Pariser Berichte Mysteriöser Todesschus

Paris Hollywood

,, Die lustige Witwe "

Das berühmte Café ,, Maxim" in Paris , der ,, French Can­ can ", der gewagteste Tanz seiner Zeit, interessante foto­grafische Effekte, die schwarze Kleider weiß erscheinen lassen, die Herstellung eines ganzen Dorfes und eines Schlosses... das sind einige Details, deren Fülle alle Welt gespannt auf die Fertigkeit der Lustigen Witwe " warten läßt, an deren Produktion Ernst Lubitsch gerade in den Ate­liers der Metro- Goldwyn- Mayer arbeitet.

Die Dekorationen und Toiletten dieser neuen Produktion von Irving Thalberg sind von einem derartigen Luxus, daß der Film alle Aussicht hat, einer der bedeutendsten und künstlerischsten des Jahres zu werden.

Die Ateliers bieten einen Anblick der Achtziger- Jahre.

Am Boulevard Pasteur spielte sich in der Nacht zum Frei­tag ein merkwürdiges Ereignis ab. Der Student René Débargne hatte seinen Freund, den Makler Jean Fourme­strot am späten Abend noch besucht und war nach Aussage Formestrots, da es sehr spät war, bei ihm über Nacht ge­blieben. In der Nacht habe nun Débargne an einem nicht enden wollenden Schlucken gelitten. Plötzlich habe er seinen Freund gebeten, ihm doch den Revolver zu leihen, er wolle im Freien einmal einen Schuß abgeben, möglich daß durch die Erschütterung des Körpers das Schlucken aufhören werde. Fourmestrot habe der Bitte des Studenten willfahrt. Im Augenblick aber, als er seinem Freunde den Revolver habe geben wollen, habe dieser sich von selbst entladen. Ein Schuß sei dem Studenten von rückwärts in den Nacken ge­drungen und dieser sei sofort tot gewesen. Auf der Polizei steht man den Aussagen des Maklers etwas skeptisch gegen­über; selbst wenn sie zutreffen, wird sich Fourmestrot wegen fahrlässiger Tötung zu verantworten haben.

Man hat eine genaue Kopie von Chez Maxims" geschaffen, Knabe oder Mädchen?

wie dieses berühmte Café im Jahre 1885 aussah, der Zeit, in welcher die Handlung des Films spielt. Ferner hat man ein ganzes Dorf auf einem Bergabhang bauen müssen und das Schloß der Sonia in dem imaginären Königreich, wo die lustige Witwe und der Graf Danilo-im Film von Jeanette Macdonald und Maurice Chevalier verkörpert- so viel Ver­wirrungen anrichteten.

An der berühmten Operettenmusik von Franz Léhar ist nichts geändert worden. Bunte Bauernkapellen, die sich der primitivsten Instrumente bedienen, werden Jeanette Mac­ donald begleiten, wenn sie Vilia" singen wird. Ein Wiener Orchester wird den berühmten Walzer spielen und gleich­zeitig dem Ballett der Albertina Rasch als Begleitung dienen. Der berühmte ,, French Cancan " wird nach den Tönen eines Orchesters tanzen, das demjenigen nachgebildet ist, das seiner Zeit diese Klänge bei ,, Maxims " spielte.

Eins der schwierigsten Probleme, die während der Ver­filmung der Lustigen Witwe " gelöst werden mußte, war es, eine Lokomotive zu finden, die derjenigen ähnelte, die damals den Zug nach Paris führte, in dem sich Danilo als Abgesandter seines Königs befand. Es war unmöglich, eire derartige Maschine aufzutreiben und so sah man sich ge­zwungen, extra zu diesem Zwecke eine solche bauen zu lassen, wozu es natürlich nötig war, auch die Zubehörteile speziell anzufertigen. Diese Lokomotive wird in wenigen Tagen fahrt­bereit sein und man erwartet fieberhaft ihr Eintreffen auf dem Bahnhof der Hollywooder Ateliers.

Wie Leute ihr Geld verlieren

Vor der 16. Strafkammer des Pariser Gerichts hatten sich Henri Joseph Rossée und zwei seiner Helfershelfer, die Häuer Charles Itam und Emanuel Recordon, wegen Betruges und Kautionsschwindels am Freitag zu verantworten.

Der Anklage liegt ein origineller Gedanken zugrunde. Henri Joseph Rossée, ein bereits mehrfach vorbestrafter Be­trüger, gründete die Gesellschaft France- Essor und ernannte sich zu ihrem Direktor. Die Gesellschaft sollte nach dem Statut, das der Angeklagte ausgearbeitet hatte, nationalen und allgemein nützlichen Zwecken dienen. Sie sollte sich mit dem Bevölkerungszuwachs unter gesunden Bedingungen" befassen. Vor allem aber besaß diese Gesellschaft nach der Behauptung ihres Direktors Rossée ein Mittel, um das Ge­schlecht des zu erwartenden Kindes nach den Wünschen der Eltern vorausbestimmen zu können. Wer sich einen Knaben wünschte, dem wollte die France- Essor vermöge der Kunst ihres Direktors dazu verhelfen. Und die werdende Mutter, die von einem kleinen Mädchen träumte, sollte diesen Traum ebenso verwirklicht sehen. In ganz Frankreich sollten Kliniken errichtet werden, in denen diese Wunder vor sich gehen sollten. Dazu aber brauchte man Geld. Und so suchte denn Rossée Direktoren für diese Kliniken mit einer Kaution von ungefähr 30 000 Franken. Es gab allerhand Leute, die gern Direktor einer solchen Klinik werden wollten. Rossée konnte verschiedene Male 30 000 Franken in seine Tasche stecken, und damit war seine Tätigkeit beendet. Das

Der Sessel von Corneille ist frei aber war den Herren Klinikdirektoren, die gewiß schon von

Wer wird Lyauteys Nachfolger in der Akademie?

Der Marschall Lyautey , der große Soldat und Schriftsteller, für den sich jetzt ganz Frankreich zu einer Trauerkund­gebung sondergleichen verbunden hat, hinterläßt auch eine Lücke in der Akademie Française , der er als ,, Unsterblicher" seit vielen Jahren angehörte. Er besetzte in der Akademie den vierzehnten ,, Sessel", der, unter den vierzig der Aka­demie, eine besonders ruhmreiche Vergangenheit hat, denn auf diesem Sessel saßen einst Corneille , Frankreichs klassi­scher Dichter, und dann Victor Hugo . Und die Frage, wem künftig die Ehre zuteil wird, auf diesem ruhmreichen Sessel Platz zu nehmen, wird in Frankreich bereits lebhaft erörtert. Man spricht davon, daß der Platz dem französischen Ministerpräsidenten Gaston Doumergue angeboten werden soll, andere meinen, daß wieder ein hoher Militär sich auf diesem Sessel niederlassen, und noch andere glauben, daß die Akademie keinen neuen Militär in den Himmel der Unsterb­lichkeit wählen wird. Man nennt auch wieder die Namen von Paul Claudel und Georges Duhamel , die für den Vier­

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großen Erfolgen auf dem Gebiete der Geschlechtsbestimmung künftiger Volksgenossen träumten, wiederum nicht recht. Und so sieht der Wunderdirektor wie seine zwei Spieẞ­gesellen jetzt seiner gerichtlichen Verurteilung entgegen.

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D. H., Straßburg . So treffende Worte wie Gangsterknecht, gangsterhörig, Kameradenschlächter und andere können sich franzö= sische Zeitungen erlauben, nicht wir. Damit müssen Sie sich ab­finden. Wir glauben aber nicht, daß die Deutlichkeit unserer Sprache leidet, wenn wir solche Worte einstweilen ausmerzen. Mucius. Wir danken Ihnen sehr. Wie Sie gesehen haben, legten wir dieser tragischen Angelegenheit die gleiche Bedeutung bei

wie Sie.

E. B., Paris . Besten Dank; wird gedruckt.

Pfälzer . Sie schicken uns den folgenden Ausschnitt aus Ihrer pfälzischen NS3.", wobei es um die zunehmenden Kartoffeldieb­stähle geht: Es geht hier nicht um die paar Kartoffeln! Es geht darum, Begriffe zu zerstören, die im legten Jahrzehnt bewußt von margistischer Seite in leicht erkennbarer Absicht in das Volk getra gen wurden. Heute hungert niemand mehr in Deutschland , der ar­beiten will. Es ist auch nicht die Not, die zu Felddiebstählen, zu Forstfrevel, zu Wilddieberei führt. Immer wieder bewahrheitet sich die Erfahrung, daß in all diesen Fällen stets derselbe Diebes­flüngel in Frage kommt, Gestalten, die dreimal im Laufschritt um den Aequator sausen würden, um der Arbeit auszureißen. Vicl ist an ihnen nicht mehr zu gewinnen für die Volksgemeinschaft. Aber um den legten Rest des Guten in ihnen zu retten, sollte doch der Versuch gemacht werden, mit strengsten Erziehungsmaßnahmen sie auf einen besseren Weg zu führen." Also: erstens hungert niemand mehr in Deutschland ; zweitens ist derjenige, der noch zu hungern wagt, ein Marrist; drittens kann er vom Hunger furiert werden durch Erziehungsmaßnahmen. Die wirksamste hat sich am 30. Juni herausgestellt.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Piz in Dud­ weiler ; für Inserate: Ctto Kuhn in Saarbrüden. Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden 3, Schüßenstraße 5. Schließfach 776 Saarbrüden.

AN DEN HOHEN JUEDISCHEN FEIERTAGEN veranstaltet von der Association des Emigrés Israél d'Allemagne en France. RAUSCH HASCHONOH: Sonntag, den 9, September, abends, 10. und 11. September JAUM KIPPUR: Monta, g den 18. September, abends und Dienstag, den 19. September.

Wagram- Saal

39, Avenue de Wagram( Métro Etoile und Ternes) Deutscher Ritus mit Orgel, unter Mitwirkung von Mitgliedern des O.atorienchors ,, Philharmonia" Dirigent Kapellmeister L ndé.

zehnten" kandidieren sollen, aber dieser Vermutung wurde Deutsche Predigt an allen Festtagen

rasch dadurch widersprochen, daß man erklärte, Claudel und Duhamel wollten sich in ihrer Bewerbung keine Konkurrenz machen und sich nicht um den gleichen Sessel bewerben. Aber es sind ja noch zwei andere Sessel in der Akademie Française frei, die auf ihre Besetzung warten.

Ueber all diese Dinge wird erst in einigen Wochen ent­schieden werden, nachdem auch die Vakanz des Sessels von Lyautey offiziell erklärt sein wird. Noch befinden sich alle Kandidaturen im Stadium des Vorgefechts, das Spiel in den ,, Kulissen" ist im Gange, und jeder Kandidat versucht zu­nächst einmal, möglichst viel für seine Wahl Stimmung zu machen.

Denn auch die ,, Unsterblichen" sind in Ferien und greifen in dieses Spiel erst ein, wenn sie erholt auf ihre ,, Sessel" zurückgekehrt sein werden...

Tödliche Liebe

Seit jenen Tagen, da Othello, der eifersüchtigte Mohr von Venedig, Desdemona umbrachte, haben sich unendlich ähn­liche Liebesdramen in aller Herren Länder und aller Völker Städte abgespielt. Besonders Frankreich ist das sozusagen klassische Land der Liebesdramen. In keinem Lande der Welt beweisen die Gerichte so viel Verständnis für jene, die aus enttäuschter Liebe zu Mördern werden, wie gerade in Frankreich . Am Donnerstag spielten sich in Paris zwei solcher Tragödien ab, über die wir unseren Lesern berichten wollen. Die Eheleute Le Cam lebten seit etwa zehn Tagen getrennt. Die junge 22jährige Frau hatte mit ihrem 3jährigen Söhn­cen ihren Mann, der sie mit seiner Eifersucht verfolgte, verlassen und sich in einem kleinen Hotel in der Rue de Trevise in Paris eingemietet. Die Eifersucht aber ver­wandelte bei dem Manne die Milch der frommen Denkungs­art in gährend Drachengift". Als er am Donnerstagabend auf dem Vorortbahnhof des großen Bahnhofs St. Lazare in Paris sich seiner Frau plötzlich gegenüber sah, zog er einen Revolver und schoß sie nieder. Dann jagte er sich selbst eine Kugel ins Herz. Die beiden Schwerverletzten wurden ins Krankenhaus geschafft, sie sind beide noch nicht ver­nehmungsfähig.

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Die andere Tragödie spielte sich in der Stille eines Hotel­zimmers am Boulevard Rochechouart in Paris ab. Dort fand Freitag früh der Hausdiener des Hotels den Soldaten Jean Renaud aus Belfort mit einer Schußverletzung tot im Bett auf. Neben ihm lag schwer verletzt eine Frau namens Made­leine Goulon. Sie ist etwa 25 Jahre alt. Man nimmt an, daß Renaud zuerst die Frau, die wohl seine Freundin war, zu töten versuchte und dann sich selbst den tödlichen Schuß beibrachte,

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