eine bessere Zukunft, die anderen stellen sich hinter ihn, weil fie nach ihm nur das bolschewistische Chaos sehen. Die einen glauben. daß er schließlich doch seine zweifelhaften Freunde in der Wirtschaft und der Wehrmacht unterfriegen wird, die anderen verlassen sich darauf, daß es gerade umgekehrt kommen wird. Diese innere Gegensätzlichkeit der HitlerMehrheit festzustellen, wichtiger als eine Spekulation über die Zahl derjenigen, die sich aus freiem Entschluß für Hitler entschieden haben.
Fortschritt
Hoiell in
Nach dem 12. November 1933 waren viele Gegner des Regimes niedergeschlagen. Auch wenn sie vorher mit einer fast 100prozentigen Mehrheit für Hitler gerechnet hatten, wirfte die Bestätigung dieser Erwartung noch sehr entmutigend. Bei der Abstimmung vom 19. August hat sich eine andere Tendenz bemerkbar gemacht. Manche Gegner des Regimes jagten: Es ist ganz gleichgültig, wie die Abstimmung ausfällt und Hitler mag ruhig im unflaren sein über die tatsächlichen Kräfte der Abwehrfront. Oder nach der Abstimmung: Auch wenn Hitler 100 Prozent bekommen hätte, hätten sich die
Sozialisten dadurch nicht mehr beeinflussen lassen. Das Wahlresultat steht ja doch von Anfang an fest.
Wenn wir den Fortschritt feststellen, den diese Haltung zum 19. August verglichen mit der Depressionswelle nach dem 12. November darstellt, so dürfen wir eins nicht übersehen: ohne Zweifel ist die wahre Volksabstimmung ganz anders als das Wahlergebnis, aber daß es gelungen ist, so weit verbreitete Mißstimmung gegen das Regime durch Terror und Betrug in eine allgemeine Treuekundgebung für das Regime umzufälschen, gibt doch zu bedenken. Solange sich die Massen diesem Terror beugen, solange wird er angewandt werden. Solange es möglich ist, in dieser Weise eine Wahl zu machen", solange wird man wählen lassen. Deshalb find solche Wahlen auch für die Gegner des Regimes nicht ganz unwichtige Gradmeffer: nicht weil sie einen zuverlässigen Ausdruck der Volksstimmung darstellen, sondern gerade, weil er möglich ist, diese Volfsstimmung in das Gegenteil umzufälschen. Aber Mißstimmung und Ablehnung, durch diese künstlichen Dämme nur zurückgestaut, werden in ihrem Anwachsen dadurch nicht aufgehalten, sondern in ihrer gesammelten Wucht nur noch verstärkt. Und eines Tages werden die Dämme brechen.
Rußlands große Mehrheit in Genf
Lebhafte Debatte der Außenminister
Die sowjetrussische„ Isvestia", das amtliche Moskauer Blatt, gibt eine längere Begründung
Im Völkerbund wurde am Montag über die Entschließung, die die Aufnahme Sowjetrußlands in den Völkerbund empfiehlt, abgestimmt. Die Abstimmung ergab folgendes Resultat: 38 Stimmen für die Aufnahme, 3 dagegen, 7 Stimmenthaltungen. Dagegen stimmten Portugal , Holland und die Schweiz ; der Stimme haben sich enthalten: Belgien , Luxemburg , Argentinien , Venezuela , Paraguay , Nicaragua und Kuba .
Am Mittwoch wird die Vollversammlung des Bölferbundes dann die endgültige Aufnahme Rußlands beschließen und ihm einen ständigen Ratssiß zuerkennen. Drei Staaten waren bei der Abstimmung abwesend.
Die letzten Debatten
Als erster Redner sprach der portugiesische Außenminister Da Mata.
Er begründete mit deutlichen, aber vorsichtigen Worten die
rußlands begrüße. Ein so wichtiger Teil Europas könne nicht außerhalb des Völkerbundes bleiben. Sein Land wolle loyal mit Sowjetrußland zusammenarbeiten. Er hoffe, daß Ruß lands Eintritt der Sicherung des Friedens dienen werde. Danach sprachen der fanadische Ministerpräsident Bennett, der türkische Außenminister Temfit Rudschi Ben und Mada riaga für Spanien , die sich sämtlich für die Aufnahme auss sprachen und den Eintritt Rußlands im Namen ihres Volfes begrüßten.
Dann schlug er eine Entschließung vor, in der zum Ausdruck gebracht wird, daß die sechste Kommission in Erwägung der an Rußland durch 34 Staaten ergangenen Einladung und in Würdigung der russischen Antwort, in der die Sowjet union sich zur Erfüllung der für alle Völkerbundsmächte geltenden internationalen Verpflichtungen bereit erklärt, der Vollversammlung die Aufnahme Sowjetrußlands in den Völkerbund empfiehlt. Diese Entschließung wurde in namentStimmen( Schweiz , Holland , Portugal ) und bei sieben Stimmenthaltungen, hauptsächlich südamerikanischer Staaten, angenommen.
dazu geführt, daß die Mehrheit der Völkerbundsmitglieder sich an die Sowjetunion mit dem Vorschlag gewandt habe, dem Völkerbund beizutreten. Die kapitalistische Welt sei heute in zwei Gruppen geteilt, nämlich in die Mächte, die in der augenblicklich gegebenen geschichtlichen Epoche(!) einen Krieg nicht anstreben, weil ein Krieg sie mit dem Verlust ihrer Eroberungen bedrohen würde, sowie auf der anderen Seite die Mächte, die mit der heutigen Lage unzufrieden bereit seien, zu dem abenteuerlichen Versuch im Kriege einen Ausweg zu suchen.
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3wei Großmächte, nämlich Deutschland und Japan , hätten den Völkerbund verlassen, um sich den Verpflichtungen aus den Völkerbundsstatuten zu entziehen"(!).
Die Sowjetunion fenne alle Mängel des Völkerbundes, in denen sich der soziale Charakter der in ihm vertretenen Regierungen widerspiegele". Sie wisse, daß der Völker bund in der Bergangenheit nicht in der Lage war, irgend welche ernste Maßnahmen für den Schutz des Friedens: wertes zu unternehmen. Gleichzeitig sehe sie jedoch, daß ein Teil der dem Völkerbund angehörenden Staaten des Friedenswerk verteidigen wolle. Deshalb habe sie es als Pflicht betrachtet, der Einladung dieser Mächte entgegen: zukommen. Trogdem vergesse die Sowjetregierung nicht, daß für eine Reihe von Mitgliedsstaaten, ohne erst von denen zu sprechen, die ihn verlassen hätten, die Feindschaft gegenüber dem Lande des Sozialismus sich stärker erwei fen fönne als die Furcht vor dem Kriege. Deswegen dürfe die öffentliche Meinung der Sowjetunion , indem sie die Bereitschaft der Sowjetregierung, dem Völkerbunde bei: zutreten, voll und ganz begrüße, doch keinen Augenblick vergessen, daß das Friedenswerk vor allem von zwei Fak= toren abhänge, nämlich vom Willen zum Frieden bei den Voltsmassen aller Länder und von der Stärke der Sowjet: union. Je stärker die Cowjetunion sein werde, je fester die Rote Armee sei, die an den Grenzen die Wacht für Rußlands Unabhängigkeit darstelle, desto mehr müßten die Abenteurer des Imperialismus fürchten, eine aggressive Politik zu führen, die nur mit ihrer völligen Zerschmetterung enden könne.
Die Marxistische Arbeiterschule
eröffnet das Wintersemester 1934/35 mit einer großen öffentlichen Kundgebung Freitag, den 21. September 1934, um 8 Uhr abend. im Saale F. der Mutualité. Thema: Die aktuelle Lage in Deutschland . Freie Diskussion. Eintritt frei! Erscheint in Massen!
licher Abstimmung mit 38 Ja- Stimmen gegen brei Rein- BRIEFKASTEN
ablehnende Saltung feines Landes. Da Mata erklärte, da Erste sowjet- amtliche Äußerung
der Eintritt Sowjetrußlands im Gegensatz zur Idee des Völkerbundes stehen würde. Er sei überzeugt, daß die Som Ein Aufsatz der ,, Isvestia" jetunion nach ihrem Eintritt iene Propaganda noch wirffamer gestalten könne, deren Zweck es sei, die Grundlagen der Staaten zu zerstören. Da Mata wies ferner darauf hin, daß die Sowjetunion von einer Reihe von Staaten heute noch nicht anerkannt worden sei.
Noch stärfere Beachtung als die Erklärung des portugiesischen Delegierten fand die anschließende große Rede des schweizerischen ersten Delegierten, Bundesrat
Motta.
Die Schweiz , führte Motta aus, sei in einer besonderen Lage. Sie habe den Eintritt in den Völkerbund erst nach einer hart umstrittenen Volksbefragung vollzogen. Die Gründer des Völkerbundes hätten der Schweiz dann das Vertrauen bezeugt, indem sie Genf zum Siß des Völkerbundes bestimmten. Die Schweiz sei stets eine grundsätzliche Anhänaerin der Universalität des Wölferbundes gewesen. Schon im Jahre 1924 habe er persönlich dem Wunsch Ausdruck verliehen, daß Rußland einmal mit dem Völkerbund zusammenarbeiten werde. Die Schweiz habe bei aller Freundschaft zum russischen Volf aber niemals das gegenwärtige Regiment anerfennen wollen. Auf Grund dieser Ablehnung würde sich die Schweiz auch jetzt gegen die Aufnahme Rußlands in den Wölferbund wenden.
Die weiteren Ausführungen Mottas beschäftigen sich mit den sattsam bekannten Vorwürfen gegen Rußland , die von fait allen anderen Staaten darin als gegenstandslos hingestellt wurden, daß sie mit verschwindenden Ausnahmen sich für die Aufnahme Rußlands onsgesprochen haben.
Nach dem Bundespräsident Motta begründeten der belgische Ministerpräsident Jaipar, der holländische Außenminister de Graff , der argentinische Botschafter antilo ihre Bedenken und Einwände gegen die Aufnahme Sowjetrußlands.
Danach ergriff der französische Außenminister Barthou
das Wort, um in gründlichen Ausführungen die insbeson dere von der Schweiz vorgebrachten Argumente zu widerlegen und alle Gründe sprechen zu lassen, die gebieterisch die Aufnahme Rußlands in den Völkerbund verlangen. Die Aufnahme der Sowjetunion liene im Interesse Europas , des Völkerbundes und des Friedens. England, Frankreich und Italien hätten zusammen mit Polen die Verantwortung für die Aufnahme Rußlands auf sich genommen. Nach Barthou sprach der englische Vertreter Eden.
Er brachte die Zustimmung seiner Regierung zur Aufnahme Sowjetrußlands in den Völferbund zum Ausdruck, England habe immer die Universalität des Völferbundes verlangt und sei daher auch jetzt der Meinung, daß ein so großes Land wie Rußland mit einer so zahlreichen Bevölkerung nicht anßerhalb des Völkerbundes bleiben könne. Aloisi
begründete Italiens Stellung für den Eintritt Sowjetrußlands. Sein Land teile den Standpunkt Frankreichs und Englands und halte eine Aufnahme der Sowjetunion in den Völferbund für eine unbedingte Notwendigkeit.
Bemerkenswert war die Erklärung des polnischen Außen
ministers
Oberst v. Beck,
der dem Eintritt Sowjetrußlands zustimmte. Bed erinnerte an die Wiederaufnahme auter Beziehungen seines Landes zu Sowjetrußland. Er begrüßte zum Schluß, daß Sowjetrußland nunmehr im Völkerbund ein Faftor internationaler Friedenssicherung werde. Diese Bemerkungen des Obersten Bed wurden mit besonderer Aufmerksamkeit entgegengenommen. Befanntlich hatte Polen vor kurzem sich noch gegen Rußlands Aufnahme ausgesprochen. Besonders eindrucksvoll waren die Ausführungen des augenblicklichen Ratspräsidenten Benesch.
Moskau, 17. September.
Die öffentliche Meinung Sowjetrußlands nimmt mit Befriedigung Kenntnis von der bevorstehenden Aufnahme Ruß lands in den Völkerbund. Die offiziöse„ Jsvestia" nimmt Lesonders eingehend Stellung zu dieser neuen politischen Lage:
Das Blatt stellt zunächst fest, daß die Einladung der Sowjetregierung nach Genf und die Annahme dieser Einladung ein Ereignis von größter politischer Bedeutung darstelle. In dem geschichtlichen Rückblick, der sich an diese Feststellung anschließt, heißt es, der Völkerbund , der entstanden sei als eine Organisation der Siegerstaaten, habe seine Spize nicht nur gegen die im Kriege Besiegten, sondern auch gegen den damals auffommenden ersten Staat der Werktätigen, der den Sozialismus verwirklichte", gerichtet.
Der Versuch, den Willen der siegreichen fapitalistischen Staaten der Arbeiterklasse und der Bauernschaft Rußlands aufzuzwingen, sei durch die vereinigten Anstrengungen der Volksmassen siegreich abgewehrt worden. Von dem„ allge= meinen Haß der kapitalistischen Welt umringt", habe die Sowjetregierung das durch einen imperialistischen Krieg zerrüttete Land aus dem Zerfall emporgehoben und zum Aufbau des Sozialismus geführt.
Eine 17jährige Geschichte proletarischer Revolution habe zum riesigen Anwachsen der wirtschaftlichen, politischen und fulturellen Macht Sowjetrußlands geführt. Auf Grund dieses Wachstums habe Sowjetrußland eine Rote Armee schaf= fen können, die in der Lage sei, jeden Angriff abzuwehren. Aber ihre wachsende Macht habe die Sowjetunion nicht auf den Weg der Kriegsabenteuer, auf den Weg eines„ roten Imperialismus" geführt, wie kapitalistische Verleumder behaupten wollten, sondern die Sowjetunion sei ein Hort des Kampfes um den Frieden geworden. Nicht nur habe sie ihren nächsten Nachbarn die Hand entgegengestreckt, mit denen sie Nichtangriffspakte abschloß, sondern sie habe auch an sämtlichen Friedenskonferenzen teilgenommen, die der Völferbund einberief ungeachtet dessen feindlicher Einstellung gegenüber Sowjetrußland".
Die Sowjetunion habe den radifalsten Plan, nämlich die totale Abrüstung, vorgeschlagen, was allerdings nicht angenommen worden sei. Das Auftreten der Sowjetunion habe jedoch eine Rolle gespielt. Es habe bewiesen, daß sie der ,, einzige Staat" sei, der tatsächlich das Friedenswerk dauernd verteidige.
Die Ehrlichkeit der sowjetrussischen Friedensbestrebungen set schließlich auch im Auslande anerkannt worden, und habe
Die„ Saarbrücker Zeitung " tut genau das, was wir erwartet haben: sie stellt sich unserer Aufforderung nicht. Weder in einer freien Diskusion, noch vor Gericht hat sie etwas Sachliches gegen unsere rein historische Feststellung vorzubringen, daß der alte Hin= denburg den deutschen Staat einer Räuberbande ausgeliefert hat. Ebenso hütet sie sich, auf die Schenkungs- und Subventionsgeschichten der Familie Hindenburg , auf den Osthilfeskandal und die Ermordung Schleichers mit einem Wort einzugehen. Da ihr die Regierungsfomminion mit einem Verbot unserer Zeitung abfelut nicht zu Hilfe kommen will, bleibt der Saarbrüder Zeitung" nur ein Troit: sie hofft seufzend, daß die gefürchtete Deutsche Freiheit" nach dem 13. Januar im Saargebiet nicht mehr erscheinen dürfe. Darin soll sie sich täuschen.
Esch ( Alzette ). Sie schreiben uns:„ Wäre es Ihnen nicht möglich, im Briefkasten eine Anfrage zu richten nach dem Verbleib des Oberregierungsrates Herrn Karl Edmund Weinbrenner, Duis burg. Er wurde im vergangenen Jahre in Bad Neuenahr , wo er zur Nachfur weilte, von den Nazis ohne irgend weichen Grund verhaftet und ist seitdem verschollen. Es ist bis heute unmöglich gewesen, irgend eine Nachricht über den Verbleib zu erhalten. Weinbrenner gehörte der Zentrumspartei in Duisburg an. Er war Direktor des Arbeitsamtes in Duisburg . Irgend ein Vergehen hat sich Weinbrenner nie zuschulden kommen lagen. Es ist ja immerhin möglich, daß irgendein Leser Ihrer Zeitung etwas Näheres über den Verbleib erfahren hat, zumal Weinbrenner ja eine befannte Persönlichkeit war."
Ans Baden wird uns geschrieben:„ Es wird Ihnen nicht unbekannt sein, daß Ihre Zeitung, aus der wir„ Nichtgleichgeschalteten" mehr an Tatsachen erfahren, als alle Goebbels- Blätter uns täglich beweihräuchernd vorseßen, auch in Baden oft von Hand zu. Hand geht. Eine Notiz, die in der Frankfurter Zeitung " stand, möchte ich Ihrer Aufmerksamkeit empfehlen, da sie die helle Empörung von una evangelischen Christen hervorrufen muß. Der evangelische Oberkirchenrat Karlsruhe hat es in seiner Servilität fertiggebracht, in den Kirchen die Fürbitte nicht wie bisher für die Obrigkeit, sondern auf den„ Osaf" persönlich auszudehnen, also auf den Mann, der die Verantwortung für das Blut all derer trägt, die nur wegen ihrer anderen politischen Ueberzeugung mißhandelt, auf der Flucht erschossen", feige gemordet worden sind. Ich habe mir erlaubt, diese meine Meinung, die auch die Meinung von Millionen deutscher evangelischer Christen ist, in einem Brief dem Karlsruher Oberkirchenrat befanntzugeben, und hinzugefügt, daß, wenn Christus heute nochmals am Kreuz zu sterben hätte, er diesen Mann,- den auch in Baden Tausende als einen Sadisten, einen haltlosen Phantasten und Reichsverderber ansehen, voll seiner Gnade ausschließen müßte. Mit einem Interesse, daß Sie im „ Musterländle" Baden kaum für möglich halten( der Jüngling Wagner wird oft als fomische Figur betrachtet), verfolgen wir Ahren Freiheitskampf an der Saar und können es verstehen, wenn Sie leidenschaftlich für Deutschland eintreten, aber von den Seg nungen, mit denen uns das Reich der braunen Bonzen beglückt", nichts wissen wollen.
Die unmögliche„ Abrüstungs"-Kom.CICHZ
Henderson verschiebt sie wieder einmal
( Von unserem Korrespondenten)
„ Herr Henderson hat wiederum die Einberufung der Entwaffnungsfonferenz. deren Vorsitzender er ist, hinausgeschoben. Er versucht diese Entscheidung mit verschiedenen Vorwänden zu rechtfertigen, wie dem Eintritt Rußlands in den Völkerbund und die Verhandlungen über den Ostpakt. Aber wenn er es wagen würde, die Wahrheit zu sagen, so würde er ganz einfach seinen Kollegen erklären:„ Die Furcht mich lächerlich zu machen, zwingt mich, unsere Verhandlungen auf den St. Nimmerleinstag zu vertagen."
Mit diesen Worten leitet Gallus seine Betrachtungen über die Abrüstungskomödie im Intransigeant" ein. Er meint, alle Länder der Erde hätten tatsächlich ihre Rüstungen entweder vermehrt oder sie setzten diese Vergrößerungen noch fort. Selbst das in der Rüstungsfrage so störrische England habe sich entschlossen, eine Luftilotte zu bauen, die es mit allen anderen Luftflotten aufnehmen könne. Italien sei sehr starf militarisiert. Auch Rußland sei es genau wie Japan . Die Kleine Entente , sagt Gallus weiter, fann über bedeutende Truppenmassen verfügen. Die Vereinigten Staaten
haben eine gewaltige Marine, und Frankreich baut seine mächtigen Festungswerte weiter aus. Ich weiß wohl, fährt er dann fort, daß die Delegierten der Entwaffnungsfonferenz bei ihren Verhandlungen immer so taten, als wüßten sic nichts von den Maßnahmen der Kriegsminister ihrer Länder. Sie hätten sich auch noch ein weiteres Mal uninformiert über die Tatsachen gebärden und bewundernswerte Theorien entwickeln können. Aber die Zuhörer hätten doch wohl Mühe gehabt, nicht darüber zu lachen.
Herr Henderson, so schließt Gallus seine Ausführungen, hat das verstanden. Er verzichtet darauf, ein Schauspiel zu bieten, das er für ernst und bedeutsam ansah, und das doch schon lange eine Komödie war. Und er tut gut daran. Er wird auch im November, woran wir nicht zweifeln, irgendwelche ausgezeichneten Gründe finden, um die Verhandauf den Nimmerleinstag zu verschieben.
Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Pig in Dud. weiler; für Inserate: Ctto Kuhn in Eaarbrüden. Rotationsdruc und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden 3, Etgenstraße 8, Eließfach 776 Saarbrüden,