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Deutsche Kartoffelsorgen

Preis bis zu 20 Pfennig das Pfund

Wir entnehmen Het Volt" in Amsterdam  :

Die Lebensmittelversorgung Berlins   wird von Tag zu

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Die Pländung der Reidiskassen

Tag schwieriger. Die Bauern, die infolge des Futtermangels Ein

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und auch durch Antipathie gegen die Stadt, zu einem un­organisierten Streif übergegangen sind, schicken feine Kar­toffeln, zu wenig Gemüse und fein Fett nach der Hauptstadt. Am Schlesischen Bahnhof   stehen die Kartoffelhändler in Reihen, um sich ein paar Kilo der viel zu geringen Einfuhr zu bemächtigen. Schon seit einigen Tagen ist im Norden Berlins   feine Kartoffel zu kriegen. Die Händler bezahlen selbst schon fünfzehn Pfennig per Pfund. Samstag waren nur so wenig Kartoffeln auf dem Markt, und in den Fleisch­hallen war fein Stückchen Fett. Selbst von den Schinken hatte man es abgeschnitten. Die Regierung gibt sich alle er­denkliche Mühe, um die Kartoffeleinfuhr nach Berlin   zu ver­größern. Aber bis jetzt war alles erfolglos. Der Preis ist jetzt schon auf zwanzig Pfennig per Pfund gestiegen." Während die Rubriken der deutschen   Blätter voll standen mit Berichten über die Unruhen in Amsterdam  , hätte man eigent­lich genug zu tun gehabt, über die Unruhen in Berlin   zu schreiben, die sich ungefähr zu gleicher Zeit abspielten. Das hat man jedoch lieber unterlassen. Das erfahren wir aus ausländischen Zeitungen. So lesen wir darüber in Het Volf":" Der Mangel an Kartoffeln und Fett und die hohen Gemüsepreise haben in Berlin   Unruhen verursacht. In einer Arbeitergegend in Neukölln, wo zum großen Teil frühere Sozialdemokraten wohnen, haben die aufgeregten Bewohner, die teils keine Kartoffeln friegen und sie teils zu teuer be­zahlen müssen, die Fenster von einigen Gemüsegeschäften eingeworfen. Die Polizei arretierte eine Anzahl Demon­stranten."

Die Überschwemmung in Galizien  

100 Personen ertrunken

Die Zahl der ertrunkenen Personen im polnischen leber: chwemmungsgebiet beträgt etwa 100. Etwa zwei Mil­lionen Menschen haben ihr ganzes Hab und Gut verloren. Die Räumung der Stadt Krakau   wird fortgesetzt.

dnb. Warschau  , 19. Juli. Im jüdpolnischen Ueberschwem­mungsgebiet ist insofern eine leichte Entspannung eingetreten, als der starke Regen zeitweilig nachläßt, so daß der Wasserdruck auf die Flüsse etwas abnimmt. Der Schwer­punkt der Gefahr scheint bis jetzt sich auf die Weichsel   zu fonzentrieren. Ihr Wasserstand stieg am Mittwochabend noch, allerdings in etwas langfamerem Tempo. Wenn nicht neue starte Regenfälle einsetzen, kann die größte Gefahr am Ober­lauf der Weichsel   und der anderen Flüsse als über= wunden gelten. Der Verkehr im Ueberschwemmungs­gebiet ist vorläufig noch nicht wieder aufgenommen worden. ie internat nalen Eisenbahnsüce. die normalerweise über Krafau- Lemberg gehen, werden über Kielce   umgeleitet. Wie sich herausstellt, befanden sich im Ueberschwemmungs­gebiet insgesamt 83 Ferienlager der Pfadfinder. Die In­fassen sollen alle in Sicherheit gebracht worden sein.

Ende des Generalstreiks? Massenverschickungen aus Kalifornien  ?

dub. San Franzisko, 19. Juli. Der Generalstreik geht in feinem allgemeinen Durcheinander seinem Ende entgegen. Von allen Seiten wird der Zusammenbruch der Streif­bewegung bestätigt, ein Ergebnis, das hauptsächlich auf den energischen Selbstschutz der Bevölkerung zurückzuführen ist, durch den die Nahrungsmittelzufuhr mit Waffengewalt ge= sichert wurde. Einige Zusammenstöße, die sich in Seattle   und Spokane   ereigneten, sind hauptsächlich auf kommunistische Anstiftung zurückzuführen.

Das bei den in den letzten Tagen verhafteten Streiffüh­rern beschlagnahmte Material ergibt, daß die Kommunisten bereits seit Jahresfrist einen allgemeinen Streif in sämt lichen Hasenstädten der Vereinigten Staaten   planten. Als Ergebnis der Aufdeckung dieser Pläne werden Massenver­schickungen erwartet.

Generalstaatsanwalt Cummings teilte am Mittwoch mit, daß der Gouverneur von Californien Roosewelt auf drahtlosem Wege ersucht habe, Ausländer, die im Zu­sammenhang mit dem Generalstreif in San Frangisko auf= wieglerische Tätigkeit verfolgten, aus Amerika   auszuwei= fen. Die Forderung ist an das amerikanische   Arbeitsmini­sterium weitergeleitet worden.

Ein Gegenzug der Reichsregierung

Die Sperre der Treuhänder über 200 Millionen Mark mo­natlich indirekte Reichssteuern als Sicherung für die Zinsen und die Tilgung der Dawes und der Young­Anleihe beruht auf folgenden Garantiebestimmungen, durch die Zinsen und Tilgung der Dawes- Anleihe sicher ge= stellt werden sollen:

1. durch die gesamten gegenwärtigen und zukünftigen Vermögensbestände und Einkünfte des Deut, schen Reiches;

Das Verhalten der Reichsregierung wird nicht gerade för­derlich auf die schwebenden Transferverhandlungen einwir­ken. Mit Schweden   sind sie ohne Erfolg geblieben. Nord­ amerika   hat Verhandlungen schroff abgelehnt. Die Verhand lungen mit Frankreich   dürften zwar im Laufe dieser Woche zum Abschluß kommen. Allerdings verlautet, daß Frankreich  keinen Mindestausfuhrüberschuß für Deutsch­ land   garantiert habe. Immerhin wird man annehmen dürfen, daß beide Länder auch zukünftig die zollpolitischen

2. durch ein er stes Pfandrecht an den von Deutsch  - Maßnahmen so handhaben werden, daß ein solcher Aktiv­land zu leistenden Reparationszahlungen, und

3. mit der Bedeutung einer Zusatzsicherheit, durch ein erstes Pfandrecht an den Bruttoeinnahmen des Reichs aus 3öllen und den Abgaben auf Tabat, Bier und Zucker, den Nettoeinnahmen aus dem Spi­ritus monopol...

Die Reichsregierung bestreitet dennoch die Rechtmäßigkeit

des Vorgehens der Treuhänder und hat die Reichsfinanz­fassen bereits angewiesen, die Zahlungen aus den verpfän­deten Einnahmen nicht mehr wie bisher auf das Konto der Treuhänder der Dawes- Anleihe bei der Reichsbank zu lei­sten, sondern entgegen den vertraglichen Bestimmungen un­mittelbar auf das Konto der Reichsfinanzkassen vorzuneh­men, um sie auf diese Weise dem Zugriff der Treuhänder zu entziehen.

Das verschärft und komplizert den Streitfall und wird im Auslande so aufgefaßt, daß Deutschland   den zahlreichen Ver­legungen vertraglicher Verpflichtungen eine weitere hinzu­fügt, durch die nun auch die feierlichen Vereinbarungen der durch das gesamte Vermögen des Deutschen Reiches   garan= tierten Anleihe außer Kraft gesetzt werden. Es ist nicht daran zu zweifeln, daß die Treuhänder gegen ein derartiges Vor= gehen energisch Protest einlegen werden.

Das Neueste

Am Mittwoch wurden die angekündigten ersten Versuche unternommen, mit Sirenen die Bevölkerung auf dringende Luftangriffsgefahr aufmerksam zu machen. Diese Versuche haben sich als ziemlich wirkungslos erwiesen, da im Lärm der Straßen das Sirenengeheul faft völlig verloren ging, so daß beschlossen wurde, die Lautstärke zu erhöhen und demnächst die Versuche zu wiederholen

Das Gesetz über die Flottenbautranche von 1934 ist im Journal Officiel" erschienen. Vorgesehen ist der Bau eines Großkampfschiffes, eines Torpedobootszerstörers und zweier U- Boote. Der neue Panzerfreuzer der Dünkirchen­Klasse wird den Namen Straßburg   erhalten und dem: nächst auf einer Privatwerft in St. Nazaire   auf Kiel gelegt werden.

Der Unterredung Barthons mit dem rumänischen Ministerpräsidenten Tatarescu, der Mittwoch: abend nach Bufarest zurückgereist ist, galt in erster Linie, wie man erklärt, der Vorbereitung des offiziellen Besuchs des Königs Carol. Höchstwahrscheinlich wird König Carol in der ersten Oktoberhälfte in Paris   eintreffen Außenpolitisch hätten sich Barthon und Tataresen nicht mehr viel zu sagen gehabt, höchstens sei die Frage des Oftvaftes und die tüble Aufnahme, die er in Deutschland   und Polen   gefunden habe, gestreift worden.

In Epernay   wurde der ungarische Ingenieur Kellner verhaftet, der der Spionage beschuldigt wird. Er soll sich eine Reihe von Kriegsschiffsplänen verschafft haben.

Ueber ganz England entluden sich am Mittwochabend schwere Gewitter mit Wolfenbrüchen. Drei Personen wurden durch Blizschlag getötet, und über 30 Personen erlitten Ver: legungen. In vielen Ortschaften fam es zu aroken Ueber: schwemmungen. Auf der in privatem Besitz befindlichen Insel Brownsea bei Poole Harbour ist ein riesiges Busch­feuer ausgebrochen, das bereits einen Teil der Insel ver= wüstet und zwölf Häuser zerstört hat. Die Flammen werden von Truppen, Bolizei und Arbeiterschaft befämpft. Die Insel ist als Schongebiet für Vögel und Tiere berühmt, ven denen Hunderte in dem Brond ums Leben gekommen sind. Der befannte Reitungsbefizer Ford Rothermere hat die weitgehende Unterstützung der Mosley- Faschisten durch seine

saldo zugunsten Deutschlands   aufrechterhalten wird. Durch das vorgesehene Clearing soll eine Weiterzahlung des vollen Zinsendienstes für die Dawes: und Young- Anleihen gewährleistet werden, für den im laufenden Jahre insgesa t 24 Mill. RM. benötigt werden.

Die Reichsfinanzen im Mai

Mehr Ausgaben als Einnahmen

Im Mai wurden insgesamt 510,1 Millionen RM. verein­nahmt, wovon auf den Reichsanteil an Steuern, Zöllen usw. 440,4 Mill. entfielen. 11,4 Mill. gingen aus Anleihen ein, 8,8 Mill. aus der Auflösung von Vermögensbeständen. Der Rest entfiel auf die Ueberschüsse der Post, Reichsbahn   und auf son­stige Verwaltungseinnahmen. In den beiden ersten Mo­naten des Etatsjahres sind bisher aus Anleihen 47 Mill. und aus Vermögensauflösungen 155,6 Mill. vereinnahmt worden. Die Ausgaben betrugen im Mai insgesamt 573,7 Mill., so daß sich eine Mehrausgabe von 63,6 Mill. ergibt. Im April war eine Me nahme von 249,8 Mill. vorhanden.

Vermögensauflösungen" das ist die Verramschung von

Reichsgut.

Presseorgane eingestellt. Lord Rothermere   sagt in seinem Schreiben u. a., er sei niemals der Ansicht gewesen, daß eine Bewegung, die sich faschistisch nenne, in England Erfolg haben könne.

Unter dem 13. und 14, Juli wurde u. a. die Verbreitung folgender Zeitungen für die Dauer von 14 Tagen in Deutsch  : land verboten: The Daily Telegraph  "( London  ), Oba server"( London  )," Bohemia"( Prag  ), Reichepost"( Wien  ), Pester Lloyd"( Budapest  ).

Der Leiter der Rechtsabteilung der Deutschen   Arbeitsfront Dr. Bähren erklärt in einem Aussat u. a., daß Ausnahmen von der Zuzugssperre nach Berlin   usw durch ein wesentliches Interesse der Allgemeinheit bedingt sein müßten. Solches Intereffe werde angenommen werden können, wenn es sich um den Zuzug von Arbeitern und Angestellten in Partei= dienststellen und Parteiorganisationen handele. Der Zuzug solcher Personen geschehe grundläh= lich im Interesse der Partei und somit im Interesse der All­gemeinheit.

Rach einer Mitteilung des deutschen   Kriminalblattes sind sämtliche von dem amerikanischen   Schriftsteller 11 pton Sinclair verfaßten und in deutscher Sprache erschienenen Druchriften eemän 8 7 der Verordnuna vom 4. Februar 1938 für den Bereich des Landes Preußen beschlagnahmt und eingezogen.

Nach Blättermeldungen aus Moskan kommt als Nach­folger für den verstorbenen sowietrussischen Botschafter in Paris  , Dowgalewiti in erster Linie der bisherige Pariser  Geschäftsträger Rosenberg in Frage.

Die Streiflage in Kalifornien   hat sich von neuem da= durch kompliziert, daß die Meeder   nur mit ber Safenarbeiter: gewerkschaft, nicht aber mit den übrigen Gewerkschaften vers handeln wollen

Fünf amerikanische Flieger traten am Donners: tag einen Flug um die Welt an und stiegen mit ihrem Siforsty- Wasserflugzeug zur ersten Etappe nach Neunort auf. Am Dienstag wird der Flug von Neuyork nach den Ber mudas fortgesetzt. Als Landeplätze sind bis jetzt noch die Azoren  , Baris, Berlin   und Moskou vorgesehen.

Nach einer Meldung ans Santiago de Chile   find in den Anden drei Personen von einem Schneesturm überrascht worden und ums Leben gekommen.

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Der Herrenklub

" Im Herrenklub sitzt der Mann, der Hitler stürzen wird." Diese Warnung und Drohung fiel von einem konservativen deutschen   Staatsmann schon an dem Tage, als der politische Messianismus in die Macht einrückte. Und trotzdem diese meistgenannte und meistumstrittene gesellschaftlich- politische Vereinigung der Reichshauptstadt nach der Revolution" des 30. Juni aufgelöst wurde, ihre prominenten Mitglieder ver­haftet und einige von ihnen, wie General v. Schleicher und Papens Mitarbeiter Jung und Bose, ermordet wurden, bleibt der Herrenklub eine Hochburg des Konservativismus, ein Sammelpunkt der Kräfte, die den entscheidenden Schlag gegen das jetzige Regime vorbereiten. Was ist nun dieser mächtige politische Klub? Wie ist er entstanden und wohin geht sein Weg?

In der Sterbestunde des alten Preußen sammelte sich in der Roten Bude" am einstigen Königsplatz ein Häuslein von Patrioten um den langen Tisch des nüchternen Saales, in dem einst der alte Moltke den Führerbesprechungen des Großen Generalstabes präsidierte. Trotzdem in jenem Kreise die Uniform vorherrschte, fehlte es nicht an einem Bekennt= nis zum neuen Staat, dem man auch unter veränderten Ver­hältnissen zu dienen entschlossen war. Bald fand man Gele= genheit, zu beweisen, daß man es ernst nahm mit dem Ver­zicht auf alte Vorurteile. Männer wie Harnack und Willa­mowitz, Delbrück   und Hoetsch, Kriegsakademiker, General­stäbler und Frontoffiziere, maßgebende Persönlichkeiten der Presse, Literatur und Kunst, Führer der Industrie, des Groß­Handels und der Großbanken schlossen sich einmütig der Parole der neuen republikanisch- demokratischen Regierung an. Friede, Freiheit. Brot!" Sie suchten die geistige Aus­einandersetzung mit den Volksgenossen aller Stände, aller Richtungen.

Zu den eifrigsten Vorfämpfern dieser neuen Aera gehörte Heinrich v. Gleichen, Rittergutsbesitzer auf Tannvoda an der Ilm  , dem uralten thüringischen Geschlecht entsproffen, ein Better Alexanders V. Gleichen- Rußwurm, dessen Urgroß­

vater einst Friedrich Schillers Tochter heimführte. Gleichens Ideal war, eine Art Kristallisationsfern für die vaterländisch empfindende politisch interessierte deutsche Jugend zu schaf= fen. Zunächst steckte er die Grenzen für den Zusammenschluß, aus dem eine neue hochwertige Führerschicht erwachsen sollte, nach rechts und links so weit, daß dank seiner stets diskreten und taktvollen Betriebsamkeit vom alten Januschauer Groß­agrarier bis zum eingeschworenen Gewerkschaftler, vom Bankherrn bis zu Stegerwald, auf den Parketts geschickt ge= wählter neutraler Salons alles, was ehrlich am Wiederauf­bau mitarbeiten wollte, Gruß und Händedruck tauschte. An seinen Familientisch in der Potsdamer   Privatstraße zog Gleichen die erlesensten Elemente dieses Kreises. Immer stärker befestigte sich in ihm die Ueberzeugung, daß sich nur auf dem Boden konservativer Weltanschauung jener tradi­tionsgebundene Führertyp schulen lasse, der das Vaterland zu neuem Anstieg geleiten könne. Gleichens Ehrgeiz mar nicht der des Volfstribunen. Als der Mann der lautlosen Konnerionen" wollte er hinter den Kulissen der deutschen  Politik ungestört die Fäden so ziehen, wie sein mit langen Fristen rechnendes Dessin es erforderte.

Eines Tages konnte man an einem Miethause in der Mozz­straße zum erstenmal auf einem kleinen Messingschild den Namen Deutscher Herrenklub  " lesen. Dort waren die Büros des damals noch kleinen Gleichenschen Stabes, die Redaktion seiner Zeitschrift Der Ring" untergebracht. Eine Art Hör­saal diente der Geselligkeit sowie der Veranstaltung von Kur­sen, durch die eine sorgfältig ausgewählte Begabtenklasse zur politischen Führerschaft erzogen werden sollte. An jedem Freitag sprach dort ein Prominenter zu einem geladenen Kreise, um sich hinterher in einer geschickt geleiteten Dis­fussion gutwillig ausquetschen" zu lassen. Hugenberg   und Stinnes, Cuno, Luther, Seeckt, Seldte und viele andre haben dort gesprochen. Später konnte der Herrenklub in das herr­liche Palais am Pariser Platz übersiedeln, wo man eine Weile in Wirtschaftsgemeinschaft lebte mit dem nur der ehe= maligen Hofgesellschaft und dem Gardeadel zugänglichen Großen Kasino". Als dessen Verwaltung selbst durch den

Verkauf der köstlichen alten Weine die hohe Miete nicht mehr aufbringen konnte, fand der Deutsche   Herrenflub und das aus dem Unionklub vertriebene Gardefavalleriekasino ein neues Heim in dem weiträumigen Miethause Friedrich Ebert  - Straße 15. Eine jener herrschaftlichen Zwölfzimmer­wohnungen des alten Berliner   Westens, die an Private heute überhaupt nicht mehr zu vermieten sind, wurde in Lesezim­mer, Gesellschaftsräume und einen großen Speisesaal einge­teilt, an den sich ein langer, dunkler Gang mit dem Büro schließt. Im ängstlich gehüteten Allerheiligsten war jene viel­berufene Führerfartothek untergebracht, wo ein gewaltiges Material bereitgehalten wurde, um im gegebenen Zeitpunkt für Berufungen zum Reichspräsidenten zu dienen. Diese in Sicherheit gebrachte Kartothek dürfte noch eine Rolle in der deutschen   Politik spielen.

Präsident des Herrenklubs war zuletzt der älteste Sohn jenes Grafen v. Alvensleben, der noch als Greis eine der glänzendsten Erscheinungen der Berliner   Sofgeiellichaft war und seine berühmten Viererzüge selbst fuhr. Graf Bodo v. Alvensleben, der die besondere Freundschaft Hindenburgs genießt, ist heute, wie auch Iwan v. Radowitz, der Direktor des Klubs, in Haft, aber Herr v. Gleichen, der eigentliche Führer des Herrenklubs, wartet in England auf den Ein­tritt von Ereignissen, die über Nacht kommen fönnten. Unter den rund fünfhundert Mitgliedern des Herrenklubs waren die bekanntesten: Vizekanzler v. Papen  , General v. Schleicher ( die letzte Annäherung zwischen Papen und Schleicher voll­zog sich unter dem Einfluß des Herrenklubs), der frühere Reichsminister Hugenberg  , Herr v. Oldenburg- Januschau, der vertraute Freund Hindenburgs, der frühere Chef der Heeresleitung General v. Hammerstein, Duefterbera, Seldte und viele andre. Manche Fäden knüpfen sich zwischen den persönlichen Freunden des Marschallpräsidenten" und der Reichswehr  , und man begreift, daß in diesen Kreisen die Ermordung Schleichers einen unversöhnlichen Haß gegen das nationalsozialistische Regime gewerkt hat. Der Herrentlub ist aufgelöst, aber er arbeitet unterirdisch weiter.

( Neues Wiener Tagblatt  "