Handelsredakteure widerlegen Hitler

Katzenjammer in, seiner Presse

Es war erst vor vierzehn Tagen, vor der Wahl" Hitlers aum Reichsführer". Was haben sich da die gleichgeschalteten Redakteure die Finger wund geschrieben, um nur dem deut schen Leser nachzuweisen, daß Hitler der Retter sei, daß er Deutschland   herrlichen Zeiten" entgegenbringe, daß er die Arbeitslosigkeit überwunden habe usw., usw.... Und noch diesen Sonntag hat sich Hitler   selbst in Ehrenbreitstein   als der Retter Deutschlands   aufgespielt. Aber die furcht=

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deutschen Unternehmers, der in dem wirtschaftlichen Mecha­nismus ein wichtiges Glied bleiben soll; man braucht auch das Verständnis des Auslandes, das an die Ehr­lichkeit der deutschen Absicht glauben muß und um so mehr glauben kann, da in dem Schachtschen Verzicht auf Deval­vation ein starkes Zugeständnis an eine ganze Reihe von Ländern liegt.

bare Wirklichkeit tann   dem deutschen   Volt Wirkung der Rohwollesperre

nicht mehr vorenthalten werden, und der Reichs­bankpräsident Schacht hat in seiner nunmehr berühmt gewor­denen Rede bei Eröffnung der Leipziger Messe zugeben müssen, daß Deutschlands   Wirtschaft härtesten Prüfungen entgegengehe.

Die ganze deutsche Presse ist gleichgeschaltet und im poli­tischen Teil wagt sie auch an den größten Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes teine Kritik zu üben, aber in den Handelsteilen der großen deutschen Presse, in denen man nicht zu den breiten Massen spricht, erlaubt man sich doch noch einige Freiheiten. Dort wagt man wenigstens bis zu einem gewissen Grade noch die Dinge so zu schildern, wie sie find oder richtiger gesagt, die Dinge find bereits so weit ge= diehen, daß man die Wahrheit nicht mehr ver= schweigen fann.

Die Kazenjammerstimmung, die die gleich­geschaltete Presse nach der Rede Dr. Schachts ergriffen hat, ist deutlich an den zahlreichen Artikeln zu erkennen, die in den letzten Tagen erschienen find. Wir wollen einige Stellen aus den verschiedenen Beiträgen zitieren, um zu zeigen, melch ernste Besorgnis um die deutsche Wirt= schaft selbst bei den gleichgeschalteten Handelsredakteuren besteht.

Die von der Reichsregierung verfügte Rohwolle- Einfuhr­sperre führte in diesen Tagen zu umfangreichen Arbeiterentlassungen der im niedersächsischen Wirtschaftsgebiet liegenden Wollwäschereien und-fäm­mereien. Eingänge von Wolle aus dem Ausland waren in den letzten Wochen nicht mehr zu verzeichnen, so daß zu einer Herabsehung der Arbeitszeit noch unter die 36- Stun­den- Grenze geschritten werden mußte. Seit dem 25. Juni arbeitete die Bremer   Wollfämmerei nur noch 24 Stunden! Erst durch die Entlassung von 200 jugendlichen Arbeitern konnte die Arbeitszeit für den übrigen Teil der Belegschaft auf 36 Stunden wöchentlich heraufgesetzt werden. Die ent­lassenen Arbeiter, Jugendliche im Alter von 18 bis 25 Jahren, wurden dem freiwilligen" Arbeitsdienst überwiesen, um auf diese Weise das Steigen der Arbeitslosenziffern nach außen

zu verschleiern! In einem zwetten Betrieb wurde Ble Arbeitszeit auf 40 Stunden herabgesetzt, jedoch ist bereits eine weitere Einschränkung der Arbeitszeit beabsichtigt.

Der Industrie- und Handelskammerverband für Nieder­sachsen- Kassel meldet, daß ein dritter Betrieb wegen Devisen­mangels in den nächsten Tagen stillgelegt werden müsse. Mit dieser Stillegung ist eine weitere Entlassung von

Arbeitern verbunden.

Auch die Metallwarenfabrik Heimdahl u. Keller A. G., Hilden  , sah fich genötigt, die Zahlungen einzustellen und die Fabrik zu schließen. 250 Angestellte und Arbeiter wurden auch hier entlassen.

Wachsende Teuerung

Man schreibt uns aus Dortmund  :

In der Woche vom 29. 7. bis 4. 8. 1934 haben sich in Dort­ mund   die Preise sehr stark erhöht. Beispielsweise sind ge­stiegen: Das Pfund Butter von 1,40 auf 1,54 Reichsmart, das Pfund Schmalz um 2 Pfennig, ein Pfund Rinderfett von 60 auf 78 Pfennig, ein Pfund Erbsen von 24 auf 89 Pfennig und ein Liter Oel um 5 Pfennig. Es fonnte fest­gestellt werden, daß diese Tendenz der Preissteigerung wich­tigster Lebensmittel im ganzen Ruhrgebiet   erfolgt ist. Die Arbeiter konsumieren in starkem Maße Hülsenfrüchte. Ge­rade diese weisen starke Preissteigerungen auf. Bis vor wenigen Wochen produzierten die Hausfrauen ihre Marga­rine selbst. Als Rohstoff diente Palmin. Nun ist dieses Fett fast vollkommen aus dem Verkehr verschwunden, an dessen Stelle wird deutsches Rinderfett verkauft, das sich für die Margarineherstellung nicht eignet. Gerade die Hausfrauen schimpfen sehr start auf diese Veränderungen.

Steigende Devisennot

Schacht und das alte System"- Wer sind die Schuldenmacher?-Hungerwinter droht!

Kölnische Zeitung  " vom 27. August, Abendausgabe. Auslandsschulden, für die der Mann, der sich in zudring­Herr Schacht wettert öffentlich immer wieder gegen die Planwirtschaft aus Not?" lichster Weise an führende Sozialdemokraten angebiedert hatte, so lange es ihm für seine Karriere nüßlich erschien, jezt das Alte System" verantwortlich machen möchte. Der Schwindler verschweigt absichtlich, daß die deutsche Aus­landsverschuldung nur zu einem verschwindenden Teil aus Schulden des Reiches und der anderen öffentlichen Körper­schaften besteht, der weitaus größte Teil aber

,, Man kann sich sehr wohl denken, daß es dem Reichsbank­präsidenten Schacht nicht leicht gefallen ist, zum soundso­vielten Male vor aller Oeffentlichkeit die Unmöglichkeit dar­zulegen, fürderhin im alten Schema die Zahlungen nach dem Ausland aufrechtzuerhalten. Der deutsche Kaufmann, der deutsche Industrielle, nein, der Deutsche   schlechthin steht vor der Tatsache, daß eine noch viel straffere Einfuhrreglung als bisher in Kraft treten muß, und man wird natürlich auch nicht bezweifeln, daß eine solche weitere Einengung der Ein­fuhr auch ihre Folgen auf die Ausfuhr haben wird. Aber es geht nun einmal nicht anders... Was dann folgte, war alles zwangsläufig, zwangsläufig vor allem für uns, und wir fönnen nur mit großer Betrübnis feststellen, daß das Aus: land leider immer noch nicht begreifen will, in welch bes drängter Lage wir in bezug auf unsere Zahlungsmöglichkeit find... Die Devisenbescheinigung soll in Zukunft zum Er­halt der Devisen berechtigen... Die untontrollierte Einfuhr dürfte aufhören... Dies alles bedeutet aber praktisch ge= sehen, eine scharfe Einfuhrkontrolle, mit der man sich nach Lage der Dinge wird abfinden müssen."

Nachdem das Blatt betont, daß die Schachtsche Politik den 3wed hat, die Mark zu retten, schreibt es:

,, So bleibt der Answeg nur noch über die Vervollkomm nung der wirtschaftlichen Antartie, so hart sie für alle Be= teiligten auch sein mag. Natürlich hat Schacht auch, auf diesem Punfte seiner Ausführungen angelangt, noch keine genauen Angaben machen können. Aber er wies doch ziemlich offen darauf hin, daß hierfür staatliche Mittel bereitgestellt werden müßten. Man fann aber wohl annehmen, daß der Reichs­Eanfpräsident genau weiß, wie weit er mit solch staatsfinan­zieller Hilfe gehen kann. Die Werksfriedhöfe aus der Kriegs= und Inflationszeit her schreden jeden, der durch deutsc Lande reift, und mit offenem Blick die stehenden Schrott haufen sieht. Man hüte sich deshalb vor nenen Ueberinvesti: tionen, die nach Jahren, wie schon einmal, zum Berhängnis der Allgemeinheit werden könnten. Gewiß, die Not zwingt uns zu diesen an sich unorganischen autarkischen Schritten, aber es wird hoffentlich auch in nicht allzu weiter Ferne die Seit tommen, in der ein vernünftiges Wirtschaften die Völker wieder aneinanderbringt."

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,, Deutsche Bergwertszeitung" vom 28. August schreibt:

Der Appell, den der Reichswirtschaftsminister Dr. Schacht von Leipzig   aus an alle Völker der Welt richtete, ist von ein­dringlichem Ernst dittiert. Der Führer der deutschen   Wirt­schaft steht für alle das Verhängnis nahen.... Das Bild, baß der Reichsbankpräsident in Leipzig   zeichnete, kennzeichnet die ganze Schwere ter weltwirtschaftlichen Lage, in der Deutschland   steckt. Angesichts dieser Situation gehört Energie und Mut dazu, die bündige Erklärung abzugeben, Deutsch­ land   werde sich von jeder Abenteuerpolitik und allen Erperi­menten fernhalten. Der Zwangslage, in der sich Deutschland  befindet, heißt es nüchtern ins Auge zu sehen. Einschränkungen müssen ertragen werden, und Deutschland   wird den ihm vorgeschriebenen Weg solange forfsezen, bis die Vernunft allerorts zu ihrem Rechte kommt."

Frankfurter 3eitung" vom 28. August schreibt: Die Einschränkungen der Einfuhr werden weitgehende Folgen für den deutschen   Handel, die Verarbeitung und den Konsum haben. Der Reichsbanfpräsident selbst und andere haben seit langem die Entwicklung kommen sehen, die die möglichst weitgehende Verweisung des Konsums auf Binnengüter zur Folge haben wird. Die deutsche Industrie, die Rohstoffe aus dem Ausland braucht, um ihre Maschinen laufen zu laffen, wird dann, wenn sie nicht auf den sicheren Erhalt ihres Grundmaterials rechnen kann, Veränderungen vornehmen müssen. Dabei besteht allerdings die Gefahr, daß investierte Werte verloren gehen, wenn auch andererseits die Umstel­lung auf die Verwendung inländischer Ersatzstoffe oder aus­ländischer Waren, die sich aus der Veränderung der Import­richtung ergeben werden, zweifellos manche Anregung brin­gen kann. Der Kapitalaufwand, der für diese Um= stellung erforderlich ist, muß gedeckt werden möglichst unter Verhütung von Fehlinvestitionen, für die schwer Maßstäbe zu finden sein werden, solange nicht die Weltwirtschaft auch für Deutschland   wieder voll wirksam wird. Es wird also nicht leicht sein, einen so veränderten Mechanismus zu voller Leis tung zu bringen. Man braucht die Initiative des einzelnen

Schulden der großkapitalistischen Unternehmungen und zum Teil der Landwirtschaft

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sind, die er selbst aufs eifrigste befürwortet hat. Einer der leichtsinnigsten Schuldenmacher war Fris Thyssen, sein jeßiger Intimus und maßgebendster nationalsozialistischer Wirtschaftsführer", der den Stahlverein nicht nur von An­fang an übergründete, sondern auch überschuldete. Große Schuldenmacher waren Siemens, war die AEG., waren Havag und Lloyd man sieht, es sind wirklich lauter Marristen", die nach Schacht die Verantwortung tragen. Aber während Schacht öffentlich über die Auslandsverschul­dung zetert, versuchen seine Agenten mit allen Mitteln, neue Rohstofffredite in Amerika   und England zu erlangen. Da aber bisher Amerikaner und Engländer noch nicht einzu­sehen vermögen, warum sie dem schlecht gewordenen Geld noch gutes nachwerfen sollen, ist Herr Schacht in seiner Ver­zweiflung auf die Idee verfallen, sozusagen

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Zwangsanleihen   im Auslande

aufzunehmen. Denn um nichts anderes handelt es sich, wenn die Reichsbank sich weigert, für etwa eine Million englischer Pfund für 20 Millionen holländischer Gulden und für mehrere Millionen Schweizer   und schwedischer Währung, die längst fällig geworden sind, die nötigen Devisen anzuweisen. Aber bei diesem Versuch ist der Bankrotteur wieder einmal hereingefallen. Die holländische Regierung hat den Winkel­zügen der deutschen Unterhändler furzerhand ein Ende be­reitet und am 15. August ein 3wangsclearing gegen Deutschland   angeordnet. Die holländischen Importeure werden von nun an ihre Zahlungen an die deutschen Liefe­ranten nicht mehr in Gulden nach Deutschland   senden, son­dern die Beträge bei der niederländischen Bank einzahlen. Diese wird daraus einmal die Forderungen der holländischen Exporteure bezahlen, und sodann den Ueberschuß mit den Schulden verrechnen, die die Deutschen   bisher nicht abtragen fonnten. Mit einem ähnlichen Vorgehen droht jetzt auch Eng­land, und es ist kein Zweifel, daß Herr Schacht sehr bald ge= zwungen sein wird, seine 3wangsanleihen zurückzuzahlen.

Das wird freilich keine leichte Sache werden. Denn die Devisenlage wird trotz oder vielleicht eben wegen der Ein­Igriffe in den Außenhandel immer schwieriger.

Die Bilanz des Außenhandels im Juli ist außerordentlich schlimm.

Die Einfuhr ist mit 363 Millionen RM. um 3 Prozent ge­ringer als im Vormonat, die Ausfuhr bleibt mit 321 Mil­lionen RM. um mehr als 5 Prozent hinter der des Vor­monats zurück. Gegenüber dem Juli des Vorjahres beträgt der Rückgang sogar fast 17 Prozent. Im Juli ist somit ein neues Passivum von 42 Millionen entstanden, während im Vorjahre noch ein Aftivum von 25 Millionen zu verzeichnen

war.

Bei der Einfuhr machen sich zum erstenmal die Wirkungen der verschiedenen Drosselungen bemerkbar. Denn während bisher die Einfuhr dieses Jahres in allen Monaten höher war als im Vorjahr, ist im Juli die Einfuhr etwa gleich der vorjährigen. Den stärksten Rückgang zeigt die Einfuhr von Wolle, die im Juli nur noch etwa ein künftel von dem Höchst= stand im April dieses Jahres erreichte. Weitere erhebliche Einfuhrrückgänge sind bei fast allen Metallen sowie Häuten und Fellen eingetreten. Dem steht aber eine verhältnismäßig starke Zunahme der Lebensmitteleinfuhr gegenüber. Dieser Umstand ist um so bedenklicher, als infolge des schlechten Ernteausfalls in den nächsten Monaten ohnedies mit einer starken Vermehruna, insbesondere der Futtermitteleinfuhr, zu rechnen sein wird. Dieser nicht zu verhindernde Einfuhr­bedarf wird die Drosselungen an anderen Stellen weitaus übersteigen. so daß von der Einfuhrseite her eine Erleichte­rung der Devisenlage nicht zu erwarten ist.

Ratastrophal gestaltet sich aber die Situation durch die fortschreitende Verminderung des Exports, von dem in Deutschland   die Eristenz von ungefähr 3,5 Millionen Ar­beitern unmittelbar abhängt. Am stärksten betroffen ist wiederum die Fertigwarenausfuhr, die mit 250 Millionen um 17 Millionen gegenüber dem Vormonat zurückgeblieben ist. Die Juli- Ausfuhr stellt überhaupt den niedrigsten Betrag seit vielen Jahren dar,

ebenso wie der Gesamthandel einen Rekord des Tiefstandes erreicht hat. Das Passivum der Handelsbilanz ist in den ersten sieben Monaten bereits auf 258 Millionen gestiegen, wobei aber zu berücksichtigen ist, daß diese Zahl um etwa ein Viertel bis ein Drittel zu erhöhen ist, weil ja die deutschen Exporte nur zum Teil mit Devisen, zum andern aber mit Scrips und Sperrmart bezahlt werden.

Diese Zahlen bedürfen nun wirklich feiner ausführlichen Erörterung mehr, Hitler und Schacht mögen noch eine Zeit

lang von der sicheren Ueberwindung aller Schwierigkeiten durch den nationalsozialistischen Willen fafeln, die Ziffern sprechen eine andere Sprache. Sie erzählen von der unver­meidlichen fortschreitenden Blutentziehung, die der Rohstoff­mangel bedeutet. Sie sagen

einen harten Winter der Not und Entbehrung voraus und Hunger, Arbeitslosigkeit und Mangel sind Rea bellen, mit denen fein Propagandaministerium und feine: Wirtschaftsdiktatur so leicht fertig werden. Dr. Richard Kern.

Das Loch

in der Devisenbilanz"

Die gewiß unverdächtige Frankfurter Zeitung  " schildert in ihren Nummern 432 und 435 die deutsche Devisenbilanz und ihre Folgen für die Gesamtwirt schaft wie folgt:

Nach den von Monat zu Monat veröffentlichten Ausweisen der deutschen Handelsbilanz konnte der Einfuhrüberschuß von NM. 216 Min. im ersten Halbjahr 1984 nicht mehr über us raschen; aber er hat nüchtern und eindeutig auf die ernsts Lage des deutschen   Außenhandels hingewiesen: zum erste: 4 Male feit 1928 ift die Handelsbilanz wieder passiv geworden, und dies in gleichem Maße durch Einfuhrsteigerung we durch Ausfuhrrückgang. Die Einfuhr war im ersten Halbs jahr 1934 gegenüber dem Vorjahre um 12 Prozent niedriger. Die Minderung des Auslandsabsazes um fast RM. 300 Mill. ist dabei zu zwei Dritteln ein Ergebnis des zweiten Vierteljahres; die Abjaßschwierigkeiten im Auslante scheinen also noch eher anzuwachsen als nachzulassen. Darauf deutet auch das Jult- Ergebnis hin, das entgegen den üblicher Saijontendenzen einen weiteren Exportausfall gegenüber dem Vormonat ausweist. Besorgniserregend ist dabet at meisten, daß gerade die großen europäischen  Märkte in diesem Halbjahr weniger Aufnahmelust od r -fähigkeit für deutsche Waren zeigten als im Vorjahre. Denn noch immer gibt Europa   mit fast vier Fünfteln Anteil an der deutschen   Gesamtausfuhr den Ausschlag für die deutsche Hans delsbilanz, und diesmal war der Ausschlag negativ. Det Rüdgang des Europahandels im Rahmen des deutschen Auc fuhrgeschäfts hält schon seit Jahren an; allein im ersta Halbjahr 1984 bezogen die europäischen   Länder für RM. 200 Mill. weniger Waren als 1933. Freilich hat der Ausfall des russischen Marktes wesentlich zu dieser Vers schlechterung beigetragen; auf sein Konto kommen allein 187 Mill. Exportverlufte. Aber die Kennzeichnung Rußlands   als eines Sonderfalles" darf nicht zu seiner einfachen Ausflam merung aus der deutschen   Exportrechnung führen. Denn die Sowjetrepublik war nun einmal trotz und wegen ihr Eigenart seit Jahren ein wichtiger Kunde der deutschen VC 1 arbeitungsindustrie, nicht nur ein willkommenes Arijenveni für den deutschen Export. Mußte man auch damit rechnen, daß nach der forcierten Industrialisierung der ersten Planwirt. schaftsperiode eine ruhigere Zeit eintreten würde, so foun man doch auch auf den zweiten Fünfjahresplan mit seine neuen Zielen manche Hoffnungen seßen. Nun hat abe Rußland   in den zwei letzten Jahren die Einkäufe in Deutsc land stärker als seine Gesamteinfuhr beschränkt und z. T. neue Lieferanten herangezogen; trotzdem muß der russische Markt für Deutschland   nicht verloren sein, und augenblick­lich werden auch wieder Versuche zu einer Wiederbelebung des deutsch  - russischen Außenhandels gemacht. Abgesehen von Sowjetrußland hat Deutschland   Exportverluste vor allem im Verkehr mit seinen großen westlichen Kunden erlitten; auf sie entfällt fast der ganze übrige Ausfall von 123 Mill. im ersten Halbjahr 1934. Die Ausfuhr sowohl nach Frankreich  , Holland   und Belgien   wie auch nach der Schweiz  hat sich gegenüber dem Vorjahre weiter vermindert, und das wiegt um so schwerer, als die Ausfuhrüberschüsse gegen­über diesen westlichen Nachbarländern neben dem Schulden­dienst im wesentlichen der Bezahlung überseeischer Rohstoffe dienen. Verloren hat aber die deutsche Ausfuhr auch nach den östlichen Nachbarländern: die Tschechoslowakei   hat in ihrem Streben nach Aktivierung des Handelsverkehrs mit Deutschland   die Einfuhr weiter eingeschränkt, Defter reich hat, wenn auch ohne solche Absicht, in diesem Halbjahr ebenfalls weniaer deutsche Waren bezogen als im Vor­jahre. Die Einfuhrschwierigkeiten nach den Nandstaaten mögen sich aus der schweren Lage dieser Länder infolge der Agrarfrise und der Devisen hemmungen erklären....