dauert infolgedessen an. Wir bewundern ihren Herois
festgestellt, daß vor Hitlers Machtergreifung die Mehr Die Versöhnung" der Neinsager mus, verurteilen aber auch keineswegs diejenigen, die
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hett an der Saar zugunsten der Rückgliederung mindestens 95 Prozent betragen hätte. Ich habe dabei die„ Saar brücker Zeitung " weiß es, denn ihr hat das Stenogramm dieser Reden vorgelegen, aber sie unterschlägt es- einen begeisterten Ausspruch Max Brauns in diesem Sinne auf dem sozialistischen Parteitag zu Magdeburg im Jahre 1929 zitiert. Die heutige, wachsende Opposition, erklärte ich weiter, gelte also nicht Deutschland , sondern ausschließlich dem Hitler Regime. Und des halb regte ich an( am 3. Juli), man müsse den Hitler Propagandisten gegen den Status quo das Argument aus der Hand schlagen, daß, falls eine Mehrheit gegen die Rückgliederung am 13. Januar zustande käme, das SaarBolk auf ewig die Gelegenheit zur Rückkehr ins Reich verscherze. Daher müßten Wittel und Wege gefunden werden, um der Saar - Bevölkerung klar zu machen, daß fie im Falle einer Status- quo- Mehrheit später, nach einer Wiederherstellung demokratischer und zivilisierter Zustände im Reich, die Möglichkeit haben würde, in einem zweiten Plebiszit für die Rückgliederung zu stimmen.
Diese Anregung habe ich ohne besondere Fühlungnahme mit meinen Parteifreunden an der Saar in die Debatte geworfen. Erst später habe ich zu meiner Freude er. fahren, daß derselbe Gedanke auch von Max Braun und anderen bereits früher zur Sprache gebracht worden war. Und drei Wochen später habe ich mit Genugtuung gelesen, daß die Exekutive der Sozialistischen Arbeiterinternationale auf ihrer Brüffeler Tagung Ende Juli diesen Gedankengang in noch klarerer Formulierung, als ich es in meiner völlig improvisierten Ansprache hatte tun können, zur Forderung erhoben hat.
Nun behauptet die„ Saarbrücker Zeitung ", der fran zösische Abgeordnete André Fribourg hätte mich nach vielen Verbeugungen" abfahren lassen. Das ist eine bemußte Jrreführung. Die Polemik Fribourgs gegen mich bezog sich ausschließlich auf zwei Bunkte meiner Rede: 1. auf meine Ansicht, daß die französische Regierung sich bei der Festsetzung des 13. Januar 1935 als Abstimmungstag vorzeitig mit papiernen Garantien bezüglich eines wirklich freien Plebiszits begnügt hätte; 2. auf meine Mahnung, die jeßige Opposition gegen Hitler an der Saar rich mi: den ehemaligen Separatisten am Rhein zu ver gleichen, denn mit diesem schiefen Vergleich spiele man nu: ben Hitler - Agenten in die Hände.
Mit keinem Worte hat Herr Fribourg gegen meine evenerwähnte Anregung Stellung genommen. Auch Herr Gabriel Perreux, der den Vorsitz führte, hat sich keineswegs dagegen gewandt. Daß er meine Ausführungen als eine„ deutsche Auffassung" bezeichnete, hätte ich nur dann als Kränkung empfinden können, wenn er damit gemeint hätte, ich verträte einen hitlerdeutschen Standpunkt. Seine Redewendung ist natürlich von jedem Anwesenden so verstanden worden, wie sie gemeint war: meine Ausführungen und Anregungen seien schon deshalb beachtens mert, weil sie von einem Manne stammten, den er nach wie vor als einen Deutschen betrachte.
Mit besonderer Genugtuung habe ich seither feststellen können, daß sich der Gedanke einer zweiten Abstimmungsmöglichkeit nach dem Status quo trotz aller ursprüng lichen formaljuristischen Schwierigkeiten immer stärker Bahn bricht. Die jüngste französische Note enthält einen unzmeideutigen Hinweis auf diese Möglichkeit. Es ist eine Dreistigkeit der„ Saarbrücker Zeitung ", dies zu bestreiten, denn sie kennt sehr wohl die inspirierten Erklärungen, die die führenden Pariser Blätter am Tage nach ihrer Veröffentlichung gedruckt haben und in denen ausdrücklich betont wurde, daß damit ein Gedanke Mag Brauns und der Sozialistischen Arbeiterinternationale aufgegriffen worden sei.
Aus der Haltung der„ Saarbrücker Zeitung " läßt sich deutlich erkennen, wie sehr Hitler Deutschland die Jdee einer zweiten Bolksabstimmung als einer späteren Korrekturmöglichkeit für den Status quo fürchtet. Sie beweist mir jedenfalls, wie sehr ich in meiner Rede am 3. Juli das Richtige getroffen hatte und ich bin der„ Saar brücker Zeitung " für ihre nachträgliche Bestätigung dankbar. Ich werde auch weiterhin mit allen meinen Kräften als Emigrant, ob in der Saar - oder in allen anderen Fragen gegen Hitler kämpfen, das heißt: für Deutschland !
Das Neueste
Die amerikanischen Streikunruhen haben am Mitt: woch wieder zugenommen. In Nord- und Südkaro lina haben bisher neun Personen bei den Unruhen den Tod gefunden.
Der Staat Jalisco in Mexiko wurde von zahl: reichen heftigen Erdstößen heimgesucht, die großen Schaden anrichteten.
Bei Weihei weiin China tenterte e in chinesischer Marineten der. 20 Matrosen sind ertranfen, 60 werden vermißt.
Die Gesamtzahl der Todesopfer des amerikanischen Textil arbeiterstreits stellt sich gegenwärtig auf dreizehn, troß des Schuges durch die Nationalgarde. Die Zahl der Streifenden beträgt 421 000.
Einer Exchangemeldung aus Genf zufolge haben Barthon und Litwinow den Plan eines Pattes gegenseitigen Beiftandes teineswegs aufgegeben. Der franzöfifche, Storre fpondent des Daily Telegraph " meldet, die Weigerung Deutschlands und das mögliche Fernbleiben Polens würden Frankreich und die Sowjetunion nicht davon abhalten, einen Baft mit allen europäischen Mächten zu schließen, die zum Beitritt bereit seien.
561 Jahre Kerker
In einem Monat
Paris , 20. Sept.( Inpreß): Nach einer vorläufigen Statistik der„ Roten Hilfe" wurden in Deutschland im Monat Auguſt allein 362 Jahre Zuchthaus und 209 Jahre Gefängnis für politische Delitte verhängt. Die Vergleichszahlen mit dem Monat Auguft im Vorjahr weisen nur" 140 Jahre Zuchthaus und 109 Jahre Gefängnis auf. Im vergangenen Monat verhängten somit die faschistischen Gerichte mehr als das Doppelte an Strafen als im Vorjahr. Davon entfallen auf die Tätigkeit des neugeschaffenen sogenannten„ Volksgerichts" im ersten tonat seines Bestandes allein 115 Jahre Zuchthaus und 32 Jahre Gefähgnis.
Fortiebung von Seite 1.
und Sozialdemokraten verhaftet worden, und zwar am meisten in den katholischen Gebieten Westdeutschlands, die viele Neinstimmen aufgebracht haben. Auch frühere Zentrumsleute befinden sich unter den Verhafteten.
Richtig ist, daß nach dem 19. August auch einige bekannte Sozialdemokraten entlassen worden sind, darunter der frühere Berliner Reichstagsabgeordnete Künstler. Verschwiegen wird aber, daß alle zur Entlassung gekommenen Gegner Hitlers sich schriftlich verpflichten müssen, jede weitere margistische Tätigkeit zu unterlassen und jeden Verkehr mit ihren früheren Freunden abzu brechen. Einige führende Sozialdemokraten, deren Namen wir verschweigen, um die Gefahr für sie nicht noch zu vermehren, haben die Unterschrift verweigert, und ihre Haft
eine erpreßte Loyalitätserklärung abgeben, um endlich die Freiheit zu erlangen. Wie klein zeigt sich Deutschlands Führer", daß er seine Opfer zu einer solchen Erklärung nötigt.
Der frühere Abgeordnete Künstler ist, wie die meisten Entlassenen, in einem bejammernswerten Zustande. Unter den noch immer in Haft Befindlichen ist der frühere Führer der sozialdemokratischen Landtagsfraktion Preußens, Ernst Heilmann . Er befindet sich in Polizeihaft und hat über seine Behandlung nicht mehr zu klagen. Anscheinend gibt man ihm aber die Freiheit nicht, weil er nach den entsetzlichen Folterungen im Konzentrationslager zu einer Ruine geworden und ein lebendiges Zeugnis der schändlichen Greuel ist, die Sitler und die Banditen zu verantworten haben, denen wehrlose Gefangene im Konzentrationslager ausgeliefert worden sind.
Reichsbischof
will..romfreie Kirche"
Offene Kampfansage des offiziellen Kirchenbeauftragten Adolf Hitlers gegen Katholiken, Juden Die wichtigsten Stellen der Rede Müllers vom amtlichen Deutund oppositionelle Geistliche - Pfarrer Die Kämpfe in Süddeutschland gehen weiter
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schen Nachrichtenbüro unterschlagen in Schutzhaft
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Berlin , 20. Sept. Nach wie vor hält sich Hannover als Sitz der Opposition gegen die Berliner Reichsfirchenzentrale Müllers. Der Landesbischof Marahren ist bisher nicht niedergezwungen worden. Mehr als 600 Pfarrer und Zehn tausende der Gläubigen stehen bekennerisch hinter ihm. Soeben hat nun der Reichsbisch of höchstpersönlich versucht, die Ungetreuen von Hannover wieder zu gewinnen. Im Kuppelsaal der Stadthalle von Hannover hielt er in überfüllter Versammlung eine Rede, die deutlicher als alle bis herigen Kundgebungen erfennen läßt, in welcher Zielrich tung die Reichskirchenregierung mit seinem hitlertreuen Reichsbischof wandeln will.
Der Reichsbischof stellt an die Spitze seiner Rede den Grundsatz, daß die evangelische Kirche sich in den nationalsozialistischen Staat einzuordnen habe. Der National sozialismus ist für ihn der Appell an den natürlichen Instinkt des Menschen, an das innerste Wesen, an das Gefühl für Freiheit, für Ehre, Anstand und Zucht, eine Bewegung, die ihre Kraft aus Treue, Gehorsam, Glauben und Gottvertrauen genommen habe". Aus diesen Gründen habe er sich der Bewegung angeschlossen, und als er dann mit dem Führer zufammengefommen sei, da babe er fich gejagt:„ Ich gehöre an die Seite bicies Mannes, solange ich auf Erden lebe." Es wird eine Zeit geben, wo solche Sage, gesprochen vom ersten Repräsentanten der evangelischen Kirche, als Anzeichen der tiefsten Erniedrigung des Protestantismus gewertet werden dürften. Wir haben keinen Anlaß, uns mit ihnen auseinanderzusetzen.
In dieser Rede ließ der Reichsbischof zum ersten Male deutlich erkennen, daß sich die Vereinheitlichung der evan gelischen Kirche feineswegs nur auf die Organisation bezieht. Er sagte wörtlich:
"
Was wir wollen, ist eine romfreie deutsche Kirche. Das Ziel, für das wir fämpfen, ist: Ein Staat, ein Bolt, eine Kirche."
Der Reichsbischof fagt also offen dem Katholizismus den Stampf an. Die fatholische Glaubenswelt ist ohne den Papst, also ohne„ Rom ", nicht denkbar. Damit wird dem Katholizismus als gleichberechtigte Glaubens- und Kirchenmacht offiziell vom Beauftragten Hitlers der Boden entzogen. Der Kampf gegen„ Rom " proklamiert den offenen und un
ausgeübt wird. Es läßt tief blicken, daß der Stuttgarter Sender von„ bedauerlichen Ausschreitungen" spricht. Den Zeitungen ist verboten, irgend etwas über diese kämpfe, mit Ausnahme der Bekanntmachung des Reichsbischofs, zu veröffentlichen. Jest veröffentlicht United Preß" einen Brief des Landesbischofs Wurm an den württembergischen Ministerpräsidenten Mergenthaler, in dem der Reichsfirchenregierung angesichts der zwangsweisen Eingliederung der Landeskirchen erneut Rechtsbruch vorgeworfen wird. Die von der Nationalsynode geforderte Eidesformel widerspreche dem religiösen Empfinden. Man schrecke nicht vor „ Verleumdungen" gegen die Landesbischöfe Meiser und Wurm zurück...
*
Am wildesten tobt jedoch der Reichsfirchenkrach in Bayern . Der Landesbischof Meiser läßt sich durch die Androhung von Repressalien nicht entmutigen. Bei der Heze gegen ihn steht Streichers Fränkische Tageszeitung" in vorderster Linie. Sie gab einem Pfarrer Auer das Wort, der behaup= tet, daß Meiser ein„ Spion" ist. Wörtlich:„ Ueber die Feindschaft Meisers und seines Anhanges gegen das„ dritte Reich" ist von den Freiheitsliebenden Material gesammelt und wird verwertet." Was das im dritten Reich" bedeutet, bedarf keiner Erläuterung. Schon gestern berichteten wir, daß der Hauptschriftleiter der Allgemeinen Rundschau", Pfarrer& äßler von Zürndorf , in Schuzhaft genommen worden se. Er soll einem anderen Pfarrer gegenüber gesagt haben, wenn man ihn hängen wolle, dann möge man es gleich tun. In einem halben Jahr sei es zu spät. Einem anderen Pfarrer gegenüber soll Käßler nach der Volksabstim mung erklärt haben:„ Das Testament Hindenburgs tst gefälscht."
Die„ Fränkische Tageszeitung" to t. Diefer, infamen Heße" müsse das Handwerk gelgt werden.„ Die Verhaftung Räßlers werde von jedem alten und wirklichen Nationalsozia liften mit offenfundiger Befriedigung empfunden werden."
Inzwischen sammein sich die Getreuen um Meiser. Vor dret Tagen erfcholl ihr Gesang in den Straßen Münchens :„ Gin feste Burg ist unser Gott ". Die Dinge haben sich so zugespitzt, daß ein diftatorischer Befehl zur Abberufung Meiiers aus Berlin die Schar der Widerspenstigen um ein Vielfaches vermehren dürfte.
eingeſchränkten Kulturkampf mit jeder nur wünschenswerten Ausdehnung des Riesenstreiks
Klarheit. Vor dieser Entscheidung gibt es auch für die gleichgeschalteten Katholiken im„ dritten Reich" fein Aus weichen mehr. Hier müssen sich auch die deutschen Bischöfe bekennen und wahrmachen, was sie wiederholt in ihren Hirtenbriefen den Gläubigen empfahlen, unter Umständen zu„ Märtyrern" zu werden und die Fahnen des alten Katafombengeistes" zu entfalten.
Müller begnügte sich nicht mit der Herausforde.ung an den Katholizismus. Er drohte der evangelischen Opposition mit schärfster Abrechnung. Er befannte sich zum schonungslosen Kampf gegen die Juden:
„ Zum ersten Male seit Chrifti Zeit habe nun ein Volt es gewagt, den Juden Kampf anzusagen. In diesem Kampf gegen die Juden müssen die Christen alle zuiammerstehen."
Diese Worte soll man„ lassen stahn". Der verantwortliche, vom Reichsführer mit der Kirchenführung beauftragte Mann ist damit endgültig festgelegt. Es hilft ihm nichts, daß das Deutsche Nachrichtenbüro bei der Wiedergabe seiner Rede die Stellen vom Hinauswurf der oppositionellen Pfarrer und die Stellen gegen die Juden unterschlagen hat. Der Welt fann nicht vorenthalten werden,
Zusammenstöße
dnb. Nenyort, 20. Sept. Wie der Führer der streifenden Textilarbeiter, Gorman, mitteilt, sind etwa 100 000 Arbeiter der der Textilindustrie verwandten Industrien aufgefordert worden, am Montag in den Streif zu treten.
Im Laufe des Mittwochabend ist es in den verschiedenen Streifgebieten wiederum zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Streifenden und der Polizei gefommen. In Waterville ( Maine ) wurde ein Polizist bei einem Handgemenge mit Streifenden verlegt. In Philadelphia ging die Polizei mit Knüppeln vor, um Ansammlungen der Streifenden zu zerstreuen. Der Belagerungszustand in Georgia wurde verlängert. In Little Falls( Neuyork) wurde die Polizei von Streifenden umringt. Die Beamten sahen sich genötigt, mit Tränengasbomben gegen die Menge vorzugehen.
Wie man zu wiffen glaubt, foll Präsident Roosevelt die Absicht haben, in den Arbeitstampf selbst einzugreifen: allerdings dürfte zunächst das Arbeitsamt mit der' gung der Angelegenheit beauftragt werden.
geleitet wird, der sich bei seiner Haltung ausdrücklich auf das besondere Vertrauen des Führers und Reichskanzlers beruft.
*
Mit unverminderter Schärfe geht inzwischen der süddeutsche Kirchentampf weiter fort. Aus Stuttgart wird berichtet, daß es auch hier zu öffentlichen Kund= gebungen firchenoppositioneller Protestanten zugunsten des disziplinierten Landesbischofs Wurm gegen das Reichsfirchenregime gefommen ist. Nähere Nachrichten liegen bis zur Stunde nicht vor, da über die Presse eine strenge Zensur
Die Franti. Zeitung" teilt mit, daß von den polnischen Staatsangehörigen, die auf den Schiffen der Gdingen - Amerita- Linie Gesellschaftsfahrten nach Leningrad mitmachen, jedesmal einige in Leningrad bleiben und sich weigern, die Rückfahrt anzutreten. Von den 108 Polen , die die letzte Gesellschaftsreise nach Leningrad mitmachten, sind 26 nicht mehr nach Polen zurückgekehrt.
Diese Auswanderung nach Sowjetrußland auf dem Wege über Gesellschaftsreisen zeigt deutlich, daß zahlreiche Polen es vorziehen, in der Sowjetunion Beschäftigung zu suchen, als im Lande der Pilsudski - Diftatur stempeln zu gehen,