Geschichte des Nazi- Putsches

* A

III

Als am Nachmittag des 25. Juli die schweren eichenen Softore des Bundeskanzleramtes sich hinter den drei Lastautos mit den 144 Putschisten geschlossen hatten, be­fetzten die uniformierten Verschwörer widerstandslos das Gebäude. Die Besetzung war in wenigen Minuten voll­endet, dank den ausgezeichneten Situationsplänen, die die Putschisten besaßen, und infolge der Beteiligung von vier Polizeibeamten, die das Gebäude mit seinem Jrr­garten von Rorridoren und Räumen gut kannten.

Der Ueberfall auf Dollfuẞ

Einige Rebellen, darunter Planetta, rannten die Treppe zum ersten Stock hinauf. Dort wandten sie sich nach links. Die Türe am Ende des Ganges   war verschlossen. Mit einiger Mühe wurde sie aufgebrochen. Diese Türe führte in den so= genannten gelben Salon.

Dollfuß  , von seinem treuen Diener Helvicek gewarnt, hatte versucht, einen Geheimforridor und eine Wendeltreppe zu erreichen, die wie Hedvicef sagte zu dem Gebäude mit den Archiven führte, wo er wahrscheinlich sicher wäre, bis Hilfe eintreffen würde. Der Bundeskanzler war noch im Kabinettsratszimmer, als die Rebellen im Bundeskanzler­amt anfamen. Aus dem Ratszimmer gelangte er durch zwei Räume zu seinem Arbeitszimmer und von da in den gelben Salon. An dessen anderm Ende befand sich die Türe zum Kongreß- Saal( wo 1914-15 der Wiener Kongreß   getagt hatte). Diese Türe war verschlossen, und Hedvicek wollte sie gerade mit seinen Schlüsseln öffnen, als die Terroristen hereinstürmten. Zwei davon deckten Dr. Dollfuß fofort mit ihren Revolvern. Dollfuß   hob den rechten Arm zur Klinke der verschlossenen Türe, aber die Klinke war zu hoch für ihn. Planetta gab aus einer Distanz von etwa dreißig Zentimeter zwei Schüsse auf den Kanzler ab. Er wurde auf ein Sofa gelegt und später auf ein Sofa in seinem eignen Zimmer geschafft.

Geiseln

Während Planetta im ersten Stock die Mordtat vollbrachte, verteilten sich die andern Terroristen rasch über das ganze Gebäude. Sie brachen sich ihren Weg durch geschlossene Tü­ren. Dem Korrespondenten des Manchester Guardian" wurde berichtet, daß sie hundert Türen einschlugen und jedes Zimmer durchsuchten. Das Personal des Kanzleramts und des Bundespräsidiums( das sich im gleichen Gebäude be­findet) wurde verhaftet. Die Männer wurden in einen der Eleineren Höfe der Bundeskanzlei getrieben, die Frauen unter bewaffneter Bedeckung im Erfrischungsraum gehalten. Es waren sogar fremde Diplomaten im Gebäude, darunter ein Legationssekretär von der ungarischen Gesandtschaft und Frau Matthieu von der Presseabteilung der französischen  Gesandtschaft; aber die Terroristen nahmen von ihrer diplo= matischen Immunität feine Notiz.

Etwa hundertdreißig Männer waren im Hofe, ein sonder­barer Mischmasch von Beamten aller Kategorien Boten, Diener, Polizeioffiziere, Heimwehroffiziere usw. Achtzehn der höchsten Beamten, darunter Major Fey und Staats fefretär Karwinsky, wurden weggeführt und unter schwere Bewachung im Kabinettsratszimmer gestellt. Hier sagte man ihnen, daß sie als Geifeln behalten und im Falle eines An­griffs auf das Bundeskanzleramt sofort erschossen würden. Diese achtzehn Mann( mit Ausnahme Major Feys, der nachher hinausgenommen wurde) mußten fünf Stunden mit erhobenen Händen stehen, und wenn jemand die Arme senkte, so wurde er mit Erschießen bedroht.

Die unglücklichen Beamten hatten nicht die geringste Ah­nung, was vorgegangen war. Dem Korrespondenten des " Manchester Guardian" erzählte einer, sie hätten zuerst ge­glaubt, die Armee suche nach einem Eindringling oder nach verborgenen Sprengstoffen. Später flüsterte einer dem an= dern zu, ihre Wachen seien als Soldaten uniformierte Nazis. Obwohl sie im ersten Stock Schüsse hörten, hatten sie bis zu ihrer Freilassung keine Ahnung, daß auf Dollfuß   ge­schossen worden, und er seinen Verletzungen erlegen war. Die Mannschaft der Putschisten glaubte offenbar, der Hand­streich sei gelungen. Als ein Beamter von der Presseabtei­lung seinen Wachmann fragte, was vorgehe, antwortete dieser zuversichtlich:

,, Hören Sie in einer halben Stunde den Münchner   Rund­funt, und Sie werden alles wissen."

Der Wächter erzählte diesem Beamten, daß Nintelen Kanzler geworden sei und jeden Augenblick erwartet werde. Zu dieser Stunde war jedoch Rintelen bereits unter Ar­reft.

Die Putschisten verlangten nach einem Telefonisten, der die Telefonzentrale bedienen konnte. Die Telefonverbin dung mit der Außenwelt war abgeschnitten, dann aber wie­derhergestellt worden, und die Telefonistin wurde gezwun­gen, die Verbindungen für die Putschisten auszuführen. Von dieser Telefonistin bat der Korrespondent erfahren, daß

die erste Werbindung mit der deutschen   Gesandtschaft hergestellt wurde. Die zweite Verbindung galt dem Cafe Eiles, wo der geheimnisvolle Herr Kunze", der oberste Führer des Handstreichs, warten sollte. Dieser Herr Kunze" ist wahrscheinlich identisch mit dem Rechtsanwalt Otto Gu stav Wächter, der am 26. Juli nach Deutschland   entkam und gegen den ein Steckbrief erlassen wurde.

Um 16 Uhr 45 fam Major" Hudl in den Hof und ver­fündete den Rücktritt des Kabinetts Dollfuß   und die bevor­stehende Neubildung der Regierung durch Rintelen. Dieser werde in einer halben Stunde da sein. Als Hudl seine An­sprache beenbet hatte, hoben über zwanzig Beamte den Arm zum Hitlergruß, und noch mehr riefen:" Heil Hitler!" Aus der Aussage Hudls im Prozeß wissen wir, daß

Major Wrabel, der Adjutant Feys,

auf Hudl zuging und ihn mit der größten Herzlichkeit an­sprach: Sagen Sie mir Du", worauf er ihm seine Visiten­farte überreichte.

Erst gegen 18 Uhr wurde es der Putschisten  - Mannschaft ungemütlich. Die Führer hatten freilich schon nach der ersten Stunde der Besetzung das Gefühl gehabt, daß nicht alles stimmte. Holzweber fagte offen zu Major Fey, daß etwas nicht flappe. Der Zivilist, der geistige Führer der ganzen Unternehmung, erschien nicht, und sie warteten umsonst auf Rintelen. So schlug denn Holzweber dem Major Fey vor, Unterhandlungen zu beginnen.

,, Wir sind nicht in der Heimwehr  "

Als die Aufrührer in die einzelnen Büroräume eindran= gen, sagten sie zu den Beamten, die die Schubladen schließen wollten: Ach, lassen Sie's offen. Es wird nichts geschehen. Wir sind nicht die Heimwehr." Aber am nächsten Morgen fanden die Beamten, daß Geld und eine Anzahl goldener Uhren fehlten. Es ist eine alte Gewohnheit der öster­reichischen Beamten, ihre Uhr vor sich auf das Pult zu Legen. Diese Uhren waren verschwunden, ebenso das Geld,

das in den Schubladen gelegen hatte. So fehlten sechzehn Schillinge im Schreibtisch des Bundespräsidenten Miklas. Am nächsten Tage brachten Polizeibeamte die Uhren in die Bundesfanzlei zurück.

Als die Aufrührer sahen, daß alles verloren war, gingen viel in die Keller und suchten in der Druckerei der Bundes­ kanzlei Arbeitsfittel  , um als Arbeiter verkleidet zu ent­kommen. Andere wollten die Frauen überreden, ihnen ihre Kleider zu geben. Dann kam die Polizei, die Aufrührer wurden zusammengetrieben und verhaftet.

In der Ravag

An jenem Tage furz nach 13 Uhr gab der Ansager im Senderaum der Ravag das Zeitfignal. Es ist jest," sagte er, eine Minute und dreißig Sefunden nach Eins". Plöz­lich vernahmen die Rundfunkhörer leise Stimmen. Dann hörte man wieder die Stimme des Ansagers, diesmal un­sicher und verängstigt. Er sagte, die Regierung Dollfuß   sei zurückgetreten, und der Bundespräsident habe Dr. Rintelen zum Bundeskanzler ernannt. Dann brach die Sendung ab. Der Senderaum befindet sich in einem ehemaligen Schul­gebäude in der Johannesgasse, mitten in Wien  . Gegenüber ist das Finanzministerium, ein herrlicher Bau aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts von dem berühmten Archi­teften Fischer von Erlach   und einst das Stadtpalais des Prinzen Eugen von Savoyen. Die Johannesgasse ist an dieser Stelle schmal und verbreitet sich erst vor einem neueren Schulgebäude, das etwa acht Meter zurückgesezt ist.

Um 13 Uhr hielt ein großes gelbes Auto am Eingang des Schulgebäudes. Vierzehn Mann in Zivil, mit Gewehren und Revolvern bewaffnet, sprangen aus dem Wagen. Acht eilten in den Ravag- Bau, sechs drangen durch die Tür der Schule ein. Die ersten acht schossen sofort den Polizeibeamten und einen Heimwehrmann nieder, die den Eingang bewachten. Der Polizeibeamte war tot, der Heimwehrmann schwer ver­lezt. Wäre ärztliche Hilfe möglich gewesen, so hätte dieser wahrscheinlich gerettet werden können. So hingegen ver­

blutete er. Dasselbe Schidial erlitt ein Chauffeur des Ravag Direktors. Die Putschisten schrien ihm zu: Hände hoch!" Er glaubte, es sei ein Wih, und im nächsten Moment war er erschossen. Die Putschisten eilten dann in den Sende­raum. Die andern sechs, die durch die Schule eingedrungen maren, gelangten über den Hof ebenfalls in den Sende­raum. Dort zwangen sie mit vorgehaltenem Revolver den Ansager zu der Meldung über den Regierungswechsel. 3wei Putschisten rannten in die technische Abteilung und zwangen die Angestellten zur Aufrechterhaltung des Betriebes. Dann durchschnitten sie die Telefondrähte. Aber der telefonische Alarm war bereits durchgegeben worden, die Polizei war unterrichtet.

Bald darauf traf der erite Polizeiwagen ein. Die Put schisten empfingen die Polizei mit heftigem Gewehrfeuer. Erst nach dreistündigem Kampf mit Maschinengewehren und Handgranaten konnten die vierzehn Mann zur Uebergabe gezwungen werden. Während des Kampfes wurde ein zwei­ter Polizeibeamter erschossen. Das Schicksal des Schauspie= lers Rudolf Ferstel, der anscheinend wahnsinnig wurde, einem Putschisten den Revolver entriß, wild um sich zu schießen begann und getötet wurde, ist bekannt. Die andern Schauspieler, die mit Ferstel gerade ein Hörspiel geprobt hatten, wurden in eine Ecke des Senderaums gedrängt und dort unter der Drohung des Erschießens festgehalten. Die übrigen Angestellten entfamen in andere Teile des Hauses, verbarrikadierten sich gegen die Putschisten und waren in einer ungemütlichen Situation, bis die Polizei gefiegt hatte. 3wei Putschisten hielten die technischen Angestellten auf die Linie abgehängt. Ueberdies hatte wenige Minuten nach ihren Posten, ohne Erfolg. Die Station Bisamberg   hatte

dem Eintreffen der Polizei eine verirrte Kugel den Laut­verstärker zertrümmert, so daß die Sendung von der Johan­nesgasse unmöglich wurde. Die Handgranaten zertrümmer­ten den Rest der Einrichtung. Zwei Wochen später fonnte mit Hilfe provisorischer Ausrüstung die Sendung wieder aufgenommen werden.

Nach dem Versagen der Wiener   Station wurde sofort Binz   telefonisch mit Bisamberg   verbunden, und das Linzer Programm versorgte am Nachmittag des 25. Juli Wien   mit Radiomusik, während andere Mitteilungen direkt von der Station Bisamberg   gemacht wurden.

Sozialistische Jugend- Internationale

Im Anschluß an das dritte Internationale Sozialistische Jugendtreffen in Lüttich   trat am Montag, dem 6. August, in Lüttich   das Erefutivkomitee der Sozialistischen Jugend­Internationale zusammen. Auf der Sizung waren folgende Länder vertreten: Belgien  , Bulgarien  , Dänemark  , Deutsch­ land  , Estland  , Frankreich  , Großbritannien  , Holland  , Italien  , Desterreich, Rußland  , Schweden  , die Schweiz  , die Tschecho­ slowakei  , Ungarn  , die Vereinigten Staaten von Nord­ amerika  ; vertreten waren ferner das Balfansekretariat, die Internationale Sozialistische Studentenföderation, die Sozia­listische Arbeiter- Internationale und die Sozialistische Ar­

beiter- Sport- Internationale.

Die Sigung beschäftigte sich im wesentlichen mit den Auf­gaben der sozialistischen   Jugendbewegung im Kampf gegen Krieg und Faschismus, und in diesem Zusammenhang spielte die Frage einer Zusammenarbeit mit den Kommunisten die überragende Rolle. Den einleitenden Bericht zu diesem Thema erstattete der Sekretär der Sozialistischen Jugend­Internationale, Genosse Ollenhauer. Die Aussprache über diesen Bericht nahm fast den ganzen Tag in Anspruch. Sie endete mit der Annahme der folgenden Resolution:

Die politische Entwicklung seit der Sibung des Ere­futivfomitees der Sozialistischen Jugend- Internationale im August 1933 in Paris   ist in erster Linie bestimmt worden durch die fortdauernde schwere Wirtschaftskrise und durch die neuen Fortschritte des Faschismus, insbesondere in Mittel- und Osteuropa  . Diese Entwicklung hat die bereits früher vorhandenen Unterschiede in der Aufgabenstellung und in der Taktik der sozialistischen   Arbeiterbewegung in den einzelnen Ländern weiter verschärft und vertieft.

,, Deutsche Freiheit"

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J. Halperin

Indem das Erefutivkomitee der Sozialistischen Jugend­Internationale diesen Tatbestand feststellt, nimmt es die von einzelnen Verbänden der Sozialistischen Jugend­Internationale eingeleiteten Verhandlungen mit den Kom­munisten zur Kenntnis.

Das Erefutivfomitee der Sozialistischen Jugend- Inter­nationale erfennt die besonderen Bedingungen und Um­stände an, die zur Aufnahme dieser Verhandlungen geführt haben, es erklärt jedoch, daß diese Verhandlungen und ihre Ergebnisse die Sozialistische Jugend- Internationale nicht verpflichten.

Das Exekutivkomitee der Sozialistischen Jugend- Inter­nationale will in der Frage der Einheitsfront feine Ent­scheidung fällen, bevor die Beratungen der Sozialistischen Arbeiter- Internationale nicht zu einem fonkreten Ergeb nis geführt haben. Das Erekutivkomitee beauftragt das Büro, unverzüglich eine neue Sigung des Erefutiv= fomitees einzuberufen, sobald eine Entscheidung der Sozia­listischen Arbeiter- Internationale vorliegt."

Das Exekutivkomitee beschloß ferner, den fünften Inter­nationalen Sozialistischen Jugendfongreß für die Zeit vom 28. bis 27. August 1935 nach Kopenhagen   einzuberufen.

Einstimmig wurde eine Entschließung angenommen, in der das Büro beauftragt wird, die technischen Vorbereitungen für die Durchführung einer internationalen Aktion in der Frage der Fürsorgemaßnahmen für erwerbslose Jugendliche zu treffen. Die Sozialistische Jugend­ Internationale   will den Versuch unternehmen, die Inter­nationale Arbeitskonferenz 1935 zu veranlassen, endgültige Beschlüsse in der Richtung der Annahme einer internatio­nalen Empfehlung oder einer internationalen Verein­barung zu fassen.

Das Erekutivkomitee nahm dann eine Ersatzwahl für das Büro der Internationale vor. Es wurde Raus- Prag   gewählt. Zum Schluß wurde die Aufnahme des Verbandes der Sozialistischen Arbeiterjugend Rumäniens   beschlossen.

Wandlung der Kommunisten Vernünftige Taktik gegenüber den Sozialisten

( I. I.) Es ist bekannt, daß die französischen   Kommu­nisten auf Befehl Moskaus   seinerzeit eine Wendung machten und unter dem Schlagwort Klasse gegen Klasse" eine Wahltaktik handhabten, die wesentlich zur Stärkung der parlamentarischen Stellung der Reaktion beitrug. Das französische   Wahlverfahren kennt Einerwahlkreise und zwei Wahlgänge, sofern im ersten Wahlgang nicht ein Kandidat die Mehrheit der abgegebenen Stimmen auf fich vereinigt. Dadurch, daß die Kommunisten nun im zweiten Wahlgang ihre Kandidaturen auch dann aufrechterhielten, wenn die Zersplitterung der Stimmen der Linken nur der Reaktion nützen konnte, haben sie bei den letzten Wahlen einer ganzen Reihe von Kandidaten der Rechtsparteien zum Sieg verholfen.

Nun erläßt die Rommunistische Partei Frankreichs   aus Anlaß der Kantonalwahlen einen Aufruf, in dem es heißt: Im zweiten Wahlgang wird der kommunistische Kandidat überall dort, wo der sozialistische Kandidat mehr Stimmen erzielt hat, öffentlich zu dessen Gunsten zurücktreten, sofern der sozialistische Kandidat in der gleichen Weise zugunsten des kommunistischen   dort zurücktritt, wo dieser mehr Stim­men erhalten hat.

Der von uns vertretene gegenseitige Rückzug der Kan­didaten soll auf Grund eines Programmes geschehen, das dem Sinn des Einheitsfrontpattes entspricht.

In jenen Fällen, wo die Wahlniederlage eines offenen oder verhüllten Vertreters des Faschismus nicht durch den Rückzug des fommunistischen oder sozialistischen Kandidaten zugunsten des anderen erzielt werden kann, ist die Kommu= nistische Partei sogar bereit, den Rückzug zugunsten eines radikalen Kandidaten ins Auge zu fassen. Aber wir stellen als Bedingung, daß er sich fategorisch gegen die Regierung der Nationalen Union, gegen ihre Politik der Notverord­nungen, der Unterstützung des Faschismus und der Vorbe­reitung des Krieges, gegen die Beschlüsse der radikalen Kon­gresse, die diese Politik gebilligt, gegen die radikalen Mi­nister, die sie durchgeführt haben, ausspreche, daß er sich ver­pflichte, sie öffentlich zu brandmarken und zu befämpfen, und ferner daß er sich gegen jede Verlegung der demokratischen Freiheiten, für das Proportionalwahlrecht und die Auf­Lösung der Kammer erfläre."