Bonzen im Speck...

Arbeiter im Dreck!

h. 6. Wer erinnert sich nicht an die liebliche Parole aus bem nationalsozialistischen Propagandaschazkästlein, die wir zur Ueberschrift dieses Artikels benützt haben. Der kleinste marristische Angestellte mit 250 Mart Monatsgehalt kann ein Lied singen, wie man ihm seine durch anstrengende, bis weit in die Nachtstunden gehende Arbeit erworbenen Einnahmen berefelt hat.

Als dann die halbwüchsigen Burschen aus den national­sozialistischen Agitationszentralen durch den Steg thres Führers zu Würdenträgern wurden, lernte die deutsche Ar­beiterschaft wahre Bonzen kennen. Streaturen, die früher feine Lust hatten, sich durch reelle Arbeit eine heile Hose zu verdienen, räkeln sich heute mit Monatsgehältern von 1000 und mehr Mark, erhöht durch riesige Nebeneinkommen in den Amtsseffeln, wenn sie nicht gerade in aufreizenden Suruslimusinen auf Erholungsfahrten Kraft durch Freude suchen.

Bei dieser Tätigkeit empfinden es die Herrschaften störend, daß der deutsche Arbeiter ihre früheren Parolen noch nicht vergessen hat und die neugebackenen Bonzen nicht gerade mit freundlichen Augen ansieht. Um die Stimmung der Unter­tanen zu heben, hat man den unzufriedenen Kritikern jetzt den Soldschreiber und Gaubetriebszellenobmann Bangert aus Düsseldorf auf die Fährte gesetzt, der in einem lang= atmigen Artikel den hungrigen Arbeitern auseinandersetzt, mie nüßlich und segensreich der luxuriöse Lebenswandel ist, den die Nazibonzen führen. Daß es dabei wie üblich nicht ohne faustdice Lügen abgeht, zeigt folgender Auszug aus seinem Geschreibsel:

-

" Jahrelang fursierte(!) in Deutschland der marristisch­liberalistische Gedanke des Neides.(!!) Dieses Neidgefühl,

,, Den Juden geschicht nichts... Ein kleines Beispiel aus der Rechtsprechung des ,, dritten Reiches"

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Man schreibt uns: Jüngst wurde der Brief eines Rechts­anwalts aus dem Reiche veröffentlicht, wonach ein Senats­präsident beim Sammergericht Berlin eine Begründung mit folgenden Worten begann: Der Kläger , ein galtzischer Jude, der im Jahre 1928 in Deutschland eingewandert ist,"-- Wie die Alten jungen, So zwitschern die Jungen.

Ein neugebackener Gerichtsassessor, der eben aus dem Jüterboger Lager fam, hatte als Richter f. A. folgenden Fall zu entscheiden:

Ein Hauseigentümer( Jude, Frontkämpfer, E. R. I und II) hatte einen säumigen Mieter( SA.- Mann, Mitglieds­nummer 981..) gemahnt. Der Mieter traf den Hauswirt auf der Straße und beschimpfte ihn in Gegenwart von Zeugen wie folgt: Alter erpresserischer Jude, Verbrecher, Lump und Abschaum der Menschheit, minderwertiger Mensch usw. Als der Hauswirt sich diese Ausdrücke verbat, erhielt er von feinem Mieter eine fräftige Ohrfeige. Der Hauswirt flagte auf fristlose Räumung. Der Gerichtsaffessor wies die Klage fostenpflichtig mit folgender Begründung ab:

" Der Mieter hat die Vorfälle bestritten. Die Vernehmung der Prozeßparteien ergab fein einwandfreies Bild. Das Ge­richt gibt aber der Aussage des Beklagten den Vorzug, da diefer als alter Kämpfer der Partei" Anspruch auf größere ( Blaubwürdigkeit hat. Die beiderseitigen Reugen wider­sprachen sich. Die Zeugen des Beklagten sind beide A.­Männer, der eine mit der Mitgliedsnummer 3..., der andere mit der Nummer 5... Ihre Befundungen erschienen des­halb glaubwürdiger als die der jüdischen Zeugen des Klägers."

Harte Strafen für Kommunisten Ist Revolution in Deutschland eigentlich ohne Beitragsmarken" nicht möglich Berlin

, 21. August. Vor dem 1. Senat des Volksgerichts hofs hatten sich zwei führende Funktionäre der Revolutio­nären Gewerkschaftsopposition"( RGO.) und des Einheits­berbandes für das Baugewerbe" zu verantworten. Sie

welches in der Primitivität des Volksgenossen sowohl als auch des einzelnen Volksgenossen sein Heil sah, hat nicht zuletzt zur Ausbreitung der Pest der Arbeitslosigkeit bei­getragen. Die Anspruchslosigkeit wurde durch den Schlacht­ruf der Marxisten dokumentiert:

Nieder mit dem ehrlich erworbenen Wohlstand! Es lebe die Armut und die Arbeitslosigkeit! ( So steht das wirklich in einem Indie"-Artikel, " Deutsche Metallarbeiterzeitung", Nr. 28. Die Red.)

Die Anspruchslosigkeit, die dem deutschen Volfe von der ehemaligen Führerschicht immer wieder gepredigt und auf­gezwungen wurde- ohne daß diese aber mit gutem Bei­spiel voranging steigerte die Zahl der Arbeitslosen bis ins unendliche.... Darum sezen wir an Stelle des falschen Losungswortes den Ruf:

Kampf der Armut! Kampf der Primitivität! Kampf der Anspruchslosigkeit! Es lebe der Wohlstand!

Es lebe der Verbrauch der Güter!

Es lebe die Steigerung des Absatzes!

Es wurden mir immer wieder Fälle gemeldet, wo Volksgenossen... das Uebel der falschen Bescheidenheit noch nicht abgelegt haben. Heute aber.... wird darüber geschimpft, daß der oder jener sich ein neues Auto kaufte, oder Herr X ein neues Haus baut... usw."

Ja, sie haben es schwer, die neuen Herren. Eben wollen sie ihr bißchen ehrlich erworbenen Wohlstand in vollem Zügen genießen, da plaßt ihnen die Volksmeinung so un­schön dazwischen. Aber nur Ruhe! Der Pg. Bangert und seine Spießgesellen werden die Sache schon bereinigen. Wir schlagen ihnen vor, ihren obenstehenden, ein wenig lang­atmigen Schlachtruf etwas zu ändern:

Nieder mit dem marxistisch- liberalistischen Gedächtnis! Es lebe das Führerauto! Es lebe die geistige Armut!

wollten die von ihnen geleiteten Organisationen wieder auf­ziehen und ausbauen und hatten versucht, einen geordneten Kassenverfehr neu einzurichten. Zu diesem Zweck hatten sie u. a. Beitragsmarken gedruckt und ausgegeben. Der Hauptangeklagte, der 36jährige frühere kommunistische Reichstagsabgeordnete Roman Chwalek , wurde wegen Vor­bereitung zum Hochverrat und Aufrechterhaltung des orga­nisatorischen Zusammenhalts der KPD. zu drei Jahren Zuchthaus, der Angeklagte Throne zu zwei Jahren drei Mo­naten Gefängnis verurteilt. In der Urteilsbegründung be­tonte der Vorsitzende, daß die RGO. und der Einheitsver­band für das Baugewerbe als Unterorganisationen der KPD . zu gelten hätten, die die gleichen umstürzlerischen Ziele wie die verbotene Kommunistische Partei verfolgten.

Schnorren verboten

Aber geschnorrt wird doch

sv

h. b. Das Presse- und Propagandaamt der Arbeitsfront gibt folgende Anordnung bekannt:

In der letzten Zeit mehren sich die Klagen, daß die Be­triebe von Vertreibern von Gintrittskarten, Abzeichen und allen möglichen Zeitungen und Büchern in der unerträg­lichsten Weise überlaufen werden. An sämtliche Betriebs­führer, Mitglieder des Vertrauensrates und Zellenobleute ergeht daher die Anordnung, jeden Verkauf in ihrem Be­trieb unter allen Umständen strengstens zu verbieten.

Wir möchten gerne einmal eine statistische Aufstellung darüber genießen, wie oft die leitenden Stellen von oben bis unten die Sammelet, Bettelei, Schnorrerei und Handelei nun schon endgültig und strengstens verboten haben, ohne daß sich jemand nach diesen Verboten gerichtet hätte. Der Er­werbssinn ist eben stärker als die stärkste Parteidisziplin.

Pleite

Auf dem Duisburger Flughafen wurden von 1800 Beschäftigten 1000 Mann entlassen, weil zuviel Bedarfs­deckungsscheine ausgegeben waren. Die Beschäftigten waren Notstandsarbeiter, die einen Teil ihrer geringen Ent­schädigung in Bedarfsdeckungsscheinen erhielten. Die Stadt Duisburg fann bei den Kleinhändlern usw. mangels Mittel in der Kommunaltasse die Scheine nicht mehr einlösen und mußte die Entlassungen deshalb vornehmen.

Verschwundener Bürgermeister

Und andere Geschichten aus Schlesien

Man stellt uns folgenden Brief aus Breslau zur Ver­fügung:

Die beiliegenden Ausschnitte dienen dazu, die Ausführ­lichkeit des Briefes einschränken zu fönnen. Es ist eine Warnung dabei, die sich auf den seit 4 Wochen verschwun= denen Oberbürgermeister bezieht, von dem böse Mäuler behaupten, er hätte sich erschießen müssen. Diese Be­hauptung fann aber von verärgerten Arbeitslosen sein, denn der Oberbürgermeister Dr. Repisky war als scharfer Gegner der Schwarzarbeiter befannt. Es darf niemand mehr die Markthalle, den Schlachthof betreten. Dort konnten sich die Arbeitslosen noch oft einige Pfennige verdienen. Das ist nun unterbunden, woraus sich ein ungeheurer Haß ge= gen Dr. Repizky entwickelt hat.

Dr. Repisky war immer Duz freund zum Polizei­ präsidenten Heines und in allen Prozessen sein Ver­teidiger. Dr. Repipky hat das Siechenhaus mit 250 Insassen räumen lassen, um Plaz zu schaffen für den Heinessturm, mit 310 Personen. Derselbe Mann hat die jüdische Neißer= villa, die als Vermächtnis der Stadt gehörte, räumen lassen und sich selbst als seine Dienstwohnung mit 12 Zimmern und Beigelaß herrichten lassen. Daß ein solcher Umbau mit meeresgrünen Badekacheln als Badestube Geld kostet, ist selbstverständlich, aber die Ausgabe wurde einfach als An­furbelung der Wirtschaft bezeichnet. Die dort beschäftigten Handwerker schätzen den Umbau auf 60 bis 70 000 Mark. Woher sollen die dummen Arbeiter dies wissen?

Der 2. Bürgermeister Schönwälder, ein Sudetendeutscher ohne Beruf, brauchte auch eine Dienstwohnung. Deshalb hat der Dr. Repizzfy bestimmt, daß die Judenvilla Lewin gekauft wird, und weil ein Jude die Badestube benutzt hat, kann sich ein berufsloser Bürgermeister nicht darin baden. Diese Maßnahme verteidigt das Oberhaupt unter Hinweis auf das Führerprinzip, und der Steuerzahler zahlt.

Wahrscheinlich benußen jetzt die Handwerksmeister, die Aufträge nicht bekommen haben, dieses als Heze gegen die Obrigkeit. Dabei vergessen sie, daß bei dem großen Etat 180 000 Mart, wenn sie der Arbeitsbeschaffung dienen, keine Rolle spielen.

Daß der frühere Bürgermeister troß seiner 7 Kinder feine Dienstwohnung hatte, lag dies an seiner Bedürfnislosig­keit. Auch der marristische 2. Bürgermeister legte auf solche Repräsentation feinen Wert. Hätten diese Leute genau so großzügig gelebt, dann hätten sie auch Arbeitsbeschaffung betrieben.

Am schlimmsten wird die Hetze von den Spießern getrie­ben, da diese nicht bedenken, daß überall etwas vorkommen fann. Da das inländische Holz für Türen nicht zu gebrauchen ist, wird nun den Herren von der Obrigkeit die nationale Ehre abgesprochen, weil sie ausländisches Holz verwenden ließen. Was die Wohnung braucht, muß sie haben.

Die Heze geht heute schon so, weit, daß behauptet wird, es fehle eine Million, die vom Winterhilfswerk aufge­bracht wurde. Die Verteidiger des Oberbürgermeisters sagen, nachdem er doch 28.000 Mark Gehalt bezieht, fann er ea nicht nötig haben, Geld zu veruntreuen. Aber die Klatscherei ist noch nicht verstummt und es wird schon wieder behaup tet, daß der Führer Dr. Len immer betrunken sei und auch eine Million für sich verbraucht haben soll. Die Meinung will nicht verstummen, daß immer nur kleine Uebeltäter gefaßt werden und die großen tun können, was sie wollen. Wenn sich unser Oberbürgermeister wirklich erschossen hat, ist dies widerlegt.

Schicke mir recht bald einmal wieder etwas Lesestoff...

Arbeitslose werden ,, ausgehungert"

Die Nationalsozialisten haben die durchschnittliche Unter­stützung der von den deutschen Gemeinden betreuten Er­werbslosen nach Mitteilung des Statistischen Reichsamts auf 10 RM. pro Kopf und Woche gesenft. Das ist ein Durch­schnittsaz. Die sogenannten Sozialrentner- Kleinbürger, deren Vermögen in der Inflation entwertet wurde- er­halten wesentlich höhere Unterstübungen, zahllose Arbeits­lose weitaus weniger. Wie die Stadt Braunschweig mit­teilt, beziehen arbeitslose Arbeiterinnen und arbeitslose weibliche Angestellte, die schon jahrelang in bitterster Not leben, verschuldet und ausgehungert sind", zum Teil nur 16 RM. im Monat". Aber die Aushungerung der Ar­beitslosen geht den Nationalsozialisten noch nicht schnell ge­nug. Der Braunschweiger Oberbürgermeister hat angekün­digt: Es wird fest radikal mit dem Unterstüßungswesen gebrochen werden müssen", selbst 3,70 MM. die Woche sind für Erwerbslose zu viel. Jeder verhungerte Erwerbslose verschwindet aus der Statistit,

Besonders wertvoll zum Verständnis der letzten Ereignisse in Hitler - Deutschland . Ungewöhnlich interessant und aufschlußreich Konrad Heiden

:

Geburt

des dritten Reichies

Geschichte des Nationalsozialismus bis in die neueste Zeit

Niemand wird künftig über das Problem des Nationalsozialismus mitsprechen dür­fen, der dieses Buch nicht gelesen hat. Preis des 272 Seiten starken Buches: Kartoniert 25,- Fr. Leinenband 35,- Fr.

Buchhandlung der Volksstimme

Saarbrücken 3: Bahnhofstraße 32 Neunkirchen Hüttenbergstraße 41

WESTLAND

Unabhängige deutsche Wochenzeitung

erscheint in Saarbrücken jeden Freitag. Westland" behandelt in unparteiischer Weise politische, kulturelle und wirts schaftliche Fragen. Besondere Aufs merksamkeit widmet es der deutschen Entwicklung. Die nationalsozialistische revolutionäre Uebergangszeit will es begreifen und nicht bejammern helfen Deshalb späht ,, Westland" nicht ,, An­griffspunkte" aus, sondern sucht ein umfassendes Bild zu geben. Es wendet sich an den selbständig denkenden Leser, der mit ihm die Wahrheit für die schärfste Waffe des politischen Kampfes hält.

Aus der neuesten Nummer:

Abkehr vom Götzen

Bürckel, der Ueberdiktator

Die Geschäfte des Herrn Röchling Der Herr der Spione

Das große Geschäft des Staatsrats Terboven Das Dritte Reich ,, wählt"

Die Deutsche Freiheit"

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