Film- Paris bei den Festwochen
Auch der Film hat sich selbstverständlich an der„ Grande Quinzaine de Paris" beteiligt. Auf den Champs- Elysees gab es eine Ausstellung mit täglich oder vielmehr allabendlich neuen Attraktionen, wo der Fremde und Einheimische nicht nur allerlei Technisches, sondern auch veritable Filmstars mit und ohne Probeaufnahmen bewundern konnte. Der Fachmann fand hier allerdings nicht allzuviel Neues. Er konnte sich an den Premieren dieser Woche schadlos halten, so z. B. im Mariveaux- Cinéma den neuen Film ,, Le Scandale", den Marcel L'Herbier nach dem Theaterstück Henry Batailles gedreht hat, bewundern. Ueber diesen Film wäre nichts Besonderes zu vermelden, spielte nicht Gaby Morlay die weibliche Hauptrolle. Sie macht aus dieser nicht allzu interessanten Ehegeschichte, die schließlich noch ins Politische hinüberspielt, etwas Außerordentliches, wobei ihr Henri Rolland als Partner und zwei erstaunlich begabte Kinderdarsteller assistieren. Ein Schauspielerfilm, dessen Arbeit eines besseren Vorwurfs würdig gewesen wäre. Es gibt auch im Tonfilm noch Ueberraschungen. Wer hätte geglaubt, daß ein Tenorfilm auch einmal ein Genuß sein könnte? Dieses Unglaubliche ist Ereignis geworden in den„, Chansons de Paris", in denen ein Opernstar( Georges Thill ) und ein erstklassiger Komiker( Arman rmand Bernard) friedlich nebeneinander wirken, und in dem die Geschichte eines Arbeitslosen, der vom Straßen- zum gefeierten Opernsänger aufsteigt, mit soviel Abwechslung und filmischem Humor gedreht ist, daß man eigentlich von keinem Gesichtspunkt aus gegen diesen Unterhaltungsfilm etwas einwenden kann. Wer Zerstreuung im Kino sucht, ohne sich über Blödheiten der Leinwand ärgern zu müssen, der sehe und höre sich diese von Maurice Yvain auch musikalisch angenehm ausgestatteten- ,, Chansons de Paris" an. Wer aber das Bedeutungsvolle auch im Filmtheater sucht, der pilgere ins Quartier Latin , wo im Cinéma du Panthéon der bisher letzte Film S. M. Eisensteins ,, Tonnerre sur le Mexique" läuft. Der Eindruck dieses grandiosen Werks bleibt, da man auf Schritt und Tritt die Schere des Bearbei
-
-
ters spürt, zwiespältig; aber es ist doch möglich, sich an Hand
dieses Filmstreifens ein Bild von der neuesten Entwicklung Eisensteins zu machen. Was in diesem dreiteiligen Film, der mit einem Rückblick auf die Denkmäler aztekischer Kultur beginnt, dann eine Episode aus den mexikanischen Freiheitskämpfen des 19. Jahrhunderts gibt, um mit einem ziemlich unvermittelten Epilog, einem Querschnitt durch das industrialisierte und militarisierte ,, neue Mexiko " zu enden, erkennbar wird, das ist die neue Kunst Eisensteins , die Natur, die Landschaft zum Handlungsfaktor zu machen. Seit der Filmballade ,, Das Meer", der ersten amerikanischen Arbeit Eisensteins , ist dieser Zug in Eisensteins Kunst immer mehr hervorgetreten. Die Klaue des Löwen bleibt erkennbar: es gibt eine Hinrichtungsszene, die das grausigste und aufpeitschendste ist, was wohl je auf der Leinwand gezeigt worden ist; und dann versagt leider der befreiende, revolutionäre
Schluß, der Epilog, der angeklebt wirkt. Mag sein, daß dies die Bearbeitung verschuldet. Aber hat Eisenstein Moskau verlassen, um sich in Hollywood ,, bearbeiten" zu lassen? Man vergleiche den neuen Russenfilm ,, 0 k rain a", der jetzt wieder im Studio Parnasse läuft, mit Eisensteins Mexikofilm, Hollywood in Eisensteins neuem Werk- oder in dessen hier man wird den Miẞklang erkennen, den diese Ehe Moskaugezeigter Bearbeitung erzeugt hat. Man bewundert und bedauert diesen Regisseur in einem. Sein Film ist das aufschlußreichste, was man zur Zeit in Pariser Filmtheatern sehen kann. Das Wesentlichste aber bleibt jener russische Antikriegsfilm. Er hat die Einheit im Weltanschaulichen und Technischen zugleich, eben das, was man bei aller Bewunderung in dem neuen Werk des großen Künstlers Eisenstein vergeblich sucht.
Trauerfeier für Einsteins Tochter
Im Krematorium des Père Lachaise in Paris fand am Mittwochnachmittag die Einäscherung von von Frau Dr. Ilse Kayser, einer Tochter Albert Einsteins statt, die im Alter von 36 Jahren hier nach längerem, schweren Leiden verstorben war. Ilse Kayser war mit dem ehemaligen Redakteur der ,, Neuen Rundschau" verheiratet und unmittelbar nach Hitlers Regierungsantritt ihrem Gatten ebenso wie ihrem Vater in die Emigration gefolgt. Sie lebte in Paris mit ihrem Gatten im Hause von Dr. Marianow, dem anderen Schwiegersohn Albert Einsteins . Bei der Trauerfeier im Krematorium sah man neben dem Gatten Frau Professor Einstein , während der berühmte Gelehrte selbst zur Zeit in Amerika weilt. Neben den übrigen Leidtragenden waren zahlreiche Mitglieder der deutschen Emigration erschienen, darunter Hugo Simon, der ehemalige preußische Finanzminister, der Schriftsteller Alfred Kerr , die Schriftstellerin Antonia Valentin- Luchaire, Dr. Goldberg vom Siedlungswerk Renouveau. Nachdem der Prediger der deutsch - israelitischen Gemeinde in Paris , Adolf Philippsborn, die rituelle Liturgie gehalten und der Toten einen herzlichen Nachruf gewidmet hatte, wurde sie unter Orgelklängen den Flammen übergeben. Die Aschenurne selbst wird in etwa vierzehn Tagen von Frau Einstein nach Amerika überführt werden.
Association des Emigrés Israélites d'Allemagne en France
Freitag, den 13. Juli 1934, um 19 Uhr im Betsal ,, Chez Cohn", 17, Rue Béranger( Metro République), Paris . Sabbathgottesdienst mit deutscher Predigt. Jedermann herzlich willkommen.
Am Samstag, dem 14. Juli, um 21 Uhr, in der Taverne d'Hauteville, 5, Rue d'Hauteville( an der Porte St. Denis ): Debatte über den 14. Juli. Das Nationalfest in Frankreich und in anderen Ländern. Anschließend geselliges Beisammensein mit Tanz. Orchester. Eintritt für Mitglieder frei. Gäste sehr gern willkommen. Unkostenbeitrag: 2 Fr.
-
Schnappschüsse!
Ein Arbeiter, der vor kurzem eine Reise ins preußische und pfälzische Gebiet gemacht hat, schickt uns nachstehenden Bericht:
Einige Tage Urlaub gaben mir eine willkommene Gelegenheit, etwas hinter die Kulissen des Dritten Reiches zu schauen und Wahrheit und Dichtung, Theorien und Praxis an Ort und Stelle zu beobachten. Mein Weg führte mich in eine bekannte Gegend, in die Pfalz . Mein Plan war, ganz Ohr zu sein, nur zu hören und feine Auskunft zu verlangen von irgend jemand, den ich nicht kannte.
Grenzstation: Bahnpolizei und Zollbeamten treten ein. Heil Hitler"! Eisiges Schweigen der etwa 15 Fahrgäste.
" Berbotene Zeitungen oder Zeitschriften?, etwas zu ver zollen?" Die Kontrolle war nicht allzu scharf. Also wir sind nun im„ dritten Reich"! Ich spähe nach Uniformen, Parteiabzeichen. Nichts. Ein- und Aussteigende sagen" Guten Morgen". Station B., umsteigen und eine halbe Stunde Aufenthalt.
-
Im Wartesaal: Herr Wirt, nehmen Sie auch Franken an? Selbstverständlich mit großem Vergnügen! Ein junger Mann des Ortes kommt herein:„ Heil Hitler"! Der Wirt sagt: " Heil Hitler" und die etwa 25 Gäste hüllen sich in Schweigen. Station C., umsteigen und eine halbe Stunde Aufenthalt. Die Innenräume des Bahnhofsgebäudes sind besät mit Plafaten.„ Warum hat Deutschland Schutz nötig im Osten, im Norden, im Westen?". Die Grenzen sind gruselig besät mit feindlichen Festungen und Flugzeugen
Station D.: Der Bahnbeamte grüßt„ Heil Hitler". Bis dahin hatte ich ein Parteiabzeichen und eine Uniform ge= sehen und dreimal hörte ich Heil Hitler" sagen und ich war 50 Kilometer in Feindesland". Wahrhaftig, etwas spärlich gegenüber meinen Erwartungen.
Ich gehe in den einige Tausend Einwohner zahlenden Ort. Es begegnet mir ein leibhaftiger SS. - Mann.„ Guten Morgen" grüßte ich höflich und ich kam mir vor wie ein Held Er antwortete ebenso höflich„ Guten Morgen". Ich war sprachlos. 50 Meter weiter begegne ich zehn jungen Männern: " Guten Morgen guten Morgen". Etwas weiter vier SA.- Leuten Guten Morgen". Ich traute meinen Ohren nicht.
Ich trete ein in das Haus meiner Bekannten, ganze Familie seit dem Umsturz Nazis, haben oft persönlich und brieflich versucht, mich zu befehren. ,, Guten Morgen guten Morgen". Donnerswetter," sage ich, wo bin ich denn hier hin geraten? Keine Uniform, teine Parteiabzeichen, fein " Heil Hitler", feine Fähnchen!" Mein Gesicht kann nicht sehr geistreich ausgesehen haben. Auf meine verwunderten Fragen. weshalb trotz des vorgesehenen Klimbims bei ihnen nicht geflaggt sei, wurde geantwortet: Ja, das ist heute Nachmittag. Aber wir flaggen und grüßen nur noch, wenn wir müssen. Das ist heute nicht mehr so wie früher. Wir haben inzwischen alle eingesehen! Ihr an der Saarseid jetzt so verrückt, wie wir es vor einem Jahr noch waren. Hier hat das alles aufgehört."-„ Seid Ihr denn soo enttäuscht? Ich dachte, Ihr seid jetzt restlos glücklich", jezt habt Ihr doch den langersehnten Adolf Hitler ?" das war einmal. Man sieht nichts von Besserung, man hört nur davon am Radio. Heute abend wird da oben ein Holzstoß verbrannt als Freudenfeuer. Man würde besser tun, das Holz den armen Leuten zu verschenken, um ihre Betteljuppe zu fochen."
Ich war erstaunt über einen derartigen Gesinnungswechsel Innerhalb einiger Monate. Am meisten wunderte ich mich, daß dieses vernichtende Urteil bei offenem Fenster und Türen und gar nicht im Flüstertone gefällt wurde. Das paste jo
gar nicht in das Bild, das ich mir von dem verschüchterten deutschen Volf gemacht hatte. Ist es der Mut der Verzweiflung, frage ich mich?
Nach kurzer Rast begab ich mich wieder auf den Weg. Unterwegs machte ich die Bekanntschaft von zwei Einwohnern, die die FAD.- und Pflichtarbeiterfrage besprachen: „ Es ist ja ganz gut, daß die Buben etwas Ordnung beigebracht bekommen, aber man soll uns doch nicht weiß machen wollen, daß es zur Ankurbelung der Wirtschaft geschieht."
Was sagt der Bauer? Jawohl, die Rodungen sind gut. Aber es gedeihen doch bei uns nur Kartoffeln und Roggen. Aber Roggen haben wir seit Generationen mehr, als wir im normalen Handel absetzen. Seit Jahrzehnten geben die deutschen Regierungen Ausfahrtsprämien für Exporteure. Und Kartoffeln haben wir soviel, noch nicht einmal 2 Mark fonnten wir deshalb im letzten Jahr erzielen. Die Früchte dieser Rodungen werden uns keine Hilfe, sondern eine Belastung sein.
Vor einigen Tagen sah ich, wie ein Trupp SA.- Leute eine Mühle mit Holz- Handgranaten erstürmten. Aber das ist bei leibe keine militärische Uebung. Die Gemeinden haben für die FDA.- Lager aufzukommen: Die Gemeinde für 10 Jahre(?) lang. Die Gemeinde N. N. legt demnächst ihr Land zusammen. Die Arbeiten werden vom FDA. gemacht und die Gemeinde hat zigtausend Mark dafür zu zahlen. Wir haben Arbeitslose und andere Leute genug, die diese Arbeibleiben, aber so ist es einfach eine militärische Requisition." ten gerne ausführen würden. Das Geld könnte im Dorf Ich frage:„ Habt Ihr wirklich noch Arbeitslose?" „ Arbeitslose genug und noch mehr Erwerbslose." Welcher Unterschied besteht denn zwischen Erwerbslosen und Arbeitslosen?"
„ Wir haben bestimmt weniger Arbeitslose, als vor HitIerszeiten. Kunststück! Dadurch, daß man feine Unterstützung mehr bezahlt, schafft man die Arbeitslosigkeit ab. Man sucht nach Verwandten, die noch etwas besitzen und überläßt dann die Sorgen denen. Auf der Suche nach bemittelten Verwandten ist man beinahe so scharf, wie nach der Suche nach der arischen oder nichtarischen Großmutter. Alles nur Erdenkliche wird erfunden, um jemanden seiner Unterstützung. zu berauben. Und wenn es dann nicht anders geht, beschäftigt man ihn in Notstandsarbeiten zu einem Stundenlohn, der bei 40stündiger Arbeitszeit für Arbeiter ohne Familie eine Kleinigkeit( 2-3 RM. die Woche) mehr ergibt als die Erwerbslosenunterstützung, während bei einem Mann mit großer Familie bestimmt weniger herauskommt, als die Erwerbslosenunterstüßung." Da ich daran zweifelte, hat man mir es dokumentarisch bewiesen. Allerdings können die Leute mit großer Familie von sonstwo unterstützt werden.
,, Wieviel Leute mehr denken Sie haben seit Hitler wirklich erwerbbringende Arbeit gefunden?" Erstaunte Gesichter.„ Mehr? Es haben bestimmt heute nur noch wenige die Löhne, wie vor Hitler . Wirklich normal bezahlte Arbei: ter gibt es heute Millionen weniager, als vor Hitler und es sieht aus, als ob aber von Tag zu Tag diese Not schlimmer würde. Natürlich von den neudeutschen Bonzen müssen wir absehen. Es handelt sich um etwa 2 bis 300 000. Diese haben Karriere gemacht in fast amerikanischem Tempo. Einen typischen Fall will ich Ihnen erklären. Ein Eisenbahnarbeiter wird in einem Jahr in einigen Sprüngen Bau- Rat. Ein fleines Schreiberlein wird Bürgermeister in einem größeren Ort. Befähigungsnachweis- Mitgliedsnummer unter 100 000. Sowas hat man früher Parteibuch oder Bonzenwirtschaft genannt, die unbedingt ausgerottet werden mußte. Wie hat man das gemacht?
DAD Besonders wertvoll
zum Verständnis der letzten Ereignisse in Hitler - Deutschland . Ungewöhnlich interessant und aufschlußreich
des dritten Reiches
Geschichte des Nationalsozialismus bis in die neueste Zeit
Hier hat wohl zum erstenmal ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus versucht, Entstehung und Aufbau des nationalsozialistischen Staates so zu sehen, wie sie sind; also weder so, wie die meisten Gegner des Nationalsozialismus ihn am liebsten sähen, noch so, wie er selbst gesehen zu werden wünscht.
Es kam dem Verfasser in diesem Buch darauf an, in größtmöglichster nüchterner Klarheit die gewaltigste politische Suggestion zu schildern, die unser Zeitalter kennt.
Niemand wird künftig über das Problem des Nationalsozialismus mitsprechen dürden, der dieses Buch nicht gelesen hat. Preis des 272 Seiten starken Buches: Kartoniert 25,- Fr. Leinenband 35,- Fr.
Buchhand'ung der Volksstimme
Saarbrücken 3 Bahnhofstraße 32 Neunkirchen:: Hüttenbergstraße 41
In unserem Ort hat man früher keinen einzigen bezahlten Partei- oder Gewerkschaftsbonzen gekannt. Alles wurde ehrenamtlich gemacht. Und heute haben wir in unserem Ort ( 3000 Einwohner) allein 8 bezahlte Bonzen. Das ist Wirtschaftsankurbelung."
Im nächsten Ort treffe ich alte Bekannte. Früher vom Sozialismus angehauchte Zentrumsleute. Sie sind nicht mehr die alten. Ihre Ideen, ihre Reden sind radikalisiert. Ihrer Hoffnung auf Befreiung geben sie Ausdruck in Formen, die den radikalsten Kommunisten alle Ehre machen würden. Die Leute sind besser auf dem Laufenden, als ich gedacht habe. Daß Göring den Reichstag angesteckt hat, ist für sie keine Frage. Sie erfennen auch den Hitlerkurs gegenüber der Kirche. Ausdrücke, wie: Wotans Micki- Maus für Goebbels find an der Tagesordnung. Der Schwindel mit der Arbeitsschlacht, die Korruption, Bonzenwirtschaft, den Bettelsozialismus und den unvermeidlichen Bankrott sehen ste ja alle klar und sie können mir alle bestätigen, was ich bis dahin gesehen und gehört habe.
Des Abends sißen wir am Radio. Sie suchen Anschluß an Moskau . Wenn etwas aus Deutschland kommt: Schnell weiterdrehen. Den Mist haben wir lange genug gehört." Luremburg und Straßburg werden sehr viel gehört. Große Hoffnung setzt man auf eine Niederlage Hitlers an der Sa a r. Man rechnet mit Bestimmtheit, daß auch das Saarvolk bis zur Abstimmung den Nationalsozialismus begriffen hat und ihm eine Ohrfeige gibt. Bleibt so lang, wie es geht von Deutschland fern. Ihr wißt nicht, wie schön Ihr es habt!" Das kann man immer und immer wieder hören.
Mein Weg führte mich zu einem anderen Ort, der als Hochburg des Nationalsozialismus bekannt ist. Ich trete in eine Gastwirtschaft mit Guten Morgen" ein. Ein paar Leute sitzen da. Die Unterhaltung war nicht sehr lebhaft, bis eine Gruppe von 5 bis 6 jungen Leuten, 25 bis 26 Jahre alt, eintraten. Zwei grüßten Heil Hitler ", der Reit mit 3 Liter"! Etwas Gelächter und Schmunzeln. Bisher glaubte ich, in Deutschland sei das„ Heil Hitler" so heilig, wie das„ Gelobt sei Jesus Christus" bei den Katholiken.
Die Ortsgruppe besteht aus 120 Mann. Es war Appen angesagt. Von 120 Mann erschienen 15. Der Führer macht einen schrecklichen Krach und befahl Strafappell für 12 Uhr nachts. Resultat 35 Mann. Ja, die Jungens haben den Kappes satt.
Ich erfundige mich, wie es fommt, daß heute schon so viele Menschen ernüchtert sind. Am 12. November wurde doch noch fast einstimmig gewählt. Da sind viele Ursachen," sagt ein Mann.„ Die gewaltige Angst vor der Kontrolle ließ viele Leute, denen es anders ums Herz war, nationalsozialistisch stimmen. Man glaubte allgemein an eine Erfindung des Propagandaministeriums, die es ermögliche, jede Stimme zu kontrollieren. Mein Gewährsmann erklärt, daß in ſeinem Ort und bestimmt in vielen Orten während des Stimmenzählens die Oeffentlichkeit ausgeschlossen war. Polizei und SA. hatten das Lokal abgesperrt. Und wie kam es, daß unzählige Neinwähler nach den Wahlen verhaftet wurden?"
-
Zum Schluß noch zwei Bemerkungen von einem fast 70jährigen Bauern und einem kleinen Buben. Ich frage den Alten:„ Also, wie sollen wir es denn machen an der Saar ?" Er antwortete Für uns Bauern wäre es ja besser, wenn die Saargrenze fallen würde, da wir dann unsere Erzeugnisse besser los werden. Aber ich sehe nicht ein, daß Ihr ins Unglück fommen sollt, damit wir unsere Kartoffeln besser loswerden. Ich will den Tag der Befreiung noch erleben und Ihr an der Saar könnt uns vielleicht viel helfen!"
Der Kleine, ein Kind aus der Stadt in Begleitung seiner Tante, begegnete einer Hafenkreuzfahne. Auf die Mahnung seiner Tante, auch die Hand zu heben, erwiderte er im schönsten Dialekt:„ Aich sain doch keen Aaf". Beide haben recht. Wir wollen an der Saar keine Affen sein und uns unnötig ein Hakenkreuzunglück aufbürden.
Jeder Saarländer , der wirklich den Nationalsozialismus und seine verheerenden Erfolge kennen lernen will, sollte einige Tage drüben bei bekannten Menschen zubringen. Aber nicht beim Kundgebungstheater und auch nicht als Fremder. Dann, würde er bestimmt die Losung beareifen; Gegen Hitler ! Für Deutig landl
2:22.