Bandenüberfall auf Abgeordneten

Entführung

Wachsende Unsicherheit an der Saar nolo cines Bombenwerfers aus dem Krankenhaus

Der fommunistische Landesratsabgeordnete Sommer ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 1 Uhr auf dem Wege vom Bahnhof Reden zu seiner Wohnung in Heili­genwald von etwa 20 Nationalsozialisten überfallen und halb tot geschlagen worden. Dieser Ueberfall auf Sommer war systematisch vorbereitet, wie folgende Tatsachen ergeben:

Die Deutsche Front" in Heiligenwald hatte tags vorher ein Hezflugblatt gegen Sommer verbreitet, in dem er als ump" und" Landesverräter" beschimpft und in der übelsten Weise diffamiert wurde. Aus dem Flug­Blatt ging hervor, daß sich die Wut der Nazis besonders ge= gen die katholikenfreundliche Haltung Sommers in seinem Dorfe und in seiner Gesamtpolitik richtete, die nicht ohne unangenehme Wirkung für die braune Front geblieben war. An dem bewußten Abend des Ueberfalls ist dann be= obachtet worden, daß die Nazis mit zirka 60 Personen einen regelrechten Patrouillendienst, unterstützt durch Fahr- und Motorräder, eingerichtet hatten und eine besondere Schläger­folonne von etwa 20 Mann in Deckung hielten, die den ahnungslosen Genossen Sommer plößlich umzingelte und mit Stahlruten, Turnerfeulen usw. furchtbar zurichtete. Sommer, der ohne jede Waffe war, wurde schwer verletzt. Die sozialdemokratische und die kommunistische Landes­ratsfraktion haben sofort die Einberufung einer außerordent­lichen Landesratssißung beantragt und beim Präsidenten Anor der Regierungskommission, beim Präsidenten Rohde der Abstimmungskommission und beim Generalsekre tär des Wölferbundes schärfsten Protest und flam­mende Beschwerde erhoben.

Beirelt! Stop 2012

Während der Rundgebung in Sulzbach am vergangenen Sonntag hatten bekanntlich einige junge Leute Tränengas­bomben nach der Rednertribüne geworfen. Als sie beobachtet wurden, versuchten sie durch die Flucht zu entkommen. Einer von ihnen, Heidemann mit Namen, der seiner Festnahme Widerstand entgegenseßte, war verletzt worden und befand sich zur Behandlung im Knappschaftskrankenhaus in Sulz­ bach . Dort hatte er, wie alle Patienten des Krankenhauses, seine Kleidung zur Desinfektion abzugeben und erhielt An­staltskleidung. Nun wird mitgeteilt, daß in der Nacht von Samstag auf Sonntag zwischen 2 und 3 Uhr Mitglieder einer, unbekannten Organisation" in das Kran­fenhaus eindrangen, Heidemann neue Kleidung brachten und ihn entführten. Die sofort nach dem Verschwinden des H. angestellten Nachforschungen blieben ohne Ergebnis.

So legal arbeiten die Herren der deutschen Front". Erst werden ihre Leute mit Tränengasbomben ausgerüstet und in antifaschistische Kundgebungen entsandt. Streng legal! Dann werden die Gefangenen von Richtern, die der ,, deut­schen Front" nahestehen, entlassen. Streng legal! Bleibt noch einer zur Verfügung der Gerichte, so wird er gewaltsam befreit. Streng legal!

Streng legal zersetzen die Putschisten in weiten Kreisen den Glauben an die Kraft der Regierungsautorität. Streng legal bereiten sie ihren 25. Juli" vor.

Die Welt wird sich wundern, was sie im Saargebiet noch erlebt, wenn diese Legalität noch einige Zeit sich entwickeln darf.

Saarländisches Postgeheimnis

Braune Fälscherfront und ungcircue Posibeamte

Mit allen Mitteln versucht die sogenannte Deutsche Front an der Saar die gewaltige antifaschistische Kundgebung von Sulzbach , die in der ganzen Welt Aufsehen erregt hat, zu nerfleinern. Die Zeitung Deutsche Front" veröffentlichte den angeblichen Text eines Telegramms, das am 24. August an eine Reihe von Funktionären der sozialdemokratischen und kommunistischen Partei abgegangen war. In der Ver­öffentlichung der Deutschen Front" hat das Tele­gramm diesen Wortlaut:

" Fahrkarten für Sulzbach werden Samstag durch Boten zugestellt."

Die Deutsche Front" zitiert das Telegramm zum Beweis dafür, daß die Emigrantentagung der Hunderttausend" eine Pleite war, obwohl die Teilnehmer völlig freie Fahrt nach Sulzbach hatten. Trotz Freibier und Würstchen, trotz freier Fahrt waren in Sulzbach nicht einmal 12 000 ein= schließlich Weibern und Kindern versammelt."

Die Volksstimme" weist nun durch ein in Faksimile abge­drucktes Telegramm nach, daß es in Wirklichkeit folgenden Wortlaut hatte:

Fahrkarten für Sulzbachfahrer werden Samstag durch Boten zugestellt. Gesamtbetrag für Fahrkarten bereithalten."

Die Deutsche Front" hat also gefälscht.

Die Bolfsstimme" schreibt weiter:

Daß die Hitler- Front sich bei diesem schimpflichen Ge­schäft auch einiger ihr höriger Postbeamten bedienen kann, verwundert niemanden mehr, der seit langem der festen Meinung ist, daß das Postgeheimnis im Saar­gebiet nicht mehr vollständig gewährt ist. In diesem Fall tritt der Bruch offen zu Tage. Es wird leicht sein, die Schuldigen mit aller Schärfe zu treffen.

Der Telegrammtegt wurde am Freitag, dem 24. August. um 12 Uhr von einem zuverlässigen sozialdemokra=

tischen Funktionär am Telegraphenschalter des Postamtes 3 Saarbrücken, Dudweilerstraße, aufgegeben. Und zwar derart, daß zuerst die Adressen der verschiedenen Empfänger auf einer Liste untereinander aufgeführt waren, denen sich dann der für alle Empfänger gleiche Tele­grammtext anschloß. Der Schalterbeamte machte zunächst unverständlicherweise Schwierigkeiten, denn er verlangte für jeden Empfänger die Ausfüllung eines besonderen Tele­grammformulars. Es gelang schließlich dem Auflieferer des Telegramms, den Beamten zur Entgegennahme des Textes und der Empfängerliste zu bestimmen..

Die Liste der Empfänger, die nur in einer ein: zigen Ausfertigung eriftierte, da es sich um eine Zusammenstellung von sozialdemokratischen und kommu

nistischen Funktionären handelte, blieb in den Sänden des

Schalterbeamten. Acht Tage später, am 31. August, wird sie in der Deutschen Frout" veröffentlicht. Zugleich mit dem in leicht erkennbarer Absicht verstimmelten Telegramm­tert.

Bei der Untersuchung dieses offenbaren Postskanda Is sind wir auf eine neue Tatsache gestoßen, die auf ein unglaublich enges Zusammenarbeiten zwi­schen Stellen der Hitler- Front and Postbeamten der Völ­ferbundsregierung hindeutet. Unter den von uns sofort von den Empfängern angeforderten Telegrammen befindet sich bis jetzt eins, in dem der legte und entscheidende Saz, der zur Bereithaltung des gesamten Fahrgeldes auffordert, fehlt. Der Empfänger dieses Telegramms wohnt in Saarbrücken 1. Diese Feststellung erleichtert natürlich das Auffinden der Schuldigen.

Wir haben es hier mit der schändlichsten und durchsichtig­sten Fälschung zu tun, die je im politischen Kampf an der Saar verübt wurde.

Neue Schreckensdokumente"

Endlich sagt eine gleichgeschaltete Zeitung die Wahrheit über unerhörte Greuel

Die gleichgeschaltete ,, Saarbrücker Zeitung ", die bisher alle Hitler - Greuel als ,, Emigrantenmärchen" abgetan hat, ist in sich gegangen. Zur allgemeinen Ueberraschung bringt sie in sensationeller Auf­machung einen Bericht über Terror und Folterkammern". Die wesentlichen Teile des Aufsatzes lauten:

Obwohl die Behörden eine strenge Ueberwachung des Grenzverfehrs durchgeführt haben, um jegliche Nach­richtenübermittlung über die verübten Gewalttaten und Brutalitäten zu unterbinden, sind Schilderungen diefer grauenerregenden Vorgänge über die Grenze gelangt. Bei den vorliegenden Berichten handelt es sich um beglaubigte und eidlich erhärtete Augenzeugenschilderungen, die in ihrer tragischen und zugleich packenden Darstellung nicht nur in Deutschland , sondern in der übrigen zivilisierten Welt tiefsten Abscheu erwecken werden. Orgien des Terrors

Zeugen um Zeugenbericht liegt vor. Nicht nur gegen politisch tätige Personen, sondern gegen alle, was der Sympathie mit Margismus verdächtig war, richteten sich die Schikanen, Wutausbrüche und Gewalttätigkeiten. Seit Wochen gleicht Deutschland einem Zuchthaus, oder besser geiagt, einem Heerlager brutalisierter Soldateska, wo Kolbenschläge, Fußtritte und Peitschen= hiebe noch die geringste Strafmaßnahme bedeuten. Ein­zelne Fälle mögen den Nachweis erbringen, wie hier die Freiheit der Staatsbürger buchstäblich mit Füßen getreten und die Bevölkerung in unglaublichster Weise drangsaliert worden ist.

Fußtritte für marristische Gesinnung

So wurde ein bekannter Rechtsanwalt, Dr. T., der poli­tisch niemals hervorgetreten war, in seiner Kanzlei von fünf Leuten verhaftet und im Kraftwagen zur Landes­leitung transportiert. Im Wagen schon wurde er geohr­feigt, gestoßen und angespien. In den Diensträumen der Landesleitung wurde die Mißhandlung fortgesetzt. Mit Fußtritten und Kolbenschlägen wurde der Verhaftete traf tiert, bis er schließlich mit schweren Stirnwunden und Hautabschürfungen am ganzen Körper bewußtlos zu= sammenbrach. Der aus der Ohnmacht später Erwachte mußte dann zusehen, wie die übrigen Gefangenen unter Androhung von 25 Peitschenhieben von der Soldateska ge= zwungen wurden, stinkige Salzheringe ohne Wasser und ohne Brot hinunterzuschlingen. Das tierische Gelächter der Strolche ist alien im Ohre geblieben, die Senge dieser Exzesse waren.

,, Sie Schwein, das wiffen Sie nicht!?"

Ein anderer Augenzeuge berichtet. Ein Mitglied des

Turnvereins wurde, während er mit einem Freunde auf

der Straße einen Sonntagsausflug in die Berge verab­redet, verhaftet. Auf die Frage nach den Gründen seiner Inhaftierung, schrie ihm der Mann ins Gesicht: Sie Schwein, das wissen Sie nicht?" In dem gleichen Augen­blicke jezte es Ohrfeigen, Fußtritte und Kolbenschläge ab. Mehrere Leute beteiligten sich daran. Dann wurde der In­haftierte in einen Nebenraum gestoßen, wo er schließlich unter den Fußtritten und Faustschlägen bewußtlos zu sammenbrach. Selbst auf dem Bewußtlosen trampelten die Leute noch herum. Zwei Tage später, am ganzen Leibe aerschunden und mit Striemen übersät, wurde er entlassen.

Die gleichen Mißhandlungen erfuhren brei angesehene Bürger, die beim Verlassen eines Kaffeehauses in Gegene wart von benachbarten Polizeibeamten überfallen wurden. Erst als die Menge eine drohende Haltung einnahm, sahen sich die Beamten veranlaßt, einzuschreiten, um die Inhaf­tierten brutal zur Wache zu schleifen, wo sie in Empfang genommen und sinnlos blutig geschlagen wurden. Polizei darf nicht einschreiten!

Nicht umsonst ist der Eindruck entstanden, daß die Polizei amtliche Weisung erhalten habe, alle Gewalt­maßnahmen zu übersehen. Täglich haben sich die Ueberfälle auf harmlose Passanten gemehrt. Jede Nacht waren heim­tückische Gewaltmaßnahmen zu verzeichnen. So wurde u. a. ein 40jähriger Bürger, der bereits wegen seiner Ein­stellung eine dreimonatige Haft im Konzentrationslager verbüßen mußte, auf offener Straße windelweich ge­schlagen. Benachbarte Polizeibeamte überhörten die graus figen Hilferufe des Gemarterten. Es ist festgestellt worden, daß tatsächlich die städtische Schuhmannschaft durch Befehl von höchster Stelle vom Einschreiten gegen derartige Ver brechen abgehalten wurde. Schließlich griff die Volksmenge ein. Blutüberströmt, nur mit leßter Anstrengung sich auf­recht haltend, vornübergebeugt, weil sein Rücken elendig lich zerschunden war, wurde der Schwerverletzte schließlich in die Mitte genommen, ohne daß diese sich aber darum fümmerten, daß der am ganzen Leibe zitternde Mann weiterhin von rückwärts durch die Leute mit Schlägen und Fußtritten traktiert wurde. Der Weg, den die Polizei­esforte mit dem Häftling nahm, war durch eine breite Blutbahn gezeichnet. Mitte August befand sich der Mann immer noch im Gefängnis.

Wenn so etwas bei uns steht, sind es Greuelmärchen" oder ist es Greuelheze". Freilich ohne daß wir in über 14 Monaten ein einziges Mal in die unserer Berichterstattung deutschen Hitlergreuel hätten widerlegi werden können.

über

Nun stehen solche Greuel" in der gleichgeschalteten Presse. Wie ist das möglich?

Sehr einfach. Diese Presse berichtet solche Greuel aus Desterreich, wo sie, woran wir nicht zweifeln, von Heimwehrleuten gegen Nazis verübt werden. Im Grunde sind es ja dieselben barbarischen Banden.

Die Zeitungen aber, die verlogen und verkommen alle Bestialitäten in Hitlerdeutschland verschweigen, wo sie hunderttausendfach gegen Margisten und Juden verübt worden sind und noch verübt werden, wirken ekelhaft, wenn sie über die österreichischen Heimwehren sidh entrüsten.

Dies um so mehr, als ein Unterschied immerhin besteht: in Hitlerdeutschland würde die Polizei nicht wagen, gegen Folterknechte in Hitleruniform einzuschreiten; Bolks mengen", die sich einmischen wollten, würden nieder­geknüppelt und niedergeschossen werden und schließlich: in Desterreich hat das Staatsoberhaupt noch nicht sich zum Obersten Gerichtsherrn ausgerufen und Morde an un schuldigen für rechtens" erklärt und Mörder öffentlich belobt.

Ist das nun eine Beschimpfung" des deutschen Führers"? Dann müßte er sich in seiner Reichstagsrede Dom 13. Juli, die diese Bekenntnisse der Hitlerseele ent hält, selbst beschimpft haben.

Eine ältliche Naive

Wie sie kindische Fragen stellt

Die früher katholische Saarbrüder, andes Beitung" schreibt:

Die zügellosen Angriffe, die vor längerer Zeit in einer gewissen Bresse gegen die ehrfurchtgebietende Persönlichkeit des kardinals Faulhaber geführt wurden, sind seit einigen Monaten verstummt, so daß wir hofften, die Geg­ner des Kirchenfürsten hätten ihr feineswegs immer sau­beres Kriegsbeil begraben. Leider haben wir ihr Scham­gefühl überschäßt. Das beweisen zwei neuerdings erschie nene Schmähschriften, die in erschreckender Weise zeigen, bis zu welcher moralischen Tiefe der Mensch sich ernied­rigen kann, wenn ungehemmter Haß ihn treibt. Die eine Schrift betitelt sich: Teut an Faulhaber". Sie be ginnt: Lieber Faulhaber, Du wunderst Dich, daß ich Dir nicht Kardinal" sage? Höre! Hier bei Allvater, wie meine Nachfahren ihn nannten und nennen, den Du und die Dei­nen Jehova oder Jahwe nennen, gelten die Unterschiede im Rong nicht mehr..." Die zweite Schrift trägt folgen den Titel: Der Fürsterzbischof Rohn an sei nen geliebten Bruder, den Fürsterzbischof Faulhaber". Sie beginnt: Geliebter Bruder in Christo! Kairousche!( Wahrhaftig), wie habe ich mich er freuet an den herrlichen Worten, so Du in Deinen Ad­ventspredigten in St. Michael zu Mem( München ) gefun den! Mein Herz hat gelacht, und Koll Jichrol, mein Volf, hat gerufen: Soschanna, der Gallach( Priester) spricht für uns!" Und sie haben gedrückt eppes von Deine Predig ten in ihre Zeitung, und wieder gedrückt und wieder und eso bist Du geworden ständiger Mitarbeiter vons Israelitische Familienblatt! Ich danke Dir, o Bruder, für diese Deine mannhaften Worte, so Du den Kindern Israels gewidmet! Denn Dein Wort ist mächtig! Du bist e großer Balmach( Soldat) der streitenden Kirche, und e Streiter mit geistigen Waffen nebbisch!...

Wir fragen: Wie lange dürfen solche Dokumente mensch­licher Gemeinheit und Albernheit in einem Staate vertrie ben werden, in dem die Ehre der Kirche und ihrer Diener durch feierlichen Vertrag geschützt ist?"

Und ein Narr wartet auf Antwort" vom dritten Reiche" und von seinem fatholischen" Staatsoberhaupt.

Wir aber fragen die Katholiken an der Saar , in welchen Zeitungen auf deutschem Boden sie noch ihren Glauben und ihre Kirche verteidigen könnten, wenn auch das Saargebiet unter die Stiefel der braunen Barbaren geriete?

Nur unter dem Schutz der Regierungsfommission des Völ­ferbundes darf eine Frage wie die in der Landes- Zeitung" überhaupt gestellt werden.

Kerker für Illegale

Gefängnis und Zuchthaus für Sozialdemokraten

Berlin , 2. Sept.( Inpreß): Der 4. Straffenat des Rammer gerichts verurteilte 10 ehemalige Mitglieder der Sozialdemo fratischen Partei, die der Aufrechterhaltung einer verbotenen Organisation und der Verbreitung hochverräterischer Druck­schriften beschuldigt waren, zu Freiheitsstrafen von Jah­ren Gefängnis bis zu 2 Jahren Zuchthaus,