Vom ,, dritten Reich" enttäuschte Frauen
Die Lauten und die Stillen
Am 7. August sollte die Totenfeier für Hindenburg in Szene gehen. Am 5. August übersandte eine starke Gruppe nationaler Frauen dem deutschen Reichsinnen minister Frick folgendes Telegramm:
Deutschlands Frauen und Mütter wollen und müssen bei der nationalen Totenfeier am Tannenbergdenkmal vertreten sein! Vieltausende deutscher Frauen.
Aber als die Beisegungsfeierlichkeit begann, zeigte es sich, daß„ wegen Raummangels" nur männliche Teilnehmer eingeladen worden waren. In der„ Deutschen Kämpferin", einer durchaus nationalsozialistisch eingestellten Frauenzeitschrift, ertönte darob ein Klagelied:
Daß auch hier wieder die Mütter des Volkes sich durch eine weithin sichtbare Geste ausgeschlossen sahen von der Gemeinschaft der Nation, ist von allen leidenschaftlich deutschbewußten Frauen in schmerzlicher Ueberraschung und unter dem niederdrückenden Gefühl verlegter Ehre hingenommen worden.... Zahllose Vertreter fremder Regierungen, deren jede, wenn es ihr beliebt, uns übermorgen wieder in alle Abgründe des Krieges reißen kann, waren bei der Totenfeier für den„ Vater des Vaterlandes" vertreten- aber für die Mütter des Vaterlandes
war kein Raum". Diejenigen weiblichen Volksgenossen, die sich in bedingungsloser Hingabe am Schicksal der Nation beteiligt und verantwortlich fühlen, buchen in schmerzlicher Erschütterung diese neue Erfahrung."
Eine„ neue Erfahrung", nicht die erste, nicht die letzte wahrlich nicht die schlimmste. Millionen Hitlerwähle cinnen haben sich das„ dritte Reich" ganz anders vorgestellt und der Dank des Vaterlandes schmeckt ihnen bitter. In einem deutschen Fachorgan„ Die Aerztin" be schwert sich eine junge Medizinerin:
immer
Wir alle haben es erlebt, dieses Von- Krankenhaus- zu Rrankenhaus-, Von- Chef- zu- Chef- Rennen und wieder die teils höflich ummäntelte, teils deutliche Ausfunft erhalten, daß weibliche Aerzte jetzt nicht erwünscht seien. Der Chef eines hiesigen Krankenhauses äußerte sich über eine ihm bestens empfohlene Kollegin:„ Ich möchte die Dame wegen ihrer guten Leistungen, die ich ja fenne, so gern annehmen. Aber was meinen Sie wohl, wie ich in Teufels Küche käme, wenn ich jetzt eine Frau auf meiner Abteilung einstellen würde!" Andere schreiben von vornherein in die Stellenangebote: Keine Aerztin!" Die Stellen in den Krankenhäusern sind inzwischen von ganz jungen männlichen Kollegen besetzt, die größtenteils weder in ihrer persönlichen Einstellung zur Sache, noch in ihrer bisherigen Ausbildung dem„ Leistungsprinzip" gerecht werden, die aber den Vorteil haben, männlichen Geschlechts geboren zu sein."
Die letzte Bemerkung wirft ein interessantes Licht auf die Zustände in den deutschen Krankenhäusern. Diese ganz jungen Kollegen" sind nämlich nicht nur Männer, sie sind vor allem auch SA.- Männer von Anbeginn. Und das zählt mehr als jede Leistung.
Die enttäuschten Hitlerwählerinnen der oberen Stände finden wenigstens noch hier und da Gelegenheit, ihre Stimme zu erheben, sich zu beschweren. Viel grausamer ist das Los der Frauen aus dem Proletariat. Sie haben in ihrer übergroßen Mehrheit das„ dritte Reich" nicht gewollt, sie sind nicht mitschuldig an Deutschlands 3u sammenbruch wie ihre bürgerlichen Schwestern. Aber sie leiden am schwersten. Sie werden gezwungen, unbezahlte oder schlechtbezahlte Haus- und Landstellen anzunehmen, wenn Entlassungen vorgenommen werden, so sind sie zuerst an der Reihe, wenn neue Stellen zu besetzen sind, so kommen sie gewöhnlich nicht in Frage, denn die ganze meibliche Konkurrenz ist nicht erwünscht". Aber sie müssen schweigen keine Zeitung öffnet ihnen ihre Spalten, keine Frauenzeitschrift erhebt für sie Anklage. Es gibt wieder eine Art Frauenbewegung", die dem Lette- Verein um 1870 gleicht, jenem exklusiven Klub, der in den Statuten eine Bestimmung hatte, daß über das Los der Arbeiterinnen, Dienstboten und Wäscherinnen nicht debattiert werden dürfe.
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Rechtlosigkeit unterscheidet sich von der des vorigen Jahr hunderts in einem wesentlichen Punkte: es ist organisierte Rechtlosigkeit. Die Frauen von damals durften nicht organisiert sein, die Arbeiterinnen von heute müssen es sein. Die„ Führerin der deutschen Frauen", Gertrud Scholz- Klink, gewährte unlängst den Zeitungen ein Interview. Sie orakelte:
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß es da für uns Frauen ein ausgezeichnetes Mittel gibt: wir wollen nicht mit lauten Forderungen kommen und auch nicht mit langen Programmen. Wir wollen durch die täglichen und stillen Leistungen beweisen, daß wir da sind und wozu wir da sind. Damit unterstellen wir uns den natürlichen Gesehen und Gegebenheiten. Dann brauchen wir nicht mehr um Rechte zu kämpfen, dann ergeben sie sich von selbst ,, aus der Situation".
Was die Fabrikarbeiterin anlangt, so macht sich die Frauenführerin wenig Kopfzerbrechen:
Selbst an der Maschine wird die Frau alles, was ihr Wert gibt, bewahren können, solange die ihr innewohnende Kraft die Arbeit bestimmt und sie nicht„ Arbeitssklavin" wird.
Und wie fängt man es an, daß sie keine Sklavin wird? Erhöht man die Löhne, damit sie außerhalb der Fabrik ein menschenwürdiges Dasein führen, nicht in täglichen Kleinsorgen ersticken, ihren Blick weiten kann? Nein, weiß ein viel einfacheres Mittel: das wären ja„ laute Forderungen". Frau Scholtz- Klink weiß ein viel einfacheres Mittel:
Ich sagte vorhin: bei der berufstätigen Frau kommt alles nur darauf an, daß ihre Fraulichkeit nicht unter der Arbeit verkümmert so stellen wir ihr heute„ soziale Betriebsarbeiterinnen“ und„ Vertrauensfrauen" zur Seite, die sie mit nationalsozialistischem Geist erfüllen sollen." Und nationalsozialistischer Geist ersetzt ohne weiteres ein warmes Mittagessen.
Es ist„ organisierte Rechtlosigkeit" im wahrsten Sinne. Die Großmütter wurden daran gehindert, sich zusammenzuschließen, damit sie nicht etwa das Denken erlernten. Die Enkelinnen, die Jahre freier Geistesschulung hinter sich haben, werden gezwungen, sich zu organisieren, damit sie das Denken wieder ver lernen, damit sie, vom Phrasenschwall der„ Vertrauensfrauen" betäubt, ihre eigene Meinung aufgeben.
Doch das Mittel zieht nicht. Die Frauen der oberen Stände meckern ein wenig in ihren Zeitschriften und bekennen sich im übrigen nach wie vor zu jedem„ Führer", der bereit ist, ihre Klasse vor dem Bolschewistenschreck zu retten. Die Proletarierfrauen schweigen aber ihr aber ihr Schweigen ist für das dritte Reich" gefährlicher als die Unzufriedenheit der bürgerlichen Frauenrechtlerinnen, denn sie wissen, daß die Frau allein sich nicht befreien kann, so lange das Menschenrecht in Ketten liegt. Und sie sind tapfer. Was sie in der Freizeit tun, erzählen sie den ,, Vertrauensmann" bestimmt nicht. Aber wenn einst den„ Vertrauensmann" bestimmt nicht. Aber wenn einst das Hohelied der stillen, der„ illegalen" Arbeit im dritten Reich" geschrieben wird, so wird den Frauen mehr als ein Kapitel gewidmet sein.
Sühne"
Ein Epilog zum 30. Juni
Breslau , 29. Sept.( Inpreß): Unter den Opfern des 30. Juni befand sich auch der Stadtbaurat Kamphausen aus Waldenburg, ein früherer Deutschnationaler. Seine Ermordung, die auf Grund persönlicher Feindschaft mit SS. - Führern aus seiner Gegend erfolgte, hat jetzt zu einer nachträglich inszenierten Justizkomödie geführt, die durchgeführt werden mußte, um die schlesischen Großgrundbesitzer und Industriel Ten zu beruhigen, bei denen der Fall Kamphausen große Erlen zu beruhigen, bei denen der Fall Kamphausen große Erregung hervorgerufen hatte. Obwohl der Tatbestand des vorbedachten Meuchelmordes einwandfrei vom Gericht ermittelt wurde, erhielt der eigentliche Mörder Deponte wegen" Totschlag" nur 5 Jahre Gefängnis. Seine Mithelfer, die SS.Leute Förster und Jenke kamen mit 2 bzw. 1 Jahre Gefängnis davon. Die wirklichen Anstifter des Mordes blieben im
Die Proletarierfrauen müssen schweigen aber ihre Prozeß begreiflicherweise ungenannt.
Bunte Spalte
Der Pflanzenbeschwörer
Zum sechzigsten Gründungsjubiläum des berühmtesten Unternehmens der russischen Pflanzenzucht hatten sich in der fleinen innerrussischen Stadt Mich urinst etwa 600 hohe Regierungsbeamte und Wissenschaftler eingefunden. Im Mittelpunkt der Feier stand der noch lebende Gründer des Unternehmens, der 79jährige Pionier des russischen Pflanzenbaus, Iwan Wladimirowitsch Mich urin. Der Volksmund nennt ihn den Pflanzenzauberer.
Vor sechzig Jahren begann er ganz im kleinen sein Werk, in dessen Verfolgung er eine große Menge von Pflanzenarten in Rußland einführt.e, die dort bis dahin völlig unbekannt waren. In seiner Mustergärtnerei, die er zunächst im primitivsten Stil im Hintergarten seines Hauses eingerichtet hatte, dann aber auf das Grundstück eines ehemaligen Klosters verlegte, widmete er sich vor allem der Aufgabe, ausländische Baum- und Blumenarten den Bedingungen des russischen Klimas anzupassen. In alle Teile des russischen Reiches gingen die Pflanzensendungen aus der kleinen Stadt des Schwarzerdegebiets, abgeschickt von Michurin , der selbst die Grenzen seines Geburtsortes niemals überschritten hat. Selbst in den arktischen Gegenden wurden wetterhart gezüchtete Bäume und Gartenpflanzen aus der Michurinschen Gärtnerei an= gepflanzt und haben sich dort ausgezeichnet bewährt.
Gegenwärtig arbeitet Michurin an der Züchtung eines in nördlichen Gegenden gedeihenden und Früchte tragenden Zitronenbaum 3. Noch ist es nicht so weit, der Baum trägt noch keine Früchte. Aber durch Kreuzung mit Weinstöcken hofft Michurin auch dies Ziel zu erreichen. Michurin ist der Gegenstand mancherlei Ehrungen. Regierungsbeamte überreichten ihm ein Dokument, das ihm den Titel„ Ehrenwissenschaftler der Republik" verleiht. Außerdem trägt Michurins Geburtsort, der bisher Kozlow hieß, von heute an den Namen Michurinst. Schließlich ist zu Michurins Ehren. in Minchurinsk ein Kongreß der russischen Gartenbauer.
Der Nobelpreisträger Pawlow 85 Jahre alt
Am 27. September feierte die Sowjetunion und mit ihr die Wissenschaft der ganzen Welt den 85. Geburtstag des berühmten russischen Gelehrten Iwan Petrowitsch Vawlow . Sohn eines Geistlichen. studierte
er im alten Petersburg Medizin. 1890 wird er Professor der Medizinischen Akademie und verbleibt auf diesem Posten ununterbrochen bis 1934.
Einen Namen in der Wissenschaft hat er sich durch seine Untersuchungen über die Funktionen der wichtigsten Verdauungsdrüsen bei Tieren und Menschen erworben. Die Schrift über das Ergebnis seiner Arbeiten, die 1897 erschienen ist, hat in der ganzen medizinischen Welt stärksten Widerhall gefunden und die Pawlowschen Erfahrungen werden in allen europäischen Krankenhäusern bei der Heilung der Darmund Magenerkrankungen angewandt.
Seine Arbeit findet überall Anerkennung. Pawlow wird zum Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften gewählt und wird bald darauf Nobelpreisträger. Seine weiteren Unternehmungen in seinem inzwischen weltberühmt gewordenen Laboratorium sind für die Wissenschaft von größter Bedeutung.
Die wissenschaftlichen Arbeiten Pawlows finden auch die Anerkennung der sowjetrussischen Regierung. Anläßlich des 70. Geburtstages des großen Gelehrten es war mitten im Bürgerkrieg unterzeichnet Lenin ein Dekret, in welchem der Staatsnerlag angewiesen wird, die Ergebnisse der Arbeiten des Akademikers Pawlow seine Vorträge
und Reden herauszugeben. Dieses, Sammelwert ist in alle europäischen Sprachen übersetzt worden. Heute leitet der 85jährige drei große Laboratorien, in denen über 50 Wissenschaftler dauernd neue Versuche an Tieren machen..
Dario Nicodemi †
In Rom ist am Montag der bekannte italienische Theater schriftsteller Dario Nicodemi gestorben. Er wurde im Jahre 1875 in Livorno geboren und verbrachte seine erste Jugendzeit in Buenos Aires , worauf er sich in Paris niederließ. Vor etwa 20 Jahren fehrte er nach Italien zurück. Er hinterläßt eine große Anzahl von Lustspielen und Dramen.
( I. I.) Die letzten zehn Jahre seines Lebens hat Karl Marr in einem Haus in Maitland Road, in der Londoner Vorstadt Hampstead gewohnt. Der Londoner Grafschaftsrat hat nun den Beschluß gefaßt an dem Haus eine Gedenktafel mit folgenden Worten anbringen zu lassen:„ Hier lebte Karl Marr, sozialistischer Philosoph". Die Bedeutung von Margens Verfönlichkeit in der Welt der Philosophie macht seinen
Gegen jüdische Jugendverbände.
Eine Anordnung Levetzows
Der Berliner Polizeipräsident von Levezom hat eine Anordnung erlassen, die einen schweren Schlag gegen die jüdischen Jugendverbände darstellt. Danach ist den Angehörigen dieser Verbände für die Zukunft folgendes verboten: 1. Das öffentliche Tragen einheitlicher Kleidung, Uniform, Kluft usw. Hierzu gehört auch das Anlegen einer Bundestracht oder zu einer solchen gehörende Kleidungsstücke und Abzeichen unter Zivilkleidern sowie das Tragen jeder sonstigen, auch nur teilweisen einheitlichen Bekleidung, die als Ersatz für die bisherige Bundestracht anzusehen ist. 2. Gemeinsame Auf- und Ausmärsche, wehrsportliche und Geländeübungen, insbesondere solche in feldmarschmäßiger Ausrüstung sowie jegliches geschlossene Marschieren. Sportliche Uebungen, Spaziergänge, Ausflüge und Wanderungen im kleineren Rahmen werden von diesem Verbot nicht umfaßt, soweit hierbei jeder demonstrative Charafter fehlt.
3. Das öffentliche Zeigen oder Mitführen von Fahnen, Bannern, Wimpeln sowie Feldzeichen aller Art.
4. Das Zusammenleben in Wohngemeinschaften und jeg= liches gemeinsame Uebernachten, insbesondere in Privat: räumen und Zelten.
5. Die Herstellung und Verbreitung von Presseerzeugnissen aller Art, insbesondere von Flugblättern und Filmen. Die Nichtbefolgung dieser Anordnung fann die Verhängung der Schußhaft nach sich ziehen.
Diese Anordnung des Berliner Polizeipräsidenten, die sich würdig in die Reihe ähnlicher Polizeianordnungen in anderen Städten stellt, bedeutet praktisch die Lahmlegung der ohnehin start eingeschränften Tätigkeit der jüdischen Jugends verbände. Aber selbstverständlich geschieht nach Goebbels den Juden in Deutschland nichts, und die diesbezüglichen Mitteilungen der antifaschistischen und ausländischen Presse sind " glatte Erfindungen". Und wenn wir dann gelegentlich dem Reichslügenminister auf Grund der tatsächlichen und nichterfundenen Vorgänge in Deutschland unsere Meinung sagen, dann stellt er sich sehr gefränkt hin, hält Rundfunkreden und schließt sie voller Entrüstung mit seinem neudeutschen Gruß Pfui Teufel". Ja, wirklich" Pfui Teufel" vor soviel Niedertracht und Feigheit.
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,, Keiner hungern und frieren?" Abbau der Wohlfahrtspflege
Wie stark der„ Abbau" in der Fürsorge bereits fortgeschrit ten ist, beweisen sogar die offiziellen Zahlen über ihre Kosten, die jetzt veröffentlicht worden sind. Die Aufwendungen für die Hilfsbedürftigen, die nicht in Anstalten untergebracht sind, betrugen im letzten Jahre vor der Naziherrschaft ( 1932/33) 2097 Millionen Mark, während sie im Jahre 1933/34 auf 1,866 Millionen Mark gesunken sind. Die Fürsorgeverbände haben also an den Armen mehr als 230 Millionen Mark erspart. Auf den Kopf der Bevölkerung umgerechnet, ist eine Senkung der Belastung durch die Fürsorgeleistungen von 32,2 RM. im vorangehenden auf 28,6 RM. im letzten Jahre eingetreten. Den Notleidenden ist dabei in viel stärkerem Maße Hilfe entzogen worden, als diese Zahlen beweisen. Von den aufgewandten Fürsorgemitteln sind nur 1648,5 Millionen RM. für eigentliche Unterstübungen ausgegeben worden. Und dabei hat man zahlreiche Notleidende, die nicht genügend staatserhaltend" dachten, von jeder Hilfe ausgeschlossen, so daß man die verminderten Mitjeder Familie durchschnittlich statt 408 RM. sogar 468 RM. tel auf eine viel geringere Zahl verteilen und im Jahre zuwenden konnte, wobei die Leiden der Abgewiesenen nicht gezählt werden. Die fümmerlichen Leistungen des Winter hilfswerks , die mit 320 Millionen angegeben werden, ent halten zum erheblichen Teile zweifelhafte Nahrungsmittel, wie halbverdorbene Kartoffeln, und alte Kleidungsstücke, deren man sich gern entledigt hat.
Ihnen gegenüber hat man die Sozialleistungen der früheren Jahre in ganz unverhältnismäßigem Maße herabgesezt. Während im Jahre 1930/31 bei fast gleicher sozialer Gesamtlage für Arbeitslosenfürsorge 4,450 Milliarden RM., für Krisenfürsorge 3,075 Milliarden RM. und für Sozialrenten 4,450 Milliarden ausgegeben wurden, sind jetzt an Reichszuschüssen für die Sozialausgaben nur noch 823 Millionen Reichsmart vorgesehen. Zu diesen treten die Leistungen der öffentlichen Versicherungsträger, der Länder und Gemeinden, die nach den Erfahrungen der Praxis höchstens das Vierfache der Reichsleistung betragen. Dann stehen dem frü Heren Sozialaufwand von 10,3 Milliarden nur noch 4,1 Milliarden RM. gegenüber. Diese Ersparnis" bedeutet gegenüber der armen Bevölkerung bei Berücksichtigung der Verteuerung aller Lebensmittel eine schwere Verelendung, die durch die„ freiwilligen Leistungen" des Winterhilfs= werfs in feiner Weise ernsthaft gemildert wird.
Londoner Aufenthalt jenseits aller politischen Stellungnahme zu einer Stätte von ganz besonders historischer Bedeutung. Es ist darum nur zu verwundern, daß die Gedenktafel erst jest an seinem Wohnhaus angebracht wurde.
Amerikanische Sportler und Hitlers Ehrenwort
Auf Grund der Zusicherungen, die die deutsche Regierung dem American Olympic Committee betreffend faire Behands lung jüdischer Sportler gegeben hat, hat das American Olym pic Committee auf seiner Sizung am 26. September die Teilnahme der Vereinigten Staaten an den internationalen Olumpischen Spielen 1936 in Berlin beschlossen.
Nachdem die jüdischen Mitglieder des Comitee, Charles Ornstein und Fräulein Charlotte Epstein, sich gegen die Annahme dieses Beschlusses energisch aussprachen und an der Abstimmung nicht teilnahmen, wurde die Beschlußresolution einmütig angenommen. Zugleich mit der Annahme der Resolution hat das American Olympic Committee eine Warnung erlassen, daß, falls Deutschland seine Zufage betreffend faire Behandlung der Juden im Sport verlegt, die Resolu: tion zurückgezogen werden wird. Die Resolution lautet:
„ Angesichts der von dem Deutschen Olympischen Komitee und den Vertretern der deutschen Regierung gegebenen Zusicherungen, nehmen wir die Einladung des Deutschen Olympischen Komitees zur Teilnahme an der Welt- Olympiade in Berlin an."
Der Beschluß des American Olympic Committee hat in weiten Kreisen der jüdischen und nichtjüdischen Oeffentlichkeit in Amerifa starfes Befremden hervorgerufen. Es wird darauf hingewiesen, daß die Resolution in Widerspruch steht zu der Haltung der Mehrzahl der Mitglieder der' merican Athletic Union und nur von einem Teil der Mitglieder des American Olympic Committee, der der Sitzung beiwohnte, angenommen wurde.
Das Loch- Neẞ- Ungeheuer
Dem Loch- Neß- Ungeheuer soll nunmehr intet. modernsten Mitteln der Tiefseetechnik zu Leibe gegangen werden. Der bekannte amerikanische Tiefseeforscher Williamson beabsichtigt, auf den Boden des Loch Neß hinabzusteigen, und zwar in einem starfwandigen Eisenrohr, dessen unteres Ende sich zu einem Raum von zwei Meter Durchmesser erweitert. Dieser Raum ist mit Glasfenstern versehen, die es ermöglichen sollen. fotografische Aufnahmen im Wasser zu machen,