Für Deutschland 13. Gegen Hitler!

SAAR BEILAGE

JANUAR

sistenbrigues disdilate Misbonbox! Katholische Kirche und Saargebiet

Von katholischer Seite wird uns geschrieben: Ist die katholische Kirche in der Saarfrage foirflich neutral?

Ihre Funktionäre behaupten es und zeigen auf die Ver­weigerung eines apostolischen Administrators für das Ab­stimmungsgebiet als auf eine Auswirkung striftester Neu­tralität hin.

Wie sieht aber die Wirklichkeit aus?

Um nicht über Worte zu streiten, wollen wir zuerst fest­Tegen, was wir unter Neutralität in diesem Fall verstehen. Die Verhältnisse hier an der Saar legen den Begriff dahin fest, daß man sich kirchlicherseits hütet, die Freiheit der Saar­ länder in der Abstimmung am 13. Januar 1935 irgendwie mit firchlichen Mitteln zu beeinträchtigen oder beeinträch­tigen zu lassen.

Unter Freiheit versteht die Kirche und mit ihr die ganze gebildete Welt von jeher nicht eine Willkür oder ein Han­deln in nationaler Suggestion oder Hitler- Hypnose, sondern das gerade Gegenteil davon, nämlich eine vernünftige, wohl­überlegte Wahl, die, frei von allen inneren und äußeren Hemmungen, alle Posten nach ihrer Schwere in Berechnung stellt, also vor allem dabei die höchsten Güter der Menschheit, Kultur und christliche Religion, nicht außer acht läßt. In je­dem Handbuch der christlichen Philofophie und der katho­ lischen Morallehre ist das nachzulesen.

Unsere Frage präzisiert sich also dahin: Berhält sich die katholische Kirche im Saargebiet so, daß die Katholiken in einer wohlüberlegten Wahl wirklich frei, ohne äußeren Zwang und ohne die inneren Hindernisse der Willens: freiheit, nämlich ohne Begierlichkeit und Haß, ohne Furcht und ohne Unwissenheit das Schicksal des Saarvolkes mit entscheiden können?

Die Lejer mögen diese Frage auf Grund der Tatsachen, die wir jetzt berichten, selbst entscheiden.

Die Bischöfe und die Pressefreiheit

1. Die gesamte nichtmarristische Presse des Saargebietes, also auch die gesamte katholische Preise, war mit schwerstem finanziellen Druck und Terror und Ueberrumpelung in den Dienst des Anschlußgedankens ans Hitlerreich gestellt wor­den. Diesen Dienst versieht sie mit jener verlogenen Unehr­lichkeit und Strupellosigkeit, die eine Signatur des dritten Reiches" sind. Es stellte sich die auch von der bischöflichen Behörde von Speyer gelegentlich einer Audienz der Defane anerkannte Notwendigkeit heraus, ein Preßorgan zu grün­den, das die Katholiken über die wirklichen Geschehnisse und Verhältnisse im Reich" auf dem laufenden hält und so sie in den Stand setzt, mit Kenntnis der Verhältnisse eine wirt­lich freie, d. h. durch keine Untenntnis gehin­derte, vernünftige Wahl zu treffen. Ist es doch soweit ge­kommen, daß die gleichgeschaltete, aber sich noch katholisch nennende Presse nicht nur die Mitteilung zahlreicher, für die Katholiken wichtiger Vorkommnisse verweigert, sondern felbst ausschlaggebende Worte des Papst es einfach unterschlägt, weil sie den braunen Herr­schaften nicht genehm sind, und daß diese unter falscher Flagge segelnde Preise die einschlägigen christlichen Prinzipien im Bewußtsein des fatholischen Leserpublifums umbiegt.

So gründeten fatholische Männer zur Abwehr des Terrors und der Verführung die Neue Saar- Post", ein in jeder Hinsicht streng katholisches Blatt. Die Gründung der Saar­Post" war eine Heldentat für die Freiheit der Abstimmung, notwendig für die Katholiken, die ja von ihrer Kirche streng angewiesen sind, andere Blätter, wie z. B. marxistische, nicht zu lesen.

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Wie verhält sich nun die Kirche gegen dieses katholische Preßorgan der Saar- Post"? to the

a) Der Bischof von Speyer gab seinen Geistlichen in einem Schreiben an die Defanatskonferenzen den Rat", sich in jeder Hinsicht von dieser Zeitung zu distanzieren, und er erwartet in demselben Schreiben die Befolgung dieses Rates" mit Berufung auf den fanonischen Gehorsam, also auf das stärkste Band des Priesters. In diesem Widerspruch einer Rats befolgung aus Gehorsam drückt sich eine Vorsicht des Bischofs aus, die sein Bewußtsein von einer unftatthaften Maßnahme deutlich verrät.

Und als die Priester für einen solchen Rat unter streng­stem Gehorsam fein Verständnis aufbrachten und mit Be­geisterung sich der Neugründung annahmen, wurde in einem Schreiben an den Pfarrer von Ensheim z. B. die erste Mah­nung für alle, besonders aber für diesen Pfarrer nachdrück­lich urgiert.

b) Der Bischof von Trier distanzierte sich auf einer Jugendfundgebung zu Saarbrücken von dieser Zeitung mit so auffälligen und scharfen Worten, daß sie nach der allge­meinen Auffassung einer Verurteilung dieser katholischen Zeitung gleichkommt zur Freude der sogenannten deut­schen Front", zur Betrübnis und Konsternierung der Katho­lifen. Deren Unmut über diesen die ganze Kundgebung ver­pazenden bischöflichen Affront gegen das verdiente Katho­lifenorgan war so tiefgehend und offensichtlich, daß der an wesende Speyerer Bischof auf der Heimreise seinem Sekretär gegenüber seine Genugtuung und Freude über sein eigenes Schweigen an diesem Tage geäußert hat.

Hiermit ist klar erwiesen, daß die Bischöfe von Trier und Speyer ihre Amtsmacht dazu mißbranchen, um die Wahr­heit zu verschleiern, damit die Freiheit der Abstimmung zu beeinträchtigen, den Terror und die Lüge der Gegen­presse zu begünstigen und damit die Unfreiheit der Ab= ftimmung zugunsten Hitlers zu vertiefen. So etwas nennt man auf der ganzen Welt einseitige Parteilichkeit, aber niemals Neutralität.

Die Bischöfe und die Priester an der Saar

2. In Deutschland jammern die Bischöfe, daß es ihnen nicht mehr verstattet sei, die Tagesereignisse und die öffentlichen

Bestrebungen und Strömungen im Lichte des katholischen Glaubens zu beleuchten. Sie protestieren dagegen wie gegen die Verletzung eines heiligen Rechtes weil einer heiligen Pflicht, und das mit Recht.

Wenn nun katholische Geistliche im Saargebiet, sei es auf der Kanzel oder sei es sonst in öffentlicher Rede, dieses hei­lige Priesterrecht und diese heilige Pflicht ausüben, dann werden sie von denselben Bischöfen gemaßregelt, die sich darüber beklagen, daß sie im Reich diese Pflichten nicht mehr ausüben dürfen.

Die Bischöfe begehen also gegen ihre eigenen Untergebenen im Saargebiet dieselben Rechtsverletzungen zugunsten des Hitlerreiches, über die sie im Hitlerreich flagen.

Das wenigste, was passiert, ist eine Mahnung zur Vorsicht, da die deutsche Front" schon Ihre Versetzung beantragt hat". So z. B. in einem Schreiben an das Pfarramt Höchen .

Drei Geistliche wurden deshalb schon ins Reich versetzt und den Bestien vorgeworfen; und die bischöfliche Behörde fann den Zwed nicht lengnen, denn sie hat ihn selber ver raten, indem sie durch die Defane schon vorher diesen Geistlichen fundtun ließ, daß solche Unvorsichtigkeiten" nicht vor einer Bersetzung ins Reich schützen.

Auch die deutsche Front" verriet die Absicht, indem sie ihre Kenntnis von den Versetzungen ausplauderte, noch bevor deren behördlichen Veröffentlichung geschah. Sie waren näm­lich auf Hitlerdruck hin geschehen, und damit ist die Absicht eindeutig klar.

Auf der anderen Seite dürfen Pfarrer Wilhelm und andere Geistliche, ungehindert von ihrem Bischof, in allen Gemeinden als Wanderredner der deutschen Front" und des Hitlerreiches auftreten und dabei die schmählichsten Theo­rien Hitlers verzapfen. Also auf Kosten der eigenen, eben erst reflamierten firchlichen Rechte betreibt der Episkopat die Sache der deutschen Front" gegen die Einheitsfront. Wer nach dieser kirchlichen Selbstentmannung noch von kirchlicher Neutralität in der Saarfrage spricht, ligt wissentlich und ab­sichtlich und begeht selber schlimmsten Lügenterror.

Die Bischöfe und die Staatshoheit

3. Die Bischöfe von Trier und Speyer lassen alle firchs lichen Funktionen, die ein staatliches Ereignis im Reich berücksichtigen, wie Reichspräsidententod und Reichspräfis dentenbegräbnis, Voltsabstimmung und dergleichen, in gleicher Weise im Saargebiet wie im Reich abhalten und fuggerieren hiermit dem katholischen Bolte, daß im Saar : gebiet die gleiche Staatsoberhoheit bestände wie im Reiche. In dieser Richtung liegt auch das berüchtigte Telegramm an Hindenburg auf der Saarjugendfundgebung. Es ist Sitte, nur an die Personen der eigenen zuständigen, Regierung solche Huldigungstelegramme zu senden.

Hierher gehörte aber auch, daß die Saargeistlichen alle bischöflichen Druckerzeugnisse, wie Diözesanblatt( Der christ­liche Pilger"), Pilgerfalender und dergleichen, die offen und laut für die Rückgliederung zum Hitlerreich plädieren, an die katholische Saarbevölkerung verbreiten helfen müssen. Hierdurch wird die bischöfliche Autorität, die hinter diesen Druckerzeugnissen steht, in ungehörigster Weise für die eine Partei ausgeschlachtet und den Pfarrern, die sich nicht in öffentlichen Gegensatz zu dem Bischof stellen dürfen, wird ihre Aufklärungsarbeit zugunsten einer vernünftigen freien Abstimmung unmöglich gemacht. Und das heißt man dann firchliche Neutralität! Wo gab es je eine ärgere Entstellung der Wahrheit!

Die parteiische Kirche

4. Aber es kommt noch besser! Der Bischof von Speyer fürchtet die selbständige Administratur im Saargebiet, die er eigentlich begrüßen müßte, wie sie alle seine Saarpriester herzlichst begrüßen würden, um endlich frei zu sein in Aus­übung ihrer heiligen Pflichten. Aber der Bischof fürchtet die Administratur, denn er muß sich selber sagen, daß, wie die ganze Welt, auch Rom den abscheulichen Druck fennt, unter dem er steht.

Weil er den Administrator fürchtet, läßt er von seinen Saarpriestern eine Bittschrift unterzeichnen gegen die Los: trennung des Saarteiles von der Mutterdiözese. Und unter dem moralischen Druck seiner bischöflichen Gewalt und in:

DEUTSCHE FREIHEIT

Abstimmung und Landesverrat" Verbrecherische Agitation

Die Saarbrücker Zeitung " hat recht gut verstan­den, was wir mit unserem Hinweis meinten, daß es unzu­lässig sein müsse, den Saarländern, die für den Status quo eintreten, das mit Zuchthaus und Todesstrafe bedrohte Ver­brechen des Landesverrats" vorzuwerfen. Sie tut nun so, als habe sich ihr Vorwurf nur gegen die Emigranten" ge­richtet. O, nein! Das Blatt hat ausdrücklich die Abstimmung für den Status quo als das normale Recht zum Landesver: rat bezeichnet, und das ist eben feiger und gemeiner Terror. Daß irgendwelche von Mördern und Schändern der deut­schen Ehre gedungenen Redakteure die Emigranten" als Landesverräter" bezeichnen, ist doch nichts Neues und kei­neswegs aufregend. Wir werden uns mit dem Blatte des französischen Rüstungspatrioten Röchling und mit Leuten, deren politische Ueberzeugung von den jeweils regierenden und bezahlenden Machthabern in Deutschland abhängig ist, nicht über nationales Gewissen" unterhalten. Es kommt uns nur darauf an, die freie Abstimmung gegen die Terrorfront zu sichern. Dann wird sich alles andere finden.

folge ihres bekannten brutalen Gebranches schreiben die Geistlichen gegen ihre heißerwünschte Freiheit durch einen Administrator gegen den Administrator- und murren im stillen:

Auch das wird firchliche Neutralität genannt.

5. Aber selbst damit noch nicht genug; die kirchliche Neu­tralität geht noch weiter und trieb endlich folgende Blüte: Nach all dem Terror und dem Druck durch die kirchliche Be­hörde, den wir im vorigen fennen gelernt haben und dessen fich, wie aus Gesagtem ebenfalls feststeht, der Bischof bewußt ist und unter dem nach meinen eigenen täglichen Fest­stellungen die Geistlichen in tiefer Scham schmachten, er­wartet nun

der Bischof in einem Schreiben vom 3. September 1934 von dieser terrorisierten Priestern die unter pricsterlichem Ehrenwort abgegebene Erklärung, daß sie nicht bedroht und bedrückt seien.-

Das Schreiben hat folgenden Wortlaut: betreff: Saar­chronit".

Am 28. August verbreitete der Straßburger Sender fol­gende Mitteilung: Der Bischof von Spener hat drei Geist­liche aus dem Saargebiet ins Reich versetzt, weil sie den Nationalsozialisten nicht gewogen waren. Die Kirchen­fürsten von Speyer und Trier stehen starf unter dem Druck von Berlin !" Im gleichen Sinn schrieb mir vor einigen Wochen ein Minister der Regierungsfommission, die Geist­lichen des Saargebietes fühlten sich von mir bedroht und bedrückt in ihren politischen Anschauungen. Ich fordere nun von jedem einzelnen meiner Diözesanpriester im Saar­gebiete, daß ein jeder für sich sub fide sacerdotali(= unter priesterlichem Ehrenwort! Die Red.) mir Tatsachen melde, durch die er von mir bedroht oder bedrückt sich fühle. Fehl= anzeigen sind nicht erlassen. Die eingeforderten Erflä­rungen müssen bis längstens 20. 9. 1934 bei mir eingelaufen sein. Gez. Ludwig, Bischof v. Speyer . Als Abschrift beglaubigt: 3. 9. 1934 Damm, Defan.. Und selbst auf dieses Schreiben liefen Fehlanzeigen ein, so groß ist der Terror der firchlichen Neutralität im Saar­gebiet in der Saarfrage. Man sieht: Hitlers Methoden machen Schule.

Die Lösung des Rätsels besteht darin, daß sich der Gau­leiter Bürckel , der, obwohl als schlimmster Kirchenstürmer und Geistlichenmalträtierer befannt, doch von seiner Speyerer bischöflichen Behörde ein Zeugnis für Wohlverhalten gegen die Kirche erhalten hat, sich bei jeder Gelegenheit rühmt: Der Bischof von Speyer tut nichts gegen uns; denn beim ersten Wort würde ich ihn wegen gewisser Affären ins Gefängnis jezen."

Rom weiß dies. Der Schreiber dieses hat es Monsignore Testa gesagt. Aber der Bischof bleibt und der Administrator fommt nicht. Und so bleibt durch die Schuld der Kirche der Bischofsdruck, der Druck von Hitler ist.

Die kirchlichen Funktionäre in Trier und Speyer sind nichts anderes als Vermittler des Hitlerdrucks auf das fatho­lische Saarvolf zur Erpressung einer unfreien Abstimmung für Hitler. Diese Tatsache steht fest und ist nicht zu bestreiten. Darum ist die Kirche in der Saarfrage parteiisch, weil sie keinen Administrator sendet, der jenen Druck beseitigt.

,, Der Herr Pfarrer hat es nicht erlaubt" valu

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Ein Fall kirchlichen Terrors

In Rentrisch wurde, wie wir ausführlich berichtet haben, der Kaufmann Hillebrand, ehemaliger Reichsmusifmeister der NSDAP . und Hitlers unliebsamer Mahner und deshalb heute blutig verfolater Flüchtling, von einer Bande Edel­reiser der deutschen Front" überfallen und nach allen Methoden des dritten Reiches" derartig zugerichtet, daß er mehrere Wochen das Bett hüten mußte.

Für den zweiten Tag seiner Krankheit versprach ihm der Herr Kaplan des Ortes seinen Krankenbesuch. Aber diese Pflicht der katholischen Seelsorge wurde nie erfüllt. Als der Genesene nach etwa vier Wochen den Herrn Kaplan ob des nicht eingehaltenen Versprechens zur Rede stellte, erhielt er vom Herrn Kaplan folgende sehr bezeichnende und aufschlußreiche Erflärung:" Ich wäre gern zu Ihnen efommen, aber mein Chef, der Herr Pfarrer von Rent­ risch , hat es nicht erlaubt."

Also: es gibt an der Saar einen fatholischen Pfarrer, der aus Angst vor der braunen Front selbstverständliche Seel­jorge Pflichten gegenüber den Opfern des braunen Terrors

unterläßt und seinem Kaplan verbietet, der Seelsorge in diesem Falle nachzugehen. Man meint, der Pfarrer hätte schon davon gelesen, wie im Dritten Reich " den Tod­geweihten der Geistliche verweigert wird, weil er sich jetzt schon auf die Wünsche nationalsozialistischer Barbarei einschießt.

Hillebrand wandte sich nach dieser Erfahrung an das Bischöfliche Ordinariat von Trier um Zuweisung eines anderen Seelsorgers, da man seit der Saarbrücker Jugend­fundgebung ja allmählich weiß, daß Bischof Bornewasser nicht unter Hitlerdruck steht. Aber die Flut der Lügen, die durch die Welt geht, muß sich in Trier so gestaut haben, daß darin die Bittschrift Hillebrands begraben wurde und unter­ging. Denn einer Antwort ist Hillebrand nicht gewürdigt worden.

Man hat Hillebrand empfohlen, sich nach Speyer um Aui­nahme in die benachbarte St. Ingberter Pfarrei zu wenden. Denn in Speyer fist im Schatten Bürckels ein noch viel freierer Bischof als in Trier