Deutsche Freiheit" Nr. 230

D d 4. 0.195

HARBEIT UND WIRTSCHAFT S

Kleine Wirtschaftsnachrichten

Eine der großen Hamburger Metallraffinerien wurde nach einem Bericht der ,, Neuen Zürcher Zeitung " in­folge der Stockung der Metall- Erzzufuhren zur Stillegung en zu gezwungen.

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Nachdem infolge des finanziellen Zusammenbruchs das Reichswirtschaftsministerium Tauschgeschäfte mit dem Ausland zu fördern bestrebt ist, werden an ver­schiedenen Stellen des Reichs entsprechende Auskunfts­stellen, die der Vermittlung des Warenaustauschs und des Kompensationsgeschäfts dienen, aufgemacht. So ist in Bremen eine Zentralauskunftsstätte für Tauschgeschäfte er­richtet worden. Auch die Handelskammer Hamburg hat ihre Beratungsstelle für den Warenaustausch weiter ausgebaut.

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Wie aus Rotterdam gemeldet wird, ist ein großer Posten von nahezu 20 000 trockenen Buenos- Aires- Americanos­Häuten im Tauschverkehr nach Deutschland zum Preise von 6 d per lhs. verkauft worden.

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Die englische Kohlenausfuhr nach Deutschland ist infolge der Devisenschwierigkeiten zurückgegangen. Während sie im Juli sich auf auf 220 000 It stellte, ist sie im August auf 141 000 lt gefallen. Im Septem­ber ist eine weitere beträchtliche Senkung zu erwarten, da sich für diesen Monat die Folgen der Lieferungssperre der englischen Kohlenerzeuger auswirkt.

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In der legten Septemberwoche konnte man am rheinischen Getreidegroßmarkt, wie amtlich bestätigt wird, ein geringes Angebot in rheinischem Weizen feststellen. Die Abgabeneigung der Landwirte wird damit erklärt, daß die Mühlen. die auf Grund der neuen Naturalgewichtsbestim­mungen sich errechnenden höheren Preise nicht, bewilligen,

SAUMAL

Raucht nordischen Tabak!

Der Deutsche Tabakarbeiter"( Nummer 34) ist der An­sicht, daß für ein Volk, dem Gott einen Hitler beschert hat, es ein Leichtes wäre, die Auslandsprodukte, weitgehend durch nationale Rohstoffe zu ersetzen".

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Das gilt auch für die Tabakwirtschaft. Dank der Förde­rung des deutschen Tabakbaues durch die nationalsozia­listische Rerierung wird heute bei uns Rohtabak erzeugt, der den Wettbewerb mit dem ausländischen nicht mehr zu scheuen braucht."

Da sieht man wieder einmal, wie vor einem, totalen Staate selbst die Natur zu Kreuze kriechen muß. Bis zu Hitlers Machtergreifung konnten selbstverständlich die jahr­zehntelangen Anstrengungen, den deutschen Kanaster rauch­barer zu machen, keinen Erfolg haben. Da durfte mit Fug und Recht dieses Kraut als eine besonders gemeine Waffe im Klassenkampf angesehen werden, deren sich rote Unter­menschen vorzugsweise bedienten, um das Bürgertum in die Flucht zu treiben. Nur anderthalb Jahre Hitler- Sonne, und dem deutschen Boden entsprießt ein Tabak, der mit jedem ausländischn den Wettbewerb aufnimmt.

Noch ein Jahr, und die Welt wird erblaßend zugeben müssen, daß auch in der Welt des Tabaks die orientalischen negroiden Rassen gegenüber der nordisch- teutschen völlig minderwertig sind.

Hat doch jetzt schon die Reichsernährstands- Ausstellung in Erfurt den Beweis geliefert, daß mit deutschem Rohtabak erstklassige Tabakerzeugnisse hergestellt werden können".

Die Freude des Tabakarbeiter", daß der Verbrauch von Inlandstabak ,, in letzter Zeit stark zugenommen" habe, scheint uns allerdings nach den von ihm selbst mitgeteilten Zahlen

und weil die Landwirte die höheren Oktoberpreise abwarten. Bauhandwerk klagt

Die Folge dieser Zurückhaltung der Landwirte wird eine Ver­teuerung des Weizenpreises sein.

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In der Aachener Tuchindustrie herrscht große Mißstimmung. Es wird darauf hingewiesen, daß die Be­stimmungen der Faserstoffverordnung über das Verbot un­berechtigter Preiserhöhung immer noch viele Unklarheiten enthalten, die eine starke Unsicherheit zur Folge haben. Vor allem wird in der Tuchindustrie beanstandet, daß Tuche, die in der Zeit vom 1. bis 21. März mit Verlust von den Tuchfabriken verkauft worden sind, nach den Bestimmungen der Faserstoffverordnung auch heute noch mit Verlust ver­kauft werden müssen. Es wird daher als erforderlich an­gesehen. daß die Preisbestimmungen in eine tragbare Form gebracht werden, so daß eine Kalkulation ermöglicht wird, die die Weiterbeschäftigung der Betriebe und der Arbeiter auf die Dauer sichert.

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Nach Mitteilung des Statistischen Reichsamts wurden im September d. J. durch den Reichsanzeiger 208 neue Konkurse ohne die wegen Massemangels abgelehnten Anträge auf Konkurseröffnung und 67 eröffnete Ver­gleichsverfahren bekanntgegeben. Die entsprechenden Zahlen für den Vormonat stellen sich auf 213 bzw. 65.

Nach dem neuesten Bericht der Reichsbank für Ende September haben sich die Deckungsbestände kaum

Der Reichsstand des deutschen Hand. werks macht in seinem dritten Vierteljahresbericht ein interessantes Bekenntnis. In dem Bericht heißt es u. a.: Die Saisoneinflüsse sind in diesem Jahr dadurch fast ganz ausgeschaltet worden, daß die die Instandsegungs­aktion einen großen Teil der Bauaufträge vorweggenommen hatte. Straßenbau und Tiefbau waren unverändert gut beschäftigt. Das Hochbaugewerbe hatte beim Wohnungs- und Siedlungsbau Beschäftigung. Der nach Abschluß der Instandsetzungsaktion eingetretene Rück­gang an Aufträgen konnte dadurch teilweise ausgeglichen werden.

Mit anderen Worten: die künstliche Belebung der Wirtschaft, die das Hitlerregime aus agitatorischen Gründen noch bis vor kurzem in Szene gesetzt hat, beginnt sich jetzt zu rächen. Das Bauhandwerk hat also, nachdem vor einigen Monaten eine so wunderbare Belebung seines Geschäfts durch die zahlreichen Instandsetzungen erfolgte, keine neuen Auf­

Donnerstag, den 4. Okt. 1934­

noch etwas verfrüht und eine Folge von Zahlenblindheit zu sein die möglicherweise durch Genuß von deutschen Tabak verursacht wurde, der noch unter der Weimarer Republik gewachsen ist. Danach sind nämlich im Rechnungsjahre 1931-32 verarbeitet: 75,3 Millionen Kilo ausländischer und 19,7 Mil­lionen Kilo inländischer Rohtabak, gegen 77,3 bzw. 20 Mil­lionen Kilo in 1932-33.

Am meisten Sorge machen dem Tabakarbeiter" die. Zigaretten raucher, die im besonderen Maße eine ganz unbegreifliche Abneigung gegen die deutsche Einlage haben, obwohl doch allgemein bekannt sein müsse ,,, daß es dem deutschen Tabakforschungsinstitut gelungen ist, Zigaretten­tabake zu züchten, die in jeder Hinsicht den Ansprüchen ge­nügen, die man unter den gegebenen klimatischen Verhältnissen an sie stellen kann". Aber der deutsche Raucher, in Ver. kennung seiner nationalen Pflichten, ist an die Orient­zigarette gewöhnt und selbst in der 2/ 2- Pfenniger möchte er keinen anderen Tabak finden". Offenbar genügt es ihm nicht, daß der Tabak so gut ist, wie er nach ,, den gegebenen kli­matischen Bedingungen", unter denen er gewachsen ist, sein kann. Er erhebt Anspruch darauf, daß er außerdem auch noch rauchbar sein muß, denn er hält immer noch die Zigarette für ein Genuß- und kein Brechmittel. Um diese Wider­spenstigkeit zu brechen, empfiehlt der Tabakarbeiter" Zwangsmittel und stellt

für Zigaretten einen 30prozentigen Beimischungszwang von deutschen Tabak in Aussicht.

Wozu wir allen deutschen Rauchern und Riechern ein auf­richtiges Wohl bekomms!" zurufen.

Was sich wohl die deutschen Tabakarbeiter bei diesen ,, fachmännischen" Belehrungen in ihrem Zwangsfachorgan denken?

" Wir leben gewissermaßen im Krieg"

Der Kommissar für Wirtschaftspolitik in der Reichsleitung der NSDAP . Köhler hielt während einer Kundgebung des Textilhandels in Königsberg eine Rede, in der es unter anderem hieß:

,, Eine vorzeitige Erhöhung der Löhne nach vorübergehen­der Steigerung der Preise würde eine Verschiebung des ge­samten Preisgefüges und des Geldwertes nach sich ziehen und dann würde das beginnen, was wir als Inflation fürchten lernten. Wir leben gewissermaßen in einem Krieg, den uns die Welt erklärt hat." Köhler schilderte dann die Not der Arbeiterschaft, deren Löhne im Textilgewerbe um 30 Prozent gekürzt worden sind und betonte immer wieder, daß eine Erhöhung der Löhne zur Inflation führen müßte. Dann wandte er sich an die Unternehmer und erklärte, die Aufgabe der Unternehmerschaft bestünde nicht in der Reglementierung des Marktes, sondern in der Reglementierung der ,, industriellen Moral".

träge mehr zu verzeichnen. Der Hitlerstaat hat kein Geld Eine Lohntüte aus dem dritten Reich

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mehr, um in die Wirtschaft neue Milliarden hineinzupumpen, und so muß die herrliche Wirtschaftsbelebung" auf ihr natürliches Maß zurückgeschraubt werden. Dadurch geht das Geschäft nun auch im Bauhandwerk zurück, und die treuen Anhänger Hitlers werden im Laufe des Winters noch manch andere blaue Wunder erleben.

verändert. Die Bestände an Gold und deckungsfähigen Metall- Zwangsbewirtschaftung

Devisen blieben bei der Zunahme um 37 000 RM. mit 78,9 Millionen RM. nahezu unverändert Im einzelnen haben die Goldbestände um 17000 RM auf 75 Millionen RM. und die Bestände an deckungsfähigen Devisen um 20 000 RM. auf 3,9 Millionen RM. zugenommen.

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Zur Förderung der Oelgewinnung aus deut­ schen Oelsaaten sind von der Reichsregierung Maßnahmen eingeleitet worden, in die bisher Raps. Rübsen und Leinsaat sowie Mohnsaat, lettere soweit sie im Lohnschlag verarbeitet wird, einbezogen sind. Um auch die in diesem Jahre auẞer­gewöhnlich reiche Ernte an Bucheckerkernen für die inlän­dische Oelgewinnung nutzbar zu machen, wird für das aus Bucheckern gewonnene Oel eine Ausgleichsvergütung von 50 RM: je 100 kg Oel gezahlt werden.

Wie sich die Segnungen der Arbeitsfront für die deutsche Arbeiterschaft auswirken, ergibt sich aus der folgenden Wiedergabe der Lohntüte eines schlesischen Bergarbeiters:

Lohn im ganzen und Kindergeld Vorschuß und Unterstützungskas Beiträge

Arbeitslosenhilfe

Lohnsteuer

Ehestandshilfe, Sterbekasse Bürgersteuer

Gessmtabzüge Bentelinhalt

Die Ueberwachungsstelle für unedle Metalle veröffentlicht im Reichsanzeiger eine Anordnung betreffend Reglung der Lagerhaltung von unedlen Metallen. In dieser Anordnung wird bestimmt, wie hoch die Bestände an Material der ver­schiedenen Klassen bei den einzelnen am Verkehr mit un­edlen Metallen Beteiligten sein dürfen. Diejenigen Lagerbestände. die die festgesetten Höchstmengen überschreiten, sollen tunlichst durch Abgabe an andre gewerbliche Verarbeiter vermindert werden. Es kann erwartet werden, so wird dazu erläutert, daß in der heutigen Zeit alle Firmen Material, von dessen Umlauf die Weiterbeschäftigung andrer Betriebe abhängen kann, ohne Zwang sofortigem produktivem Verbrauch zu­kann, ohne Zwang sofortigem produktivem Verbrauch zu. Die Kauf kraft sinkt führen weru.

Hochburgen der Arbeitslosigkeit

Im neuesten Heft des Reichsarbeitsgesenblattes Nr. 25 be- r spricht der Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermitt lung und Arbeitslosenversicherung, Dr. Syrup, die von ihm in der jüngsten Zeit zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit veranlaßten Maßnahmen. Dabei kommt er zu dem folgen­den interessanten Eingeständnis:

,, Der Kampf ist schwerer als im Jahre 1933, denn er richtet sich im Jahre 1934 gegen die verbliebenen Hoch­burgen der Arbeitslosigkeit; das sind die Großstädte und Industriebezirke."

Solcher Hochburgen gibt es im Deutschen Reiche, wie aus der dem gleichen Heft beigegebenen Statistischen Beilage hervorgeht, eine recht große Anzahl. Diese Statistische Bei lage enthält den Bericht der Hauptstelle für Arbeitslosen­vermittlung und Arbeitslosenversicherung, dessen Material den angeblichen Erfolg der Arbeitsschlacht zum Teil wider­legt. So geht aus der Statistik hervor, daß in den ausge­sprochenen Industriestädten des Rheinlandes, Westfalens, Sachsens und Oberschlesiens der prozentuale Anteil der von der Arbeitslosenversicherung unterstützten Erwerbslosen in der Zeit vom Juli 1933 bis Juli 1934 an der Gesamtzahl der Unterstinten gestiegen ist. Ebenso befindet sich für das ganze Reich die Zahl der versicherungsmäßigen Hauptunter­stikungsempfänger im Anwachsen. Sie ist vom April, wo sie 218 712 Personen betrug, bis zum Juli 1934 auf 290 174 angestiegen. Auf je 1000 Einwohner kamen Hauptunter­stütungsempfängers

April Mai Juni Juli.

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3,4 3,6

4.1 4,5

Diese Steigerung hat stattgefunden, obwohl heute von den nationalsozialistischen Behörden alle eingehenden Anträge auf die Gewährung der Arbeitslosen- und Krisenunterstütung sorgfältig gesiebt werden, und nur ein Teil eine zustimmende Erledigung findet. Nach dem Bericht der Reichsversiche­rungsanstalt wurden in der Arbeitslosenversicherung Anträge auf Unterstützung gestellt:

gestellte Anträge insgesamt abgelehnt wurden

Juli- Dezember 1933 1852 947 277 943

In der Krisenfürsorge sieht das Bild so aus: Juli- Dezember 1933

gestellte Anträge insgesamt 1 520 513 abgelehnt wurden 103 249

Januar- Juli 1934

1 792 219 261 608

Januar- Juli 1934

1 334 350 101 931

Das ergibt in einem Zeitraum von dreizehn Monaten die Ablehnung von etwa 750 000 eingereichten Anträgen auf Ar­beitslosen- oder Krisenunterstügung. Bei den Antragstellern handelt es sich um Hauptunterstützungsempfänger, so daß von der Ablehnung der Anträge mindestens anderthalb bis awei Millionen Menschen betroffen worden sind,

145,86

99,-

22,26

3,72

1,85

2,50

129,63

16,23

Wie aus dieser Aufstellung ersichtlich, gehen von einem Monatslohn von 145 RM. nicht weniger als 31 RM. auf ver­schiedene Beiträge" ab Auch daß der Arbeiter sich von dem Restbetrag von 114 RM. 98 RM. bereits im Laufe des Monats als Vorschuß abheben mußte, beweist deutlich die furchtbare Not in der oberschlesischen Bergarbeiterschaft.

Das Institut für Konjunkturforschung veröffentlicht eine Statistik über die Einzelhandelsumsätze im ersten Halbjahr 1934. Die Statistik zeigt, daß in dieser Periode der Einzel­handel die Indexziffer 61,8( 1928 100) aufweist, gegen einen Index von 63,1 im zweiten Halbjahr 1933. Mit anderen Worten. trotz des angeblich ,, steigenden Volkseinkommens", das wohl nur in der Goebbelsschen Propaganda existiert, hat sich der Verbrauch um 1,3 Punkte gesenkt, d. h. die Kauf­kraft der Bevölkerung weist eine weitere Schrumpfung auf. Um diese Tatsache zu verschleiern, wird darauf hinge. wiesen, daß im ersten Halbjahr 1933 der Umsatz noch ge­ringer gewesen sei. Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß in diesem Zeitraum der Großhandelsindex der Agrarprodukte von 80,9 auf 97,5, also um 16,6 Prozent gestiegen ist. Da die Agrarprodukte den Großteil des Verbrauchs ausmachen, ergibt sich, daß die geringfügige Hebung des Umsages gegen­über dem ersten Halbjahr 1923( 10 Prozent) von der Preis­steigerung weitaus übertroffen wird, das bedeutet, daß der Umsatz trots Erhöhung der Goldziffer mengenmäßig auch in dieser Periode einen Rückgang aufzuweisen hatte.

Ausbeutung der Kaligewinnung am Toten Meer

Im Jahresbericht der Palestine Potash Co. wird ausgeführt, daß die Anlagen am Nordufer des Toten Meeres weiter aus­gebaut werden sollen. Die im Vorjahr erzielte Gewinnung von 130 000 t Rohkalisalzen konnte befriedigend abgesetzt werden. Der Bromabsaty hat sich gegenüber dem Vorjahr um 18 Prozent gehoben. Für die nächsten zwei Jahre wird eine wesentliche Steigerung des Bromabšates erwartet. Das Unter nehmen klagt über den Mangel an Facharbeitern