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Der braune Peter von der Saar

Pirro ,,, ein Katholik"

Es ist notwendig, daß wir ihn der Weltöffentlichkeit vor­stellen und ihn von der Saar   her in einem größeren Raum projizieren. Unser brauner Peter das ist Herr Pirro, Landesleiter der deutschen Front", bis vor wenigen Mo­naten ein kleiner Beamter im früher pfälzischen Teile des Saargebiets, heute dank Röchling   und Papen Führer", der in ungefüger Schrift und unbeholfenem Wort den Saar­ländern heim zum Reich verhelfen soll. Kleines geistiges Format hat im braunen Gefilde seit jeher die höchsten Aus­fichten.

Rürzlich hat er seine Amtswalter nach Kaiserslautern   jen feits der Saargrenze zu einer Instruktionsstunde gebeten. Sie wurde durch den Rundfunk übertragen, der nicht ver­bergen konnte, daß da ein sorgfältig von anderen aufgebautes Manuskript mit Anstrengung abgelesen wurde. Diese Rede bedeutete die Proklamation der Illegalität, nehmt alles nur in allem; sie war eine terroristische Musterkollektion aller Drohungen mit Aechtung und Gewalt, die täglich durch die Straßen und durch die gleichgeschalteten Zeitungen des Saar­gebiets hallen. Jeder wurde zum vernichtungswürdigen Feind ausgerufen, der von seiner Entscheidungsfreiheit Ge­brauch macht und nicht mit der deutschen Front" ins dritte Reich" marschieren will.

Wir verzichten, uns mit seiner Beschimpfung der Emi­granten auseinanderzuseßen. Ein Freund, der die Rede mit anhörte, sagte uns nachher, daß jeder verhungerte und verlaufte Emigrantenjunge, der unter einer Seinebrücke schlafen müsse, von deutscher   Ehre und Würde mehr in sich trage als dieser Herr Pirro. Er nannte diejenigen, die an der Saar   gegen Hitler   kämpfen um der Reinigung und Rein­heit Deutschlands   willen, das erste Bataillon der Fremden legion in unserem Saarlande"," Landesverräter", die nur ihr eigenes Geschäft" im Auge hätten. Er wagte sie als Garanten der internationalen Rüstungsindustrie zu bezeich= nen im Auftrage Röchlings, der eine Separatabteilung für Aufrüstungsgeschäfte mit Frankreich   besitzt.

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Aber das war nicht sehr interessant und nicht sehr un­gewöhnlich. Für Herrn Pirro war die Beschimpfung der Emigration nur ein Vorwand zu einem wilden Angriff auf die Saar- katholiken, die sich trotz allen guten Zu­redens nicht gleichschalten lassen wollen. Seit dem 30. Juni kehren die Katholiken der deutschen Front" und der Rück­gliederungswerbung in hellen Scharen den Rücken. Der Katholik" Pirro hatte die Aufgabe, diese Abtrünnigen, die voll Grauen sind über die von Hitler   befohlenen Morde ihrer Glaubensbrüder, wieder in den braunen Stall zu sperren. Dieser Teil der Rede war ein solcher Appell an die Ge­dankenlosen, an die Vergeßlichen, eine solch freche und zu­gleich verlogene Manifestation eines irreligiösen Verleug­ners der Religion, daß wir uns damit kurz beschäftigen müssen.

Wörtlich sagte Herr Pirro:

Wir hatten einmal ein Deutschland  , da schrieben täglich tausende Zeitungen über die Religion, fie lästerten Gott   und verherrlichten die Unfitte, die im Kino und Theater propagiert wurde. Durch die Straßen Ber­ lins   und anderer deutscher   Städte zogen Propagandazüge von Gottlosenbewegungen, fie trugen verhöhnende Plakate, Priester und Geistliche wurden nur als Pfaffen ver­Iästert, in Versammlungen wurden die Säße marri­stischer Gottesleugner zitiert, wie z. B. Das Christentum

seiner Religion gewesen wäre?"

Wir wollen Pirro auf diesem Wege folgen. 14 Jahre lang hat Weimar  " regiert. Eineinhalb Jahre lang haben wir das ,, dritte Reich" mit Hitler   als Diktator, der alles weiß, und ohne dessen Willen nichts geschieht. Wir fragen also Herrn Pirro:

Wo und wann wurden in den vierzehn Jahren der Republik   katholische Organisationen bedrückt und ver­boten?, katholische Jungmannen geprügelt?, Priester nachts aus den Betten geholt, vom Mob durch die Straßen ge= führt, geschlagen und in Schutzhaft genommen?, wegen politischer Meinungsäußerungen lange Monate hindurch eingeferfert?

Wann und wo wurden in diesen vierzehn Jahren katho= lische kirchliche Kulthandlungen geschmäht und verspottet, wie es der offizielle Kulturberater des dritten Reiches" Alfred Rosenberg   in seinem Mythus  " tut?

Wann und wo wurden katholische Zeitungen, kirch­

es sei bezeichnend gewesen, daß diese tausende junger Leute nicht seil Hitler  " gerufen hätten,

wie man es sonst in den Straßen Saarbrückens so oft höre. Das Blatt schildert, wie man den Teilnehmern in Trier  ursprünglich die Stellung eines Sonderzuges verweigert, wie man ihnen auf der Fahrt durch Hitlerdeutschland das Tragen ihrer Bundeskleidung verboten habe. Schließlich wird festgestellt daß gegenüber der großen Zahl der Teil­nehmer an der katholischen   Veranstaltung die saarländischen Nazis nicht gewagt hätten, sich zu rühren.

" Matin" meint, Bischof Bornewasser von Trier habe ein Plädoyer pro domo, gehalten, als er erklärte, er könne seinen Zuhörern nicht raten, wie sie sich am Tage der Saarabstimmung verhalten sollten, denn er würde damit entgegen den zwischen Frankreich   und Deutschland   ge= schlossenen Abkommen handeln, wonach niemand sich in den Abstimmungskampf einmischen dürfe.

liche Mitteilungsblätter, Werbungen für die katholische Für die Saar  - Regierung

Publizistik verboten?

Die bischöflichen Paläste gestürmt wie in Würzburg  , wo­bei der Bischof nur durch den Umstand schwerster Miß­handlung entging, daß er zufällig nicht im Hause weilte? Ein Erzbischof und Kardinal wie Faulhaber öffentlich geschmäht und unter strengste Beobachtung und Bewachung gestellt wurde?

Katholische Führer wie Klausener und Propst durch Be auftragte der Regierung hingemordet? Ihre Leichen den Angehörigen trog flehentlicher Bitten nicht gezeigt wur: den? Die Leichen allen religiös- kirchlichen Gebräuchen zu­wider in aller Stille verbrannt und beigesetzt wurden, da: mit niemand ihre blutigen Wunden sehen kann?

Wir können diese Liste in beliebiger Länge fortsetzen. Der Katholik Pirro, der genau weiß, was im dritten Reich" passiert ist und täglich nen passieren kann, hat diese Drang­salierungen seiner Kirche, die Ermordung zahlreicher Glaubensfreunde, die Schmähung der Priester und Kirchen­fürsten nicht nur ausdrücklich gebilligt. Wobei er den mil­dernden Umstand hat: Es wäre zu Ende mit dem Führer der deutschen Front", wenn er ein Wort der Kritik oder des Bedauerns wagen würde.

Wo sind die früheren Gottesleugner" geblieben- jene nämlich, die den Katholiken vollen Lebensraum gaben und feinem Priester ein Haar krümmten? Herr Pirro klärt uns folgendermaßen darüber auf:

Was hat sich inzwischen geändert? Die bolschewistische Gefahr und damit das Gottesleugnertum wurden in Deutschland   ausgerottet. Seine Träger sind zum großen Teil flüchtig. Nicht wenige haben das Saar­gebiet zu ihrem Asyl gemacht. Während sie drüben nun in Deutschland   früher von Pfaffen redeten, heucheln die: selben Gottesleugner hier täglich die Sorge um unsere Priester". Und was müssen wir erleben: Die Todfeinde des Christentums und ihre in Aussicht genommenen Opfer, vor allem also die Priester selber, sollen, wenn es ihnen nach ginge, hente Hand in Hand in gleicher Marschrichtung auf das gleiche Ziel losmarschieren. Die Gottlosen und Kirchenhaffer wollen im Schatten Gottes wandeln, um ihrem teuflichen Handwerk den Segen zu erschleichen.

Wir haben an Herrn Pirro Fragen gestellt. Es sind, mehr noch als die unsrigen, Fragen, die die sehend gewor denen Saar  - katholiken stellen. Er wird sie nie­mals beantworten, ein niedriger Demagoge mit fremden Manuskripten, der selbst in des Teufels Küche   vom Herde verjagt werden müßte.

und der Sozialismus vertragen sich wie Waffer und Paris   über Saar  - Katholiken

Feuer", oder Pfaffe, deine Uhr ist abgelaufen, mach deine Rechnung mit dem Himmel", oder Man dient dem Herr gott  , sofern es einen gibt, am besten dadurch, daß man diese schwarze Pest ausrottet". In dieser Zeit, da dies alles in Deutschland   möglich war, erhob sich nicht eine einzige Stimme im Saargebiet mit der Forderung: Weil im Reich der Bolschewismus wühlt und die Gottlosigkeit groß wird, wollen wir nicht mehr zurückkehren. Man war vielmehr für die Parole:" Heim in unser Vaterland!" Wer hätte trotzdem als anständiger Katholik behaupten können, daß das Deutschland   von damals ein Hort

Paris  , 31. Juli.

( Von unserem Korrespondenten) Die am leßten Sonntag veranstaltete Tagung der katho= lischen Jugend in Saarbrücken   findet lebhaften Nachhall in der französischen   Presse. Dabei begnügen sich die Zeitungen nicht damit, wie das sonst bei Saarveranstaltungen vielfach der Fall zu sein pflegte, nur die Kundgebung als solche zu registrieren, sie halten mit ihrer eigenen Meinung durchaus nicht zurück.

So sagt Petit Parisien", Saarbrücken   habe schon lange nicht eine solche Veranstaltung wie die am Sonntag gesehen. Aber

Damit sie den Ungeist der ,, deutschen Front" erkenne

Erst heute kommt uns die Pirmasenser Zeitung" ( Nr. 170) zu Gesicht. Sie berichtet über das Attentat auf den Polizeikommissar Machts so, wie es die gleichge­schaltete Saarpresse gerne möchte, aber immerhin nicht wagen kann:

Emigrantenkommissar Machts inszeniert Attentate gegen sich und hängts der Deutschen   Front an...

Das Verbot der gesamten Saarpresse durch die Regie­rungskommission des Völkerbundes und seine Begründung zeigen erneut, daß die ausführenden Faktoren des Völker­bundes genau soviel taugen wie dieser selbst. Ganz abge= sehen davon, daß das Saarvolt regiert wird von Lenten, die dieser Bevölkerung geradezu feindlich gegenüberstehen, muß doch nachdrücklich darauf verwiesen werden, daß im Saargebiet der tolle Zustand herrscht, daß die Völkerbunds= leute Elemente bevorzugen, deren moralische und sonstige Qualitäten unter dem Nullpunkt liegen Elemente, die gar nicht abstimmungsberechtigt sind und von denen mit zu= reichenden Beweisen behauptet werden konnte, sie seien bestochene Elemente, Provokateure und Spigel, so wie dieser Kommissar Machts, auf den gestern ein Individuum Schüsse abgab, von denen man noch nicht recht weiß, ob sie nicht tatsächlich bestellte Arbeit waren. Diese Tatsache allein kennzeichnet den Urgrund dieser Zustände, nämlich den Völkerbund selbst. Nicht nur an der Saar   zeigt sich, daß bis zum kleinsten Beamten, der vom Völkerbund ab­hängig ist, in Wirklichkeit die französische   Brutalität, die Ungerechtigkeit, die Verleugnung des primitivsten Selbst­bestimmungsrechtes eines Volkes die Unsterne sind, die den Völkerbund beeinflussen. Alles, was an der Saar   an Lum= perei des Emigrantengesindels und ihrer Förderung durch die Regierungskommission geschieht, ist nicht nur eine An­gelegenheit des Saargebiets diese Politik gegen die Saarbevölkerung ist nur möglich, weil der Völkerbund als Gesamtheit sich damit gleichstellt.

Das ist die wahre Gesinnung und die eigentliche Sprache der Deutschen Front".

Oder irren wir uns?

Wird eine gleichgeschaltete Zeitung des Saargebietes gegen die Pirmasenser Zeitung" zu protestieren wagen? Wir sind gern bereit, uns belehren zu lassen.

Saarkommissar Bürckel?

Der Nachfolger Papens

Berliner   Meldungen wollen wissen, daß zum Nachfolger Papens als Saarkommissar der Reichsregierung der Gau­leiter der Pfalz  , Bürcke I, außersehen sei.

Die Volksstimme" bemerkt noch dazu: Bürckel   ist nicht nur ein unfähiger und weit unter dem Mittelmaß stehender Mensch. Er gehört auch zu den größten Säufern des dritten Reiches" und tritt würdig an die Seite des Alkoholikers Dr. Ley. Man kann dem Saargebiet zu diesem neuen Saar­kommissar wirklich gratulieren.

1. Auguft 1914

Wir entnehmen diesen Abschnitt dem soeben er­schienenen Buche Theodor Wolffs Der Krieg des Pontius Pilatus  ", Verlag Oprecht und Helbring, Zürich  .

Sonnabend, den 1. August. Gestern abend ist in Paris  , imt Cafe Croissant  , Jaures   erschossen worden- von einem Raoul Villain  , einem Schreibersohn. Es ist ein logischer Mord, denn für die Bergpredigt ist in der neuen Religion kein Plaz. Dunkle Mächte haben die Völker umstrickt, ihr Netz über die Welt gesponnen, die Mörderhand hält das Genick der Menschheit gepackt.

Am Abend dieses unheilvollen Tages kommen in Paris   die nächsten Freunde des ermordeten Führers zusammen, um Her­ mann Müller   zu hören, der auf Wunsch der deutschen   Partei­genossen die Reise unternommen hat. Erst trifft man sich in einem Zimmer des Palais Bourbon  , dann, bei Nacht schon, in der Redaktion der Humanite" in dieser Redaktion, in der gestern noch Jaures   arbeitend, diskutierend und an­feuernd saß. Man hat noch keine Kunde davon, daß in Berlin  bereits die Mobilmachung verfügt worden ist. Man glaubt noch unter dem Damoklesschwert zu beraten, und weiß nicht, das schon das Schwert des Militärs regiert. Marcel Sembat  führt bei der Zusammenkunft den Vorsitz, zuerst trägt der Gast, den man kameradschaftlich begrüßt hat, die Meinung der deutschen   Sozialdemokratie vor. Eigentlich ist es nicht eine Meinung, sondern es sind eher mehrere Meinungen, und alles ist unbestimmt, wenig greifbar und informa­torisch", mit lauter Vorbehalten verknüpft. Hermann Müller sagt, die deutsche   Partei halte die Lage für außerordentlich kritisch, der Kaiser und Bethmann erstrebten die Aufrecht­erhaltung des Friedens, aber die Entscheidung liege in Petersburg  . Darüber, ob man beim Ausbruch eines Krieges die Kriegskredite votieren solle, bestehe in der deutschen   Sozial­demokratischen Partei feine Einigkeit. Er könne keine Er­Elärungen im Namen seiner Fraktion abgeben, aber seine Parteifreunde hielten eine möglichst einheitliche Haltung der deutschen   und der französischen   Sozialdemokratie für sehr wünschenswert. Eine Verständigung über eine gleichartige gemeinsame Erklärung würde allerdings in solcher Schnellig­feit nicht zu erreichen sein, offenbar sei auch der Telegraf

zwischen Paris   und Berlin  , den man dazu brauche, bereits gesperrt. Der Franzose Renaudel erfärt, wenn Frankreich  von Deutschland   angegriffen würde, müßten die fran­ zösischen   Genossen für die Kredite stimmen. Die deutschen  würden, wenn ein deutscher   Angriff vorläge, in anderer Lage sein und die Kredite ablehnen können. Es entspinnt sich eine Debatte darüber, ob und warum der Fall für die einen und die anderen verschieden liege, wo Recht und wo Unrecht, und wo hier und dort die Pflicht der Sozialdemokraten sei. Die Franzosen sagen: Wir müssen die freiheitlichen Tradi­tionen Frankreichs   gegen den deutschen   Imperialismus und Militarismus verteidigen, die französische Republik   kämpft für ihre demokratischen Ideale und ihre Existenz. Darauf entgegnet Hermann Müller  , die Tatsache der Kriegser­klärung sei für die Feststellung, wer als Angreifer zu gelten habe, nicht allein maßgebend, die kapitalistisch- imperialistische Expansionspolitik aller Staaten habe die Gefahr verursacht und jetzt sei der wahre Schuldige die russische Kriegspartei. Er regt, ohne sichtbaren Erfolg, eine gemeinsame Stimment­haltung an. Man fragt ihn, ob die deutsche   Partei nicht schließlich für die Kriegskredite stimmen werde, und weicht

nur Marcel Sembat   scheint die Idee der Stimment­haltungstaktik aufgegriffen zu haben mit diesem skeptischen Einwand der Antwort aus. Hermann Müller verläßt noch in der Nacht Paris  . Das Anerbieten seiner französischen Partei­genossen, ihm einen französischen   Paß zu besorgen, hat er nicht angenommen.

Den ganzen Vormittag über bin ich im Auswärtigen Amt  . In dem großen Wartesaal befinden sich Graf Szögyeny  , der schwedische Baron   Taube und der Belgier Baron Beyens  , aber soweit es eine Unterhaltung gibt, wird sie nur stockend und leise geführt. Beyens sagt mir ein paar Worte über die glänzende Verfassung und die Aussichten der deutschen Armee. Eine überflüssige und etwas unnatürliche Höflichkeit. Ich frage Szögyeny, der ganz zusammengebrochen dasiẞt: Sehen Sie noch die geringste Chance für eine Rettung aus dieser furchtbaren Situation?" Er antwortet mit einem Achielzucken: Eins zu einer Million." Als ich mittags für eine kurze Weile zur Redaktion fahren will, treffe ich unten in der Treppenhalle den Korrespondenten des Temps", Commert. Wir sagen uns nur mit ein paar fliegenden

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Worten, welche Gefühle diese Katastrophe in uns erregt. Gegen drei Uhr bin ich wieder im Amt und gehe dort zum Unterstaatssekretär Zimmermann. Er sißt nervös beschäftigt an seinem Schreibtisch, seine übliche burschiose Art dient ihm diesmal dazu, die innere Unruhe zu verbergen, sein immer gerötetes Gesicht mit dem blonden Schnurrbart scheint noch um eine Nuance röter zu sein. Ist eine Antwort aus Peters­ burg   da?"" Nein, nichts ob die Russen überhaupt ant­worten werden, ist doch mehr als zweifelhaft. Wenn man nur schon klar wüßte, was England machen wird." Die Fran­zosen würden natürlich mit den Russen gehen. Es bleibe den armen Kerls doch nichts anderes übrig, auch wenn ihnen davor graut. Dann mit einem etwas sarkastischen Lächeln, zu mir hin:" Ja, nun ist Audeutsch Trumpf!" Aus dem tele­fonischen Apparat auf dem Schreibtisch kommt das Klingel­zeichen, Zimmermann nimmt den Hörer ans Ohr. Leise zu mir: Moltke ist am Telefon." Dann in den Sprechapparat hinein: Nein, noch nichts, Exellenz."- Auf eine wieder­aber ein bißchen müssen holte Frage: Ja, ich glaube auch wir wohl noch warten- nein, nicht sehr lange mehr." Er legt den Hörer hin und dann wieder zu mir: Moltke will wissen, ob es losgehen kann." Die ganze telefonische Unterhaltung ließ eine durch falsche Heiterfeit maskierte Aufregung erkennen.

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Ich verlasse Zimmermann und gehe in den Konferenz­saal, wo auf dem grünbezogenen Tisch wieder die weißen Bogen sauber hingebreitet sind. Die Tür zum Korridor bleibt geöffnet, und als ich gegen fünf Uhr gerade dort stehe, kommt Jagow vorbei, vergnügt lächelnd, ein Blatt Papier   in der Hand haltend, und geht eilig zur Treppe hin. Zwei Minuten später sehe ich, durch das Fenster auf die Wilhelmstraße hin­unterblickend, Jagow mit Bethmann im offenen Automobil abfahren, in der Richtung zum Schloß. Beide sind offenbar in sehr guter Stimmung, Jagow hält noch immer das Blatt Papier   in der Hand. Gleich darauf kommt Zimmermann, start echauffiert, durch den Korridor. Ich muß zum Kriegs­minister," sagt er mir und will schnell weitergehen. Ich halte ihn auf: Bethmann und Jagow sind ins Schloß gefahren? Haben Sie eine gute Nachricht bekommen?" Vielleicht es scheint, daß die Engländer nicht mitgehen wollen." Eine halbe Stunde später sehe ich Moltke   kommen. Mit schwißendem Gesicht, jugendlich erregt, den Helm, infolge der Aufregung, ein wenig schief auf dem Kopf. Er bringt ins Amt die Anordnung der Mobilmachung mit. Unten auf der Straße werden bereits die Extrablätter ausgeschrien. Durch