Engel mit flammendem Schwert davor= #ellen.

Nein wir haben die sichersten Beweise dafür, daß man unierutschtum nicht mehr bezweifelt-- der sicherste Beweis sind ja die unhaltbar gewordenen Verhältnisse im Saargebiet. Der sicherste Beweis ist der, daß deutsche Emigranten und Vaterlands verräter die einzigen find, die als angebliche Minderheit vor uns vor der Gesamtheit der Saardeutschen, angeblich geschüßt wer­Sen müssen wenn es ſein muß, sogar mit Hilfe inter­

nationaler Polizei."

Das ist an Deutlichkeit nicht zu überbieten. Dieser braune Schimpfbold brennt vor Begier, die längst dressierte Meute auf alles loszulassen, was im Saargebiet um des Deutschtums wegen nicht zu Hitler zurück will.

Eine noch frechere Beschimpfung der Hitlergegner leistet sich der katholische Priester Arenz, mit dem wir uns heute noch an anderer Stelle beschäftigen. Er sagte unter anderem:

,, Wollen wir zum Judas werden? Seit wann beurteilt man das französische Volk nach einem Stavisky, die zwölf Apostel nach einem Judas , die Saarländer nach Emi­granten, die hier absolut nichts zu sagen haben?"

Dieser edle Seelenhirt, ein Schänder des Glaubens und -feiner Kirche, hat den Mut, anständige, für ihre Ueberzeugung kämpfende Menschen mit dem Großbetrüger Stavisky zu vergleichen. Dabei weiß dieser Arenz, daß sich unter den Emi granten an der Saar auch katholische Geistliche aus dem Reich befinden, die der mörderischen Diktatur nur mit Mühe entrannen.

Von der Beschimpfung zur Bedrohung, von der Bedrohung zur Gewalttat ist nur ein Schritt. Gibt es nachher Atten­tate aufgeputschter Leute sofern man sie nicht zum Terror­att gekauft hat dann rückt man ab, danu waren es Provo­fateure und selbstverständlich nie Angehörige der deutschen Front".

Große Einheitskundgebung

Der Saalbau viel zu klein

Die Einheitsfrontfundgebung in Neunkirchen am legten Samstag war eine der schönsten und eindrucksvollsten Saal­fundgebungen, die die Freiheitsfront in jüngster Zeit erlebte. Troß der wenig günstigen Zeit und des wenig günstigen Wetters waren über 2000 Besucher erschienen, die leider nicht alle im Saalbau Plazz fanden.

Friz Pfordt,

nahm in eindrucksvollen Darlegungen gegen den sich ständig steigernden Terror und Bontott, gegen die Aechtungs- und Diffamierungsmaßnahmen und gegen die Sabotagepolitit

der nationalsozialistischen deutschen Front" an der Saar

Stellung. Er begrüßte dann den Eintritt der Sowjet­ union in den Völkerbund und verlangte endlich durch greifende Maßnahmen zur Wahrung der Bedingungen des Friedensvertrages: fret, geheim und unbeeinflußt für die Saarabstimmung! Dann sprach

Max Braun,

der ausging von der Anwesenheit des ord- Marley­Komitees und dann über die Rede Neuraths mit ihrer doppelsinnigen Erwähnung der Saarfrage zur Außenpolitik des dritten Reiches" und zur patriotischen Pflicht gegenüber der Hasardeur- und Abenteuerpolitik des britten Reiches" überleitete. Er schloß mit den Worten: Jeder gute Deutsche an der Saar muß am 13. Januar um Deutschlands Willen gegen seinen Verderber Sitler stimmen!"

In der anschließenden Diskussion sprach zunächst der Ge­nosse Lauer von der Kommunistischen Partei, der einige Forderungen an die Regierungskommission und an die Ab­stimmungskommission präzisierte. Ihm folgte ein fatholischer Geistlichkeit, der vom Standpunkt der fatholischen Kirche aus zu dem neuheidnischen Problem des Nationalsozialismus in überzeugender Weise Stel­lung nahm und begeisterten Beifall der Erschienenen erntete.

Saarfragen in Geni

Barthous Eintreffen

DNB. Paris, 24. Sept. Mit der Rückkehr Barthous, nach Genf treten drei Hauptfragen wieder in den Vordergrund

tes Intereſſes. Diefe brei Fragen find die österreichische Uns

abhängigkeit, die bevorstehende Abstimmung im Saar = gebiet und der Ostpakt.

Der Genfer Sonderberichterstatter des Petit Ba

risien" behandelt eingehend die Abstimmung an der Saar und die Ostpaktpläne Frankreichs und der Sowjetunion . Der Berichterstatter hält es für unwahrscheinlich, daß die Be­ratungen über die Saaranaelegenheit während der gegen= wärtigen Sigung des Völkerbundes große Fortschritte machen. Der Dreierausschuß werde mehrere Wochen be= nötigen, um die letzten von Frankreich in Genf unter­breiteten Vorschläge zu prüfen. Der Völkerbund werde sich deshalb wahrscheinlich darauf beschränken, das Arbeitspro­gramm des Dreierausschusses festzulegen, um die ganze An­gelegenheit dann auf einer außerordentlichen Sizung eingehend zu behandeln. Der Berichterstatter setzt sich in seinen weiteren Ausführungen für die soforte Reglung der Polizeifrage ein, die feinen Au schub vertrage. Er sei dringend notwendia, ein on= tingent von Polizeibeamten zu entienden. das in den an der Saarfrage nicht intereffierten Ländern ange= worben werden müsse, um der saarländischen Gendarmerie zur Seite zu stehen.

Jugendpatenschaften"

Man schreibt uns:

Das Jugendpatenschaftsbüro hat die Aufgabe, auf der Basis der internationalen Solidarität in Verbindung mit allen jungen Antifaschisten der Welt für die antifaschistische Jugend der Länder, die am meisten vom Faschismus ge­troffen sind( in erster Linie Deutschland und Desterreich) eine materielle und ideelle Unterstützung zu schaffen. Das Büro schafft zwischen den deutschen Städten, Betrieben und anti­faschistischen Organisationen direkte Verbindung mit den ausländischen Betrieben, Organisationen usw., die die Patenschaft für sie übernommen haben.

Einige Beispiele bereits bestehender Jugendpatenschaften: Blaue Blusen Bobigny ... Einheitsfrontgruppe

Hamburg Arbeiteriugend

Gerresheim

Aubervilliers... Antifajugend

Nugend Billeiuif

Frankfurt a. M.

Augens anania

Charlottenburg

Jugendfly C. Paris... Baumwollspinnerei

Leipzig - Mockau

900 Fr.

150 r. 850 r. 240 Fr.

50 Fr.

Dieses Geld wurde bereits für den antifaschistischen Kampf der Jugend nach Deutschland überwiesen

Sechs Frauen als Geiseln in Stadelheim

Die Rote Hilfe München erhielt von einer anti­faschistischen Arbeiterin, die fast zehn Monate lang im Gefängnis Stadelheim bei München als Geisel für ihren Bräutigam festgehalten wurde, folgenden erschütternden Bericht über die Lage der weiblichen Schutzhaftgefangenen:

" Ich war fast dreiviertel Jahr in Einzelhaft, davon einige Monate in verschärfter Haft, d. h. ohne Gefängnisarbeit und mit Lefeverbot. Wir Schuzhäftlinge wurden auf Grund der Verordnungen des bayrischen Justizministers Dr. Frank weit strenger als die kriminellen Strafgefangenen behandelt. Wir ließen uns aber nicht kleinfriegen und erreichten durch einen zähen Kampf, daß wir schließlich in den Arbeitssälen beschäftigt wurden.

Die Verpflegung in Stadelheim war außerordentlich schlecht, denn dort werden nur kurzfristige Strafen abge­sessen. Obgleich der Staat für uns 1,50 Reichsmark pro Tag bezahlte, erhielten wir niemals ausreichendes Essen. Wir lebten praktisch im letzten Winter nur von den Lebens­mitteln, die wir in unseren monatlichen fünf Pfundpaketen erhielten, oder die wir uns von unserem großen Verdienst" monatlich 2,40 oder 3 Mark fauften.

Wir ließen uns nicht unterfriegn. Der beste Beweis dafür sind die zahlreichen Nein- Stimmen, die in Stadelheim bei der Abstimmung am 12. November 1933 abgegeben wurden, obwohl für diesen geheimen" Wahlakt der Gefangenen die Kontrolle sowohl durch das Aufsichtspersonal als durch hin­zugezogene Kriminalbeamte und SA.- Männer ausgeübt

wurde.

Die meisten von uns befanden sich bereits acht bis zehn Monate in Haft, als die bayrische Staatsregierung Weih­nachten 1933 ihre große Gnadenaktion" anfündigte. Am 24. Dezember wurden ganze zwei Frauen aus der Schutz­haftabteilung entlassen. Selbst das Gefängnispersonal war über diesen Racheakt des bayrischen Ministers Esser ent­rüstet. Unsere Empörung steigerte sich zu einer politischen Aftion, die mit dem Erfolg endete, daß wir die Feiertage in einer Gemeinschaftszelle verbringen fonnten. Durch unser entschiedenes Auftreten erkämpften wir uns die Achtung des zum Teil fatholischen Aufsichtspersonals. Eine Aufseherin äußerte einmal: Ihr seid tüchtige Frauen, aber wenn irgendetwas in Stadelheim los ist, dann antwortet Ihr immer geschlossen und demonstrativ." Diese Erklärung be­

Die Reichswehr

Zwei Strömungen

London , 28, September. Ueber die beiden Strömungen, die in der Reichswehr Herrschen, macht Manchester Guardian bemerkenswerte Aus­führungen. Das Blatt sagt, die eine Strömung, die von den Generälen von Blomberg und Reichenau geleitet werde, ſei völlig einig mit Hitler . Diese Richtung tendiere nach Often, d. h. ihre Anhänger seien einem Abkommen mit Frankreich ) geneigt, um so eine Expansionspolitik nach dem Osten hin verfolgen zu können, was natürlich einen Konflikt mit Ruß­ land bedeuten würde.

Was nun die Anhänger der anderen Richtung anbetreffe, die sich um General von Fritsch schare, so seien ihre Gedanken= gänge denen des Generals von Schleicher ähnlich. In der Innenpolitik feien sie für eine gemäßigte Form der Dif­tatur, in der Ueberzeugung, daß jede Kriegsführung unmög= lich sei, ohne die Mithilfe der Arbeiterklasse. Sie befür­worteten eine Wiederherstellung der Gewerkschaften in poli­tischer Gewandung, und man wisse, daß Vorschläge in diesem Sinne bereits gemacht worden seien, aber man beobachte hier­über das größte Stillschweigen.

In der Außenpolitik tendiere diese zweite Strömung nach

deutete für uns, eine, wenn auch unfreiwillige, Anerkennung unseres ungebrochenen Kampfwillens.

Ich bin nun aus Stadelheim entlassen. Ich betrachte es aber als meine erste Pflicht, die gesamte Oeffentlichkeit auf­zurufen für die Rettung meiner noch immer eingeferterten Kameradinnen, insbesondere aber für die sechs Frauen, die auf Anweisung der bayrischen Staatsregierung als Geiseln für ihre Männer festgehalten werden. Es sind dies:

Senta Beimler, die Frau des aus der Dachauer, Hölle entkommenen Abgeordneten Beimler, die, obwohl fie Mutter von zwei unmündigen Kindern ist, sich seit dem 20. 4. 1933 in Schutzhaft befindet.

Maria Dengler, ihre Schwester, die im September 1983 verhaftet und vor ihrer Einlieferung in Stadelheim vierzehn Tage lang im Münchener Polizeipräsidium nächt­lichen Verhören unterzogen wurde. Sie ist schwer magen­frank und erhält, wenn sich ihr Leiden plötzlich meldet, an Stelle einer Diät einfach drei Tage nichts zu essen.

Dora Hösel, kommunistische Abgeordnete des bayrischen Landtags, fizzt trotz ihres schweren Unterleibsleiden seit dem 10. 3. 1933 in Schuzhaft. Alle Gesuche wurden trotz ihres kleinen Kindes abgelehnt.

Christine Fändert, eine Mutter von vier Kindern, die schwer lungenkrank ist, befindet sich seit dem 14. 4. 1933 als Geisel in Schuhhaft.

Elisabeth Schreiber, Mutter eines Kindes, wird seit dem 13. 3. 1933 in Stadelheim festgehalten, obwohl ihr Mann im August 1933 verhaftet und nach Dachau gebracht wurde. Seit siebzehn Monaten wartet sie auf den Tag, an dem sie zu ihrer auen Wutter und ihrem Kind zurückkehren fann.

Gertrud Mink befindet sich seit dem 2. 11. 1933 als Geisel in Schutzhaft, weil ihr Mann emigriert ist. Alle Ge­suche ihrer franken Mutter, deren einzige Stütze sie war, wurden abgelehnt.

Ich appelliere an das Gewissen der Welt, an alle Feinde des Faschismus und der Barbarei, an alle rechtlich denkenden Menschen ohne Unterschied der Partei und der Konfession alles einzusetzen, um gemeinsam mit der Roten Hilfe die Freiheit dieser Frauen und aller politischen Gefangenen zu erfämpfen!"

fämpfen im vollen Bewußtsein, daß der Faschismus nur mit revolutionären Mitteln im Kampfe um die ganze Macht. überwunden werden kann, für die wirtschaftlichen und so­zialen Interessen der Arbeiterklasse, für die Wiederherstel­lung des Koalitions, und Streifrechts, für das Recht der Werftätigen, ihre Gesinnung zu bekennen, um diese Rechte zur Niederringung der faschistischen Diktatur auszunüßen." Die Partei erklärt ferner, daß sie die Vereinigung der geiamten österreichischen Arbeiterklasse erstrebt. Sie bekennt sich zur Sozialistischen Arbeiter- Internationale und will in ihrem Rahmen für die Ueberwindung aller reformistischen Illusionen, gegen jegliche Unterstüßung eines imperialisti­schen Krieges, für die Verteidigung der Sowjetunion und für die Vereinigung des Weltproletariats au einer einzigen, weltumspannenden Internationale wirken. Die Konferenz hat außerdem noch Beschlüsse über die Stellung der Partei zum Schutzbund und über ihre Haltung zu den Kommunisten gefaßt sowie ein Organisationsstatut beschlossen. Bezeichnend für die Geschloffenheit und Zuverlässigkeit der illegalen Or ganisation ist die Tatsache, daß mit einer einzigen Ausnahme fein Teilnehmer an der Konferenz der Polizei befanngewor fein Teilnehmer an der Konferenz der Polizei bekannt­geworden ist.

Weſten. Sie erſtrebe eine Wiederherstellung der freundschaft Minister Marquet

lichen Beziehungen zur Roten Armee und ein deutsch­russisches Bündnis.

Gegenwärtig habe die Ostrichtung die Oberhand, da Deutschland zur Zeit viel zu schwach sei, um im Westen eine militärische Aftion zu unternehmen und da auch der Kon­flift im Fernen Osten Deutschland gewisse Möglichkeiten zu bieten scheine.

Ein revolutionäres Manifest Vereinigte Sozialistische Partei Oesterreichs Uns geht folgender Bericht aus Wien zu:

Dieser Tage hat in Wien eine von mehr als 60 Delegierten beschickte Konferenz der illegalen sozialisti= ichen Bewegung stattgefunden, auf welcher die Ver­schmelzung der weitaus stärksten sozialistischen Organisation der Revolutionären Sozialisten, mit anderen aus der öfter­1eichischen Sozialdemokratie hervorgegangenen Gruppen voll­zogen wurde. Die neuentstandene Organisation nennt sich ,, Vereinigte Sozialistische Partei Defter= reichs". Sie besteht vorläufig in Wien , soll aber demnächst auf die Bundesländer ausgedehnt werden. In einem Auf= ruf an die Arbeiterschaft erklärt die neue Partei:

Unsere Partei ist die alleinige Erbin und Nachfolgerin der österreichischen Sozialdemokratie und zugleich eine neue ver­jüngte revolutionäre Bewegung. Sie ist die alle Gruppen. umfassende sozialistische Organisation, die die völlige Einheit des österreichischen Proletariats auf ihre Fahne geschrieben hat." Auf der Konferenz wurde eine Prinzipienerklä­rung der neuen Partet beschlossen. In ihr heißt es u. a.: Unsere Partei bekennt sich mit Stolz zu den glorreichen Kämpfen und großen Kulturtaten des in der Sozialdemokra= tie geeinigten österreichischen Proletariats, insbesondere zu dem heldenhaften Beispiel des Februarkampfes. Aber sie ist sich dessen bewußt, daß die durch den Sieg des Faschismus völlig veränderte Lage der Arbeiterklasse wesentliche Ver änderungen in der Zielsetzung und den Methoden des Rampjes und im Aufbau der Partei erfordert. Frei von den Fehlern und Illusionen der Vergangenheit wollen wir eine neue geeinigte Bewegung aufbauen."

***

Aller demokratischen Rechte beraubt, muß die Arbeiter­Klaffe ihren Klassenkampf mit revolutionären Mitteln füh­ren. Sie muß in unversöhnlichem- revolutionärem Kampf die faschistische Diftatur stürzen, die Staatsmacht erobern und die croberte Staatsmacht mit den Mitteln einer revolutionären Diktatur festhalten... Erst wenn die Diktatur ihre geschicht­liche Funktion erfüllt hat, wird durch die Zertrümmerung der wirtschaftlichen und politischen Macht des Kapitalismus die Verwirklichung der vollen Freiheit des Einzelnen in einer sich selbst verwaltenden Gemeinschaft möglich. Ueber die revolutionäre Diftatur führt der Weg zur sozialistischen Demokratie."

Wir stehen allen Formen des Faschismus in unversöhn­licher Feindschaft gegenüber: wir bekämpfen den National= fozialismus nicht minder als den Faschismus der Kanonen= und Galgenchristen oder die monarchistische Reaktion. Wir

über ausländische Arbeitskräfte

Paris , 23. September 1934.

Der Jour" weist darauf hin, daß in Paris 156 206 fran­zösische Arbeiter erwerbslos feien, während man 230 000 aus ländische Arbeiter zähle. In der Provinz betrage die Zahl der arbeitslosen Franzosen 325 000, denen 840 000 auslän dische Arbeiter gegenüberständen. Der Mitarbeiter des Blattes Claude Gaudin hatte nun eine Unterredung mit Arbeitsminister Marquet, von dem er wissen wollte auf welche Weise es möglich sei, die Zahl der ausländischen Ar­beiter zu verringern, um so der Arbeitslosigkeit im Lande abzuhelfen.

Marquet erklärte im großen und ganzen, daß er kaum an dem bestehenden Zustande etwas ändern könne. Der Mis nister sagte:

" Seit Beginn meiner Amtstätigkeit war die Frage der ausländischen Arbeitskräfte eine meiner Hauptsorgen. Be­stimmte Reformpläne habe ich bereits fertig gestellt, aber Schwierigkeiten bereitet mir die Gleichgültigkeit der öffent­lichen Meinung, der französischen Arbeitgeber und Arbeit nehmer, und schließlich gibt es noch zahlreiche diplomatische Hemmungen... Zunächst einmal wurden die Arbeitgeber durch Arbeitsinspektoren kontrolliert, damit sie nicht die vom Gesez erlaubte Beschäftigung von 10 Prozent überschritten. Als ich dann mit den Arbeitgebern selber sprach, stellte ich 40 Prozent Gleichgültigkeit und 60 Prozent eigennüßige In­teressen fest; afzeptieren doch die ausländischen Arbeiter oft Bedingungen, durch die sie die französischen Arbeiter erheb­lich unterbieten.

Doch auch die französischen Arbeiter sind sich zum größten Teil der ihnen drohenden Gefahr nicht bewußt. Beispiels­weise errichtete eine ausländische Schuhfabrik ein Unter­nehmen in Straßburg . In Limoges , in Fougeres . Romanes­sur- Viere haben wir Tausende von Erwerbslojen in der Schuhindustrie. Nun gibt es in Straßburg für sie Arbeits­plätze. Nicht 17 von ihnen waren bereit. dorthin zu gehen. Tie einen sagten uns: Da müssen wir ja umstehen!" Die anderen erklärten: Hier wissen wir, was wir haben. Weiß man denn, was man dort haben wird?"

Gewiß, mein Programm sieht vor, die Ausländer in ihre Heimatländer zurückzuschicken. Da aber kommen außenpoli­tische Rücksichten in Frage. Bevor sich die Dinge auf der Zeche Escapelle ereigneten, forderte ich die Abreise von 6000 polnischen Arbeitern. Nun geriet die polnische Botschaft in große Aufregung. Der Botschafter tam zu mir und erfiärte mir, allerdings sehr höflich, durch eine solche Maßnahme würden die guten Beziehungen zwischen Frankreich und Polen leiden. Auch Außenminister Barthou griff ein, ja man wandte sich sogar an den Ministerpräsidenten Doumergue . Was war die Folge? Die Polen blieben bei uns.

Mit den Italienern fönnen wir überhaupt nichis anfangen. Was", sagte Mussolini , ihr schidt unsere Landsleute zurüd? Schön! Dann sperre ich meine Grenzen vor eurer Produks tion ab. Dann wird eben Italien auf französische Erzeugs nisse verzichten."