Christian Roih
Dr. Christian Roth, Generalstaatsanwalt am baycischen Verwaltungsgerichtshof, dessen Tod die Zeifungen melden, hat die Hinmordung seines früheren Chefs, Herrn v. Kahr , nicht um drei Monate überlebt.
Roth war von den Typen, die die bayrische Gegenrevolution emporgeschwemmt hat, eine der übelsten.
Vor dem Kriege machte er als junger Bezirksamtsassessor bei der Polizeidirektion München dadurch von sich reden, daß er dem russischen Zarismus politische Opfer in die Finger zu spielen suchte. Rußland hatte mit Bayern in der Zeit vor der deutschen Einigung von 1870 71 einen AusLieferungsvertrag im Jahre 1863 geschlossen. Dieser Vertrag war als ein fossiler Rest der deutschen Kleinstaaterei auch im deutschen Kaiserreich als eine Art bayrisches Reservatrecht bestehen geblieben. Rußland hatte in München eine eigene diplomatische Vertretung, in der ein Gesandtschaftsattachee von Bibikow traurige Berühmtheit erlangte. Er suchte durch agents provocateurs emigrierte Russen zu auslieferungsfähigen Taten zu veranlassen und beschuldigte, soweit ihm das bei Emigranten, die er ans Messer liefern wollte, nicht gelang, die Betreffenden gemeiner Verbrechen, z. B. des Banfraubes. Die Liebesdienste, die ihm bei solchem Tun Roth leistete, beschäftigten wiederholt die Deffentlichkeit und gelegentlich auch den Landtag.
Mit Ausbruch des Weltkrieges wurde Roth als Hauptmann der Reserve mit der Leitung der Polizei= abteilung des stellvertretenden General= fommandos 1. A. K. zu München betraut. Er brachte es, wiewohl er in wehrfähigem Alter und ferngesund war, doch fertig, den ganzen Krieg auf diesem Drückebergerposten zuzubringen. Die fast unumschränkte Macht, die er damals über das öffentliche Leben seines Generalfommandobereiches ausübte ,, steigerte sein ohnehin schon übermäßig ausgebildetes Selbstbewußtsein. Seine giftig gehässigen Verfolgungen. jeder freiheitlichen Regung und jedes Friedensgedankens während dieser Zeit( der Krieg konnte solchen Heimkriegern gar nicht lange genug dauern) sind Geschichte geworden. Kurt Eisner hat diesem System in seiner Schrift„ Unterdrücktes aus dem Weltkrieg" ein für den Krnterfeiten trauriges Denfmal gesetzt. Die Zahl derer, die Roth während des Krieges megen ihrer Ueberzeuonna ruinierte, ist bedeutend.
Als im Oktober 1918 infolge der katastrophalen Nachrichten von der Front, des Verlangens Hindenburgs und Pudendorffs an die politische Leitung nach sofortigen Waffenstillstandsverhandlungen, eine starke Welle der Unruhe auch durch Bayern ging und die Monarchie sich zum ersten Male ernstlich gefährdet sah, wurde Roth mit der Leitung eventueller Abwehrmaßnahmen gegen revolutionäre Erhebungen betraut. Er ließ zuverlässige" Heimattruppen ous Fahnenjunfern und Berufsunteroffizieren zusammen setzen und glaubte, damit den Lauf der Geschichte aushalten zu können. Allein sein Abwehrunternehmen brach in der ersten Stunde der revolutionären Erhebung fläglich zusam= men. Auch er selbst dachte nicht daran an der Spize seiner Abwehrtruppen getreu seinem Fahneneid, für seinen König den Heldentod zu erleiden. Gleich den anderen Militärs zog er es vielmehr vor, sich sofort mit in die bekannten Mauselöcher zu verkriechen. Nur Eingeweihte fannten den großen Mann im schwarzen Bürgerrock und steifen Hut, der Jedem, der ihm begegnete, eifrig versicherte, man müsse abwarten und dürfe sein Urteil über die neue Zeit nicht überstürzen, es sei finnlos, ihr Widerstand zu leisten.
Erst als sich im April 1919 die sozialdemokratische Regierung Hoffmann zur Niederwerfung der kommunistischen Räterepublif in Bayern Militär aufstellte und sich mit Leuten wie dem heutigen Hitlerstatthalter v. Epp einließ, was sich zu spät als ein verhängnisvoller politischer Fehler zeigte, sah auch Roth seine Zeit wieder gefommen. Plötzlich tauchte er in seldgrauer Hauptmannsuniform wieder bei den Mün chen zernierenden Truppen auf und stellte der sozialdemofratischen Regierung seine wertvollen Dienste loyal" zur Verfügung, die sie fehlerhafterweise annahm. Von den Rämpfen bei der Einnahme Münchens drückte er sich wieder, erst nach der Einnahme saß er auf einmal, wie vordem im Generalfommando, als juristischer Referent in der Münche ner Stadtfommandantur und übte sich in seiner alten Tätigfeit. Zeitungsverbote, Standgerichtsanzeigen, Verhaftungen, Einsperrungen, Ausweisungen, Erschießungen. Was speziell die letzteren angeht, so schuf Roth auf eigene Faust sofort nach dem Einzug der Regierungstruppen in München und vor der Einsetzung von wenigstens scheingesetzlichen Standgerichten sogenannte„ militärische Standgerichte" ohne jede Rechtsgrundlage. In irgendwelchen Kellern Münchens ,, amtierten" wildgewordene Offiziere und Spießer als„ Vorsitzende" und ließen wahllos Leute abknallen, nachdem fie sich schuldig" bekannt hatten, der Sozialdemokratiscen Partei anzugehören. Vielfach gingen die„ Gerichte" auch in die Wohnungen der Denunzierten hin und legten sie gleich dort funzhändig um. Die Regierung hat später zugegeben, daß diese„ Verfahren", bei denen nach amtlichem Zugeständnis gegen 200 Menschen füsiliert wurden, feinerlei Rechtsarundlage hatten. Gegen den nach außen verantwortlichen„ Schöpfer" dieser Taten, den württembergischen Generalmajor Ha a 3, wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet und selbstverständlich eingestellt, gegen Roth, der die„ Befehle" des Haas zugestandenerweise verfaßt hatte, fam es nicht einmal zur Einleitung eines Verfahrens. Mit welcher Brutalität Roth in dieser Zeit vorging, dafür genügt ein einziges Beispiel. Als der Hochverratsprozeß gegen Levine Nissen vor dem Münchener Standgericht gemacht wurde, erschien Roth bei dem Vorsitzenden des Gerichtes, dem inzwischen verstorbenen Landgerichtspräsidenten Dr. Stadelmeyer, und erklärte, wenn in dieser Sache nicht ein Todesurteil vollstreckt werde, fönne er(!) nicht mehr für die Sicherheit von München garantieren. Das Gericht erließ ein Todesurteil. An die Stelle der sozialdemofratischen Regierung Hoffmann war mittlerweile nach der Niederwerfung der Räterepublif eine Koalitionsregierung aus Bayerischer Volkspartei , Demokraten und Sozialdeme. fraten getreten, in der die Sozialdemokraten keine Mehrheit mehr hatten. Das Bürgertum hatte die Niederwerfung der Räterepublif durch die Sozialdemokraten mit der Präsentierung seiner eigenen politischen Wechsel beantwortet und it den sogenannten Einwohnerwehren den ersten Grur stock zur Gegenrevolution in Bayern gelegt. Diese neue Regierung versagte Levine die Begnadigung. Die Be
gründung lautete, er habe ehrlos gehandelt, indem er ein hochverräterisches Unternehmen fortsetzte, dessen Aussichtslofigfeit er erfannt habe. Levine wurde also unter dem Druck Roths erschossen, weil er bei seinen Leuten blieb, als diese unterlagen und nicht ausriß, wie Wilhelm 2 . im November 1918 und Adolf Hitler im November 1923.
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Als diese und andere Heldentaten Roths bekannt wurden. war es der Regierung infolge vieler öffentlicher Angriffe nicht mehr möglich, Roth auf seinem Posten in der Stadtfommandantur zu halten. Er wurde zum Vorstand des Bezirksamtes in dem Vorortsnest Dachau ernannt, das erst in der Hitlerperiode durch die Einrichtung des Konzentrationslagers seine traurige Weltberühmtheit erlangt hat.
Ein rundes Dreivierteljahr war er dort in der Zivilverwaltung tätig, als der Kapp- Putich im März 1920 seine Wellen auch nach Bayern schlug und Roth bei dieser Gelegenheit in die Regierung hochschwemmte. Als am 13. 3. 1920 die Koalitionsregierung Hoffmann„ von einem Leutnant und zehn Mann" auf Betreiben des von den Sozialdemokraten ins Amt berufenen Münchener Polizeipräsidenten und nachmaligen Hitlerputschisten Poehner davongezagt wurde, wurde sie durch das stockfreaktionäre Ministerium von Kahr ersetzt, zu dessen Justizminister Roth berufen wurde. Er hatte sich inzwischen parteimäßig den Deutschnationalen angeschlossen. Die Periode der Justizministerschaft Roths ist durch das Wort des Abgeordneten Dr. Held, des späteren bayerischen Ministerpräsidenten charakterisiert, daß in dieser Zeit ein anständiger Mensch in Banern seines Lebens nicht sicher war". Roth deckte alle Fememorde, die damals, zum ersten Male in der neueren deutschen Geschichte, aus den Kreisen der ehemaligen Einwohnerwehr heraus organisiert und begangen wurden. Die Protokolle des Femeausschusses des Deutschen Reichstages geben ausführlichen Aufschluß über die ebenso hinterhältig verlogene wie schändliche Rolle, die Roth in diesem dunklen Abschnitt der banerischen Geschichte gespielt hat, vor allem in den bekannten Fememordfällen Sandmeier, Dobner, Hartung. Gateis, in denen er teils die Meuchelmörder tireft amtlich begünstigte, teils als ihr Mitwisser nichts gegen sie unternahm. Von Kehr seinerseits deckte Roth gegen alle Angriffe. Die beiden hatten sich schäßen gelernt, als Rahr noch Präsident der Regierung von Oberbayern , Roth als Dachaner Bezirksoberotmann sein Untergebner war, indem sie gemeinsam die ordnungen des sozialdemokratischen Innenministers Endres sabotierten.
Schließlich wurde das Treiben der auf Geheiß der Entente aufgelösten Einwohnerwehrverbände derart toll, daß die Regierung von Kahr darüber stolperte und durch die unter Führung des bayerischen Bolfsparteilers v. Knilling fichende Regierung ersetzt wurde. In diesem Kabinett war Roth nicht mehr Justisminister. Sein Nachfolger wurde der feines Kommentars bedürftige Franz Gürtner . Die Banerische Volkspartei als die größte Partei des Landes betraute die sehr schwankende Gestalt Rniffing mit der Führung der Regierung in der Hoffnung. daß sie die Clique der rechtsradifalen Verbände durch kleine Sonzesionen im Raume halten und die Parteiherrschaft der Banerischen Volfanartei hierdurch fonfervieren werde. Alein diese Rechnung, die die damaline politische Weisheit des Schaeffer ligefa ber Banerischen Volfarartei widerspiegelte, ermies sich als ein Schwerer rrtum. Die Hochverrotsorganisationen. gehätichelt von der Regierung und vor allem von der Justiz. wuchsen zusehends und erwiesen sich ihren Förderern von der Banrischen Volkspartei nenenüber als äußerst undankbar. Die Flucht in die Oeffentlichkeit, die später der bayrische Innenminister Schwener mit seinem Buch über banrische Geheimverbände und über die verbrecherischen Unterlauneen der Instiz unter der Führena Gürtners artrat. find ein Beleg dafür, wie weit die Dinge damals in Bayern gediehen
waren.
Roth selbst verschwand nach seinem Ausscheiden aus dem Ministeramt eine Weile aus dem öffentlichen Leben. Er erhielt den Titel eines Ministerialrates a. D." und betätigte sich als Geschäftemacher in verschiedenen topitalistischen Ge
unfreiwilligen Mußestunden wißigerweise, daß es elne deutsche Reichsverfassung gebe und wendete sich in langatmigen Eingaben über die Verfassungswidrigkeit" seiner Festhaltung an die Regierung und die öffentlichen Körperschaften, voll der Klage über das„ Gewaltregiment" v. Kahr .
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Kurz nach seiner Entlassung aus der Haft wurde Roth als Abgeordneter des„ Völkischen Blocks" einer Eintagsfonkurrenzorganisation der Nazi, in den bayrischen Landtag gewählt. Seine politische Rolle war geringfügig, um so stärker aber sein erpresserischer Druck auf die jetzt aus der Bayerischen Volkspartei , Deutschnationalen und Bauernbund bestehende Regierungskoalition, ihn wieder zum Nutzen des Vaterlandes zu beschäftigen. Dieser Druck wollte etwas bedeuten, denn Roth wußte aus der Femezeit noch viel, was der Regierungsfolition sehr lästig sein konnte. Und so ereig= nete sich die politische Groteske, daß das Koalitionsministe= rium Held, das an die Stelle des Ministeriums Knilling getreten war, v. Kahr nach der Einstellung des gegen ihn wegen Hochverrats anhängigen Ermittlungsverfahrens zum Präsidenten des bayrischen Verwaltungsgerichtshofes, den von ihm verhafteten Putschisten Roth aber zum General= staatsanwalt dieses Gerichtshofes ernannte. Der abge= halfterte Generalstaatskommissar und der Herr Putschist mußten nun friedlich in den Sizungen die tiefgreifenden Rechtsfragen des Froschfanges in der Pfalz , der Kommunalabgaben, des Wegerechtes und was dergleichen Geheimnisse des bayrischen Verwaltungsrechtes mehr sind, zusammen einer Lösung entgegenführen, der Herr Putschist mußte wohlformulierte Anträge stellen und der Herr Präsident mußte ihnen stattgeben oder sie hinunterbügeln. Weder v. Kahr , noch Roth, noch die Regierungfoalition schämten sich dieses offenen Eingeständnisses, daß man Leute in Staatsstellen beruft, um ihnen den Mund zu verbinden. v. Kahr ging nach einigen Jahren dieser Tätigkeit in Pension. Die Rache der Nazi für seinen Sieg vom November 1923 hat ihn am 30. 6. 1934 erreicht. Roth ist an diesem Tage nichts ge= schehen. Während die Todesanzeige für Kahr , den gewesenen Ministerpräsidenten und Generalstaatskommissar, wochenlang in den Zeitungen nicht erscheinen durfte, während die banrische Regierung von der Ermordung des früheren bayrischen Regierungschefs nicht mit einem Wort Notiz nahm, brachten Hitlerpreffe und bayrische Regierung auf Roth schleimige Nachrufe. Sein Nachfolger, der jezige bayrische Justizminister Frank II hat in einem„ Handschreiben" an die Witwe, dessen Veröffentlichung nicht versäumt wurde, dem Verstorbenen alle nur denkbaren edlen Eigenschaften attestiert. Diese Hinrichtung nach dem Tode hat nicht einmal Roth verdient. Sie zeigt aber immerhin, wer er war. Denn sage mir, was Frank II über Dich sagt und ich sage Dir, wer Du bist...
Stegerwald
Sorgen um sein Schicksal
Amsterdam , 1. Oftober 1984. Wie„ De Tijd" berichtet und„ Het Volf" bestätigt, ist man in den katholischen Kreisen Deutschlands in großer Unruhe um das Schicksal des früheren Reichsarbeitsministers Dr. Stegerwald, der eine führende Rolle im früheren Zentrum gespielt hat. Nach der Machtergreifung Hitlers hatte sich Stegerwald mit seiner Familie aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen.
Seit einigen Wochen ist Dr. Stegerwald spurlos verschwunden. Man macht sich große Unruhe um ihn. Nach Gerüchten sollte es ihm gelungen sein, im letzten Augenblick sich nach England in Sicherheit zu bringen. Jedoch herrscht in Deutsch = lard die Meinung vor, daß Dr. Stegerwald ein Schlachtopfer seiner politischen Gegner geworden ist. Man nimmt an, daß er ermordet wurde.
Wir geben die Meldung der holländischen Zeitungen mit allem Vorbehalt. Stegerwald wurde in ausländischen Zeitungen als einer an den Verhandlungen Beteiligten genannt, die zwischen oppositionellen Teilen der„ Deutschen Arbeits front " und christlichen Gewerkschaften gepflogen worden sind.
sellschaften. Vor allem hat er dem Münchener Großeisenhänd Korruption im dritten Reich"
ler 3eller, der in verschiedene Femefachen verwickelt gewesen war, viel Geld gekostet. Es war durchaus charakteri= stisch, daß Roth nach seinem Ausscheiden aus dem Amt sich von diesem Mann anstellen ließ. In dieser Tätigkeit fam er auch durch das Wirken für ein und dieselbe GmbH. mit dem Rinsfnechtschaftsbrecher Gottfried Feder in geschäft liche Berührung und durch ihn mit den Nazi in Fühlung. Roth sumbathisierte mit den Nazi, ohne der Nazipartei beizutreten und ohne bei den Deutschnationalen auszutreten. Wenige Monate vor dem Hitlerputsch sagten die Nazi einen großen Einzug ihrer Kolonnen in München nach Rückkunft von einer„ Felddienstübung" an. Unter den Klängen des Liedes„ Wir wollen feine Judenrepublik, pfui Judenrevublit" zogen sie durch das Siegestor in München ein. Zu den Sonoratioren, die diese vaterländische Parade abnahmen, ge= hörte auch der Ministerialrat Dr. Christian Roth. Diese Demonstration sollte eine deutliche Mahnung an seine Partei sein, in der Regierungsfoalition für seine Wiederbeschäftigung zu sorgen. Allein die Erpressung hatte feine Wirkung.
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En näherte sich Roth bis zum Hitlerputsch zusehends mehr den Nazi. v. Kahr war inzwischen von der Regierung Knil
Vier räuberische Bonzen
Münster , 1. Oktober. Nach viertägigen Verhandlungen ver urteilte die Große Straffammer des Landgerichts vier ehemalige Amtswalter der nationalsozialistischen Betriebszellenorganisation des Gaues Westfalen wegen Unterschlagung, Vermögensenteignung und Betrugs zu Freiheitsstrafen von drei Jahren Zuchthau 3 bis zweieinhalb Jahren Gefängnis, verbunden mit schweren Geldbußen.
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Königsberg , 1. Oftober. Die Große Straffammer fällte am Samstag in dem Betrugsprozeß gegen den früheren Generallandschaftsdirektor von Hippel das Urteil. Der Angeklagte wurde zu zwei Jahren Zuchthaus, 15 000 Mart Geldstrafe, Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter auf die Dauer von drei Jahren und zur Bezahlung der Kosten des Verfahrens verurteilt. Die Untersuchungshaft wird in vollem Umfange angerechnet. Der Haftbefehl bleibt aufrechterhalten.
ling im September 1928 als Generalstaatsfommiffar mit dit Die Demonstration in München
tatorischen Vollmachten eingesetzt worden. Als der Hitlerrutsch ausbrach, war Roth auf Seite der Putschisten. An dem 8. 11. 1923, an dem der sozialdemokratische erste Bürgermeister von München und eine Reihe sozialdemokratischer Stadträte von den Nazi aus dem Rathaus herausgeschleppt und zunächst in einen Münchener Bierfeller verbracht wurden, saben sie dort unter den Nazihonoratioren auch Herrn Roth. Einer von ihnen, der inzwischen verstorbene Vorsitzende der sozialdemokratischen Stadtratsfraktion, wendete sich an Roth mi der Frage, ob er gegenüber dieser rechtswidrigen Gewal nicht einzugreifen gedenke. Allein der Justizminister a. T drehte ihm den Rücken und ließ die Schande ohne jeden Ver uch der Gegenwirfung geschehen.
Am nächsten Tag war der Hitlerputsch durch v. Kahr niedergeschlagen, Hitler und seine Unterführer teils ausgerissen, teils verhaftet. Unter den Gefangenen des Herrn 1. Rahr befand sich auch Roth. Efrafrechtlich war ihm nach Ansicht der Staatsanwaltschaft: freilich nichts nachzuweisen. Er fam als Schuhhäftling in die Festung Landsberg , wo er Monate lang festgehalten wurde. Dort entdeckte er in seinen
Ueber die Kundgebung für den Bischof Meiser in Mün chen am 16. September liegen jetzt von einem Augenzeugen unerläisige Angaben vor. die diese Demonstration als weitaus bedeutender erscheinen lassen, als die Berichte der gleichgeschalteten Journalisten zugaben. Der Demonstra= tionszug, gut 2000 Personen, bewegte sich von der Matthäus= firche am Stachus zum Gebäude des Kirchenrates in der Arcisstraße. Am Balkon des Hauses zeigte sich Dr. Meiser, von der Menge stürmisch begrüßt und hielt eine Ansprache. Noch während dieser hörte man von der Menge Schmäh= rufe gegen die Reichsregierung und den Reichsbischof Müller. Nachdem Dr. Meiler sich zu= rückgezogen hatte, drang die Menge gegen das Braune Haus vor. Hier erschienen zwei Ueberfallkommandos. die den Zug auflösen wollten. Da es ihnen mißlang, tam Verstärkung in Form von 2 SA.- Trupps der Stabswache. Die „ Rädelsführer" wurden verhaftet und mit dem Auto fort geschafft. Einer der Verhafteten schrie mit seinem ganzen Stimmaufwand:„ Wir gehören Gott und nicht dem Führer!" Von dem Abfingen des Deutschland - Liedes oder gar des Zuhälterliedes, wovon die gleichgeschalteten Zeitungen berichteten, tann feine Rede sein..