Für Deutschland   13.

SAAR BEILAGE

JANUAR

Gegen Hitler  !

DEUTSCHE FREIHEIT

arfist th

花語

,, Freiheit! Freiheit! Freiheit!"

Max Braun   spricht vor den Antifaschisten von Paris  A. Ph. Paris  , den 6. Oktober 1934.

( Eigener Bericht der Deutschen Freiheit") Am Dienstagabend hatte Mar Braun in Paris   zu den deutschen   Emigranten gesprochen. Am Mittwoch fanden sich in der Salle Wagram, einem der größten Versammlungsräume der Stadt, tausende Männer und Frauen von Paris  , sozialistische. tommunistische, katholische Antifaschisten, die sozialistischen Roten Falken und die kommunistische Jugend ein, um in Max Braun alle heldenmütigen Freiheitskämpfer an der Saar   zu ehren. Lange vor Oeffnung des Saales drängten sich hunderte vor dem Eingang. Als unser Freund den Saal betrat, erhob sich die Menge spontan von ihren Pläßen und sang mit zum Freiheitsgruß erhobenen Fäusten die Internationale. Immer wieder mußte sich Mar Braun an der Brüstung der Tribüne zeigen, um für den warmherzigen Empfang zu danken.

Jean Lorguet, der Enfel von Karl Marr, eröffnet die Kundgebung. Als er versichert, daß das französische   Pro­letariat mit seinen heißen Wünschen die Kämpfe der Frei­heitsfront begleitet, rauscht Beifall auf, und dieser wird noch stärfer, als Ponguet die Hoffnung ausspricht, daß sich das deutsche   Volf bald selbst von Hitler   befreien wird.

Prinz Hohenlohe  - Langenburq lehnt als dent­scher Katholik den Hitlerismus ab, dessen Neuheidentum ein Schlag ins Gesicht des Christentums sei.

Kurt Lenz dankt für den Bund der republikanischen Auslandsdeutschen May Braun als dem Manne, der die Ein­heitsfront an der Saar   verwirklicht hat.

Dann soll Braun selber reden. Aber das ist nicht so einfach. Bevor er noch das erste Wort beginnt, erhebt sich wie bei seinem Eintritt in den Saal die Zuhörerschar, die Fäuste

manis wish!

vorhebt und die Goffnung hinzufügt, daß der Tag der end: gültigen Versöhnung zwischen Frankreich   und Deutschland  naht, ein Ziel, für das die Freiheitsfront an der Saar  lämpfe. Heiße Liebe zum wahren Deutschland   beseele sie, und weil ihre Anhänger Deutschland   liebten, darum sei es ihr Ziel, am 13. Januar Hitler und damit das undeutsche Wesen, das Deutschlands   Ansehen schände, vernichtend zu schlagen. heit!" hallt es laut durch den Saal; wieder ertönt die hin­Braun hat geendet. Freiheit! Freiheit! Frei­reißende Melodie der Internationale. Als sich der stürmische Beifall gelegt hat, gibt Kurt Lenz in französischer Sprache einen Auszug aus der Rede.

Von den französischen   Kommunisten fommt das Mitglied der Kammer Duclos   zu Wort, er ebenso wie ein öfter­

Saargebiet 1935

Der Kampfgeist schloß die Arbeiterfolonnen Zur Einheitsfront. Des Volkes Freiheitsschlacht Gegen Faschismus wird im Saargebiet begonnen, In Deutschland   aber erst beendet und gewonnen, Mit der Eroberung der Macht.

Des Saarvolfs Stimme wird den Status quo gestulten Als Mauer gegen Barbarei.

Des Saarvolks Stimme ruft ein Halten" Entgegen braunen Mordgewalten, Mit seinem ernsten Freiheitsschrei.

Thomas Ed.

reichischer Kommunist überbringen der jaarländischen in Saarbrücker Moraltheologic

heitsfront die Grüße ihrer Freunde.

Der sozialistische Deputierte 3yromify betont, feine Partei stehe von ieher im Kampfe gegen jede Erscheinungs­form des Nationalismus. Die Saar   sei deutsch   und müsse deutsch   bleiben, aber sie dürfe nicht hitlerisch werden. Wenn der Hitlerspuk verflogen sei, dann müsse sie wieder zu Deutsch­ land   zurückkommen.

Abermals erbraust der Gesang der Internationale und die Kundgebung ist beendet. Sie hat bewiesen, daß die franzö sischen Antifascisten wissen, um was es am 13. Januar au der Saar   geht: daß dort Hitler   ein tödlicher Schlag beige­bracht werden muß, von dem er sich nie wieder erholen wird und kann.

Branting

recken sich empor, französisch, italienisch, deutsch   ertönt es im Ein Kämpfer für Freiheit, Wahrheit und Recht

Massenchor:

Völker, höret die Signale,

Auf zum letzten Gefecht!

Die Internationale

Erfämpft das Menschenrecht!"

Freiheitsgrüße erflingen, Hochrufe auf die deutschen   Frei­heitskämpfer an der Saar   brausen durch den Saal, die Be­geisterung will nicht enden.

Dann spricht Max Braun   von dem Kampi der Einheits: front gegen den Hitlerterror, schildert die Leiden der Frei­heitskämpfer, deren Brot und Leben von den Saarnazis und ihren Hintermännern im Reich bedroht ist. Und doch, ruft er aus, ist unser Mut angebrochen. Rieber auf den Barri­faden sterben, als in Hitlers Ponzentrationslager verderben! Braun spricht deutsch  , und nur ein kleiner Teil seiner Zu­hörer fann ihn verstehen; aber unten im Saal hängt man an seinen Lippen, lauscht man ihm atemlos. Hier und da sitzt einer, der die deutsche   und die französische Sprache be­herrscht, und man übersetzt dem Nachbarn schnell die marfan­testen Stellen der Rede, die von der lauten Zustimmung der Versammlung unterbrochen werden.

Mar Braun spricht vor Franzosen und er findet Verständ= nis bei ihnen, als er den deutschen   Charakter der Saar   her:

Judenboykott

Saarbrücken, den 6. Oftober 1934. Gestern haben sich in St. Wendel   die Vorgänge abgespielt, die jeden Augenzeugen an den Anbruch des dritten Reichs" erinnern mußten. Die Firma Stein in St. Wendel er= anstaltete einen Totalausverkauf ihrer Waren. Der An­drang des fauflustigen Publikums war außergewöhnlich starf, so daß sich vor dem Geschäft eine große Menge staute. Auffallend starf waren in dieser Menge die gläubigen An­hänger der braunen Front, die sich offenbar vor dem An­schluß an das Land der Ersatzstoffe mit den echten Tertil­waren einzudecken beeilten. Plötzlich tauchten mehrere Nationalsozialisten auf, die die Menge im Befehlston auf­forderten, feine Waren bei der jüdischen Firma zu kaufen. Als dieser Aufforderung keine Folge geleistet wurde, zog einer der Nazis, aus seiner Tasche ein Hitlerbild. Er zeigte dieses Bild nach allen Seiten und wiederholte die Aufforde­rung, keine jüdischen Waren zu kaufen: Der Führer will das!" Eine Frau erwiderte: Der Führer will das gar nicht. Bloß Ihr wollt das" Eine andere Stimme bemerfte: Wir sind noch nicht im dritten Reich"."

Diese Versuche, die Käufer einzuschüchtern, wiederholten sich im Laufe des Vormittags sowie am Nachmittag. Das Publikum ließ sich jedoch nicht aushalten und beharrte auf dem Standpunkte, daß wir noch nicht im dritten Reiche" find". Einer anderen Auffassung waren offenbar die Herren Landjäger, die die ganze Zeit mit olympischer Ruhe diesen nnerhörten Unfug angesehen haben. Sind wir schon soweit, daß die Organe der Regierungsgewalt die barbarischen Un­sitten des dritten Reiches" als Recht und Gesetz ansehen?

Notsdirel Danziger Katholiken Auch in einem Völkerbundslande

Danzig  , 5. Oft. Der katholische Bischof von Danzig  , O'Rourke, hat einen Protest an den Völkerbundskommissar und an den Papst im Namen der 150 000 Danziger Katholiken gesandt, die 37 Prozent der Bevölkerung Danzigs   aus machen.

Von dem Welthilfskomitee für die Opfer des Hitler­faschismus erhalten wir folgende Mitteilung:

In der Deutschen Front" vom 25. September, dem offi­ziellen Naziorgan an der Saar  , wird der vom Welthilfs. komitee nach der Saar   entsandte Untersuchungsausschuß über den Naziterror auf das heftigste angegriffen. U. a. wird be­hauptet, daß Georg Branting   als Marrist selbstverständlich für die Separatisten sei. Senator Georg Branting   hat auf Anfrage hierzu folgendes erflärt:

Als Marrist bin ich selbstverständlich gegen Hitler  . Das Saargebie: an die Hitlerdiktatur auszuliefern, heißt Hundert­tausende von Wehrlosen den blutigen Verfolgungen des Nationalsozialismus in die Hand zu spielen. Das Saar­gebiet ist unzweifelhaft deutsch  . Das bedeutet nicht, daß es hitlerisch sein will und sein muß. Die Angriffe der natio­nalsozialistischen Presse werden mich nicht hindern, in einer Front mit den Anhängern des Status quo zu stehen, wie sie mich nicht gehindert haben, im Reichstagsbrandprozeß auf der Seite der Wahrheit zu stehen."

Bürckel prahlt

Der Beherrscher der Pfalz  , Bürckel, der gleichzeitig Reichsfommissar für das Saargebiet ist, fühlt sich als großer Mann" veranlaßt, der Brüsseler Zeitung' étoile Belge" eine Unterredung zu gewähren. Bürckels Erzählungen lau­teten folgendermaßen:

Auch wenn wir nicht den kleinsten Finger rühren wür­den, bekämen wir am 13. Januar eine Mehrheit, aber das genügt uns nicht. Wir wollen einen triumpha= len Volksentscheid. Mit ihren Uebertreibungen zwingen uns unsere Gegner, uns voll einzusetzen, um der ganzen Welt die Nichtigkeit ihres Geredes zu beweisen. Man möchte zu gern, daß wir mit gekreuzten Armen die Verleumdungen uver uns ergehen lassen, aber eine solche erhabene Haltung wollen wir nicht einnehmen."

Die Prahlereien Bürcels über den angeblichen" trium­phalen Volksent, cheid" zugunsten Hitlers sind natürlich nicht ernst zu nehmen. Tie Antifaschisten an der Saar   werden ihm den Triumph" schon sehr verderben.

Aber interessant ist gens was anderes. Der Korrespondent des belgischen Blattes bemerkt in der Einleitung des Inter­views, daß bei der letzten Hitlerwahl in dem Bezirk, wo Bürckel sein Haupiquartier aufgeschlagen habe, 96 Prozent Ja- Stimmen abgegeben worden sind. Der ahnungslose Bel: gier fügt, von Bürcel entsprechend instruiert, hinzu, daß dieser Umstand adein den Bürckel für sein hohes Amt als Reichskommissar jür das Saargebiet qualifiziere.

Wie jou man eigentlich Fiese Worte verstehen? Wir wissen ja- darüber haben gerade wir in der Deutschen Freiheit" sehr ausführuch her chiet daß die Wahlen in der Pfalz  unter stärkstem Terror stattgefunden haben, wobei sich der ehrenwerte Reichskommissar vor offensichtlichen Fälschungen der Wahlergebnisse nicht scheute. Also das sollen die Quali­täten sein, die diesen Mann für den Abstimmungskampf an der Saar   besonders geeignet machen? Es sind eigenartige Qualitäten.

Im übrigen: Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, daß die Abstimmungslisten an der Saar   nicht in Ordnung sein können. Sollte dieser Umstand vielleicht auf die beson­dere Qualifikation des Reichskommissars zurückzuführen sein?

,, 13. Januar letzte Frist"

Ein Berliner   Dementi

In dieser Protestnote wird der Terror des von den Nazis beherrschten Danziger Senats gegen die katholische Bevölte: rung des Danziger Freistaats" enthüllt. Es wird mitgeteilt, Berlin  , 6. Oft. Das Berliner Tageblatt" bestätigt, daß sich daß der nationalsozialistische Staat in seinem Feldzug gegen deutsche   Abgesandte nach Genf   begeben haben, um nach den die katholischen   Werttätigen u. a. fämtliche Organisationen Ereignissen, die sich dort abspielten, die Stimmung zu er der katholischen   Jugend verboten hat und ihre Mitglieder forschen. Es sei nicht wahr, daß sie wegen der Saarabstim­durch alle nur erdenklichen Zwangsmaßnahmen in die mung verhandeln wollen. Der 13. Januar, der für die Saar­nationalsozialistischen Organisationen zu pressen versucht. frage feitgeſetzt wurde, bedente die letzte Fris

Die ,, Neutralität" des Katholizismus

A

Die Saarbrücker Zeitung  " hat einen Befehl erhalten. Sic soll nicht länger mehr schweigen, wenn die bösen Blätter der Freiheitsfront gegen das Eindringen Hitlers   ins Saargebiet etwas zu meckern haben. Befehl ist Befehl! So erleben wir denn jetzt tagtäglich eine bis zwei Spalten Polemik gegen die Deutsche Freiheit" in der Saarbrücker Zeitung  ". Anhänger der überlebten humanitären Ideale, haben wir einige Mil­derungsgründe für den Autor des genannten Blattes, wenn seine Antworten meistens seht gehen. Wie lange ist es her, daß er ein etwas furzatmiger Feuilletonist war, mit offen zur Schau getragener Vorliebe für den Kulturbolschewismus, mit jüdischen Freunden in der Literatur und im privaten Leben eines Saarbrücker   Journalisten! Jetzt trägt er den ehernen Harnisch   mit dem Hafenkreuz, manchmal etwas seus= zend wegen des harten Druckes auf der Brust. Er darf aber nicht verzagt erscheinen. Ein kräftiger Hieb auf den Rücken, ein Gedanke an die spätere Position, und er steht wieder gerade.

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Seine Feder hat jetzt angesetzt, um der Deutschen Frei­heit" zu beweisen, daß die katholische Kirche  - im Gegensatz zu unserer Meinung in diesem Abstimmungs­kampf nicht neutral" sein dürfe. Warum nicht? Der Katho­lizismus habe, so schreibt der Polemiker der Saarbrücker Zeitung  ", die gottgewollte, blutmäßige, geschichtlich- kultu­relle Verbindung des Saargebietes mit Deutschland   zu schützen und zu vertreten". Mehr noch! Selbst wenn alles wahr wäre, was über die Lage des Katholizismus in Deutschland zusammengelogen" werde selbst dann... Man kennt den Tenor. Ein katholischer Arbeiterführer an der Saar   hat vor einiger Zeit gesagt, sein Gewissen" gebiete ihm, selbst dann für die Rückgliederung an der Saar   einzu­treten, wenn hier statt Hitler Thälmann herrsche...

Der Polemiker der Saarbrücker Zeitung  " hält sich an die katholische Moraltheologie. Hier kann man, ihre Geschichte lehrt es, leicht ausrutschen. Halten wir uns an etwas Kon­freteres: an den Papst, an seine Enzyklika und an das Hirtenschreiben der deutschen Bischöfe, das auf der Fuldaer Bischofskonferenz angenommen, aber von der Gestapo   nicht zugelassen wurde. Hier findet der frischgebackene Moraltheologe der Saarbrücker Zeitung  " lange Partien, die sich mit Volkstum, Nation und Blut und Boden  " beschäftigen. Immer wieder, mit dem höchsten ethisch­moralischen Gewicht, wird hier gesagt, daß es für den Katho­liken noch höhere Werte gebe als diese. Sie werden über­ragt von der Verantwortlichkeit vor Gott   und dem religiösen Gewissen, von der Liebe zum Menschen und zu dem Recht seines Glaubens. So steht also die Frage! Wenn wir, unter Berufung auf die Bekenntnisse der höchsten Kirchenautorität, nur verlangen, daß sich der Katholizismus im Saarfampf ,, neutral" verhalten müsse, so scheint uns dies eine Mindest= forderung zu sein. Wir können uns vorstellen. daß religiösere Leute als wir vom Katholizismus offene Parteinahme gegen die Rückgliederung an ein Land des Unglaubens, des Neu­heidentums, der brutalen Vernichtung des Menschenlebens und der Schändung der Menschenwürde beanspruchen. Nicht nur um des Glaubens, sondern gerade auch um Deutschland  willen.

Nun hat der Polemiker der Saarbrücker Zeitung  " eine Lesefrucht zu Hilfe genommen, die er im Briefkasten der " Deutschen Freiheit" entdeckte. Hier war neulich von jungen Katholiken die Rede, die nach Schriften von Karl Marr fragten. Vorne tropften wir, so heißt es nun in der Saar­ brücker Zeitung  ", vor Angst um das Seelenheil der Statho­lifen, hinten aber freuten wir uns über die marristische In­fizierung" katholischer Jugend. Dies letztere dürfte aus­nahmsweise kein Irrtum sein. Wir berufen uns nicht darauf, daß es fatholische Theologen gab und noch gibt, die sich inten­siv mit dem Marxismus beschäftigen und diese gewaltige Schau der sozialökonomischen Phänomene nicht laut genug rühmen konnten. Wir erinnern an den verstorbenen Pfarrer Hohoft, an den lebenden Professor Steinbüchel in Gießen  , an viele andere, deren Namen der Herr von der Saarbrücker Zeitung  " gewiß nie gehört hat.

Aber stellen wir uns einmal auf seinen Standpunkt der Moraltheologie. Wir machen ihm den Vorschlag, ein Kon= zilium katholischer Priest er einzuberufen, mit der Aufgabe, Seite um Seite nachzuprüfen, wo die religiös­moralischen Inhalte des Katholizismus besser gewahrt wer­den: in Hitlers   Mein Kampf  " oder in Karl Marrens Kapital". Sollte sich dann ergeben, daß der Jude aus Trier  der göttlichen Verwirklichting ewigen Menschenanspruchs auf der Erde mehr gedient hat als Hitler, der Taufschein­fatholik, so bitten wir sehr um Entschuldigung. Unser marri­stischer Herrgott" so nennt ihn die Saarbrücker Zeitung  " ist gern bereit, ihren Artikelschreiber liebend in sein Reich einzuschließen. Denn dieser Mann verdient, nach den Grund­geießen der materialistischen Geschichtsaufassung, jede nur denkbar milde Behandlung: er dient in Treue den Herren, The die ihm die ökonomische Basis für seine leibliche Existenz gegeben haben