Etappen einer Freundschaft

Popolo di Roma":

Wir wissen, daß die Reichsregierung versprochen hat, sich nicht in die inneren Angelegenheiten Desterreichs zu mischen. Man weiß aber auch, daß sie ihr Versprechen nicht gehalten hat. Man kann daraus nur eine einzige Schlußfolgerung ziehen: entweder hat Hitler   sein Wort nicht Hypothesen find kompromittierend. Wir gehen von dem halten wollen oder aber er hat es nicht halten können. Beide Standpunkt aus, daß die Welt Diktatoren benötigt, aber nicht Männer, die Lügen.

In den Jahren vor dem Machtraub hat der deutsche Na­tionalsozialismus gern seine Freundschaft zu dem faschistis schen Italien   und die Uebereinstimmung mit den Ideen des Düce betont. Diese Freundschaft, sogar Südtirol  , wurde dem guten Verhältnis geopfert und hat nach dem 30. Januar 1988 einige Trübungen erfahren. Die Unabhängigkeit" Defter­reichs war sehr bald für das erpansionslüsterne dritte Reich" zu einem Prüfstein für das weltanschaulich" begrün­dete Sympathieverhältnis zu Italien   geworden. Immerhin murde die erste Zusammenfunft zwischen dem deutschen   Reichs­tanzler und dem italienischen   Regierungschef, die Mitte Junt in Venedig   stattfand, in der Presse beider Länder als sicht­barer Ausdruck der die Beziehungen zwischen Italien   und Deutschland   beherrschenden Freundschaft angesprochen. Wo­bei vielleicht nur auffiel, daß die nationalsozialistische Presse, dem Bedürfnis der Hitlerregierung nach einem außenpoli- schehen wird an dem Tage, an dem er es endlich erfährt... tischen Erfolg entsprechend, in der Bewertung dieser Zu= sammenkunft enthusiastischer war als die faschistische.

So machte die Stampa  " damals bereits deutliche Vor­behalte. Die Beziehungen zwischen Italien   und Deutschland  sind nicht einfach und nicht auf Rosen gebettet. Im Gegenteil, selbst auf dem ideologischen Gebiet waren gerade in letzter Zeit Polemiken aufgekommen, die manchmal absurd, immer aber peinlich waren, und die um jeden Preis die Originalität erweisen sollten. Man muß zugeben, daß diese Sprache eini­germaßen verständlich war. Die Zeitung spielte dabei auf lene efelhafte Ueberheblichkeit an, die die Ideologen des dritten Reiches" in der Lobpreisung des Nationalsozialis­mus an den Tag gelegt hatten.

Indes: es gab auch freundlichere Stimmen, Bavoro Fascista" ließ sich anläßlich des Hitlerbesuches so ver­nehmen: Die Tatsache, daß der Faschismus und der Natio­nalsozialismus die Samen förner einer neuen Kultur auffeimen lassen, ist die beste Garantie für den Friedenswillen des faschistischen Italiens   und des national­sozialistischen Deutschlands  ." Doch auch dieses Blatt flocht eine Einschränkung ein: Um es flar auszusprechen, wird der Faschismus in aller Welt heutzutage als ein wichtiger Frie­densfaktor betrachtet, während man nicht behaupten kann, daß der Nationalsozialismus   in allen Ländern ebenso beurteilt wird."

Wie unvergleichlich unkritisch und vorbehaltlos war da­gegen das Echo in der deutschen Presse! Die Franffur ter 3eitung" unterstrich die Bedeutung der Tatsache, daß durch den Hitlerbesuch in das deutsch  - italienische Verhältnis ,, nunmehr ein wichtiges persönliches Element getragen wor= den" sei. Die geistige Verwandtschaft zwischen Faschismus und Nationalsozialismus   verspricht auf diese Weise auch in außenpolitischer Beziehung stärker fruchtbar zu werden."

Knapp sechs Wochen später knallten in Wien   die Re­velverschüsse, die den Bundeskanzler Dollfuß   tödlich ver­wundeten. Und von der geistigen Verwandtschaft, der so kurz vorher die Venezianer durch begeisterte Evviva"-Rufe auf Hitler   Ausdruckt glaubten geben zu müssen, ist plötzlich nichts mehr zu spüren. Garnichts mehr? Doch, in hohem Maße so­gar, Nur das Gesicht der geistigen Berwandtschaft hat sich daeändert. Weber die Alpen   her dringt gine Welle von Haß und Abscheu herüber gegen das nationalsozialistische Deutsch  band, und zurück flutet ein Strom von Beschimpfungen und Verdächtigungen. Zwei Räuber streiten sich um die Beute. Das ist die geistige Verwandtschaft zwischen Faschismus und Nationalsozialismus  . Wir würfen keine der blutigen Schand­taten vergessen, die von den jezigen Rivalen im Laufe ihrer furzen Geschichte gegen Andersdenkende verübt wurden. In ihrer Presse spiegelt sich ihr. Wesen. Denn diese Presse ist abhängig und gehorsam, und sie spricht nur aus, was die Diftatoren auszusprechen wünschen.

Einige Zitate geben ein vollkommenes Bild!

Die faschistische Presse

stellt die Verantwortung Deutschlands   an den Ereignissen in Desterreich allen Erwägungen voraus.

Schuld und Drohung

,, Gazetta del Popolo":

Deutschlands   Mittäterschaft an den österreichischen Ereignissen steht fest. Wir wollen nicht vergessen, daß der Krieg 1914 mit einem Attentat begann.

Giornale d'Italia":

Deutschland   muß mehr denn je überwacht werden. Heute sucht es nach einem Alibi, aber nichts beweist, daß es feine Absichten geändert hat.

Ein Heides'rauß

auf Fedienbadis Grab

Geschäftiges Treiben in der Bahnhofshalle einer fran­ zösischen   Grenzstadt. Menschen kommen und gehen. Aus der Menge tritt ein einfach gekleideter, älterer Mann an mich heran mit einer belanglosen Frage. Er spricht deutsch  . Das Deutsch   jener Leute, die in der Gegend von Hannover   zu Hause sind. Ein wenig geziert und schüchtern. Natürlich sind wir bald im Gespräch. Ich gebe mich ihm zu erkennen. De wird der Mann gesprächig. Schon seit 45 Jahren gehört er der Sozialdemokratischen Partei an und mit Nachdruck betont er, daß er auch heute noch Sozialdemokrat sei. Nur vorüber­gehend hält er sich hier auf: Bald frägt er mich nach den Namen bekannter Parteigenossen.

Kannten Sie Fechenbach, Felix Fechenbach?" Ich nickte stumm und denke des guten Kameraden und lieben Menschen, den Hitlers Mörder   auf der Flucht er­schossen" haben.

" Ja, unser guter Fechenbach," sprach der alte Genosse. Feige haben sie ihn, der doch ein so treuer und ehrlicher Streiter für seine und der Menschheit Ideale war, um= gebracht." Seine Stimme bebt vor Erregung. D, ich fannte ihn gut, solange er im Gefängnis saß, fchickte ich ihm oft Zigaretten und Blumen, bei seiner Frau verbrachte ich manche Stunde, während der wir über Felix plauderten. Dann schleppten sie ihn fort."

" Ich kenne den Ort, an dem man ihn erschoß, und ich kenne die Mörder. Gut fenne ich fie. Ihrer Vorstrafen wegen sind sie in der ganzen Gegend befannt. Wir, die Genossen meiner engeren Heimat, haben sie wohl vermerkt. Siben sie auch heute in Aemtern und Aemichen, wir werden sie am Tag der Generalabrechnung nicht vergessen.

In aller Stille und Heimlichkeit verscharrten sie unseren Freund. Ich fand seine Grabstätte auf einem stillen Friedhof.

Alle wissen in Europa  , von wem und wie der Reichstag  angezündet wurde. Nur Hitler   weiß es nicht. Alle wußten um das Gebaren Röhms. Nur Hitler   nicht. Eines schönen Tages wird Hitler   um die frühere Behandlung Görings als Morphinist in einem Sanatorium erfahren, was er heute noch nicht weiß. Man muß zittern darüber, was ge­

Es ist endlich an der Zeit, daß Deutschland   und der Nationalsozialismus am Rande des Abgrundes haltmachen, in den sie unfehlbar stürzen werden, wenn sie sich darauf versteifen, Europa   in eine nicht wieder gutzumachende Kata­strophe mit hineinreißen zu wollen. Popolo d'Italia":

Der Nationalsozialismus hat es fertiggebracht, rings­um Feinde Deutschlands   zu schaffen. Wenn der Krieg ausbräche, würden die Heere aller Länder Deutsch  = land wie eine Sturzflut überschwemmen. Es ist eine elende Politif, daß die, welche einen wirt­schaftlichen Bankrottmaskieren wollen, solche Metho­den anwenden.

Stampa  ":

Wenn die deutschen Machthaber in ihrem Irrtum ver­harren, wird es unvermeidlich sein, daß sich der Kreis der Isolierung auch im Süden schließt. Messagero":

Man verhandelt nicht zweimal auf gleichem Fuß mit dem, der mit so viel 3ynismus die Geseze der Ehre verlegt. Es gibt jezt keine Regierung, die nicht das Recht hätte, Deutschland   gegenüber ihre volle Handlungsfreiheit zurückzugewinnen.

Abscheu und Verachtung

,, Corriere della Sera  ":

Der Nationalsozialismus, der sich in einem unver ständlichen Zustand des Wahnsinns und der Verwirrung bis zum höchsten Grade der Leidenschaften gesteigert hat, hat nun die Zerstörung, den Mord und den Terror zu seinen politischen Leidenschaften gewählt. Die Welt hat die von Mussolini   sofort ergriffenen Vorsichtsmaßregeln gebilligt. Und was gedenken nun die Herren des national- terroristischen Journalismus zu tun? Sie fönnen lange ihre niedrigen Beschimpfungen und Un­verschämtheiten gegen Italien   und die italienische   Presse loslassen: die Verantwortung des deutschen   Nationalsozia­lismus ist erdrückend und klar erwiesen, denn die Terror­afte sind nicht nur faltblütig ausgedacht und ausgeführt worden, sondern sie wurden sogar mit dem Sadismus, der denjenigen eigen ist, die ihren blutrünstigen Leidenschaften preisgegeben sind, zum voraus ange= fündigt. Die Haltung Deutschlands   war schänd­lich...

Popolo d'Italia":

epaul

Die deutsche   Preise hat in den letzten Tagen gegenüber Italien   einen ziemlich scharfen Ton angeschlagen. Einige Blätter brauchten sogar die alten Phrasen vom Anti­faschismus und internationalen Demosozialfommunis­mus". Es ist begreiflich, daß ein Fehler den anderen nach­zicht. Man spricht sodann von den Herren Faschisten, ge­rade als wenn der Faschismus eine Ansammlung feudaler Herren wäre. Wißt, Ihr Herren Nationalsozialisten, der Faschismus ist ein Meisterwerf politischer Kunst und Volts­eintracht, das die Sympathien der Welt genießt. Der Wahnsinn hingegen stößt auf den Haß und Abscheu der ganzen Welt.

Lavoro Fascista":

Der Nationalsozialismus   verleugnet die ganze Geschichte der Menschheit, um die Heranzüchtung einer reinen deut­ schen   Rasse zu ermöglichen, mit der die Mischrassen" wie die italienische, französische oder englische nur schwer sich werden verständigen fönnen... Es bleibt Deutschland   unbenommen, sich von der übrigen Welt abzu­sondern, aber es fann ihm nicht gestattet werden, daß es die anderen vergewaltigt. " Popolo d'Italia":

In ihren trüben Seelen find die wilden Instinkte und der Blutdurst wieder erwacht, den die römische Kultur in zwei Jahrtausenden des Christentums in ihren Nomaden­seelen abgedämpft hat. Die Nationalsozialisten

Das Tor war verschlossen, eine hohe Mauer umfäumte die Stätte der Toten. Nach langem Fußmarich wollte ich nicht un­verrichteter Dinge wieder zurückgehen. So fletterte ich ein­fach über die Mauer und fand das Grab unseres Freundes. Den Strauß Heidekraut, den ich unterwegs auf den stillen Feldern meiner Heimat für unseren Felir gebunden, legte ich für alle Genossen, die Felix gekannt hatten, auf seinem Grabe nieder."

Einfach und ehrlich, ohne Pathos klang die Erzählung des Alten. In seinen Augen sah ich ein stilles Leuchten, der herz­hafte Druck seiner abgearbeiteten Hand prägte den Stempel der Wahrheit unter diese von rührender Treue berichtenden Worte.

Der alte Genosse ging. Längst versieht er in seinem Heimat städtchen wieder seine stille Arbeit. Spricht mit den alten Genossen, freut sich an der zähen illegalen Arbeit der Jungen und hat ein Wort des Trostes für die Frauen und Kinder der von der Justizmaschine getroffenen Kämpfer.

Uns aber in der Fremde brachte er Kunde von der Treue mutiger Streiter, die in ihrer Arbeit und ihrem Hoffen den Tag herbeisehnen, an dem in Deutschland   das Vermächtnis unserer Toten in Erfüllung gehen wird.

Nichtarier und deutscher Gruß

In Kreisen der Beamtenschaft sind Zweifel darüber ent­standen, ob im Verkehr der Behörden mit dem Publikum der deutsche Gruß auch gegenüber Nichtariern anzuwen­den sei. In der NS  - Beamtenzeitung erklärt Dr. v. Leers zu dieser Frage, daß der Hitlergruß ganz allgemein der Gruß der deutschen Behörden gegenüber allen deutichen Staats­angehörigen jei Ter Jurde der sich in Deutschland   auf­halte, müsse sich diesen Gruß gefallen laffen, genau fo, mie es sich ein Christ in einem mohammedanischen Lande gefallen lassen müsse, daß er mit dem islamischen Friedensgruß, Sa­

sind Mörder und Päder a sten. Nur das und nichts anderes.

Meffagero":

Siehe da, wie das wilde Tier zu seiner wahren Natur zurückkehrt. Es denkt instinktiv am neue Bluttaten, an neue Verfolgungen, an Rache.

Die deutsche 1'resse,

der soviel Feindseligkeit die Sprache verschlagen hat, ver­mag ihre Enttäuschung und Wut oftmals nur in Ueber= schriften zum Ausdruck zu bringen.

Die Frankfurter Zeitung  "

spricht von einem Unverantwortlichen Presse­lärm" und meint: Es wäre zu viel verlangt, dagegen zu polemisieren. Man könnte den gleichen Zeitungen die Lobes­hymnen vorhalten, die sie seit Jahr und Tag über den Natio­nalsozialismus geschrieben haben.

Die Berliner Börsenzeitung"

rechnet den Italienern alle Züge der Ostgoten, Langobarden, Franken und Hohenstaufen nach dem Süden or und frischt die Erinnerung an Radetzki und die Schlacht von Caporetto  auf, um daran die Ueberlegenheit des Germanentums über die italienischen   Einflüsse zu demonstrieren, die Desterreich und Deutschland   nie erreicht hätten.

Italien   hat 1914 die Bündnistreue zu= gunsten geschäftlicher Vorteile aufgegeben." Aus all dem ergibt sich die Behauptung eines geschicht= lich begründeten Minderwertig feits f.o m= pletes der Italiener.

Berliner Tageblatt":

Wir verzichten darauf, auf dieses Niveau eines journalisti­schen Tiefstandes zurück zu steigen und übergeben diese Verwilderung der italienischen   Presse dem Urteil des deutschen Volkes und der Welt.

Der Deutsche  ":

Es spricht ein Haß daraus, eine Gesinnung, die so tief­stehend ist, daß die Italienfreunde in Deutschland   wohl für lange Zeit geheilt sein dürften.

Das offizielle Deutsche Nachrichtenbüro" spricht von einer ,, immer noch zügellosen Sprache der italienischen   Presse". Die Saarbrüder Landeszeitung" sieht sehr zahm nur Verdächtigungen in der italienischen   Preise".

Die Saarbrücker Zeitung  "

erklärt zunächst von oben herab: Ausgerechnet Italien  !", um einige Tage später unter der Ueberschrift Mussolinis Pressemeute rast weiter" u. a. zu schreiben:

"

Mit einer Schamlosigkeit, die an die Greuelheze des Welt­frieges erinnert, ja, diese noch dadurch übersteigt, daß mitten im Frieden eine Kriegshaßpinchose erzeugt werden soll, be­leidigt die italienische   Presse nach wie vor das deutsche   Volk.. Die Wiederkehr des 20. Jahrestages der Kriegserklärung gibt uns Deutschen   die Gelegenheit, die politischen und moralischen Qualitäten, der italienischen   Preffe unter die Lupe zu nehmen. Es soll doch vor Ausbruch des Weltfrieges ein Dreibund bestanden haben. Aber es ist uns nur bekannt, daß das Deutsche Reich und Oester plexes der Italiener  .

Doch damit der Ring sich schließe, sei troß seiner Bedeu­trngslosigkeit das Saarbrüder Abendblatt" zitiert:

... werden allerdings in vielen Kreisen Deutschlands   sehr ernüchternd wirken, denn man sicht einmal wieder mit aller Deutlichkeit, was man von der sogenannten italie­ nischen   Freundschaft zu halten halten... Im Uebri­gen hat die Haltung des Duce in Berliner   politischen Krei­sen feine allzu große Beunruhigung hervorgerufen. Man fennt die Vorliebe dieses Mannes für ge= räuschvolle Demonstrationen und schäßt sie entsprechend ein.

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So also stellt sich heute die Freundschaft zwischen Deutsch­ land   und Italien  , die geistige Verwandtschaft zwischen Natio= nalsozialismus und Faschismus dar. Die Zügellosigkeit der Sprache, die auf den Seiten sich gleicht wie ein Tropfen Wasser dem anderen, verrät die Seelengleichheit der faschi= stischen Brüder. Es sind die Dillinger, die heute in Mittel­ europa   Geschichte machen". So schrieb die Basler National­Seitung" anläßlich der Ermordung des Bundeskanzlers Tollfuß. Die Welt aber mag an diesen Beispielen erkennen, welchem Chaos ein faschistisches Europa   ausgeliefert wäre.

laam" gegrüßt werde. Der Hitlergruß gelte gegenüber allen Reichsangehörigen, dagegen nicht gegenüber Aus ländern. Der Jude, der die Reichsangehörigkeit befize und damit auch ihre Vorteile genieße, müsse jedenfalls amt= lich den Hitlergruß nehmen und geben. Im persön lichen Gespräch mit einem Juden werde man von der Lage der Dinge und dem natürlichen Takt auszugehen haben. Je­denfalls werde hier kaum zu erwarten und zu for dern sein, daß der Jude auch im Privatleben den deutschen Gruß anwende.

Der naive Berliner  Was heute geglaubt wird...

Paris  , 6. August.

Von unserem Korrespondenten Ueber   das Leben in Berlin   plaudert der Berliner   Sonder­berichterstatter des Figaro" in seinem Blatte. Er meint, der Berliner   lebe auch jetzt noch über seine Verhältnisse. Sein Grundsatz sei: Nach uns die Sintflut". Wenn schon der Franzose nicht viel von der Geografie wisse, was folle man da erst von Deutschen   sagen? Die un­glaublichsten Gerüchte würden in Berlin   vertraulich weiter erzählt. Während er sich eine Zigarre anzünde, errichte sich der Berliner ein System von europäischen   Bündnissen, das die Meinung bestätige, die er von seinem eigenen Wert habe. Er, der Berichterstatter sei ins Kaffee Vaterland ge= gangen. Dort habe ihm sein bester Freund verraten, daß Engländer und Franzosen   sich entzweit hätten, und Spanien  gerade dabei sei, Litauen   den Krieg zu erklären. Dieser Berliner, so meint der Korrespondent, fei nur einer aus der großen hitlerbegeisterten Menge, fanatisiert und vertrauens­voll zugleich, dazu von wunderbarer Naivität. Das würde nur fomisch wirken, wenn es nicht gefährlich wäre...