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Dokumente des Grauens
oldabil ald
Im Karlsbader Graphia"-Berlag erschien ein Buch über die deutschen Konzentrationslager, bas die Ueberschrift trägt:„ Adolf hitler , Deine Opfer flagen an". Dann folgen Ortsnamen, die im heutigen Dentschland einen schredlichen Klang haben: Sonnenburg, Sohnstein, Papenburg , Lichtenburg, Dachau , Oranien: burg. Dazu der Untertitel:„ Ein Appell an das Gewissen der Welt". In diesem Buch schreibt ein der Hölle von Dachau Entronnener über die erlittenen je es lifchen Qualen:„ In Ehren ergrante Familienväter, alte Frontsoldaten, Menschen von hoher Gefittung, Männer, die jahrzehntelang für Menschenrechte und ihre Welt= anschauung ihr Bestes gaben, müssen sich vor jungen, verrohten Burschen entfleiden, werden über einen Tisch gelegt und dann erbarmungslos geschlagen. 50, 100 und noch mehr Siebe auf das nackte Fleisch! Wer eine solche im Ronzentrationslager Dachau alltägliche Szene nicht miteriebt und erduldet hat, der fann schwer die seelische Bes drückung ermessen, die Gefangene oft der Verzweiflung und dem Wahnsinn nahe brachte. Viele mir persönlich bekannte Mitgefangene sind in wenigen Tagen ergrant."
Die Prozedur
Derselbe Berichterstatter, es ist der Gen. Friz Eder aus Weiden in der Oberpfalz , schildert seine Bernehmung" in Dachau wie folgt:
Im Keller zog Erbmüller die Pistole, entsicherte sie und hielt sie mir, den Finger am Abzug, vor die Stirn. Er befahl mir, mich auszufleiden Vier andere SE.- Leute, darunter Franz Lieb wein und Brummer, standen schlagberett, Ochsenziemer und Gummifnüppel durch die Luft schwingend, vor mir. Ich mußte mich über einen Tisch legen. Wein Kopf wurde in eine Dede gewickelt und meine Rehle von einem E.- Mann auf die Tischkante gedrückt. Dann schlugen drei SS - Leute mit aller Kraft auf mich ein, bis mir das Blut von Rücken und Gefäß rann. 64 Schläge habe ich gezählt. Tanach wurde ich mit einem Eimer Wasser begossen und ich hörte Erbmüller sagen:
Roch eine Lektion, der Kerl spürt ja nig, der schreit nei." Und wieder wurde auf mich eingeschlagen. Oberschenkel und Waden waren mit blutenden Striemen bedeckt und ich war nahe duran, in Schmerzensgebrüll auszubrechen, als der Befehl fam:
,, Aufhören, es reicht!"
Einer schlug trotzdem noch mehrmals über meine Oberschenkel, be vor ich fosfam. Man befahl mir: Anziehen! Raich, raich! Andere marten schon darauf!" Während ich mich anzog, wurde ich weiter geschlagen. In Eile und Erreguna batte ich die Weite falich zuge= fnöpft. Ich mußte sie auffnöpfen und nochmals zu nönten und wurde auch dabei ständig von zwei S.- Leuten mit Stod und Gummifnüppel geschlagen."
" Ivan, der Schreckliche"
Drei braune Bestien überragten in Dachau alle übrigen Schinder. gefellen. Der eine war ein degenerierter junger Grafensproß, namens Dalarmi, der zweite hieß Hans Steinbrenner und wurde von den Gefangenen man der Schreckliche" genannt. Tiefen Titel mußte Steinbrenner später an einen Meggergehilfen namens Sporer abtreten. Sporer hat mehrere Gefangene zu Tode gequält. Für seine frankhafte Veranlagung ist bezeichnend, daß er die auserwählten Opfer in einen Abort schleppte, sie dort abwechselnd schlug und wieder zwang, sich mit Menschenfot zu beschmieren oder die Klosettbecken sauber zu lecken. Wie es dabei suging, erzählt der Bericht:
Der SS.- Mann Dalarmi verlas beim Morgenappell der Gefangenen zwei Ramen Sporer fuhr gleich wie ein Rasender auf bie beiden Gefangenen los und ohrfeigte fie in Gegenwart aller übrigen. Es waren zwei nen Eingelieferte. Sporer zeigte den beiden eine schwere Lederpeitsche und schrie:
hr zweie, wenn ihr um elf Uhr noch lebet, habt ihr Glüd!"
Bei der Torahe würde Halt aemacht, Sporer holte einen Eimer und einen Schrubber. Mit dem Schrubberstiel schlug er zuerst den einen der Gefangenen fräftig auf den kahlgeschorenen Hinterkopf. Merkwürdigerweise machte dieser Gefangene nach dem unverhofften Schlag feinerlei Schmerzensbewegung. Das war gegen 7 Uhr.
Den ganzen Bormittag peinigte Sporer die beiden Unglücklichen in bem fleinen Abortraum bestialisch. Gegen 9 Uhr sah ich den einen völlig durchnäßt, als er aus der Aborttür ins Freie trat. Er fiel ermattet hin und blieb regungslos liegen. Ich dachte schon, er fei tot, doch schon stürmte Sporer aus der Tür und sprang mit beiden Füßen direkt auf den Daliegenden, der nicht schrie, sondern nur stöhnte. Dann schlug er den sich mühsam Erhebenden mit der Lederpeitsche wahllos über den Kopf.
Ich meinte, dem Mißhandelten müsse das Rückgrat gebrochen sein, als Jwan auf ihn sprang. Nur die Angst vor dem Peiniger muß dem Gefangenen die letzte Kraft zum Aufstehen gegeben haben.
Um elf Uhr vormittags hatte der Schinderknecht seine Henter. arbeit vollendet, ein Gefangener lag bewußtlos im Abort. 3ch fonnte gerade noch einen Blick auf den Liegenden tun, als Sporer heraussprang und mich anschrie: Was willst du denn da?" Ich gebrauchte die Ausrede, daß ich geglaubt habe, cs sei ein benützter Abort und wurde von Sporer mit den Worten: Trud di" abgefertigt. Er sperrte dann die Tür zu und stellte sich davor.
Dann kam der Lagerarzt Dr. Meirner mit dem S.- Sanitäter Luganer. Beide warfen einen Blick auf die von Sporer geöffnete Tür und gingen wieder Auch der SS.- Mann Dalarmi besah fich den Gemarterten. Sporer aber zündete fich eine Zigarette an unb tanzte auf einem Bein nach der aus dem Lautsprecher ertönenben Rundfunkmusif.
Dann erzählte er Dalarmi den Hergang der Tat. So het ihn hindraht", legte Sporer und zeigte mit Get en le der Mihhandelte hingetanmelt war.
Ter Mißhandelte starb später im„ Bunker".
Ein Miniftrant in Todeszelle
Bunfer, so nennt man in den deutschen Songentesiinä gemauerte Särge. Arrestzellen ohne Licht und uit. wo die Gefangenen langsam zu Tode gequält werden. Tas Buch schildert, mie in Dachau die kommunistischen Abeeordneten Stenzer und Dressel, der Nürnberger Advefat Dr. Rofelder, der Arzt Dr. Raz, ferner die Gefangenen Altmann und Willi Franz. fewie der Arbeiter Bürf aus Memmingen dahingemordet wurden. Auch vor gefangenen Jugendlichen machten die braunen Mordgesellen nicht halt. Gen. Ecker berichtet:„ Im Lager Dachau war monatelang ein fechzehnjähriger Bub in Haft, Rudolf Nadolffy, der beim fatholischen Gottesdienst als Ministrant mitwirfte. Er fam nach Tachan, weil er an sitter einen Brief geschrieben und darin die antifatholische Politik fritisiert hatte. Tiefen Sechzehnjährigen er feierte" feinen 17. Geburtstag im Lager ohrfeigte die S. Hitlers genau so, wie fie Siebzigjährige geohrfeigt hat. Auch dieser Jüngling war aur Zeit meiner EntIojjung im Bunter verschwunden."
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Ein SS. Mann amüsiert sich
Wenzel Rubner erzählt aus Dachau folgenden Borfall:
m Juni( 1933) wurde die Santine frisch getüncht. Von Häftlingen natürlich. Als der Aufstrich getrocknet war, zeigte sich an der Mauer dicht unter der Decke ein Sowjetitern. Vor dem Essenfasen wurden wir alle auf die Wiese fommandiert und der Truppführer Wienhardt schrie und an:
Wenn sich bis morgen früh der, der den Sowjetstern angeschmiert hat, nicht freiwillig meldet, macht die Riesgrube morgen abend von sieben bis zehn Uhr Strafarbeit. Bis es herauskommt, wird jeden Abend ein anderes Rommando dron'ommen"
@trafarbeit! Wir alle wußten was das heißt! Mighandlungen, Arbeit bis zum Umsinten. Das sich jemand melden würde, glaubten wir nicht.
Aber es sprang doch einer für uns ein ein Unschuldiger, wie wir später erfahren sollten. Der Kommunist Janaz Wagen
führ beschuldigte sich der Tat und nahm die unmenschliche Strafe auf sich. Die meisten Kommunisten im Lager waren schlechte Rame= raden. Wagenführ gehörte zu den Ausnahmen. Hier zeigte er sich als Held.
Die S.- Schinder schlugen ihn halbtot und brüsteten sich damit, sie hätten ihm Salzwasser in die offenen Wunden gegoen.
„ Wenn der nicht stirbt." sagten die Sanitäter, die ihn ins Revier gefchafft hatten dann hat er eine Biechsnatur!"
Der Bericht schildert wetter, wie selbst diese heldenmütige Aufopferung die Gefangenen nicht von der angedrohten Strafe retien fonnte. Sie wurden zur Strafarbeit in strömendem Regen getrie ben, mishandelt bis zur Bewußtlosigkeit. Rubner erzählt dann, wie der Fall aufgeklärt wurde:
" Am nächsten Tag tam ein E.- Mann von München vom Urlaub 341 ücf.
Als er erfuhr, was vorgegangen war, erzählte er grinsend, er selbst hätte den Sowjetstern angepinselt,
um Kameraden von der Polizei mal zu zeigen, wie man so ein Ding malt. Häftlinge haben dieses Geständnis mit angehört und haben es uns erzählt Der E.- Mann wurde nach dem Polizeipräsi dium München geschafft."
Unter Landsleuten
Unvorstellbar für zivilisierte Menschen ist, daß sich die S.- Reute mit Vorliebe ihre Opfer aus dem Heimatorte aussuchten, also Menschen mit denen sie jahrelang zusammen gelebt hatten. Der SS.- Mann iebwein aus Weiden hat es besonders auf seine engeren Heimatgenonen abgesehen. Eines seiner Opfer war der Provisionsreisende Justin Wilmersdörfer, ebenfalls aus Weiden . Nach der Vernehmung" wurde Wilmersdörfer mit storfem Fieber ins Revier( Krantenabteilung gebracht und mußte ope riert werden. Ecker schildert das weitere Schiffal dieses unglücklichen Menschen: Er war zwei Monate im Revier. Auf dem Kranfenblatt war als Kranfheit angegeben:„ Grippe und Abize B". Raum einigermaßen genesen, wurde er zu Arbeiten beim Neubau für eine Bäckerei eingestellt. Schon am zweiten Arbeitstage fiel er dem S.- Mann Liebwein wieder in die Hände.
Liebwein und der Scharführer Frank ans Würzburg mishandelten den Wilmersdörfer von früh fieben Uhr bis elf Uhr Mittag ununterbrochen.
Sobald Wilmersdörfer bewußtlos geschlagen war. legten sie ihn unter den Hydranten und ließen das Wayer auf ihn niederlaufen. Dann wurden die Mishandlungen fortgesetzt.
Wiederholt bat Wilmersdörfer friend: err Scharführer, bitte erschießen sie mich!"
Ich habe am Mittag desselben Tages Wilmersdörfers Rörper gesehen. Grauenhaft!
Die Operationswunde war durch Schläge mit dem Seitengewehr wieder aufgeschlagen.
Ter Körper war braun und blau, voller Etriemen, von den Hän den hingen Hautfeßen, die beiden Gesichtshälften waren blau und starf geschwollen, ebenso die Ohren.
Um einen Judenjungen ist nicht schade!
Max Tabaschnik wurde im Lager Königstein gefoltert. Nicht nur förperlich hat man ihn so zugerichtet, daß er nach wenigen Tagen im Krankenhause landete, sondern auch seelisch gequält. Hier ein Bruchstück aus seinem haarsträubenden Bericht:
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,, Bei mir fand man ein Familienbild, auf dem auch mein ältefter, mit 14 Jahren verstorbener Sohn zu sehen war Ein A." Ja!". Mann fragte mich:„ st das deine Familie?" „ So. also zwei Söhne hast du?" Jch antwortete, der eine sei verstorben.
„ Na, ist es denn schade um ihn? Um einen Judenjungen ist es niemals schade!"
„ Was, du machst wohl ein dummes Gesicht? Du meinst wohl, das stimmt nicht? Um dich wäre es auch nicht schade, wenn du frepierit! Jegt fagft du fofort nach, was ich dir voriage:„ Es ist nicht schade, daß mein Junge tot ist, denn um einem Judenbub ist es niemals schade!"
Ich schwieg zuerit, wurde aber durch Drohungen gezwungen, die schändlichen Worte zu wiederholen."
Der„ Eftfeller" von Sonnenburg
Aus dem Bericht Willi Harders über die Folterstätte diejes Konzentrationslagers genügen zwei Säße:„ Alles was an sadistischen Quälereien denkbar ist, wurde im Ostfeller" probiert. Ge
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fangene mußten dort ihre Geschlechtsteile auf einer Tischfante fefthalten und die Bestien schlugen darauf!" Anti- Grenelprropaganda
Roman Praschter berichtet über das Martyrium, welches der später ermordete Schriftsteller Erich Wühsam in den 2agern Sonnenburg und Brandenburg durchlitt. Eine Stelle ist be= sonders für das Ausland aufschlußreich: In Sonnenburg war Miühsam furchtbaren Mishandlungen ausgesezt. Dort wurden ihm die Zähne ausgeschlagen Eine schwedische Zeitung bes richtet darüber. Kurze Zeit danach wurde ihm ein fünft ches Gebig angefertigt. Ein deutscher Pressefotograf porträtierte ihn mit weit geöffnetem Munde, Wion wollte das„ Greuelmärchen" durch das Bild widerlegen, auf dem das Gebig als tünstliches nicht zu erfennen war."
Otto Wein erzählt, wie im Durchgangslager Reither= bach( Vogtland ) die Gegner des Hitlerregimes gequält worden find Die Folterstätte befand sich im ehemaligen fozialdemokratischen Volkshause. Es lag am Markte und die Schreie der Gepeinigten waren in der ganzen Nachbarschaft zu hören. Unruhe und Empörung entstand. Da griff die nationalsozialistische Frauenorga nisation des Ortes ein. Und zwar auf folgende Weise:
„ Eine gewisse Aenderung ermöglichte eine Spende der Nationalsozialistischen Franenschaft von Reichenbach. Diese Frauen des dritten Reiches" haben ein„ Ab= dämpfkissen" gestiftet, ein dides Federfiffen, etwa 50 bis 60 Zentimeter im Quadrat In dieses Riffen wurde das Geficht des jeweiligen Opfers während der Folterung gepreßt und so sein Schreien und Wimmern erstickt."
Ctto Meinl belegt seinen Bericht mit einer ausführlichen Liste der Mißhandelten und ihrer Quäler.
Cito urban war in der Lage, in dem berüchtigten Kongens trationslager auf Burg Hohnstein in der sächsischen Schweiz das Treiben der braunen Kerfermeister aus der Nähe zu beobachten. Er war sozusagen am merdiener des Lagerleiters SA.- Obersturmbannführers Jehnitschen. So hat er die A.- Bonzen in täglichem Umgange fennen gelernt und erzählt davon wie folgt: „ Ter Kommandant der Burg Hohnstein führte mit seinen A. Kameraden ein Privatleben sonderer Art. Oft fam ich des Morgens in deren gemeinsames Wohnzimmer und fand Wein, Bier- und Seftgläser zerschlagen im Simmer herumliegen. Das Tischtuch in der einen, und geleerte Flaschen in der anderen Ede des Zimmers; in den Segeln gebrauchte Präfervative und zurüdgelassene Damens schlüpfer hinter dem Sofa. Dazwischen Rot und Urin der Hunde Tina und Senta und Nerp neben fleinen Blutlachen, blutigen Ehrendolchen und obszönen erotischen Fotografien!
Das war das
Wohnzimmer"!
Wenn ich in das Schlafzimmer trat, um die Stiefel zum Puzze zu holen, fah ich Alkoholleichen, die sich übergeben hatten und in voller Uniform im Bett lagen. Bett und Fußboden, alles war verunreinigt. Wir vom„ Stabsichwung"( soviel wie„ Buzfled", d. Red.) hatten dann die Pflicht, sie auszuziehen und den Dred wegzumachen."
Sind das noch Menschen!
Otto Urban schildert weiter: In Hohnstein blieben erotische Ezjene nicht auf die Wohnung der Lagerleitung beschränkt. Viele Ges fangene fönnten darüber erzählen. Grauen, Efel und Schamgefühl hindern sie meist daran. An einem Tage Mitte Februar war es, als ich den Nachmittagsfaffee servierte. Dabei hat der A.- Sturmführer Hainider feinen A.- Kameraden, den Truppführern Schupp und Küchler, ausführlich dargestellt, wie er zwei Ge= fangene zur Vernehmung bestellt und sie dabei gezwungen hat, sich gegenseitig zu masturbieren. Danach mußten die Gefangenen die Ejakulation des anderen vom Boden aufleden. Sainider beendete unter den Freudenausbrüchen feiner A.- Kameraden die Darstel= lung mit den Worten:
„ Das war ein Spaß, wie sie es gefressen haben!"
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Tas sind nur Bruchstücke aus einem 254 Seiten starten Buch. Nur Einzelheiten, wahllos herausgegriffen, aus dem grauenvollen Gesamtbild, das wiederum nur ein Ausschnitt aus der blutigen Wirklichkeit des dritten Reiches" ist. Noch schmachten Zehntausenbe in den deutschen Konzentrationslagern. Noch immer werden in Deutschland zahllose Menschen ohne Schuld, ohne Urteil eingekerfert, gefoltert, gemordet. Das Verbrechen regiert, die Gemeinheit diftiert, edelstes Menschentum wird in den Staub getreten.
Der deutsche Charakter hat sich nicht geändert" Anildeutsche Wirkung der Goebbe spropaganda
A. Ph. Paris, 29. September.
Von unserem Korrespondenten
Die neuen deutschen Propagandamethoden, die dem Hirn des Herrn Dr. Goebbels entsprungen sind, find in zahlreichen französischen Zeitungen Gegenstand lebhafter Diskussion. Empört berichtet man davon, daß Goebbels es sich zur Aufgabe gemacht habe, Beamte bestimmter Länder bestechen zu lassen und sie seinen gegen England, Frankreich , Italien und die Juden gerichteten Bestrebungen dienstbar zu machen. Nach der offenen Propaganda, so meint Intransigeant", schlage Goebbels jest wieder unterirdische Wege ein. Dann aber bemerkt dieses angesehene Blatt, das zwar hitlerfeindlich, aber doch immer deutschfreundlich sich gezeigt hat:„ Der deutsche Charafter hat sich nicht geändert!"
Dem müssen wir widersprechen. Man tut Herrn Goebbels und seinen Propagandamethoden zu viel Ehre an, wenn man fie als deutsch bezeichnet. Diese Methoden find Mittel, die in Gangster- und Banditenkreisen aller Länder üblich sind. Die nationalsozialistische Propaganda zeigt sich nicht nur in dieser Beziehung so international, wie es die Gauner in aller Welt sind.
Dr. Goebbels scheint mit feiner Auslandspropaganda im Augenblick überhaupt nicht auf der Höhe zu sein. Man stellt hier fest, daß er sich vergeblich bemüht hat, die werdende franzöfifch- italienische Freundschaft zu stören. So meint " Jour", Deutschland versuche alles, um Jugoslawien mißtrauriich zu machen. Geschickt habe es die Goebbelspropaganda verstanden, in die Belgrader " Prawda" ein gefälschtes Barthou- Interview zu schmuggeln, das die Italiener zunächst stark verschnupft habe. Inzwischen sei allerdings die Deffentlichkeit einwandfrei darüber aufgeflärt worden, daß fich Barthou mit feinem Worte gegen Italien ausgesprochen habe.
In diesem Zusammenhang meint„ Figaro", ie näher der Besuch des Königs Alexander von Jugoslawien in Paris und Barthous Reise nach Rom heranrüde, um so gehässiger arbeite die deutsche Propaganda, die gern ihre Hände im Spiel habe und glückliche Ergebnisse, die eine französischitalienische und italienisch jugoslawische Annäherung zur Folge haben könnte, unmöglich machen möchte. Das Blatt nennt den Propagandaminister einen„ malin", d. h. einen bösen Geist, der in der Kunst. erlogene Tendenznachrichten herzustellen, außerordentliches leister.