,, Deutsche Freiheit", Nr. 224

ARBEIT UND WIRTSCHAFT

Der Goldbestand der Reichsbank

Auch in der dritten Septemberwoche waren die Rückflüsse zur Reichsbank verhältnismäßig gering, sie betrugen nur 49,9 Millionen Reichsmark. Damit sind im September von der Ultimobeanspruchung nur rund 42 Prozent wieder ab­gedeckt worden. Es hängt dies in erster Linie mit dem starken Steigen der Giroverbindlichkeiten um 89 Millionen Reichsmark auf 811,9 Millionen Reichsmark zusammen.

Die Bestände an Gold und deckungsfähigen Devisen haben sich um 0.1 Millionen Reichsmark auf 78.9 Millionen Reichs mark erhöht. Hiervon entfallen 3.9 Millionen Reichsmark auf deckungsfähige Devisen. Der gesamte Zahlungsmittel­umlauf ermäßigte sich von 5562 Millionen Reichsmark in der Vorwoche auf 5419 Millionen Reichsmark. Zur gleichen Zeit des Vorjahres betrug er 5269 Millionen Reichsmark.

Drosselung der Rohwol e'niuhr

In den letzten Monaten beginnen sich endlich die Maß­nahmen der Reichsregierung zur Drosselung der Rohwoll infuhr sauwirken. Nach den amtlichen statistischen An­aben stellte sich die Rohwolleinfuhr seit Beginn dieses Jahres wie folgt: Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. 1934. 13,98 20,22 17,02 22,47 15,08 10.13 3.27 2,40 Während also im April die Rohwolleinfuhr eine höhe von fast 22.5 Millionen kg betrug, ist sie im August bereits auf 2,4 Millionen gefallen.

in den nachfolgenden Monaten ist voraussichtlich mit einer noch geringeren Einfuhrmenge zu rechnen, da es sich bei der Juli- und Augusteinfuhr meistenteils noch um alte Ab­schlüsse handelt. Da bei dem erhöhten Verbrauch von Roh­wolle im Zusammenhang mit den jüngsten Hamsterkäufen die Vorräte beträchlich zurückgegangen sind, muß, falls der gegenwärtige Zustand aufrecht erhalten bleibt, etwa gegen Ende dieses Jahres mit einer Erschöpfung der Rohwollyor. räte gerechnet werden.

Neben einigen wenigen Mengen von ausländischer Roh­wolle wird die deutsche Textilindustrie sich auf die teuerere und qualitativ schlechtere inländische Rohwolle stüßen müssen. Das inländische Rohwollangebot beträgt aber besten­falls nur 10 Prozent des Gesamtverbrauchs und diese Mengen sind für die neuen Ersatzstoffe erforderlich, die bekanntlich mit Wolle gemischt werden müssen.

Es wird also bald der Tag kommen, wo man im dritten Reich" reinwollene Erzeugnisse inländischer Herkunft kaum mehr auftreiben dürfte.

Aber noch vor 2-3 Monaten hatten die verschiedenen Han­delskammern erklärt, daß ein Anlaß zu Befürchtungen wegen einer Knappheit in Wollerzeugnissen nicht bestehe. So geben sich im dritten Reich" selbst die Handelskammern zu solch plumper Irreführung der Bevölkerung her."

Rohstoffnot unter Gestapo - Aufsicht

Donnerstag, den 27 Sept. 1934

Ueber Preiss e gerung dari nicht gesprochen werden nicht gesproche

Die Fachgruppe Schneidewaren und Bestecke in der Wirtschaftsgruppe Eisen und Metall. warenindustrie, Dienststelle Solingen , Hauptstraße 211 versandte vor kurzem nachfolgendes Rund­schreiben, das für die Zustände im dritten Reich" bezeich­nend ist. Das Rundschreiben lautet:

Solingen , den 14. September 1934 Rundschreiben Nr. 2/34

Betrifft: Wirtschaftssabotage

Der Führer der Wirtschaft erläßt folgendes Rundschreiben: Die Firma August Rommel, Mineralölprodukte, Frank­ furt a. M., hat am 20. Juli 1934 nachstehendes Rundschreiben an ihre Geschäftsfreunde geschickt:

Betreffend Maschinenfette etc.

Im Falle Sie einen weiteren Bedarf in Konsistenzfetten aller Art für die nächsten 6 Monate voraussehen, emp­fehle ich Ihnen. denselben ohne Aufschub zu heuti­gen Einheitspreisen und Bedingungen zu sichern. In der Tat sind die zur Herstellung benötigten Rohstoffe, namentlich die Fettsäuren, in letzter Zeit im Preise erheblich ge.

stiegen. Ueberdies stammen fast alle Rohstoffe für die Fettfabrikation aus dem Auslande, so daß eine Heraufsetzung der heutigen Verkaufs. preise in Kürze nicht mehr abzuwenden ist.

Es soll mich freuen, wenn Sie sich diesen Hinweis zumute machen und erwarte ich gern Ihre alsbaldige Disposition.

Mit bester Empfehlung gez. August Rommel."

Die Firma ist dem Geheimen Staatspolizeiamt zur An­zeige gebracht worden,

Das Geheime Staatspolizeiamt teilt unter dem 13. 8. 34 zu diesem Vorgang folgendes mit:

,, Ich habe die Staatspolizeistelle Frankfurt a. M. ange wiesen, die noch vorhandenen Rundschreiben zu beschlag­nahmen, den Firmeninhaber ernstlich zu verwarnen sowie ihm zu eröffnen, daß er im Wiederholungsfulle mit In­

schughaftnahme zu rechnen habe. Ich bitte, ohne Hinzuziehung der Presse durch vertrau­liche Bekanntgabe sämtliche Branchen darauf hinzuweisen, daß derartige Rund­schreiben in Zukuft als ein staatsfeind. liches Verhalten betrachtet und dem.

entsprechend verfolgt werden."

Ich bitte, unter Beobachtung dieses Hinweises des Ge. heimen Staatspolizeiamtes für vertrauliche Bekanntgabe bei den ordneten Organisationen Sorge zu tragen.

Heil Hitler!

Der Führer der Fachgruppe Schneide­waren und Bestecke in der Wirt. schaftsgruppe Eisen- u. Metallindustrie gez Franz Lauterjung

Für die Richtigkeit Der Leiter der Dienststelle: gez.: Dr. Buchteler.

Zwangsorganisation des Rohproduktenhandels

Bei der großen Knappheit an Textilrohstoffen und Me. tallen gewinnt die Abfall- und Altstoffwirtschaft im..dritten Reich eine immer größere Bedeutung. Deshalb sah sich das Reichswirtschaftsministerium genötigt, eine Zwangsorgani sation der Abfallwirtschaft zu schaffen.

Die amtliche Bekanntmachung dazu lautet:

Der Reichsverband des Deutschen Rohproduktengewerbes eV,( RDDR), Berlin , ist vom Reichswirtschaftsminister zur Zwangsorganisation für das gesamte Rohproduktengewerbe, bestehend aus Groß, Mittel-, Keller- und Straßenhandel, erklärt worden. Sämtliche Firmen der Branchen haben sich beim Verband anzumelden. Zum Verbandsführer wurde Henry Evermann( Hildesheim ), zum Geschäftsführer Georg E. Schmidt( Reinickendorf ) bestellt. Der Verband dürfte nach Durchführung der Anmeldungen über einen Bestand von 25 000 bis 30 000 Mitglieder verfügen. da ihm auch ein großer Teil der Schrott und Altmetall- Handelsfirmen angeschlossen ist.

Vistra, Cuprama, Fliro und Seclo

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Die obigen Wörter sind nicht etwa einer Geheimschrift der Weisen von Zion" entnommen, sondern stellen die Namen der neuen künstlichen Textilersatzstoffe dar, mit denen die den soll.

Birokratisierung des Außenhande's Bevölkerung des dritten Reiches" in Zukunft beglückt wer­

Die Neureglung der Zuteilung von ausländischen Zahl­lungsmitteln für die Einfuhr ist nach dem Neuen Plan" grundsäglich erfolgt. Den vorläufigen Abschluß findet diese Planung mit folgenden Anordnungen, deren größter Teil der Oeffentlichkeit noch nicht zugängig gemacht wurde:

Anordnung des Finanzministeriums, wonach bei Abferti­gung von Einfuhrwaren die Devisenbescheinigungen den Zollstellen vorzulegen sind.

Das Meldeverfahren zur Verhütung der Bezahlung jener Waren, die ohne Devisenbescheinigung eingeführt werden sollten.

Die laufenden Mitteilungen über den Umfang der Aus­gabe von Devisenbescheinigungen.

Art und Weise, wie die Ueberwachungsstellen über die bereitgehaltenen Devisen verfügen können.

Anordnungen betr. die Führung des Terminkalenders über die Vorausbelastung durch die Devisenbescheinigungen und die Benachrichtigung der Reichsbank.

Vorschriften, wann und wie Nebenkosten an inländische Spediteure zu bezahlen sind zur Weiterleitung an deren ausländische Korrespondenten.

Die Bekanntmachung der Anschriften und Warenkompe­tenzen der Ueberwachungsstellen( größtenteils erfolgt).

Das besondere Verfahren, welches bei einfuhrverbotenen Waren Plats greift, wenn mit anderen Staaten die Einfuhr vertraglich kontingentiert wurde.

Diese Bestimmungen richten sich zum Teil an den Im­perteur, zum Teil an bestimmte Behörden. Damit schließt sich der Kreis jener Maßnahmen, die den Ausgleich der deutschen Handelsbilanz zum Ziel haben.

Billige Arbeiter billige Rohstoffe

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Der deutsche Reichswirtschaftsminister hat in seiner Leip­ziger Rede angekündigt, daß bei der Produktion von Inland­rohstoffen die Unternehmer künftig eine Lohnsubvention in Höhe der Arbeitslosenunterstützung erhalten können. Wie der Völkische Beobachter"( vom 8. September) mitteilt, wird diese Methode der Lohnsubvention bereits praktiziert, Die Gruppe Ostmark des..Freiwilligen" Arbeits­dienstes wurde zum Sammeln von Rohharz eingesetzt. Das ,, vom Arbeitsdienst Ostmark erzeugtes Terpentinöl ist den amerikanischen und französischen Auslandsölen vollkommen gleichwertig". In ganz Deutschland soll jegt durch den Ar­beitsdienst die Kiefernharznutzung weiter ausgebaut werden. Der wirtschaftliche Erfolg dieser Aktion bleibt abzuwarten; auch während des Weltkrieges wurde Oel , das aus von Kin­dern gesammelten Bucheckern gepreßt wurde, den- feinsten Speiseölen gleichwertig erklärt. Fest steht bisher nur, daß zu Zwangsarbeit kommandierte Jungerwerbslose gegen eine Vergütung von 27 Pfennig täglich, die Arbeit bisher voll entlohnter Forstarbeiter leisten müssen.( ITF .)

Eine Warnung der Londoner Handelskammer

Das englische Handelsamt veröffentlicht eine Warnung an dje englischen Exporteure. Die englischen Exporteure, die Waren nach Deutschland liefern, so schreibt die Handels­kammer, mögen sich zuerst vergewissern, ob die Empfänger­

Ueber die Vistra- und Wollstra- Faser wurde in letzter Zeit so viel geschrieben, daß es nicht mehr verlohnt. auf diese Garne aus künstlichem Rohmaterial einzugehen. Weniger be­kannt dürfte dagegen das neue Stapelfaserprodukt Cu­prama sein. Diese Faser wird von der IG.- Farbenindustrie und IP- Bemberg gemeinschaftlich fabriziert. Es stellt eine Kupferspinnfaser dar, wobei die großen Kunstseidenkonzerne für sich ein gutes Geschäft aus der Cuprama wittern Die Kunstseidenindustrie behauptet, daß aus dem Cupramagarn in Verbindung mit Wolle angeblich qualitativ wertvolle Stoffe gewebt und gestrickt werden können. Angeblich ist die Wärmehaltigkeit recht günstig, und die Kunstseiden­interessenten behaupten, daß dieses Material für den Winter geeignet sei. Man erfährt aber nichts über die Dauerhaftigkeit des neuen Ersagstoffes und nichts darüber, inwieweit er der Wit­terung standhält. Man hat mit der Herstellung des neuen Ersatzstoffes Cuprama bereits begonnen, und zwar werden täglich etwa 3-400 Kilogramm produziert. Die Kunstseidenkonzerne beabsichtigen, in nächster Zeit die Her­stellung auf arbeitstäglich 2000-3000 Kilogramm zu steigern. Eine derartige Produktionsmöglichkeit er­fordert jedoch eine beträchtliche Kapital. investition, die naturgemäß zu einer Verteuerung dieses künstlichen Ersatzstoffes führt. Von den Preisen für Cuprama­erzeugnisse hört man in der gleichgeschalteten Presse so gut wie gar nichts. Aber von berufener Seite wird uns erklärt, daß die Cupramaerzeugnisse relativ teuer seien, obwohl sie naturgemäß in gar keinem Vergleich zu reinen Wollerzeug

nissen stehen können.

Als Effektmaterial wird neuerdings auch sogenanntes Textil- Cellophan stark herangezogen. Textil- Cello phan wird aus den aus heimischen Rohstoffen produzierten Transparent- Viscosefolien geschnitten, und zwar in Feinheiten bis zu 0.6 Millimeter Breite und 0.02 Millimeter Dicke. Die großen Viskosefolien dienen bekanntlich als hygienisches Ver­packungsmaterial vornehmlich in der Lebens- und Genuß­mittelbranche. Für die neue Saison hat man in Textil Cello­ phan eine große Ausmusterung in Kleider­und Hutstoffen, Bändern, Hutgeflechten, Strick- und Wirkstoffen vorgenommen. Es werden

firma über genügend Devisen verfügt. Denn bei einer Zah­lung in Mark bestehe die Gefahr, daß der betreffende Betrag auf dem Sonderkonto der Reichsbank verbucht und von der Bank von England als Sondermark" gehandhabt würde. ( Inpreß.)

Die Opfer der Devisenklemme

Die Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahn hat eine Verfügung erlassen, wonach nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Mittel für Rangierbedienstete Berufskittel aus dichten Geweben eingeführt werden... Die bisher für Rangier­bedienstete gehaltenen Regenmäntel aus Wollstoff," heißt es in der Verfügung, fallen fort, vorhandene sind jedoch auf

zutragen."

Diese dichten" Gewebe sind im Gegensatz zu den bisher benutten Lodenstoffen nur ein unzureichender Wetterschutz.

u. a. sogenannte Glashaut Effekte in den erwähnten Artikeln durch Textil- Cellophan hervorgerufen. Die Weiterverarbei­tung von Textil- Cellophan ist aber, wie die gleichgeschaltete Presse selbst zugibt, nicht ganz einfach, weil das bändchen­förmige Material möglichst glatt, also ohne Verdrehungen in die Ware eingearbeitet werden muß. Zudem ist dieses Er­zeugnis am zweckmäßigsten in einer genau zu regulierenden Betriebstemperatur und Luftfeuchtigkeit zu behandeln. Nach bestimmten Verfahren werden aus Cellophan Flira. fasern gewonnen und mit Wolle und Kunstseide gemein­sam versponnen. An den scharfen Kanten der Flirofasern be­finden sich feiae, unter dem Mikroskop zu erkennende Widerhäkchen, welche eine innige Verbindung mit dem übrigen Spinngut gestatten. Der eigenartige Drahthaar- Effekt des fertigen Flirogarns ist durchaus tragecht und geht auch durch Ausbürsten nicht verloren. Beide Erzeugnisse, sowohl Textil- Cellophan wie Flirofaser, werden von der Firma Kalle u. Co. AG., Wiesbaden- Biebrich, erzeugt.

Unter dem neuen Ersatzstoff ist auch eine Imitation der echten Angorawolle unter dem Namen Angorina zu erwähnen, der natürlich qualitativ recht minderwertig ist, obwohl er außerordentlich schön aus­siebt,

Ein weiteres Textilers atgarn sind auch die Seelogarne, Sie bestehen aus einem reinwollenen Futterfaden und einer dichten Umspinnung von Kunstseide. Dieses Fabrikat besigt den schönen und dezenten Glanz der Kunstseide, bei weitem aber nicht das Wärmeisolationsver mögen und die Haltbarkeit der Wolle.

Alle diese neuen Stoffe erfordern eine Produktionsumstellung und Kapitalin. vestition. Es braucht wirklich kein Wort darüber ver­loren werden, daß es sich alles um Fehlinvestitionen handelt, für die die Zeche einst das deutsche Volk, insbesondere die deutsche Arbeiterschaft, bezahlen wird. Im übrigen ist noch darauf hinzuweisen, daß auch diese Ersatzstoffe keineswegs hundertprozentig aus deutschem Rohmaterial hergestellt wer­den. Es handelt sich vielmehr um Mischgewebe, in denen zum Teil Importrohmaterialien enthalten sind. Also auch zur Herstellung dieser Ersagrohstoffe ist man teilweise auf die Einfuhr aus dem Ausland angewiesen. Man wird also weiterhin die Devisenbilanz belasten und dem deutschen Volk dennoch die Devisenbilanz und verhältnismäßig teure Ersatzstoffe liefern. Vistra, Cuprama, Angorina. Flire und Seelo Errungenschaften des dritten Reichs".

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das sind die

Die Rangierer müssen mit ihrer Gesund. heit dafür büßen, daß die nationalsozia­listische Diktatur durch übersteigerte Einfuhr von Kriegsmaterialien die Ver­sorgung der deutschen Bevölkerung mit Lebensmitteln und Bekleidung unmöglich mach t.

Entdeckung neuer großer Oelfelder

( FSU.) Große Oelfelder, die eine Fläche von 96 Quadrat­kilometer umfassen, sind in einem Umkreis von 55 Kilometer um Stalinabad in Tadschikistan von einer geologischen Inspektionsvereinigung des Zentralasiatischen Oeltrustes ent­deckt worden.