gottes Hand ſtehen. Solches Weltbild gibt Gelassenheit, getroste Verzweiflung", wie Luther formulierte.

Schließlich sei nicht vergessen, daß der Chronist auch mit teilt, hie und da hätten Juden Christenkinder getötet oder die Hostie gestochen; solches Verbrechen sei nach peinlicher Befragung aufs härteste mit Vierteilen und Verbrennen bestraft worden... Gegen unsern Zeitgenossen Streicher scheinen aber die Richter vor 400 Jahren menschliche Ge­stalten. Sie verurteilen, wen sie für tätlich schuldig halten, die andern aber taufen sie und nehmen sie in vollgültige Gemeinschaft auf. Streicher aber...

Ich möchte meinen Kameraden empfehlen, die Chronik des Johannes Stedel zu lesen. Es ist gar nichts Langweiliges darin. Wer will, mag auf Schritt und Tritt historischen Parallelismus darin erspüren. Es ist auch darin zu finden eine große Tröstlichkeit, so bewegt auch die Zeiten, von denen der Chronist schreibt.

" Nun fliehe denn aus eurem Sinn Das traurige Seufzen und Klagen hin Und ziehet eure Straßen."

jedes Entsetzen, ohne Unruhe, ohne frommen Wunsch wird Der Prinz und die Filmgesellschaft

über hunderttausend namenlose Gräber die Ueberschrift ge= fest: Und war ein wunderbarlicher Krieg..."

Um 1513 heißt es, daß mehrere Ratsherren ins Elend verwiesen wurden". Heute sagen wir anders. Damals sagten sie in dem einen Wort das ganze Schicksal von Heimatlosig­feit, Verbannung, Emigration.

Monoton folgen einander Nachrichten von Schlachten. Hie und da fällt ein Schatten von den Schlachtfeldern auf das Bergament des Schreibenden, wo die Schreckensschreie des Berichtes zerrinnen zu würdiger Aufzeichnung, hie und da zittert das Entseßen nach in einem schmückenden Zusatz. Doch war die Zeit von Sterben zu voll, die Toten der Kriege mußten schnell vergessen werden...

Den Kriegen ohne Zahl folgte die Not, folgten die Not­Verordnungen. Das kennen wir alle. 1544 erließ der löbliche Rat der Stadt Straßburg die Anordnung, daß keine Hochzeit

Die finnländische Polizei hat in Stockholm über eine Filmgesellschaft Erhebungen anstellen lassen, die sogenannte dokumentarische Filmstreifen herzustellen vorgibt, in Wahr­heit aber die Spionagezentrale einer östlichen Großmacht sein soll. Prinz Lennart von Schweden soll diese Gesellschaft in Unkenntnis ihres wahren Charakters mit 80 000 kronen unterstützt haben, um dort Regie führen zu können. Die Inhaber der Firma sind jetzt nach London geflüchtet. Der finnländische Legationsrat, der den Fall entdeckt hat. ist zurückgetreten, da sein Chef ihn offenbar aus Ehrfurcht vor der pringlichen Beteiligung am Einschreiten hindern

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wollte. Der Großvater des Prinzen, der König von Schwe­den, soll zu dieser Geschichte mit Recht bemerkt haben: Das kommt dabei heraus, wenn sich Mitglieder meines Hauses in die Filmbranche begeben. Prinzen bleibt bei Euren Leisten!"

Der Erfindungsgeist der Statistifer kennt befanntlich feine Grenzen. Der Pfadfinder", ein wissenschaftliches Magazin, das in Washington erscheint, hat lange und geduldige Stu dien darüber angestellt, in welchem Zusammenhang die Ver­änderlichkeit der Temperatur mit der politischen Einstellung der jeweiligen Bewohner des Weißen Hauses miteinander stehen. Die Resultate dieser Arbeit sind kurz auf eine Formel gebracht: gewöhnlich beherrscht eine Kältewelle das Land, wenn die Demokraten das Szepter der amerikanischen Politik in der Hand halten; dagegen erwärmt sich die Atmo­sphäre auffallend, sowie ein Republikaner gewählt wird. Die amerikanische Zeitschrift beschränkt sich darauf, dieses an Hand von Zahlen festzustellen, aber sie macht es in einem so feier­lichen Ton, daß die Lektüre dieser etwas sonderbaren Sta tistik einer gewissen Komik nicht entbehrt.

Wissen Sie schon...

... warum Thermometer statt mit Quecksilber oftmals mit Weingeist gefüllt werden? Weil Weingeist einen niedri geren Gefrierpunft als Quecksilber hat.

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Die Phönizier,

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von Hans

... wer zuerst die Purpurfarbe erzeugte? die sie aus dem Saft der Purpurschnecke gewannen. ... von wem der berühmteste Totentanz ist? Holbein d. J.( 1497-1543).

... welcher Maler die meisten Bildnisse der Habsburger gemalt hat? Diego Velasquez ( getauft 1599, gestorben 1660).

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... wo das erste Sechstagerennen stattfand?- 1896, in der Halle des Masison Square Garden in Neuyork.

... woher der Satz stammt: Nur die Lumpen sind be scheiden"?- Aus Goethes Gedicht Rechenschaft".

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... was mitteleuropäische Zeit" ist? Die Zeit des 15. Längengrades östlich von Greenwich .

... wie die drei europäischen Vulkane heißen?- Aetna , Vesuv und Stromboli .

Unsere Töchter, die Nazinen

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Roman von Hermynia 8ur Mühlen. Eigentlich habe ich mir, als ich Arthur heiratete, die Sache ganz anders vorgestellt. Ich war ein hübsches Mädchen, und eine Krankenschwester hatte damals noch Gelegenheit, eine gute Partie zu machen. Ich hätte auch viel lieber in die Indu­strie geheiratet. Ich erinnere mich noch an den jungen Kurt Frankfurter, den Sohn schwerreicher Eltern, den ich nach seiner Blinddarmoperation pflegte. Er war ein schöner Mensch, liebenswürdig, großmütig, und er hätte mich auch geheiratet, wenn nicht seine Eltern gegen die Ehe mit einer Christin gewesen wären. Diese Juden sind ja so unduldsam. Es war arg für mich, als ich erkennen mußte, daß ich nicht die reiche Frau Frankfurter werden würde. Und meine lieben Mit­schwestern haben sich über mich lustig gemacht; Frauen sind ja so gemein. In meiner Verzweiflung habe ich dann Arthur genommen, der damals im Krankenhaus arbeitete. Es ist mir nicht gerade leicht gefallen; ein Krüppel, mit einem Klump­fuß, ein verbissener, ewig mürrischer Mensch und, das konnte ich als Schwester beurteilen, ein schlechter Arzt. Trotzdem schien er Aussichten zu haben. Er wollte sich in der kleinen Stadt am Bodensee niederlassen, wo es zu jener Zeit außer ihm nur noch einen Arzt gab, einen nicht mehr jungen jüdi­schen Arzt. Eines muß ich ja Arthur lassen: er sieht intelligent aus. Ob er es wirklich ist, habe ich während meiner ganzen Che nicht feststellen können. Ich kenne mich bei ihm über­haupt nicht aus. Bisweilen, als ich noch eine junge Frau mar, fragte ich mich angstvoll: was steckt hinter der bösen Maske seines Gesichtes? Ich weiß nur, daß er ehrgeizig ist, und eben mit diesem Ehrgeiz hatte ich gerechnet, als ich seine Frau wurde. Doch haben ihn die Schwestern und die Patien­ten im Krankenhaus nicht umsonst den Doktor Abwarten" genannt. Er war immer für das Abwarten, und das hat uns finanziell und gesellschaftlich sehr geschadet. Ich entsinne mich der Tage vor der Kriegserklärung. Wir waren alle empört über die Feindesmächte, alle begeistert für unser Vaterland. Ich meinte, wenn ich die Nationalhymne hörte, und meine fleine Lieselotte sang mit ihrer hellen Kinderstimme so rüh rend Deutschland über alles". Nur Arthur hielt mit seiner Meinung hinter dem Berg. Abwarten" sagte er. Vielleicht

kommt es doch nicht zum Krieg und dann stehen wir als Kriegshezzer da."

Als es dann zum Krieg kam, war er, das muß ich ihm lassen, ein ebenso patriotischer Deutscher wie alle andern. Nur feine Kriegsanleihe wollte er zeichnen. Dafür aber hielt er Reden, ausgezeichnete Reden über unser unbesiegliches Heer und Deutschlands Sendung in der Welt. Im Jahre sechzehn begann er sich abermals zurückzuziehen. Ich begriff ihn nicht. Es machte einen schlechten Eindruck, und das gerade jetzt, da es mir endlich gelungen war, in den Offizierskreisen zu ver­kehren. Nach Beendigung des Krieges, so hoffte ich, würde unsere Position hier gesichert sein; der alte Doktor Bär würde seine Patienten an uns verlieren, ich könnte endlich in der Stadt die Rolle spielen, die mir zukommt. Und auch diese hochmütige alte Frau, diese Gräfin Agnes, die in der Villa am See wohnt und sich mir gegenüber immer zwar liebenswürdig, aber ablehnend verhalten hat, wird mich einladen müssen. Ich sah bereits, wie wir aus unserer Wohnung in ein eigenes Haus übersiedeln, wie die beste Gesellschaft bei uns verkehrt, wie Arthur reich wird. Liese­lotte wird eine bessere Partie machen als ihre arme Mutter. Ich machte Arthur Vorwürfe, daß er durch sein Verhalten uns alles verderbe. Er warf mir aus seinen kleinen tief= liegenden Augen einen seltsamen Blick zu.

" Abwarten," sagte er. Nur nichts überstürzen."

Im Sommer achtzehn begann er plößlich pazifistische An­sichten zu äußern; selbstverständlich nur im intimen Streise. Er sprach wehmütig von den vielen jungen Leben, auf allen Seiten, die geopfert werden, er, von dem ich genau wußte, daß ihn auf der ganzen Welt außer seiner eigenen Person fein Mensch interessierte.

Dann kam der Umsturz. Ich weinte schrecklich, als unser armer Kaiser nach Holland fliehen mußte. Unser ange­stammter Monarch. Als ich jedoch bemerkte, daß viele der Offiziersfamilien und der vornehmeren Leute der Stadt über diese Flucht empört waren, begann auch ich sie mit anderen Augen zu betrachten. Und als dann die neue Regie­rung die Spartafisten niederschlug, fing ich an, für sie eine gewisse Sympathie zu empfinden. Es war ja peinlich, einen einstigen Sattler als Reichsoberhaupt verehren zu müssen, aber er schien ein braver Mann zu sein, und schließlich mußte

man sich den veränderten Verhältissen anpassen. Wer weiß, ob man aus ihnen nicht einen Nutzen ziehen konnte.

Ich bat Arthur, in die Sozialdemokratische Partei einzu treten. Es gab ja unter diesen Menschen wirklich ganz vor nehme Leute, man brauchte sich nicht zu schämen, wenn man mit ihnen in einer Partei war. Arthur jedoch erklärte: Abwarten. Ich will keiner Partei angehören. Ich bin Pazifist. Das genügt."

Und er fügte in dem unausstehlich herrischen Ton, den ich so sehr an ihm hasse, hinzu:

Ich bitte dich. Martha, tu keinen unüberlegten Schritt. Ich kann nicht dulden, daß du in eine Partei eintrittst, dich und dadurch auch mich festlegst."

Sooft er so mit mir sprach, mußte ich mich zusammen­nehmen, um ihm nicht ins Gesicht zu schreien:

Du Krüppel, du Zwerg( ich bin fast einen Kopf größer als er), wie wagst du, so mit mir zu sprechen?" Und ich fühlte dann immer den ganzen körperlichen Efel, den ich vor ihm empfand und erinnerte mich an die Angst während meiner Schwangerschaft, daß auch mein Kind als Krüppel zur Welt kommen könnte. Dieser Kummer blieb mir aller­dings erspart. Lieselotte ist ein großes schönes Mädchen, ein wenig dumm, das muß ich leider zugeben, ein wenig zu un beherrscht. Wenn ich daran denke, daß sie vor Jahren diesen Hungerleider von einem Ingenieur heiraten wollte. Aber damals hat sich selbst Arthur auf meine Seite geschlagen, und wir haben gemeinsam dem Mädel den Kopf zurecht gesetzt. Es war eine merkwürdige Szene zwischen uns und ihr. Lieselotte war sehr ernst, und ihre klugen Augen blickten uns zornig an.

,, Gut," sagte sie. Ich muß mich wohl fügen. Aber von jetzt an tue ich, was ich will, Ihr habt mir nichts mehr drein­zureden."

,, Lieselotte," rief ich entsetzt. Wie kannst du nur so mit deinen Eltern sprechen? Vergiß nicht das Gebot: ehre Vater und Mutter."

Arthur jedoch sagte eisig:

" Solange du nicht meiner Praris schadest, kannst du dich unterhalten, so viel du willst. Aber der Anstand muß ge­wahrt bleiben, verstanden?"

( Fortschung folgt.)