Von unserem Korrespondenten
Die blutigen Ereignisse von Constantine in Algerien , bei denen die muselmanische Bevölkerung das jüdische Viertel in einen Trümmerhaufen verwandelte, und bei denen einige zwanzig Juden ums Leben gekommen sind, geben dem ,, Völkischen Beobachter" Gelegenheit zu erklären, daß unter den getöteten Juden sich„ stadtbekannte Geldverleiher" befanden, die wahrscheinlich persönlicher Rachsucht zum Opfer gefallen sind. Kein Europäer sei zu Schaden gekommen. Sämtliche die Aufschrift„ christlich" tragende Häuser seien verschont geblieben.
Wenn man diese Mitteilungen aus dem„ Völfischen Becbachter" liest, so muß man sich fragen, ob nicht bei den
Auslandsagenten, denen es ja auf Geld nicht
Wie soll man diese Beobachtung mit der Ansicht des Großmuphtis Si Ben Mouhoub vereinen, der die Heftigkeit und Grausamkeit des Angriffs wie überhaupt den ganzen Angriff auf die Juden lediglich auf die Erregung der Menge über den Zwischenfall in der Moschee von Sidi Lakdar zurückführt. Dort hatte bekanntlich ein trunkener jüdischer Seldat den Gottesdienst gestört, was den äußeren Anlaß zu den Unruhen gab.
Es wäre jedenfalls interessant, zu erfahren, ob nicht die französischen Behörden bei ihren Recherchen ebenso flare Beweise für die Schuld der Hitler - Regierung an diesem 3wischenfall finden werden, wie es gelungen ist, diese aus Anlaß des Wiener Putsches beizubringen.
Russisches
traurigen Ereignissen von Constantine jene hitlerien anfommt, ihre Hand im Spiele haben. Die Luftgeschwader in Paris
Propagandaanweisungen des Deutschen Auswärtigen Amtes, die seinerzeit im Petit Parisien" veröffentlicht wurden, machen ja bekanntlich den Hitleragenten zur Pflicht, wenn irgend möglich im fremden Lande Unruhe zu stiften.
Rein französisches Blatt hat bisher die tragischen Ereignisse von Constantine als„ aus persönlicher Rachsucht" geboren hinzustellen versucht. Vielmehr bemerkt„ Jour" ganz richtig, daß der tiefere Grund für die Unruhen vielleicht zu einem Teil seine Ursache überhaupt in dem ungelösten großen algerischen Problem hat. 1871, gelegentlich de Abfemmens von Cremieur, wurde den in Algerien lebenden Juden volles Bürgerrecht aegeben, während die eingeborenen Muselmannen nicht das Wahlrecht erhielten. Jour" meint,
Paris . Die Anfunft eines russischen Luft geschwaders in Paris ruft die Erinnerungen an den Besuch der russischen Flotte in Toulon zu Beginn der russisch- französischen Allianz wach und wird dem Ostpakt ebenfalls neue Aktualität verleihen. Pertinax erklärt im „ Echo de Paris", daß die Zeit dränge und der Augenblick
zum Abschluß des Ostpaktes sehr günstig sei. Deutschlang suche Zeit zu gewinnen in der Hoffnung, daß ein Sturz der Regierung Doumergue- Barthou in Frankreich das Projekt des Ostpaktes begraben würde, England warte auf den nahen Zusammenbruch des Hitlerregimes und würde einem von der Reichswehr in die Hand genommenen Deutschland neues Entgegenkommen zeigen. Der Einwand, daß man Rußlands Eintritt in den Völkerbund abwarten müsse, damit der Ostpakt seinen juristischen Rahmen erhalte, miderlegt das„ Echo de Paris" mit dem Hinweis auf den Präzedenzfall des Locarno - Vertrages, der ebenfalls ein Jahr vor dem Eintritt Deutschlands in die Genfer Insti tution abgeschlossen worden war."„ Neue Zürcher Zeitung " Nazi- Propagandazentrum in Dublin
London , August. Die englische Polizei entdeckte in Dublin das geheime Zentrum der nationalsozialistischen Propaganda in England. 30 Deutsche verteilten von hier aus nationalsozialistisches Propagandamaterial in alle Bezirke des Landes.
August. Trotz der Warnung der Aerzte, daß er sein Lebei in Gefahr bringe. hat Gandhi , wie angekündigt, am Dienstag in Wardha ( 3entralindien) sein siebentägiges Fasten begonnen. Um 4 Uhr früh nahm er seine letzte Mahlzeit ein die aus Ziegenmilch Honia und Fruchtsaft bestand. Tagsüber ruhte er. Am Abend machte er noch einen recht frischen Eindruck. Der Beschluß des Mahatma ist bekanntlich dadurch veranlaßt worden, daß seine Anhänger einen orthodoren Hindu mißhandelten, eine Tat, die er durch seine Selbstkasteiung sühnen will.
Die Verstaatlichung des Silbers in USA .
daß nur das besonnene Eingreifen des Bürgermeisters Eine inflationistische Maßnahme
Morinaud, der seit dreißig Jahren seines Amtes waltet und von der ganzen Bevölkerung angebetet werde, verhütet habe, daß ganz Constantine in Flammen aufgegangen sei. Seine Devise sei: Alle Franzosen , gleich welcher Religion und gleich welchen Ursprungs, müßten zusammenhalten."
Der christliche Präsident der Handelskammer von Constantine hat den Eindruck, daß große Mengen von außerhalb gekommene Araber, von jenen bewaffnet, die ein Interesse daran haben, Unruhe zu stiften, in die Stadt gekommen seien und jene gräßlichen Verwüstungen und Grausamkeiten begangen haben.
Diese dem Pariser Berichterstatter des Intransigeant" gegenüber geäußerte Meinung beweist flar, daß unsere Ansicht, daß hier Hitler seine Hand im Spiele hatte, zutreffen dürfte.
Eines der bekanntesten Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Constantine, ein Großkaufmann in Stoffen, drückte sein Erstaunen aus, wie planmäßig und kaltblütig die Araber vorgingen.
Die polnischen Bergleute Ihre Forderungen
Die polnischen Bergarbeiter der Grube Escarpelles, die ausgewiesen worden sind, verlangen freie Reise mit all ihren Habseligkeiten, freie Rückbeförderung ihrer Familien nach Polen und für sich und jedes Familienmitglied einschließlich der Kinder eine Entschädigung von 300 Franken pro Person. Sie wollen ferner eine Arbeitslosenbescheinigung, damit sie in Polen Unterstützung erhalten. Endlich fordern sie die Freilassung der sechs verhafteten Polen .
Ob diese Forderungen bewilligt werden, läßt sich noch nicht sagen. Die Lage im Lenser Kohlengebiet ist jedenfalls noch weit davon entfernt, geklärt zu sein. Denn es gibt dort 70 000 Polen , d. h. also 60 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind polnisch. Diese wollen sich mit allen Mitteln der Ausweisung ihrer 128 Kameraden widersetzen. Polizei zu Pferde hält daher nach wie vor die Straßen besetzt und weitere Polizisten sind an verschiedenen besonders gefähr deten Punkten massiert, um gegen alle Eventualitäten ge
rüstet zu sein.
Der Abtransport der ausgewiesenen Polen aus dem Lenser Kohlengebiet vollzog sich in größter Ruhe. Etwa 50 Männer, an 70 Frauen und 22 Kinder unter drei Jahren und einige vierzig Kinder über 3 Jahren mußten Frankreich verlassen. Es war ein Sonderzug gestellt worden, der die Familien mit ihren armseligen Habseligkeiten bis nach Lille brachte. Dort wurden die Wagen an den Schnellzug Calais- Warschau angehängt. Todestraurigkeit lag auf allen Gesichtern, als die Leute den Zug bestiegen, der sie aus dem Lande, das ihnen viele Jahre eine zweite Heimat war, für immer fortführen sollte.
Aber die Befürchtungen, daß es zu unliebsamen Zwischenfällen bei dieser Abreise kommen würde, waren umsonst. Die Leute waren resigniert und dachten nicht mehr an Widerstand. Nur ein junges Paar, das am Tage zuvor noch von dem Bürgermeister der kleinen Stadt Leforest getraut worden war, schien vergnügt diese unvorhergesehene Reise als Hochzeitsreise zu betrachten. In Lille fand eine strenge Paẞkontrolle statt. Dabei stellte sich heraus, daß etwa vierzehn Personen nicht das deutsche Durchreise visum hatten. Sie wurden in einem anderen Zuge nach Leforest zurücktransportiert und werden nach Erledigung dieser Formalität in etwa 2 Tagen ihren Landsleuten in die Heimat nachfolgen.
In Douai wird eine große Protestkundgebung gegen die Ausweisung stattfinden, von einem Generalstreik will man aber absehen, da die Ausgewiesenen ihr Los ohne weiteren Protest auf sich genommen haben.
Ein großes Eisenbahnunglück ereignete sich Sonntag. morgen im Bahnhof von Avignon . Der Schnellzug, der die Schweiz mit den Orten der Mittelmeerküste verbindet und der Genf Samstagabend gegen 8 Uhr verließ, entgleiste aus bisher noch nicht bekannten Ursachen kurz vor der Einfahrt
Präsident Roosevelt hat soeben eine außerordentliche, in ihren Auswirkungen für den Welthandel bedeutsame Verfügung erlassen. Danach werden alle amerikanischen Vorräte an ungemünztem Silber verstaatlicht. Diese Vorräte müssen binnen 90 Tagen an die zuständigen Stellen der Zentralbanken gegen Zahlung des offiziellen Silberpreises von 50,1 Gt. pro Unze abgeliefert werden. Ausgenommen von dieser Ablieferung sind amerikanische und ausländische Silbermünzen, silberne Gebrauchsgegenstände und die in amerikanischen Banken gelagerten ausländischen Silbervorräte.
Diefe neue Maßnahme des Präsidenten Roosevelt hat eine politische und wirtschaftliche Seite. Durch die Verstaatlichung des Silbers erfüllt Präsident Roosevelt die Wünsche der Bundesstaaten, die zu den größten Silbererzeugern der Welt gehören, ebenso auch die Wünsche der Farmer. Denn durch diese Verstaatlichung werden voraussichtlich die Getreide-, Baumwoll- und Kautschufpreise in die Höhe gehen, was
in den Bahnhof Avignon . Unglücklicherweise waren die Nebengleise durch Güterzüge besetzt, so daß die entgleisten Wagen mit voller Gewalt auf die Güterzugswagen stießen. Ein entsetzliches Krachen ertönte, und innerhalb weniger Sekunden waren die ersten Wagen des ungewöhnlich gut besetzten Schnellzuges ein Trümmerhaufen. Durch, den Unfall wurden die elektrischen Drähte zerrissen, so daß der Bahnhof in tiefster Finsternis lag. Die alsbald herbeigeeilten Rettungsmannschaften zogen aus den Trümmern bisher 4 Tote und 37 Schwerverletzte hervor. Vier dieser Schwerverletzten werden wohl kaum mit dem Leben davonkommen. Auch der Zugführer befindet sich unter den Verletzten. Der Weichensteller, der die Weiche vor der Einfahrt in den Bahnhof zu bedienen hat, behauptet, das Unglück sei auf eine zu große Geschwindigkeit des Zuges zurückzuführen, der, wie er angibt, die Weiche statt mit den vorgeschriebenen 20 Kilometer mit 40 Kilometer in der Stunde passiert hätte. Eine Nachprüfung dieser Angabe ist aber unmöglich, weil die Lokomotive bei dem Unfall Feuer gefangen hatte und alle Kontrollapparate durch das Feuer zerstört sind.
Ein rabiater französischer Abgeordneter
Der Abgeordnete Besson, der trotz seiner Eigenschaft als Volksvertreter und Parlamentarier bereits mehrfach mit den Hütern der Ordnung, den Gendarmen, zusammengestoßen ist, deren Uniform er anscheinend nicht sehen mag, ist am Freitag vom Gericht in Riow wegen Diebstahls einer Quittung, die er in einem Rechtsanwaltsbüro an sich riẞ, ohne den darauf quittierten Betrag bezahlt zu haben, zu drei Monaten Gefängnis mit Bewährungsfrist verurteilt worden. Das Gericht war aber mit seinem Verhalten in der Verhandlung so zufrieden, daß es den Abg. Besson wegen eines anderen Prozesses( Widerstand gegen die Staatsgewalt und Beleidigung von Gendarmen) nicht bis zur Verhandlung in Haft behielt, sondern seine vorläufige Freilassung zulieẞ.
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DNB. Paris , 11. Aug. Bei der Ankunft von 25 sowjetrussischen Leichtathleten in Paris kam es am Nordbahnhof zu Zwischenfällen. Etwa 1500 Kommunisten hatten die zu einer kommunistischen Sportveranstaltung in Paris warteten Sowjetsportler am Bahnhof empfangen und stimmten zur Begrüßung die Internationale an. Die Polizei lieẞ diese Art Kundgebung nicht zu und drängte die 1500 Manifestanten ab. Es kam noch mehrfach zu Zusammenstößen, bei denen ein Kellner verletzt und einige Bestandteile des Geschirrs einiger Cafés am Nordbahnhof zertrümmert wurden.
Oratorienchor ,, Philharmonia"
Der vor einigen Monaten unter Leitung von Herrn Kapellmeister Franz Landé gegründete Oratorienchor ,, Philharmonia" hat den ehrenvollen Auftrag erhalten, für die bevorstehenden hohen jüdischen Feiertage den Synagogenchor in dem geplanten Sonder- Gottesdienst für die deutsche Emigration zu stellen. Die Chorproben, die wegen der Ferien für einige Wochen unterbrochen worden waren, werden daher zu diesem Zweck am Montag, 13. August, abends 8.45 Uhr, wieder aufgenommen werden. Die Chorproben müssen zunächst im Lokal ,, Chez Cohn", 17 rue Béranger, Métro: République, abgehalten werden, sollen aber in allernächster Zeit in ein Studio mit Flügel im 16.
naturgemäß in Farmerkreisen mit Befriedigung aufgenom men wird. Da in drei Monaten die ersten Wahlen nach der Amtsübernahme des Präsidenten stattfinden, so bedeutet diese Maßnahme eine starke agitatorische Waffe in Händen des Präsidenten Roosevelt und seiner Anhänger.
Die finanzielle Seite dieser Maßnahme ist wohl in erster Linie darin zu suchen, daß durch die Natio= nalisierung des Silbers die Deckungsbasis des Dollar verbreitert wird. Dann wird gleichzeitig bis zu einem gewissen Grade mit einer weiteren Entwertung des Dollar zu rechnen sein. Der amerikanische Export wird deshalb in nächster Zufunft wohl in der Lage sein, seinen Handel auf den Weltmärften, insbesondere nach China auszudehnen und in wirksamerer Weise die japanische Konfurrenz, soweit möglich, bekämpfen zu können.
Inwieweit es dem Präsidenten Roosevelt gelingen wird, mit der Verstaatlichung des Silbers die gestellten Ziele am Weltmarkt zu erreichen, wird die nächste Zukunft zeigen.
Arrondissement verlegt werden. Da dem Chor für die Mitwirkung beim Gottesdienst ein erheblicher Geldbetrag zur Verfügung steht, wird für die Chorproben, in denen die Einübung der gottesdienstlichen Gesänge erfolgt, ein Beitrag nicht erhoben. Auslagen werden ersetzt. Neuanmeldungen zur Mitgliedschaft und zur Mitwirkung im Synagogalchor können in der ersten Probe erfolgen.
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