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Immer neue Morde werden bekannt Die Ferien vom Sammeln lo IW
Warum der Deutschnationale Camphausen
sterben mußte
Breslau , 13. Aug. Im Anschluß an die Erschießungen des 30. Juni war der Tod eines angeblich deutschnatio= nalen Regierungsbaumeisters Camphansen aus Waldenburg berichtet worden. Wir erfahren jetzt die wahren Hintergründe dieser Sonderaktion, die wiederum zeigen, welche Rechnungen man in diesen Tagen gleichzeitig noch beglichen hat. Camphansen war übrigens nicht deutschnational, sondern ehemals Mitglied der Zentrumspartei . Er war von den Nationalsozialisten gezwungen worden, die Roftenanschläge für den Schlachthof und für den Umbau der jeit längerer Zeit stillgelegten Karlshütte in eine HelmutBrüdner- Halle um 30 Prozent höher anzusehen, da das Reich Zuschüsse leistete. Die lokalen Instanzen der NSDAP . steckten diesen Gewinn in die Tasche. Das war der Grund, weshalb Camphausen als Mitwisser beseitigt wurde. Das gleiche Schicksal sollte zwei weitere Mitwisser, den Schlachtz hofdirektor Großer und den Rechnungsführer Schmitt, treffen, die jedoch rechtzeitig Wind bekamen und flüchten tonnten. Am gleichen Tage waren in Landeshut in Schle= sien zwei Kommunisten getötet worden, was auch von deutscher Seite dementiert wurde. Wir sind jetzt in der Lage, die Namen anzugeben. Es handelt sich um einen Ewald Koppel aus Rothenbach, der nach Mißhandlungen im Ge fängnis erschossen wurde, und einen gewissen Reh, der in einen Steinbruch geschleppt und dort in bestialischer Weise ermordet wurde.
Berlin , 9. Aug. Der Fall des Musiffritifers Willy Schmidt, des Juristen Dr. Voß( der Gregor Strassers Dokumente nicht herausgeben wollte), des Adjutanten von Heines, Schmidt- Breslau u. a., haben schon gezeigt, welchen unpolitischen Nebenaktionen die Toten des 30. Juni aum Opfer gefallen find. Jezt erhält man auch Kenntnis darüber, warum der Führer des nationalsozialistischen Aerztebundes, Dr. Villain, sein Leben lassen mußte. Villain lag in einem Prozeß mit dem nationalsozialistischen Aerzteführer Dr. Conti , der wegen zahlreicher Affären( er hatte z. B. seinen Bruder mit dem echt deutschen Namen Camillo Conti zum Landrat gemacht) Villains Enthüllungen fürchtete. Conti er: wirkte von seinem Gönner Görino dak man Villain beiseite schaffte.
Der Hirschberger Blutsonntag Ein Augenzeuge berichtet
Prag , 10. Aug. Die„ Selbstwehr" veröffentlicht den Bericht eines Augenzeugen über die blutigen Vorgänge vom 1. Juli in Hirschberg in Schlesien . An diesem Tage wurden, wie seiner Zeit mitgeteilt wurde, alle Juden in Sirberg verhaftet. Einer von ihnen, dem es gelang, in die Tschechoslowakei zu flüchten, berichtet:
Zum Nutzen der Parteikasse
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Die Reichsregierung hat ein Gesetz erlassen, durch das alle Sammlungen von Geld- oder Sachspenden auf Straßen und Pläßen, von Haus zu Haus, in Gast- oder Vergnügungsstätten oder an anderen öffentlichen Orten bis zum 31. Of= tober 1934 verboten werden.
In einem Aufruf bemerkt der Führer" dazu:„ Bis zu diesem Tage sollen gleichfalls Sammelferien sein. Sie sollen den Sammlern selbst und allen Volksgenossen zugute fom= men, die in der letzten Zeit oft über ihre Kräfte hinaus Opfer gebracht haben. Nur in ganz besonderen Ausnahmefällen, die lediglich der Stellvertreter des Führers im Einvernehmen mit dem Reichsminister der Finanzen bestimmen kann, werden in der Zeit bis zum 31. Oftober Sammlungen genehmigt werden. In Aussicht genommen sind solche Maßnahmen durch Gestattung eines Sammeltages für das Hilfswerk„ Mutter und Kind", sowie für einige Haussammlungen farititiven Charakters."
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Edle Wohltäter der Menschheit, die Mutter und Kind und faritative 3wecke nicht durch die Sammelferien schädigen wollen! Nur ewige Nörgler können auf den Gedanken kommen, daß das Verbot der allgemeinen Sammlungen einen anderen Hintergrund hat.
Aber da wird, kaum, daß das Gesetz und der Aufruf im Land bekannt geworden ist, ein Appell für eine neue Sammlung hinausgeschrien. Der Staatsrat Wagner- Westfalen veröffentlicht einen Appell an die Partei- und Volksgenossen seines Gaues zur Durchführung einer Sammlung, die bedürftigen Parteigenossen die Teilnahme am diesjährigen Reichsparteitag in Nürnberg ermöglichen soll. Es ist eine Schande, daß eine Partei, die alle festbezahlten Posten in Staat, Wirtschaft und den öffent
unferer Bewachungsmannschaft in rohester Art mit den Gewehrkolben niedergeschlagen, so daß S. H. heute noch mit einem wunden Kopf darniederliegt. Wir mußten nach dem Zwischenfall wieder auf das Auto und wurden nach Hirschberg zurücknebracht.
Die Leichen der„ auf der Flucht Erschossenen" blieben bis Montag mittag im Straßengraben, von einigen SS. - Leuten bewacht, liegen. Sämtliche vier Erschoffenen hatten die gleiche Schußverlegung: Revolverschuß an der Halsschlagader."
Berlin , 10. Aug.( 3. T. A.)„ Deutsche Zukunft" schreibt: Es genügt nicht, daß die Ullstein- Juden aus dem Ullstein- Verlag
entfernt wurden, und daß er unter rein arische Kontrolle ge
bracht wurde, auch der Name Ulstein muß entfernt werden. Dieser Name ist mit der alten liberal- jüdischen
Ordnung verbunden, mit der Nazideutschland nichts gemein hat, und der Name muß um„ Deutschlands Zukunft" willen geändert werden.
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Die SS. brachte uns in die Reithalle der Kaserne der fünften Jäger. Wir mußten uns mit dem Gesicht zur Wand in einer Reihe aufstellen, hinter uns hatten SS. - Leute mit ,, Der Name Ullstein muß ausgelöscht werden" geladenem Gewehr Aufstellung genommen. Sehr nahe neben mir stand Rechtsanwalt Förster, etwa 38 Jahre alt, Dr. med. 3 weig, etwa 60 Jahre alt, seine Frau, etwa 56 Jahre alt und der Kaufmann Charig, etwa 42 Jahre alt. Dr. Förster, der der einzige Jurist unter uns allen war, verlangte den Haftbefehl zu sehen. Die Antwort auf seine berechtigte Forderung waren übelste Beschimpfungen. Der Beingroßhändler D. G., ein forpulenter Herr, Mitte der ünfziger, fonnte nicht mehr stehen und bat unr einen Sessel. Man schlug sogleich unter großen Beschimpfungen auf ihn abzulassen bat, da er doch gar nichts getan hätte. Die Antwort auf des alten Herrn Jammern waren kräftigere Schläge mit Fäusten und Revolverkolben, so daß er zusammenbrach und heute noch frank liegt. Nachts gegen halb 2 Uhr wurden das Ehepaar 3weig. Rechtsanwalt Förster und der Kaufmann Charia auf einen offenen Lastwagen verladen, der mit Planen zugedeckt wurde. Wir anderen hatten zuvor ein zweites Lastauto bestiegen. Man sagte uns, daß wir nach Görlitz zur Vernehmung gebracht würden. Nachdem wir ungefähr vier Kilometer gefahren waren, hielt das Auto und es hieß. der Wagen habe eine Panne. Wir bekamen den Befehl, den Wagen zu verlassen und uns an dem Straßenrand aufzustellen.
ein, so daß er vor Schmerz schrie und wimmerte und von ihm Ich bin viel zu raffiniert...
Ungefähr 80 Meter hinter uns hielt der andere Wagen. Blöslich hörten wir vier Schüsse hintereinander, Aufschrei und Stöhnen. Einige von uns sprangen auf und riefen: " Da muß doch etwas passiert sein!" Sie wurden sofort von
Das läßt tief blicken
h. b. Vor dem Amtsgericht in Braunschweig hatte sich in diesen Tagen ein SA.- Mann wegen einer eigenartigen Straftat zu verantworten. Er befand sich im Mai dieses Jahres in einer fröhlichen Stammtischrunde in fortgeschrittenem Zustande einige kritische Bemerkungen über das dritte Reich". 3war tat er es in wohlgefeßten abgemessenen Bemerkungen, so daß ein anwesender Polizeiwachtmeister feine Handhabe bekam, dienstlich einzuschreiten. Er ermahnte den SA.- Mann
Alfred Schiffel ist sein Name wohlwollend, doch das Thema zu wechseln, damit er feine Ungelegenheit befäme. Darauf antwortete Schiffel lachend:„ Seien Sie ohne Sorge! Ich bin viel zu raffiniert, um mich in das Konzentrationslager bringen zu lassen!"
lichen Körperschaften mit ihren Leuten besetzt hat, einen der artigen Bettelaufruf für bedürftige Pg.s erlassen muß. Sämtliche Gaue der NSDAP. werden bis zum 19. August Umlagen für den Parteitag erheben und allgemeine Sammlungen veranstalten!
Der Appell läßt feinen Zweifel, daß jeder tief in die Tasche zu greifen hat, um den nationalsozialistischen Reichsparteitag zu einer großen Parade zu machen.„ Es ist Pflicht," heißt es in dem Appell, dafür zu sorgen, daß die Mittel dafür aufgebracht werden."
In den andern Gauen gab es einen ähnlichen Aufruf.
III
Wer aber trotz dieser„ sanften Mahnung" während der Sammelferien nichts für die Parteikasse spendet? Nun, gegen den wird die nationalsozialistische Volksseele im geeigneten Augenblick zum Kochen gebracht. Aus dem Nürnberger Naziblatt kann man ersehen, wie das geschieht. Es werden fort= laufend Namen und vollständige Adressen von Personen veröffentlicht, die es satt haben, sich von den Samm= lern der Hitlerpartei für unkontrollierbare Zwecke dauernd das Geld aus der Tasche ziehen zu lassen. Es soll ihnen mit ,, Verachtung gezeigt werden, daß sie sich selbst au 3 der Volksgemeinschaft ausgeschlossen ha= ben.
Wie das mit Verachtung zeigen" gemeint ist, ersieht man an den vielen Fällen, in denen solche Personen ins Konzentrationslager gebracht oder mißhandelt wurden. Es ist auch geschehen, daß sie von nationalsozialistischen Strolchen totge chlagen worden sind.
Sa werden es viele vorziehen, trotz der gesetzlichen Sammelferien den Sammlern für den Reichsparteitag zu geben. Um diese Sammlung nicht zu durchkreuzen, darum find die anderen verboten!
Wegen dieser Aeußerung hatte er sich jetzt vor Gericht zu verantworten. Der Vorsitzende des Gerichts warf ihm Großmäuligkeit und Niedertracht vor, während sich der Angeflagte mit Trunkenheit entschuldigte. Der Staatsanwalt wies auf die Schwere des Vergehens hin und beantragte auf Grund des Paragraphen 3 der Verordnung zur Abwehr heimtückischer Angriffe gegen Volk und Staat fünf Monate Gefängnis. Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu vier Monaten Gefängnis. In der Verhandlung wurde besonders hervorgehoben, daß Schiffel seine Niedertracht schon dadurch unter Beweis gestellt habe, daß er erst am 5. November 1933 in die SA. eintrat, also ein Spätling sei
Künstliche Wurst
Was es alles gibt
h. b. Die Schleswig- Holsteinische Tageszeitung" enthält in ihrer Nr. 172 folgende Meldung:
Auf Veranlassung des Vorsitzenden des Deutschen Fleischerverbandes hat im Reichsnährstand eine Besprechung stattgefunden, in der die Verwendungsmöglichkeiten von Kunstdärmen besprochen wurden. Den Anlaß bildete die Tatsache, daß Deutschland etwa 60 Prozent der gebrauchten Naturdärme aus dem Auslande einführt und infolge der Devisenlage in den beteiligten Kreisen eine gewisse Beunruhigung eingetreten war. Zu dieser Beunruhigung besteht, wie die Fleischerverbands- Zeitung betont, feine Veranlassung. Eine Verknappung auf dem Markt der Naturdärme ist nicht eingetreten. Immerhin wurde bei der Besprechung Einverständnis darüber erzielt, daß für den Fall wirklicher Einfuhrbeschränkung der größte Teil der Naturdärme durch Kunstdärme ersetzt werden kann. Selbst bei der Brühwürstchenherstellung sind Versuche mit Kunstdärmen mit gutem Erfolge gemacht worden.
Mit der künstlichen Wursthülle beginnt es. Mit dem fünftlichen Wurstinhalt wird es enden.
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Deutscher Arbeiterbrief
Anfang August.
Durch die Bluttat vom 29. und 30. Juni sind große Teile des deutschen Volfes aus einem hypnotischen Traum erwacht. Der erwählte", als unfehlbar gepriesene Führer, hat sich selbst bezeugt, daß er im höchsten Grade unfähig ist, und außerdem sehr fragliche Charaktereigenschaften besitzt. Vielen bisher unentwegten Hitleranhängern fann man von den Augen ablesen, wie schwer der Alpdruck auf ihnen lastet. Nur(?) die Amtswalter und solche Personen, deren Eristenz von dem Bestand des dritten Reichs" abhängt, versuchen, Hitler und seine Taten zu verteidigen. Aber selbst Parteimitglieder und Angehörige der SA. und SS. , die bis zum 29. Juni nicht duldeten, daß der Führer in die Kritik gezogen wird, benutzen jede Gelegenheit, um darzutun, daß nach diesen Vorgängen ihr Vertrauen sehr starf erschüttert ist. Die Anhänger des dritten Reichs" hatten bisher alle Mitteilungen über die Erwählten um Hitler mit religiösem Glauben für bösartige und unwahre Ausstreuungen der Emigranten- und Auslandspresse gehalten. Nun mußten sie aus dem Munde des verantwortlichen Führers hören, daß alles das, was gemunfelt wurde, nicht nur wahr ist, sondern daß Hitler von allem wußte und trotzdem solche„ Männer" mit seinen eigenen Worten:„ Lächerliche Affen"- die Dienstgelder verpraßten und die kostbare Limousinen und Kabrioletts benutten, um ihren frankhaften Anlagen fröhnen zu fönnen, mit hohen Führerstellen bedacht hatte.
Durch die„ 12 Punkte" hat sich Hitler einen schlechten Dienst erwiesen. In den ersten Tagen konnte man von seinen Anhängern noch hören:„ Es ist gut, daß er durchgegriffen hat." Nach einigem Nachdenken fragten sie sich jedoch, wie konnte sich der Führer mit solchen Leuten umgeben; hatte er sie nicht selbst mit Amt und Würden betraut? Sie fanden keine plausible Antwort, und große Besorgnis tritt ein, wenn sie fich weitere Fragen vorlegen. 3. B.: Wie steht es mit den noch lebenden Freunden des Führers? Werden dieses bessere Menschen sein? Kann sich hier der Führer nicht auch gewaltig geirrt haben? Kann nicht auch wahr sein, was man über Ley und feine jungen Männer in Deutschland erzählt? Gerade dieser Gedanke lähmt heute viele Pg. Es ist ein offenes Geheimnis. In der Deutschen Arbeitsfront sieht es nicht besser aus als in der SA. Nur die Namen sind andere. Die Führer haben die gleiche Eigenschaft, wie die ermordeten
SA. - Führer. Von Ley weiß man seit Jahren, daß er Gewohnheitstrinker ist. Auch er hat sich wie Röhm mit vielen eitlen jungen Männern umgeben, die mit kostbaren Limousinen und Kabrioletts auf Dienstreisen fahren, nach dem Führerprinzip ohne Kontrolle die Arbeitergroschen verpraisen und noch viel schlimmer leben, als sie es den früheren Gewerkschafts- und Parteibonzen zu Unrecht nachgesagt haben. Sie führen das gleiche Gewaltregiment wie die SA. - Führer. Wer sich beschwert, wird verfolgt und geschädigt. Die betreffenden Leute sind aber untereinander so eifersüchtig und ränkesüchtig wie die„ Erledigten". Sie intrigieren mit allen Scafoaren Mitteln gegeneinander. Nur um ein Beispiel anzuführen: Der von Herrn Key eingesetzte Leiter der Betriebsgemeinschaft Verkehr und öffentliche Betriebe( das ist der Teil der Deutschen Arbeitsfront , der im wesentlichen mit dem früheren Transportarbeiterverband identisch ist) ist ein Mann von 26 Jahren, der in seinem Leben praktisch noch nie gearbeitet hat. Hervorragend an diesem Herrn Körner ist lediglich, daß er stets pomadisiert ist, mit auf Taille gearbeiteten Anzügen herumstolziert und wichtig tut. Diesem jungen Mann genügt es nicht, daß er ganz unverdient da er Nicht- Eisenbahner ist und vom Eisenbahnbetrieb nicht viel mehr als vom Mond weiß in den Ver= waltungsrat der Deutschen Reichsbahngesellschaft gekommen ist, er intrigiert auch, um Reichsverkehrsminister zu werden, gegen seinen Parteigenossen, den stellvertretenden Generaldirektor Kleimann, in der gemeinsten Weise. dieser junge Mann fährt heute zwei Limousinen. Wie gesagt, das ist nur ein Beispiel; ähnliche Dinge ließen sich von Jäzosch. dem Leiter des Metallarbeiterverbandes und Herrn Karwohne, Leiter des Fabrikarbeiterverbandes, und anderen berichten.
Auch
Wie werden diese Dinge einmal enden? Dieser Frage begegnet man bei allen Gesprächen, sobald man auf das Politische stößt. Man sieht der Zukunft mit der größten Sorge entgegen.
Hinzu kommt noch die bange Sorge um die Fehlschläge, die deutsche Regierung in der Außenpolitik zu verzeichnen hat. Auch der biedere deutsche Mann, der sich bisher wenig um Politif gefümmert hat, empfindet, daß unsere Politik außenpolitisch schwimmt", um einen Sportsausdruck zu gebrauchen.
Die politisch geschulten deutschen Arbeiter stehen all diesen Dingen mit einer gewissen inneren Genugtuung gegenüber. Sie sahen die Dinge von vornherein kommen, waren dagegen jedoch machtlos. Refigniert meinen sie: Die Spießbürger Deutschlands haben es ja nicht anders gewollt; sie ernten, was sie gesät haben; mögen sich diese Leute untereinander auffressen!
Die Lage Hitlers und seiner noch lebenden Freunde wird von Tag zu Tag schwieriger. Es gehört feine prophetische Gabe dazu, wenn man heute schon voraussagt, daß sich dieses Gemeßel vom 29. Juni in absehbarer Zeit wiederholen wird. In Deutschland wird zurzeit geflüstert, daß diese Aktion nur durchgeführt worden sei, um für eine solche, die gegen die Arbeiterschaft eingeleitet werden soll, ein Alibi zu schaffen, und zwar insoweit als dargetan werden soll, daß das„ dritte Reich" nicht nur gegen die Arbeiterschaft vorgehe, sondern auch die Reaktion nicht anders behandele. Es wird sich dann nicht nur um einige hunderte Ermordete handeln, sondern viele Tausende werden unschuldig niedergemacht werden. Die Unzufriedenheit in der breiten Masse der gewerbetreibenden Geschäftsleute und der Arbeiterschaft ist heute riesengroß. Ihre Organisationen sind nicht in der Lage, die vielen versprochenen Dinge zu erfüllen, sondern in fast allen Fällen ist von dem Versprochenen nur das Gegenteil eingetreten. Alle Organisationen sind auf Ausbeutung ihrer Mitglieder eingestellt, und man muß ihnen zugestehen, sie verstehen das gut. So ein kleiner Händlerverband für ambulante Gewerbetreibende zieht heute neben den Mitgliedsbeiträgen sogenannte Plaßgelder ein, die nicht gering sind. Was mit diesen Geldern wird, weiß kein Mensch. Es dary auch niemand fragen. Schon eine Frage genügt, um das Mitglied in das Konzentrationslager zu bringen. Auch hier sind Gesinnungsverbündete von den oberen SA. - Führern am Werk. Auch hier wird ausgebeutet bis zum letzten und wie sich Hitler ausdrückt gepraßt mit den Groschen der Aermsten. Nur unternommen wird dagegen nichts.
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Es läßt sich heute noch nicht übersehen, wie dieses Regime enden wird. Das eine steht jedoch heute schon fest: daß es niemals anders sein kann. Mögen die Leute, die Hitler und seinen Mannen in den Sattel geholfen haben, und damit die Verantwortung für alle Folgen tragen, sehen, wie sie das deutsche Volk vor dem Allerschlimmsten bewahren, allen anderen der Welt möge man wünschen, daß sie vor einem solchen Schicksal, wie das deutsche Volt es zurzeit zu tragen hat, bewahrt bleiben,