aufgefaßt wird, aber er bringt es nicht über sich, auch nur Ein Brief von Rechts

eine Warnung vor Gewalttaten auszusprechen.

Vermutlich ist er recht befriedigt, daß eben erst der kommunistische Abgeordnete Sommer von Nazibanditen niedergeschlagen worden ist. Was ist da weiter dabei? Ein Gesinnungslump" weniger! Räumt den Unter menschen" aus dem Wege!

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Es ist nichts als Heuchelei, wenn bei so geschürten Leidenschaften die gleichgeschaltete Presse eine Ver­stärkung der Saarpolizei durch Saarländer fordert. Unter ,, Saarländern" verstehen die Herren der deutschen Front", wie dieser Pfarrer Wilhelm deutlich genug aus­plaudert, immer nur Nationalsozialisten. Alle anderen find untermenschliche Gesinnungslumpen, die sich den Be­fehlen der, deutschen Front" zu fügen haben und froh sein können, wenn man sie nicht rechtens" abschießt.

Würde bei der Verstärkung der Saarpolizei durch Saar­ länder wirklich aus Versehen ein Nichtgleichgeschalteter mit eingestellt, so dürfte man mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß die gleichgeschalteten Kollegen durch eine drohende Note an die Regierungskommission die Ent­lassung des nichthitlerischen Beamten fordern. Man er­innert sich doch, daß so etwas schon vorgekommen ist.

Die internationale Polizei ist gewiß von jedem Gesichts­punkt aus für dieses deutsche Land kein Jdeal, aber sie ist eine Notwendigkeit, wenn blutigen Ereignissen vor­gebeugt werden soll, die europäisches Unheil hervorrufen müssen.

Ebenso dreist wie dumm ist es, wenn die gleichgeschaltete Presse an der Saar dem Bölkerbundssekretariat vorwirft, es arbeite gegen das abwesende Deutschland ". Wenn Deutschland in Genf abwesend ist, so trägt daran allein die unüberlegte und hemmungslose Prestigepolitik des deutschen Reichskanzlers die Schuld, der weder nach innen noch nach außen den Aufgaben seines Amtes gewachsen ist.

Daß die Nationalsozialisten im Reich und an der Saar sich zu einer gewaltsamen Abrechnung mit den Gesin­nungslumpen" vorbereiten, wird durch das Material, das der Präsident Knox aus den Akten der deutschen Front" dem Völkerbund vorgelegt hat, hinreichend bewiesen. Eine Erklärung, die die Reichsleitung des Freiwilligen Arbeitsdienstes gegen den Bericht des Präsidenten Knox soeben veröffentlicht, redet um die Dinge herum. Es wird nicht bestritten, daß ein Kredit von 12,9 millionen Mark für die Unterhaltung und Ausbildung der Zehntausende Saarkämpfer" angefordert worden ist. Nur wird gesagt, daß der deutsche Arbeitsdienst nichts davon wiffe, und es wird hinzugefügt, daß bis jetzt" die Kosten von keiner Stelle und in keiner Form erstattet worden seien.

Der Versuch, die militärische Ausbildung der saar­

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Front" im Saargebiet gemacht. So weiß ich, daß vor einiger Beit etwa 130 saarländische höhere Schüler zu den Ferien nach Kettwig an der Ruhr kamen. Die jungen Leute und ihre Eltern glaubten, es solle eine Erholung sein, aber in Wirklichkeit wurde nach allen Regeln des Kasernenhofes gedrillt und gebimst und auch die Ernährung war viel schlechter als bei Muttern im Saar­gebiet. So schrieben denn die jungen Leute entsprechende Briefe nach Hause, aber die wurden selbstverständlich ge= öffnet und es gab eine scharfe Anschnauzerei, man solle sich nicht unterstehen, solche Briefe zu schreiben. Keiner der jaar­ländischen Schüler durfte vorzeitig nach Hause. Nur zwei Jungen, deren Schwester gestorben war, durften abreisen. Ich glaube nicht, daß solche Erholungen" werbend für die deut­sche Sache im Saargebiet wirken.

Na, Sie werden ja jedenfalls freier abstimmen können als wir, und es wird ehrlich gezählt werden.' Was ist doch bei uns am 19. August wieder alles zusammengefälscht wor­den! Ich kenne in einem bestimmten rheinischen Ort einen bestimmten Wahlbezirt, wo verwandte Familien von mir mit 21 wahlberechtigten Personen sicher sämtlich mit Nein gestimmt haben, aber am Abend ergaben sich nur sieben Neinstimmen. Dabei handelt es sich um katho­lische Bevölkerung, die sich zu Hunderten erzählt, daß sie mit Nein gestimmt haben.

Vielleicht wundern Sie sich, daß über die Selbsternennung des Herrn Hitler zum Reichspräsidenten keinerlei nachdenk­liche Bemerkungen in der deutschen Presse gestanden haben. Nun, ich kann Ihnen wiederum auf Grund meiner alten,

Ihnen hinreichend bekannten Beziehungen zu führenden Zeitungen sagen:

furz nach dem Tode Hindenburgs ist der Presse im ganzen Reiche verboten worden, staatsrechtliche Betrachtungen über die Vereinigung der Aemter des Reichspräsidenten und des Reichstanzlers anzustellen.

Ja, so wird uns jetzt alles vorgedacht; wir Juristen brauchen uns mit staatsrechtlichen Problemen nicht mehr zu beschäf= tigen, und wenn man für sich selbst noch einmal Ge­danken macht, sind es eben Rückfälle in das verschwundene liberalistische Zeitalter.

Wenn man nur Vertrauen gewinnen fönnte zu dem, was

sich heute in Deutschland alles Führer nennt. Sie kennen

den Westdeutschen Beobachter" und die Herren Brüder

Winkeln fempner, die so begabt sind, daß fie, ähnlich wie die Familie Goebbels , gleich gemeinsam zu hohen und höchsten Stellen berufen sind. Nun, der eine der Herren hat am Tage nach dem 25. Juli, als ihm schon hätte bekannt sein fönnen, daß Herr Hitler nach dem verunglückten Putsch mit seinen österreichischen Freunden nichts mehr zu tun haben wollte, einen ganz wüsten Schimpfartikel gegen den toten Dollfuß gebracht. Säße wie: Der Henter liegt am Boden", sind noch die harmlosesten gewesen.

Herrn Mussolini hat dieser Aufsatz in dem größten nationalsozialistischen Provinzorgan so gefallen, daß er ihn in der italienischen Presse im Faksimile nachdrucken ließ. So wird heutzutage in unseren Regierungsorganen Außenpolitik gemacht.

Obgleich ich schon einiges gewöhnt bin, war ich doch er­schrocken, als nachher am Rundfunk Herr Goebbels , der, nie ich bestimmt weiß, genaue Kenntnis von der Leichen­schändung im Westdeutschen Beobachter" hatte, schlankweg behauptete, in Deutschland würden Beschimpfungen aus­ländischer Staatsmänner nicht geduldet. Wer soll da im Aus­land noch etwas auf deutsche Ministerworte geben?

Sie glauben nicht, wie schwer es hier ist, noch eine aus­ländische Zeitung zu bekommen. Daß viele verboten sind, werden Sie wahrscheinlich besser wissen als ich. Die noch er­laubten ausländischen Zeitungen werden von den Händlern in den Kiosken geradezu versteckt und aus der Tiefe hervor­geholt, wenn einer den Mut hat, danach zu fragen. So ist das wenigstens mit den fremdsprachigen Blättern, die deutschsprachigen aber sind oft nicht angekommen".

Und nun noch eine Kleinigkeit, die Sie bitte nicht als antisemitisch im vulgären Sinne auffassen wollen. Daß ich eine andere Stellung zum Judentum habe als Sie, ist Ihnen ja hinreichend bekannt. Also: der bekannte nationale" Jude Naumann hat es doch fertiggebracht, sich bei Hitler persön lich durch ein Telegramm gegen die Kampfansage des Welt­judenkongresses anzubiedern. Das Achtuhr- Abendblatt" in Berlin hat freudestrahlend das Telegramm gebracht, jedoch haben Hitler und Goebbels , peinlich berührt über den an­Ichnungsbedürftigen Juden Naumann, der Presse schleunigst verboten, das Telegramm abzudrucken.

Na, ich sehe eben, der Brief ist etwas ungeordnet, aber man schreibt so etwas hier nicht ganz in Ruhe.

Darum will ich mit ein paar familiären Bemerkungen schließen...

Mit deutschem Gruß!( nicht Hitlergruß!). In alter politischer Gegnerschaft und persönlicher Freund schaft Ihr

Schacht als Führer des Führers"

ländischen Legion zu bestreiten, ist einfach lächerlich, da Elsige Ablehnung der Reichsbankrotteure

hinreichend bekannt ist und auch jede fremde Regierung weiß, daß mindestens Teile des Arbeitsdienstes auch mit der Waffe ausgebildet werden. Das gilt ganz allgemein, und man wird niemand einreden können, daß man gerade bei den Saardeutschen etwas anderes tut. Bei den Saar­deutschen, die man in der großen Mehrzahl außerhalb der entmilitarisierten 3ane ausbildet!

Daß die jungen Saardeutschen ausgerechnet in Mittel­und in Ostdeutschland zum Kampfe gegen die Gesinnungs­Tumpen" eine geistige" Ausbildung erhalten müssen, mürben wir nicht einmal glauben, wenn ein so wahrheits­liebender Christenprediger, wie der Pfarrer Wilhelm, es sagt.

Hoffen wir, daß der Völkerbund endlich und wirklich in letzter Stunde die Entscheidungen fällt, die eine ruhige Entwicklung des Gaarkampfes verbürgen.

Frei oder eingekerkert? Was wird mit Ossietzky und Neubauer?

Berlin , 4. Sept.( Inpreß.) Vor etwa einer Woche erklärte der Auslandspressechef der NSDAP. , Sanfstaengl, gegen­über englischen Delegierten, daß der frühere Reichstags= abgeordnete Dr. Theodor Neubauer und der ehemalige Bürgermeister von Magdeburg , Reuter, entlassen werden würden. In Berlin kursierten inzwischen auch Gerüchte, daß Feide frei seien. Tatsache ist jedoch, daß von den beiden Ge­fangenen, um die sich die englischen Delegierten besonders bemühten, nur Reuter mit weiteren 741 Häftlingen auf Grund der Amnestie befreit worden ist. Neubauer befindet sich nach wie vor in Haft. Auch Ossietzky, dessen 18monatigem Martyrium nach Mitteilung einiger Auslandsblätter endlich ein Ende gesetzt werden sollte, ist nicht entlassen. Diese Tat­sachen werfen ein Schlaglicht auf daß alle Fälle weitherzig gepr

Irrenhaus als Strafe

Behauptung der Nazis,

München , 4. Sept.( Inpreß.) Der nationalsozialistiche Bürgermeister Mutter aus dem süddeutschen Städtchen Wuhlen mußte auf Grund der in der Bevölkerung herrschen­den Unruhe seines Postens enthoben werden. Er hatte in einer Reihe von Fällen mißliebige Personen willkürlich in Jrrenanstalten unterbringen lassen.

Parteitag und Diplomatic

Hitler hat mit seinen Einladungen nach Nürnberg kein Glück

Aus einer Liste, die der Völkische Beobachter" veröffent­licht, geht hervor, daß die Schweiz dieses Jahr auf dem Parteitag in Nürnberg nicht vertreten sein wird, trop des Luruszuges, verbunden mit allen möglichen Reise- und Be­quemlichkeitserleichterungen, der den ausländischen Diplo­maten zur Verfügung gestellt werden soll. Außer der Schweiz wird auch Frankreich , England, Italien , Desterreich, Spanien , die Tschechoslowakei , Jugoslawien , Belgien , Amerika nicht und kein einziger skandinavischer Staat vertreten sein, da­gegen aber Liberia , die Dominifanische Republik, Honduras , Nicaragua , Panama , Afghanistan , Beludschistan, Aegypten , Japan und die Türkei , die beiden letzteren Staaten sogar burch ihre Botschafter.

Heilsarmee ,

Die vierte Tochter des Gründers der General Booth , ist zum General der Heilsarmee er: nannt werden.

23le der Matin" meldet, foll sich die Unterredung Bar­thous em Montag mit dem franzöfifchen Botschafter in London , Gorbin, vor allem auf den Eintritt Sowjetruslands in ben terbund, den Ostvaktplan und die Lage im Saare gebiet bezogen haben.

Paris , 3. September. Der Temps" schreibt:

Die Ueberraschung, welche die Erklärungen des Reichs­banfpräsidenten in den internationalen und namentlich bri­tischen Streisen hervorgerufen haben, wird in Frankreich nicht geteilt. Für jeden Beobachter der deutschen Lage bildet ein totales Mortorium die Logische Folge der finanziellen und wirtschaftlichen Reichspolitit. Die geschick­testen Ausfluchtsmittel fönnen auf die Dauer nicht helfen, es fommt der Moment, wo die Ziffern stärker sind als der Politiker. Die Methode, welche die deutsche Regierung an­gewendet hat, um sich der kommerziellen Schulden zu ent­ledigen, ist die gleiche, welche bei den Reparationen zum Er­folg führte. Die Techniker mögen über die Gefahren und Nachteile der von Dr. Schacht befürworteten Lösungen urteilen; für die Allgemeinheit bleibt die Verleugnung der Vertragstreue das Bedenkliche."

Der Temps" schildert dann die durch den National­sozialismus angewendeten Finanz- und Wirtschaftsmethoden. Das Regime set in seiner Fortdauer be= droht, wenn das Reich wirtschaftlich zusammenbreche. Daher hat sich Hitler an Dr. Schacht gewendet, der ein erstes Mal die deutsche Wirtschaft mit der Rentenmark gerettet hat. Die Finanz- und

der politischen Distortschaftsdiftatur des leßeren würde io

des Führers übergeordnet. Letztere erhält sich nur im Maße, als Schacht den wirtschaftlichen Zu­sammenbruch vermeidet.

Der Führer hat sein Los in die Hände des Präsidenten der Reichebant gelegt, des Mannes der Schwerindustrie und der Konservativen.

Dieser wird nicht verfehlen, die Notwendigkeiten der Stunde gegenüber allen wirtschaftlichen und sozialen Experi­menten des Nationalsozialismus geltend zu machen. Am Tage, nach dem Hitler die Resultate des nationalsozialistischen Regimes gerühmt und den Willen zur internationalen Zu­sammenarbeit bekundet hatte, verkündete der Wirtschafts­minister neue Importeinschränkungen und die Einstellung der auswärtigen Zahlungen, was nicht dazu angetan war, die internationale Zusammenarbeit zu begünstigen! Dr. Schacht führt dieselben Argumente ins Feld wie bei der Abschüttelung der Reparationen. Damals fuhr Deutschland fort, über seine Mittel zu leben, gewaltige Summen für Rüstungen und für seine demagogische Politik auszugeben. Es wäre verwunderlich. schließt das französische Blatt, wenn es heute noch Geldgeber fände, die ihm die Mittel liefern, um Rohstoffe für seine Kriegsfabri­fation zu faufen. So brutal die Handlungsweise Schachts ist: ste besitzt den Vorzug der Offenheit."

Extravaganzen des Hitlerregims

Die Times" schreibt zur Schachtrede:

" Der Versuchsballon, den Dr. Schacht in Bad Eilsen los­gelassen hat, findet feinen günstigen Wind. In England hat seine Rede einen schlechten Einbrud gemacht, besonders da ste so rasch nach der Beilegung des Streites um die Dames- und Younganleihen fam. Außerdem zeigen die jüngsten Handels­ausweise ein beträchtliches Ansteigen des Ueberschusses der britischen Käufe von Deutschland über die deutschen Käufe von Großbritannien in den letzten paar Monaten, so daß, soweit Großbritannien als Gläubiger in Frage kommt, der Anspruch, daß Deutschland seine Schulden nicht bezahlen könne, weil die andern Länder seine Waren nicht abnehmen wollen, noch weniger durchschlägt als vorher... Er( Schacht) ist fürzlich unter Beibehaltung seines Amtes als Reichsbank­präsident zum Wirtschaftsminister ernannt worden, und hat mit dieser Doppelstellung unter Hitler diktatorische Kontrolle über das ganze Wirtschaftsleben des Landes.

Es ist eine Enttäuschung zu bemerken, daß er in seinen ersten öffentlichen Aeußerungen jeit seiner neuen Ernen­uung die Behauptung aufrecht erhält, daß Deutschland in feiner Weise für seine gegenwärtigen Schwierigkeiten verantwortlich ist, und versucht jeden zu tadeln, nur nicht den, dem der Tadel gebührt.

Niemand bestreitet die Schlauheit Schachts; aber es ist die bekannte Schwäche des Schlauen, die Intelligenz der anderen zu unterschäßen. Es zeugt von einem geradezu naiven Glauben in die Leichtgläubigkeit der ausländischen Ge­schäftsmänner auf der Leipziger Messe und der ausländischen Delegierten auf der Konferenz in Eilsen, daß er ihnen dieses pathetische Bild vom tugendhaften Deutschland aus­malt, das ängstlich bestrebt sei, das internationale Ber­trauen wiederherzustellen, den internationalen Handel 311 beleben, das trotz aller Schwierigkeiten ehrlich darum ringt, seine Schulden zu bezahlen und das nur durch die bösen Ausländer daran gehindert wird, die sich weigern, ihm seine Waren abzunehmen, während sie gleichzeitig auf jedem Pfennig bestehen, und die noch darüber hinaus so dumm find, daß sie nicht erkennen, daß sie damit sich selbst ebenso ruinieren wie Deutschland .

Diese Darstellung der Lage ist so einseitig und irres führend, daß es jede Sympathie entfremden muß, die man jonst für Deutschland in seinen Schwierigkeiten, die es großenteils selbst geschaffen hat, empfinden könnte, Schachts Beharrlichkeit macht die Zusammenarbeit, die er zu wünschen vorgibt, nur noch schwieriger. Man käme der Wahrheit näher, wenn man jagen würde, daß Deutschlands Wirtschaftspolitik wohlüberlegt dahin ging, einen Ausfuhr­überschuß unmöglich zu machen und damit eine plausible Ent schuldigung zu schaffen zur Verweigerung der Schulden­zahlung...

Er( Schacht) nimmt in beiden Reden an, daß seine Hörer feine Ahnung haben von der Wirkung, die die Sprünge und Extravaganzen der deutschen Politif unter dem Hitlerregime auf das internationale Ver­trauen hatten, daß sie nicht erkennen, welche unvermeidliche Wirkung auf Deutschlands Außenhandel die Verfolgung der Juden, der Sozialisten und aller derjenigen, die die Nazis nicht mögen, haben mußte, durch die Weigerung derer, die mit den Verfolgten sympathisieren, deutsche Waren zu kaufen; dar sie die niederdrückende Wirkung der Valuta- und Ein­fuhrbeschränkungen und der allgemeinen deutschen Wirt­schaftspolitik nicht erkennen; daß sie nichts von dem Miß­trauen wissen, das bei den ausländischen Geldgläubigern er­weckt wurde durch die seltsamen Manöver mit der Währungs­kontrolle, durch die die Preise der deutschen Bonds herab­gedrückt wurden, weil das Gelb fehlte, die Zinsen zu be­zahlen, obwohl das Geld da war, um diese Bonds zu herab­gedrückten Preisen zurückzukaufen.

Es mag für Dr. Schacht bequem sein, diese Dinge zu igno­rieren. Aber in seiner Stellung wird er nicht in der Lage sein, die Wirkung dieser Kavalierbehandlung der deutschen Gläubiger auf den deutschen Käufer und damit auf den deut­ schen Handel zu ignorieren. Es ist erst 18 Monate her, als er auf einer Generalversammlung der Reihanf nach einem Hinweis auf die Währungsschwierigkeiten jugte: Diese Ent­wicklung muß ihre unvermeidlichen Folgen haben; aber wie diese Folgen auch sein mögen, wir werden zu unseren Schuld­verpflichtungen gegenüber dem Ausland stehen, damit wir das Vertrauen erhalten, dessen wir in unseren fünftigen Beziehungen im Welthandel bedürfen."

SOS

Kriegswirtschaft!

Die Basler National- Zeitung" berichtet aus Berlin : Die Rede Schachts in Bad Eilsen , wo der Wirtschaftsdiktator den Staatsbankrott für alle Auslandszahlungen und die Autartie verkündigte, wirkte in Berlin wie ein SOS­Ruf. Man beginnt sich seelisch wie praktisch auf die Striegs­wirtschaft einzustellen, genau wie in den Jahren vor dem Zusammenbruch. Das Börsenpublifum fängt an, sich it den Papieren aller Industrien einzudecken, die für die Herstellung von Erfasstoffen in Frage tommen. Andererseits stellt die Regierung riesige Auffang organisationen berett zum Zweck, die für den Winter er­wartete große Arbeitslosigkeit unschädlich und vor allem unsichtbar zu machen. Die Arbeitslaaer werden nie gefannte Dimensionen annehmen.