WESTLAND

Unabhängige deutsche   Wochenzeitung

erscheint in Saarbrücken   jeden Freitag.

"

Westland" behandelt in unparteiischer Weise politische, kulturelle und wirt schaftliche Fragen. Besondere Aut merksamkeit widmet es der deutschen  Entwicklung. Die nationalsozialistische revolutionäre Uebergangszeit will es begreifen und nicht bejammern helfen Deshalb späht ,, Westland" nicht ,, An­griffspunkte" aus, sondern sucht ein umfassendes Bild zu geben. Es wendet sich an den selbständig denkenden Leser, der mit ihm die Wahrheit für die schärfste Waffe des politischen Kampfes hält.

Aus der neuesten Nummer:

Hitlers   Panama  

Paul von Hindenburg  

,, Der Stürmer  " als Lesebuch

Pg. John Dillinger  

Die Saarabstimmung in Gefahr Hütten ohne Erze

in der

Sozialisten im allgemeinen sehr wenig Anlaß, gemeinsame Aktionen mit winzigen Minderheiten durchzuführen, die die systematische Anwendung der Gewalt verherrlichen und Inseriert eher stören, als wirksam im Kampf gegen den Faschismus und den Krieg mitzutun. So kann sich die Frage der Ein­heitsfront als Vorstufe der organisatorischen Einheit nur in der Form stellen, wie sie immer von der SAJ. gestellt wurde: Untersuchung der Gesamtheit des Problems durch die beiden Internationalen.

Auf unsere Inititativen in diesem Sinne zur Zeit der Tragödie der proletarischen Parteien in Deutschland   hat die Kommunistische Internationale   keine direkte Antwort gegeben.

Hat sich die Meinung Moskaus   geändert? Haben die Kriegsgefahren im Fernen Osten und die furchtbaren Lehren der Ereignisse in Deutschland   und Desterreich Früchte getragen? Das Experiment ebensowenig wie Paul Faure   wollen wir Abenteuer sagen, das in Frank­ reich   gemacht wird und das die ganze Internationale mit größtem Interesse verfolgen wird, wird es einen Wende­punkt in der Geschichte der Arbeiterbewegung bedeuten? Ueber diese Fragen, die ernstesten der Stunde, wird die Internationale in Kürze zu beraten haben.

Jüdischer Rechtsanwalt dekoriert

( Inpreß.) Der Rechtsanwalt am Landgericht Berlin  , Dr. Ernst Frankenstein  , der als einer der besten Kenner des italienischen Rechts in Deutschland   gilt, wurde zum Kom­mandeurs des Ordens der italienischen Krone ernannt.

Die regelmäßige Zustellung Pariser   Berichte

erfolgt durch die Westland- Verlags- G. m. b. H Saa brücken 3+ Brauerstraße 6-8+ Telefon 21014

Die Internationale und die Kommunisten

Von Emile Vandervelde  

Die Annahme des Einheitsfrontangebots der Kommu­nistischen Partei für den Kampf gegen Faschismus und Krieg durch unsere französischen Genossen ist ein Ereignis, dessen Tragweite weit über den Rahmen der französischen Sozialistischen Partei hinausreicht.

Von vornherein sei festgestellt, daß ich mit Leon Blum  , Paul Faure   und Lebas völlig einer Meinung bin, daß es moralisch unmöglich gewesen wäre, dieses Angebot rundweg abzulehnen. Gewiß, wenn man sich sogar nur der allerjüngsten Vergangenheit erinnert, ist die über raschende Wendung der kommunistischen   Taktik ein Anlaß zu berechtigtem Mißtrauen. Man schließt Doriot   aus,

weil er die Einheitsfront verwirklicht hat und am nächsten Tag macht man Einheitsfrontangebote. Man bezeichnet täglich die Sozialisten als Sozialverräter oder Sozial­faschisten und lädt sie plöglich zum Kampf gegen den Faschismus ein. Man macht unter dem Deckmantel der Einheitsfront Manöver mit dem eingestandenen Ziel, Zellen in die sozialistische Bewegung einzubauen und sie zu zersetzen, und plöglich fordert man sie auf, gemeinsame Rundgebungen zu veranstalten, bei denen jeder Streit über grundsätzliche und taktische Fragen ebenso aus­geschlossen sein soll wie die systematische Anwendung der Gewalt, und die kein anderes Ziel haben sollen als den Rampf gegen den Krieg und was im Mund der Bol­schemiken unerhört klingt den Kampf für die Vertei digung der demokratischen Freiheiten".

Das ist in der Tat zu schön und man versteht sehr gut, daß bei der Ankündigung derartiger Angebote viele sich gesagt haben:" Timeo Danaos... ,,( Jch fürchte die Griechen, selbst wenn sie Geschenke bringen.)

Dabei darf man freilich nicht vergessen, daß die Jni tiative zu gemeinsamen Aktionen, die von Paris   nach den Februartagen ausging, offenkundig dem stärksten Gefühl der Arbeitermassen zumindest in der Hauptstadt entspricht. Man darf ferner nicht übersehen, daß zum Unterschied von den sozialistischen   Parteien, die ihr Internationalismus nicht hindert, höchst eifersüchtig über ihre Autonomie zu machen, die kommunistischen   Parteien und, mehr vielleicht als irgend eine andere die französische Kommunistische Partei  , ihre Taktik nach den Jnstruktionen bestimmen, die aus Moskau   durch die Dritte Jnternationale erhalten.

Gestern noch verharrten die französischen   Kommunisten gegen das innerste Gefühl einer großen Zahl ihrer Mit glieder in der törichten Taktik der Aufrechterhaltung ihrer Kandidaten im zweiten Wahlgang, woraus die Reaktio­näre den größten Vorteil zogen auf Befehl aus der URSS  . Morgen werden sie zweifellos entgegengesetzten Losungen ebenso gefügig gehorchen, einfach weil man in Moskau   den ungeheuerlichen inneren Widerspruch ver­standen zu haben scheint, zwischen dem Eintritt in den Völkerbundsrat und der Schonung aller Parteien in Frankreich   aus Gründen der internationalen Politik, je­doch mit der einzigen Ausnahme der einen Partei, die auf­richtig und aus vollem Herzen allem zum Trotz stets für die russische   Revolution eingetreten ist.

Unter diesen Umständen ist es keineswegs zweifelhaft, daß die plötzliche Aenderung der kommunistischen   Taktik auf Einflüsse und Erwägungen internationaler Natur zu­rückgeht.

Unsere französischen Genossen haben daher auch voll­kommen recht, wenn sie erklären, daß die Entschließung oder Empfehlung ihres Landesparteirates zugunsten der Einheitsfront- die ,, am Rande der Internationale" steht - nicht bloß sofort vor der Internationale begründet wer­den muß, sondern daß die SAJ. sich mit dem Gesamt­problem beschäftigen muß. Dabei darf man sich nicht dar­über täuschen, daß bei der Exekutive der SAJ. die Dinge zweifellos nicht so einfach verlaufen werden wie beim Landesparteirat der französischen   Sozialisten.

Frankreich   ist gegenwärtig das einzige Land West- und Mitteleuropas   wir nehmen nicht einmal die Tschecho­ slowakei   aus, wo die Kommunistische Partei   nicht eine minzige Gruppe darstellt. In Belgien   und der Schweiz  , in den nordischen Ländern, in Großbritannien  , sehen die

Lyautheys letzte Fahrt

Nancy  , 3. August 1934. ( Von unserem Korrespondenten) Am 20. Erinnerungstage des Kriegsausbruches, am gleichen Tage, da in Deutschland   der alte Reichspräsident für immer seine Augen schloß, ist Marschall Ly authey in Nancy  feierlich zu Grabe getragen worden. Der Präsident der fran­zösischen Republik, die Mitglieder der Regierung, des diplo­matische Korps, die Generalität und zahlreiche marokkanische Würdenträger haben am Donnerstag in Nancy   der feierlichen Beisetzung des Marschalls Lyauthey beigewohnt. Nach der religiösen Zeremonie fand unter dem Vorbeimarsch von 6000 Soldaten auf Platz Stanislas   in Nancy   die Trauerfeier­lichkeiten statt. In einer längeren Rede würdigte Marschall Petain noch einmal die großen Verdienste des Toten um sein Vaterland.

Nach Schluß der offiziellen Trauerfeierlichkeiten wurde der Leichnam des Marschalls nochmals in den Dom von Nancy  überführt, wo er eine provisorische Ruhestätte finden wird.

Seltsamer Unfall

Ein nicht alltäglicher Unglücksfall ereignete sich in Neuilly  bei Paris   in der Rue de Longchamp Nummer 13. Dort stürzte der Fußboden eines Zimmers, in dem Herr Perez und Frau Delonche wohnten, in das ein Stockwerk tiefer liegende Waschhaus. Balkenbruch war die Ursache des Unfalls. Frau

Delonche war rittlings auf den Rand des Waschkessels ge­stürzt und hatte schwere Verletzungen am Schenkel erlitten. Herr Perez klagt über Nierenschmerzen, scheint aber leichter verletzt. Nachdem die beiden Verunglückten mittels einer Leiter aus ihrer qualvollen Lage durch die rasch herbei­gerufene Feuerwehr befreit worden waren, wurden sie in das Hospital Beaujon zur weiteren Behandlung überführt.

Kostbares Perlenkollier

Ein kostbares Perlenkollier, das aus 102 Perlen bestand und einen Wert von 550 000 Francs repräsentiert, ist Frau Auguste Petry, 3 avenue de la Glacière in Belleville   ge­stohlen worden Bisher konnte die Polizei weder von dem Diebe noch von dem Kollier eine Spur entdecken.

Ein Christ

Pfarrer verweigert den Heeresdienst

Paris  , 1. Aug. Das Militärgericht in Toulon   verurteilte einen Rekruten, von Beruf Pastor, zum zweiten Male wegen Verweigerung des Militärdienstes. Nach der ersten Verurtei­lung, die ihm ein Jahr Gefängnis einbrachte, ist er zum zweitenmal einberufen worden. Diesesmal sollte er sich bei cinem Artillerie- Regiment in Toulon   melden. Der Pastor verweigerte abermals den Dienst und wurde nunmehr vom Militärgericht in Toulon   zu zwei Jahren Gefängnis verur­teilt. Nach der Verbüßung dieser Strafe wird er zum dritten Male einberufen werden.

Deutschen Freiheit"

Zum Ausbau eines blühenden Unternehmens wird von belg  . Fabrikanten für Futtermittel

Teilhaber gesucht

Angebote unter Hecker an die Expd. d. Ztg.

BRIEFKASTEN

Alter Nürnberger. Sie machen uns darauf aufmerksam, daß ein großer Teil der gleichgeschalteten Blätter anläßlich der Kriegs­erinnerungstage Gedichte von Karl Bröger   veröffentlicht und fragen uns, ob Bröger   etwa gleichgeschaltet sei. Unsere Antwort: Karl Bröger   wurde, wie man uns berichtete, beim Sturm der Braunen auf die Fränkische Tagespost" nicht unerheblich verletzt. Dann brachte man ihm nach Dachau  , wo er nach einigen Monaten seinen Sohn als Lagerinsagen wiedersah! Man hatte den jungen Menschen einfach dabehalten, weil er es gewagt hatte, sich nach dem Befin den seines Vaters zu erkundigen. Das alles hat den kriegsverwun deten Marxisten Karl Bröger   nicht davor beschützt, daß seine Ge­dichtsbände von hinten und von vorn bestohlen wurden, ohne daß man ihm einen Pfennig Honorar gezahlt hätte. Denk es, o Deutsch­ land  !" Auch dieses Gedicht fanden wir in der Kölnischen Zeitung  ", die Karl Brögers Schicksal genau kennt und sich nicht schämte. Schweiz  ". Wenn Sie uns nicht schreiben wollen, worum es sich handelt, hat die weitere Korrespondenz keinen Zwed.

Belgischer Strand. Sie schreiben uns: Sie sind, soweit ich hier Ihre Zeitung beobachten konnte, über die Wirtschaftslage in Deutsch­ land   gut unterrichtet. Ich kann Ihnen eigentlich wenig dazu sagen. In den Großstädten zeigen sich die sinkenden Warenhausumsäge, wie start die Kaufkraft der Massen gesunken ist. Den großen Spezial­geschäften geht es etwas besser merkwürdigerweise neuerdings gerade den jüdischen. Das hat seinen tieferen Grund. Alles, was in Opposition zu den Nazis steht, Katholiken, Sozialdemokraten, Kommunisten, geht nämlich neuerdings sozusagen zum Protest in die jüdischen Geschäfte und verschafft ihnen noch leidlich gute um­säße. Umso schlechter geht es den sogenannten gleichgeschalteten Warenhäusern, wo man die jüdischen Leiter durch streng arische ersetzte und Hakenkreuzfahnen auf den Giebeln hißte. Sie müßten einmal die gähnende Leere bei der Westdeutschen Kaufhof AG. sehen, wie sich die Leonhard Ties AG. unter sanftem Druck umgetauft hat! In Köln   und anderswo spricht man darum allgemein von der Westdeutschen Friedhofs AG."- Ihnen und den anderen Freunden, die sich jetzt an der belgischen Küste von den Strapazen des dritten Reiches" erholen und, wie wir hören, eifrig die Deutsche Freiheit" Iesen, gute Wünsche für das Refugium einiger Wochen in einem politisch freien Lande.

Im Auslande". Es ist immer schön und mutig, wenn alte Freunde an uns schreiben, sobald sie ein paar Tage im Ausland sind. Ihre Beobachtungen bestätigen, daß die Stimmung drüben immer kritischer wird, und die Leute recht freimütig reden. So hör­ten Sie, wie in einer rheinischen Stadt ein Straßenbahnschaffner sich im besetzten Wagen laut und abfällig über die tollen Zustände äußerte und unter anderm die Frage aufwarf: Was mögen wohl die maßgebenden früheren Führer der SPD  . denken, wo wir hin­treiben, und wie mögen sie das deutsche   Volk und seine Führer einschätzen." Sie glauben nicht, daß ein Fahrgast den Mann denun ziert hat.

Landhelfer". Wir danken für den Bericht. Auch von anderer Seite hören wir, daß es viele Desserteure" aus den Landhilfslagern gibt. Saladin  . Wir danken Ihnen herzlich für die Spende aus Ihrer geistigen Schazkammer, gespendet mit sultanischer Verschwendung. Sie werden Ihre Spuren bald in der D. F." erkennen.

Alaaf Köln". Die Enttäuschung wird immer größer? Bei einer Versammlung der Fachschaft Eisen und Stahl von der Deutschen Arbeitsfront  , die mindestens 40 000 Arbeiter umfaßt, waren nur wenige hundert erschienen. Von der Firma Gottfried Hagen   in Köln­Kalk, die eine Belegschaft von 1000 Mann hat, waren nur 7 Mann da. Von der Gasmotoren Deutz mit einer Belegschaft von 800 Mann hatten sich ganze drei Mann eingefunden. Es geht eben abwärts, und der Terror allein kann nicht helfen.

-

Rheinländerin. Sie haben erfahren, daß allein die rheinische Na­ tionalsozialistische Volkswohlfahrt   über einen Park von 214 Autos verfügt. Von anderer Seite wird uns eine ähnlich große Zahl ge­nannt. Sie teilen uns ferner mit, daß nach vertraulichen Aus­künften von besorgten Jugendpflegerinnen und Aerztinnen die Schwangerschaften bei minderjährigen Mitgliedern des BdM. sehr zunehmen, und viele Mütter ihre Töchter nur noch widerwillig in diesem Bunde lassen.

Ein Mädchen aus Westfalen  ". Es ist treu von Ihnen, daß Sie gleich die erste Gelegenheit benutzen, uns zu schreiben. Sie berich­ten uns, daß die alten unverwüstlichen Sozialdemokraten in den Konsumvereinen einen zähen Kampf gegen die unfähigen und for rupten braunen Bonzen führen. So haben Sie uns einen Bericht über den Konsumverein in Bünde   übermittelt. Bei der Abstimmung über die Entlastung des Nazivorstandes hatte die geheime Abstim­mung folgendes Ergebnis: Ja, teine Stimme; Nein, 80 Stimmen; ungültig eine Stimme. Bei der Wahl eines Vorstandsmitgliedes erhielt der von den Nazis hinausgedrängte Marxist Rabe 76 Stim­men, der Gegenfandidat nur 7 Stimmen! Die Sozialdemokraten lassen sich von der braunen Bande weder einschüchtern noch bestechen. Grüßen Sie alle in Treue.

-

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Biz in Dud weiler; für Inserate: Ctto Kuhn in Eaerbrüden Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden 3, Schützenstraße 5.- Echließfach 776 Eaarbrüden.

Die interessanteste Schrift des Tages:

Hitler   cast

Von KLAUS BREDOW

Fragen Sie in den Kiosken und Buchhandlungen nach