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Hitlers   Hände in Oesterreich  

Eine Nazi- Ministerliste

Kabinett Rintelen" im

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Schmerzliches

,, Der Jud' ist schuld"

In einem Artikel gegen Hitler- Deutschland schreibt der

Die Dokumente des Hotelsekretärso de Roma": Alle in Europa   wiffen, von wem

Wien  , 1, Aug. Bei Durchsuchung der Wohnung von Dr. Rintelen in einem Wiener   Hotel ist von der Polizei eine voll: ständige Liste des Kabinetts Rintelen beschlagnahmt worden, welches nach dem Putsch das Ministerium Dollfuß ablösen sollte. Die Minifterlifte lautet: Kangler: Dr. Rintelen; Bizekanzler: Theo Habicht  , ehemaliger Juspekteur der nationalsozialistischen Partei Desterreichs; Auswärtiges  : Professor Hugelmann; Krieg: General Wagner; Sicherheitswesen: Dr. Bra'n dl, früher Wiener   Polizeipräfiz dent; Unterricht: Professor Gleispach  ; Propaganda: Frauenfeld  , früher Nazigauleiter von Wien  ; Handel: Dr. Apold, Generaldirektor der Alpinen Montan- Gesell­ichaft; Soziale Fürsorge: Neubacher, Präsident der deutsch­österreichischen Bereinigung für den Anschluß.

*

In ganz Desterreich betrachtet man die Tatsache, daß die beiden letteren in Deutschland   unter Hitler   arbeitenden österreichischen Führer als Minister ansersehen waren, für

alten Regierung. Sie hat aber auch keinen Befehl von der

neuen Regierung und ist infolgedessen gelähmt. Dieser tote Punkt muß ausgenützt werden." Es folgen dann im dritten Teil in allen Einzelheiten Verhaltungsmaßregeln für die SA. Im vierten Absah heißt es: Wenn einige Stunden nach dem Rücktritt Dollfuß  ' der neue Bundeskanzler der die Zügel noch nicht fest in der Hand hält, aus allen Ländern die Nachricht erhalten wird,

die SA. habe die Macht übernommen,

so wird er selbst nicht so leicht den Entschluß faffen, die Exekutive gegen uns aufzubieten." Im fünften Teil wer­den nun die zwei Möglichkeiten erwogen, nämlich der Fall der Unterstellung der Regierung unter die nationalsozia

Reichstag angezündet wurde. Hitler   allein weiß es nicht." Dazu schreibt die Deutsche Front" in Saarbrücken  : ,, So weit ist es nun glücklich gekommen. So tief ist die italienische Presse gesunken, daß sie sich die schmutzigsten Lügen und Verleumdungen der von den Großlogen und der französischen   Rüstungsindustrie ausgehaltenen füdischen Emigrantenblätter zu eigen macht, daß sie sich nicht einmal entblödet, die unmittelbar nach der von Kommunisten ver­übten Brandlegung des Reichstags ausgegebene Parole be­gierig aufzunehmen und weiter zu verbreiten. Ein führendes faschistisches Blatt als Propagandaorgan der Ko­ mintern  !

Wir werden uns nicht wundern, wenn die Münzenbergs und Rosenfelds, die Bernhards und Schwarzschilds dem­nächst zu den geschäßtesten Mitarbeitern des faschistischen Popolo de Roma" zählen werden."

,, Seelöwe" mit Reichs- Handgranaten

eine starke Kompromittierung Hitlerdeutschlands. 3n der Reichsamtliche Waffen für den Nazi- Aufstand in Oesterreich  

Tat hat Hitlerdeutschland diesen beiden Männern, Habicht und Frauenfeld  , den gesamten Propagandaapparat zur Ber fügung gestellt und ihnen in den österreichischen Legionen eine bewaffnete Macht an die Hand gegeben.

Hotelsekretär Heel"

Wien  , 1. August. Der Bundesminister für Heimatdienst dam, machte im Auftrag der Bundesregierung im Rund­funk die Mitteilung, die österreichische Behörde besitze ein Dokument, das einen geschlossenen Schuldbeweis Liefere und damit der vom Berliner   Nachrichtendienst und der reichsdeutschen Presse hartnäckig vertretenen Auffassung ettgegentritt, wonach der Putsch eine rein innerösterreichische Engelegenheit gewesen sei und daß keinerlei Fäden über die Grenze führten.

Die Mitteilung des Bundeskommissars lautet:

" In der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag der Borwoche, also wenige Stunden nach der Ermordung des Bundeskanzlers, wurde am Ausrang des oberösterreichischen Dorfes Kollerschlag   ein Unbekannier angehalten, der sich als Hoteljekretär Franz Heel aus München  Legitimierte. In seinem reichsdeutschen Paß, der die Nummer 4474 trägt, befand sich ein gebührenfreies Dauervisum zur Siusreise nach Desterreich. Bei der Leibesvisitation fand man 1ehrere Dokumente. Unter dem Hemd trug er halbchiffrierte Depeschen, die noch nicht ganz entaiffert sind. Eine davon lautete beispielsweise: Rintelen... Kanzler. Rintelen ver­handelt... Neue Besteckmuster unterwegs... tommt nicht mehr in Frage." In den Schuhen des Verhafteten fand die Polizei.

Aufzeichnungen mit genauen Verhaltungsmaßregeln für die Nationalsozialisten in Desterreich im Falle des Stur zes der Regierung Dollfuß. Aus den Dokumenten geht her= vor, daß auf das Stichwort Sommerfest" zunächst ein un= bewaffneter Aufstand erfolgen sollte, der im Falle eines Widerstandes der Staatsgewalt in eine bewaffnete Erhebung übergehen sollte. Das Stichwort für diesen zweiten Fall lautete:" Preisschießen mit italienischer Nacht." Das Wort Sommerfest" wurde übrigens im Laufe der Woche mehrmals von den Behörden in halbchiffrierten Ra­diomeldungen abgehört. Jezt kennt man seinen Sinn. Der Verhaftete gab ferner an, daß er diese Schriftstücke in Passau   erhalten habe und sie in Linz   hauptpostlagernd aufgeben sollte. Als Entlohnung für diesen Dienst hatte er einen Betrag von 530 Schilling erhalten. Das bei dem Verhafteten gefundene Dokument

gliedert sich in mehrere Punkte. Der erste Abschnitt ent­hält insbesondere die Worte: Es besteht die Möglichkeit, daß die Regierung Dollfuß eines Tages zum Rücktritt ge­zwungen wird. Stichwort Sommerfest". Entweder wird eine reue Regierung ernannt oder es entspinnt sich ein Kampf um die Nachfolge. Der zweite Abschnitt enthält u. a. die Säße: In fedem Fall entsteht auf eine bestimmte Zeit cin gewiffes Vakuum. Die Egekutive gehorcht nicht mehr der

Bern  , 1. August.

Nicht ohne Grund spürt man Deutschlands   Hand in den Terroraften, die seit Monaten in Desterreich Todesopfer fordern, zu denen auch Dollfuß   gehört.

Wie wir vor einigen Tagen meldeten, hatte man in der Nähe von Rorschach   in der Schweiz   auf dem Bodensee   das Motorboot Seelöwe" angehalten, das zahlreiche Minen, Bomben mit Zeitzündern, Sprengpatronen und Revolver, alles für die österreichischen Nationalsozialisten bestimmt, mit sich führte.

Fotografien, die von der Wiener   Regierung den Regie­rungen in London  , Paris  , Nom und... Berlin   übermittelt wurden, beweisen unzweifelhaft den deutschen   Ursprung von anderem Kriegsgerät, das man am 2. Juli an der deutsch­österreichischen Grenze beschlagnahmen konnte.

Es handelt sich um Büchsen mit Zündern und einen größe ren Posten von Handgranaten. Ihre Herkunft tann man nicht gut lengnen, denn es ist ausdrücklich auf bei den ein­zelnen Stücken liegenden Prüfzetteln vermerkt, daß man im Falle von Beanstandungen den Prüfzettel mit dem Rest der noch in der Schachtel vorhandenen Zünder dem Heeres­waffenamt, Prüfwesen 5, Charlottenburg   2, Jebensstraße 1", einsenden solle. Der zugehörige Bericht ist auf dem Dienst­

Kaltlächelnd hatten die beiden Naziburschen, die an Bord des Seelöwe" verhaftet wurden, zugegeben, gewußt zu haben, welch gefährliche Ladung sie in der Schweiz   bei sich hatten, um sie den österreichischen Terroristen zuzuführen.

rege vorzulegen." Wörtlich lautet ein solcher amtlicher Prüf­gettel: Rechtsgewinde  

15 B. Z. 24

für

Stielhandgranaten 24

R. R. E. 11.2

Datum:. Liel.-Nr. der B. Z. 24 Lief.-Nr. der Röhrchen.

21 2

Abgenommen: Hausleitner

Oberleuerwerker

Bei Beanstandungen von Zündern ist dieser Zettel und der Rest der noch in der Schachtel vorhandenen Zünder dem Heereswaffen amt, Prülwesen 5 Charlottenburg 2. Jebensstraße 1. ein­zusenden; der zugehörige Bericht ist auf dem Dienstwege vorzulegen.

Mabul had n Diesmal ist der Beweis der deutschen   Mittäterschaft gerade­zu lückenlos, denn das beschlagnahmte Waffenmaterial stammt geradenwegs aus einem der Munitionsämter des dritten Reiches".

listische Gewalt oder der Kampf um die Gewalt. 3m Baron von Hahn

sechsten Teil wird dann angeordnet, es komme hauptsäch­lich darauf an, daß die Bewegung scheinbar spon= tan aus dem Volke komme. Sie müsse also rein innerpolitisch aufgezogen sein und dürfe keinesfalls den Ein­druck erwecken, von außen her aufgezogen zu sein. Unbe­dingte Geheimhaltung in allen Stellen der SA., SS. und Hitlerjugend sowie unter der SA  - Führung sei Bedingung. Es folgen dann

genaue Einzelheiten

Von deutscher   Seite wird gemeldet, daß Baron von Hahn, der Wiener   Vertreter des DNB von Heimwehr­leuten verhaftet und mehrere Stunden lana festgehalten worden ist, während in seiner Wohnung eine Haussuchung stattfand. Es fonnte noch nicht festgestellt werden, ob es sich um eine legale Aktion handelt, oder ob die Heimwehren eigenmächtig gehandelt haben. Man erwartet eine Protest­demarche der deutschen   Regierung bei der österreichischen  Regierung.

über die Durchführung der Machtergreifung nach dem Sturze der Regierung, die Ernennung der Landeshauptleute, die treffend die Rückkehr der Legion, die schnellstens nach Wien   zurückgeführt werden sollte, ferner Instruktionen im Falle eines bewaffneten Zusammenstoßes mit der Polizei und der Gendarmerie, der nach Möglichkeit vermieden wer­den sollte. Ferner wird darin angeordnet, was nach Ueber­nahme der Gewalt zu geschehen habe. Schließlich heißt es in dem Dokument, daß im Falle eines standrechtlichen Todes­urteiles gegen einen Nationalsozialisten eine über raschende Befreiung des Gefangenen mit List oder Gewalt zu versuchen sei...

Amneſtle für alle politischen Bergehen, Anweisungen be Wieder eine Hinrichtung

Der verwandelte Lloyd George  

1400 Strafanzeigen

Wien  , 1. August. Der Mörder des Innsbrucker Stabs­hauptmanns Hicks, Friedrich Wurnig, ist vom Juns­brucker Standgericht des Militärgerichtshofs zum Tode durch den Strang verurteilt worden. Christian Meyer, der zweite Angeklagte dieses Mordes, wurde wegen Hochverrats zu 20 Jahren schweren Kerkers( Zuchthaus) verurteilt. Das Urteil an Wurnig wurde, wie aus Junsbruck gemeldet wird, Mittwoch um 20 Uhr vollzogen. Bei der Grazer Staats­anwaltschaft sind nach einer Meldung des Neuigkeitswelt­blattes" bisher über 1400 Strafanzeigen im Zu­sammenhang mit der Julirevolte eingelaufen. Ein Teil dieser Anzeigen wurde bereits dem Militärgericht in Wien  übermittelt, doch wird der Militärgerichtshof in Graz eine eigene Seffion abhalten und schon in den nächsten Tagen zusammentreten.

,, Seit dem 30. Juni ist Deutschland   ein Land des Schreckens" Bischöfe gegen Papen  

Lloyd George  , Englands großer Einpeitscher wäh­rend des Krieges, ist einer der Verantwortlichen von Bersailles, Später gehörte er zu den schärfsten Gegnern des Vertrages, für dessen harte Bestimmungen er die Franzosen verantwortlicht machte. Er hat gleichzeitig in Wort und in Schrift lebhaft für Deutschland   und seine Gleichberechtigung Stellung genommen. Dem dritten Reich" gegenüber nahm er bis zum 30. Juni eine abwar­tende Haltung ein: Seit dem 30. Juni ist es damit zu Ende. In dem Pariser Blatt Infor­mation" veröffentlicht er einen Auffag, in dem es heißt: Es gibt keinen Menschen außerhalb Deutschlands  ", so er­flärt Lloyd George  , der die letzten Hinrichtungen zu recht­fertigen auch nur versuchen kann. Die kaltblütige Ermordung von 77 Menschen ohne Urteil und ohne eine Möglichkeit der Rechtfertigung hat in allen zivilisierten Staa­ten ein Gefühl des Schredens hervorgerufen. Die Reichstagsrede Hitlers   hat das Geheimnis nicht ge­Tüftet. 77 Menschen sind ermordet worden, ohne daß man ihnen sagte, welche Verbrechen sie begangen haben. Die voll­ständige Liste der Hingerichteten ist noch nicht veröffentlicht worden. Die Erzählung von einer Verschwörung ist recht unwahrscheinlich. An Stelle des geheimnisvollen Herrn v. A., den Hitler in seiner Reichstagsrede genannt hatte, hätte er auch irgend einen anderen Buchstaben des Alphabets herausgreifen können.

Das Blut des 30. Juni ist

vielleicht nicht umsonst geflossen.

In fast allen Staaten hat es Politiker gegeben, die glaubten, daß man die Kraft einer Regierung in der Unterdrückung der bestehenden Gesetze erkennt. Der Wunsch nach Freiheit war in seinem Kurs in Europa   schon start gefallen. Der deutsche   Terrorismus hat diesen Kurs wie der scharf ansteigen lassen..

In England, Frankreich   und in den skandinavischen Län­dern, wo man den Wert der menschlichen Freiheit nicht immer richtig einzuschäßen wußte, war man über das, was in Deutschland   geschah, verblüfft und entsept. Heute hat man endlich begriffen, welchen Wert Freiheit und Liberalis­muß besitzen. Troß des Geschreis und militärischen Tam­tams, den die Hitler entfalten, glaubt Lloyd George   nicht, daß diese lärmende Bande irgendeinen militärischen Wert besitzt. Der Wert liegt heute bei der Reichs­ wehr  . Ohne ihre Unterstüßung hätten Hitler   und Göring  am 30. Juni die Morde nicht durchführen können, denn sie hätten nicht auf die Zuverlässigkeit der eigenen braunen Truppen rechnen können.

Alles wird von der wirtschaftlichen Entwicklung der nächsten Monate abhängen. Die ökonomische Lage in Deutschland   ist alles andere als glänzend. Eine Lebensmittelknappheit macht sich schon heute bemerkbar und die Trockenheit zer­stört die Aussichten auf eine günstige Ernte. Die deutsche  

Nom, den 1. August 1934, Aus Wien   wird dem Messaggero" gemeldet, daß die öfter­reichischen Bischöfe in bezug auf Herrn von Papen einen Schritt bei der Bundesregierung unternommen hätten.

Die österreichischen Bischöfe, so schreibt das Blatt, hätten fich in Wien   versammelt, um danach bei Kanzler Schuschnigg  vorzusprechen, um auf gewisse Schwierigkeiten bezüglich der Persönlichkeit des von Hitler   in Wien   bestimmten Reichs­vertreters hinzuweisen.

Die Demarche der österreichischen Bischöfe zeigt, wie stark die Aufmerksamkeit des Vatikans und der Großmächte auf die Frage Papen   gerichtet ist. Sie zeigt, daß diese Kreise erwägen, Berlin   zu verständigen, daß die Entsendung des Herrn von Papen nicht nur die Aufnahme normaler Be ziehungen zwischen Deutschland   und Oesterreich nicht nur nicht erleichtere, sondern im Gegenteil erschwere.

Ausfuhr ist gering und die Geldreserven sind aufgebraucht. Der Aufstand und Südslawien

Deutschland hat schon erhebliche Schwierigkeiten zu über­winden, wenn es seine Getreidekäufe im Ausland finan= 3000 Oesterreicher übergetreten zieren will. Nur durch eine Drosselung des übrigen Roh­stoffbezuges ist diese Finanzierung möglich.

Der Tiefstand der Moral

war sicherlich nicht der Grund dafür, daß Nöhm und seine Freunde so plößlich beseitigt wurden. In Wirklichkeit ist der Nationalsozialismus als solcher ge= troffen worden. Die Großindustrie, die Banken und die Junker die bisher den Nationalsozialismus unterstützt haben, weigern sich, irgend einer neuen Lösung zu folgen, die das Elend und die Arbeitslosigkeit beseitigen soll. Die­jenigen Führer, die in ihren Ideen stärker zum Sozialis­mus neigten, wurden ermordet. Ihre Anhänger werden aufs Pflaster gefeßt oder eingeschüchtert. Damit ist aber das soziale Problem in Deutschland   nicht gelöst. Hitler   besitzt auch nicht die Kraft oder Mittel, es zu lösen."

Wien  , 2. August. Nach einer Belgrader   Meldung der Stunde" sind bisher 3000 österreichische Aufständische auf südslawisches Gebiet über­getreten. In Warasdin   ist am Dienstag ein neuer Trans­port von 60 Flüchtlingen eingetroffen. Darunter befinden sich auch zwei Frauen und fünf Kinder. Den Flüchtlingen wurden die Waffen abgenommen. In den ersten Tagen nach der Flucht befanden sich die Flüchlinge allerdings in großer Not, doch verfügen fie heute, wie die südslawischen Blätter melden, über gewisse Geldsummen und können Nahrungs­mittel aufnehmen. Nach einer weiteren Meldung sind auf der Linie Marburg  - Draubura allein 700 lüchtlinge nach Südslawien gekommen. Südslawische Zeitungen behaupten ferner, in Karnlus seien immer noch schwere Kämpfe zwischen den Aufständischen und dem Bundesheer.