Fretheil

Nr. 217 2. Jahrgang

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Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands

Saarbrücken, Mittwoch, den 19. Sept. 1934 Chefredakteur: M. Braun

..Im Kriegsfall...

Ein Dokument zu Hitlers Friedensreden

Bezirksverband Ludwigshafen   a. Rh.

im Deutschen Reichsfriegerbund Kyffhäuser  " Bezirksstelle SAR. II, Siegfriedstraße 10.

Betr. SAR. II

Ludwigshafen, August 1984 Sehr wichtig! Lesen!

Sehr geehrter Herr Kamerad!

Da Sie sich bis jetzt zur SAR. II noch nicht gemeldet haben, bzw. den Ihnen übergebenen Verpflichtungsschein noch nicht unterschrieben zurückgeliefert haben, bitte ich Sie dringend, meine nachstehenden Ausführungen sorgfältig durchzulesen. Sie sollen Sie über die SAR. II aufklären und Ihnen Ihren Entschluß zum Beitritt zur SAR. II erleichtern helfen.

Ich verpflichte Sie, von meinen Ausführungen, die ver­traulicher Natur sind, nur in Kameradenkreisen Gebrauch zu machen.

1. Zweck der SA. Ref. II

Wenn von einer SAR. II die Rede ist, wird sich mancher fragen:

Was ist die SAR. II? Was will sie?

Warum wurde sie gegründet?

Die SAR. II ist nicht, wie die SAR. I und die SA. eine Formation politischer Soldaten, sondern eine Formation, welcher der Heimatschuß übertragen ist. Ihr obliegt z. B. eintretendenfalls der Bahnschutz, der Luft­schutz, der Schutz öffentlicher und industrieller Anlagen, Polizei und Gendarmeriedienst u. dgl. Sie ist also diejenige Formation, deren Aufgabe es ist, im Kriegsfalle dem Frontheere, in dem die junge Generation dienen wird, in der Heimat den Rücken zu decken und junge Kräfte, die im Falle des Nichtbestehens der SAR. II für diesen Heimatdienst verwendet werden müßten, für das Frontheer frei zu machen. Sie werden nun ver­stehen, warum die SAR. II auf Anregung der zuständigen Stellen ins Leben gerufen wurde, es wird Ihnen aber auch klar sein, daß zur Bildung dieser Organisation nur der Kyffhäuserbund berufen werden konnte, jener Bund der 3 Millionen Soldaten, der die größte Vereinigung ehem. Kriegsteilnehmer und Frontsoldaten ist, die in Deutschland   besteht. Der Bund hat seine ganze Organi­sation in den Dienst der SAR. II gestellt, um die ihm über­tragene ehren und verantwortungsvolle Aufgabe voll und ganz lösen zu können. Es ist daher auch die Pflicht eines jeden Krishäuserbundes- Mitgliedes, und eines jeden Mit­gliedes einer Milit.- Vereinigung, das einigermaßen wehr­fähig ist, sich zur SAR. II zu melden: denn gerade von dem alten Soldaten, der einerseits die Schrecken des Krieges fennt, andererseits aber auch den Wert eines guten milit. Schutzes zu schägen und zu würdigen weiß, fann und muß verlangt werden, daß er sich den Aufgaben der SAR. II nicht eutzicht. Für alle gibt es Verwendungsmöglichkeiten: fei es im Dienst im Freien, sei es im Büro-, im Magazin- oder in anderem Dienst. Erwägungen persönlicher Natur wie Gallenlassen liebgewordener zeitraubender Liebhabereien, haben zurückzutreten: der Dienst am Vaterland geht vor. Im übrigen wird dafür Sorge getragen werden, daß eine über­mäßige Inanspruchnahme durch Dienst nicht erfolgt. Neben Geken wird nur hie und da ein fl. Marsch in Frage fonemen, außerdem werden von Zeit zu Zeit Appelle not­wendig werden.-

Also, feine Ausreden bezüglich Zeit!-

2. Wer kann sich zur SAR. II melden?

Der 19. August

Illegale Berichte

über Wahlteccoc und Wahlfälschung

Intrigen Berlins  

Ein Rachestückchen

Seite 7

Berlin  , 18. September. Die bedrohliche außenpolitische Entwicklung macht dem Außenministerium große Sorge. Dies um so mehr, als die schwankende Gefühlspolitik Hitlers   jede außenpolitische Linie unmöglich macht. Die Schwenkung Mussolinis hat den Führer geradezu zum Rasen gebracht. Er sinnt jetzt darauf, die italienisch- französische Annäherung zu stören. Es sollen, als die hilerdeutsch- italienische Freundschaft noch sehr dick

a) jedes Mitglied eines milit. Vereins, ohne Rücksicht auf war, von italienischer Seite ganz bestimmte Vorschläge an das Alter,

b) jedermann, auch Nichtgediente, der einem milit. Verein nicht angehört, das 45. Lebensjahr aber vollendet hat.

Nicht melden dürfen sich Angehörige der SA., SS.  , SAR. I, von Fliegerstürmen oder der NSKK., uniformierte Polizei­beamte, Mitgl. d. Sanitätsfolonnen.

SA. Res. II

3. Wie und wo erfolgt die Meldung?

Die Meldung erfolgt durch Ausfertigung eines Verpflich tungsscheines, der entweder beim Vereinsführer oder bei der Bezirksmeldestelle, Lu. Siegfriedstr. 10, in Empfang ge­nommen werden kann und nach Unterschrift an den Vereins­führer abzugeben ist.

an erfo

4. Wann hat die Meldung zu erfolgen?

Sofort! Die Listen werden spätestens am 31. August 1934 geschlossen. Ob später eine Meldung von Kameraden noch möglich sein wird, die jetzt schon milit. Vereinen ange­hören, ist sehr fraglich.

5. Beiträge zur SAR. II

Für die Mitglieder des Kyffhäuserbundes ist der Beitrag zur SAR. II im Vereinsbeitrag. der ab 1. Juli 34 monatlich über 50 Pfennig betragen muß, enthalten.

Für Mitglieder von milit. Vereinen, welche dem Ryff­häuserbund nicht angeschlossen sind, gelten für die SAR. Ii folgende Beitragssäße:

Im allgemeinen

f. Schwerkriegsbeschädigte 11. Sozialrentner,

50 Pfennig monatlich

30 Pfennig monatlich

Auch die finanziellen Leistungen, die von den Mitgliedera der SAR. II verlangt werden, sind also nicht derart, daß sie nicht vom größten Teil des in Frage kommenden Personen freis getragen werden könnten! Ich darf daher auch erwarten, daß keiner unserer Kameraden mit der Meldung zurückhält: Nicht der Angestellte und Arbeiter, dessen Lebensgrund­lage das Bestehen und der Schuß industrieller Handwerks­und Handelsbetriebe ist,

nicht der selbständige Geschäftsmann, dessen Unternehmen im Falle eines Feindeinfalles vernichtet wird,

nicht der Bauer, dessen Haus und Hof des Schutzes bedarf, alle nicht, da es im Notfalle gilt, dem Vaterlande nicht seine Hilfe zu versagen, dem Feinde das Ueberschreiten der Reichs­grenzen zu verwehren und damit Haus und Hof, Familie, Hab und Gut vor feindlichem Zugriff zu bewahren.

Jeder unserer jeßigen Kameraden, der sich diesem Dienst entzieht, indem er der SAR. II nicht beitritt und sein Abseits­stehen nicht genügend begründen fann, schließt sich damit aus unserer Gemeinschaft aus, für ihn ist kein Plas im Kreise von Kameraden, die auch im neuen Deutschland   sich ihrer soldatischen Pflichten bewußt sind.

Darum heraus mit dem unterschriebenen Verpflichtungs­schein, hinein in die SA. Res. II.

Abzeichen und Ausweise werden später über die Vereins­führer zugestellt. Mit fameradschaftlichem Gruß Heil Hitler  ! gez. Stepp,

Hptm. a. D., Bezirksführer.

Der rote Sieg in Schweden  

Die gleichgeschaltete Presse hat die Sprache verloren

Soweit die nationalsozialistischen und die gleichgeschalteten Zeitungen überhaupt von dem gewaltigen Wahlfieg der Sozialdemokratie in Schweden   Kenntnis nehmen, tun sie es an versteckter Stelle.

Das Deutsche   Nachrichtenbüro meldet das Ergebnis im germanischen Norden wie folgt:

dnb. Stockholm  , den 17. September 1984. Von den bisher abgegebenen gültigen Stimmen für die Wahlen zu den Landsthingen haben die Konservativen 372 000, die Landwirtschaftliche Partei 279.000, die Voltss

partei 207 000, die Sozialdemokraten 682 000, die Sozialis stische Partei 58 000, die der Komintern angehörenden Kom: munisten 42 000 und die Schwedischen Nationalsozialisten 9000 Stimmen erhalten.

Da die Wahlen zu den Landsthingen noch nicht abgeschlossen sind, kann ein endgültiges Urteil über das Ergebnis noch nicht abgegeben werden. In politischen Kreifen wird jedoch die Ansicht vertreten, daß die Stimmengewinne der Sozial­demokraten ihnen doch wohl nicht die absolute Mehrheit Gortfebung fiebe 2, Seite,

die Reichsregierung über die Einkreisung Frankreichs   ges macht worden sein. Nun will Hitler   diese Pläne den Fran­zosen in die Hände spielen. Vielleicht ist es sogar schon ges schehen und möglicherweise recht vergröbert.

Es ist natürlich ausgeschlossen, daß ein solches Rachestückchen ernsthafte außenpolitische Verhandlungen stört; es kann nur als ein neuer Beweis der Intrigantenpolitik des jetzigen Berliner   Regimes wirken.

Spanien   in Unruhe

( Von unserem Berichterstatter)

I. W. Madrid  , 16. September 1934. Die politischen Ferien in Spanien   sind vorüber, wenn auch das Parlament noch geschlossen bleibt. Eine dicke Wolke voll Unruhe und Erregung lagert über dem Land. Die Sommerhitze, die die politischen Gegner ein bißchen ausschnaufen ließ, hat nachgelassen. Man besinnt sich wieder auf die alten Feindschaften, auf Forderungen und Gegenforderungen.

Gil Robles  , der Führer der katholischen Volksaktion, rief seine Freunde zu einem Massentreffen nach dem Wall­fahrtsort Covadonga   in der Provinz Asturien  . Wie vor einigen Monaten im Kloster El Escorial  , wollte er auch diesmal dem Lande zeigen, daß hinter ihm die katholischen Massen ständen. Und wieder, wie damals, nur kläglicher, mißlang der geplante Akt. Die asturianischen Arbeiter waren in Generalstreik getreten, der die ganze Provinz umfaßte. Kein Eisenbahnzug verkehrte auf den Klein­bahnlinien nach Covadonga, kein Autobus konnte ohne Hindernisse auf der Landstraße passieren, Brücken waren gesprengt, Straßen und Schienen aufgerissen worden, um die Anfahrt der Klerikalfaschisten wenn nicht ganz zu ver­hindern, so doch zu erschweren. Vor dem angekündigten Tage, Sonntag, hatten sich jedoch bereits 1000 Vorsichtige eingefunden und weiteren tausend gelang es am Sonntag zu erscheinen. Sie bildeten die Massenfolie für die Rede Gil Robles  .

Diese Rede hat eine eminente Bedeutung für die zu­künftige Politik Spaniens  . Sie wendet sich eindeutig gegen die bisher unterstützte Regierung Samper, die als schwach und ungeschickt bezeichnet wird und nicht mehr des Vertrauens der klerikalen Rechten würdig sei. Gil Robles  wünscht ein neues, starkes Kabinett, das aus der jetzigen Parlamentsmehrheit hervorgehen soll, eventuell von den Liberal Demokraten zu bilden wäre, und, falls dies nicht zustandekäme, verkündet er die Bereitschaft der Volks aktion, selbst die Macht zu übernehmen.

Der Kampf des Klerikalfaschismus gegen die Linke ist somit in ein neues Stadium vielleicht in sein End­stadium getreten. Eine starke" Regierung im Sinne des Gil Robles   heißt: Unterdrückung jeglicher freiheit­licher Regungen der organisierten Arbeiterschaft und der mit ihnen sympathisierenden Linksrepublikaner. Das Kabinett Samper hat die Vorarbeiten geleistet. Es hat mit Verfolgungen und Unterdrückungen aller Art gegen die Linke erfolgreich gearbeitet, aber es hat- nach Gil Robles   Meinung zu sehr seine privaten Interessen als die der Nation( worunter einzig und allein die katholische Rechte zu verstehen ist) vertreten.

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Samper bleiben zwei Wege offen: Entweder Gil Robles  ' Mahnungen auf schnellstem Wege zu beherzigen und den Druck gegen die Linke mit Machtmitteln aller Art bis zu ihrer vollständigen Unschädlichmachung zu verstärken oder abzudanken. Jm allgemeinen rechnet man mit dem Rück­tritt feines Kabinetts, aber es ist auch möglich, daß Lerroug, der wiederholt mit Gil Robles   und mit Alcala Zamora   verhandelt hat, einen anderen Ausweg findet, so daß nur eine Teilkrise stattfindet und einige der schwäch­lichsten" Minister durch andere, robustere, ersetzt werden.

Die Probleme, die vor allem zu bereinigen sind, sind die Konflikte der Zentralmacht mit Ratalanien und den Baskenlanden. Die Lage spitzt sich hier von Tag zu Tag mehr zu. Jn Katalanien hat die Befürwortung der von der Generalität von Barcelona   für illegal erklärten Protestversammlung der katalanischen   Grundbesitzer in