Wachsende Konfliktsstimmung Im Fernen Osten

DNB. Tokio, 17. August. Die sowjetrussische Beschwerde wegen der Verhaftung von sowjetrussischen Beamten an der chinesischen   Ostbahn wurde vom japanischen auswärtigen Amt scharf zurückgewiesen mit der Erklärung, daß die japanische Regierung sich nicht in die Angelegenheiten der Juftizorgane des mandschurischen Kaiserreiches einmische, die nach der Verfassung völlig unabhängig vom japanischen Kaiserreich seien.

Oesterreich   behält 30 000 Soldaten Frankreich   offiziell einverstanden

Paris  , 18. Aug. Die französische   Regierung hat nun auch offiziell dem Wunsch der österreichischen   Regierung statt­gegeben, die im vergangenen Jahre zugestandene Erhöhung der Effektivbestandteile des Bundesheeres auf ein weiteres Jahr zu verlängern. Die Regierung hat jedoch den Vor­behalt gemacht, daß die zusätzlichen Truppen nicht für andere 3wede als für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ord­nung im Innern des Landes verwendet werden dürfen und daß der erhöhte Effektivbestand nach Beilegung der augen­blicklichen Schwierigkeiten sofort abgeschafft werden müsse. Dieser Vorbehalt, so erklärt Echo de Paris", fei gemacht worden, um der südslawischen Regierung entgegenzukommen, die der österreichischen   Regierung den Vorwurf mache, fie habe ihre Truppen nur verstärkt, um die Sozialdemokratie zu erdrücken. Außerdem befürchte man in Südslawien an­gesichts des engen österreichisch  - italienischen Verhältnisses einen Machtzuwachs Jtaliens.

So sieht es der Ausländer

Deutschland   nach sechs Monaten...

London  , 19. Aug.( Inpreß.) In der Times" veröffentlicht William Teeling   seine Eindrücke, die er nach sechsmonatiger Abwesenheit in Deutschland   gewonnen hat. Er vermerkt Aenderungen, die sich seit Januar vollzogen haben: das An­wachsen des Elends und die rapide Entwicklung der Oppo= sition. Die offene Kritik an dem heutigen Regime ist weit umfangreicher geworden, die Jugend wird täglich unruhiger. Die Katholiken, die im Januar erst begannen, sich zu be­flagen, bereiten sich jetzt vor, für ihre Unabhängigkeit zu fämpfen." Gegenüber dieser Haltung des Volfes verschärfe die Regierung den Terror. Die Juden, die im Januar be= ruhigt schienen, werden erneut unruhig." Was Teeling am meisten überraschte, ist die Verschärfung der Not. Die Zahl der Bettler in den Straßen habe sich beträchtlich erhöht. Indifferenz herrsche gegenüber den herrlichen nationalen Anstrengungen", und eine immer größere Unruhe wegen der Unmöglichkeit, Exportmärkte zu finden und auf diese Weise die Krise wenigstens teilweise zu lösen.

Gespräche mit Deutschen  

Ein deutscher   Fremdenführer schreibt uns aus Paris  : Ich begleitete acht Personen auf einem Rundgang in Paris  . Ich fragte zwei Damen, was sie von der Lage in Deutschland   hielten. Prompt erhielt ich die Antwort: Ja, das verstehe ich nicht; Sie müssen das doch besser wissen als mir. Wir bekommen doch nicht eine Zeitung zu lesen, die nicht lügt."

Ich sagte darauf:" Ja, aber Ihr habt doch bei der letzten Wahl für ihn gestimmt und seid zufrieden mit ihm?"

Entrüstete Antwort: Wir, wir haben ihn nie gewählt und werden ihn auch nie wählen. Einer, der seine eigenen Freunde erschießen läßt, ist unmenschlich. Sehen Sie mal, wir sind aus einem kleinen Dörfchen mit fnapp 1000 Ein­wohnern. Wir wissen, daß mehr wie 50 bestimmt gegen Hitler  gestimmt haben, aber amtlich sind sie nicht gezählt worden. Wir dürfen ja nur den Mund halten oder man wird ins Konzertlager gesteckt. Man kann auch ohne Grund was ab­bekommen, so wie ein Vetter von uns. Den hat ein SA.­Mann aus dem Haus geholt. Nach drei Tagen fam er wie­der. Die Augen waren faum noch zu sehen. Der Anzug war zerfetzt und seine Nerven waren ruiniert. Vierzehn Tage hat er im Bett liegen müssen und leidet heute noch. Der EA­Mann, der das verübt hat, ist einige Wochen später in be­soffenem Zustand mit dem Motorrad( Dienstrad) tödlich ver­unglückt. Nicht bloß Juden, auch wir Katholiken werden schifaniert. Mein Sohn ist zehn Jahre. Er war in der DJK. und mußte auf Befehl in die HF. Was wollen wir machen? Mein Mann ist Beamter. Wir haben immer in einer Metzgerei, dessen Besitzer Jude ist, unser Fleisch gekauft. Wir sind aufgefordert worden, nicht mehr dort zu kaufen. Wenn wir aus der Kirche kommen, werden wir von einer Horde junger Burschen ausgeschimpft und schifaniert. Der Haupt­rädelsführer ist der SA.- Mann J. R. Ein arbeitsscheues, faules Subjekt, Ja, Freund, so sind die Zustände bei uns in einem kleinen Dorf."

Kurze Zeit darauf konnte ich mich mit einem Pfarrer unterhalten. Auch ihn fragte ich:" Was halten Sie von der Lage in Deutschland  ?"

Darauf antwortete mir der Geistliche: Keine Antwort ist auch eine Antwort, Sie werden mich wohl verstehen."

Er wich meinen Fragen aus. Erst nachdem ich mich als Emigrant ausgewiesen hatte, wurde er etwas gesprächiger und sagte mir etwa folgendes: Wir leben ja schlimmer als in einem Zuchthaus. Ich freue mich wirklich, mal andere Luft atmen zu dürfen. Es ist ja furchtbar. Klausener und Probst erschossen. Aber wieviele Morde werden nicht bekannt? Ein schlesischer Landwirt, für dessen Wahrheitsliebe ich mich ver­bürge, erzählte mir folgendes: Ich fuhr nach dem 30. Juni mit einem Wagen, um Vieh fortzubringen, durch einen Wald, als ich von SS  . aufaefordert wurde, einen anderen Weg zu fahren, da die Chaussee gesperrt sei. In demselben Moment fam ein Leiterwagen( Heuwagen) in gestrecktem Galopp an mir vorbei. Ich konnte feststellen, daß er bis oben voll von Leichen gepackt war. Jetzt wußte ich, warum man den Wald abgesperrt hatte. Man wollte die Leichen der Mordnacht ver­brennen oder verscharren."

Sehen Sie, junger Mann, das ist Deutschland  . Mord, Mord und nochmals Mord."

Ich sagte hierauf: Ja, warum protestiert die Kirche nicht hiergegen?"

Darauf wurde mir zur Antwort: In den nächsten Tagen oder Wochen werden Sie die Stimme des Hl. Vaters schon hören."

Leider mußte ich mich wegen der vorgerückten Zeit der Zug fuhr verabschieden. Ich rief ihm zu, am Sonntag gegen Hitler   für ein freies Deutschland   zu stimmen. Der Pfarrer bat mich, weiter für den Frieden zu kämpfen. Lang­fam entschwand der Zug. Er rollte der Grenze zu, innerlich freie Menschen wieder der Sklaverei entgegentragend.

Paris   läßt sich nicht täuschen

Französische   Zeitungen zum Wahltheater

A. Ph. Paris, 18. August. Von unserem Korrespondenten

Im Augenblick steht hier die Frage des plebiscite alle­mand", der sogenannten Reichsführerwahl", am nächsten Sonntag im Vordergrund des Jnteresses. Wenn auch nie­mand sich einem Zweifel über den gewaltigen Sieg" hingibt, den Hitler erringen wird, so berichten die Zeitungen doch mit breiter Ausführlichkeit über die einzelnen Etappen dieses Wahlkampfes, der gegen einen gar nicht vorhandenen Gegen­kandidaten geführt wird. Meinungsverschiedenheiten be­stehen in der französischen   Presse eigentlich nur darüber, ob Hitler 90 oder 95 Prozent oder gar, wie es der Intran= figeant" für möglich hält, 97 Prozent aller abgegebenen Stimmen erhalten wird.

Gallus meint in diesem Blatt, Goebbels und seine Freunde wollten durch das Abstimmungsergebnis dem Aus­lande beweisen, daß die Nation geschlossen hinter dem Führer stehe.

Aber das Ausland wisse ganz genan, daß Stimmen, die unter einer gewalttätigen Diktatur abgegeben würden, nur als Ausdruck der Riesenangst der Wähler zu würdigen feien.

Man sei nicht so schlecht über Deutschlands   wirkliche Lage unterrichtet, um nicht die ganze Schwäche des Naziregimes zu kennen. Wer sich gegen den Diktator wende, dem gehe es wie Röhm und seinen Freunden. Hitler   habe diese am 30. Juni erschießen lassen, weil es für ihn nur zwei Möglich­feiten gegeben habe:" Sie oder ich!" Jest füble er sich in Sicherheit, sei Sieger. Aber gebe es nicht noch immer eine stumme Revolte, nicht einen großen Rachedurst? Werde Deutschland  , ohne ganz besonders zu leiden, den Winter überstehen? Das Wahltheater am Sonntag habe keine große Bedeutung. Es sei eine Abstimmung, eine jämmerliche Ab­stimmung von gefesselten Händen.

Von einem Bolfsentscheid ohne irgendwelche Bedeutung für die Welt" spricht auch Leon Bailby im Jour". Er meint, die Abstimmung solle die Erinnerung an die ohne Richterspruch vollzogenen Hinrichtungen des 30. Juni und an den Dollfußmord auslöschen. Man müsse schon selbst ein Brannhemd sein, um nicht zu begreifen, welchen Schauder diese nußlosen Verbrechen erregt hätten.

Aber Hitler   solle nicht glauben, daß nach dieser Scheinwahl die Kulturvölfer ihre Ansicht über ihn ändern würden. Nein, für solche Verbrechen sei eine sehr lange Sühne nötig.

Im Figaro" heißt es ähnlich wie im Jour", neben dem Bekenntnis zu Hitler   werde am Sonntag von dem deutschen   Wähler eine Antwort auf die Frage gefordert:

Habe ich am 30. Juni richtig gehandelt?" Dann sagt das angesehene französische   Blatt weiter, Goebbels   sei ein schlechter Chefredakteur. Wenn man ihm glaube, dann solle

der 19. August den ausländischen Journalisten beweisen, daß sie Esel seien. Aber am 20. oder 21. August werde man wahr­scheinlich erfahren, daß der Propagandaminister nicht mehr die große Rolle spiele, die er seit dem Machtantritt der Nationalsozialisten gespielt habe. Zwischen Göring   und Blomberg   werde Hitler   dann seinen Weg weitergehen. Aber Goebbels und seine Preise würden ganz im Hintergrund verschwinden.

" Journal" wiederholt das, was am Vortage schon die meisten französischen   Zeitungen ausgesprochen haben, Hin­denburgs Testament ſei Hitlers   bester Trumpf im Wahl­fampf geworden. Dabei bemerkt der Berliner   Korrespondent dieses Blattes, Georges Blun, obschon man feine zu­verlässige Aufklärung erhalten habe,

habe man doch den Eindruck, daß das Testament von Staatssekretär Meißner geschrieben sein könne.

Er setzt dann nicht ohne Ironie hinzu, selbstverständlich ent­sprechend, Hindenburgs Willen und ohne daß dadurch die Echtheit des Testaments irgendwie abgeschwächt werde.

" Oeuvre" spricht von den Bedenken, die gegen die Echt­heit des Hindenburg  - Testaments laut würden. Man fönne sich nicht vorstellen, daß im Hause eines deutschen   Offiziers die Unordnung so groß sei ,, daß man ein solches Dokument nicht habe sofort finden können. Warum habe es Oskar von Hindenburg   nicht Hitler   selbst bei der Trauerfeier überreicht, wo Hitler   so galant Oskars Frau die Hand ge­füßt habe? Warum habe es Papen dem Kanzler übergeben und nicht. wie es in dem letzten Willen heiße, der Sohn des Verstorbenen selbst? Man könne doch leicht allen Redereien entgegentreten, wenn man das Testament in Faksimile veröffentlichen würde. Nach dem 30. Juni habe sich doch Hitler auch mit Hindenburg   auf der Schwelle des Hauses in Neudeck fotografieren lassen, um damit allen Gerüchten, die von Gegenfäßen zwischen den beiden hätten wissen wollen, die Spizze abzubrechen.

Habe Hindenburg   mit eigener Hand das Testament ge schrieben oder sei es Schreibmaschinenarbeit?

Und warum habe der Feldmarschall sein Testament erst am 11. Mai 1933 ergänzt, nachdem er es bereits im Jahre 1919 niedergeschrieben habe, wo ihm doch seine schwere Er­frankung im Jahre 1932 hätte Anlaß genug sein fönnen zur Abfassung seines leben Willens?

Wir fürchten, daß der Reichspropagandaminister Dr. Goebbels   kaum Hitler veranlassen wird, auf alle diese neu­gierigen Fragen zu antworten. SA.- Mann Kruse hat in der " Deutschen Freiheit" die Wahrheit über den Reichstags. brand gesagt; wir müssen wohl warten, bis ein anderer SA.- Mann Kruse uns auch die Vorgeschichte des Hinden burg- Testaments berichtet.

Die Wahlrede im Pariser   Licht

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,, Man wird vergebens nach einem neuen Gedanken suchen'

( Von unserm Korrespondenten)

A. Ph. Paris  , 18. August. Tant de bruit pour une omelette viel Lärm um nichts", das ist das Urteil der französischen   Presse über die neue Rede des Herrn Reichs­führers Adolf Hitler  , soweit die französischen   Morgenblätter bereits zu dieser Rede Stellung nehmen konnten. Rein Blatt zweifelt die Wirkung dieser Rede auf eine mit allen Mitteln der Propaganda aufgepeitschte Bevölkerung an, die immer noch zu einem großen Teil in Adolf Hitler   den Heiland sieht, der sie ebenso wenig als Reichsführer in 18 Jahren aus dem Glend erlösen wird, wie er dies in den 18 Monaten seines Kanzlertums getan hat.

Sehr geschickt, meint fast die ganze hiesige Presse, habe Hitler Hamburg als Standort" für seine Wahlrede" gewählt. Dort seien die Widerstände gegen ihn noch be= sonders groß. Auf der einen Seite habe Hamburg   heute noch zahlreiche Sozialdemokraten und Kom­munisten in seinen Mauern. Auf der andern Seite steht das liberalistische Bürgertum und das alteingesessene Patriziertum, das sich noch immer nicht mit dem National­

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Grund über die greifbaren Erfolge dieses Werkes ausges schwiegen.

Nichts sei in dieser Rede, worauf man nicht gefaßt geb wesen sei, sagt Excelsior", das alte Lied mit dem alien Text. Ein Schauer überläuft einen bei Adolf Hitlers Ver ficherung: Wir haben kein Blut vergießen wollen!" und man erwarte vergebens eine Rechtfertigung des Blutbades vom 30. Juni, Sitler habe sich aber darüber ausgeschwiegen. Nur am Ende seiner Rede habe er neue Drohungen aus gesprochen gegen seine Gegner, die er erbarmungslos niederwerfen wolle.

Wenu er wieder einmal in der Außenpolitik die Gleich­berechtigung für Deutschland   gefordert habe, dann wisse man ja, was er darunter verstehe: Deutschlands   Ueberlegenheit in numerischer Stärke und in der Technik. Hitler   habe wieder seinen platonischen Friedenswillen ausgedrückt, dessen unausgesprochene Bedingungen zweifellos dieselbent geblieben feien, so sagt das Blatt am Schluß recht biffia, wie Hitler   sie in seinem Buch Mein Kampf  " niedergelegt hat....

fozialismus abgefunden habe, der von einem Abenteurer, Jagd auf Auslandszeitungen

dem Reichsstatthalter Kaufmann, in der alten Hansa­stadt verkörpert wird. Indem Hitler hier als Triumphator eingezogen sei, hierher den Höhepunkt des Wahlkampfes ver­legt habe, habe er der Welt zeigen wollen, daß er ganz Deutschland   erobert habe, wie" Petit Parisien" es aus­drückt.

Bergebens, meint das vielgelesene Morgenblatt, würde man in dieser Rede neue Gedanken suchen. Reichsführer Hitler habe nur das von neuem hier ausgesprochen, was der Agitator in zahllosen Varianten seit 13 Jahren wiederholt habe. Wie gewöhnlich habe er zuerst das Regime seiner Vorgänger heruntergerissen. Gegen das demokratische System von Weimar   habe er seine Blitze ge= schleudert, um das vom Nationalsozialismus erfüllte Werk in den Himmel zu heben. Er habe sich allerdings mit gutem

Konfisziert und zensuriert

Berlin  , 18. August. In den letzten Tagen hat die Polizei bei der Konfiskation ausländischer Zeitungen eine fieber: hafte, vorher nie erlebte Tätigkeit entwickelt. Dauernd kom: men Schupobeamte an die Kioske und halten Nachfrage. Am Donnerstag wurden wieder mehr als ein Dußend Zeitungen tonfisziert: 3ürcher Post", St. Galler Tagblatt", Thurs ganer Zeitung"," Neue Berner Zeitung"," Willisauer Ar­zeiger"," Basler Nachrichten" Weiter Echo de Paris", Figaro"," Manchester Guardian"," Morning Post" niv. Manchmal werden die konfiszierten Blätter wieder freis gegeben, wenn sie die Zensur erfolgreich passiert haben. Dabei hat man besonders Acht auf alle Auffäße, die f mit dem Trug des 19. August beschäftigen.

Mysteriöser Mord am Rheinufer

Straßburg  , 17. August.

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Die angesehene katholische Zeitung Der Elsässer Bote" veröffenlicht heute einen Bericht, der allergrößte Beachtung verdient. Es handelt sich um nichts mehr und nichts weniger, als um die Schilderung eines Mordes, der sich gestern in aller Deffentlichkeit am badischen Rheinufer, gegenüber von Robertsau bei Straßburg  , abspielte. Eines politischen Mordes, wohlgemerkt! Die Mörder waren uniformierte Hitlerleute, das Opfer wahrscheinlich ein poli­tischer Gegner oder auch ein rebellierender SA.- Mann, der auf diese nicht mehr ungewöhnliche Art stumm gemacht wurde.

Halten wir uns streng an die Schilderung, die der Elsässer Bote" von dem Vorgang veröffentlicht. Der unfreiwillige Zeuge dieser Mordtat, ein Fischer, der unweit von Wanßenau in Höhe des Kilometersteins 135,400 auf der französischen  Seite des Rheins seinem Handwerk nachging, beobachtete folgendes:

Der Fischer sah am gegenüberliegenden badischen Rhein­ufer sieben Männer auftauchen, von denen drei die Uniform der Nazis trugen. Die drei Uniformierten, einer davon in Semdärmeln, schlugen auf einen jungen Mann mit schweren Knüppeln ein. Der Unglüdliche schrie mehrmals Mama, Mama!" und rollte dann bewußtlos die Böschung hinab. Da er noch nicht tot zu sein schien, setzte ihm ein Uniformierter nach und schlug noch ein paarmal auf ihn ein. Dann versetzte er dem jungen Menschen einen

Tritt. Der Mann fiel in den Rhein   und wurde von da Strömung abgetrieben,

Der Fischer rief mehrmals über de Rhein   hinüber Mörder, Mörder! Laßt doch den amen Mensche am Leben!" Das störte aber die Bandit nicht. Sie ver richteten mit unglaublicher Roheit ihr grausames Handwerk wobei sie mit einem Fernrohr auch das französische   Ufer beobachteten. Die Mörder beseitigten nach vollbrachter Tat in aller Seelenruhe die Blutspuren und entfernten sich. Nach ungefähr einer Stunde fehrte einer der Uniformierten noch­mals zurück, wahrscheinlich, um sich davon zu überzeugen, ob feine Spuren der grausigen Tat mehr zu sehen sind. Die Tat spielte sich am hellichten Tag ab.

Der Fischer, der diesen schrecklichen Vorgang in allen Einzelheiten beobachtete, meldete sein Erlebnis sofort bei der zuständigen Stelle. Er war besonders empört darüber, daß die Männer in Zivil nicht die geringsten Anstalten machten, die Tat zu verhindern.

Es erhebt sich nun die Frage, wer der Ermordete war, in weisen Auftrag die Mörder handelten und wie diese Schreckenstat von hier aus verfolgt werden kann. Denn daß von deutschen   Behörden, wenn es sich um einen der üb­lichen Nazimorde handelt, keine Verfolgung der Täter zu er warten ist, dürfte bei den Methoden des dritten Reiches" faum zweifelhaft sein. Da der Bote" in seinem Bericht an­deutet, daß es sich bei dem Ermordeten vielleicht um einen Elsässer handeln könne, dürfte für die hiesigen Behörder damit ein Fingerzeig gegeben sein, in welcher Richtung sic voraugehen haben,