Mordhetze gegen Machts

Er darf nicht leben bleiben

Saarbrücken  , 28. Juli. Kaum sind einige heuchlerische Phrasen der gleichgeschalteten Presse über das Attentat gegen den Polizeikommissar Machts gedruckt, so beginnt die Hezze gegen den Mann von neuem. Es wird behauptet, der Attentäter habe nur mit Plakpatronen geschossen. Von da bis zu der Behauptung, daß Machts die Notwehr über­schritten habe, ist nur ein Schritt.

Die Saarbrüder Zeitung" versucht die Ankündi­gung der Regierungskommission, daß sie in Zukunft Heße gegen ihre Beamten mit den schärfsten Mitteln ahnden werde durch folgende Säße zu umgehen:

Am 17. Mai d. J. schrieb die Saarbrücker Zeitung  " zu Borwürfen gegen Kommissar Machts in einer Denkschrift der deutschen Front": Wir halten die in der Denkschrift erhobenen Vorwürfe aufrecht. Und wir hoffen sehr, daß Herr Machts nun einsieht, was allein übrig bleibt: Herr Machts soll klagen. Er muß flagen, wir erwarten seine Klage. Dann wollen wir weiter sehen." Herr Machts hat bis heute nicht geklagt.

Das Blatt weiß sehr genau, warum Machts nicht klagen kann, denn im Saargebiet regiert zwar der Völkerbund  , aber in den Gerichten herrscht die Hitlerjustiz.

Niemand kann dem Polizeikommissar zumuten, seine Ehre von Hitlerrichtern beurteilen zu lassen. Dies um so weniger, als die Hezer gegen Machts beabsichtigen, Zeugen aus dem Reiche aufmarschieren zu lassen, die drüben für jeden Mein­eid als nationale Helden gefeiert werden würden. Was tommt es Leuten auf ein paar Meineide an, die als Gang­sters den Mord durch Deutschland   und durch Desterreich rasen Lassen

Während man in Saarbrücken   unter den Augen der gewiß geduldigen Regierungskommission die Mordhezze gegen Machts nur vorsichtig weiter treiben kann, hat die national­sozialistische Presse im Reich, die von saarländischen Korre­spondenten bedient wird, keinerlei Rücksichten zu nehmen. So verleumdet die Fränkische Tageszeitung" vom 26. Juli munter drauf los:

Aber selbst die aufreizenden Haussuchungen durch den friminellen Spigel und Emigranten, den deutschen Fahnens flüchtigen und Schlappmacher des Weltkrieges, Machts, hat zu nichts geführt; es sei denn, daß das daraufhin erfolgte Verbot der deutschen Zeitungen als ein Erfolg" der Emigrantenpartei gewertet werde, obgleich stimmungs­mäßig das Gegenteil der Fall ist. Dienstag früh nun ist ein Attentat" auf Machts verübt worden, das zwar zu teinerlei Folgen führte, das aber wohl einige interessante Hinweise gestattet. Entweder gedenkt man nun mit fingier­ten Unruhen zu arbeiten oder treiben wirklich einige disziplinlose Elemente mögen sie gekauft sein oder nicht

die Dinge auf die Spize! Ueber die Einzelheiten des 3wischenfalles war noch nichts zu erfahren.

Jedenfalls war der Marktplatz in Saarbrücken  , wo die Schüsse auf Machts fielen, in auffälliger Eile mit Emi­granten und Kommunisten besetzt, gerade, als ob diese darauf gewartet hätten. Ein Kriegsinvalide, der an dem Attentat beteiligt gewesen sein soll, wurde verletzt und verhaftet, ein anderer konnte unerkannt entkommen. Ob man nun einen Grund gefunden haben sollte? Man darf gespannt darauf sein, welche Hintergründe dieser Zwischenfall gehabt hat.

So werden durch vermehrte Heze neue Erzesse vorbereitet, an denen man dann selbstverständlich unschuldig ist.

Alles erörtert Saar- Probleme

Die Saarländischen Juden für den Status quo

Straßburg, 28. Juli 1934.

Die in Straßburg   erscheinende Tribune Juive" be­schäftigt sich in einem Artifel Die deutsche Juni­revolte und die saarländischen Juden" mit der Frage, in welchem Ausmaß die Stimmung der saarländischen Juden durch die blutigen Ereignisse des 30. Juni beeinflußt wurde. Das Blatt erwähnt dabei, daß eine ganze Anzahl deutscher   Juden unter den Opfern des 30. Juni zu beklagen sei, Persönlichkeiten, die auch im Saargebiet Freunde und Bekannte gehabt hätten, so daß auch hier Trauer eingekehrt sei.

Darüber hinaus habe ein besonderer Passus der Rede des Reichskanzlers vom 13. Juli die saarländischen Juden nach­denklich gestimmt. Denn die deutschen   Juden würden darin zu einer der Verschwörergruppen gerechnet. In seiner Ein­leitung habe Hitler   gesagt, daß gerade der deutsche Arbeiter" diese jüdisch- internationalen Menschheitsbeglücker erkannt und innerlich überwunden habe. In diesem Zusammenhang sei die Schicht der internationalen Volkszersetzer. die Apostel des weltanschaulichen politischen und wirtschaftlichen Kom­munismus, die planmäßig die Völker zersetzen und sich be­mühen, das Chaos herbeizuführen", gebrandmarkt worden. Die Gerechtigkeit habe die saarländischen Juden davor be­wahrt, Aeußerungen der Billigung und Zustimmung zu den verschiedenen Maßnahmen oder moralische Werturteile über die einzelnen Persönlichkeiten in Deutschland   auszusprechen.

auf ihr Lebensrecht in der Heimat und auf ihren Anspruch als Vollbürger verzichten."

Am Schluß heißt es dann: Unser jüdisches Recht ist ge­sicherter im 2 ande des Friedens, als in dem Lande, wo nur die bloße Macht regiert. Alles, was dieser dient, is vergänglich, und alle Nur- Gewalt ist dazu da, um früher oder später zusammenzubrechen... Die jüdische Saargemein­schaft legt an die deutschen Ereignisse in fester und diszipli­nierter Haltung die Maßstäbe der Wahrheit, der Gerechtig= keit und des Friedens an: als eine Pflicht und als eine Hoffnung."

Wir begrüßen die Auffassung, die aus diesen Ausführungen spricht, und deren kurzer Sinn der ist, daß kein saarländischer Jude für die Rückgliederung des Saargebietes an Hitler­ Deutschland   stimmen fann, in dem die jüdischen Ideale Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden keine Stätte haben. Wir würden uns noch mehr über diese Ausführungen der Tribune Juive" freuen, wenn sie weniger verklausuliert und offener und deutlicher wären. Der ganze Wust, mit dem der eigentliche Grundgedanke des Artikels umgeben ist, er= innert uns bedauerlicherweise zu sehr an taktische Methoden, wie sie von dem berüchtigten Führer des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten, dem Hitlerjuden Hauptmann der Reserve a. D. Dr. Leo Löwenstein   beliebt werden.

Es heißt dann wörtlich: Im Saargebiet hatten viele, an fich Saar  - Katholiken

wohlmeinende Menschen, die Schilderungen über das den Juden widerfahrene Unrecht für übertrieben, wenn nicht für unwahr ange= sehen. Jetzt, wo der Blitzstrahl ins eigene Lager gefahren ist, ist der Glaube an die Unrichtigkeit manchen Greuel­märchens in weiten Kreisen der nichtjüdischen Bevölkerung erschüttert. Die letzten Ereignisse in Deutschland   haben wieder offenbart, daß die Lage der Juden in Deutschland  labil und ungesichert bleibt, und das ist ein ungünstiges Vorzeichen für ihre eigene Lage im Saar­gebiet. Darum ziehen sie mit Recht die Folgerung: wie auch immer die Verhältnisse im dritten Reich" sich ent­wickeln werden die saarländischen Juden werden niemals

Unsere Töchter, die Nazinen

Roman von Hermynia Sur Mühlen. 35 Ich weiß nicht, seitdem alles so herrlich gekommen ist, er­scheint mir die Stadt gar nicht mehr so klein. Und auch der See gefällt mir jetzt, da Eberhard uns mit seinem Motor­boot darauf herumfährt. Mein schönes Vaterland, du bist das einzige Land, wo das wahre Verdienst belohnt wird, und wo, wie es so schön in der Bibel heißt: Er stößet die Gewaltigen vom Stuhl und erhebet die Elenden." Mein Gott, wie danke ich dir für deine Gnade, dir und deinem auserwählten Werk­zeug, unserem Führer Adolf Hitler  , dem deutschesten aller Deutschen  . Amen.

Gräfin Agnes schreibt in ihr Tagebuch Die Menschen behaupten, es sei Frühling geworden. Tat­fächlich blühen an den geschützten Stellen im Garten bereits die Bäume und Sträucher, aber mir scheint es, als hätten die Blüten ihren Duft verloren, als würde die Maisonne von einem schwarzen Schleier verhüllt und mein geliebter See läge tot und grau zwischen den fruchtbaren Ufern, auf denen fich Tag um Tag so entseßliche Dinge ereignen.

Das Dritte Reich, über das wir stets halb mit Verachtung, halb mit lächelndem Spott gesprochen haben, ist ausgebrochen: ein Reich des Bösen und der Finsternis, ein Reich, das nur ein Dante zu schildern vermöchte: meine schwache Feder ist dazu nicht imstande. Und es ginge auch sonst über meine Kraft: sehe ich doch hinter jedem Wort das schauerliche Bild der gefolterten Menschen, der zerstörten Existenzen, der un­barmherzigen Roheit und Gemeinheit unserer neuen Herren. Es ist ja seltsam, wie wir allen Zensurmaßregeln zum Troß dennoch so viel erfahren. Unter dem Leichentuch der Angst hervor, das schwer auf uns allen liegt, flattern dennoch Worte auf, dringen in die Häuser, in die Seelen, erschüttern fte zutiefst und erwecken ein heiliges Feuer des Zornes, das nicht erlöschen darf, bis zu jenem Tage, da dieses unselige Band von allem Uebel befreit sein wird. Friß neckte mich neulich, als ich das aussprach:

Sie sind ja ganz politisch geworden, Gräfin Agnes."

Von unserem Korrespondenten.

Paris  , 28. Juli 1934.

" Intransigeant" äußert sich in einem Die Katholiken für den status quo an der Saar  " überschriebenen Artikel zu der Rede, die der Führer der Deutschen Front Pirro fürzlich in Kaiserslautern   gehalten hat. Das Blatt meint, Pirros Klagen über die hitlerfeindliche Haltung der katholischen Bevölkerung an der Saar   seien allerdings be­rechtigt. Die Saarkatholiken hätten allen Anlaß zu dem Glauben, daß die Saarfrage nicht eine Nationalitäten-, wohl aber eine religiöse Frage sei. Sie halten es deshalb für nicht

Aber was hat Politik mit Menschlichkeit, mit Gerechtigkeit und Liebe zu schaffen? Ich bin nur ein Mensch, eine alte Frau, die vielleicht ein Leben hindurch gesündigt hat, indem sie sich von allem zurückzog. Nun aber möchte ich, troß meiner siebzig Jahre, alles wieder gutmachen, was ich gefehlt, möchte helfen, retten und möchte auch noch den Sturz der jetzigen Machthaber erleben.

Es war für mich ein beglückendes Gefühl, als mein kleines Motorboot an der Schweizer   Grenze anlegte und ich unseren braven Bürgermeister in Sicherheit wußte. Ich zitterte ja innerlich vor Angst, als Hellsdorf mit seinen Bravos zu mir kam. Würden sie das kleine fensterlose Kämmerchen finden, vor dem der große alte Mahagonischrank stand? Wußte Clau= dia, daß ich den Bürgermeister versteckt hatte? Und wenn sie es wußte, was würde sie tun? Ich konnte mir ja nicht vor­stellen, daß meine Tochter einen hilfslosen alten Mann ver­raten könnte, aber wenn sie es dennoch getan hätte... Ich weiß auch nicht, ob sie die kleine Komödie durchschaut, die ich ihr seit Wochen vorspiele: die kranke alte, zu Tode geängstigte Frau, die um ihr Leben bangt. Es fällt mir nicht leicht, mich in diese Rolle zu finden, fühle ich mich doch stark und mutig wie eine junge Frau. Aber ich muß es tun, wenn mein Haus auch künftighin ein Zufluchtsort für Verfolgte sein soll. Auch dem guten Friß gegenüber habe ich diese Rolle gespielt, habe ihm erklärt, ich fürchte mich so, er müsse mit seiner Frau und dem Kind zu mir ziehen. So weiß ich, wenn ich abends das Gartentor versperre, wenigstens, daß Frizz in Sicherheit ist und nicht irgendwo tot auf der Straße liegt. Ich glaube, er hat ja meine Komödie durchschaut; ich fühle mich geehrt über das Vertrauen, das er mir bezeugt, weiß Gott  , ich habe es nicht durch mein egoistisches Leben verdient. In all der Trauer und dem Entsetzen mußte ich neulich trotzdem herzlich lachen. Meine gute Kati besuchte mich. Wir sprachen über dieses und jenes, und plötzlich sah ich auf ihrem Gesicht einen halb erstaunten, halb empörten Ausdruck. Ihr Blick war auf einen alten Betstuhl gefallen, den ich von meiner Großmutter geerbt hatte, einen Betstuhl mit einem tiefen Fach für from­me Bücher. Ich hatte den Betstuhl. der lange auf dem Boden gestanden, ins Wohnzimmer bringen und unter einem Ma­donnenbild aufstellen lassen, vor dem ein Dellichtlein brennt. Kati fragte mit gerunzelten Brauen:

Nazi- Saarlied

( Melodie: Horst- Wessel- Lied".)

" Bum leßtenmal wird zum Appell geblasen! Zum Morden stehn wir alle schon bereit! Bald plündern Hitlernazi aus auch eure Kassen, Die Freiheit dauert nur noch kurze Zeit! Und haben wir euch endlich einmal wieder, Dann hauen wir euch alles kurz und klein! Ins Konzentrationslager, ihr lieben Brüder Da sperren wir euch tausendweise ein! Die Köpfe ab den roten Kommunisten! Die Judenschweine hauen wir zu Brei! An die Laternen mit den Sozialisten! Hurra! Die Saar   steht uns zum Morden frei! Ans Hakenkreuz dann mit euch Katholiken! Die Protestanten unters Hackebeil! Den Gottesglauben werden wir ersticken! Es lebe unser Gott Heil Hitler, Heil!" ( Aus Der Franc- Tireur".)

sehr wünschenswert, durch eine bedingungslose Rückkehr zum Reich ihr eigenes Todesurteil zu unterschreiben.

Die Saarkatholiken, die eben hitlerfeindlich seien, würden ihre Propaganda verstärken. Sie hätten sogar die Absicht, um in direkter Verbindung mit dem heiligen Stuhle zu stehen, eine eigene Vertretung des Vatikans in Saarbrücken  zu beantragen, damit sie als Mittler zwischen sich und dem Papst in Zukunft nicht mehr hitlerdeutiche Geist= liche nötig hätten.

Deutschland   und die Schweiz  Abschluß eines Verrechnungsabkommens

Das am 26. Juli 1934 unterzeichnete deutsch  - schweizerische Verrechnungsabkommen sieht vor, daß künftig alle 3ah­lungen aus dem Warenverkehr, dem Reiseverkehr und dem Kapitalverkehr durch Einzahlungen auf die beiden Noten­banken erfolgen sollen. Nur für den kleinen Grenzverkehr und gewisse andere Zahlungen sind Ausnahmen vorgesehen. Die jeweils bei den Notenbanken zugunsten der anderen Bank entstehenden Guthaben werden ausgeglichen mit der Maßgabe, daß das voraussichtlich zugunsten Deutschlands  vorhandene Guthaben zur Abdeckung des gegenseitigen Warenverkehrs, des Reiseverkehrs und gewisser Zinsver­pflichtungen dient. Von dem verbleibenden Saldo wird ein bestimmter Betrag der Reichsbank zur Verfügung gestellt. Die weiter vorhandenen Beträge dienen in bestimmter Höhe zur Speisung eines Amortisationsfonds und zur Bezahlung schweizerischer Transitwaren. Der dann noch verbleibende Ueberschuß steht ebenfalls zur Verfügung der Reichsbank. Das Abkommen tritt am 1. August 1934 in Kraft und gilt bis zum 30. Juni 1939, wobei allerdings, wenn das Abkom­men den beiderseits gehegten Erwartungen nicht entsprechen sollte, neue Verständigungen mit der Möglichkeit einer be­sonderen Kündigungsfrist vorgesehen sind. Mit dem Abkom­men sind verbunden Vereinbarungen über die Verrechnung im Warenverkehr, über die Verrechnung im Reiseverkehr und Vereinbarungen über die Durchführung des deutschen Transfermoratoriums, endlich Vereinbarungen über den schweizerisch- deutschen Versicherungsverkehr und Verein­barungen über den Verkehr zwischen der Reichsbank und der Schweizerischen   Nationalbant. In dem Warenzahlungs­abkommen ist im wesentlichen geregelt, daß in erster Linie Zahlungen entgegengenommen werden für Waren schweize­rischer Erzeugung bzw. für Waren, die in der Schweiz   eine wesentliche Bearbeitung erfahren haben. Für Waren nicht­schweizerischer Erzeugung sind gewisse Beschränkungen vor­gesehen. Das Reiseabkommen ist lediglich dem jezigen Stand der Dinge angepaßt worden. Das Transferabkommen sieht vor, daß künftig Zinsen nur noch in Höhe von 4 Prozent transferiert werden sollen. Der überschießende Betrag der 3insverpflichtungen wird unter gewissen Voraussetzungen auf ein besonderes Amortisationskonto in der Schweiz   über­tragen und soll dazu dienen, die deutschen Fälligkeiten all­mählich abzutragen.

,, Seit wann sind Sie bigott geworden, Gräfin Agnes? Das Beten wird uns nichts nüßen."

Ich lachte und sie blickte mich vorwurfsvoll an. Nachdem ich mich eine Weile über ihren Aerger gefreut hatte, stand ich auf, verschloß leise die Wohnzimmertür und führte Kati zu dem Betstuhl, dessen Fach ich aufschlug. Unter den frommen Büchern verborgen, lagen vier Revolver. Friz hatte sie mir zum Aufbewahren gebracht. Kati starrte mich an wie nicht gescheit, dann lachte auch sie, aber aus irgendeinem Grund füllten sich ihre guten Augen mit Tränen, und dann fiel sie mir um den Hals und füßte mich ab.

Das geht nicht, Gräfin Agnes", sagte sie mit nicht ganz fester Stimme. Wenn man die Waffen bei Ihnen findet..." Ich zuckte die Achseln.

Dort wird man sie nicht suchen. Und wenn... Es ist doch besser, eine alte Frau kommt ins Gefängnis oder wird er­schlagen, als ein junger Mensch. Und wer sollte mich ver­raten? Auf das Mädchen kann ich mich verlassen."

Kati schluckte ein paarmal heftig, und ich wußte: jetzt denkt sie, ia, auf das Mädchen kann sich die alte Frau verlassen, aber wie steht es um meine Tochter Claudia? Ich sprach wieder mit ihr und nahm auch die Mahlzeiten zusammen mit ihr ein. Aber was sagten wir uns schon? Wir redeten über das Wetter, über gleichgültige häusliche Angelegenheiten. Sie sah sehr schlecht aus, blaß, mit schwarzen Ringen unter den Augen, als ob sie nachts nicht schlafen könne. Sie faſt nichts und wurde schrecklich mager. Manchmal, wenn sie sich unbeobachtet glaubte, blickte sie so verzweifelt drein, daß ich an mich halten mußte, um nicht zu fragen:

Was ist dir, Claudia? Sprich dich doch aus." Sie war auch sehr nervös; ihre Hände zitterten, und sie rauchte eine Zigarette nach der andern. Einmal ging ich in ihr Zimmer, ich glaubte, sie sei ausgegangen, und öffnete ohne zu klopfen die Tür. Da lag sie auf der Chaiselongue und meinte, weinte, mie ich sie nie weinen gesehen hatte. Am 1. Mai ging sie zum Fest der Arbeit, zusammen mit Toni. Und wir zwei Alten, Kati unt ich, saßen zusammen im Hause. Kati war schrecklich aufgeregt.

( Fortsetzung folgt.)