Was ist mit Oranienburg  ?

Aufgelöst oder nicht?

Berlin  , 20. September. Aeropreß erfährt von besonderer Seite: Um den Anschein zu erwecken, daß durch die Hitler­Amnestie auch eine größere Anzahl von politischen Schutz­häftlingen entlassen worden sei, verbreitete die deutsche Preise auf Geheiß des Propagandaministeriums die Meldung, im Zusammenhang mit der Amnestie sei das Oranienburger  Konzentrationslager aufgelöst worden. Es handelt sich jedoch hierbei um eine glatte un mahrheit. Die Auflösung des Lagers erfolgte bereits am 14. Juli im Anschluß an die Entfernung der dortigen SA. und die Uebernahme des La­gers durch die SS.   Unmittelbar nach dem 30. Juni war be­reits, wie bekannt, das Lager nachts überraschend von der Polizeitruppe z. b. V. We ce umstellt worden. Maschinen­gewehre wurden in Stellung gebracht und die SA.- Posten über die Stacheldrahtzäune hinweg von der Polizei entwaff­net. Darauf erfolgte die radikale Entwaffnung des gesamten Lagers, wobei die SA.  - Führer durch den die Aften leitenden Polizeihauptmann

mit dem Erschießen bedroht wurden,

falls sie Waffen verheimlichten. Die SA.  - Führer, voran der stellvertretende Kommandant, Obersturmführer Stahl= topf, benahmen sich außerordentlich feige und versuchten, die Verantwortung auf die Schubhaftgefangenen abzuschieben(!), denen sie den Auftrag gaben, sämtliche vor= handenen Waffen der Polizei zu übergeben( zum Verständnis Sieser etwas verwunderlich flingenden Nachricht sei mitge­teilt, daß das Mißtrauen der Führer gegen die Unzuver lässigkeit der Mannschaften so groß ist, daß man es vorzieht, auf den Schreibstuben, in der Materialverwaltung usw. Häftlinge zu beschäftigen). Es wurde lediglich eine kleine An­zahl von Karabinern für den Wachtdienst im Lager zurück­gelassen. Einige Tage später erfolgte dann, wiederum schlag­artig", die Besetzung des Lagers durch württembergische SS.­Truppen unter Führung des Brigadeführers Eicke, des In­spektors der Gestapo   für sämtliche Konzentrationslager Deutschlands  .

Unter der SA  . herrschte wegen des plötzlichen Hinaus: wurfs größte Erbitterung. Die meisten SA  .- Leute weigerten

Konzentrationslager

Adolf Hitler  : Deine Opfer flagen an!

Verlagsanstalt ,, Graphia", Karlsbad  . Dieses Buch ist ein Appell an das Gewissen der Welt! Dokumen­ferische Berichte ehemaliger Gefangener aus den Konzentrations­lagern Dachau  , Königstein  , Sonnenburg, Brandenburg  , Coldig, Sachsenburg, Reichenbach  , Papenburg  , Lichtenburg  , Moringen  , Hohn­ stein   und Oranienburg  . Marterstätten, deren Namen man im dritten Reich" nur flüsternd nennt, werden darin vorgelegt. Alles, was bisher an Tatsachenberichten über das Deutschland   Adolf Hit­ lers   veröffentlicht wurde, mag es noch so aufwühlend und furcht­bar erschienen sein, bleibt weit hinter dem zurück, was hier mit­geteilt wird. Nur ein Buch in der gesamten Weltliteratur könnte diesem Dokument an die Seite gestellt werden, und das stammt aus der Zeit des finstersten Mittelalters. Es ist der Hexenhammer  ", der genaue Anweisungen enthält, wie Heren und Zauberer zu foltern sind, um sie zu zwingen, ihre Untaten zu gestehen. Die Zeit des Herenhammers" glaubte die Welt längst überwunden. Jetzt muß sie erkennen, daß Adolf Hitler   sie wieder erweckte und an Tausenden deutscher   Bürger Marterungen verüben ließ, die alles, was die mittelalterlichen Herenverfolger an Grausamkeiten erdachten, weit hinter sich zurücklagen. Mit einem Raffinement sondergleichen quä­len seine Henfersknechte, die A., vor allem aber auch die Truppe der SS., die, wie die Morde vom 30. Juni zeigen, Hitlers   ganzes Vertrauen befitt, seine politischen Gegner in den Konzentrations­lagern. Jede Perversion und jede seelische Abnormalität läßt sich an diesen Berichten studieren. Aus jeder Zeile ruft die getretene Kreatur die Menschheit um Hilfe.

Kinder, Frauen, Männer, Greifinnen und Greise werden nach den gleichen Methoden behandelt; dabei verstehen es die Kerfermeister, selbst Einrichtungen, die als hygienische gedacht waren, zu Folter­instrumenten auszugestalten. SA  .- Aerzte fügen sich ihrer Umgebung anpassungsfähig ein und foltern mit! Reinem Kriegsgefangenen, in

sich, um Uebernahme in die SS. nachzusuchen, wie ihnen durch Eicke vorgeschlagen wurde. Die Ueberprüfung der finanziellen Lage des Lagers ergab eine solch ungeheure Schuldenlast, daß die Uebernahme und Weiterführung des Lagers durch die SS. oder im Staatsbetrieb unmöglich war. Das Oranienburger   Lager war, was bisher faum be= kannt sein dürfte, ein Privatunternehmen der SA.­Standarte 213, die von den Behörden für jeden unterge­brachten Gefangenen eine bestimmte Geldsumme bekam und darüber hinaus durch die Verleihung" der Arbeits­fräfte an Guts: und Forstverwaltungen, Gemeinden und Landräte, d. h. durch Anwendung primitiver Formen der Stlaverei, Geschäfte machte. Die Standarte hatte z. B. nach dem 1. Mai unter dem Vorwand, daß im Lager ein revo= Intionäres Lied gesungen worden sei, eigenmächtig eine Entlassungssperre verhängt und die von den Behörden angeordneten Entlassungen einzelner Gefangener einfach abgestoppt, um die Arbeitskraft dieser Gefangenen weiter als Einnahmequelle benutzen zu können.

Als nun am 14. Juli nach dem Einzug der SS. das Lager wegen seiner Schuldenlast geschlossen wurde, erfolgte die Ueberführung sämtlicher Schußhäftlinge( ca. 300) nach dem Konzentrationslager Lichtenburg  . Entlassen wurden lediglich ein ehemaliger Reichswehrmajor und eine ganz fleine Anzahl von Gefangenen, deren Entlassung be­reits seit Monaten angeordnet und bisher von der SA  .­Kommandantur verhindert worden war. Wenn jetzt die Schließung des Lagers als Folge der Amnestie hingestellt wird, obwohl sie längst vorher erfolgte, so ist das nur eine Wiederholung ähnlicher Methoden der Frre­führung des Auslandes, wie sie schon zu Weihnachten 1933 und im Frühjahr 1934 mit der Schließung der Lager Bran­ denburg   und Sonnenburg betrieben wurde. Auch damals wurden die Lager nicht wegen großer Massenentlassungen geschlossen, sondern weil man infolge der riesigen Rahl poli­tischer Zuchthausurteile die Lager in neue Zuchthäuser um= wandeln mußte und die Schutzhaftgefangenen in andere La­ger überführte

die Hand welchen Volkes er immer gefallen ist, wurde jemals soviel Schmach und Qual auferlegt, wie in diesen Konzentrationslagern Deutschen durch Deutsche  . Nirgends außerhalb Deutschlands   ist es möglich, daß man Gefangene zwingt, Rot zu essen, sich mit Kot zu beschmieren, sich gegenseitig sexuell in niedrigster Art zu schänden. Wo wäre es möglich, daß man Gefangenen in Zellen unterbringt, die den in deutschen   Konzentrationslagern üblichen Bunkern ent­sprechen; Räumen, die so knapp und eng sind, daß der Gefangene sich in ihnen aufrechtstehend wie in einem gemauerten Sarge be­findet. Die Lagerordnungen aller Konzentrationslager im dritten Reich" sehen das ständige Standrecht" vor wonach jeder Lager­insane bei jeder noch so geringen Verfehlung sofort und ohne jedes Gerichtsverfahren erschossen werden kann.

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Das alles geschicht mitten in Europa  , das alles geschieht- im Lande Goethes und Kants. Vor Jahrzehnten hat sich die zivilisierte Welt über die zaristischen Greuel in Sibirien   entrüstet, nichts aber von dem, was in Sibirien   geschah, ist mit dem zu vergleichen, was in den vorliegenden reich illustrierten Dokumenten berichtet und durch mehr als 850 Namen angeschuldigter A.- und   SS.- Leute suwie ihrer Opfer und Gefangenen belegt wird. Es ist, als seien die tierischen Instinkte, die die moderne Zivilisation längst überwunden glaubte, neuerlich im Herzen Europas   lebendig geworden. Sorgen wir dafür, daß sie nicht dauernd Gewalt über die Menschen be­femmen. Wenn die Welt noch ein Gewissen hat, dann muß es sich bei diesen Dokumenten melden. Jede einzelne der mitgeteilten Schandtaten ist nachprüfbar und ohne viel Mühe von einer unpar­teiischen Kommission in ihrer Wahrheit festzustellen.

Die Dokumente stellen nicht nur die Handlungen fleiner und menig verantwortlicher A.- und S.- Männer fest; aus der Ge­samtheit der Berichte ist das System als solches deutlich zu er= kennen. Um dieses System geht es und nicht um die Ausschreitung einzelner. Für das System verantwortlich ist im despotisch regierten Deutschland   der Mann, der sich zum Diftator des Staates machte: der Mann Adolf Hitler  ! Seine Opfer klagen ihn an!

Polizeiinspektor als Führer einer Verbrecherbande Paris  

, 20. Sept. In Lille   ist eine Verbrecherbande ermit­telt worden, deren Raubzüge um so größeres Aufsehen er­regen, als ein in der Stadt sehr bekannter Polizeiinspektor das Haupt der Bande ist. Seinen Vorgesetzten ist der noch in jugendlichem Alter stehende Inspektor durch sein feudales Auftreten und seine Gepilogenheiten, die Unsummen ver­schlangen, aufgefallen. Nach längeren Bemühungen gelang es, seinem Treiben auf die Spur zu kommen. Mit Hilfe einer Reihe von Freunden hatte er eine regelrechte Bande zusammengestellt, die in der Hauptsache Kokainschiebungen vornahm und auch auf den Rennpläßen eine nicht einwand­freie Tätigkeit entfaltete.

Die Angelegenheit dürfte in Nordfrankreich noch weitere Kreise ziehen, da bekannte Persönlichkeiten es nicht per= schmäht haben sollen, die Dienste dieser Bande in Anspruch zu nehmen. Der Sohn eines bekannten Industriellen, dessen Name noch verschwiegen wird, soll Mitglied dieser Bande gewesen sein, die bis auf drei Personen, die im Augenblick der Verhaftung entweichen konnten, dingfest gemacht wurde.

Ein neuer Fall von Gangsterfeme in Neuyork

Neuyork, 20. Sept. In einem Klub im Stadtteil Brooklyn  hat sich ein neuer aufsehenerregender Fall von Gangsterfeme ereignet. Das von den Gangstern ausgesprochene Todesurteil wurde an dem jungen Spieler Fred Bocci vollstreckt, der ge­rade aus dem Gefängnis entlassen worden war. Bocci spielte nachts in dem Klub Karten, als plößlich zwei bewaffnete Männer in die Räume eindrangen. Einer der Eindringlinge rief Bocci zu: Wenn du beten willst, beeile dich!" worauf dieser niederfniete. Plöblich erhob er sich jedoch und ver­suchte, eine Telefonzelle zu erreichen, um die Polizei zu be= nachrichtigen. Das Hinrichtungskommando" war aber schneller. Kurz vor der Telefonzelle brach Bocci von vier Kugeln tödlich getroffen zusammen.

WESTLAND

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Aus der neuesten Nummer:

Zu viel Wahrheit Jungens ohne Uniform

Deterding erobert das Dritte Reich Aus dem Columbiahaus

Hunderttausend zuviel in den Abstimmungslisten Die Sorgen des Dr. Savelkouls

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Am Samstag, dem 22. September, um 21 Uhr: Geselliges Beisammensein mit Tanz. Zeitungslektüre. Schachspiele. Eintritt für Mitglieder frei, für Gäste 5,- Fr. Gäste will­kommen.

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G. Brüssel. Besten Dank für den Bericht. Er wird stückweise verwendet.

S. 2., Paris  . Es ist uns unmöglich, Aufrufe zu Sammlungen für Emigranten zu veröffentlichen, wenn es sich nicht um ein genau legitimiertes Komitee handelt, denen Arbeit irgendwie kontrolliert wird.

Ghur. Sie teilen uns mit: In dem berühmten Wallfahrtsort Ein­ siedeln  , zu dem auch viele Tausend Pilger aus dem dritten Reiche" strömen und auf das beste aufgenommen werden, ist leider unter den vielen durchwegs sehr gut geführten Gasthöfen einer, dessen Be­fizer als Deutscher   Mitglied der Nazipartei ist und sich nicht geniert, mit dem Nazizeichen für Amiswalter" herumzulaufen. Das ist natürlich auch am Orte bekannt geworden, und man hat ein großes Hakenkreuz an sein Haus hingemalt. Trozz Reinigungsversuchen ist das Hakenkreuz noch gut zu erkennen. Vorsicht ist geboten." " Funktionär der   KPD." Wir freuen uns, daß Sie unser Blatt regelmäßig lesen und als Informationsquelle schäßen. Die er­wähnte Buschrift aus der Schweiz   hat sich allerdings als ungenau erwiesen. Wir wollten den Notruf des Emigranten nicht ganz unter­

Verlag der ,, Deutschen Freiheit" brüden. Wir werden eine Erwiderung veröffentlichen. Aus Ihrem

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Die Rechtsstelle für deutsche Flüchtlinge

Die Rechtsstelle für deutsche Flüchtlinge, 5, Avenue de la République, Paris XIe( Berufsberatung) ersucht uns um folgende Mitteilung:

Die große Bedrängnis zahlreicher Flüchtlinge macht es dringend erforderlich, daß alle hier lebenden Deutschen   bei der Vergebung von Arbeiten und Aufträgen soweit irgend möglich ihre in Not befindlichen Landsleute berücksichtigen.

Briefe drucken wir hier ab: Richtig ist, daß die Praxis der fanto­nalen und eidgenössischen Fremdenpolizeistellen und Organe gegen­über politischen Flüchtlingen, besonders wenn sie keine begüterten Mitmenschen sind, verwerflich ist. In der Sache hat da Jhr Korre­spondent recht, aber in der Art wie er die Sache darstellt, verliert sie leider an Wirkung. Noch vor einem Jahre gab es in der ganzen Schweiz   etwa 200 gemeldete politische Flüchtlinge, davon etwa 160 im Kanton und in der Stadt Zürich  . Heute mag es noch etwa 50 in der ganzen Schweiz   geben. Alle übrigen wurden rücksichtslos ab­geschoben." Ob die von ihnen genannten Zahlen nicht doch viel zu gering find?

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Piz in Dud­ weiler  ; für Inferate: Otto Kuhn in Saarbrüden. Notationsdruck und Verlag: Berlag der Volksstimme GmbH, Saarbrüden& Schüßenstraße 5, Schließfach 776 Saarbrücken  ,