Meckerer, Nörgler, Kritikaster

Das Volk und die Nazibonzen

Es wird weiter gemeckert. Nach dem 30. Juni und Hitlers berühmten zwölf Geboten erst recht.

Es ist erheiternd, die Not- und Wutgeschreie in den nationalsozialistischen Blättern zu lesen. Wir zitieren einige davon aus den verschiedensten Gegenden des Reiches.

Die Westfälische Landeszeitung Rote Erde" nennt jene Kritiker die Hundertprozentigen" und schreibt:

Das Hauptgewicht legen diese spießbürgerlichen Bier­banf Patrioten bei der Erteilung ihrer Belehrungen auf den Punkt, zu dem der Führer sagt, daß SA.- Führer nicht in urus Automobilen fahren dürfen. Dazu haben wir diesen Schwäßern zunächst einmal zu sagen, daß ein wirklicher SA - Führer das nie getan hat; alle anderen aber gehören der Vergangenheit an. Weiter brüskieren(?) sich die 110- Prozentigen darüber, daß SA.­Führer überhaupt Auto fahren. Man weiß wirklich nicht, ob man es Unverfrorenheit oder Naivität nennen soll, was sich diese Leute, die wir meinen, glauben, heraus­nehmen zu dürfen.

Das Hakenkreuzbanner", Mannheim , stöhnt:

Jedes Glas Bier oder Wein, das ein politischer Leiter irgendwo trinkt, wird beschnüffelt. Jede Marf, die ein Pg, der jahrelang arbeitslos gewesen sein mag und sich mit seiner Familie durchhungerte, heute verdient, wird von denen, die Arbeitslosigkeit nie kannten und stets satt zu essen hatten, beredet. Um jeden Urlaubstag wird er be­neidet. Und dann kommt der gebäffige schäbige Klatsch: Haben Sie schon gehört, daß der Herr So­wiejo megen unterschlagung eingesperrt wurde? Nicht? Man sieht ihn doch schon tagelang nicht mehr! Das ist doch auffallend!..." Hab acht auf sie,

Bolfsgenosse! Fahre dazwischen, wo dit fie sisehen, fuscheln und munkeln siehst! Sie werden gefährlich erst in der Masse, im Dunkeln.

Die Oberlausitzer Tagespost", Görlitz , ergeht sich in Drohungen gegen die Moralinfauren":

Weil ein Bäckerdugend hirnkranker Meuterer mit der SA. Schindludertreiben wollte, pfeift und schimpft er( der Moralinsaure) gegen die ganze SA., weil ein Dußend Verräter mit ihren Verbindungsmännern an die Wand gestellt wurden, glaubt er, die ganze SA. hin= hezzen und wettern zu können, Die zwölf Gebote des Füh­rers find nicht dazu da, daß über sie irgendein Rabuliftifer brütet und ihnen einen Sinn gibt. der neue Gegensätze schafft. Das sollten sich alle die besonders hinter die Ohren schreiben, die jetzt Morgenluft wiffern, die nun allenthalben auftauchen, um Unruhe und irrsinnige Ge­rüchte ins Volf zu tragen. Sie sind schief gewickelt, iene Moralinisten und Gerüchtemacher, wenn sie sich einbilden, daß mit ihnen viel Federlesens gemacht wird. Die Fränkische Tagespost", Nürnberg , wütet:

richten und zumindest verächtlich machen und gegen fie

Diese 110- Prozentigen sind im Augenblick wieder heftig am Werke. Wir möchten den Herrschaften raten, ihre lose Schnauze zu halten!

Fazit: Es ist immer noch zuviel Freiheit im Lande! Es wird immer noch nicht genug Schnauze gehalten! Es sind noch immer nicht genug in den Konzentrationslagern, in den Gefängnissen zu Tode geprügelt, auf der Flucht er­schossen. Ja, mit dem Terror ist es- Göring kanns be­zeugen genau wie mit dem Morphium: Hat man sich erst an ihn gewöhnt, kriegt man nie genug davon, bis man daran krepiert.

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Wo bleibt die Milliarde, Dr. Ley?

Das Finanzgeheimnis der deutschen Arbeitsfront "

Jetzt und einst

Der Führer der Deutschen Arbeitsfront , Dr. Robert Ley , hielt in Nürnberg eine Rede über" Was brachte der Nationalsozialismus dem deutschen Arbeiter?" Einleitend jagt er, die Gewerkschaften, seien übernommen worden, um diese politischen Seuchenherde dem Gegner zu entziehen, ohne daß den Arbeitern ein Schaden entstünde. Gegen Ende des alten Systems sei es so gewesen, daß es den Gewerkschafts­funktionären hauptsächlich darauf angekommen sei, sich selber machtvolle Positionen mit hohen Gehältern auf Lebensdauer zu schaffen. Im weiteren schilderte er den Aufstied der deutschen Arbeitsfront im neuen Reich; am 1. März 1984 habe der Mitgliederstand betragen: 13 Millionen Arbeiter, Angestellte und Unternehmer, und 4 Millionen Mitglieder aus Handel, Handwerk, Gewerbe und freien Berufen. Gesamt also 17 Millionen zahlende Mitglieder.

Ster ist ein Rückblick nötig. Gegen die gierigen Gewerf schaftsbonzen" richtete sich der Kampf aller NS .- Führer ein­schließlich des Kanzlers. Jagt diese gierigen Bonzen aus ihren Sesseln" war der Leitgedanke. Der Vorgänger von Dr. Robert Ley , Herr Selzner, teilte aber mit, daß die Gehälter aller Gewerkschaftsangestellten monatlich 4,5 Mil­lionen RM. betragen, was jährlich also 54 Millionen RM. ausmacht. Nach den beglaubigten und veröffentlichten jähr­lichen Abrechnungen der früheren freien Gewerkschaften, die allerdings einige Millionen weniget Mitglieder hatten und bis zuletzt auf 7 Millionen zurückgegangen waren, betrugen die Gehälter und Löhne aller Gewerkschaftsangestellten aber nur 3 Millionen Reichsmart jährlich. Eine mehr als doppelte Mitgliederzahl aber hätte eine Erhöhung der Gehälter auf höchstens etwa 5. Millionen Reichsmark jährlich bedeutet. Sente aber foften diese Gewerkschaftsangestellten rund das schnfache. Wo fizen nun eigentlich die gierigen Gewerf fchaftsbonzen?

Und wie steht es um die Finanzen?

Bei der früheren billigen Verwaltung der Gewerkschaften erfolgten übersichtliche Vierteljahresangaben über die Lage der Gewerkschaft, am Jahresende aber wurde die Jahres­bilanz und was dazu gehört veröffentlicht. Jedes Mitglied war dadurch über die Vermögenslage und den Mitglieder­stand feiner Gewerkschaft unterrichtet.

Die ießige Deutsche Arbeitsfront repräsentiert alle Ge­werkschaffen. Heute müssen alle Arbeitnehmer ihrer Ge­werffchaft angehören, daher der große Mitgliederzuwachs. Alle örtlichen Kassierer find verpflichtet, pünktlich und fast bis zur Stunde, die Gewerkschaftsbeiträge an den NS .- Funk­eineinhalb Jahren hat die Deutsche Arbeitsfront alle diese tionär im zuständigen Braunen Haus abzuliefern. Seit rund Einnahmen, aber nicht ein einziges Mitglied weiß, wie es um die Finanzen seiner Gewerkschaft, um den Mitgliederbe­stand usw. bestellt ist. Genau betrachtet besteht auch keine Ge­wertschaft, vielmehr sind nur Einzelmitglieder vorhanden, die in Ortsgruppen zusammengefaßt sind, diese wieder in Bezirks- und Landesgruppen, unter der Leitung von bestell­ten Führern. Aber auch diese Führer haben keine Ahnung von der Vermögenslage ihrer Gewerkschaften; die Orts­führer kennen nicht einmal den stand ihrer Ortskasse, der Ortsverein fann selbst über diese freiwillige Einrichtung nicht verfügen. Irgend eine Abrechnuna ist bisher nicht er­folgt.

Betrachten wir einmal die jetzigen Einnahmen der Deut­ schen Arbeitsfront . Vorhanden sind 17 Millionen Mitglieder. Die billigste Gewerkschaft zahlt 60-90 Pfennig Wochenbei­trag, die meisten Gewerkschaften haben Wochenbeiträge von 1-2 Reichsmart, die alten guten Gewerkschaften bezahlen wöchentlich 2 3,50 Reichsmart.

Nehmen wir an, ein Teil der Mitglieder ist ohne Arbeit, dann kann aber doch mit einem zahlenden Bestand von 13 Millionen Mitgliedern gerechnet werden. Und der Durch schnittsbetrag ist mit wöchentlich 1,50 Reichsmart nicht über­schätzt, Also befräat die Wocheneinnahme der Deutschen Ar­ beitsfront 19,5 Millionen Reichsmarf, oder jährlich 1140 Mil­lionen. Das sind 1 Milliarde, 140 Millionen Reichsmart.

Ueber diese Riesensumme wöchentlich zusammenge= tragen durch die Gewerkschaftsbeiträge, ist bisher nicht die geringe Abrechnung erfolgt. Und es deutet auch nichts darauf hin, daß eine solche Abrechnung gegeben werde. Auch Dr. Ley hat feine näheren Angaben gemacht; lediglich saate er, daß die NS.- Gemeinschaft Kraft durch Freude" im ersten Jahre etwa 40 Millionen Reichsmart fostet. Es ist dies schon ein nennenswerter Betrag, im Rah­men der 1140 Millionen Reichsmark aber spielt er feine be= deutende Rolle.

Upton Sinclair' s Wirtschaftsprogramm

Der Dichter als Gouverneur

Der Feldzug für die im kommenden November in den Vereinigten Staaten stattfindenden Wahlen ist in vollem Gange. Augenblicklich ernennen in den verschiedenen Staaten die großen Parteien ihre Kandidaten: es sind dies die Vor­wählen, die sogenannten primaires, die übrigens von großer Bedeutung sind. Eine dieser Wahlen hat mächtiges Aufsehen erregt: eine voll und ganz triumphale Wahl, mit deren Hilfe der Romanschriftsteller

Upton Sinclair zum demokratischen Kandidaten für den Gouverneur- Posten des Staates Kalifornien bezeichnet wurde. Der berühmte Verfasser von König Kohle"( den wir vor einigen Jahren in der Volksstimme" veröffentlich­ten), von Dichungel"," Petrol" uim., bat somit die politische Arena betreten. Die Tatsache an fich würde nicht derart über­raschen, wenn sich Upton Sinclair hierbei nicht einer neuen politischen Einstellung bedient hätte. Die Geichichte dieier seiner Aufstellung und seines Vorwahlerfølges. die wir dem Peuple" entnehmen, ist eine recht sonderbare.

Im verflossenen September hatte Upton Sinclair , der sich in gewissen seiner Romanen start den kommunistischen Ten­denzen genähert hatte, die Sozialistische Partei verlassen, um damit der Poliff Roosevelts seine Zustimmung zu erteilen. Er schloß sich den Demokraten an, was bereits großes Auf­sche erregte Er erklärte indeffen hierbei, daß er nichts von feinen sozialistischen Prinzipien aufgebe, und es ist recht wohl möglich, daß er sich damals durch keinerlei politischen Ehrgeiz leiten ließ. Man darf sogar glauben, daß ihm dieser weit mehr aufgedrungen wurde, als er ihn suchte. Im gleichen Augenblick veröffentlichte er

ein fleines Buch, das den Titel trug: Ich als Gouverneur von Kalifornien und wie ich der Armut ein Ende gejekt habe".

Es war dies weit mehr ein Wirtschaftsprogramm als die Aufstellung einer Kandidatur. Dieses Buch erlebte in Kali­ fornien

aber einen fantastischen Erfolg, über den man sich Rechenschaft ablegen kann, wenn man sich vor Augen jührt, daß sein Titel eine zuerst spontane Bewegung fristallisiert hat. Upton Sinclair erklärte, sich ein erzieherisches Ziel ge­setzt zu haben. In Wirklichkeit begann man sofort von ihm als von einem gegebenen Kandidaten zu sprechen: freiwillige Propaganda- Organisationen meldeten sich; lokale Komitees wurden fast überall geschaffen und es entwuchsen ihnen diese großen amerikanischen Wahlmaschinen, deren lärmende Wahl­methoden bekannt sind. Woh oder übel ließ Upton Sinclair alles mit sich geschehen. Die Grundlage dieser Bewegung war der Verkauf dieses kleinen Buches, von dem durchschnitt­lich tausend Exemplare täglich verkauft wurden. Upton Sin­ clair ist seit einigen Jahren sein eigener Verleger geworden; um aber dem gegenwärtigen Erfolg zu entsprechen, mußte in Los Angeles eine Verwaltung geschaffen werden, die sich aus freiwilligen begeisterten jungen Leuten zusammenießt.

Dies ist der Anfang der Geschichte. Ihre Fortsetzung ist im Augenblick die triumphale Ernennung Upton Sinclairs durch die Primaires, wobei er 310 000 Stimmen erhielt, was 130 000 Stimmen mehr als der andere demokratische Kandi­dat bedeutet. Wenn

die Mystik in der Politik

eine Kraft darstellt, woran nicht zu zweifeln ist so ist in Kalifornien um Upton Sinclair und seinen Plan eine sehr mächtige Mystik entstanden, Sie fand ein Losungswort, wie es die amerikanischen Massen lieben. Das Programm des Romanciers ist der Epic" geworden. Dieses geheimnisvolle Wort muß erklärt werden; es bildet die Anfangsbuchstaben der Formel: Ending poverty in GCalifornie( Ende der Armut in Kalifornien ). Was das Programm Upton Sinclairs selbst anbelangt so ist dies auf der Tatiache aufgebaut, daß der Staat Salifornien allein 1 250 000 Arbeitsloje zu unterhalten hát. Die erste Anstrengung muß somit darin bestehen, diese wieder dem Produktionsprozeß zurückzuführen und die

Jedem alten deutschen Gewerkschafter brennt die Frage auf den Lippen, was mit den Gewerkschaftsgeldern geschieht, feiner aber darf sich erlauben, danach zu fragen. Wenn sie aber so ein elegantes NS - Auto vorbeifliken sehen, sagt sich ein jeder: Dieser Wagen fährt auch mit meinem Geld." Sei es um diese Vermutung wie um jeden anderen Zweifel be­ſtellt wie es auch sein mag, so ist eine Milliarde Reichs­mark jährlicher Einnahme eine so große Stange Goldeswert, daß die fehlende Abrechnung jeden Beitragspflichtigen auf­fällt. Waren folche früher jeder Gewerkschaft möglich und zwar mit Mitteln, die immer in einem rechten Verhältnis zum Gesamtgeldeingang gestanden hat, so sollte dies auch möglich sein bei einer Aufwendung von jährlich 54 Millionen Reichsmark für Angestelltengehälter, was das zehnfache von früher ist.

15 Mark Wochenlohn

Da vergeht einem ,, Heil Hitler !" zu rufen

Folgender Arbeiterbrief aus dem Reiche, datiert vom 2. September wird uns zur Verfügung gestellt:

Es wird in der Zeitung geschrieben, daß es schon besser geworden ist und täglich besser wird. Hier merkt mant allerdings noch nichts davon. Bisher hatten wir persönlich noch immer ein Durchkommen, aber seit wir nur drei Tage arbeiten, kann ich meinen Verpflichtungen nicht nachkommen. Wir leiden jest direkte Not. Viele Lebensmittel sind im Preise angezogen, und der Lohn steigt nicht mit, Butter kostet ein halbes Pfund 0,80 Mark. Uns fehlt einfach der Export, und wenn der nicht kommt, dann kann sich auch das System nicht halten. Mit schönen Reden und Trommeln kann kein Volt satt werden, und wenn wir Not leiden, dann muß die ganze Volksgemeinschaft Not leiden und nicht die Armen der Aermsten. Dann gibt es feine Volksschicht, die noch genau so lebt wie vor dem Kriege. Was nützen die Worte Kraft durch Freude , Schönheit der Arbeit usw.; wenn wir eine Mart über haben, dann müssen wir uns ein Paar Strümpfe kaufen oder was anzuziehen. Dann können wir uns nicht auf die Bahn sehen oder eine Ferienfahrt unternehmen. Wir können doch schon jahrelang uns nichts faufen bei 3- und 4- Tagearbeit. Anbei schicke ich Euch einmal eine Lohnrechnung von 3 Tagen Verdienst. Von ungefähr 20 Mark Verdienst gehen noch 93 Pfennig Bürger­steuer, dann außerdem 70 Pfennig Verband, da habe ich dann noch gerade 16,16 und davon 5 Mark Miete pro Woche, dann stehen uns, einer dreiköpfigen Familie, noch 11,16 Marf zur Verfügung. Dann die regelmäßige Abgabe, Licht, Wasser, Müll- und Ranalgebühren, Beerdigungskosten, Kirchensteuer. niw. Da gibt es allerdings noch verbilligte Fettfarten. Da steht sich ein Erwerbsloser besser, wie wir mit drei Tagen Arbeit, und wenn ich denn noch schlechte Sorten haben, dann verdiene ich noch weniger, wie vorige Woche nur 15 Mark und davon noch 3 Mark Abzüge.

Zu der Zeit, als ich bei Euch war, haben wir noch 5 Tage gearbeitet da hatte ich noch ungefähr 40 Mark ohne Abzüge, das ging noch immer, aber jetzt, das ist schlimm und an was anderes ist nicht zu denken, da vergeht es einem Heil Hitler" zu rufen. Ich will nicht klagen, aber nur schreiben, wie die Verhältnisse tegen. Es geht so wie im faiserlichen Staate, wer die Macht hat, hat auch das Recht. Das Volk hat die Blut- und Geldopfer vom Krieg willig ertragen und unsere ehemaligen Führer stecken heute vom armen Staat ihre hohe Pension ein. Wie anders die Soldaten und Kämpfer von 14-18, die schickt man ins Ungewisse. Während man die Sol­daten brauchte, hieß es immer, des Vaterlandes Dank ist Euch gewiß. Wir haben es gemerkt.

..Fiegel"

Dresden , 28. Sept. Jn Glashütte im Sächsischen Erz­ gebirge war fürzlich der vor der Uhrmacherſchule aufgestellte hölzerne Obelist, an dessen Seitenwänden Werbeplakate für die NSV. angebracht waren, umgeworfen worden. Die Täter, mehrere junge Leute, die aus Uebermut gehandelt hatten, konnten bald ermittelt werden. Sie mußten unter polizeilicher Aufsicht den Obelisk wieder aufrichten. Dabei wurden ihnen Plakate mit der Aufschrift Ich bin ein legel gewesen" auf den Rücken gehängt.

Flegel gewefen! Und die Flegel, die es noch sind? Die regieren in Konzentrationslagern oder in hohen Staats­ämtern herum, und es wird noch einige Zeit dauern, bis man sie abstraft.

Werbt für die ,, Deutsche Freiheit"!

Staatsfinanzen um so vieles zu entlasten. Sinclair sieht die Schaffung großer Landwirtschaftskolonien und Manufakturen vor, die vom Staat verwaltet werden. Um sie zu bilden, foll der Staat zu den gegenwärtigen Bankrott- Preisen die ge­pfändeten oder verlaffenen Ländereien und die geschlossenen Fabriken aufkaufen. Die Arbeitslosen sollen in ihnen in­ſtalliert werden. Sie sollen den vollen Nugen aus ihrem Ar­beitsprodukt ziehen, diese Produkte aber würden zu den Ge­stehungskosten verkauft werden. Von den Bauern sollen an Stelle der Steuern Lebensmittel bezogen werden. Unter der Führung des Staates soll zwischen den landwirtschaftlichen und industriellen Kolonien mit Hilfe einer Genossenschafts­kette der Austausch organisiert werden. Auf diese Weise, er­klärt Upton Sinclair , würde

,, ein neues Produktionssystem

geschaffen, in dem die Wall Street( das Finanzkapital) nichts mehr zu suchen hätte". In einer Rede, die am Abend seiner Kandidatur- Aufstellung mit Hilfe des Radios verbreitet wurde erklärte er, daß die industriellen Produkte den land­wirtschaftlichen Distrikten zugeführt würden und daß auf diese Weise ein größerer Austausch der landwirtschaftlichen Produkte hervorgerufen würde; in furzer Zeit würden sich alle an der Arbeit und auf dem Weg zum Reichtum befinden." Diesem Programm find des weiteren Steuerreformpläne fowie Pläne für die Invaliditäts- und Alterspensionen ent­halten. Das Wesentliche des Epie besteht aber vor allem da­rin, mit Hilfe und unter der Leitung des Staates diele Tauschiviteme zu verallgemeinern, die gerade in Kalifornien wieder aufgetaucht sind, und von denen sich einige mit mehr oder minder Erfolg aufrechterhalten. Von diesem Gesichts­punkte aus betrachtet, hat der Epic nicht die Originalität, welche ihm von seinen begeisterten Anhängern beigemessen wird und ebenfalls nicht den Wert, den ihm sein Verfasser verleiht. Upton Sinclair wollte zeigen, daß er Sozialiſt ge­blieben ist Er behauptet zu gleicher Zeit, daß sein Programm den Grundsätzen des New Deal entspricht und er beruft sich auf die Politik Rovesevelts. Seine Ernennung zum Kandi­daten von Kalifornien hat trotzdem nicht wenig Erregung in Washington verursacht. Es ist dies nicht allzu schwer ver­ständlich!