Deutsche Stimmen Beilage sur Denisdien Freiheit". Freifieit" Ereignisse

Samstag, den 22. September 1934

Auskunft erteilt das Exil

Sammlung der Kräfte- Von Heinrich Mann

Im Septemberheft der im Querido- Verlag in Amsterdam erscheinenden literarischen Monats­schrift ,, Die Sammlung" veröffentlicht Hein­ rich Mann einen für die geistigen Aufgaben in der Emigration grundlegenden Aufsat, mit ebenso wuchtender und scharfer Kritik an denen, die sich dem dritten Reich" unterworfen. Wir ent­nehmen den Aufsatz:

Aus Deutschland dringen heimlich, auf den geschicktesten Umwegen die Klagen über das Ende des geistigen Lebens, die Entrechtung der intellektuell Gesinnten, über den Raub, den die herrschende Bande vornimmt an den kulturellen Einrichtungen der vergangenen 14 Jahre", soweit sie die Einrichtungen nicht schon zerstört hat. Die Arbeit der Ver­suchsschulen und die Schul- Landheim- Bewegung wurden auf Ausstellungen als nationalsozialistische Errungenschaften vor­geführt, aber Fotografien mit den Jahreszahlen 1927, 1923 liegen offen daneben. Unabänderliches System: hier wie über­all ist es die augenscheinliche Lüge, die hinzunehmen aus Furcht und Schwäche jeder gezwungen sein soll. Es gibt im­mer noch einzelne, die es schwer ertragen, es gibt Kreise, wenn auch kaum mehr Schichten. Aber da auf Umwegen pro­testiert wird, da gelitten und geklagt wird, alles heimlich, könnte im Verborgenen auch gekämpft werden. In einem sol­chen Lande sollte wohl einer am wenigstens fehlen: der Gott, der ihnen gibt, zu sagen, was sie leiden. Vielleicht, daß je. mand am Abend seine Tür schließt und endlich ablegt, was ihm den ganzen Tag vor sich selbst übel gemacht hat, seine Angst und Heuchelei. Dreifach verwahrt erwartet ihn seine Arbeit, eine aufrichtige Beschreibung des umgebenden Lebens und seines eigenen, wobei dann schöne Dinge ans Licht kommen könnten, das ,, dritte Reich" als Welt der Herzen: wie es sie zurichtet, was es ihnen aufzunehmen und hindurchzupumpen gibt. Dieser Schriftsteller wäre ein Held, obwohl ein unterirdischer, sein Werk wäre dem schlechtesten Leben abgerungen und wäre die Befreiung des Erniedrigten.

Das könnte dortzulande heranwachsen in einer drohenden Stille; nur wissen wir es nicht. Auch kann die geheime Schlacht hinter der verschlossenen Zimmertür endlich doch verloren gehen. Viel kommt auf die Dauer des ,, dritten Reiches" an und auf die weitere Haltung der unterworfenen Deutschen , die wahrhaftig nichts Gutes versprechen. Sie sind längst weitab von der Wirklichkeit und erkennen das Unge­heuerste nicht mehr. Sie werden sich noch derart wegwerfen an das regierende Verbrechen, daß der unter ihnen aushar­rende Schriftsteller den Mut verliert und seine Arbeit am ein ein­liebsten ins Feuer steckte. Er hat es zu schwer zelner, und ein ganzes Land setzt ihn unter Druck, mit eifriger Beihilfe der gesamten Schriftsteller.

Der Kampf um die Seele wird aussichtsreicher jenseits der Grenze, so schwere Mühe es jetzt auch macht, sich physisch zu erhalten. Man ist außerhalb des Bereichs der staatlichen Be­stechungen und Versorgungen. Auch kommen keine Zwangs­ankäufe von Büchern und befohlene Bühnenaufführungen jemals vor, wenn man emigriert ist. Vor allem das Gefähr­lichste ist hintertrieben, unser Absatz an ein freiwilliges Publikum, das heute zweifellos größer wäre, als das ,, dritte Reich" noch verträgt. Auch fehlt der Rückhalt an einer Orga­nisation der Wohlgelittenen. Viel eher werden die Schrift­steller im Exil von Deutschland her verfolgt, persönlich und in ihren Schriften. Sie sollen wo möglich noch verlieren, was an Erwerb nach dem Verlust des deutschen Marktes in der

Welt für sie übrig bleibt. Das deutsche Propagandamini­sterium hat Helfer überall, und diese raten dem fremden Publikum, doch nicht die Flüchtlinge zu lesen, die für ihr Land ja nichts bedeuten, sondern die echten Deutschen , die geduckt in ihren Villen wohnen und kein wahres Wort vor­bringen, gesetzt, dies wäre jemals ihre Natur gewesen. In­dessen, Deutschland ist kein sicheres Land, in ihren Villen wohnen alle nur vorläufig. Die seither Entheimateten kann­ten schon zu Hause die Existenzangst, das verbreitetste deut­ sche Gefühl neben dem Haß, und mitbeteiligt an jeder deut­ schen Katastrophe. Sie haben ihre Existenzangst in die Fremde getragen; jetzt leg' sie ab oder geh' mit ihr zu

Grunde!

Bei dieser Wahl, vor die jeder gestellt wird, haben die Prüfungen des Exils sich in strenge Wohltaten verwandelt. Man steht allein und ist gehalten, sowohl stärker als be­scheidener zu werden. Es ist die gute alte Schule des Un­glücks, die zulegt immer auch die des Glücks ist. Nimm dich zusammen und erwarte nicht viel. Vor allem erwarte, was dir noch beschieden sein soll, von deiner Arbeit allein, nicht aber von der unernsten Uebereinkunft, etwas zu bedeuten. Wie war das, früher einmal, beim literarischen Gemein­schaftsleben? Man beriet, redete, feierte, ließ es darauf an­kommen, ob das alles mit der feindlichen Wirklichkeit auch und dabei ging man zusammen mit Er­nur Fühlung hatte, scheinungen und Ausgeburten, die sich nicht erst ausdrück­lich zu erklären brauchten nachher im ,, dritten Reich": schon damals war ihnen der Verrat von der Stirn abzulesen. Sie rechneten nämlich mit dem Sturz der Republik , was auch wir hätten tun können, unsere Fähigkeit zu berechnen hätte allenfalls ausgereicht. Dafür siten manche noch auf ihren Posten, manche auch nicht. Es hilft nicht viel, zu berechnen, und das Glück der Entfernten ist grade, endgültig entrückt zu sein dem Dunstkreis niedriger Berechnungen. Man hat

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im Exil niemand zu schonen, aber das wäre ein nebensä

licher Vorteil. Der größere ist: die Abhängigkeiten sind überstanden, keine falschen Freunde sind mitzuführen im Leben, keine minderwertigen Gefährten

zu ertragen.

Andererseits sind auch die Gegner und Kritiker meistens unterwegs abhanden gekommen. Aber die emigrierten Schriftsteller können sich, sogar ohne Gegnerschaft und Kri­tik, hinlänglich verlassen auf ihre Strenge gegen sich selbst. Angenommen, daß niemand ihnen im Wege wäre, so werden sie auch nicht getragen von niemand und nichts. Die Kraft ihrer eigenen ungeschützten Persönlichkeit entscheidet ganz allein, wie viel sie in dieser neuen Einsamkeit noch sein werden.

Kein Zweifel, daß es Einsamkeit ist, sogar ziemlich die weiteste Einsamkeit, die sich geistig erfahren läßt. Nur im zurückgelassenen Deutschland wäre sie noch grenzenloser. Hier draußen ist die geistige Umwelt dem Gast doch wenigstens

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verwandt. Aber er kennt seine über die Erde verstreuten Leser nicht, er muß in fremden Sprachen erscheinen, ihm fehlen die einst aus dem Publikum empfangenen Zeichen des guten Willens und des Dankes. Wenn jetzt Besucher bei ihm eintreten aus dem Lande, das ihn aufgenommen hat, dann sind es fast immer hervorragende Ausnahmen. Von ihnen hört er: ,, Sie sollen wissen, daß wir Sie achten und lieben" und das ist nicht dasselbe, als wenn er früher von Leuten, die weiter nichts zu bieten hatten, Bitten um Autogramme, manchmal aber auch eine Träne erhielt. Man war anderswo sogar mit der Dummheit verbunden. Jetzt ist es viel, bei einem einzigen Freund hierzulande eine mehr als intellektuelle Teilnahme zu finden. Aus früheren Tagen ist fast alles verloren gegangen; nur dieser Freund bewährt sich grade an unseren weniger anziehenden Erlebnissen, und das ist ein sogenannter Fremder, mit anderem nationalen Anhang als der unsere. Fragt sich, was der unsere wert war.

Auskunft erteilt das Exil.

Hier sind wir in der Mitte der Wohltaten, die aus der Verbannung entspringen. Grade das Alleinstehn ist eine der strengsten und größten. Es arbeitet die Freundschaft höchst plastisch heraus, erhebt aber auch die Persönlichkeit zu dem Außerordentlichen, das sie sein kann; und das ist eine Ant­wort. Ueber das Zufällige hinaus ist es die zu erwartende Antwort auf den Mißbrauch, der dauernd getrieben worden ist mit verschiedenen Gemeinschaften, voran die Volks­gemeinschaft. Das Wort Gemeinschaft hat in Zuständen der Auflösung, wie den deutschen , als Ausrede gedient, um alles bedientenhaft mitzumachen wie es kam, für sich selbst aber zuchtlos zu verlottern. Es ist an der Zeit, der Gemeinschaft, vielmehr der trostlosen Selbstaufgabe, die so genannt wird, die persönliche Festigkeit beispielhaft entgegenzusetzen: noch einmal das eigene Recht im sittlichen und im geistigen Ver­stande, das hat schon öfter hinweggeholfen über Auf­lösungsprozesse. Die bis zum äußersten getriebene Per­sönlichkeit ist nachgrade das Gebotene, ob man es weiß oder nicht. Die Stärke der alleinstehenden Persönlichkeit sollte wieder begriffen werden, zu lange ist diese Kenntnis abhanden gekommen.

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Niemand hat, in dem allgemeinen leeren Uebereinstim­

men, Uebereinmarschieren und Fünfgradeseinlassen, bei sich

verwirklicht, daß jede entscheidende Wandlung einer Gesamt­heit vorher der Verbannten, der aus drohender Stille Han­delnden sehr nötig bedurft hat.

Ereignisse und Geschichten

Kultur Ward

ein Erdteil der Kultur erschlossen, wurden viele Menschen totgeschossen. Andre wieder wurden aufgehängt. Millionen ließ man auch verhungern oder vor den Wohlfahrtsämtern lungern. Töricht ist, wer sich dabei was denkt.

Denn man muß doch logisch daraus schließen Wer Kanonen macht, will damit schießen, weil man anders nichts damit gewinnt. Löhne zahlt man nicht, kann man sie senken. Und wer Galgen baut, will auch mal henken. weil die Galgen ja sonst zwecklos sind.

Zweckbewußt wird der Kulturweltjünger: Aus der Luft holt er sich künstlich Dünger. Seine Felder tragen davon schwer.

In der Viehzucht macht er Trieberstattung neuerdings mit künstlicher Begattung. Und den Mehrertrag

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schmeißt er ins Meer.

Er verbrennt ihn unter den Maschinen, die die Kohlenförderung bedienen. Dann schwimmt er im Kohlenüberfluß. Schweine füttert er den jungen Kühen, um aus denen Schweinemast zu brühen, weil er ja das Fleisch verbrauchen muß. Sieht man mal ein Bild von Rockefeller , dann begreift man die Geschichte schneller und wird mit dem wahren Grund bekannt. Wie ein Geier brüstet sich der Alte. Geldwahn grinst aus jeder Antlitzfalte. Leider ist der Wahnsinn militant.

Darum wirkt er sich so furchtbar voll aus. Darum ist die Welt ein wüstes Tollhaus und bestimmt kein Sanatorium. Jeder streckt sich traurig nach der Decke. Die Vernunft steht weinend an der Ecke, und der Laie fragt naiv: warum?

Die neue Literatur

Die ,, nationale" Bibliothek

Der Rote Hans.

Der Verlag Franz Eher Nachf., München , an dem Hitler mit 51 Prozent beteiligt ist, bringt demnächst ein Verzeichnis von 100 Büchern heraus, das eine Anweisung zur Schaffung von Parteibüchereien ,, deutschen Schrifttums" bedeutet. In diesem Verzeichnis der ,, nationalsten Literatur" steht an zweiter Stelle Housten Stuart Chamberlain, ge­bürtiger Engländer, an dritter Stelle Alfred Rosen­

Es ist bisher nicht in Beziehung gebracht worden zu den nächstliegenden Ereignissen und Erwartungen, daß einstmals Dostojewski nach Sibirien verschickt wurde und daß auch Tolstoi unter der Gefahr stand. Zu seiner Zeit hat Victor Hugo achtzehn Jahre, die ganze Dauer der verhaßten Dik­tatur, auf einer winzigen englischen Insel ausgeharrt, und Voltaire hat noch zahlreichere von seinen Tagen flüchtig undberg, gebürtiger Balte, an erster Stelle Hitler , gebürtiger

in der Fremde verbracht. So war ihre Gemeinschaft mit ihrer Nation beschaffen, und das war die wirklich ergiebige Art. Wir wollen weitergehn und hinzunehmen, daß Goethe, seit dem Ende Napoleons , in Weimar ausgehalten hat wie ein Verbannter. Ihn umgab ein Land, wo die ihm teure Ge­sittung ung sichert war wie je, das erfüllt war, auch damals nach wenig ehrenvollen Kriegen, von dem üblichen giftigen Haß gegen die Denkenden und dem gewohnten Blutdurst aus Minderwertigkeit. Besucher kamen nach Weimar nicht anders als nach Sankt Helena oder Jersey, er aber reiste nicht, und in einem gewissen Zeitabschnitt hat er für sein Leben gefürchtet. Der Mord gehörte, wie heute, zum Wesen der Nationalen, sie waren in allem, wie wir sie kennen. Vor hundert Jahren konnte sie nur nicht zur Macht, davor stand einiges aber fester als alles die eine abweisende Gestalt. Die Frist seither, in der Deutschland den mäßigeren An­sprüchen auf Gesittung noch genügt hat, nicht einmal sie wäre gewährt worden ohne Goethe: einen derer, die das Weltgewissen waren im Exil.

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Alle diese arbeiteten, nichts weiter; und ihre Werke hatte die Gabe, die herrschende Macht zu überragen in der Kennt­nis und Führung der Menschen. Ihre Werke waren besser gestaltet und geordnet als die Gesellschaft. Dort war die be­stehende Ordnung ein Betrug, der enthüllt wurde durch die wahre Ordnung der Werke, durch ihre Klarkeit und Red­lichkeit. Sittliche Verantwortung, in den Kunstwerken war sie verbreitet, nicht in der Wirklichkeit. Daher trugen die Werke in sich mehr Dauer als die herrschende Macht. Das ist alles. Es kam nicht auf Meinung und Absicht an, sondern einzig auf Dasein das Dasein von Persönlichkeiten, die über das auferlegte Gesetz hinauslebten. So wurden sie selbst Gesetz. Sie waren durchaus allein, alle hatten Enttäuschungen und Verrat zu erfahren, mehrere den Sturz aus den Höhen des öffentlichen Lebens. Das eine wie das andere machte sie reicher um ein ungemeines Leiden. Ihr Reichtum an Ge­stalten erhielt sie in einer Freudigkeit ohne gleichen: sie um­faßte Sterben, Werden und das was bleibt. Sie wollten nichts anderes haben und sein, obwohl sie eigentlich alle Flüchtlinge und Ausgewanderte waren. Das ist aber die menschliche Lage, in der einige ihre ganze Kraft erst ge­funden haben. Die Gesamtheit scheint solche Beispiele der Ausdauer und Zuversicht manchmal aus sich verbannt zu haben, damit sie vorwegnähmen, was die Gesamtheit lernen mußte: Sammlung der Kräfte.

Guten Morgen, Pg. BO" Tagesparole ,, Aufwärts im dritten Reich"

Aus Weimar wird eine Mitteilung der Kreisamtsleiter der NSBO. und der ,, deutschen Arbeitsfront " gemeldet, wo­nach entsprechend dem Wunsche des Führers der ,, deutschen Arbeitsfront " die bisherige Stempelkontrolle in der Waggonfabrik Weimar abgeschafft ist. Die Tagesarbeit be­ginnt dort jetzt mit dem jeweiligen Morgenspruch und der Tagesparole, die am Tage des Wegfalls der Stempel­kontrolle hieß:., Aufwärts im ,, dritten Reich"!" Dieser Schritt der Betriebsführung, so fügen der Kreisleiter der NSBO. und der DAF. hinzu ,,, ist hocherfreulich und verdient Nach­ahmung, zumal da im deutschen Vaterland erst drei oder vier Unternehmungen die Stempelkontrolle abgeschafft haben,"

Böhme. Dann folgen Darré, Göring , Streicher und von Goeb­ bels : ,, Kampf um Berlin" das letzte Goebbels- Buch ,, V Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei", das den mit allen Mitteln be­triebenen Schacher der Nationalsozialisten um Ministersessel aufzeigt, ist aus der Liste ferngehalten worden. Ferner findet sich in der Rubrik ,, Nationalsozialismus und Weltanschau­ung" ein Buch der Ingeborg Wessel und ein Band Nietzsche . Die Aeußerungen Nietzsches gegen den Antisemitismus wer­den verschwiegen werden.

In der Abteilung Geschichte" sind genannt: ,, Ur­sprung und Verbreitung der Germanen"; ,, Vom Hakenkreuz"; ,, Altgermanische Kultur in Wort und Bild" und ,, Versailles ". Zur Bevölkerungsfrage" gehören: Handbuch der Juden­frage"; ,, Rassenkunde des deutschen Volkes";" Rassenkunde des jüdischen Volkes"; ,, Rassenhygienische Fibel"; ,, Von deut­schen Ahnen für deutsche Enkel"; ,, Kunst und Rasse"; ,, Ras­senpflege im völkischen Staat" und von Richard Wagner ,, Das Judentum in der Musik ". Die Literaturgattung..Krieg und Nachkrieg" umfaßt nicht weniger als dreiundzwanzig Bände, darunter: ,, So war der Krieg"; Scapa Flow "; Jüngers ,, In Stahlgewittern" und Johsts blutrünstiger Schlageter". Die Sammlung wird abgeschlossen mit einem Rayon ,, Dichtung". vor allem Kriegsdichtung: Das Feld unserer Ehre"; Das harte Geschlecht"; ,, Die Fanfare".

Heutige Literaturkritik

In der Deutschen Allgemeinen Zetiung" war die Bespre­chung eines Buches ,, Parteigenosse Schmiedecke" erschienen, in der der Verfasser der Kritik gesagt hat:., Dem Geist des neuen Deutschland ist dieses Buch fern". Der Roman sei ,, ein mißglückter Versuch". Dazu veröffentlicht der Völki­sche Beobachter" die folgende Drohung: ,, Uns scheint..., daß Herr Kn.( der Kritiker der ,, DAZ.") dem Geist des neuen Reiches noch sehr, sehr fern ist, und wir werden uns dagegen zu wehren wissen, daß derartige Elemente sich weiterhin, angeblich kritisch urteilend, an Büchern vergreifen, die eine große Bedeutung haben." Der Kritiker der, DAZ." wird geradezu der Majestäts­beleidigung beschuldigt: Das Buch trägt zudem den Unbedenklichkeitsvermerk der Prüfungs­kommission zum Schutze des national­sozialistischen Schrifttums, so daß ein Angriff dagegen... zugleich als Angriff gegen eine Dienststelle der Reichsleitung zu bewerten ist".

Die medizinischen Hochschulen Rußlands

Trotz der wachsenden Zahl der Studenten der Medizin in der Sowjetunion , die von 26 100 im Jahre 1928 auf 48 000 im laufenden Jahre stieg, ist die Zahl der Aerzte in der Sowjetunion noch ungenügend. Im neuen Studienjahr sind 24 neue medizinische Hochschulen in Betrieb genommen worden, aber auch diese Zahl entspricht noch nicht den wachsenden Bedürfnissen nach ärztlicher Versorgung des Landes. Das Zentralexekutivkomitee der SU. hat daher in seiner letzten Sitzung beschlossen, die Zahl der in die medi­zinischen Hochschulen neu aufzunehmenden Studenten we­sentlich zu vermehren. Für das laufende Jahr ist die Zahl der neu eintretenden Studenten 15 500, sie soll jedoch bis 1937 auf 30 500 gebracht werden, so daß insgesamt in den nächsten 4 Jahren 103 000 Studenten sich der medizinischen

Laufbahn widmen sollen.