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Nr. 95. Kbomltments-Kedtngungen: Abonnements- Preis pränumerando: Bierleljährl- SL0 MI., monatl. l,10Mk., wöchentlich 28 Pfg. frei ins HauS. Einzelne Nummer 5 Pfg. TonntagS- Nummer mit illustrtrter Sonntag»- Beilage.Die Neue Welt" w Pfg. Poft- Abonnement: SL0 Marl pro Quartal. Eingelragen in der Poft- Zettung«- Preisliste für 1897 unter Nr. 7437. Unter Kreuzband für Deutschland   und Oesterreich-Ungarn 2 Marl, für da» übrige Ausland S Marl pro Monat. 14. Jahrg. Dir Knstrtlons- Gebühr deträgt für die sechSgespaltene Kolonel- zetle oder deren Raum 40 Pfg., für verein»- und BersammlungS-Anzeigen, sowie Arbeitsmarlt 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen biS 4 Uhr nachmittag» in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochentagen bi« 7 Uhr abends, an Sonn- und Festtagen bi» S Uhr vormittags geöffnet. Erscheint täglich nutzer Montag». Vevlinev Volksvlatk. Fernsprecher: Amt I, Nr. ISOS. Delegramm-Adresse: »ozialdemokral Verlw". Dentralorgcrn der sozialdemokratischen V�vtei Deutschtands. Wedaktion: 8V. 19. Wenty-Straße 2. Sonnabend, den 24. April 1897'. ß«pedltion: 8V. 19, Menty-Straße 3� Vev griechicch-kürkicche Wlvkegs- cchÄUplstz. Wir veröffentliche» heute zur besseren Orientirung unserer Leser eine gute Karteuskizze des griechisch- türkischen Grenz- gebietes. Tieselbe ermöglicht vorläufig eine Orientirung über die Stellung der feindlichen Armeen. Wir haben Vorsorge getroffen, daß eine genauere und ein größeres Gebiet um- fassende Karte unseren Lesern zur Verfügung gestellt ivird. Wir werden dieselbe unserer Nummer vom 1. Mai beilegen. Von größter Wichtigkeit bei Beurtheilung jedes Kriegs- schauplatzes ist die Bodengestaltnng, dies um so mehr in diesem Kriege, da Griechenland   eine Art natürliche Festung ist. Jedes Vordringen ist erschwert, die Bewegung großer Truppen- massen kann leicht gestört werden, die Rückzugslinien abzuschneiden, die Nach- schübe wie Proviantzüge aufzuhalten, ist leicht mög- lich. Wie das nördliche Spanien   ist Griechenland  der natürliche Boden für einen Guerillakrieg. Jr- reguläre Truppen haben auf einem solchen Gebiete eine weit größere Beden- tung als die Franktireurs im deutsch  - französischen Kriege. Griechenland   ist durch- aus Gebirgsland, mir ein kleiner Theil des Landes ist Hochebene, diese wie die Umgebung der Flnßmün- düngen ist meist sumpfig und in ihrem größten Theile von den angrenzenden Bergen mit den modernen Feuerwaffen zu beherrschen. Der auf Griechenland   ent- fallende Theil unserer Karte stellt Nord- Griechenland dar, das in einen westlichen Theil E p i r u s und in einen östlichen Thessalien  zerfällt, das Piudosgebirge bildet die Grenze zwi- schen beiden Landschaften, Epirus  *) ist ganz gebirgig und fast unwegsam. Thessa- lien ist eine zum theil sehr sumpfige Ebene, durch die der Fluß Peneos läuft, das durch die Gebirge Olymp  (2985 Meter), Ossa und Pelion vom Aegäischen Meere getrennt wird. Das griechische Heerwesen beruht auf einer dem französischen  Wehrgesetze nachgeahmten Organisation. Jeder grie- chische Unterthan ist vom 21. bis 51. Jahre wehr« pflichtig. Eine Befreiung vom Dienste kann endgiltig sein. Die Dienstzcil beträgt für alle gattungen zwei Jahre im stehenden Heere, in der Glied mit Lanzen, das zweite Glied mit Graskarabinern be- waffnet. Die griechische Kriegsstotte besteht aus den drei Thurm- PanzerschiffenHydra",Psara",Spetsai  ", die aus den gahren 18891890 stammen, der PanzerkorvetteBasilissa lga"(1869), dem PanzcrkauonenbootBasileos Georgias" (1867), einem Kreuzer(1830), 3 Korvetten(1853 1885), 9 Kanonenbooten(1858 1885) und 51 Torpedobooten. Zusammen 69 Fahrzeugen mit einem Gehalt von 27 493 Tonnen, 35 834 Pferdekräften und 104 Geschützen. Das Personal be- steht ans 169 Offizieren, 247 Beaniten, 587 Unteroffizieren, 1643 Matrosen, 143 Heizern und 360 Beamten im ganzen 3165 Mann ohne 14 Offiziere der Reserve ic. Die Schiffe sollen in gutem Zustande, das Personal gut geschult sein. Ueber das türkische M i l i t ä r w e s e n mögen die folgenden Angaben orientiren. Ueber die Widerstands- niemals Waffen- Reserve je nach dem Truppenkörper 810 Jahre, ebenso lange in der Landwehr und in der Reserve der Nationalgarde 10 Jahre. Die vom Dienste im Frieden befreiten dienen 12 Jahre in der Reserve. Die Soll-Friedens stärke der Armee betrug im Jahre 1896 188 Offiziere und Beamte, 23 453 Unteroffiziere und Riannschaften und 3294 Pferde und Maulthiere. Im Kriege soll das griechische Heer folgende Stärke erreichen: ferde und Mann SS Jnfanterie-Bataillone.... 61«20 18 Eskadronen....... 2 880 29 Balterien jn je 6 Geschützen..«942 16 lcchnische Kompagnien.... 4683 Train u. s. w......... 2 000 Gendarmerie........ 4 000 anlthiere I 555 2 802 5 289 2195 2 200 400 Summa 82 125 14 441 Jahrgänge der Territorialarmee "ann. Hiervon rechnen aber Hierzu kommen noch 8 d«a zu je 12 000 Mann: 96 000 M Kenner 20pCt. als nicht dienstbrauchbar ab, so daß die Stärke der griechischen Armee auf ca. 159 000 zu beziffern wäre. Die Bewaffnung der Infanterie ist eine ungleich- mäßige, ein schwerer Mangel für den Kriegsfall, der aber dadurch ausgeglichen wird, daß bei den Türken dieselben Uebelstände herrschen. Die Artillerie besitzt Krupp'sche Gc- schütze. Die Reiterei ist mit Pallasch und Pistole, das erste Türke» ') Der nordwestliche Theil von Epirns gehört noch den fähigkeit der türkischen Armee und über die aus- gezeichnete Tüchtigkeit der gemeinen türkischen Soldaten herrscht seit dem rnssisch-türkischen Kriege von 1877/78 kein Zweifel. Deutsche   Jnstruktions-Offiziere waren seit 1882 in der Türkei   thätig. Die Reformirung des Dienstes, der Bewaffnung sc. wurde freilich gehemmt durch den ununter- brockenen Geldmangel sowie die Unstätigkeit und mangelnde Selbständigkeit in den höchsten Stellen der Regierung. Der Militärdienst ist obligatorisch. Die Dienstpflicht beginnt mit dem 20. Jahre, sie dauert drei Jahre bei der Infanterie, 4 Jahre bei den anderen Waffen, ferner in der Reserve 2 Jahre, in der Landwehr(Rebif) 8 Jahre und im Land- stürm(Mnstahfiz) 6 Jahre. Genaue Zahlenangaben für die einzelnen Waffengattungen fehlen. Anfangs 1896 betrug dieVcrpflegungsstärke": Gewöhnliche Friedensstärke.. Einberufene Reservemannschaften Nekrutenjahrgang........ 50 000 116 Nedi s-Balaillone....... 75 000 Zusammen. 360 000 Mann. Für den Krieg wird die Höchststärke auf 800 000 Mann geschätzt. Von der K r i e g s s 1 o t t e ist es erwiesen, daß sie sich in ganz elendem Zustande befindet, sie gilt für den Kriegsfall als nicht verwendbar. Im türkischen Flottenverzeichnisse werden angeführt: 42 Panzerschiffe, darunter 2 Flußpanzer- Kanonen- boote, 2 Torpedojägcr und 22 Torpedoboote mit ins- gesammt 66 947 Tonnengehalt, 51411 Pferdekräften und 153 Geschützen, ferner 24 ungcpanzerten Fahrzeugen mit 23 226 Tonnen Ladefähigkeit, 8570 Pferdekräften 220 000 M«un 15 000 und 100 Geschützen. Die Schiffe stammen zum theil noch aus den 60 er Jahren. Das Personal der Marine betrug im verflossenen Jahre 977 Offiziere, 742 Beamte, zirka 3000 Unteroffiziere und Matrosen und 9650 Marinesoldate». Die wichtigste, jedenfalls die charakteristischste Nachricht vom Kriegsschauplätze ist die, daß ein Wechsel im türkischen Ober- kommando stattgefunden habe. Eine Depesche aus Konstantinopel  meldet: Edhem-Pascha ist abberufe» und Ghazi Osman-Pascha an seiner Stelle zum Höchslkonunandirenden der Truppen von Elaffona er- nannt. Saab   Eddin- Pascha wurde an Stelle Hifzi- Paschas zum Kommandanten der Armee von Janina ernannt. Die neue» Befehle- haber reisen heute Abend nach der Grenze ab. Diese Nachricht beweist, daß das Jntriguenspiel in Konstantinopel   ganz wie 1877/78 die Leistungen der Armee, die Sicherheit der Führer, das Vertrauen der Soldaten in ihre Vorgesetzten zu stören beflissen ist. Aus Konstantinopel  wird derFranksnrterZtg." berichtet: Das Ergebniß des letzten gestrige» Kriegsrathes ist, daß der Sultan telegraphisch die Mobilisirung von 92 neuen Redisbataillonen aus dem asiatischen Armeekorps anbc- fohlen hat. Sämmtliche Dampfer, welche die Trans- porldampfer- Gesellschaft Mnhsulse zur Verfügung ge- stellt hat, haben Ordre, sich an den verschiedenen asiati- schen Küstenplätzen zur Ein- schiffung des neuen Aufgebots bereit zu hallen, welches un- gesäumt nach Makedonien  geworfen wird. Die Türken scheinen in der Richtung nach Larissa keinerlei Fortschritte ge- macht zu habe». Wohl auf Befehle von Konstantinopel  ans ist ein völliger Still- stand der Operationen der türkischen Armee eingc- treten, welcher von den Griechen zur Ordnung ihrer Truppen, zum Nachschub von Mannschaften, zum theilweisen Vorrücken und Wiederbesetzen verloren ge- gebener Positionen benutzt wird. Der König jhat sich ins Hauptquartier begeben. Auf dem ivestlichen Kriegsschauplätze, auf dem die Griechen von Anfang an im Vortheile waren, hat sich die Situation nicht zu ihren Ungunsten geändert. Ihre Flotte greift überall mit Energie ein und sselbst von türkischer Seite werden nicht bloS die Erfolge der griechischen Flotte zugestanden, sondern auch schwere Befürchtungen über die künftigen Aktionen der griechischen Flotte nicht zurückgehalten. Man befürchtet eine Beschießung Salonichi's, wohin die Großmächte Kriegs- schiffe zum Schutze ihrer Staatsangehörigen entsandt haben, ja selbst eilten Ansturm gegen die Dardanellen. Von den übrigen telcgraphischen Nachrichten, die mit dem Kriege in Beziehung stehen, thcilcn wir die folgenden mit: K o n st a n t i» o p e l, 23, April. Das französische   Konsulat hat begonnen, provisorische Schntzscheine an die katholische» Christen aus- znliesern. Die Kommission für die Ausweisung griechischer Unter» tbane» hielt heut« im Polizeimiiiisterium ihre erste Sitzung ab. Es verlautet, daß die festgesetzte Frist von 15 Tagen nur für Kaufleute Geltung hat, daß jedoch alle anderen Grieche», die keine per- manenie Beschästigung haben, schon binnen 3 Tage» abreisen müssen. Einige griechische Firmen haben bereits die Geschäfte eingestellt. Viele erivarten aber, daß eine Verlängerung des Termins eintreten werde. Ein griechisches Cabotage- Schiff(Küstenfahrer) wurde mit Beschlag belegt. Larissa, 23. April. 400 griechische Freiwillige trafen hier ein, darunter 26 Engländer. Genua  . 23. April. General Cnnzio, der Schwiegersohn Garibaldi's  , begiebt sich mit seinen beide» Söhnen nach Grieche»- land. und zwar behufs Theilnnhme an dein Kriege gegen die Türken. Auch De Felke hat sich als Freiwilliger für Unterstützung der Griechen auf de» Kriegsschauplatz begebe». DieTinies" melde» ans Odessa   von gestern, eine besondere Abordnung der griechischen Regierung sei auf dem Wege nach Petersburg   dort durchpassirt.< K o» st a» t i n o p e l, 23. April. Der hiesige bulgarische Ver- treter erklärte, wenn der Sultan   heute fünf Berals(hier Investitur- Urkunden) für bulgarische Bischöfe»icht bewilligt, würde die bulgarische Regierung mobil mache» und Bulgarien   sich eventuell zum unabhängigen Köniatbum vroklamiren.