Ein Aufruf

Zur ,, Wahl" in Deutschland

Die Sozialdemokratische Partei ver­breitet in Deutschland einen Aufruf, den wir nur mit einigen Auslassungen veröffentlichen, um der Maßreglung durch die Regierungen einiger Länder zu entgehen. Hitler ist uns ein Verbot nicht wert. Man wird leicht in die punktierten Stellen die gut deutschen Worte einsetzen können, die den sogenann­ten Führer" wahrheitsgetreu charakterisieren.

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Deutsches Volk!

Hitler will enre Stimmen. Ihr sollt euch mitschuldig

Schwerwiegende Anklagen

Der wirkliche Inhalt der Denkschrift des Präsidenten Knox

Auf Grund eines Auszugs, den das hitleramtliche Deutsche Nachrichtenbüro verbreitete, haben wir gestern den Inhalt der Denkschrift des Präsidenten der Saar - Regierungskommission, Knox, veröffentlicht, in der er auf Grund schwerwiegenden Materials vom Völkerbund 2000 Polizeibeamte aus neutralen Ländern für das Saargebiet an= fordert.

Eine nähere Prüfung ergibt, daß dieser Auszug den wirts lichen Inhalt vielseitig verfälscht. Wir tragen daher aus dem wirklichen Inhalt noch einige wesentliche Teile nach.

machen. Ihr sollt ihm Rechtfertigung für seine vergangenen Pflichtvergessene Polizei

und fünftigen......... geben. Ihr würdet damit das Bolk als eine einzige große ... ande erscheinen laffen.

Er hat sich zum lebenslänglichen Diktator ge= macht. Ihr sollt ihm bescheinigen, daß er unabsetzbar, unver= antwortlich, absoluter Herr über euer Geschick, über Leben und Tod, Krieg und Frieden ist. Er hat den menschlichen

.. wahn und Machtrausch auf die Spitze getrieben. Heute heißt er noch Führer, morgen wird er sich Kaiser

nennen.

Sein Plebiszit ist eine Lüge, ein Schein der Volksabstim: mung, ein Betrug. Wer ihm zustimmt, bescheinigt sich selbst feine eigene erbärmliche Anechtsgesinnung, seine völlige gei: ftige Versklavung, der unterschreibt sein eigenes Todesurteil. Hitler führt euch in einen Kriegswinter voll Hunger und Entbehrungen, neuer Arbeitslosigkeit und Not. Er will die Verantwortung dafür auf die Opfer abwälzen. Das.... seiner Kameraden und ungezählter Opfer aus den freiheitliebenden Massen.. an seinen Händen. Seine haben alle Boltsrechte geraubt. Sie haben dem Leben alle Würde genommen, Deutschlands An­

sehen zerschlagen. Sie werden euch in einen neuen Belt

frieg hineinheßen. Wenn die Not ihnen über dem Kopfe zusammenschlägt, wenn der völlige wirtschaftliche Zusammen bruch da ist, die Empörung der Betrogenen und Enttäusch­ten sich gegen sie erheben wird, dann werden sie den Krieg hervorrufen. Der Diktator auf Lebenszeit will die Rolle Bonapartes spielen.

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GI

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Abschen und Verachtung schlägt der herrschenden ..de aus der ganzen Welt entgegen. Die ganze Welt sicht in ihr den t...... und, der den Frieden und die Menschheit bedroht. Sie aber belügen und betrügen das Volk, sie vergenden und verprassen das Geld des Vol: fes, fie zerstören die Wirtschaft, verderben die Jugend.

Alle Schuld sammelt sich auf dem Haupte des Diktators. Er hat den.... gerufen, er ist der Kriegsheger, der Jugendverderber, der Kameraden......!

Ein Mensch, der sich eine so unverantwortliche allmäch­tige Stellung selbst zuschreibt, ist eine Gefahr für sein Volf, eine Bedrohung des Friedens und der ganzen Menschheit. Er muß wie ein gefährlicher Feind der Mensch= heit behandelt werden.

Dieser Mann will die Billigung und Bestätigung seiner

Nach mehreren Pflichtverletzungen Einzelner innerhalb der Polizei, auf welche seinerzeit die Aufmerksamkeit des Rates gelenkt worden war, nach der gemeinschaftlichen Kundgebung vom 19. April 1934 der Vereinigung der staat­lichen Polizeibeamten( siehe Bericht der Regierungs­kommission vom 30. April 1934) haben sich neue, noch schwer­wiegendere Tatsachen innerhalb des Landjägerkorps ereignet.

In der Tat hatte die Regierungskommission vor einigen Wochen davon Kenntnis erhalten, daß saarländische Land­jäger mit der deutschen Geheimen Staats polizei in Trier in Verbindung getreten waren und ständige Beziehungen unter= hielten. Die dieserhalb geführte Untersuchung hat zur Verhaftung eines Deutschen , der im Besize eines ihm von der Polizeidirektion Darmstadt auf einen falschent Namen ausgestellten Passes war, und eines saarländischen Landjägers, sowie zur Amtsenthebung eines anderen ge= führt; die Angelegenheit ist der Generalstaatsanwaltschaft beim Obersten Gerichtshofe des Saargebietes übergeben worden und wird zur gegebenen Zeit vor diesem Gerichts­hofe zur Verhandlung kommen.

anwalt

Auch der Generalstaatsanwalt wurde beschimpft

Als die nähere Untersuchung Grund zur Annahme ge­geben hatte, daß gewisse zur deutschen Front" gehörende Personen und Stellen insbesondere deren Organisation des freiwilligen Arbeitsdienstes( FAD.) in diese Ange­legenheit sich verwickelt fanden, wurde eine Durch suchung am Size dieser leẞtgenannten, in den Räumlich­keiten der deutschen Front" untergebrachten Organisation angeordnet. Diese Durchsuchung führte zur Beschlagnahme einer großen Anzahl Schriftstücke, die noch der Prüfung unterliegen, aber deren erste Ueberprüfung genügt, um jetzt schon die merkwürdige Rolle herauszustellen, die von der die Bezeichnung Freiwilliger Arbeits= dienst"( FAD.) tragenden Abteilung der deutschen Front" gespielt wurde. Aus diesen Schriftstücken ergibt sich zum Bei­

spiel, daß diese Abteilung in ständiger Verbindung mit der Deutschen Geheimpolizei in Trier durch Sonderkurier steht, sowie nicht zu rechtfertigende Beziehungen mit Beamten der saarländischen Polizei und anderen Beamten der Regierungskommission unterhält. Sie ergaben auch den Nachweis, daß diese Abteilung eine regelrechte Bespigelung der Regierungs­fommission, ihrer Dienststellen, der Flüchtlinge und der politischen Parteien durchführte.

Die Resultate der Haussuchungu

der Freiwilligen Arbeitsdienstes", Waterloostraße, Saar­Sowohl gelegentlich der am 19. Juli in der Büroräumen brücken, vorgenommenen Haussuchung, als auch im Ver­lauf der Durchsuchung, die am folgenden Tag in einer Sache, betreffend Verlegung des Postgeheimnisses, in den Redaktionensräumen der Wochenschrift Der deutsche Kumpel" in Brebach stattfanden, hat eine in aller Eile durch Boten unter Benußung von Fahrrädern, Motorrädern und Automobilen versammelte Menge versucht, den Ord­nungsdienst zu stören. Die gleichen Begebenheiten sind also in Saarbrücken am 19. Juli und in Brebach am 20. Juli vorgefallen: sofortige Ansammlung einer Menge, feindselige Rufe dieser Menge gegen gewisse Polizeibeamte, die als Separatistenhäuptlinge, Landes­veräter, Judenbuben... usw." geschmäht wurden, Singen, Beflaggen der Häuser, Herumtragen von Trans­parenten usw..... Bei der letzten Demonstration sind die in genügend starker Anzahl an Ort und Stelle entsandten Randjäger mit einer derartigen Säumigkeit eingeschritten, daß der Generalstaats­anwaltsvertreter und die Beamten der öffentlichen Gewalt das Gebäude nur unter den Schmährufen der Menge ver­lafsen konnten.

Diese instematische Heze

gegen gewisse ausführende Beamte der Regierungs­fommission äußert sich im übrigen seit Monaten in der Form heftiger Angriffe in der gesamten Presse der deutschen Front", sowie durch Reden, die von den deutschen Rundfunksendern verbreitet werden. Sie hat bereits am 24. Juli 1934 ein Attentat( das glücklicherweise mißsang) gegen die Person des Polizeikommissars Machts ver­schuldet.( über welchen die Regierungskommission dem Rate in einem Schreiben vom 16. Mai 1984 Auskünfte gegeben hat), und kann zu den allerschwersten Folge n. führen. Es sind die gleichen Kreise der Bevölkerung, die im vorigen Jahre den Versuchen der Regierungsfommission, einige neutrale Kriminalbeamte einzustellen, sich wider­setzend- auch heute wieder die Autorität der Regierungskommission dadurch unter= graben möchten, daß sie versuchen, die Entlassung ge= wisser Polizeifräfte zu provozieren, die man einem gewissen Druck nicht unterworfen ansieht.

Fremde Polizei für die Saar

von euch. Darauf gibt es nur eine Antwort: Die Pariser Presse sehr zurückhaltend

Nein, nein niemals!

Fort mit dem

Verhaftung

Freiheit!

cines saarländischen Beamten

Saarbrüden, den 15. August 1934. Bekanntlich hat die Regierungskommission am 25. Juli Hausdurchsuchungen in den Gebäuden der Deutschen Front" vorgenommen und umfangreiche Aften beschlagnahmt. Im Zusammenhang damit wurden seiner Zeit der Handels­studienrat Dr. Reisel, ein Ghauffeur der Saarbrücker Zei­ tung " und ein Oberlandjäger aus Saarbrücken verhaftet. Wie man jest hört, mußte im Zuge der durch die Haussuchung ausgelösten Aftion gegen gewisse Beamte eine weitere Fest­nahme vorgenommen werden. Es handelt sich, soweit bisher verlautet, um einen höheren Beamten beim Landratsamt in Homburg Saar . Der Name des Beamten, ebenso wie die näheren Begleitumstände der Ver­haftung sind nicht zu erfahren. Es ist jedoch anzunehmen, daß auch diesem Beamten vorgeworfen wird, gegen die bekannte Notverordnung der Regierung verstoßen zu haben. Dafür spricht, daß der Verhaftete, wie aus Saarlouis berichtet wird, noch Mittwoch dem Untersuchungsrichter des Obersten Gerichtshofes in Saarlouis vorgeführt wurde. Es kann sich also nur um eine der schwerer Strafe unterliegenden Ver­stöße von Beamten handeln, für die die Zuständigkeit des Obergerichtes begründet worden ist!

A. Ph. Paris , 16. August 1934. im Saargebiet bekommen. So werde man eine bildliche Von unserem Korrespondenten

Mit großer Aufmerksamkeit verfolgt man hier zur Zeit alle Vorgänge im Saargebiet und fein Tag ver­geht, an dem nicht in diesem oder jenem maßgebenden französischen Blatt über irgendein Ereignis an der Saar berichtet wird. Jetzt vor der Septembertagung des Völker­bundsrates, auf deren Tagesordnung die Saarangelegen heiten an letzter Stelle stehen, in Wirklichkeit aber wohl der wichtigste Beratungsgegenstand der Herbstversammlung des Völkerbundes sein werden, wird das Interesse an allen diesen Dingen besonders deutlich.

Fast die gesamte französische Preise gibt ihren Lesern augenblicklich Kenntnis von dem Brief, den der Präsi­dent der Regierungsfommission nor soeben an den Generalsekretär des Völkerbundes gerichtet und in dem er die Lage im Saargebiet geschildert hat.

Im allgemeinen nimmt aber die Presse zu dem Brief des Vorsitzenden der Saarregierung feine Stellung. Es ist das anscheinend darauf zurückzuführen, daß man hier unter allen Umständen den Anschein vermeiden will, als wolle Frankreich sich in die inneren Angelegen= heiten der Saar einmischen. Gerade die französische Regierung legt den allergrößten Wert darauf, ihrerseits alles zu tun, um eine völlig freie und unabhängige Ab­stimmung am 13. Januar 1935 zu ermöglichen. Man möchte nur wünschen, daß diese Zurückhaltung auch jenseits der Saargrenzen geübt würde.

Haftbefehl gegen einen Kommissar Ghrenbreitstein am 26. Auguſt in Köln eine Saarausitel

Saarbrücken , den 15. Auauit 1934. Wie wir hören, ist gegen den Leiter des 5. Polizeireviers ( Burbach) vom zuständigen Richter Haftbefehl erlassen worden. Gräber wird befanntlich vorgeworfen, in seiner früheren Stellung auf der Polizeidirektion Schmiergelder in Sachen von Wirtschaftskonzessionen angenommen zu haben. Das Bemerkenswerteste bei der Angelegenheit ist,

daß Gräber allem Anschein nach in seiner damaligen Bofition

gar nichts mit derartigen Dingen zu tun hatte.

Kommissar Gräber ist ein hervorstechendes Mitglied der so­genannten deutschen Front". Wie bekannt, hat die Regie­rungsfommission gegen eine Reihe von Polizeibeamten strenge Maßreglungen ergreifen müssen, weil diese Beamten unzulässige Kritik an der Regierungskommission wegen deren Personalpolitik übten. Einer der damals gemaßregelten Kom misfare ist dieser Kommissar Gräber.

Msgr. Giovanni Panico

Neuer päpstlicher Beauftragter

Nach einer Meldung der Katholischen Korrespondenz" murde an Stelle von Msgr. Testa der Prager päpstliche Geschäftsträger Msgr. Giovanni Panico zum päpst= lichen Beauftragten für das Saargebiet ernannt. Msgr. Panico begibt sich zum Empfang nötiger Instruf­tionen am 16. August über München nach Rom , von wo er baldigst nach Saarbrücken abreisen wird. Msgr. Panico war bisher Uditore der apostolischen Nuntiatur München und hleibt aleichzeitio nänitlicher Geschäftaträger in Braa.

Die Zurückhaltung, die man in Paris beobachten fann, treibt der radikale Deuvre" noch ganz besonders weit. Das Blatt meldet, daß gelegentlich der Saarfundgebung in lung vom Reichspropagandaminister Dr. Goebbels eröffnet werden soll. Auf dieser Ausstellung, so heißt es im Deuvre", werde man auch einen Ueberblick über die französischen Gewalttätigkeiten"

Saarkommissar Bürckel unter den Gottlosen"

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Affront für die Katholiken an der Saar

Nach Berichten aus Rom soll der neue Saarkommissar Bürckel, der Nachfolger Papens, auf der Gottlosen I i st e" des Vatikans stehen. Die Neue Saar- Post" sagt, daß man in Rom berechtigterweise die Ernennung des Herrn Bürckel als eine indirekte, aber durchaus wahrnehmbare und folgenschwere Kampfansage des dritten Reiches" an den Vatikan hinsichtlich der Kirchenpolitik und des vatikanischen Schutzes der gläubigen Christen an der Saar vor Terror und Verbrechen werte. Die Berliner Regierung beweise mit dieser Ernennung, daß sie eben nicht die Absicht habe, im Geiste des Reichskonkordats mit dem Vatikan im Saar­gebiet zusammenzuarbeiten, was freilich niemandem über­raschend kommt.

So ist die Ernennung Bürckels nach hiesiger Auffassung ein Affront für alle Katholiken an der Saar , der seine flaren politischen Konsequenzen haben dürfte."

Darstellung von der auf einem Platz in Saarbrücken voll­zogenen Hinrichtung jaarländischer Bauerr durch französische Revolutionäre im Jahre 1793 sehen können. Ein anderes Gemälde werde die nach dem Kriege erfolgte Verurteilung eines gewissen Johannes durch ein französisches Kriegsgericht zeigen.

,, Deuvre" enthält sich jeder durchaus berechtigten Kritif an dieser Haß- und Hetzausstellung, die wohl der greifbare Ausdruck von Hitlers neuer Friedenspolitif sein soll.

" Petit Parisien" berichtet über die Tagung des Landes­rats. Der Verlauf der Sizung habe den deutlichen Beweis dafür erbracht, wie groß der Wirrwarr innerhalb der deutschen Front" sei. Man habe einfach den Eindruck gehabt, daß die Herren mit ihrem Latein zu Ende seien. Wenige Minuten nach Beginn der Tagung habe sich die deutsche Front" auf den Aventin zurückgezogen. Als die Herren mit verächtlichen Blicken für die Sozialdemokraten und Kommunisten den Saal verlassen hätten, die unter dem Vorsitz eines Mitgliedes der deutschen Front" weiter an den Beratungen teilgenommen hätten, sei das

ein Schauspiel für die Götter gewesen. Petit Parisien" meint, der Grund für das Verschwinden der Deutschfrontler im Landesrat sei einfach der: in der Sizung sollten die von der Regierungsfommission beschlosse nen Gesetze gutgeheißen werden, wonach die Arbeiter und Angestellten im Saargebiet ihre Rechte, Freiheiten und Gehälter behalten, die ihren Berufsgenossen im dritten Reich" gestohlen seien. Die meisten Mitglieder der deutschen Front" im Landesrat seien Industrielle und Intellektuelle Hätten sie nun gegen die Verordnung der Regierungskommission gestimmt, dann hät tensie sich vor der Arbeiterschaft demaskier+ Tarum hätten sie sich einfach von der Abstimmung gedrückt Man kann nur hoffen, daß die Saarbevölkerung die Herren von der deutschen Front" ebenso gut durchschau wie der Saarbrücker Korrespondent des Petit Parisien"

Die Not

Wachsende Kriminalität

Um ein ungefähres Bild der Lebensnot des Volkes zu er­langen, braucht man nur eine Nummer einer deutschen Zei­tung zur Hand zu nehmen. So berichtet das Hamburger Fremdenblatt" in seiner Nummer vom Dienstag dieser Woche, daß in der letzten Nacht nicht weniger als 14 Ein­brüche verübt worden sind". In Hamburg , wohlverstanden! Daneben berichtet die Zeitung, daß zwei Schulknaben einen Ladeneinbruch verübt haben", daß ein junger Mann einem Mädchen die Handtasche mit der Wohlfahrtsunterstützung gestohlen hat", daß an dem gleichen Tage drei Raubüber­fälle verübt worden sind" und wegen Bettel nicht weniger als 21 Personen in Haft genommen werden mußten.

In nicht ganz 24 Stunden! Und da behaupte noch jemand, daß das deutsche Volk nicht in herrlichen Zuständen lebt!

Werbt für die ,, Deutsche Freiheit"!