Rund um Oesterreich  

Ein Gewirr von Plänen und Konflikten

A. Ph. Paris, 14. August.

Von unserem Korrespondenten

Den Problemen Italien   und die fleine En= tente in ihrer Stellung zu Oesterreich  " widmet Wladimir d'Ormesson   im Figaro" eine ganze Spalte. Er geht davon aus, daß nach der Aufteilung Desterreich- Ungarns   der vorherrschende Einfluß, den die Doppelmonarchie in Mitteleuropa   und auf dem Balkan   besaß, auf Italien   überging. Von allen Staaten, so sagt er, die sich in den österreichischen Leichnam geteilt hätten, sei es der be­deutendste. Die Regierung in Rom   betrachte sich als Diri­gentin im mitteleuropäischen Orchester. Dadurch aber ent­ständen Reibungen mit den anderen Nachfolgestaaten, vor alle mit der Tschechoslowakei   und Jugoslawien  .

Der Gegensatz zwischen Rom   und Prag   sei mehr persön­licher Art. Mussolini   und Benesch seien beides Politiker ersten Ranges. Während Mussolini   italienische Politik be= treibe, habe Benesch aus Neigung und Zwang vor allem die internationale Politik und Genf   im Auge gehabt.

Zwischen Rom   und Belgrad   gebe es andere Spannungen. Hier gehe es um die nationale Eigenart und die geographische Lage der beiden Völker. Italien   habe seinen Machtbereich auch auf die jenseitige Küste des Adriatischen Meeres aus­dehnen wollen. Aus dem österreichisch  - serbischen Gegensatz sei am Tage nach dem Waffenstillstand die italienisch- jugo­slawische Rivalität geworden.

Mussolinis Kampffeld für diesen Gegensatz sei Ungarn  geworden, das von jeher behaupte, von den Siegermächten zu sireng behandelt worden sein. Mussolini   habe die Rolle des Schußherrn für Ungarn   sich zugelegt. Damit habe er den Staaten der kleinen Entente und besonders Rumänien   einen Streich gespielt. Diese seien aber feineswegs italienfeindlich eingestellt gewesen.

Mussolini   wisse wohl, daß der Revisionismus Ungarns   nur etwas Abstraktes, nur ein politisches Spiel sei, da die Länder der kleinen Entente sich niemals freiwillig verstümmeln würden, nur um Ungarn   eine Freude zu machen. Man er­tenne also recht gut die üble Lage, die die Ermunterung des ungarischen Revisionismus in Mitteleuropa   geschaffen habe. Je mehr man sich mit dieser ganzen Frage befasse, um so mehr fomme man zu der Ueberzeugung, daß dieser Revi­sionismus der Stein des Anstoßes für eine konstruktive Politik in diesem Wetterwinkel Europas   sei.

Wolle man den Frieden retten, dann müsse Italien  gegenüber der fleinen Entente und Ungarn   eine Haltung einnehmen, die durch die Tatsachen geboten sei.

In Budapest   müsse man sich ebenso daüber klar werden, daß für die Verwirklichung der ungarischen Ansprüche keinerlei Aussichten vorhanden seien.

Rom  , Wien  , Budapest   und die Hauptstädte der Länder der fleinen Entente sollten auf realen Grundlagen zusammen­arbeiten und jedes das Seine daran setzen, zur Schaffung eines Friedenspattes für Mitteleuropa  .

Der Gegensatz zwischen Belgrad   und Rom   kommt in einer Bolemik der jugoslawischen gegen die italienische Preise zum Ausdruck, von der der Belgrader   Korrespondent des Petit Parisien" berichtet, die Belgrader   Presse wende fich in scharfen Ausdrücken gegen die römischen Zeitungen, die der Regierung vorwerfen, sie habe ein Abenteuer in Kärnten  gewünscht und während des Naziputsches die Nationalsozia­listen in Desterreich mit Waffen und Munition unterstützt und die Organisation der Verschwörung auf jugoslawischem Boden geduldet.

Demgegenüber weise Belgrad   darauf hin, welche außer= ordentlich korrekte Haltung es während der blutigen Ereig­nisse selbst in dem Augenblick, als Jtalien auf dem Brenner gewaltige Truppenmassen mobilisierte, eingenommen habe. Der österreichische Gesandte in Belgrad   habe auch ausdrücklich. dankbar anerkannt und die österreichische Regierung habe dem jugoslawischen Außenminister gegenüber diese Haltung dasselbe dem jugoslawischen Gesandten in Wien   gegenüber getan.

Die Belgrader Politika" meine, die Februar- und Juli­wirren in Desterreich hätten nur eine so große Ausdehnung

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gefrönter Präsident" für Italien   die beste Garantle dafür, daß Hitlers Anschlußpläne zum Scheitern verurteilt seien. Weiter meldet der Korrespondent des Paris- Midi" noch, Starhemberg und Mussolini   hätten sich dahin geeinigt, daß die italienische Gesandtschaft in Wien   zu einer Bot­schaft erhoben werden solle. Auf diese Weise wolle man gewissermaßen Papen als deutschen   Gesandten in Wien  fonterfarieren. Italiens   erster Botschafter in Wien   solle der Unterstaatssekretär im Außenministerium Suvich oder Grandi werden, der zur Zeit italienischer Botschafter in London   set.

Schließlich bringt die englische Presse noch die Nachricht, daß, falls die vorgenannten Pläne sich nicht verwirklichten, Starhemberg in absehbarer Zeit an Stelle von Miklas   öster­reichischer Bundespräsident werden solle.

annehmen können, weil die Rebellen über beträchtliche Waffen- Braune Pastoren in Oesterreich  

und Munitionsvorräte verfügt hätten, die einzig und allein während der bekannten Hirtenberg  - Waffenschiebung hätten heimlich eingeführt werden können.

Wenn man meine, daß die Aufrechterhaltung von Oester: reichs Unabhängigkeit eine der wichtigsten Vorbedingungen der europäischen   Politik sei, dann sei es klar, daß der vom faschistischen Italien   verfolgte Weg sich als gefährlich und ungangbar erweisen werde.

Petit Parifien" fett hinzu, in Belgrader   politischen Kreisen erkläre man mit aller Deutlichkeit, daß man gerade jezt, wo man die Stimmung für eine Wiedereinsetzung der Jugoslawiens   Standpunkt niemals geändert habe. Es halte Habsburger   sondiere, Wert darauf lege, zu betonen, daß sich fest am gegenwärtigen Status quo in Mittel­ europa   und werde sich mit allen Mitteln den Absichten widersetzen, die darauf hinausliefen, den Frieden in diesem Teile Europas   zu gefährden.

Man weiß, daß Fürst Starhemberg in einem Interview erklärte, die Wiedereinsetzung der Habsburger   in Desterreich stehe im Augenblick nicht zur Diskussion, sei auch eine Frage, die nicht von Desterreich allein gelöst werden könne. Der römische Korrespondent des Figaro" hatte Gelegenheit mit der Erkaiserin Zita  , die sich in dem italienischen   Badeorte Viareggio   aufhält, zu sprechen. Er berichte, Zita   dementierte sehr energisch alle Gerüchte, die von einer unmittelbar bevor­stehenden Thronbesteigung ihres Sohnes Otto wissen wollten. Otto befände sich als einfacher Tourist in Dänemark  .

Wenn sie auch nichts sehnlicher wünsche, als die Krönung ihres Sohnes, so fenne sie doch zur Genüge die internatio= nalen Schwierigkeiten, die ihrer Hoffnung entgegenständen. Sie wisse, daß dazu lange Vorbereitungen nötig seien und man Geduld haben müsse.

In diesem Zusammenhang sind auch die Meldungen inter­essant, die der Londoner   Korrespondent des Paris= Midi" seinem Blatte drahtet. In London  , so sagt er, halte man Starhembergs Besuch bei Mussolini   für außerordentlich bedeutungsvoll. Hauptgegenstand der Unterhaltung sei wohl

Wien  , 13. Auguft. Die Ermittlungen haben ergeben, daß von protestantischer Seite in Desterreich den Nationalsozialisten verhältnismäßig besonders viel Unter­stübung zuteil geworden ist. Vom Turm der evangelischen Kirche in Leoben   hat ein evangelischer Vikar, Sohn eines evangelischen Pastors, österreichische Truppen mit dem Maschinengewehr beschossen, ohne daß die oberste Behörde der evangelischen Landeskirche Desterreichs ihrer Entrüstung darüber Ausdruck gegeben hätte. In Innsbruck   hielt ein Pfarrer Mahnert, ohne vom Kirchenrat zur Verantwortung gezogen zu werden, eine Predigt, in der er Hitler   als den Retter des Abendlandes bezeichnete, der auch Desterreich ge= rettet habe, da es ohne ihn eine Beute des Kommunismus geworden wäre. In Neu- Kennten in Oberösterreich   ver­sandte der Pfarrer Rundschreiben, in denen es heißt, daß alle Nachrichten über kirchenfeindliche Handlungen Hitlers  nur eine Erfindung der jüdischen Journalisten seien. Das evangelische Pfarramt in Hallein   propagierte eine Ferien­reise von Salzburger   Kindern in das ostpreußische Lager der Hitlerjugend  . Die Wiener   Blätter berichten noch von zahl­reichen evangelischen Pfarrern, die Propagandisten des ,, dritten Reichs" sind. Hand in Hand damit geht von zahl­reichen evangelischen Gemeinden eine heftige anti­semitische und antikatholische Agitation aus, wie man sie speziell bei den norddeutschen National­sozialisten kennt. So werden in manchen Gemeinden des Burgenlandes die evangelischen Schulkinder gehindert, mit katholischen zu spielen, die evangelischen Bauernmädels dürfen nicht mit katholischen Burschen tanzen usw. Meistens handelt es sich übrigens um reichsdeutsche Pastoren, denn der größte Teil der österreichischen Protestanten hat Reichs­deutsche Geistliche. Die Stunde schreibt, vieles wäre ver­mieden, wenn man das Volk vor ausländischen Seelen­Hirten dieser Art behüten würde.

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Hat Mar Baer wirklich gesiegt?

die Reorganisation der Heimwehr gewesen, die allein imitande Dolchstoß" sei, den Nationalsozialisten ein Paroli zu bieten. Deshalb habe wohl auch, so meint Daily Telegraph  ", Starhem­berg von Mussolini   Geld für die Heimwehren ge­fordert, die sonst nicht genügend auf den nächsten Vorstoß der Nazis vorbereitet werden könnten. Vielleicht habe Starhem­ berg   auch Mussolinis Zustimmung zu einer Art von un­abhängigem österreichischen Thron haben wollen.

Starhemberg   wolle selbst mit dem Titel eines Regenten und der gleichen Macht, wie fie in Ungarn   Admiral Horthy habe, diesen Thron besteigen.

Auch Daily Herald" glaube ähnliches zu wissen. Das Blatt füge hinzu, der Heimwehrführer sei als österreichischer

Oesterreichische Reportage

Land

an Galgen und Gefahren reich

Von Peter Bitter

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Begrüßung in Lustenau   an der Grenze: Eine durch natio­nalsozialistischen Sprengstoffanschlag zertrümmerte Bahn­hofswartehalle. Trozz Todesstrafe auf den bloßen Besitz von Sprengmitteln, gehen die Attentate der braunen Maze= donier weiter. Die Reisenden eilen zum Fenster, alle Meinungen sind sich in der Verurteilung dieser Schandtat einig wenigstens dem Aeußeren nach. Jeder hat hier die vaterländische Maske aufgesetzt, geschwind noch in der letzten Schweizer   Station gründlich seinen Koffer revidiert, ob nicht doch irgendeine hier verbotene Zeitung drin ist. Denn hier herrscht nur eine Bewegung: die vaterländische Front, in der alle bürgerlichen Parteien verendet sind, mit Ausnahme der Großdeutschen, die immer noch nicht sterben wollen. Alle anderen Parteien, Sozialdemokraten, Kommunisten und Nazis, leben aber unterirdisch weiter. Heute ist das Be­gräbnis von Dollfuß  . Ganz Bregenz   ist in schwarzen Trauer­flor gehüllt, die Geschäfte vormittags, die Behörden den ganzen Tag geschlossen. Es überrascht, daß auch im Arbeiter­viertel so viele schwarze Fahnen gehißt werden. Ich frage einen Eingeborenen: Hat sich die Arbeiterschaft mit dem neuen System abgefunden?" Der Eingeborene: Es wurde den Arbeitern bedeutet, daß man es oben gerne sehen würde, wenn anläßlich des Todes Dollfuß' geflaggt würde. Und die Arbeiter sagten: Aber gewiß, mit Freuden..." Heiß brennt die Sonne auf See, Stadt und Landstraßen. Ich trotte den staubigen Weg von Dornbirn   ins Gebirge. Ein kleiner, erwa zwölfjähriger Junge schließt sich mir an. Er trägt einen Rucksack, scheint aber nichts drin zu haben.

Bitt' schön, geb'n' mir zehn Groschen!" Ich hab' kein Geld," sage ich, wozu willst Du zehn Groschen?"

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" Bitt' schön auf eine Semmel geb'n' mir sieben Groschen." Ich betrachte sein ausgehungertes Gesicht, die brennend bittenden Augen.

Er handelt bis auf fünf Groschen und bleibt an meiner Seite, erzählt mir treuherzig, daß er von Mellau  , also von Dornbirn   etwa zwei Stunden Weges um Fleisch ging. " Wo hast Du das Fleisch?"

Im Rucksack!"

Aber da ist doch nichts drinnen..."

" Ja dreißig Defa."( 300 Gramm.)

Ist denn in Mellau   kein Fleischer?" Doch aber kein Pferdeschlächter..."

Also wegen 300 Gramm Pferdefleisch vier Stunden Wegs gemacht! Und dann erzählt der Kleine. Der Vater ist arbeits­Io3. die Mutter arbeitet in einer Spinnerei und verdient in 14 Tagen, bei zwölfftündiger Arbeitszeit täglich, faum 40 Schilling Einen Bruder hat er noch, die sechsjährige Schwester starb vor drei Wochen. Der Fleischer hat ihm ein verschimmeltes Stückchen Wurst geschenkt, Wie ein Heilig­

tum hält er es in der Hand und betrachtet es immer wie­der... Als ich ihm etwas Geld gebe, macht er einen Freudensprung und läuft zurück in einen Krämerladen... Steil und steinig geht der Weg auf den Freschen, der eine herrliche Aussicht über die drei Staaten: Schweiz  , Deutsch­ land   und Desterreich, sowie den Bodensee   gestattet. Auf den Heuhütten und Scheunen bis über 2000 Meter Höhe immer wieder Embleme der verbotenen Parteien: Drei rote Pfeile und Sichel und Hammer im Sowjetstern. Aus den weißen Hakenkreuzen sind vergitterte Fenster gemalt worden. In der Schutzhütte am Freschen sitt eine holländische Familie, zahlreich, dick und gefräßig. Eine Sennerei ist dabei und da ein Gewitter aufzieht, bleibe ich über Nacht hier. Die grob­floßigen Sennen fragen neugierig nach den Nachrichten aus

der Welt da unten.

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Was sagen S' zum Dollfuß?" Die ewige Frage wohin man kommt. Er war ein großer Mann," sagen sie, da ich schweige.( Für die Agrarier hat er ja genug gemacht, denke ich, und die Sennerei hat über fünfzig Stück Vich, da wirkt sich die Zollgesetzgebung für den Geldsack gut aus.) Und der Februar?"

,, Vielmehr hätte man von den Roten hängen sollen," sagt der eine Senn gehässig. Gegen Hitler sind sie auch, sie sind nur für Dollfuß  , den die dummen Nazi zum Nationalheros gemacht haben wenigstens für die dreißig Prozent der regierungstreuen Bevölkerung.

Aber der Fremdenverkehr leidet doch unter dem braunen Terror. Die hollänische Familie ist die einzige, die hier sitzt, klagt der Hüttenpächter. Und erst die Tausendmarksperre der Hitlerregierung, kein Deutscher kommt her. Mir ist das höchst gleichgültig, aber ich heuchle größtes Entgegenkommen, un­bewußt habe auch ich die vaterländische Maske angelegt.

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Das Land durchziehen tausende Wanderer. Wanderer fe= dech ohne Valuta und Gepäck mit mondänen Hotelnamen. Einer drückt dem andern die Türklinke in die Hand die Bevölkerung ist verzweifelt ob dieser Plage. Die Regierung zwingt zwar alle Arbeitslosen unter 25 Jahren in den frei­willigen" Arbeitsdienst, zum Gebirgsstraßenbau oder Boden= urbarmachung. Aber die Leute laufen einfach ob der mise­rablen Kost und schweren Arbeit davon, bevölkern die Land­straßen. Während früher, als die vielen hunderte roten Ge­meinden und die rote Stadtverwaltung in Wien   bestand, die reisenden Arbeitsuchenden ziemlich gut unterstüßt wurden, gibt es auf den jetzigen Wohlfahrtsämtern einfach nichts. Geh'n S' zum Arbeitsdienst," heißt es. Die Stadt Inns­ bruck  , früher rot verwaltet, gibt jetzt einen Schilling an Turchreisende b, und den nach langwierigem Rampf. Ich size im Gasthaus. Es ist gegen Abend. Die Radiomusik wird plößlich unterbrochen. Wir bringen eine Mitteilung der amtlichen Nachrichtenstelle. Die beiden am Kanzlermord beteiligten Nationalsozialisten Planetta und Holzweber wurden soeben hingerichtet..."

Das hört man jeßt oft," sagt der Wirt. Genau vor einer Woche wars ein Schutzbündler, jetzt die Nazi, Das Land fommt nicht zur Buha  

Deutsche   braune Blätter, die es nicht ruhen ließ, daß der Jude Max Baer   Weltmeister im Boren geworden ist, brach ten auf, daß der Italiener Garnera zu Unrecht aus dem Kampf mit Baer   als Besiegter habe abtreten müssen. Aus der deutschen   Presse ging dieser Zweifel auch in die italie­nische über. Als Antwort darauf wird nun in amerikanischen  und italienischen Kinos der gefilmte Kampf Carnera- Baer gezeigt, aus dem der einwandfreie Sieg Baers flar hervor­geht. Auch diese Kleinigkeit trägt nicht dazu bei, den Ruf der braunen Presse zu erhöhen.

Gegen den Arlberg zu wandere ich mit zwei Heimwehr­pelizisten, Bauernsöhne, denen die Uniform, das Gewehr und die Löhnung gut gefallen. Der eine hat einen ganzen Klempnerladen Orden an seine Brust geheftet, er ist aber faum achtundzwanzig. Sie gehen Hausdurchsuchung machen, erst vorgestern fand man bei einem Nazi etliche Kilo Dynamit...

" Die Roten  ," frage ich, geben die jetzt Ruhe?"

Die arbeiten nicht mit Dynamit," sagt der mit den Orden -, dafür mit Flugblättern und Zeitungen. Erst vorige Woche hat man an der Schweizer   Grenze etliche Zentner beschlag­nahmt..." Weiter geht es nach Osten. Es gibt nur eine Straße hier gleich bist du entweder an der bayerischen oder italienischen Grenze.

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Es regnet. Es regnet schon drei Tage. Ich komme nicht vom Fleck. Durchfroren stehe ich in Landeck   unter einem Balkon, Autos sprißen vorbei, durchnäßte Menschen laufen in ihre Behausungen nur die ewige Heimwehrpatrouille stepft dienstbeslissen durch das Dreckmeer. Es ist mittags. Mein Geld ist alle und wütend sehe ich einigen Buben zu, die Heimwehr und Marristen spielen. Zu diesem Zweck haben sie Holzstücke auf den Rücken und an die Seite ge= bunden, Gewehr und Säbel darstellend. Irgendwo heult eine Sirene, Arbeiter eilen vorbei. Einer bleibt neben mir stehen und betrachtet ein an die Wand geklebtes Kinoplafat. Plötzlich wendet er sich an mich: Bist auf der Walz? Komm mit." Ohne Umschweise zieht er mich in ein nahes Gasthaus. Hast Hunger bestell. Ich kenne das, war selbst auf der Tour..."

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Hast jetzt Arbeit?"" Nein- heute habe ich meine letzte Unterstüßung geholt wird schon was werden..." Wiv stoßen mit den Gläsern an. Freundschaft!" sagt er Freund­schaft!" Und nach einer Weile: Das war hier unser Ar­beiterheim- der Wirt ist jetzt Faschist aber immer wieder zieht es einem her. Ein halbes Leben lang hier Sizungen abgehalten soviel erlebt... Achthundert Mann Organi­sierte waren wir im Städtchen." und am 12. Februar?" ,, Waffen hatten wir genug aber ein Schuft hat alles verraten, mit Mühe konnten wir einen Teil retten. Durch den Verrat besetzte die Heimwehr   die Stadt. Aber verhaftet wurde niemand. Sehr viele arbeiten schon wieder mit. Aus den Fehlern haben wir gelernt das nächste Mal wirds gründlicher gemacht. Dann wird russisch geredet... Früher haben sie zu uns Rote gesagt jetzt nennen sie uns Bol­schewiken."

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Wir reden lange. Erstaunt bewundere ich den Instinkt des Arbeiters, einen Gleichgesinnten angesprochen zu haben. Er lächelt. Das lernt man alles in der Illegalität- ein Blick ein Abtasten und man weiß mit wem man's zu tun hat..."

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Ich berichte ihm über die Einheitsfront an der Saar  , in Frankreich  .

So muß es überall werden," sagt er. Beim Abschied sagt er: Freundschaft!" Das bringen fie aus uns nicht heraus!"

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" Freundschaft!" Wie das klingt ganz anders, als da mals, da man es un ebindert. unaestraft hinausrufen durfte.. L