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Als unsere Prager Freunde mich einluden, die Internationale bei der Dritten Arbeiter- Olympiade zu vertreten, war ich darauf gefaßt, einer imposanten sozialisti schen Rundgebung beizumohnen. Und diese Erwartung ist nicht enttäuscht worden. Seit den unvergeßlichen roten Tagen in Wien im Jahre 1931 hat man nichts gesehen, das diesem gewaltigen Aufmarsch von 40 000 Sportlern gleich käme, die, Männer und Frauen, von den Sportorganisationen aller Länder nach Prag entsandt worden find leider mit Ausnahme von Oesterreich , Deutschland und Jtalien. Was ich aber nicht vorausgesehen hatte, das war, daß diese Arbeiter- Olympiade, die im Zeichen der Internationale stattfand, zugleich ein großes Ereignis des ganzen Landes sein würde.
Das merkte man, kaum daß man, von Deutschland kommend, die Grenze überschritten hatte. Von dieser Reise quer durch das„ dritte Reich", die zum größten Teil bei Nacht vor sich ging, ist natürlich nicht viel zu berichten. Vom Zug aus sieht man in Aachen rote Fahnen mit dem Hakenkreuz: feiert man die Hinrichtung der„ Hochverräter"? Ist es ein lokales Fest? Die zweite Annahme scheint wahrscheinlicher, denn in Köln oder Leipzig ist nichts dergleichen zu sehen. Im Bahnhof von Halle entdecken wir ein Braunhemd, einen SA.- Mann, abgezehrt und zerlumpt, der wahrscheinlich die Uniformstücke behalten hat, weil er keine anderen Kleider besitzt: zweifellos ein ehemals Arbeitsloser, den nun der Urlaub der SA. in die Arbeitslosigkeit und das Elend zurückstößt, ein lebendes Zeugnis einer Zeit, die nun vergangen ist.
Denselben Eindruck gewinnt man von den Gepäckträgern: sie sind diszipliniert und höflich wie immer, aber man sieht, daß sie nicht alle Tage satt zu essen haben.
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Welch ein Gegensatz, beim Verlassen dieses ungeheuren düstern und traurigen Landes die Lebendigkeit und Heiterkeit zu sehen, die die tschechoslowakische Republik, diese Insel der Freiheit belebt! Alle Bahnhöfe sind zu Ehren der Arbeiter- Olympiade beflaggt. In Prag erfahren wir, daß der Bürgermeister der Stadt, der nicht der Sozialdemokratischen Partei, sondern der National sozialistischen Partei des Dr. Benesch angehört, der Be
Schon in den Morgenstunden dieses schönen Sonntags ist die Bewegung in der Stadt ungeheuer. Ueberall sam meln sich die Massen in freiwilliger Disziplin. Pünktlich setzt sich der Zug in Bewegung.
An der Spitze marschieren die Legionäre sozialdemokratische, wohlgemerkt. An ihrer Spize, wie im Jahre 1917, Benesch, der Bruder des Ministers, der nicht Jahre 1917, Benesch, der Bruder des Ministers, der nicht wie dieser ein nationaler Sozialist, sondern in der Sozialdemokratischen Partei geblieben ist. Sie alle tragen noch ihre alten Uniformen aus dem Kriege, aus der Zeit ihres Heereszuges quer durch Sibirien , zu den fernen Ufern des Stillen Ozeans : die einen in feldblau, die anderen, wohl einzig auf der Welt, noch in den Militärblusen der Kerensky - Zeit. Ihnen folgen die Mitglieder des Parteivorstandes, die Abgeordneten und Senatoren, die soziali stischen Minister. Mehrere von ihnen tragen, wie Soukup, das rote Seidenhemd mit der über die Achsel gehängten grauen Jacke, die die tschechoslowakischen Revolutionäre seinerzeit von den Garibaldianern entlehnt haben.
Und dann beginnt, zur Moldau hinunter, der endlose Strom der ausländischen Gruppen, die Deutschen in der Tschechoslowaket in hellgrauen Gewändern, die Slowaken und Mährer, bei denen mitten unter die Sportdressen ab und zu Frauen im Nationalkostüm, in kurzen Ballonröcken mit roten oder schwarzen Strümpfen, eine belebende Note bringen, endlich die Tschechen in unendlicher 3ahl, die Mädchen fast eben so zahlreich wie die Männer; diese in schwarz und weiß mit Scharen von roten Fahnen voran; jene zierlich und kraftvoll mit nackten Beinen, kurzem blauen Rock, weißer Bluse und roter Müze- es ist zweifellos kein Zufall, daß diese Tausende von Sozialisten ein Kostüm in den drei Landesfarben tragen.
In der Menge, die den Zug umfäumt, scheint ganz Brag auf den Beinen; und unter den Papierfähnchen, die sie zum Zeichen der Sympathie und der Freude schwingen, Farben der Republik . Auf der Höhe des Rathauses fieht man vielleicht weniger rote als dreifarbige in den Farben der Republik . Auf der Höhe des Rathauses nehmen die Führer der Partei und die Delegierten der Internationale auf einer Estrade Platz, wo sich der Bürgermeister der Stadt Prag , Offiziere aller Grade, Generäle und Mitglieder des diplomatischen Korps be
Krise, aus dem Lumpenproletariat rekrutieren und zu allem zu gebrauchen sind. Hier in der Tschechoslowakei ist im Gegensatz dazu das Herr gleichbedeutend mit dem ganzen Volk. Diese tausende Sozialisten mit den roten Müßen waren gestern Soldaten. Sie würden es morgen wieder sein, wenn ihre Jahrgänge einberufen würden; und da versteht man den aus dem Herzen kommenden Ruf eines unserer tschechischen Freunde, der dem Vorbeimarsch der roten Legionen gilt: Mit solchen Menschen ist der Faschismus in diesem Lund unmöglich."
Nachmittags im Stadion dasselbe Bild. Fünfzehntausend Frauen führen Uebungen vor, hierzu zwanzigtausend Männer, die in einer symbolischen Szene die rote Fahne, die Fahne der kämpfenden und leidenden Internationale vor dem Altar der Republik präsentieren. Die Musik spielt die„ Internationale", aber auch die tschechoslowakische Hymne; und vor den roten Sportlern hat man im Stadion der regulären Armee Schießübungen vorführen gesehen.
Die Armee bei einer sozialistischen Kundgebung- das ist etwas, was sich unsere Freunde in Belgien und anderswo sicherlich nur schwer vorstellen können.
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In den frei gebliebenen Ländern Westeuropas liegt die politische Revolution schon zu weit zurück als daß, wie hier, das nationale Zusammengehörigkeitsgefühl- in Friedenszeiten sich über die Klassen- und Parteigegenfäße erheben könnte. Die Tschechoslowakei aber ist heute ein verschanztes Lager, umzingelt von drohenden Diktaturen. Dort ist die Revolution noch etwas ganz Nahes. Dort bleibt man auf der Wacht. Man findet es ganz natürlich, nebeneinander die Fahne der Internationale und die der Republik zu hissen. Trotz allem, was die slowakischen Bauern von den Industriearbeitern Böhmens oder Mährens trennen mag, gibt es etwas Gemeinsames, das sie vereint: sie sind„ Patrioten", wie es die Patrioten von 1792 waren. Sie wissen, daß sie in diesem Mittel europa , in dem so viele Reaktionen wüten, ein Schutzwall sind. Sie wissen, was sie die Eroberung der Freiheit gekostet hat. Sie sind bereit, bis zum Tode eine Demokratie zu verteidigen, die revolutionär geblieben ist. Verwirrung werden diejenigen sagen, die nicht gesehen haben, was wir sahen. Wir sagen diesen Tagen in Prag gewesen sind meinsame Front für die Verteidigung schismus.
völkerung empfohlen hat, zu Ehren der sozialistischen Deutschlands , Desterreichs und Italiens fehlen. Vor dieser„ Sieg dem Sozialismus"
Sportkundgebung die Fahnen zu hissen.
Von allen Seiten von Diktaturen eingeschlossen ist die Tschechoslowakei wie eine Festung, in der die Gegensätze der Parteien und der Klassen durch die Gegenwart gemeinsamer Gefahren gemildert wird.
Zum Andenken an die internationale Rundgebung von 1924 hatte die Internationale den österreichischen Sozialisten eine Fahne gewidmet. Sie ist nach den jüngsten Ereignissen von der Polizei des Herrn Dollfuß mit Beschlag belegt, aber von einigen Tapferen wiedererobert und jenseits der Grenze in Sicherheit gebracht worden. Jetzt, bei der Olympiade, hatten mich diejenigen, die sie gerettet haben, beauftragt, sie der tschechoslowakischen Sozialdemokratie zu treuer Aufbewahrung zu übergeben
bis zu dem Tage, da der Faschismus in Oesterreich niedergeworfen sein wird.
Mit Julius Deutsch und unserem prächtigen Genossen Soukup, dem Präsidenten des Senats, begeben wir uns in das Stadion zu der Gruppe von hundert österreichischen Flüchtlingen, Kämpfern des Schuhbundes, die mit verschiedenen geretteten Wiener Parteifahnen nach Brag gekommen sind. Ein tiefergreifendes Bild: diese jungen Männer, deren Uniformen, gebleicht und fast in Fetzen, die ganze heroische Geschichte ihres Kampfes für die Freiheit erzählen. Sie können ihren tschechoslowaki schen Brüdern die Fahne der Internationale mit der Gewißheit übergeben, daß sie am Ende ihrer Prüfungen ihnen zurückgegeben werden wird. Wer die ArbeiterOlympiade gesehen hat, der weiß, daß, was immer geschehe, sie glorreich verteidigt werden wird.
Vom neudeutschen Titelwesen
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Rudolf v. Ihering hat in seinem Zweck im Recht" anschaulich gezeigt, wie das Titelwesen Hand in Hand mit der despotischen Staatsform sich entwickelt und durch allmähliche Entwertung gangbar gewordener Titel zu immer höherer Steigerung geführt hat. War ursprünglich der Rat der Mann, der dem Landesherrn zu raten, also unmittelbar desOhr hatte, eine hohe und einflußreiche Persönlichkeit, wurde mit der Zeit aus dieser Amtsbezeichnung eine bloße Ehre, die auch anderen zuteil wurde, sodaß man zunächst den wirklichen von dem bloßen Titularrat schied, am Ende aber auch dieses Wort seine Bedeutung verlor und zum Titel wurde. Kam dazu die Unterscheidung zwischen dem einfachen Rat, der etwa in offener Sitzung mitwirkte, und jenem, der in vertraulicher Aussprache als geheimer zur Geltung kam, dazu die Einfügung des ,, oberen" über die gewöhnlichen Räte Und immer wieder dasselbe Schauspiel der Ausleerung des Begriffs zum bloßen Worte. Am Ende war der ,, wirkliche geheime Oberregierungsrat" nur ein kleiner Mann gegen den ,, Wirklichen Geheimen Rat" mit dem Prädikat ,, Exzellenz", der aber oft genug auch nur ein gewöhnlicher hoher Beamter, wielleicht auch ein gefeierter Gelehrter war und mit ,, Raten" gar nichts zu tun hatte. Bekannt ist die Auszeichnung der Aerzte und Juristen, die nach 25jähriger Wirksamkeit, wenn gegen sie nichts"( z. B. keine sozialdemokratischen Betätigung) vorlag, zu einfachen, nach 40 Jahren zu geheimen Sanitäts- und Justizräten ernannt wurden. Rührend war der Kampf der höheren" Lehrer um die gleiche Abstempelung, während ein alter Medizinprofessor sich den Glückwunsch eines Schülers zum ,, Geheimen Medizinalrat" mit den Worten verbat, er finde es taktlos, zur beginnenden Arterienverkalkung zu gratulieren. Im allgemeinen war es ja auch so, daß die neuen Entdeckungen und theoretischen Fortschritte von Privatdozenten und freien Gelehrten ausgingen, während die Geheimräte zu Hemmnissen der wissenschaftlichen Entwicklung wurden.
Dieses Titelwesen war streng klassifiziert. In Preußen gab es vier Klassen vom Wirklichen geheimen bis zum gemeinen Regierungsrat. Dazu noch die fünfte Klasse der Kanzlei-,
offiziellen Gesellschaft ziehen durch mehr als zwei Stunden die sozialistischen Sportler vorbei, die Fahne der Internationale an ihrer Spitze. Man bemerkt im Vorbeimarsch die Standarte der Außiger Genossen„ Es lebe Masaryk "! Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, daß der Tag kommen würde, an dem deutsche Minister in der tschechoslowakischen Regierung sigen und deutschsprachige Sozialisten den Gründer der tschechoslowakischen Republik bejubeln!
Die Dinge lagen ganz anders in den Jahren 1927 oder 1928," sagte mir Benesch. Kein Zweifel, daß heute Hitler und Dollfuß und nicht zu vergessen auch Gömbös, nach Kräften dazu beitragen, die Bestandteile eines Staates zusammenzuschweißen, in dem sich die deutschsprachige oder ungarische Minderheit mohler fühlt als in Deutsch land oder Ungarn .
Es folgt der pathetische Vorbeimarsch von 700 oder 800 Desterreichern: weniger Sportler als Rämpfer, gekleidet wie an dem Tage, da sie von einem übermächtigen Gegner mit Waffengewalt besiegt wurden. Jemand, der sich bei diesem Anblick der zehntausend österreichischer Genossen erinnert, die wir bei der Olympiade von 1931 in den Straßen Wiens gesehen haben, sagt mir: Dieses Aufgebot aber wird es der tschechischen Sozialisten ist großartig. ihnen nicht eines Tages gehen wie in Desterreich?"
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Immerhin besteht ein wesentlicher Unterschied: Jn Versailles haben die alliierten Regierungen die ungeheure Dummheit begangen, Deutschland und Desterreich nur Freiwilligenheere mit langer Dienstzeit zuzugestehen, das heißt, Armeen von Söldnern, die sich, namentlich seit der
Stelle lateinischer Schnörkel getreten waren, wieder dem Drang nach Hervorhebung weichen mußten. So wurde aus Kommissions- und Kommerzienräte, die schon fast zur Unterwelt gehörten. Erst der Geheime Kommerzienrat mit seinen Millionen rangierte dem gewöhnlichen Justizrat gleich.
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Der deutsche Oberlehrer hatte drei große Ideale: 1. natürlich Deutschlands Macht und Größe bis zu den fernsten Küsten 2. Gleichberechtigung mit den Juristen in Rang, Gehalt und Titeln( selbst der hier blödsinnige Assessor" wurde von jenen entlehnt) 3 strenge, durch nichts zu verwischende Abgrenzung von den gewöhnlichen"( oft bessergeschulten) Volksschullehrern.
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Die Verfassung der Republik hat versucht, dieses Titelunwesen zu beseitigen. Unter Schonung der akademischen Grade wurden die bloßen Titel verboten und nur noch Amtsbezeichnungen zugelassen. Die Folge war, daß es von„ Amts bezeichnungen " nur so wimmelte, während allerdings die Nichtbeamten ibre schönen Ratstitel nicht mehr ersitzen konnten: sicher ein Grund, der manchen ins feindliche Lager getrieben hat. Die bayrische Regierung freilich kehrte sich an diese Vorschrift der Verfassung so wenig, wie an 80 manche andere und machte fröhlich ihre Oekonomie- und Veterinär- Räte. Auch der Unfug des akademischen Ehrendoktors, der selten für außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen, aber häufig für Geld( Bauten oder Stiftungen) oder aus politischer Gefälligkeit verliehen wurde, blühte wie nur je. Der Fußtritt, den Hitler den devoten Fakultäten bei Ablehnung eines solchen Titels versetzt hat, war wohlverdient.
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Inzwischen hatte bei den Amtbezeichnungen jenes Iheringsche Gesetz von der Entwertung der Titel sich weiter durchgesetzt. Was früher ein Polizeidiener oder Schutzmann und der Untergebene eines Wachtmeisters war, wurde nun selbst Wachtmeister"( die Gerichtdiener sogar vornehme Justizwachtmeister), während der Vorgesetzte ein Ober" wurde. Das alte System hatte sogar Oberbriefträger mit besonderen Liten am Kragen geschaffen, die damit freilich keinen unter sich, nur die Quittung für längere Dienstzeit hatten. Merkwürdig auch, wie gutdeutsche Bezeichnungen, die an die
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In England
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( II.) Unter der Parole„ Sieg dem Sozialismus!" führt die englische Arbeiterpartei gegenwärtig eine große Propagandakampagne im ganzen Land durch. Im Zusammenhang damit schreibt Herbert Morrison , der Führer der Arbeiterfraktion im Groß- Londoner Gemeinderat und Organisator des Sieges bei den Londoner Gemeindewahlen:
Bei den letzten Parlamentswahlen erzielte die Arbeiter= partei unter außerordentlichen schwierigen Umständen rund sieben Millionen Stimmen. Bei der nächsten Wahl wollen wir fünfzehn Millionen Stimmen haben. Wir glauben, daß wir das erreichen können. Wir glauben, daß unsere Leute den festen Willen haben, zu vollbringen, was einer der größten politischen Triumphe in der Geschichte unseres Landes werden soll.
Aber die Arbeiterpartei will nicht nur die Zahl ihrer Anhänger quantitativ erhöhen: sie will auch einen qualitativen Fortschritt in der Sache. Ein Sieg bei der nächsten Wahl, der lediglich auf bloßer Unzufriedenheit mit der anderen Seite, negativen Ansichten über politische Tagesfragen und dem persönlichen Wunsch des Einzelnen beruhte, von einem Regierungswechsel unmittelbare Vorteile zu erlangen, wäre fein dauernder Gewinn für die englische Arbeiterschaft und den Sozialismus.
Die nächste Arbeiterregierung muß mit Entschlossenheit und auf breiter Grundlage die Sozialisierung der Wirtschaft beginnen. Wenn aber die nächste Arbeiterregierung in ihrer Politik ausgesprochen sozialistisch sein soll, muß sie eine verständnisvolle sozialistische öffentliche Meinung hinter sich haben. Denn, wenn uns das Volk nicht versteht, wird es uns früher oder später daran hindern, jene grundlegenden wirtschaftlichen und sozialen Veränderungen durchzuführen, die auf lange Sicht allein der Mude wert sind.
dem ehrlichen Gerichtsschreiber vom Ende der siebziger Jahre wieder der ,, Sekretär" oder„ ,, Aktuar", damit ja niemand den gewichtigen Bürovorsteher mit dem kümmerlichen Schreibgehilfen( ,, Diahar") verwechseln könne. Und Herr Göring, der Titelreiche, hat dem schlichten preußischen Landjäger dre Republik seine nationale Ehre wiedergegeben, indem er auf die., Gendarmen"( gens d'armes hießen ursprünglich die Leibwachen der alten französischen Könige) zurückgriff.
Auch sonst hat sich gerade in der Justizverwaltung der ,.Drang nach oben" eigenartig durchgesetzt. Ich kann mich noch der Zeit erinnern, wo der richtige Vollrichter Assessor hieß( Beisitzer: eine ebenso sinngemäße Bezeichnung für das Mitglied eines Kollegialgerichts, wie sinnlos für einen jungen Lehrer, der allein vor der Klasse steht). Nachher wurde die Amtsbezeichnung ,, Richter"( während der eben aus der Staatsprüfung gekommene Hilfsrichter Assessor hieß), im höheren Dienstalter aber Rat. Und nun ist man schon so weit, jeden jungen Amtsrichter gleich Amtsgerichtsrat zu nennen, den alten schlichten Oberamtsrichter, den Vorsteher des Gerichts, aber Amtsgerichtsdirektor. Wenn diese Entwicklung Zeit behielte, sich auszulaufen, dann würden unsere Enkel mit geheimen und wirklichen geheimen Amtsgerichtsräten und in jedem Marktflecken mit einem Amtgerichtspräsidenten zu tun haben. Hoffentlich wird ihr aber rechtzeitig der Weg verbaut.
Besonders titelfroh hat sich überhaupt Herr Göring gezeigt. Er hat manchen neuen Titel geschaffen
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wir von„ Commodori " der Lüfte, wohl einer Nachahmung eines italienischen Vorbilds, während man das Wort sonst für englische Marineoffiziere kennt auch manchen Titel auf seinen verdienten Scheitel gehäuft. Der neueste ist Reichsjägermeister, offenbar ein Lohn für planvollen Wildschutz und für erfolgreiche Technik der Menschenjagd. Ein Titel aber fehlt noch. Nach den neuesten Leistungen möchte ich bescheiden empfehlen, dem Herrn Reichsjägermeister noch die weitere Amtsbezeichnung: Reichshenkermeister zu verleihen. Dem Führer aber, dem obersten Gerichtsherr des Deutschen Reiches, in schlichter Volksverbundenheit zum Volkskanzler den Volkshenker!