Deutsche Freiheit", Nr. 172

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ARBEIT UND WIRTSCHAFT

Wachsende Spannung

Von Dr. Richard Kern

Die wirtschaftlichen Spannungen in Deutschland erfahren eine rasch fortschreitende Verschärfung. Die Zwangsbe­wirtschaftung wird auf immer weitere Gebiete ausge­dehnt, die Devisenknappheit wird immer bedroh­licher, die Stockungen im Außenhandel nehmen zu und der drohende Rohstoffmangel zwingt be­reits zur Drosselung der Produktion. Mit der künstlich geschaffenen Binnenkonjunktur in einzelnen Wirt­schaftszweigen geht es zu Ende.

Drohender Mangel

Eine neue Verschärfung droht von der Landwirt­schaft her. Die erste amtliche Schätzung der deutschen Getreideernte für 1934, die auf den Schätzungen der amtlichen Saatenstandsberichterstatter von Anfang Juli beruht, läßt eine Ernte von Brotgetreide, d. h. von Roggen, Weizen und Spelz von insgesamt 11,37 Millionen Tonnen er­warten. Dieses Ergebnis bleibt hinter dem Ernteergebnis des Jahres 1933 von 14,49 Millionen Tonnen um nicht weniger als rund 22 Prozent zurück. Dabei hat die Reichs­kreditgesellschaft erst vor wenigen Tagen errechnet, daß die vorhandenen Getreidevorräte nur ausreichen würden, um einen Minderertrag bis zu 15 Prozent auszu­gleichen. Nach den letzten vorliegenden Verbrauchsberech­nungen stellte sich der Verbrauch an Brotgetreide im Jahre 131/32 auf 11,05 Millionen Tonnen, jedoch dürfte er seither nicht unerheblich gestiegen sein.

Noch bedenklicher ist das zu erwartende Resultat bei den Futtermitteln. Bei Gerste wird der Ertrag auf 2,91 Millionen Tonnen gegenüber 3,47 geschätzt. Ungünstig wird die Haferernte beurteilt, deren Ertrag mit rund 5 Millionen Tonnen angenommen wird. Dabei sind diese Schätzungen wahrscheinlich noch günstiger als es der Wirklichkeit ent­spricht.

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Die Sorge um die Sicherstellung der Ernährung in einer Zeit allgemeiner agrarischer Ueberproduktion!- für Mensch und Vieh hat zu einer Verschärfung der Zwangs­wirtschaft geführt.

Der Verkehr wird jetzt vom landwirtschaftlichen Betrieb bis zum Verbraucher geregelt. Waren bereits im Vorjahre Mindestpreise für Roggen und Weizen festgesetzt, so werden jetzt Festpreise sowohl für Brotgetreide als für Hafer und Gerste eingeführt, die nicht unter- oder überschritten werden dürfen. Zugleich wird ein Ablieferungs­zwang für Getreide eingeführt. Die Betriebe über fünf Hektar müssen in der Zeit vom 16. Juli bis 31. Oktober mindestens 30 Prozent Roggen und 25 Prozent Weizen der Menge liefern, die die Erzeuger aus der Vorjahrsernte ge­liefert haben. Die Getreidepreise werden er­höht für Roggen im Durchschnitt um 6, für Weizen um 10 RM. für die Tonne. Die Ausmahlung für Roggen­mehl wird von 69 auf 75 Prozent gesteigert. Durch diese Verschlechterung der Qualität soll ein Mehr gewonnen werden, das etwa 400 000 Tonnen Roggen entspricht.

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Die Erhöhung der Getreidepreise in einer Zeit fort­schreitender Lohnsenkung und allgemeiner Teuerung ist für die Diktatur ein schwieriges Problem. Denn eine Er­höhung des Brotpreises bei knapper und teurer Kar­toffelversorgung kann auch durch die schönsten Ley­und Goebbelsreden nicht ganz wettgemacht werden. Deshalb wird eine Stabilität des Brotpreises versprochen und beim Roggenbrot die Qualität verringert. Da das nicht ausreicht, müßten die Handelsspannen beim Müller und Bäcker, die ja jetzt gleichfalls behördlich festgesetzt werden, her abgesetzt werden. Davon verlautet vor­läufig noch nichts, da man die Steigerung der Unzu­friedenheit im Mittelstand immer mehr fürchtet. Und so wird die Aufrechterhaltung des bisherigen Brotpreises wahrscheinlich das Schicksal der anderen nationalsozialisti­schen Versprechungen teilen.

Der Futtermangel in vielen Teilen des Reiches hat die Lage der Bauern akut verschlechtert. Noch nicht schlacht­reifes und Milchvieh muß abgestoßen werden. Die Preise gehen zurück. Die Landesbauernführer werden unruhig. Die nationalsozialistische Agrarpolitik hat bisher die inländischen Futtermittel zum Nutzen der Großgrundbesitzer und Groß­bauern systematisch verteuert, die Einfuhr der ölhaltigen Kraftfuttermittel gedrosselt und ihre Preise maßlos erhöht. Jetzt verlangt zum Beispiel der Landesbauernführer in Hessen- Nassau weitgehende und recht kostspielige Maß­nahmen: Ankauf von Großvieh zur Einkonservierung für das Winterhilfswerk, Herabsetzung der Umsatz- und Grundver­mögenssteuer, Bereitstellung genügender Devisenmengen(!) für den Ankauf ausländischer ölhaltiger Kraftfuttermittel, Beseitigung der Monopolabgabe auf diese Futtermittel und eine darüber hinausgehende weitere Preisherabsetzung, Frachtermäßigungen der Reichsbahn usw­

Schiffbruch der totalen Agrarpolitik

Die Forderungen sind deshalb interessant, weil sie zeigen, wie die totale Agrarpolitik, die sich einbildete, die Wünsche aller landwirtschaftlichen Gruppen zugleich be­friedigen zu können, Schiffbruch leidet. Die Be­günstigung der Großen, die Getreide und Futtermittel zum Verkauf bringen, hat die Produktionkosten der landwirt­schaftlichen Veredelung in die Höhe getrieben; der Versuch, die Fleisch-, Gemüse- und Obstpreise gleichzeitig herauf­zusetzen, scheitert an der sich weiter verringenden Kaufkraft der städtischen Massen ,, bei der Verbraucher­schaft liegt unglücklicherweise auch noch ein geringer Bedarf(!) an Fleisch vor", klagt der erwähnte Bauernführer und jetzt, wo der Futter­mangel diesen Gegensaty akut verschärft hat, verlangen die nationalsozialistischen Bauernführer neben neuen Subven­tionen aus der geleerten Reichskasse selbst die grundlegende Aenderung dieser Agrarpolitik, das Herausbrechen eines

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tragenden Teiles des ganzen Autarkie- und Preistreiberei­systems!

Das werden die Nationalsozialisten nicht tun und deshalb wird die Unzufriedenheit der Bauernmassen weiter wachsen, um so mehr, da die Futtermitteleinfuhr aus dem Ausland an die Schranke der Devisennot stößt und diese weiter steigert. Nun hat das Konjunkturinstitut kürzlich von einem even­tuellen Getreidezuschußbedarf aus dem Aus­land in der Höhe von 1 Million Tonnen gesprochen; seine Deckung würde etwa 85 Millionen Reichsmark Devisen er­fordern. Diese Schätzung dürfte viel zu gering sein, aber auch ein solcher Betrag bedeutet heute eine schwere, zusätzliche Belastung, die eine noch stärkere Einschränkung anderer Rohstoffeinfuhr bewirken wird.

Kurzarbeit

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Lohnsenkung

Auf industriellem Gebiet hat die Devisennot be­reits zur ersten folgenschweren Einschränkung der Produktion geführt. In der Textilindustrie, die bisher durch die Uniformen- und Festkleidbestellungen, zu­letzt durch die Hamsterkäufe eine Sonderkonjunktur hatte, darf vom 23. Juli ab nicht mehr als 36 Stunden gearbeitet werden. Denn ,, die vorhandenen Vorräte müssen geschont" werden, da die Devisenlage eine Be­schränkung der Einfuhr notwendig macht. Zugleich wird die Erweiterung neuer Betriebe oder die Erweiterung be­stehender verboten, um eine Umgehung der Arbeitszeit­verkürzung zu verhindern. Eine ,, Anpassung" der Preise an etwa steigende Weltmarktpreise, aber auch, was entscheidend ist, an ,, unvermeidbare Selbstkostenerhöhungen", wird aus­drücklich zugegeben. Daß eine scharfe Ueberwachung" statt­finden soll, wird an den Preissteigerungen nichts ändern. Er­höhte Preise für durch Ersatz verfälschte Ware teuer und schlecht wird jegt die Devise!

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Die Arbeitszeitverkürzung geht natürlich auf Kosten der Beschäftigten und bedeutet einen neuen Abfall ihres unglaublich gedrückten Einkommens. Nach der amt­lichen Erhebung für den September 1933 betrug der Brutto­stundenverdienst im Durchschnitt 61,5 Reichspfennig, der Nettoverdienst 54,0. Er schwankte bei den einzelnen Kate­gorien zwischen 36,5 und 64,1 Reichspfennig. Die Wochen­arbeitszeit betrug im Durchschnitt 43,16 Stunden und das

Saarbrücken , den 29./30. Juli 1934

geschränkt und zum Teil sogar unterbunden worden. Bei spielsweise bestehen die Lieferanten eines wichtigen aus ländischen Rohstoffes, die bisher unter rund viermonatiger Kreditfrist( Dreimonatsakzept) direkt an die deutschen Abnehmer geliefert haben, nunmehr auf Barzahlung am Verschiffungsort, da die bis vor kurzem noch einiger­maßen gesicherte Bezahlung der Fakturen bei Verfall infolge der Repartierung ungewiß geworden ist, gleich­gültig ob es sich um deutsche Abnehmer mit größten Bank­guthaben handelt oder um schwächere."

Folgen des Vertragsbruchs

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Und der Ausweg aus diesem Engpaß? Das wären Roh­stoffkredite. Aber die Diktatur hat den deutschen Kredit völlig zerstört mit Gangstern schließt man keine Verträge und am wenigsten im Augenblick des offenen und nicht mehr abzuleugnenden Vertragsbruches. Und der. ist jetzt gekommen. Deutschland hat die am 15. Juli fällige Monatsrate für die Zinsen der Dawesanleihe nicht geleistet. Diese Anleihe, die seinerzeit von Schacht persönlich ver­handelt, abgeschlossen und eindringlich befürwortet ist, ist mit ganz besonderen Garantien ausgestattet. Für sie haften einmal alle gegenwärtigen und künftigen Vermögens­bestände und Einkünfte des Deutschen Reiches", zweitens alle Einnahmen aus Zöllen, sowie die Steuern auf Tabak, Bier und Zucker und die Einnahmen aus dem Spiritus­monopol. Diese Einnahmen wurden bisher auf ein Konto der Treuhänder bei der Reichsbank eingezahlt und nach Ab­zug der Zins- und Tilgungsbeiträge der Reichsregierung frei­gegeben. Jetzt haben die Treuhänder, wozu sie nach dem An­leihevertrag nicht nur berechtigt, sondern verpflichtet waren, alle Zoll und Steuereinnahmen gesperrt. Die Hitler - Regierung hat daraufhin die Finanzkassen ange­wiesen, die Einnahmen nicht mehr der Reichsbank, sondern direkt der Reichskasse zu überweisen. Das ist offener Vertragsbruch und wird auch in der ganzen aus­ländischen Presse als solcher bezeichnet. Es zeigt zugleich, daß auch die weitestgehenden Garantien einem vertragsbrüchigen Staat gegenüber wertlos sind, wenn nicht materieller Zwang zur Erfüllung eingesetzt werden kann. Aber eben deshalb werden sich Private wie Regierungen hüten, einem solchen Staat gar erst neue Kredite zu gewähren und so wird die Drosselung der Einfuhr mit all ihren Folgen Drosselung der Produktion, steigende Arbeitslosigkeit, Sinken der Einnahmen, weitere Erschütterung der Währung weiter gehen. Von der Erfüllung ihres Wunsches zur ,, Normalisierung" ist die Diktatur weiter entfernt als je.

durchschnittliche Wocheneinkommen 26,53 Reichsmark. Elsenautarkie

Spinner verdienten 31,29 Reichsmark, Weber 30,16 Reichs­mark, während Hilfsarbeiterinnen auf 18,81 Reichsmark kamen. Der Vergleich mit 1930 zeigt einen Rückgang des Stundenverdienstes um durchschnittlich 21 Prozent, der Wochenverdienste

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wegen der etwas längeren Arbeitszeit -um 20 Prozent. Seitdem ist aber unter der Hitlerherrschaft eine weitere Lohnsen kung eingetreten, denn eine Erhebung der ,, Deutschen Arbeitsfront " stellt einen durch­schnittlichen Wochenlohn von nur 21,47 Reichsmark fest. Das bedeutet eine neue Senkung um rund 20 Prozent! Seit 1930, dem Sturz der Regierung Hermann Müllers, ist eine Re­duktion um 40 Prozent, fast eine Halbierung, der Löhne ein­getreten. Und jetzt bringt die Verkürzung noch eine weitere Verringerung der Hungerlöhne wahrscheinlich um 10 bis 20 Prozent!

Im Engpaß

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So spiegelt sich im steigenden individuellen Elend das allgemeine Elend der deutschen Wirtschaft. Die Ausfuhr stagniert, wie die Junizahlen gezeigt haben, weiter, sie war mit 339 Millionen nur um 2 Millionen höher als im Mai, während die Einfuhr mit 377 Millionen sich um 2 Millionen verringerte. Das Passivum betrug 38 Millionen. Dabei hat sich die Einfuhr bei den von den Verboten erfaßten Waren um 10 bis 40 Prozent vermindert. Einfuhrsteigerungen anderer Rohstoffe machten aber diesen Rückgang wieder

Die Eisenindustriellen erwägen, nach Berichten der gleich­geschalteten Presse, auf ,, heimisches Erz" zurückzugreifen. Das heimische Erz ist das sogenannte Raseneisenerz und der Brauneisenstein im Lahn - und Dillgebiet. Da diese Erze einen Eisengehalt von höchstens 35 Prozent gegen die ein­geführten, die 50 Prozent und mehr haben, besitzen, wurden die heimischen Erzgruben schon längst eingestellt. Um die eisenschwachen Erze verhüttungsfähig zu machen, wurden neue Aufbereitungsmethoden erfunden, die angeblich bereits imstande sind, das eisenschwache Erz konkurrenzfähig zu machen. Die Autarkie- Utopisten singen bereits Hymnen, so: ,.Vorsichtige Schätzungen beziffern den deutschen Vorrat an Brauneisenstein in Süddeutschland , wo er in großen Lagern im braunen Jura von der Schweiz bis nach Frankreich hinein­reicht, auf etwa 10 Milliarden Tonnen. Vor allem in Baden sind diese Brauneisensteinlager sehr abbauwürdig, Man würde, wenn die Kalkulationen für die Erzaufbereitungs­anlagen stimmen, eine Versorgung Deutschlands mit den zur Thomasstahlerzeugung notwendigen Erzen erreichen."- Dem deutschen Volk blüht nun eine Zeit des Ersatzes: Woll­ersatz nach Röchling , Tabakersatz, Kartoffelersatz, Eisenersats und, da das Leben in Deutschland kein Leben ist, Lebens­ersatz.

Mehr Ersätze als im Weltkrieg!

wett. Betrachtet man das erste Halbjahr 1934, so zeigt sich ein Ven der Nahrungsfront

Anwachsen der Einfuhr auf 2302 Millionen( erstes Halbjahr 1933: 2087) und ein Rückgang der Ausfuhr auf 2086 Millionen gegen 2378. Das Passivum beträgt 216 Millionen gegenüber einem Aktivum von 291 im Halbjahr 1933.

Ist aber die Gestaltung des Außenhandels bisher nur als ungünstig zu bezeichnen gewesen, so droht das zweite Halb­jahr mit noch viel weiter fortschreitender Verschlechterung. Die Zuteilung der Devisen­kontingente ist nochmals halbiert worden und beträgt für August nur mehr 5 Prozent. In Wirklichkeit ist die Reichs­bank nicht mehr imstande, auch nur diesen Satz allgemein zuzustellen. Die Wirtschaftskreise werden von einer immer stärkeren Unruhe erfaßt und die Wahrheit kann sogar von Deutschland nicht mehr ganz unterdrückt werden. So schreibt die Frankfurter Zeitung " unter dem bezeichnenden Titel: ,, Im Engpa":

eines

,, Schwerer als die vermehrte Arbeitslast der Banken wiegen die in Beeinträchtigungen den Dispositionsmöglichkeiten großen Teiles der Industrie und des Handels. Gekaufte Warenkönnenvielfach nicht abgenommen werden und liegen in Kähnen oder Lagerhäusern, was im besten Falle erhebliche Kosten, in manchen Fällen aber auch eine Qualitätsverschlechterung oder gar einen Verderb der Ware zur Folge hat. Die Klagen wichtiger, auf Roh­stoffbezug aus dem Ausland angewiesener Industrien über Verminderung der Vorräte mehren sich; sie werden dadurch verständlich, daß die reguläre und irregu­läre Nachfrage aus dem Inland in allen von den Rohstoff­sorgen betroffenen Waren sehr lebhaft bleibt, während die Neueindeckung mit Rohstoffen auf die bekannten Schwierigkeiten stößt. Darüber hinaus ist der Kredit, den die deutsche Wirtschaft bei ihren ausländischen Liefe. ranten bisher noch genoß, in sehr vielen Fällen weiter ein

Das Reichsernährungsministerium und die Marktberichts­stelle bei der Hauptabteilung II des Reichsnährstandes geben eine sehr optimistisch gefärbte Darstellung über die Getreide­und Kartoffelvorräte von sich. Wer aber die mitgeteilten Daten aufmerksam liest, stellt fest: durch den Wahn der landwirtschaftlichen Autarkie, der durch die trostlose Devisenlage erzwungen wurde, haben im Juni 1934 die Vor räte an Hafer und Roggen ,, erheblich schneller abgenommen als im Vorjahr" genauer wird das nicht gesagt!- ,,, weil Hafer und Roggen in starkem Maße infolge des Mangels an Grünfutter verfüttert worden sind." Seit 1928 hat sich de Einfuhrüberschuß an Nahrungsmitteln um 73 Prozent(!) gesenkt. Während im Juni des Vorjahres 1,37 Tonnen Kar­toffeln verbraucht wurden, wurden heuer 1,75 Millionen Tonnen Kartoffeln verbraucht, dabei wurde heuer bekannt­lich der Verbrauch nicht befriedigt. Diese Zahlen zeigen, wie furchtbar die Gangster den Lebensstandard des deut­ schen Volkes gesenkt haben.

Selbst wenn man alle sehr optimistischen Schätzungen der Nazi über die heutigen Leistungen der Landwirtschaft für richtig annimmt, dann hat sich die Leistungsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft um maximal 39 Prozent gesteigert. Zu diesen Schätzungen ist zu sagen: man stellt sie gewöhnlich für einen landwirtschaftlich guten Landstrich an und rechnet sie automatisch auf das ganze Reich um. Sehr hoch ist also der Wert solcher Berechnungen nicht zu veranschlagen. Aber wenn selbst diese Zeilen stimmen sollten, muß Deutschland mindestens noch 20 Prozent seines Verbrauchs an Lebensmitteln einführen. Diese Einfuhr kann es sich aber nicht leisten. Bleibt als einziger Ausweg die straffste Kriegs­wirtschaft übrig. In den berühmten Jahren der Schmach und Schande war niemals, auch 1919 nicht, die Lage Deutsch­ lands so trostlos, wie nun, da es den Gangstern aus geliefert ist,