Madrid , 16. Juli. In Spanien ist die Oeffentlichkeit über die Rede Hitlers äußerst enttäuscht und zahlreich sind die
Preſſeſtimmen, in denen dieſe Rede völlig abgelehnt wird. A2 1.Hampelmann unter der eisernen Maske"
Die Madrider Zeitung„ El Debate"( katholisch) sagt: Hitler habe als Revolutionär gehandelt, für den der Zwed die Mittel heilige. Die Mittel aber bereiten Entseßen, wenn man sehe, wie sie in einem großen Lande angewendet würden, das christlich und zivilisiert sein wolle. Nein, der Führer habe nicht überzeugt.„ Wir wissen, daß das unmöglich war; aber wir hofften, daß er uns wenigstens über unsere Zweifel hinweghelfen würde. Das war nicht der Fall. Von unserem Protest haben wir nichts zurückzunehmen. Wir können ihn nur wiederholen."
„ El Socialist a"( Madrid ): Hitler ist von den Großindustriellen abhängig. Das beweist der Wandel, der jetzt im Reichswirtschaftsministerium vor sich geht; denn dieser Wandel ist die erste Konzession an Krupp.
Der ewige Heuchler
Hitler und seine homosexuellen Freunde
Die neueste Nummer der von Dr. Otto Strasser herausgegebenen„ Deutschen Revolution":
,, Unter Bezugnahme auf Punft 7 der heuchlerischen Anordnungen Adolf Hitlers für die neue SA. hatten wir an den derzeitigen deutschen Reichskanzler die Frage gerichtet:
„ Gilt dieser Befehl nur gegenüber den ermordeten SA.Führern oder auch gegenüber lebenden Ministern und Großwürdenträgern Ihres Systems?"
Es war selbstverständlich, daß die einzige Antwort in einer Mordhezze gegen Otto Strasser bestand, in der„ Völkischer Beobachter" und„ Der Deutsche" die Stichworte für die Provinzpresse gaben.
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Umso wichtiger erscheint es uns, die Frage durch Nennung einiger Namen zu konkretisieren schon um Herrn Hitler vor einer Wiederholung des peinlichen Eingeständnisses zu bewahren, daß ihm von der„ unnatürlichen Veranlagung" seiner Unterführer nichts bekannt gewesen sei.
Wir klagen daher vor dem deutschen Volk und der Welt:
öffentlichkeit zunächst folgende Großwürdenträger des Hitlersystems der, homosexuellen Veranlagung
und Betätigung an:
Reichsminister Rudolf Heß , Stellvertreter des Führers und oberster Parteifunktionär;
Reichsjugendführer Baldur von Schirach . dem nicht nur die gesamte Hitlerjugend, sondern nunmehr auch die konfessionelle und bündische Jugend ausgeliefert ist; Reichsstatthalter Karl Kaufmann , im Rang eines Reichsministers, zugleich Gauführer von Hamburg ; Oberpräsident Hellmuth Brückner, Oberpräsident von Schlesien , zugleich Gauleiter;
Oberleutnant Brückner, persönlicher Adjutant Adolf Hitlers und SS .- Führer.
Als Zeugen für unsere Behauptung, die wir jederzeit vor Gericht zu beeiden willens und in der Lage sind, nennen wir( da mit Hauptmann Röhm und Greggor Strasser leider die beiden Hauptzeugen rechtzeitig beiseite geschafft wurden) Minister Dr. Frick, Oberpräsident Erich Koch , General von Heinemann( früher Vorsitzender des Uschla), Frau Minister Heß, Ministerpräsident von Killinger u. a., auf deren direkter Aussage( neben der persönlichen Einsicht in geheime Partei- Aften) unsere Anschuldigung basiert.
Reichsfanzler Adolf Hitler , dessen langjähriger Privatsekretär und dessen persönlicher Adju= tant sich unter den Angeschuldigten befinden, hat das Wort."
Bremen , 16. Juli( Eig. Bericht). Fünf hervorragende Führer der Bremer SA . sind vor einiger Zeit plößlich verhaftet und in das Gefängnis überführt worden. Man hat sie jetzt wieder entlassen und erklärt, daß sie zwar nicht schuldig feien an dem Komplott des Röhm, daß sie aber ihrer Aemter enthoben seien und noch ein Verfahren zu gewärtigen hätt n
Große Baisse in Luxusautos Niemand will sie kaufen...,
In einer Berliner Garage sind ein Dußend hochfeudale Autos, zum größten Teil Mercedes - Wagen, untergebracht, die den erschossenen SA .- Führern gehörten. Aber niemand will die Autos kaufen. Zu diesen Wagen stießen in den letzten Tagen noch Autos anderer noch lebender Nazi- Unterführer, denen die drohenden Befehle des Führers zur Sparsamkeit Angst einjagten und die von ihren schönen Limousinen und Sportswagen nun auf einmal nichts mehr wissen wollen. Auch ihrer Landhäuser haben sich gewisse Unterführer entledigt. Freundinnen, durch die sie zu einem Leben, das weit über ihre finanzielle Kraft hinausging, verführt wurden, sind, so will die Basler, National- Zeitung" wissen, möglichst in Berufsstellungen untergebracht worden...
,, Mamsell" Brauer
Ammenmärchen
Die„ Schleswig- Holsteinische Tageszeitung" will bei dem allgemeinen Verrücktspielen natürlich nicht gerne zurückstehen. Darum veröffentlichte sie in ihrer Nr. 144 folgende blödsinnige Meldung:
„ R.- Bad Bramstedt. War es Genosse Brauer?
Mit einer sonderbaren Angelegenheit beschäftigen sich zur Zeit die Behörden. Auf einem Gut in der Umgegend wurde eine ältere Mamiell beschäftigt, die plötzlich die Dienststelle verließ. Schon den Hausgenossen fiel das eigenartige Wesen der zigarrenrauchenden Mamfell auf. Die Gutsverwaltung hat Anhaltspunkte dafür, daß es sich bei der Person um feinen anderen als um den flüchtigen ehemaligen Oberbürgermeister von Al tona , Brauer, handeln soll. Man darf gespannt sein, was die diesbezügliche Untersuchung ergeben wird."
Neuyork, den 16. Juli.
Die öffentliche Meinung in Amerika bleibt angesichts der Rede des Reichskanzlers Hitler empört über die jüngsten Ereignisse in Deutschland . Niemals hat seit dem Kriegsende die deutschfeindliche Stimmung ein solches Ausmaß angenommen. Die demokratische Tradition in Amerika hatte schon längst ein gewisses Mißtrauen gegenüber den europäischen Diktaturen erzeugt. Aber die Methoden, die von Hitler angewandt werden, haben trotz seines Rechtfertigungsversuches bei der großen Mehrheit des Publikums das absolutistische Regime des„ dritten Reiches" vollkommen in Mißkredit gebracht.
Am Tage nach den blutigen Vorgängen des 30. Juni hatte sich das amerikanische Gewissen gegen die Brutalität der blutigen Maßnahmen und die Verachtung aller Rechtsgrundsäße aufgebäumt, die sonst zivilisierten Völkern heilig sind. Hitlers Rede hat ihn in den Augen der Amerikaner wegen
seines brutalen Vorgehens nicht gerechtfertigt. Einmütig kritisiert die Presse Hitlers Rede und seine Politik. Der Fanatiker
Die„ New York Herald Tribune" gibt ihren Ausführungen die Ueberschrift Die Rede eines Fanatikers". Das sei das allgemeine Gefühl. Man empöre sich allenthalben darüber, daß Hitler sich identifiziere mit dem nationalen Gewissen des deutschen Volkes, als wenn er der oberste deutsche Richter sei.„ New York Times " bemerkt, daß der deutsche Alleinherrscher zum ersten Male im Reichstag in einer neuen Rolle sich gezeigt habe. In der Verteidigung. Wenn Hitler das Bedürfnis habe, sich zu rechtfertigen, dann nur, weil er nicht sicher ist, das Vertrauen des Volkes zu be= sitzen und des blinden Gehorsames dieses Volkes. Die Zu
Gebell und Gebrüll
,, New York Post" schreibt unter dem Titel„ Ein Hampelmann unter einer eisernen Maske": Hitlers Rede zeige deutlich das Bild eines Deutschland , das von seinem Führer enttäuscht sei. Die Nazis seien verwirrt über die Richtung, die dieser einschlage zur Verwirklichung eines fanatischen Sozialismus und seines Programmes. Die SA . stände am Vorabend einer Revolte, und Hitler könne fein Vertrauen mehr zu seinen eigenen Kameraden haben. Er stüße sich auf die Armee. Das Gebell, das Ge= brüll und die rednerischen Gesten Hitlers fämpfen ver gebens gegen den unwiderstehlichen Sumpf an, der bald sein drittes Reich" verschlingen wird, das nur Wind gewesen ist."
„, Die Toten können nicht reden"
Mehrere Zeitungen, wie Hartford- Courant" meinen, der Kanzler habe nur einen armseligen Lichtschimmer auf die Ereignisse des 30. Juni geworfen. Andere deuten auf die verschiedenen Widersprüche hin, die Hitlers Erklärungen selbst bieten.„ Pioneer Preß" in Saint Paul bedauert, daß die Toten nicht selber ihre eigene Darstellung geben können. Mehrere Zeitungen, wie„ Cleveland Plain Dealer" stellen fest, daß Hitlers Rede nichts an der Meinung der Welt geändert haben wird, die, wie„ Cansas City Star" hinzufügt, sehr skeptisch sei.
In jedem Falle ist die Isolierung, in der Hitler das Reich abzuschließen drohe, ein Selbstmord nach der Auffassung des " Philadelphia Inquirer" ebenso wie des„ New York Sun", der die Meinung ausspricht, Deutschland werde nicht lange vom„ Erjah" leben können...
Ahnungsvoll, sentimental und clegisch
Zwei führende deutsche Pressestimmen „, Ernst furchtbarer Erkenntnisse"
Adolf Hitler hat mit seiner Person die volle Verantwortung für die überstandenen Tage und ihre Folgen übernommen. Nur weil er sich starf genug fühlt, das Vergangene zu tragen, weiß er sich stark genug, der Nation auf dem Weg in die Zukunft weiter voranzugehen. Der Kanzler hat jest enthüllt, daß er schon lange den Frrweg gesehen hat, den jene betraten. Es kann nichts Tragischeres gedacht werden als jene fünfstündige Unterredung mit Stabschef Röhm, die bis Mitternacht währte, in der Adolf Hitler seinen Kameraden beschwor, Kamerad zu bleiben.
Adolf Hitler hat ausgesprochen, daß er in einem Augen blick der höchsten Not, in extremis, es vor der Nation und vor der Geschichte auf sein Gewissen genommen hat, oberster Gerichtsherr dem deutschen Volke zu sein, als solcher zu urteilen und zu strafen. Das Ungeheure solcher Verantwortung lebten richterlichen Han= delns ist gestern erst mit auf die Schultern der Volksvertretung übertragen worden. Es ist nicht zu zweifeln, daß der Reichstag solche Verantwortung nur dann tragen kann, wenn er mit dem Kanzler entschlossen ist, hinfort an seiner Stelle, für die Ordnung des Staates einzutreten. Wenn er weiß, daß die Last, die Adolf Hitler auf sich genommen hat, hinfort die Organe des Staates, die Beamten und Gerichte unverbrüchlich verpflichtet, für die sitt= liche Gesundheit der Nation zu sorgen. Es muß den ewig sittlichen Mächten eine bleibende Stätte in der Gemeinschaft des Volkes bereitet sein, ein gemeinsamer Wille zum Guten, dem sich der einzelne unterwirft, schafft die Ordnung. Diese Ordnung ist der Staat. Er genügt, aber er genügt nur, weil und solange er ein Organ der Sittlichkeit ist. Dies ist die Lehre, die auf Grund der vierundzwanzig Stunden der bittersten Entschlüsse seines Lebens" Adolf Hitler der Nation unterbreitet hat.
Daß er diese Lehre hat geben können, dazu ist Adolf Hitler das Leid nicht erspart geblieben. Er hat auch nicht verheimlicht, wie er hat leiden müssen. Das Bild des Kanzlers, wie er am 1. Juli am Fenster seines Amtsgebäudes in Berlin auf die ihm zujubelnde Menge niederblickt, kann nie ver
„ Ovationen nicht erwünscht"
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Sie hatten Angst
Bekanntlich hielten die Nazibonzen nach ihrer Bartholomäusnacht in Flensburg , als in Reichweite der dänischen Grenze, eine Verschwörersizung ab. Da sie mit der Liebe des Volkes nicht allzu unmittelbar in Berüh rung kommen wollten, gab die Kreisleitung der NSDAP . folgenden Befehl heraus:
Am 4. und 5., Juli findet in Flensburg eine Tagung sämtlicher Gauleiter und Reichsleiter der NSDAP . statt. Es wird darauf hingewiesen, daß Ansammlungen und Ovationen nicht erwünscht sind. Es handelt sich um eine ernste Arbeitstagung, die nicht repräsentativen Zwecken dient."
gessen werden. Trauer stand in diesem Gesicht geschrieben sein Leben für das Vaterland in die Schanze geschlagen hat, und der Ernst furchtbarer Erfenntnisse. Wie einst der Soldat so hat jetzt der Staatsmann die Not seiner Seele auf sich genommen. Er tat das, weil er mit jedem Gedanken das Teuerste umfrallt, was uns auf dieser Erde gegeben ist: das deutsche Volk und das Deutsche Reich".
Niederschmetternd"
Knapp 14 Tage nach der Niederschlagung der Röhm- Revolte hat der Reichskanzler Adolf Hitler am Freitag im Reichstag vor den Vertretern des deutschen Volkes, damit vor der Nation und auch vor der Welt, einen eingehenden Rechenschaftsbericht gegeben. Dieser Bericht war für alle, die ihn hörten, erschütternd. Verriet er doch, wie verwegen und kalt berechnend die ewigen Revolutionäre zur Erreichung ihrer eignen Zwecke vorgehen wollten; vor einem blutigen Bürgerkrieg schreckten sie nicht zurück, und selbst vor dem Leben des Reichskanzlers machten sie unter Ausdenfung teuflischer Pläne nicht halt. Wer gestern in der Krolloper der denkwürdigen Reichstagssißung beiwohnte, konnte deutlich erkennen, welch niederschmetternden Ein druck das vorgelegte Material auf das ganze Haus machte und wie schwer es anderseits stellenweise dem Reichskanzler wurde, in dieser Offenheit über den Treubruch von Män nern zu sprechen, die er aus dem Gefühl der Treue heraus zu lange mit seiner ganzen Person gedeckt hatte.
Deutschland befindet sich wirtschaftlich und politisch in einer Lage, in der eine einheitliche Führung auf allen Gebieten sich nicht von Revolutionären aller Schattierungen in den Arm fallen lassen kann. Die Schwierigkeiten, die überwun den werden müssen, sind an sich schon groß genug. Man faunt ihrer nicht Herr werden, wenn der Staat, von Umstürzlern bedroht, nicht zu arbeiten vermag, und wenn das gesamte wirtschaftliche Leben gelähmt und auch außenpolitische Kreise gestört werden. Die Vorgänge um die Wende Juni- Juli sollen für alle eine Warnung sein. Die Zeit der per manenten Revolution muß vorbeisein! Deutsch land kann nur unter einem Regiment der Ordnung ge deihen. „ Kölnische Zeitung "
Fememörder Schulz
Ist er geflohen?
Kurz nach dem Massaker im dritten Reich" fuhr ein junger Genosse aus dem Ruhrgebiet per Rad nach Amster dam. Beim Grenzübertritt stellte er fest, daß die Ueber wachung verschärft war. Er wurde zwecks Prüfung seiner Personalien in ein Zimmer geführt und war Ohrenzeuge eines Telefongesprächs. Aus dem Zwiegespräch konnte er entnehmen, daß Anweisungen zur weiteren Verschärfung der Ueberwachung gegeben den unes sich weiter um die Fahndung nach Oberleutnant Schula handelte.
Das schlechte Gewissen ist eben manchmal stärker als Die Attentatsgerüchte
die Prunksucht.
Na also!
Es war alles nur ein Traum
ihrer Nr. vom 4. Juli(!) folgendes: Die„ Flensburger Nachrichten" melden im Hauptblatt
„ Der Generaldirektor der Manchester Corporation of Transport", Stuart Pilcher, der dem internationalen Straßenbahnkongreß in Berlin beiwohnt, hat, wie Reuter aus Berlin meldet, erklärt, daß auf ihn die Volkstümlichkeit Hitlers bei den deutschen Massen einen großen Eindruck gemacht habe. Er sei daher auch überrascht über die allgemeine Ordnung in Deutschland , besonders, nachdem er einige übertriebene Berichte gelesen habe, die in der Auslandspresse erschienen sind."
Na also! Wer mag sich da eigentlich das Emigranten märchen aus den Fingern gesogen haben, daß in Deutsch land in der letzten Juninacht großes Massaker stattdeutscher Persönlichkeiten ums Leben gekommen seiz
Man darf gespannt sein, wann sie endgültig über- gefunden habe, bei dem eine sehr große Anzahl bekannter schnappen!
Auf wen wurde geschossen?
Von dem SS.- Mann, der uns die Erefuttonsart in Lichters felde schilderte, wird erklärt, daß anläßlich der Bestattung von Görings Frau in Karinshall( Schorfheide) tatsächlich ein Attentat auf Hitler geschehen sei. Hitler sei wie immer mit einem größeren Schußgefolge in vier Wagen angefahren. Er nehme stets in einem anderen Wagen Platz, so daß man nie genau wisse, welchen er bei der jeweiligen Fahrt benutzt. Bei der Fahrt nach der Schorfheide glaubte man aber zu wissen, daß er im ersten Wagen fahre. Auf diesen Wagen ist dann von SA .- Leuten geschossen worden. In diesem Wagen saß aber unter anderen Himmler, der eine Verwundung durch Schuß in den Arm erlitten hat. Aus diesem Grunde sei Himmler nachdem auch nicht mehr in der Oeffentlichkeit zu sehen gewesen, selbst bei der blutigen Aktion gegen die Rebellen nicht in Aftion getreten. Hitler aber hat im dritten Wagen gesessen und leide nun erst recht seit diesem Vorfall an schlimmstem Verfolgungswahn. Hier finde man auch einen Anhalt für die Vernichtung seiner bisherigen besten Freunde Ueber die wiederholt gemeldete Verwundung Görings bei einem Autounglüc war nichts au erfahren.
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