Reichswehroffiziere„ a. D." und SS.- führer
Das Wehrpolitische Amt und Hitlers Friedenspolitik"
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Berlin , 9. August. ( Inpreß.) In einem Interview mit dem englischen Journalisten Ward Price hat Hitler erklärt:„ Wir glauben, daß die Probleme des heutigen Deutschland nicht durch einen Krieg geregelt werden können." Wie solche Friedensschalmeien zu verstehen sind, geht daraus hervor, daß im dritten Reich" Schule, HitlerJugend, Arbeitsdienst, A. und SS. daß alle Formationen Hitlers vom Kriegsgeist beherrscht sind. Um des Friedens willen, wie Hitler ihn auffaßt, besteht offenbar auch das„ Wehrpolitische Amt der NSDAP.", dessen Zu= sammensetzung aus einem Dokument zu erkennen ist, das der Korrespondenz Inpreß" vorliegt. Dieses Wehrpolitische Amt hat Mitarbeiter im Ausland, die unter diplomatischer Tarnung arbeiten, und ihre Presseabteilung wird von dem engsten Mitarbeiter Rosenbergs, dem Schriftleiter des „ Völkischen Beobachters", Hauptmann a. D. Weiß, geleitet.
Das Dokument hat folgenden Wortlaut:
" Betr. Gliederung des wehrpolitischen Amtes der NSDAP . Leitung und Geschäftsführung:
Reichsleiter: SA.- Obergruppenführer Ritter v. Epp, Generalleutnant a. D., Reichsstatthalter in Bayern , MdR., Stellv. und Gaugeschäftsleiter: SA. - Gruppenführer z. V. Haselmayr, Oberst a. D., MdR., Geschäftsstelle München ( 2 NO., Prinzregentenstraße 48/ II, F. 20 182), Geschäftsführer:( zugleich Geldverwalter des Amtes): Dillmann, Major a. D.,
Schriftwart: Thal, Leutnant a. D.,
Verbindungsstelle Berlin ( W. 9, Bellevueftr. 13, F. B. 2, Lützow 9067),
1. Politische Abteilung:
Dillmann, Major a. D.,
Hauptamtlicher Mitarbeiter: vr. v. Ortesneim. Sonstige Mitarbeiter:
in München : Sturmbannführer Dr. Becker, Major a. D., Ritter v. Drechsler, Studienrat, Oberleutnant d. R. a. D., in Berlin : Billmann, Oberstleutnant a. D., SS.- Stan= dartenführer, Bauszus, Oberstleutnant a. D.
2. Informations, wehrwissenschaftliche und wehrwirtschafliche Abteilung:
Abt.- Leiter und Hauptbearbeiter( für Wehrwissenschaften in Verbindung mit dem Referat III): Ritter von Füchtbauer, Oberst a. D.,
Hauptamtlicher Mitarbeiter: Dr. Krieger, Major a. D. Sonstige Mitarbeiter:
in München : Heucer, Korv.- Kap. a. D., SA. - Oberführer Th. Kroneiß, Oberstleutnant a. D., SA. - Gruppenführer Sendel, Hauptmann a. D., SA. - Truppführer Prühäuser, Oberstleutnant a. D.
Selbständige Referate( Berlin )
3. Grundfragen der Wehrgefeßgebung, der Wehrwissens schaften und der wehrpolitischen Erziehung: Referent: SA. - Oberführer Binz , Ministerialreferent, Leutnant d. R. a. D.
4. Kriegsopferfürsorge und Wehrmachtversorgung: Referent: S.- Oberführer Oberlindober , Reichsführer der NSKOV., Oberleutnant a. D., MdR. Mitarbeiter:
Dr. h. c. Dick, Oberregierungsrat, Dr. Kayser, Ministerialreferent.
5. Presse:
Abtl.- Leiter: SA. - Gruppenführer z. V. Haselmayr, Oberst Mitarbeiter: SA. - Oberführer Berchthold, Hauptschriftleiter, a. D., MdR.
a) äußere Wehrpolitik:
der Abt.- Leiter.
Hauptamtlicher Mitarbeiter: Dr. Graf au Castell- Castell. Mitarbeiter: SA. - Truppführer Dr. Klein( zugleich StellSonstige Mitarbeiter:
in München : UB, Oberstleutnant a. D.,
in Berlin : Sichting, Oberstleutnant a. D., Ritter v. NiederMayer, Oberstleutnant a. D., Privatdozent v. La Trobe, in Rom : Freiherr von Neurath , Legationssekretär.
b) Innere Wehrpolitik:
( ohne die Gebiete der selbständigen Referate, jedoch in Verbindung mit ihnen).
vertreter des Leiters der Verbindungsstelle Berlin )." In diesem Wehrpolitischen Amt", dem Kriegsverbereitungs- Amt der NSDAP. , arbeiten, wie sich zeigt, viele hohe SA. - Führer; das ist offenbar der Grund, warum Hitler die SA. als politische Truppe" bezeichnet. Auch diese Tatsachen beweisen, welcher Wert den Friedensreden von Hitler beizumessen ist.
,, Hinweg, alter Mann1°
Heute Held in Walhall- Kleine Erinnerung
Die ,, Wähler"
haul- 1008
Der Abstimmungsschwindell
Die Freiheiten und Rechte des deutschen Volkes wachsen unter dem Zepter Adolfs I. in schier beängstigendem Maße: im November 1983 durfte das Volk durch Abstimmung zwischen einer Partei„ wählen". Am 19. August 1934 darf es auf dem gleichen Wege über eine rund drei Wochen zuvor vollzogene Tatsache entscheiden".
Ungeahnte Perspektiven tun sich auf: durch eine Volksabstimmung wird festgestellt werden, daß die Sonne im Osteit aufgeht, daß Berlin an der Spree liegt, daß Röhm vor dent Juni 1934 geschlechtlich vollkommen normal veranlagt war und nur als Strafe für seine Untreue gegen Hitler plößlich homosexuell wurde.
Gewiß, über Hitlers Alleinherrschaft haben einige Leute etwas mitzubestimmen gehabt. Diese aber sind bereits vor dem Staatsstreich vom 1. August befragt worden und haben ihre Zustimmung gegeben: die Spizzen der Reichswehr und die Herren von der Schwerindustrie. Sie haben auch ihre Bedingungen gestellt und ihr" Ja" erst ausgesprochen, als ihnen diese bewilligt waren. Das Volk, das am 19. August zur Urne getrieben wird, hat keinerlei Bedingungen zu stellen, sondern allein und gehorsam„ Ja“ zu sagen.
Man hat die fortwährenden Volksabstimmungen vom Ge sichtspunkte des Führerprinzips aus inkonsequent genannt. Das wären sie, wenn es sich dabei um tatsächliche Willenskundgebungen des Volkes handelte. Allein der Umstand, daß sie stattfinden, beweist, daß hiervon keine Rede sein kann. Es handelt sich vielmehr um Ohnmachtsdemonstrationen, wie etwa der Hypnotiseur an die hypnotisierte Person Fragen stellt, um aus der willfährigen Antwort zu ersehen, daß die Hypnose noch anhält. Einen der Hypnose Unterworfenen fann man veranlassen, auf feinem Stuhl Schwimmbewegungen zu machen, indem man ihm zuruft, er sei ins Wasser gefallen. Ein dem Terror und einer völlig einseitigen Propaganda unterworfenes Volk het sierter. Unter dem Zwang gibt es jede vom Hypnotisenr nicht mehr eigenen Willen als ein Hypnoti gewollte Antwort.
Starfe Naturen unterliegen der Hypnose nicht. Und es ist bekannt, daß diese um so schwächer wirkt, je stärker die Forderung des Hypnotiseurs den natürlichen Trieben des Mediums zuwiderläuft. Ein ausgeglichener Mensch läßt sich durch Hypnose weder zu Mord noch zu Selbstmord bestimmen. Aehnlich ist anzunehmen, daß die Macht des Terrors und der Propaganda über das deutsche Volk in dem Maße nachlassen, wie die verderblichen Wi r= fungen des Hitlerregiments sichtbar in Erscheinung treten. Infolge der katastrophalen Verschlechterung der Wirtschaftslage, der Schlächterei vom 30. Juni, des österreichischen Fiaskos dürfte die Zahl der Nein- Sager am 19. August erheblich größer sein als im November 1933, es dürften diesmal sogar Hunderttausende von SA. - Mitgliedern und Nationalsozialisten unter den Neinstimmers sein.
Trotzdem ist es sehr wohl möglich, daß die Mitwelt davon nichts erfährt, weil das Wahlresultat einfach soweit gea
Die beiden Trauerreden von Hitler wiesen die gleiche sehr bezeichnende Lüge auf. In seiner Darstellung des Lebenslaufes des verstorbenen Reichspräsidenten hat Hitler in beiden Reden nur von der ersten Reichspräsidentschaftswahl im Jahre 1925 gesprochen. In der Krolloper hat er sogar gesagt:
,, Am 26. April 1925 erwählte ihn das deutsche Volk zum Präsidenten des Reiches und ohne daß man es damals
presse schrieb bei der Würdigung des Wahlergebnisses, Hindenburg sei ein politischer Versager" und der Angriff" steigerte seine Hysterie zu dem allgemein bekanntgewordenen Wort:
„ Hinweg, alter Mann!"
Dieser letzte Satz heißt jetzt in die verlogene Sprache einer Trauerrede übersetzt:„ Toter Feldherr, geh nun ein in Walhall !"
ahnte, damit zum Schirmherrn der neuen nationalen Revo Die Gufsschenkung Eine Richtigstellung
Iution."
Wir verstehen es ganz gut, daß für Hitler in diesem Augenblick die Erinnerung an die zweite Wahl von Hindenburg außerordentlich peinlich war. War doch Hindenburg 1982 zum Reichspräsidenten und damit zum Schirmherrn der neuen nationalen Revolution" gegen Hitler und nach einem außerordentlich heftigen Kampf gewählt.
Heute heißt es, das deutsche Bolt habe Hindenburg erwählt. Damals im Frühjahr 1982 hieß es ganz anders. In der Reichstagssigung vom 28. Februar 1932 sagte Goebbels wörtlich:
" Hindenburg ist der Kandidat der Desertenre." Diefe unerhörte Beschimpfung von Hindenburg , der damals amtierender Reichspräsident war, hat solchen Entrüstungssturm hervorgerufen, daß die Sizung schließlich aufgehoben wurde. Erst am nächsten Tage fonnte der damalige Reichswehrminister Gröner die gebührende Antwort auf die Beschimpfung des Reichspräsidenten erteilen. Gröner sprach von der Beleidigung,
„ die ein Mann auszusprechen wagt, der selbst den Krieg nur vom Hörensagen fennt".
Am Sonntag vor dem ersten Wahlgang haben die Nazis fn ganz Berlin ein Flugblatt verteilt, dessen Schlußsaz lautete:
„ Hindenburg ist der Kandidat aller Juden, Schieber und Kriegsgewinnler!"
Und das Blatt von Goebbels ,„ Der Angriff", beschimpfte die Wähler Hindenburgs als„ Sauhaufen" und nannte sie eine„ Einheitsfront der Niedertracht".
Es würde zu weit führen, auf all die niedrigen Angriffe einzugehen, denen Hindenburg damals ausgesetzt war. II. a. verteilte man im Reich eine Postkarte, auf der man Hindenburg auf einem Schwein reitend
Man schreibt uns:
In der Deutschen Freiheit" wurde berichtet, daß das Gut Neudeck des Reichspräsidenten sowie das später dazugefügte Gut( Langenau ) aus Sammlungen hochkapitalistischer Streise beschafft worden sei. In Wirklichkeit ist die Sache noch schlimmer. Nur Neudeck stammt aus dieser Quelle. Damals wurde nicht nur durch Schenkung an den Sohn die Erbschaftssteuer, die jetzt fällig geworden wäre, gespart".
sondern auch die Schenkungssteuer erlassen, d. 5. von ben Verwaltern der Reichskasse auf Kosten dieser dem Rittergutsbesitzer geschenkt. Das größere Langenau aber kommt nicht aus einer freiwilligen Sammlung. Es ist von dem preußischen Ministerpräsidenten Göring um die Bett( im Zusammenhang mit seiner Ernennung zum General) aus preußischen Staatsmitteln gestiftet worden. Und zwar, der Einfachheit halber und um die Verbundenheit von Blut und Boden und den Grundsatz Gemeinnuß vor Eigennuz neu zu bekräftigen, frei von allen Steuern für alle 3eiten!
Es ist derselbe Göring, der sich aus bayrischen Staatsmitteln ein Gut hat schenken lassen und die Mittel für seinen Prunkbau in Berlin aus Mitteln beschafft hat, deren Lauterfeit. allen entgegenstehenden Pressebehaup= tungen zum Troß, vor einem unabhängigen Gerichte darzutun er beharrlich verschmäht. Aus diesen sauberen Quellen hat der historische Mann im Junkerland seinen Nachkommen ein großes Vermögen hinterlassen können. Otto Braun hat sich in derselben Zeit der Schande aus eigenen Erspar= iffen ein einfaches Landhaus gebaut, das er fahren laffen mußte, als Deutschland von der forrupten Bonzenwirtschaft gefäubert wurde. Jedenfalls hat er als gebürtiger Prolet die rechte ritterliche Vornehmheit nicht aufgebracht. Die muß aus echtem Nordlandblut ererbt sein.
abgebildet hatte Das Schwein sollte einen sozialdemokras Killinger wurde bekanntlich im Zusammenhang mit den Ertischen Funktionär darstellen.
In Aachen wurde das am Elisenbrunnen aufgestellte Hindenburgtransparent von A. besudelt.
In die Brustpartie des Bildes hatte man außerdem einen 25 Zentimeter langen Dolch gestoßen.
Der NS. - Jugenddienst schrieb in diesen Tagen:
" Wir jungen Nationalsozialisten werden es nie verstehen fönnen, daß ein Generalfeldmarschall Hindenburg 1918 Kaiser Wilhelm II. zur Flucht geraten hat." Kaum war der erste Wahlgang vorüber, da setzte sofort eine neue Hezkampagne gegen Hindenburg ein. Die Nazi
eignissen des 30. Juni verhaftet, in ein Konzentrationslager überführt. nach einigen Tagen entlassen und als Führer abgesetzt. Heber sein Schicksal als sächsischer Ministerpräsident war nichts befonnt geworden. Jest ist das Beileidstelegramm der sächsichen Regierung an Oberst von Hinden burg unterzeichnet worden:„ Für den Ministerpräsidenten: Dr. Fritsch, Staatsminister", was darauf schließen läßt, daß Killinger auch nicht mehr als Ministerpräsident fungiert.
Breslau , 7. Auguft. Das Oberlandesgericht Breslau verurteilte zwei Angeklagte wegen Vorbereitung zum Hoch= verrat zu zwei Jahren Zuchthaus bzw. zu anderthalb Jahren Gefängnis.
hat. Nach den Wahlen der Vertrauensräte in den Betrieben ist daran nicht zu zweifeln. Hunderte von Beispielen sind bekannt geworden, in denen der Belegschaft kurzerhand erklärt wurde, daß die Nazi- Kandidaten über 50 Prozent der Stimmen" erhalten hätten, obwohl noch nicht ein Drittel, noch nicht ein Viertel der Belegschaft für sie gestimmt hatte! In einem besonders frassen Fall, in welchem das wirf liche Resultat durch Zufall durchgefickert war, schrieb ein Arbeiter unter den Aushang am Schwarzen Brett:„ Seit wann sind 252= 50 Prozent?" Der Betrieb zählte weit über tausend Beschäftigte!
Das durch Hitlers Wahlbeauftragte festgestellte amtliche Wahlergebnis wird daher als völlig belanglos anzu sehen sein. Es wird nur zeigen, daß mit Terror, Propa ganda und Wahlfälschung fedes gewünschte Resultat fabri ziert werden kann. Das wirkliche Urteil des Volkes über den Staatsstreich des Kameradenschlächters wird nicht in der Form einer Volksabstimmung weder gesprochen noch vollzogen werden! Julius Civilis .
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Ueber die Reichstagsfizung zum Gedächtnis Hinden burga berichtet der Frankfurter Zeitung " ihr Chefredakteur ang Berlin :
Ueber dem dichtgefüllten Saal der Krolloper Tag eine feierliche Stille, als Adolf Hitler pünktlich um 12 Uhr die Regierungstribüne betrat. Die Trauerversammlung be grüßte ihn stehend mit erhobener Hand. Ein erschüttern der Ernst lag über den Zügen des Führers des Reichs. Es waren Augenblicke von äußerster Spannung, als die
Augen des tief ergriffenen Mannes über die Reihen der Versammlung glitten, um bei dem Sohn Hinden burgs, der mit seiner Gattin und dem Staatssekretär Meiß ner zu Hitlers Füßen vor den Abgeordneten saß, ein paar Sekunden grüßend zu verweilen. Bevor er seinen gewohnten Siz einnahm, reichte der Kanzler Herrn von Papen, der neben ihm Plab nahm, die Hand. Der Vizefanzler verneigte sich tief. Er ist der Mann, der am meisten dazu tat, daß der Bund zwischen Hitler und Hin denburg geschlossen wurde, den nun der Tod gelöst hat.(!)
Gelöst? Nein, denn wir alle hörten die wundervollen Worte, mit denen Adolf Hitler den Geist des großen Toten beschworen hat, diesen unsterblichen Geist, der als ewiger Schußherr des Deutschen Reiches" über uns lebt in un bekannten Fernen. Nein, dieser Bund soll nicht erloschen sein! Möge der Allmächtige unsere Arbeit und unser Ringen zum Glück unseres Volkes gedeihen lassen". Möge er insbesondere uns gnädig stets die richtigen Wege finden lassen, um unserem Volk das Glück des Friedens zu sichern und es vor dem Unglück des Krieges zu bewahren, so wie der große Berstorbene es selbst immer aufrichtig und mit ganzem Herzen gewollt hat". Und mit ergriffener Dankbarkeit" gedachte der Kanzler und Führer des Reiches des unermeßlichen Verdienstes."
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Und so weiter. Der Autor schrieb es und schämte sich nicht. Der von ihm festgestellte Bund zwischen Hitler und Hinden burg , den nur der Tod gelöst" hat, ist würdig, in der Reihe speichelleckerischer Geschichtsflitterungen in porderster Linie
zu prangen,