Rings um die Saarw GKU TI
In einer kleinen Bürgermeisterei an der Grenze
48 Prozent Hitlergegner
Hermesfeil, 22. Aug. Das amtliche Wahlergebnis der Bürgermeisterei Hermesfeil bringt ein geradezu überraschendes Ergebnis. Die Nein- Stimmen und die ungültigen Stimmen haben eine ungeheure Vermehrung erfahren. In mehreren Dörfern der Bürgermeisterei erreichten die Geg Frankreich fordere nichts
schreiben veröffentlichen, sobald es in den Besitz der Deutschen Regierung gelangt sein wird.
ner Hitlers eine Stimmenzahl, die den Reichsdurchschnitt um das Drei- und Vierfache übersteigt. In dem Orte Rascheid wurden nach der Mitteilung der Nazi- ,, Hochwaldzeitung" insgesamt 317 Stimmen abgegeben. Davon entfielen auf Ja- Stimmen 165, Nein- Stimmen 98, ungültig 54. Die Hitlergegner brachten es somit auf 152 Stimmen. Das sind sage und schreibe 48 Prozent. In Gusenberg wurden abgegeben: Ja- Stimmen 258, Nein- Stimmen 101, ungültig 19. Die Gegner Hitlers erreichten somit 31,6 Prozent. Im Orte Grimburg wurden abgegeben: Ja- Stimmen 134, Nein- Stimmen 62, ungültig 22. Die Hitlergegner machten mithin 40 Prozent der Stimmen aus.
Eine gute Antwort
Die Regierungskommission an Hitler
Saarbrücken, 22. August 1934.
Die Regierungsfommission des Saargebiets hat am 21. August 1934 folgende Verbalnote an das Auswärtige Amt in Berlin gerichtet:
Die Regierungsfommission des Saargebietes beehrt sich, dem Auswärtigen Amt den Empfang der Verbalnote II S. G. 1880 vom 14. August 1934 zu bestätigen, welche sich mit der mißbräuchlichen Ausdrucksweise befaßt, die sich einige im Saargebiet erscheinende Zeitungen beim Ableben des Herrn Reichspräsidenten Generalfeldmarschall von Hindenburg zu schulden kommen ließen.
Die Regierungskommission, welche in gleichem Maße wie die deutsche Regierung diese Erzesse mißbilligt, hatte nicht verfehlt, sich mit denselben bereits vor Erhalt der Verbalnote zu beschäftigen. Bei Erörterung der zu ergreifenden Maßregeln stellte sie mit Bedauern fest, daß keine Gesetzes= bestimmung zur Unterdrückung schimpflicher Angriffe gegen verstorbene Staatsmänner vorhanden ist; diese Fälle unterliegen allein dem Urteil des Anstandes und der öffentlichen Meinung. Somit vermochte die Regierungskommission nur die Ausdrucksweise, die anläßlich dieses traurigen Ereignisses von einigen Zeitungen des Gebietes geführt wurde, ebensosehr zu beklagen,
wie diejenige anderer Zeitungen bei der Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers.
Was die gegen Seine Exzellenz den Führer und Reichsfangler gerichteten Schmähungen anbelangt, hatte die Regierungskommission bereits vor dem 14. August gegen zwei
Zeitungen Sanktionen ergriffen, welche nach dem derzeitigen
Stand ihrer Gesetzgebung zulässig erschienen,
eine Tatsache, die der Aufmerksamkeit der Deutschen , Re: gierung entgangen sein dürfte.
Sie hatte ferner vor diesem Zeitpunkt den Entwurf einer Verordnung vorbereitet, durch welche sie instandgesetzt werden soll, gegen Druckschriften, welche sich Ausfälle gegen Staatsoberhäupter zuschulden kommen lassen, einzuschreiten. Der Entwurf liegt zur Zeit den gewählten Vertretern der Bevölkerung zur Abgabe eines Gutachtens vor.
Die Regierungskommission hat damit im voraus die Berechtigung der in obengenannter Note vorgebrachten Beschwerden gegen die Erzesse einer unabhängigen Presse an= erfannt,
fie kann indessen nicht umhin, ihrem Erstaunen darüber Ausdrud zu geben, daß die Deutsche Regierung seit vielen Monaten und trotz der unbeantwortet gebliebenen Proteste der Regierungskommission in einer gesetzlich der Kontrolle des Staates unterstellten Presse einen heftigen Feldzug gegen die Regierungskommission, ihre Mitglieder und ihre Beamten duldet. Mehr noch, Angriffe, oft schimpflicher Art
um dies festzustellen genügt ein Hinweis auf eine vor mehreren Monaten von einem verantwortlichen Reichs: minister an der Grenze des Saargebietes gehaltenen Rede - wurden fast täglich durch die amtlichen deutschen Rundfunksender verkreitet.
Da die Note der Deutschen Regierung der Presse mitgeteilt worden war, wird die Regierungskommission dieses Antwort
Eine Stimme zur Saarfrage
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( Von unserem Korrespondenten) Unter der Ueberschrift„ Die Saarfrage", nimmt im Intransigeant" Gallus das Wort. Gestern, so sagt er, habe in einer Straße in Saarbrücken sich eine Nazibande Heldenmütig auf einen Passanten gestürzt und ihn ver= prügelt. Warum? Weil er Franzose sei, nur weil er Franzose sei. Die Berichte stimmten darin überein, daß er in feiner Weise sich herausfordernd benommen habe. Aber deutsch ist die Saar" stehe auf zahlreichen Transparenten, Fahnen und Plakaten, deutsch ist die Saar. Folglich bedeute die Anwesenheit eines Franzosen an und für sich schon eine Herausforderung, die man mit der eisernen Faust zurückweisen müsse, mit der General Göring die Feinde des Führers bedrohe.
Ueberall in Deutschland seien jetzt die Maueranschläge, die die Bürger aufgefordert hätten, mit Ja zu stimmen, bereits durch andere ersetzt, die da lauteten:" Deutscher ! Gedenke, daß die Saar deutsch ist. Die Saar muß deutsch bleiben." Der Mitarbeiter des Intransigeant" de Gobart habe jogar in Wiesbaden diese Inschriften gesehen, wo die Kurgäste sich nur herzlich wenig um die Politik fümmerten. Aber ein heftiger Kampf beginne jetzt.
Es handele sich darum, die Saarfrage in den Vordergrund zu stellen, und zwar aus zwei Gründen. Zunächst sei jede Agitation gut, die das deutsche Volk davon abbringe, an seine drückendsten Sorgen zu denken und sich über die traurigen Ergebnisse der Hitlerpolitik flar zu werden. Dann aber bestehe durchaus zu recht die Furcht, daß die Saar gar nicht zum Mutterlande zurückwolle und
für den Status quo it imme, der ihren Interessen
völlig entspreche. In einem Lande, wo die Arbeiterschaft sehr zahlreich und wo infolgedessen der Sozialismus sehr einflußreich sei; in einem Lande, das zu einem großen Teil fatholisch, also entsetzt über Hitlers germanische Tendenzen sei, könne Deutschland mit gutem Grunde fürchten, daß ihm das Plebiszit nicht die Mehrheit verschaffe. Darum werde Deutschland in den kommenden Wochen Riesenanstrengungen machen, um die Lauen unter Terror zu setzen. Man müsse sich auf zahlreiche Zwischenfälle ge= faßt machen. Frankreich aber müsse faltes Blut bewahren. G3 fordere nichts, weder die Saar noch etwas anderes. Das Saargebiet unterstehe dem Mandat des Völkerbundes. Ihm obliege die Pflicht, dafür zu sorgen, daß die Abstim= mung sich in voller Freiheit vollziehe. Werde er es fönnen? Das sei eine andere Sache.
Die Röchling - Spione verurteilt Hohe Gefängnisstrafen in Metz
Vor dem Meßer Gericht hatten sich die vier Spione zu verantworten, die im Auftrage des Industrie- Magnaten Röchling arbeiteten. Es handelt sich um den 24jährigen Adolphe Litzenberger, aus Deutschland gebürtig, der aber die französische Nationalität erworben hat, den Polizeichef der Hüttenwerke von Völklingen Johannes Rathfe,
.
Propaganda verfeinert und so umgestaltet werden, daß sie in die letzten Ritzen eindringen kann. An Stelle der lauten Kampftaktik müsse die lautlose, stumme ständige Bedrohung aller Staatsfeinde treten, denn die Feinde der nationalsozialistischen Weltanschauung sollen wissen, daß sie keinerlei Anspruch auf eine irgendwie geartete Rücksicht haben.
Sie sollen wissen, daß sie ihr Totenhemd anhaben, wenn sie in irgendeiner Form den Bestand des Regimes gefährden.
Der nationalsozialistische Staatsbegriff verlangt nicht nur die totale Herrschaft über alle deutschen Muskeln, sondern auch über alle deutschen Gehirne.
Ausrottung
der schwarzen und roten Widerstandsnester!
Die neue überprüfte Propaganda ist daher wie folgt zu verstehen:
Dämpfung der bisherigen Werbetrommel, die zum Teil durch Uebertreibung der Resultate mehr geschadet wie genützt hat.
Verschärfung und Steigerung der Erefutive und vor allen Dingen lautloseres Funktionieren derselben.
Diplomatischere Behandlung der illegalen Brunnenvergifter, d. H. anstatt wie bisher jeden Illegalen sofort zu verhaften, soll derselbe unter strengste Beobachtung gestellt werden, damit möglichst die intellektuellen Urheber, d. h. die eigentlichen Brutstätten der Neinstimmen, mit der Wurzel auszurotten, d. h. die marxistischen und schwarzen Widerstandsnester rücksichtslos für immer zu vernichten. Jede Rücksicht sei Schwäche.
Zusammengefaßt bestehe die Lehre vom 19. August 1984 darin, daß die nationalsozialistische Propaganda nicht mehr die Gegner einzuschüchtern, sondern radikal zu vernichten radikal habe.
Schwer zu begreifen"
Die sieben Millionen Nein- Sager machen Sorge
Stuttgart , 22. August( Inpreß). Zu dem von den Nazis bekanntgegebenen Resultat der„ Volksabstimmung" schreibt das„ Stuttgarter Neue Tagblatt": Es hätte der begeisterten Stimmung und einmütigen Geschlossenheit des deutschen Volfes, die in der Vorbereitungszeit zur Wahl sichtbar wurde, entsprochen, wenn das Abstimmungsergebnis eine noch größere Mehrheit für den Führer ergeben hätte, als die Volfsabstimmung am 12. November 1933. Diese Erwartung hat sich nicht voll erfüllt, und die Zahl der Ja- Stimmen wird prozentual hinter dem Resultat vom 12. November 1933 um einiges zurückbleiben. Für den deutsch empfindenden und politisch denkenden Menschen ist das schwer zu begreifen. Die Wichtigkeit einer einmütigen Abstimmung für die zukünftige Gestaltung der Geschicke Deutschlands war der Volksgesamtheit mit solcher Eindringlichkeit klar gemacht worden, daß sich dieser Beweisführung niemand entziehen konnte. Die Rundgebungen, die dem Führer in der Oeffentlichkeit dargebracht wurden, waren in ganz ungewöhnlichem Maße von ehrlicher Begeisterung getragen." Eine Begeisterung also, die nach den Ausführungen des Blattes kommandiert war.
aus Pommern , dessen Sekretär Alois riichmann, aar Man müßte ihm die Zunge
länder, 45 Jahre alt, dessen Komplice Otto Balthes, 31 Jahre alt, ehemals in Metz angestellt, und Rupp J. aus Deutschland . Das Gericht erachtete die Schuld von Lizzen= berger als ungenügend erwiesen und sprach ihn frei. Die verhängten Strafen lauten wie folgt: Alois Frischmann, 2 Jahre Gefängnis, 50 Fr. Geldstrafe und 10 Jahre Aufent= haltsverbot; Balthes Otto und Johannes Rathfe, je 18 Monate Gefängnis, 500 Fr. Geldstrafe und 10 Jahre Aufenthaltsverbot. Im Abwesenheitsverfahren erhält Rupp 5 Jahre Gefängnis, 1000 Fr. Geldstrafe und 20 Jahre Aufenthaltsverbot.
Die Verhandlung war nicht öffentlich. Es wird behauptet, daß die vier Angeklagten im Gegensatz zu ihrem Herrn und Meister es vorzogen, ein reumütiges Geständnis abzulegen; eine Vermutung, für die auch die Anklageerhebung gegen den abwesenden Rupp spricht. Das Gericht wäre gewiß nicht gegen Rupp so außerordentlich scharf vorgegangen, wenn nicht gewichtige Gründe dafür gesprochen hätten, daß einer der maßgebenden Männer des deutschen Spionagedienstes in ihm sich der Justiz in Frankreich entzogen hätte.
Saarkommissar Bürckel und sein Trabant schildern die kommende Säuberungsaktion: ,, radikale Vernichtung"!
folgen:
Neustadt a. d. H., 21. August 1934. Die neue Methode
Am 20. d. M. hat in der Gauführerschule der NSDAP . für den Gau Pfalz eine Besprechung stattgefunden, an der etwa 25 Kreispropagandawarte und deren engsten Mit arbeiter teilgenommen haben. In dieser Besprechung, die streng vertraulich war und etwa bis 1 Uhr nachts dauerte, setzte der Gaupropagandaleiter Trampler( mit dem Gauleiter Bürdel genannt„ Trampler" nicht zu verwechseln) die neuen Richtlinien der von Hitler angekündigten Erfassung des Restes des deutschen Voltes auseinander. Wir lassen eine genaue Wiedergabe des Inhaltes dieser Ausführungen Die Reichsregierung, besonders der Führer Adolf Hitler , habe durch das Wahlergebnis festgestellt, daß der Feldzug gegen die Miesmacher die schleichende Vertrauenstrife in Deutschland nicht aufzuhalten vermocht hat und daß das Ergebnis der Wahl wohl zahlenmäßig gut, doch in bezug auf den wirklichen Stand der Vertrauensbasis keine zuverlässigen Rückschlüsse zulasse. Die Reichsregierung habe das größte Interesse festzustellen, wie es wirklich im Volke aussähe und ob die Gefahr besteht, daß es in dem Krisenwinter 1934 zu Unruhen fäme. Das Wahlergebnis habe die schon lange gehegten Befürchtungen außerordentlich verstärkt. Bordringlichste Aufgabe sei, die 10 Prozent, d. H. den Sauerteig der kommenden Unruhen, radikal zu vernichten, um einer weiteren Infizierung des deutschen Volkes vorzubeugen.
Der Gaupropagandaleifer Trampler hat den Standpunkt vertreten, daß die« pädagogische" Erziehungsmethode( d. h. Beeinflussung durch Worte und frisierte « Ergebnisse") nicht mehr am Platze sei und daß die Reichsleitung der NSDAP . einen genialen Plan entworfen habe, der den letzten Rest von Marrismus usf., d. h. die« Essigmutter" im deutschen Volke, fofal vernichten wird. An Stelle der bisherigen« verzeihenden, vergebungsbereiten Geffe des Führers" soll nunmehr die ganze nationalsozialistische Schärfe treten. Die bisherigen« humanen" Methoden durch Konzentrationslagererziehung usf. seien Halbheiten gewesen und in Zukunft würde die Erekutive lautloser und gründlicher arbeiten. Ganz besonders sollen die Zeitungen angewiesen werden, keinerlei Nachrichten mehr über politische Urteile und Strafmaßnahmen zu veröffentlichen, weil dadurch in vielen Fällen die illegalen Hitlerfeinde durch diese Nachrichten rechtzeitig gewarnt worden sind.
Vor allen Dingen müsse die bisberiae arobkörnige
herausreißen...
Man schreibt uns aus der Pfalz :
Vor dem Schöffengericht an dau erscheint ein einfacher Arbeiter aus einem Dorfe der näheren Umgebung. Vor wenigen Wochen äußerte er- vermutlich doch stark in Verkennung des wahren Tatbestandeses gäbe doch in Deutschland so viel intelligente Leute und ausgerechnet Hitler habe man zum Reichskanzler gemacht.
Der Vorsitzende will dem Angeklagter eine Brücke bauen und meint, er stehe doch sicher nicht mehr zu seiner damaligen Aussage, die er in einer Wirtschaft nach reichlichem Alkoholgenuß gemacht habe.
Der einfache Mann aus dem Volf aber erklärt ohne viel Federlesens und im Bewußtsein der Schwere" seines Ver= brechens", aber auch der Richtigkeit seiner Meinung, daß er auch heute noch zu dieser Meinung stehe und nicht ge= sonnen sei, sie zu revidieren.
„ Diesem Manne müßte man die Zunge herausreißen," schnellt der Erste Staatsanwalt, ein gewisser Dr. Zwint, in die Höhe. Ohne mit der Wimper zu zucken, beantragt der Staatsanwalt, der seine Karriere einem Mitgliedsbuch mit niedriger Nummer zu verdanken hat, zwei Jahre Gefängnis. Das Gericht ist gnä= diger" und verurteilt den aufrechten Mann aus dem Volk zu einem Jahr Gefängnis.
Wie wohl muß es einem Reichskanzler sein, der sein ,, begeistertes Volf" wegen solcher Zappalien ins Gefängnis sperren läßt.
Und hier das Gegenstü cf.
In der gleichen Sitzung des gleichen Gerichts erscheint ein SA.- Mann, alter Kämpfer, in voller Kriegsbemalung, stolz mit dem Eisernen Kreuz geziert. Er ist wegen räube=
rischer Erpressung angeflagt.
Vor längerer Zeit pumpte er bei bei einem Juden Geld. Als dieser das geliehene Geld zurückverlangte, rückte ihm der SA- Führer auf die Bude und zwang ihn mit vorgehaltenem Revolver zu unterschreiben, daß der SA- Führer dem Juden nichts mehr schulde.
Immer noch vertrauend auf sein gutes Recht, lief der Jude zum Kadi. Der Richter mußte den SA.- Führer verurteilen. Zehn Mark Geldstrafe hielt das hohe Gericht für angemessen.
Der jüdische Kläger aber wurde mit dem Vorwurf entlassen, daß er sich schwer gegen das Prinzip des Führers vergangen habe:„ Gemeinnuß geht vor Eigennuß." In Zu
kunft möge er deutsche Gerichte mit solchen Angelegenheiten
nicht mehr belästigen.
Ob der Jude inzwischen ins Konzentrationslager einge= liefert wurde, entzieht sich unserer Kenntnis.
Werbt fir die..Dentiche Freiheit"!