nicht hat) feſtſtellen müssen. Die Frist für die Antwort Täuft Drohungen
im September ab.
Berlin wartet gespannt auf die Antwort Warschaus . War
schaus Verzicht auf die Unterstützung Berlins wird die IsoTierung des„ dritten Reiches" vollenden. Warschaus weitere Manövrierung wirs indessen in Berlin die antifranzösischen und antirussische Tendenzen steigern, die Lust zu außenpriitischen Abenteuern stärken. Pilsudski muß zwischen Berlin und Paris- Moskau wählen, Hitler zwischen Isolierung ohne Warschau und Katastrophenpolitit mit Warschau .
Das Neueste
Staatsminister Herriot wohnte am Sonntag in dem Städtchen Belleville- sur- Saone( Dep. Rhone ) einer Industrie und Handelstagung bei, auf der er eine Ansprache hielt. Er warnte vor ciner allzu pessimistischen Beurteilung der Lage, denn man steuere, so führte er aus,„ politischen Formationen" zu, die geeignet feien, Frankreich den Frieden zu geben, auf den es nach so vielen Leiden!!:: spruch habe.
Amtlich wird bestätigt, Italien würde die Auf= nahme von Rußland mit einem ständigen Siz im Bölkerbund unterstützen.
Amerikanische Arbeiterführer fündigten an, sie würden zu jeder Fabrit, die dem Streifbefehl nicht Folge leistet, starfe Streifpoften- Abteilungen schicken, um die Arbeitseinstellung zu erzwingen Die Fabritbesizer erklären ihrer feits, fie hätten für bewaffnete Schuhmachen gesorgt und würden den Betrieb mit nichtorganisierten Arbeitern in Gang halten. Diese beiden Erklärungen eröffnen die Aussicht auf ernste und möglicherweise blutige Zusammenstöße, Nach einer Meldung aus Georgia boffen dort einige Fabriken, am Dienstag den Betrieb wieder aufnehmen zu fönnen. Polizei wird in Bereitschaft gehalten, um jeder Ruhestörung entgegenzutreten.
Der gesamte Südwesten Frankreichs ist von einem heftigen Wirbelsturm heimgesucht worden. Die Telefonverbindungen mit Paris waren lange Zeit unterbrochen. Besonders heimgesucht waren die Orte Lourdes , Bayonne , Tardes, Toulouie und Perpignan . Außer zahlreichen Verlegten sind zwei Todesopfer zu beklagen.
Chinesische Banditen haben an der Strecke Kirin= Reschan einen Arbeiterzug zur Entgleisung gebracht, wobei acht Personen getötet und zahlreiche verlegt wurden.
Die Zahl der Unterstüßungsbedürftigen in den Bereinigs ten Staaten dürfte nach einem Bericht des Sekretärs des Unterstügungsausschusses an Präsidenten Roosevelt vom Februar 20 bis 28 Millionen, also etwa ein Sechstel der Be
der japanischen Presse
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spricht ganz offen über die Vorbereitung dieses Krieges, sie versucht in einem großen Artikel vom 21. August zu beweisen, daß eine„ dringende Notwendigkeit" für die Verstärkung der Japantruppen in der Mandschurei notwendig sei. Die Zeitung„ Charbin Simbun" schreibt weiter:" In Anbetracht der Tatsache, daß die Grenze zwischen China und der Sowjet Union eine so ausgedehnte Fläche umfaßt, ist der Sieg nach dem ersten Zusammenstoß der wichtigste Schlüffel des Krieges.
Es ist außerdem nötig, die japanische Armee an die Klima verhältnisse zu gewöhnen." Deshalb müsse man, wie das Blatt weiter ausführt, die gegenwärtigen Streitfräfte vers doppeln und mindestens auf 7 Divisionen verstärken". Zum Schluß heißt es noch:„ Angesichts der Notwendigkeit der Truppenverstärkung müssen die politischen Fragen über das Verhältnis zu den Weißen einer Erörterung unterzogen werden." Den Ausführungen der Charbiner Zeitung fann man nur hinzufügen, daß die dort besprochenen Maßnahmen bereits intensiv durchgeführt werden. Die japanischen Truppen in der Mandschurei nehmen täglich zu, die Hilfskräfte aus den Kreisen der russischen Weißgardisten werden in Kampfbereitschaft verfekt, während die provokatorische Ariegsvorbereitung in nollem Gange ist. Dies wird unzweideutig durch die japanischen Blätter selbst bestätigt.
Strelkbeichl für 1 Million Textilarbeiter
DNB. Washington, 3. Sept. In der Nacht zum Sonntag begann, wie bereits furz gemeldet, der größte Streif, der jemals von dem amerikanischen Gewerkschaftsbund ins Wert geießt worden ist. Annähernd eine Million Angestellter der Baumwoll-, Woll- und Kunstseidenindustrie hat die Arbeit eingestellt. Da der heutige Montag ein nationaler Arbeitsfeiertag ist, wird es erst am Dienstag möglich sein, sich ein flares Bild davon zu machen, in welchem Umfange in den einzelnen Staaten die Arbeit ruht.
Die Arbeiterführer im Süden erklären, sie seien ent= schlossen. durchzuhalten und glauben, daß die Arbeitgeber sich gezwungen sehen werden, die von den Arbeitern gestellten Bedingungen anzunehmen. Die Forderungen der Textilarbeiter lauten wie folgt:
1. Sechsstündiger Arbeitstag und fünftägige Arbeitswoche bei gleicher Bezahlung für alle Bezirke;
2. Keine Verminderung der jetzigen Wochenlöhne;
3. Aufhören der Zurückschung in der Behandlung organisierter Arbeiter;
4. Aufhören des Brauches, die Zahl der von einem Arbeiter bedienten Webstühle zu vermehren, ohne zugleich den Lohn zu erhöhen;
5. Anerkennung des Verbandes als Vertreter der Arbeiter bei Verhandlungen;
6. Einsetzung eines Schiedsrichters;
7. Stärkere Vertretung des Bundesamtes zur Hebung der Wirtschaftskrise in den Arbeitsfeldern der einzelnen Bezirke.
völkerungszahl der Vereinigten Staaten , erreichen. Die bis: Reuter und Neubauer frel?
herigen Gesamtausgaben für die Nothilfe jeit 1930 werden auf 3 Milliarden Dollar geschäßt.
Barthou und Titulescu, der rumänische Außenminifter, haben sich, wie der„ Ercelsior" erklärt, am Sonntag über die Taktif geeinigt, durch die bei den Genfer Berhandlungen eine Krise vermieden werden fönne und befriedigende Ergeb= niffe erzielt werden sollen, Ueber folgende Punkte soll ge= sprochen worden sein: Garantie für die Unabhängigkeit Defterreichs, Donaufrage, Saarfrage, Ostpakt, Eintritt Sowjetrußlands in den Völkerbund, Zuteilung eines stän bigen Ratssizes an Rußland . Der rumänische Außenminister
wird sich von Paris , wie einige Blätter berichten, direft nach
Genf begeben. Mehrere Blätter warnen davor, den Genfer Berhandlungen mit übertriebenem Optimismus entgegens zusehen.
Der„ Figaro" hält es für wahrscheinlich, daß der Außens minister in einer öffentlichen Erklärung zu der Erflärung des Führers und Reichsfanzlers, daß die Saarfrage das
einzige Sindernis für die deutsch - französische Zusammen grbeit bilde, Stellung nehmen werde. Die Saarfrage sei feine deutsche und feine französische, sondern gemäß dem Wortlaut der Verträge eine faarländische Angelegenheit, die durch eine freie und aufrichtige" Abstimmung unter der Souveränität des Völkerbundes geregelt werden müsse
Ein Kämpfer für Freiheit und Recht- Zu seinem 20. Todestag
Am 25. Mai dieses Jahres wäre udwig Frank sechzig Jahre geworden und am 3. September sind seit seinem frühen Tode ichon zwei Jahrzehnte verstrichen.
Weil er eine entfernte Aehnlichkeit mit Lassalle hatte, de er vielleicht durch den Schuift seines Schnurrbartes noch unterstrich. verglich man ihn nicht selten mit dem Gründer des Allgemeinen Deutichen Arbeitervereins. Aber diese Achulichkeit blieb im Aeußeren stecken. Neben ihm erscheint Lassalle als die genialere und dämonischere, freilich auch als die problematischere Natur, fast als ein Abenteurer großen Wurfs. Denn Frant, einfach, natürlich, unkompli= ziert, gehörte nicht zu den Uniteten und Unbebauften. Der in einem kiemen badi chen Dorf zur Welt fam und aufwuchs, wurzelte fest in der Heimaterde, hatte Bodenständiges an sich, strömte Schollengeruch aus und entfernte sich schon durch seinen nie verleugneten alemannischen Dialektanklang von jeder„ Asphaltdemagogie". Eine tiefere Befriedigung, als in den Massenversammlungen der Großstadt umjube't zu werden. bereitete es ihm, vor fleinen Kubbauern, Waldarbeitern und Stallknechten eines Schwarzwalddories die Heilsbotschaft des Sozialismus zu verkünden; bier, wo fein politischer, philosophischer, geschichtlicher Begriff als be= fannt vorauszusehen war und alle Vergleiche und Bilder aus der engen Vorstellungswelt der Hörer geholt werden mußten, Erfolg zu haben, erfüllte den bezwingenden forenstichen und parlamentarischen Redner mit besonderem Stolz. Erfolg hatte er hier, weil den feingebildeten Doctor iuris utriusque Bielfältiges mit den unverfälschten Menschen seiner badischen Heimat, wie sie der von ihm geliebte Torferzähler Hansiafob gestaltet hatte. innerlich verband.
In jeder Fiber feines Weiens war Ludwig Frant Teuticher im besten Sinne des Wortes.
Neugort, 3. Sept. Die Streifführer erklären, daß eine Million Textilarbeiter Streifbefehl erhalten hätte. Andere Schäzungen dagegen besagen, daß es sich nur um 660 000 Arbeiter, nämlich um 407 000 Baumwollarbeiter, 150 000 Seiden und Kunstseidenarbeiter und 103 000 Wollarbeiter handle, die in 2781 Fabriken beschäftigt seien. Im Süden der Vereinigten Staaten wird der heutige Arbeitsfeiertag nicht allgemein innegehalten und infolgedessen wird sich bereits ein Eindruck aewinnen lassen, wie we't die Behauptung der Arbeitgeber zutrifft, daß die Mehrzahl der Angestellten gegen den Ausstand sei. Der Präsident des BaumwollTextilinstituts Sloan hat am Samstag erklärt, die Arbeiterschaft von zwölf Fabriken im Süden habe mit überwältigender Mehrheit gegen die Befolauna des reifbefehls ge stimmt. Befürchtungen, daß es zu Zusammenstößen zwischen Streifenden und Arbeitswilligen kommen könnte, werden allgemein geäußert.
Der Vorsitzende des Streifans couffes, der in England geborene Tex: ilarbeiter Franc's Gorman, warnte in einer Rundfuntansprache vor Ruheitörungen. die sogar angesichts von Herausforderungen unterbleiben müßten. Die Streif führer haben auch Abordnungen an die Gouverneure der in Frage kommenden Staaten gesandt mit dem Ersuchen, die Ordnung im Notfalle unter Heranziehung von Truppen aufrechtzuhalten. Sie fürchten, daß die Kommunisten die Gelegenheit benutzen werden, die Streifenden zu Gewalttätig keiten aufzureizen.
reichen wird. Dieses Buch ist bereits fast vollständig fertiggestellt. Sein Inhalt wird nur zum Teil von der Nach Meldungen von Schweizer Zeitungen sollen der fri- Wiener Regierung veröffentlicht werden. Der Korre here Kommunistenführer Theodor Neubauer und der frü- spondent des„ Observer" will es gelesen haben und gibt
here Sozialistenführer Ernst Reuter aus dem Gefängnis in Berlin- Moabit entlassen worden sein. Die Freilassung des bekannten Schriftstellers Disießfy soll angeblich in Kürze ez olgen. Ernst Reuter war Oberbürgermeister von Magde burg .
Oesterreichisches Braunbuch Enthüllungen über den Fey hat alles gewußt? Putsch vom 25. Juli
Der österreichische Korrespondent des Observer" ist in der Lage, genaue Angaben über den Naziputsch vom 25. Juni zu machen. Er beruft sich dabei auf das Brauns buch", das die österreichische Regierung in den nächsten Tagen der französischen, englischen und italienischen Regierung noch vor der Tagung des Völkerbundes über
unterdrückten Mehrheit gegen die herrschende Minderheit". Echon der Neunzehnjährige legte in einer vielbemerkten fühnen Abiturientenrede, die sich auf den historischen Mate= rialismus und Mehrings" Leffing- Legende" berief, ein Bekenntnis zum Sozialismus ab, doch ein Mensch der Theoreme und Formeln war er deshalb nie. Eein Sozialismus quoll aus heißem Herzen, weil dieser Rechtsanwalt wahrhaft ein Anwalt des Rechts sein wollte. Sozialdemokrat sein hieß ihm etwas unendlich Lebendigeres als ein Mehrwertgeiez anerkennen nämlich: auf der Seite der Gerechtigkeit und Menschlichkeit stehen. Darum fehrte er sich gegen den namentlich in Baden mächtigen Klerifalismus, der ihn eine ernste Gefahr für die polittiche Entwicklung Deutschlands dünfte, und mit größerer Leidenschaft noch gegen die Klassenherrschaft des ostelbischen Junfertums, gegen die er zum Rampf aufrief mit der Schillerschen Losung:
Nichtswürdig ist die Nation, die nicht Ihr Alles freud g sett an ihre Ehre. Tiejer Kampf verknotete sich ihm im Ringen um das gleiche und freie Wahlrecht in Preußen den er auch unter dem Gefichtswinkel der nationalen Sicherheit betrachtete.„ Einheit der Armee", tat er im Reichstag dar, ist nur möglich, wo Einheit des Volkes ist und Einheit des Volkes ist nur möglich, wo Einheit des Rechtes gewährleistet ist. Glauben Sie denn, es gäbe eine beffere Sicherung des Reiches negen Angriffe als eine Vorlage über die Reform des preußischen Wahlrechts?"
Wenn jedem Sozialdemokraten nicht, wie verbrecherische Narren behaupten. Zerstörung, sondern Ausbau am Herzen liegt, so niemanden mehr als rant. Dieser durchaus kon= struktiven Natur genügten alle Erfolge der Agitation und Organisation nicht; vielmehr wollte er aus der gewaltigen zahlenmäßigen Macht, die drei und später vier Millionen sozialdemokratischer Wähler darstellten, einen Motor zur demokratischen Umbildung Deutschlands machen. Dogmen störten ihn dabei nicht. Wie abgeblaßt wirken heute die Etifetten„ Revisionist" und„ Radikaler", die damals jedem aufgeklebt wurden, und wie gegenstandslos erscheint in der Rückschau der heftige Streit um die Budgetbewilligung, in dessen Mittelpunkt sich Frank gegen seinen Willen auf zwei Parteitagen gestellt sah. Was von jener Periode eindrucks
Ein Deutscher, dem Deutschland und das deutsche Volk zu lieben eine Selbstverständlichkeit bedeutete. Den schon damals wild lärmenden„ Nationaldemagogen". die unter der Flagge des Nationalsozialismus eine in ihren Wirkungen anti- voll bleibt, ist lediglich der starke Wille eines durch und durch nationale Politif" trieben, rieb er diese Wahrheit einmal derb unter die Nase:„ Wenn sich ein Mann auf den Marft stellen und laut schreiend verkünden würde, er habe Vater und Mutter lieb, so wäre das Urteil über den Lärmmacher fertia. Jeder würde sagen:„ Was will denn der Narr?? Es versteht sich doch ganz von selbst, daß ein anständiger Mensch feine Eltern gern hat. Aber ebenso selbstverständlik ist es auch das wir die Heimat lieben, in der wir geboren und eronen fins und in deren Sprache wir denken gelernt haben. er mit diefer Empfindung vrahlt und prunft, muß sich gefallen lassen. dok mir an seinem Verstand oder an seiner Ehrlichkeit zweifeln." Und weil er Deutschland und das deut sche Bolt liebte, warrant Sozialdemokrat; in der Partei der Arbeiterklasse sah er„ die nationale Vertretung der
politischen Menschen, nicht Daumen drehend den Zukunftsstaat" zu erwarten, sondern dem Arbeiter schon heute seinen Anteil an der Staatsmacht zu erobern. Frank wußte, daß solcher Fortschritt nur in Etappen marschiert und daß er selber eine Politik auf lange Sicht trieb, aber dann wieder packte ihn die Ungeduld des schaffenden Geistes, die ihm das Ziel näher zeigte, als es war:„ Wir sind mitten in der Entwicklung verfassungsmäßiger Zustände, und wenn das deut sche Volt nicht nachgibt, wenn die Massen wach bleiben, so wird das deutsche Volk seinen Willen durchsetzen. Wenn die Arbeitermassen auf dem Poften find. sind nicht nur die Beiten einer Zuchthausvorlage, dann sind auch die Zeiten vorbei, in denen durch den Willen eines einzelnen ganze Nationen in Aufregung verfest werden konnten." Als dann
daraus folgende wichtigen Stellen wieder:
Die Sonderformation der Wiener Polizei, die 630 Offziere umfaßt, zählle 620 Nazianhänger. Von den anderen Polizeiabteilungen waren 60 Prozent Nazis. Die österrei chischen Soldaten, die an der bayerischen Grenze standen, pflegten mit den Mitgliedern der deutschen . zu sympa thisieren. Endlich waren die Soldaten in den Kasernen van Rennweg zu 100 Prozent Nationalsozialisten.
Zum Naziputsch vom 25 Juli bemerkt das Braunbuch: Tie Naziverschwörer versammelten sich am Abend des 22. Juli in den Büros des Polizeioberinspektors Steinhänsel; an dieser Versammlung nahmen zahlreiche führende Persönlich teiten teil, darunter der Landbundführer und ehemalige Vizekanzler Winkler. Major Fey hätte den Putsch verhindern können. Er hatte von der Ver schwörung des 25. Juli um 11.30 Uhr vormittags Renntnis, aber aus ihm allein bekannten Gründen sprach er mit den anderen Ministern fein Wort darüber.
die preußische Wahlreform gar nicht vom Fleck wollte, war es der„ Gemäßigte" der„ Revision st", der„ Befürworter der ruhigen Entwicklung" der dem Massenstreit für die politische Freiheit in Preußen das Wort redete.
Neben der Volksfreiheit stritt Frank am unermüdlichsten für den Weltfrieden. Besorgt sah er die Tendenzen, die zum Striege trieben, aber gläubig gewahrte er auch die Tendenzen, die zur Verständigung drängten.„ Westeuropa ," meinte er, namentlich Frankreich und Deutschland , bilden doch heute schon eine kulturelle Gemeinichaft und werden sich auf die Dauer politisch und militärisch nicht trennen lassen." Aber auch hier galt es, die Hände nicht in den Schoß zu legen; auch hier wollte der ewig Aftive handeln und aus der Sozialdemokratie wirklich eine Großmacht des Friedens" machen. So wurde er Sporn und Seele der deutsch - franzöfifchen Berständigungskonferenzen, deren erite 1913 in Bern , deren zweite 1914 in Basel stattfand, die eine wie die andere be schickt von nicht nur sozialistischen Parlamentariern aus beiden Ländern. Daß sich in Basel bereits Vertreter einer Mehrheit des deutichen Reichstages einfanden, erfüllte Frank mit froher Genugtuung, und optimistisch wie stets ging er an dieses Wert, in der stolzen Gewißheit, Bürger der kommenden großen europäischen Kulturgemeinschaft zit sein und unserem Vaterland dadurch zu dienen, daß wir diese Gemeinschaft vorbereiten".
Statt dieser Gemeinschaft kam der Krieg. Eine gewisse Enttäuschung über das langsame Tempo der Entwicklung trug vielleicht dazu bei, daß Frank übertriebene und einseitige Hoffnungen auf die Folgen der gewaltigen Katastrophe sette; geneigt, wie überall das Positive mehr zu betonen als das Negative, hielt er dafür,„ daß in diesem Krieg die Grundlagen für einen unabsehbaren Fortschritt gelegt werden" Da er Deutschland angegriffen wähnte, hieß es für ihn feine Frage, daß die Sozialdemokratie mit der Landesverteidigung ernit machen und die Kriegskredite bewilligen müsse, und da er in diefem Sinn die Bedenklichen und Schwankenden in der raftion bearbeitete, war der 4 August 1914 eigentlich sein Taa.
Aber war diese Haltuna nicht lediglich Heuchelei und Verstellung? Denn da Frank Jude, Marxist, also zwiefach ein Untermensch" war, fonnte er nach der Schimpfterminologie der heutigen Gewalthaber doch nur Teuflisches gegen Deutsch land und das deutsche Volk im Schilde führen? Und in der Tat trieb, während sich viele„ völkische" Edelmenichen nach dem Muster Frids in Etappe und Heimat für die„ Erneuerung Deutschlands " Anno 1913 aussparten, der Niederträchtigte die Heuchelei und Berstelluna soweit. dak er hinausging und sich totschießen ließ. Am 31. August rückte der vier: zigjährige Kriegsfreiwillige ins Feld drei Tage später fiel er, bei Noissoncourt nahe Baccarat durch Kopfschuß. Das war die größte Gemeinbeit, die dieser Fremdstämmige" begehen konnte, und mit Recht machten, ans Ruder gelangt die Nazis den Denkstein, den die Mannheimer Arbeiter dem Vorkämpfer des Friedens und der Freiheit gelebt hatten, dem Erdboden gleich; manchem Nachdenklichen wäre viel leicht doch bei dem Namen Ludwig Frank die Scham röte ins Gesicht gestiegen, Karl Mat.