Ein Bild- Dokument

Hitler- Deutschland und seine Teilnahme am Wiener   Putsch

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Deutscher Presseklischee- Dienst

Verlag und Schrittleitune

Spätausgabe

Berlin. 22. Juli 1934.

Volkserhebung in Österreich  .

Mitteilung an die Schriftleitung:

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Die Texte zu den Bildern lauten: Sinks oben: Dr. Rintelen, bisher Desterreichs Ge­sandter in Rom  , verhandelt in Wien   über die Neu­bildung der Regierung.

Links unten: Das Bundeskanzleramt   am Ballhaus: play wurde von den Aufständischen besetzt. In der Mitte: Sicherheitsminister Major Fen wurde von den Aufständischen verhaftet.

Ein großer Teil der deutschen   Presse wird vom Deutschen  resseflichee- Dienst mit Bildmatern versorgt. Jetzt wird in der ausländischen Presse eine vom 22. Juli 1934 datierte Mater veröffentlicht, die wir oben gleichfalls wiedergeben. Was fällt daran auf? Der Wiener   Putsch und die Er­mordung von Dollfuß   erfolgten am 25. Juli. Jetzt wird

Mitte unten: Mitteilung an die Schriftleitung: Wegen des späten Eintreffens der Nachrichten über die Vor­gänge in Wien   konnten wir feine Zeitungsflischees mehr liefern. Um aber unseren Beziehern eine Be­bilderung der Nachrichten zu ermöglichen, bringen wir Matern zum Versand. Wir bitten, die Texte zu obigen Bildern den weiteren Nachrichten anpassen zu wollen.

von deutscher   Seite behauptet, daß es sich um einen Druck­fehler handle: in Wahrheit sei die Mater erst am 26. Juli ausgegeben worden. Ausländische Blätter, so auch der in Straßburg   erscheinende Elsässer", behaupten jedoch, daß dieses Bilddokument bereits im Zeitpunkt der Ermordung von Dollfuß   in ihrem Besitz gewesen sei.

Rechts oben: Bundeskanzler Dollfuß   erlitt beim Kampf im Bundeskanzleramt schwere Verlegungen, denen er erlegen ist.

Rechts unten: Das Gebäude des Wiener   Groß- Senders auf dem Besamberge, das in die Luft gesprengt wurde.

Man glaubte im dritten Reiche" so fest an die Dure führung der Nazipläne in Desterreich, daß man der Presse die Bilddokumente über den Tod des Kanzlers Dollfuß und den Erfolg des nationalsozialistischen Putsches in Wien   zu gehen ließ.

Tu felix Austria  , nube!

auf

Erzherzog Otto von Habsburg   geht auf Freiers Füßen. Kaiserin Zita   hat die heiratsfähigen

..Heil Mussolini"

Töchter der Familien, die der habsburgischen ebenbürtig Das ,, dritte Reich" hat Oesterreich   verloren

sind, im Geiste Revue passieren lassen und ihre Wahl ist auf eine schwedische Prinzessin gefallen. Als Brautwerber soll nach dem Daily Herald" der belgische König, der zur Zeit in Schweden   ist, auftreten. Diese Heirat wäre, wenn sie zustande kommt, für Erzherzog Otto   von außergewöhnlicher Wichtigkeit. Denn die Schweden   werden bekanntlich von den deutschen   Rassetheoretikern als reinste Arier angesehen. Und wenn Otto von Habsburg   eine Schwedin heiratete, so würde er der Unterstüßung des dritten Reiches" sicher sein, wenn er den Thron Desterreichs besteigen wollte. Denn auch in Hitlerdeutschland scheint man sich den neuesten Nachrichten zufolge mit dieser Eventulaität zu beschäftigen. Die Berliner  Preffe macht spaltenlange Ausführungen über Erzherzog Otto. Es scheint, daß sie Auftrag hat, England für die An­gelegenheit zu interessieren. Und das, was man sich in Lon­ don   zuflüstert, findet naturgemäß rasch seinen Widerhall in Rom  , wohin sich der Sohn der Kaiserin Zita   demnächst be­geben soll. Und dort sind die monarchistischen Bestrebungen des Fürsten   Starhemberg und des Major Fey ja durchaus nicht unbekannt.

Die Frage ist, wie sich Mussolini   zu alledem verhalten wird, der bisher weder den Anschluß noch die Rückkehr der Habsburger   will. Trotzdem muß man der Reise des Erz­herzogs Otto nach Schweden   die größte Aufmerksamkeit widmen, denn es wäre ja nicht das erstemal, daß Venus Ge­schichte macht.

Was Zita   sagt

Sie weiß von nichts

Paris  , 13. August. Der römische Sonderberichterstatter des Figaro hatte Gelegenheit, mit einer der ehemaligen Kaiserin Zita   sehr nahestehende Person zu sprechen. Die ehemalige Kaiserin, so erklärte diese Persönlichkeit, jei selbstverständlich durch die umlaufenden Gerüchte von einer bevorstehenden Wiedereinsetzung der Habsburger   tief gerührt. Diese Ge­rüchte seien jedoch unbegründet, jedenfalls soweit es sich um die Haltung der ehemaligen kaiserlichen Familie handele. Erzherzog Otto von Habsburg   vermeide absichtlich jeden Kontakt mit österreichischen oder ausländischen Politikern und befinde sich augenblicklich als einfacher Reisender in Dänemark  . Es sei wohl faum anzunehmen, daß er den Staatsstreich, von dem die Zeitungen sprachen, dort vor­bereite. Die ehemalige Kaiserin wisse sehr wohl, daß die Wiederherstellung der Monarchie in Desterreich nicht von einem Staatsstreich abhänge, sondern von einem Ueberein kommen mit den interessierten Staaten, und daß ein solches Uebereinkommen erst nach sehr langwierigen und schwierigen Verhandlungen möglich sei.

Wien  , 13. August 1934.

Die österreichische Bundesregierung hat ihren Vizekanzler Starhemberg   demonstrativ nach Rom   entsandt, um, noch ehe der deutsche   Gesandte von Papen in Wien   eintrifft, mit starker Betonung kundzutun, daß die österreichische Politik sich auch fernerhin an Italien   anlehnen wird. Star­ hemberg   ist der entschiedenste Vertreter dieser Politik. Mussolini   hat gemeinsam mit Starhemberg auf dem Campo Austrie in Ostia   die Front der österreichischen Heimwehr­jugend abgeschritten. Mussolini   bezeugte vor einem Bild von Dollfuß   mit römischem Gruß seine Verehrung und nahm eine Heimwehrfeder entgegen. Starhemberg   brachte ein drei­faches Hoch auf Mussolini   aus.

Der braune Alltag

Der deutsche   Rohstoffmangel

Berlin  , 11. Auguſt( Insa). Der angesichts des Rohstoff­mangels vorgesehene Hundstagekampf gegen die Material­vergeudung" soll nun am 15. August beginnen. In allen Be­triebn sollen die Arbeiter und Angestellten dazu angewiesen werden, Abfälle von Materialien, die vom Ausland einge­führt werden müssen, zu sammeln und gegebenenfalls die Wiederverwendung zu ermöglichen.( Nat.- 3tg.)

Auch die Zwiebel

Berlin  , 13. August. Während sich die Reglung des Absages von Gartenbauerzeugnissen bisher vorwiegend auf die Fest­legung von Sortierungs-, Verpackungs- und Einlagerungs­vorschriften sowie gelegentlich auf die Bestimmung von Fest­preisen beschränkte, wird nunmehr für Speisezwiebeln eine zentrale Erfassung angeordnet.

Stiller Boykott der Auslandspresse

Berlin  , 11. Auguſt( Inpreß): Vor einigen Wochen wurde auf einer Tagung der Zeitungshändler gefordert, daß an den Kiosken nur solche Auslandszeitungen verkauft werden dürften, die keine Kritik an den Zuständen Hitler- Deutsch­lands übten. Diese Aufforderung hat bereits gewirkt. Der Verlag Georg Stiffe, der Monopolverträge mit auslän dischen Zeitungshäusern für den Vertrieb ihrer Druckschriften in Deutschland   besitzt, hat durch Rundschreiben vom 3. August seine Depojitäre angewiesen, Auslandszeitungen nicht offen auszulegen, sondern verdeckt zu halten. Weiter sollen sie Aus­landszeitungen in feinem Fall anbieten und nur auf aus­drückliches Verlangen eines Kunden herausgeben.

Die Reichspost" schreibt, daß Starhemberg vor allem den Besuch bei Mussolini   nachholen wollte, den er als Hei­matschuß führer schon vor der Uebernahme der Vize­kanzlerschaft beabsichtigt habe. Starhemberg   wolle sich über die faschistische Miliz informieren und dem italienischen Regierungschef einen vorläufigen Bericht über die Beruhi­Regierung geben. Dem offiziellen Besuch, den Bundeskanlzer gung der Lage in Desterreich und die feste Fundierung der Schuschnigg   im September in Rom   zu machen beabsichtige, würden alle politischen Fragen vorbehalten werden, die Bundeskanzler Dollfuß   in Riccione   mit Mussolini   habe be­sprechen wollen. Der Besuch des Fürsten Starhemberg werde die kommende erste Aussprache zwischen Schuschnigg   und Mussolini   weder vorwegnehmen noch verzögern.

Goldenes Hakenkreuz auf dem Kirchturm

Der Kirchturm von Holzthaleben   im Kreis Sonders­hausen, der bald vollendet ist, wird als erster Kirchturm in Deutschland   als Spißenverzierung ein goldenes Haken­kreuz tragen. Bisher ist nur in einem bayrischen Ort das Symbol des neuen Deutschland   mit einem Kirchenbau ver­bunden worden.

Die Karikatur

Amsterdam  , 11. Auguſt( Inpreß): Algemeen Handelsblad" schreibt über die Hakenkreuzpresse:" Der Leser wird einseitig oder ganz einfach falsch informiert. Vergleicht man die Zitate aus den ausländischen Zeitungen, welche die deutsche Presse veröffentlicht, mit den authentischen Terten, so kann man fest­stellen, daß sich in dem, was die deutsche Presse dem Leser bietet, nicht ein Gran Wahrheit befindet." Ueber die Mei­nung der Bevölkerung sagt das Blatt: Der wahre Geistes­zustand der deutschen   Bevölkerung ist ganz anders, als die Karikatur auf eine Presse, die man im dritten Reich" sehen fann, ihn in offiziellen Kommuniques ausdrückt."

Die Weisheit der Nazi- Medizin

Effen, 12. Auguſt( Inpreß): Die Rheinische Aerztekam mer" hat einen Beschluß gefaßt, in dem sie betont, daß eine wichtige Aufgabe der Kampf gegen eingebildete Kranken" sei, nicht also die Heilung von Kranken. In dem Beschluß heißt es: Eine wichtige Aufgabe besteht in der Erziehungs­arbeit am Publikum. Der unter dem vergangenen System sich in immer stärkerem Maße breitmachenden Verweichlichung und Disziplinlosigkeit gewisser Kreise, die in einer außer= ordentlichen Ueberbeanspruchung von Aerzten und gar Kran­fenhäusern bei nicht selten eingebildeten Leiden" zum Auss druck kam, soll energisch entgegengetreten werden."