" Deutsche Freiheit" Nr. 168

Das bunte Blatt

Malaga, Bar Internacional

Ein Schaufenster mit Meeresgetier, Fleisch und Fisch, eine niedrige Tür- dahinter ein Vorhang, um das Sonnenlicht abzuhalten; ein weißgetünchter niedriger Raum voll rost schutzfarbener Eisenträger und an der Theke der Wirt, dick, schielend, mit einer ewig schmutzigen Schürze- das war die Bar Internacional in Malaga . Ein guter Aufenthalt? Si, Senor, das will ich meinen. Besonders abends, wenn die Freuden beginnen. Zuerst zieht die Vorsteherin eines Mädchenpensionats ein wirklich, sie hat so ausgesehen, in ihrem streng hochgeschlossenen schwarzen Seidenkleid mit ebenso streng zurückgefämmten Haaren und einem Kneifer auf der Nase. Diese ehrwürdige Dame arbeitet auf dem Klavier. Einfache Kinderlieder spielt sie und Volksweisen, und ebenso einfach ist die Kleidung der Sängerinnen, die sie zum Vortrag bringen: ein Schal um die Hüften.- Sonst nichts? Nein, sonst nichts, und auch seiner entledigen sie sich im Eifer des findlichen Singens. Dann schwenken sie die Schals wie die Stierkämpfer ihre roten Tücher und das faffeekonsumierende begeisterte Publikum schmeißt Hüte auf die Bühne, die die Künstlerin zum Dank für die empfangene Huldigung graziös aufsetzt und fofett wieder zurückwirft. Das beißt in den Augen, caramba, wie das Licht, das über der Stadt steht.

Aber nicht das war es, was mir die Bar so teuer machte. Ich will nichts verschweigen, oder durch schöne Worte be­mänteln, dies ist eine Geschichte ganz ohne jede Kunst und eigentlich müßte sie wahrheitsgetreu in Madrid beginnen, im Sprechzimmer eines Arztes, und mit dem, was er gesagt hat: Gehen Sie nach dem Süden, um sich vom Madrider Klima zu erholen: So kam ich nach Malaga . Und über die Hauptpost dort ohne weitere Umwege in die Bar Inter­nacional. Denn die Jungs auf der Hauptpost geben immer die besten Ratschläge.

Täglich punkt 12 Uhr versammeln sich in allen spanischen Städten die deutschen Tippler auf der Hauptpost; dort muß man vorbeikommen. Mich haben sie in Malaga in die Bar Internacional geschickt; dort ists richtig, haben sie gemeint, offenbar meiner langen Hosen wegen und weil ich überhaupt städtisch gekleidet bin. Die Sonne glänzt und das Meer, und Malaga ist die wichtigste Hafenstadt Südspaniens; ihre Lage ist herrlich und ihr Klima ist herrlich, und Preise macht man dort Preise, wie nirgends so billig. Dafür ist sie auch das Eldorado gescheiterter Existenzen. Si Senor. Ich habe sie fennengelernt und drei von ihnen wurden sogar meine Freunde; sie tragen ja Schuld daran, daß mein Aufenthalt im Süden ein so schnelles Ende fand.

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Sie sind noch neu im Lande, Herr; Ihnen muß man ein­mal ein Kolleg über die soziale Anatomie Spaniens lesen sonst werden Sie mit Ihren transpyrenäischen Ansichten hier sehr bald Bankrott machen. Hier hat alles ehrwürdige Ver­gangenheit, das ist die Hauptsache. Gegenwart und Zukunft zählen nicht. Schauen Sie sich einmal den spanischen Adel an. Die Granden, die einst ein Reich beherrscht haben, in dem die Sonne nicht untergegangen ist. Heute hat man Lust, ihnen zehn Gentimos und eine Zeitschrift für Kultur zuzu­werfen, ists nicht so? Bien, und jetzt wundern Sie sich bitte nicht über meine Freunde: Der eine war Bankdirektor; gewesen natürlich. Und nach dem sonnigen Süden hat es ihn schon deshalb gezogen, weil er wegen kleinerer geschäftlicher Bergeßlichkeiten das Sonnenlicht seiner Heimat einige Jahre nur durch Gitterstäbe gebrochen genießen durfte. Jetzt ist er Kohlenschipper in Malaga in seiner freien Zeit; im Haupt­beruf präsidiert er die Stammrunde in der Bar Inter­nacional. Der andere aus der Bar war einmal Mönch jetzt lebt er mit drei Frauen. Oder von ihnen? So genau habe ich das nie herausgebracht. Aber da war noch der dritte, der Rechtsanwalt auch ein gewesener der hatte seine Mädel, die für ihn arbeiteten, das war eindeutig. Eine feine Gesellschaft? Si, Senor, das will ich meinen: Ich habe

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Unsere Töchter, die Nazinen

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Roman von Hermynia Sur Mühlen. Ja, Arthur, möge es allen Feinden unseres Vaterlandes so ergehen."

Mir war ganz feierlich zumute. Gott selbst hatte sich in diesem Fall auf meine Seite gestellt. Wer konnte wissen, was für Verbrechen der Doktor Bär in seinem langen Leben be= gangen hat? Unerlaubte Eingriffe und derlei Dinge. Ich weiß ja, daß er immer gegen den Paragraph 218 war. Nicht wie mein Arthur, dem sogar das keimende Leben immer heilig gewesen ist.

Seit dem Tod des Doktor Bär grüßt mich die Gräfin Agnes überhaupt nicht mehr. Aber die wird schon noch klein werden, genau wie die Frau Major, die noch nie so liebens­würdig zu mir gewesen ist, wie jetzt. Es wirkt fast wie Angst. Doch wovor sollte sie sich fürchten? Sie hat einen Sohn beim Stahlhelm, und der Stahlhelm gehört doch zu uns. Natür­Iiu schadet es gar nichts, wenn diese feinen Damen ein wenig bescheidener werden. Wir haben die Macht errungen, in vielen heißen Kämpfen, in langen qualvollen Jahren, selbstverständlich stehen nun wir an erster Stelle. Ich merke das jetzt immer. Sooft ich ein Geschäft betrete, kommen die Leute gelaufen, und es ist ein Getue um mich, wie nie zuvor. Nur der Apotheker vom Blauen Engel" macht ein mür­risches Gesicht; ich ginge ja nicht in sein Geschäft, wenn der andere Apotheker französischen Puder hätte. Aber so bin ich gezwungen, bei diesem Demokraten, diesem Mann einer Jü­din einzukaufen! Der Besizer der Seeapotheke machte mir und meinem Mann natürlich Vorwürfe; aber warum hat er feine besseren Waren im Geschäft? Man muß doch mit der Zeit gehen. Selbstverständlich bin ich für die Autarkie; das Volk muß den Grundbesitz unterstützen, auch wenn die Nah­rungsmittel dadurch etwas teurer werden. Wahrer Patrio­

tismus fordert immer Opfer, und wir Deutschen waren seit jeher eine opferfreudige Nation. Früher bin ich immer über die Schweizer Grenze gegangen; etwas fonnte man ja jedes

mit den Caballeros Karten gespielt, drei Tage und drei Nächte des Morgens voller Wiz, des Abends toll und voll und es gab keine Differenzen. Na also.

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Natürlich waren die Karten gezinkt sie hatten keine anderen. Dafür hatten sie sich aus der verklungenen Ver­gangenheit schöne Reden bewahrt und allegorische Bilder: Der Doktor" zum Beispiel ich sage das nur, um zu zeigen, wie förmlich es herging- wurde immer vor Spiel­beginn gefragt, ob er auch ein Pferd laufen" habe. Denn der Doktor besaß eine unglückliche Hand, und es wäre sehr pein­Lich gewesen, hätte er Spielschulden machen müssen. Hatte er jemanden laufen, dann war alles sehr einfach: dann brauchte er bloß vor die Türe zu treten und auf seinem Haustorschlüssel pfeifen, worauf sich aus dem Lichtkreis der nächsten Laterne eine weibliche Gestalt löfte, heranstakte und stumm ihre Handtasche überreichte. Und das Spiel ging weiter.

Ihr deutschen Maler haben die Entdeckung gemacht, daß Sonnenlicht filbern tönt. Mag sein im Norden oben. In Malaga ist die Sonne Gold, und das Meer ist Gold, und der Wein ist auch Gold, purstes Gold. Und wie haben wir ihn genossen! Allerdings nur, wenn der Wirt betrunken war, dann konnte man ihn umsonst haben. War er nüchtern, hat er höllisch scharf aufgepaßt, immer mit einem Auge auf das Spiel geschielt und mit dem andern den Betrieb überblickt. War er betrunken, dann schielte er noch stärker, aber er sah nicht mehr so flar. Das ging leider sehr rasch vorüber Orgien mußte man deshalb im tempo furioso feiern, denn im tempo furioso kam gleich sein Katzenjammer nach. Und im Fluchen war er nicht knauserig: noch brannte der Wein und schon entflammte sein Haß gegen alles, was sich in­zwischen an seinen Vorräten gütlich getan hatte. Ueber die Gäste, die Kellner, die Mädchen und die Fremden, die von der Straße hereingeholt wurden, fiel er her, in allen Sprachen der Welt; spanisch, englisch , deutsch , französisch, arabisch konnte man dabei lernen.

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Da haben Sie die Erklärung für den Namen des Etablisse­ments. Die Stunden schwankten dort wie die Barfen im Hafen, die dem Rollen des Wassers nachgeben. Und jede dehnte sich und schillerte und bot immer wieder neue Ueber­raschungen. Am schönsten war es immer, wenn einer der Spieler schreckensbleich aufsprang und stammelte, man habe ihm seine Brieftasche gestohlen. Da schmissen die andern die Karten hin wie fönne man ihnen als Ehrenmännern zu­muten, unter solchen Umständen weiter zu bleiben? Das knallte schlimmer als eine Ohrfeige und dabei war das ganze nur ein kleiner Scherz die Brieftasche hat sich stets wiedergefunden. Lediglich ein einziges Mal nicht, und da war es die meine. Das geschah am dritten Tage meines Aufent­haltes in Malaga - für drei Wochen hatte ich mich gerüstet. Und so fuhr ich am Abend dieses dritten Tages wieder nach dem Norden.

Im Zuge habe ich gelesen, daß Malaga , die schöne", in eine prächtige Bucht des Mittelländischen Meeres gebettet ist, daß sie überreich ist an immerblühenden Gärten, daß wie cin Berg aus ihrem Häusermeer die Kathedrale Santa Maria de la Encarnacion emporragt, ein herrlicher Re­naissancebau, der heute noch nicht fertig ist, und daß man von seinem Glockenturm einen entzückenden Rundblick über die Stadt und ihre reizvolle Umgebung genießt. Was ich noch segen wollte, da man von mir immer Reiseschilderungen verlangt. Fra

Ist Eifersucht heilbar?

Wir können von einer neuen und überraschenden wissen­schaftlichen Entdeckung berichten. Und wir entnehmen unseren Bericht einer französischen . Aerztezeitung von wissenschaftlichem Rang, nicht etwa einer populären" Dar­

mal herüberschmuggeln, und wir mußten doch sparen. Jetzt jedoch hat Arthur es mir verboten. Dabei ist es eine Frech­heit, was die Bauern für Milch und Butter und Eier ver­langen. Aber denen wird das Handwerk auch noch gelegt werden. Die Hauptsache ist, daß wir die Juden aus der deut­schen Wirtschaft ausschalten, dann wird alles gleich billiger werden. Wenn ich bedenke, wie diese Bärs gelebt haben! Ein eigenes Haus, acht Zimmer, und die Mädchen haben sie noch immer nach dem alten Tarif bezahlt, den heutzutage ja kein Mensch mehr gibt. Wo fäme man denn da hin? Außer= dem muß man dem Hauspersonal den Standpunkt flar machen: wir sind die Herren, die andern haben sich zu fügen. Was unser neues Haus anbelangt, hatte ich für den Salon eine so sinnige Jdee; ich wollte ihn schwarzweißrot tapezie­ren und auch die Einrichtung in diesen uns Deutschen so teuren Farben halten. Aber, Lieselotte lachte mich aus; das arme Kind hat keinen Sinn für Innendekoration, und Arthur schob die Brauen hoch und meinte:

Lieber nicht, Martha. Ich würde an deiner Stelle eine neutrale Farbe wählen."

Troßdem wird mein Salon entzückend. Altdeutsch, mit Bußenscheiben, und im Erfer werde ich ein Spinnrad auf­stellen, als Symbol trauter deutscher Häuslichkeit. An der Wand soll ganz groß das Bild des Führers hängen, in Gold gerahmt. Nur mit dem Bücherschrank habe ich meine Last. Es heißt, daß alle zersetzenden, fremdrafsigen, undeutschen Bücher verbrannt werden sollen, und nun weiß ich noch nicht, welche Bücher unter diese Kategorie fallen. Selbstver­ständlich die jüdischen Autoren. Doch sollen auch einige Chri­sten, verjudete Christen, dazu gehören. Und auch unfittliche Bücher. Ob wohl Hans Heinz Evers herrlicher Roman Al­ raune " ebenfalls verbrannt wird? Ich muß ja zugeben, daß er ein wenig gewagt ist; dennoch schildert er so wunderschön die verderbten Sitten gewisser, zweifellos jüdischer Groß­stadtkreise. Man kann so viel aus dem Werk lernen; ich habe

es schon fünfmal gelesen. Eigentlich muß ja die reine deutsche Frau wissen, welche Gefahren ihrer Unschuld und der Un­schuld ihrer Töchter drohen; wie kann sie sich sonst schüßen?

Julikinder

Dienstag, 24. Juli 1934

miko M

Wir Kinder im Juli geboren Lieben den Duft des weißen Jasmin, Wir wandern an blühenden Gärten hin Still und in schwere Träume verloren.

Unser Bruder ist der scharlachene Mohn, Der brennt in flackernden roten Schauern Im Aehrenfeld und auf den heißen Mauern, Dann treibt seine Blätter der Wind davon.

Wie eine Julinacht will unser Leben Traumbeladen seinen Reigen vollenden, Träumen und heißen Erntefesten ergeben, Kränze von Aehren und rotem Mohn in den Händen. Von Hermann Hesse .

Gefährliche Freudenfeuer

Am letzten amerikanischen Unabhängigkeitstag ist in den Vereinigten Staaten ein neuer wenig erfreulicher Rekord geschlagen worden: ein Reford der tödlichen Unfälle. In ganz USA . wurden 175 Personen gezählt, die bei unvor­sichtiger Entzündung von Rateten und Knallbonbons ums Leben gekommen sind. Allein in Neuyorf erhebt sich die Zahl der Verwundeten auf 2600. Alle Krankenhäuser sind überfüllt mit Unglücklichen, die am 4. Juli Entstellungen oder zahlreiche Quetschungen erlitten haben. Es wird im tommenden Jahr untersagt werden, gewisse Feuerwerks förper ohne behördliche Genehmigung abzubrennen.

stellung für Laien. Es handelt sich um nichts Geringeres, als wie um ein Mittel zur Heilung der Eifersucht, und der Entdecker dieses Mittels ist der französische Arzt Dr. Paul Farez. Wenn die Eifersucht heilbar" ist, so ist sie also nicht ein Charakterfehler, ein Laster", sondern eine Krankheit. Es ist zu bemerken, daß diese Auffassung vom Wesen der Eifer­sucht vielleicht ungewöhnlich ist und befremdend erscheinen mag, aber feineswegs als neu und noch nie dagewesen" angesprochen werden darf. So unterscheidet z. B. schon Freud, der Begründer der Psychoanalyse eine gewöhnliche und sozu­sagen gesunde" Form der Eifersucht, von der krankhaften Eifersucht, der wahnhaften" Eifersucht oder dem Eifersuchts­wahn. Die gewöhnliche Eifersucht gehört zu den Affekt­zuständen, die man, ähnlich wie die Trauer, als normal be= zeichnen darf. Anders verhält es sich mit der wahnhaften Eifersucht. Sie ist nicht mehr normal, ja sie ist krankhaft. Sie ist eine Geisteskrankheit, die mit Recht ihren Platz unter den klassischen Formen der Paranoia( des Irreseins") be­hauptet. Der französische Arzt Dr. Paul Farez sieht nun gleichfalls die anormale Eifersucht als eine Krankheit an. Aber nicht als eine Geisteskrankheit, sondern als wesentlich körperlich bedingte Krankheit, der man also auch mit förper­lichen Heilmitteln zu Leibe rücken kann. Das Heilverfahren besteht hier in einer Hormontur. Diese Kur dauert längstens zwei Monate, während welcher der Patient" einen be­stimmten Hormonertraft verabreicht erhält. Nebenher geht eine Behandlung der Galle. Schon Aristoteles unterschied eine schwarze Galle, deren Ueberwiegen in den Körper­fäften eine schwarzgallige" d. h. melancholische Gemütsart erzeugt, während ein Ueberschuß der von der Schwarzgalle verschiedenen gelben Galle" ein cholerisches und eifersüch tiges Temperament erzeugt. Auch Dr. Farez ist überzeugt, daß die gelbe Galle" etwas mit der Eifersucht zu tun haben müsse und er will diesen seelischen Affektzustand durch eine kunstvolle körperliche Umstimmung beseitigen. Er betont da­bei ausdrücklich, daß es sich hier nicht um eine bloße Theorie handle, sondern daß durch seine Hormonfur und Gallen­behandlung schon schwerste Fälle wahnhafter Eifersucht er­folgreich behandelt worden seien.

R. H. in der Basler National- Zeitung".

Aber jetzt ist es für immer vorbei mit dieser Sittenverderb­nis; unsere Führer wachen über die Keuschheit der heran­wachsenden Jugend; die geile Jazzmusik wird verboten und durch Richard Wagners herrliche urdeutsche Revolution ist Seelen ein und reinigt sie von allem Bösen. Jetzt wirke ich nicht nur etwas Aeußerliches, nein, sie dringt auch in die mit meinem langen Haar nicht mehr altmodisch und brauche auch nicht länger diese schrecklichen kurzen Röcke zu tragen. Nach einem gewissen Alter werden die Beine ja doch dicker, und es ist besser, sie zu verdecken. Außerdem wirken, das habe ich immer wieder gesagt, die kurzen Röcke direkt unan­ständig. Das sagte auch neulich der Herr Pastor zu mir. Wir hatten eine wundervolle erhebende vaterländische Feier. Aus München war der Hauptmann Röhm gekommen, der eine erschütternde Ansprache an unsere Jugend hielt. Er sprach zu den jungen Menschen wie ein treubesorgter Vater, und mir traten die Tränen in die Augen, als ich sah, mit welch liebevollen Blicken er die Jünglinge betrachtete. Aus seinen Worten und seiner ganzen Art strömte eine rührende Herzlichkeit. Wohl uns, daß unsere Jugend solche Führer und Erzieher befißt. Die Jugend der andern Länder kann uns um sie beneiden. Ich weiß nicht, weshalb meine Liese­lotte während der ganzen Rede mit dem Lachen kämpfte; aber sie ist eben noch jung und übermütig. Uebrigens bin ich jetzt mit ihr außerordentlich zufrieden. Sie fügt sich in allem den Wünschen ihres lieben Vaters, und er und ich, wir beide, find ja so glücklich über ihre Verlobung. Mein fünftiger Schwiegersohn, der Baron Hellsdorf, ist ein reizender fein­fühlender Mensch, und hat einen goldenen Humor. Unlängst beim Abendessen schilderte er uns, wie es in den Konzentra tionslagern zugehen würde. Die Asphaltliteraten, die Par­teibonzen der Kommunisten und der Sozialdemokraten, die Juden, die unsere Gastfreundschaft nicht zu würdigen ver­standen haben, werden ertüchtigt. Sie werden turnen und exerzieren müssen. Er spielt uns eine ganze Szene vor, ich lachten Tränen darüber. Es war aber auch wirklich zu wie ein alter dicker Jude zu turnen versucht. Lieselotte und

drollig.

( Fortjehung folgt