Aus dem Reiche des Saarkommissars Bürckel  

Lebensmittel teurer und schlechter

Ein Bericht aus der Pfalz  

Aus der Pfalz   erhalten wir von absolut zuverlässiger Seite einen allgemeinen Lagebricht. Im nachfolgenden veröffentlichen wir zunächst die Ausführungen unseres Gewährsmannes über die wirtschaftliche Lage in der Bürdel- Satrapie.

Warenmarkt: Das Brot wurde nicht teurer, aber schlechter. Preissteigerungen gehen weiter bei Fett, Del, Textilwaren, Kleidern, Gummi, Holz, Möbel. Ein Fahrrad­schlauch, der früher 50 Pfennig kostete, kostet z. B. jezt eine Mart. Das Fleisch ist neuerdings wieder um 6 Pfennig auf­geschlagen, die Wurst um 10 Prozent. Margarine, Kakao und Schokolade sind teurer und schlechter geworden. Beim teurer gewordenen Zucker sieht man schon äußerlich die schlechtere Qualität, er ist grau geworden. Ueber die starke Erhöhung der Futtermittelpreise wird sehr geklagt. Die hohen Mieten sind geblieben und deshalb drückender geworden. Dazu kommt die Erhöhung der Wohlfahrtsabgabe auf die Mieten um 1 Prozent und an einigen Orten wurden neu eingeführt, Müllabfuhr und Kehrichtgebühren, die auch der Mieter zahlen muß. Für die Knappheit der Textilwaren wird als Beispiel angeführt, daß eine Bestellung für 70 Marf nur mit einer Lieferung für 12 Mark befriedigt wurde. Die Lieferanten haben ihre Kunden verständigt, daß die Bestellungen nur in geringem Umfang, zum Teil gar nicht, erledigt werden kön= nen. Der fünstliche Gummi ist so teuer wie der natürliche. Ein für die Schuhindustrie gelieferter Ersaßgummi fann auch schon nicht mehr geliefert werden, weil dazu ein aus­ländischer Rohstoff erforderlich ist, der fehlt.

2. Arbeitsmarkt: Es macht sich überall eine zu nahme der Arbeitslosenzahl bemerkbar. Bei Sulzer   wurde in der Gießerei eine ganze Schicht von 84 Mann entlassen. In den Metallbetrieben herrscht großer Rohstoffmangel. Der Baubetrieb Nery hat in Ludwigshafen  33 Mann entlassen. Neuffer in Pirmasens   hat auf einmal 150 Personen entlassen und später einzeln so viele, daß man von 40 Prozent der Belegschaft spricht.

Die Arbeitslosenzahl wurde auch in Ludwigshafen   durch verschiedene Tricks verringert. Zunächst werden die jungen Leute zwangsweise zum Arbeitsdienst eingereiht. Hunderte weibliche Erwerbslose wurden ausgeschieden mit dem Bes merken, fie könnten als Hausbedienstete oder Landhelfer gehen. Auf diese Weise wurden auch zahlreiche andere Er­werbslose aus der Statistik entfernt, aber sie sind weiter er­werbslos Arbeitsdienstler, die ihren Dienst absolviert haben, halten oft andere an der Meldung ab, unter Hinweis auf die ungünstigen Verhältnisse.

Die Umfrage wegen der Entlassung der jugendlichen Arbeiter hat bereits begonnen und große Erregung hervor­gerufen. In großer Verlegenheit sind viele Handwerker, die ihre Gesellen gerne entlassen möchten wegen Arbeitsmangel, sich aber nicht trauen. In einem Fall wurden 15 Gesellen beschäftigt, von denen jetzt neun entlassen wurden, weil es ganz unmöglich war, sie lánger zu halten.

Die Herrichtung des großen Flugplazes in Pirmasens  , die bisher durch 1000 bis 3000 Wohlfahrtserwerbslose erfolgt, geschieht jetzt nach den Grundsäßen der Notstandsarbeit und unter der Tarnung eines Sportplages.

3. Betriebsberichterstattung: Die Anilinfabrit in Ludwigshafen   arbeitet normal. Jest ist ein großer Neubau vorgesehen zwischen Ludwigshafen   und Oppau am Sportplak, über dessen Zweck allerhand Gerüchte im Um­lauf sind. Man spricht von Gasfabrikation, aber auch von fünstlichem Benzin. Der Export soll zurückgegangen sein. Das macht sich besonders in der Gerbstoffabrikation be= merfbar.

Die Firma Knoll, Ludwigshafen  , hat ihren Export in Medifamenten erhöht, es geht aber sehr viel nach Italien   und Rußland  . Zahl der Arbeiter und Arbeitsstunden haben sich nicht verändert.

Der Schuhfabritbetrieb Rothaar, Waldfischbach  , sollte im Frühjahr erweitert werden, aber wegen Rohstoff­mangel wurde die Absicht aufgegeben. Jetzt erfolgt die Er­

Die Ohrielge

Hanfstaengl und die Harvard University  

Herr Hanfsta engl, der früher einmal an der Harvard­University studiert hat und auf diese Tatsache geziemend stolz 1st, hat von dieser vornehmsten Lehranstalt der USA  . eine moralische Ohrfeige erhalten, die eigentlich an Hitler  adressiert ist. Hanfstaengl   hat der Harvard University   eine Spende von 1000 Dollar zukommen lassen, die dazu bestimmt fein sollte, einem Harvard  - Studenten ein einjähriges Studium an einer deutschen   Universität zu ermöglichen. Daraufhin hat das Rektorat der Universität die Spende zu= rückgewiesen und in einem Begleitbrief, gezeichnet von Dr. J. B. Conant, Präsident der Universität, erklärt, daß diese nicht willens ist, eine Gabe von einer Person anzu­nehmen, die der Führung einer politischen Partei nahe steht, die den deutschen   Universitäten den schwersten Schaden zu­gefügt hat, durch Maßnahmen, die den Grundprinzipien aller zivilisierten Universitäten der Welt Hohn sprechen".

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Hanfstaengl   hat eine dicke Haut

Berlin  , 8. Oft.( Jupreß). Wie berichtet hat die amerifa nische Harvard- Universität   eine Spende von Hitlers   Presse­chef Sanfftaengl in ausgesprochen beleidigender Form ab­gelehnt Runmehr läßt Herr Hanfstaengl   erklären, daß er sein Angebot trotzdem aufrecht erhalte.

Erntedarréfest ohne Diplomaten

Berlin  , 2. Okt. Für das Erntedankfest auf dem Bückeberg hatte das Propagandaministerium wie üblich auch das diplo­matische Korps eingeladen. Die Einladung wurde jedoch von feinem einzigen diplomatischen Vertreter befolat. Die Nazi­presse hütet sich ein Wort darüber zu schreiben, da ihr 1hr Reinfall mit dem Nürnberger Parteifongres noch zu leb haft in Erinneruna ist. Damals schrieb der Völkische Be­obachter", alle Großmächte seien in Nürnberg   vertreten ge= wesen; worauf sich herausstellte, daß nur der japanische Botschafter erschienen war.

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Der Vertreter des Deutschen   Nach cheabros in Mailand  , Dr. Wilhelm Bianchi, ist von den italie: nischen Behörden aus Italien   ausgewiesen worr ben.

weiterung doch. Sie ward damit begründet, daß die Firma einen Auslandskredit zum Bezug von Rohstoffen erhalten habe. Sie könne sich das auch leisten, weil durch den starken Export das Auslandsguthaben höher sei, als die Schuld.

Die kleinen Betriebe müssen fast durchweg einschränken. Auch der größte Betrieb, Rheinberger  , mit 2000 Arbeitern, arbeitet erheblich verkürzt, und zwar von 36 bis 40 Stunden. Bei Neuffer, der auch annähernd 2000 Arbeiter beschäftigte, wird trotz starker Entlassungen nur 3 Tage ge­arbe..et.

Von der NSBO. ist in den Betrieben sehr wenig zu merfen. Sie tritt nur durch die Veranstal­tungen der Kraft durch Freude  " in Erscheinung, die haupt­sächlich Reisen für besser gestellte Arbeiter und Angestellte organisiert.

Die Vertrauensräte sind für die Arbeiter ganz bedeutungs­los, sie nehmen sich ihrer Interessen nicht an. Die Beleg­schaften sind ganz apathisch geworden, sie lassen sich alles ge= fallen, weil sie sich nicht wehren können. Soweit die Leute eine Auskunft oder eine Stüße wollen, halten sie sich andie früheren Betriebsräte, deren Ansehen sehr gestiegen ist, auch bei früheren Nörglern. Die Löhne sind in der Anilinfabrik geblieben. In allen übrigen Branchen sind Abzüge in verschiedenen Formen er­folgt. Besonders die Akkordsäße wurden stark herabgesetzt. In der Schuhindustrie besteht formell der alte Tarifvertrag weiter, aber durch fast allgemeine Umstellung auf Affordlöhne sind erhebliche Senfungen eingetreten. Die willkürlichen Abzüge für allerhand Zwecke waren in letter Zeit etwas geringer. Für die Zeit ab 1. Oktober ist die Ein­ziehung der Verbandsbeiträge durch den Betrieb angekündigt.

4. Landwirtschaft: Die Unruhe über das Erhofgesetz hat sich noch nicht gelegt. Es find zahlreiche Streitverfahren ein­geleitet, um die Ernennung zum Erbhofbauern rückgängig zu machen. Ie ber die 3wangsablieferung der Kartoffeln herrscht große Unzufriedenheit, weil für jeden Sack ein Betrag von 45 Pig. angeblich als Steuer in Abzug kommt. Interessant ist, daß man städtische Erwerbslose zwangsweise auf das Land schickte, während

ländliche SA.- Leute bevorzugt in den Städten eingestellt

werden müssen.

5. Handel und Gewerbe: Es wird sehr geklagt, was sich besonders starf bei den Konsumvereinen auswirkt, wobei der Einzelhandel nichts gewinnt. Das beweist am besten den Rauftraftrüdgang. Die Reichsauschüsse für Hausrepa­raturen gehen sehr schlecht ein, neue Arbeiten sind sehr selten geworden. Die Bürstenmacher in der Pfalz   flagen, weil fie mit einer Buteilung von nur 5 Prozent Devisen das ers forderliche Rohmaterial aus Südamerika   nicht mehr beziehen fönnen. Große Mengen Material lagern in Holland  . Die Kleinbetriebe der Schuhindustrie leiden sehr stark an dem Mangel an Chevreaur- und Bortalfleder sowie an Leder: futter. Wer nicht sehr freditwürdig ist, fann aar nichts mehr erhalten. Der Großbetrieb Neuffer war z. B. start auf Kredit eingestellt und leidet deshalb genau so start wie die Klein­betriebe, die im allgemeinen nur noch gegen bar kaufen fönnen. Wer noch Materialien hat, gibt sie nur gegen bar ab. Die Stimmung über die Arbeitsschlacht ist sehr mies, weil die in der ersten Begeisteruna oder unter Amang eingestellten Arbeiter, soweit die Entlassung noch verhindert wird, zur Plage geworden sind.

6. Sozialpolitik: In Ludwigshafen   wurde ein besonderes Büro eingerichtet, um Eintreibungen von Unterstüßungs­rückzahlungen durchzuführen. Das Vorgehen ist sehr brutal und wäre früher ganz undenkbar ge= wesen. Für einen Krankenschein müssen jetzt die Erwerbs­losen 15 bis 25 Pig. bezahlen. Die NS. Wohlfahrt hat alle anderen Organisationen ziemlich lahmgelegt. Der Betriebs­führer ist verpflichtet, dafür zu sorgen, daß alle Arbeiter ihr angehören und daß ihr Beitrag von mindestens 10 Pig. pro Woche und bei Beamten mindestens 2 RM. pro Monat in Abzug fommt. Die Aftion Mutter und Kind" war ein großer Mißerfolg.

..Kritik an sich erwünscht"

Aber sie führt zur Entlassung

Berlin  , 6. Oft. In den Veröffentlichungen der Deutschen Arbeitsfront   wird ein Urteil des Landesarbeits= gerichtes Berlin   mitgeteilt und gut geheißen, das ein selbst im dritten Reich" ungewohntes Maß von Zynismus aufweist. Ein Gefolgsmann" d. h. ein Arbeiter- hatte einen Bericht über Mißstände in seinem Betrieb aufgestellt und diesen Bericht mit der Bitte um Weitergabe an die Deutsche Arbeitsfront   dem Zellenobmann übermittelt. Der Gefolgsmann" wurde daraufhin fristlos entlassen und das Pandesarbeitsgericht Berlin   bestätigte die Entlassung. In der Begründung erklärte das Arbeitsgericht, solche Berichte fönnten feineswegs dem Aufbau des deutschen   Arbeits­und Wirtschaftsleben fördernd sein, sie seien lediglich ge­eignet, das Vertrauensverhältnis zwischen Führer und Ge­folgschaft zu untergraben. Die Autorität des Betriebsführers wäre gefährdet gewesen, wenn der Berichtsschreiber weiter der Betriebsgemeinschaft angehört hätte.

So weit das Urteil des Arbeitsgerichtes. Das Kommentar in den Blättern der Deutschen Arbeitsfront   erklärt nun, daß es wohl manchmal notwendig sei, Mitteilungen über Miß­stände, die unter dem nationalsozialistischen Deutschland   in deutschen   Betrieben nicht mehr geduldet werden können, durch die zuständigen Organe der NEBO. an die Deutsche Arbeitsfront   gelangen zu lassen." Solche Berichte müßten aber in sachlicher und unpersönlicher Form" gehalten sein, was bei dem Bericht des entlassenen Gefolgsmannes nicht der Fall aewesen sei. Die Deutsche Arbeitsfront   billige da­her das Urteil.

Das heißt: Kritik ist an sich erwünscht, und wird bloß mit fristlofer Entlassuna bestraft. Dies ist der wahre Sinn der vom Führer verkündeten Betriebsgemeinschaft".

Hunger polizeilich verboten

Das sprunghafte Ansteigen der Bettelei in Deutschland   hat die Hamburger Polizeibehörde zu der folgenden Erklärung veranlaßt: Aus Publikumsfreifen wird geklagt, daß in letzter Zeit das Bettlerunwesen, das so gut wie verschwunden war, sich wieder zu zeigen beginnt. Die Polizei hat daher die nötigen Maßnahmen angeordnet, bittet aber das Publikum um tatkräftige Unterstützung. Wer durch Bettler belästigt wird, weise die Leute grundsäßlich ab und benachrichtige die nächste Polizeiwache."

Schlech'er Gesundheitszustand der Volksschüler

Die Praxis der Nazi- Rassenhygiene

Die Nationalsozialisten versichern bei jeder Gelegenheit, daß es ihnen vor allem darum zu tun sei, eine erbgefunde Rasse" aus dem deutschen   Volke zu machen. Aber der Aufs nordungsrummel sieht in der Praxis ganz anders aus. Die Förderung des Kapitalismus, der unter dem Nationalsozia lismus die wildesten Orgien feiert, muß zwangsläufig zn einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage der breiten Massen führen und damit alle Bemühungen zur Schaffung einer erbgefunden Rasse" über den Haufen werfen. Wir haben erst neulich über die Unterernährung der schuls pflichtigen Kinder in einem Teil des rheinisch- westfälischen Industriegebietes berichtet. Aber nicht beffer sieht es auch in Gebieten ans, die man nicht als solch ausgesprochene Indus striegebiete wie Rheinland- Westfalen  , werten taun. Uns liegt beispielsweise der schulärztliche Jahresbericht der Stadt Pirmasens   vor. Daraus ergibt sich, daß auch im Reiche Bürdels, der bayerischen Pfalz  , der Gesundheits­zustand der Kinder sehr viel zu wünschen übrig läßt.

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In dem schulärztlichen Jahresbericht heißt es, daß Heilfuren im Schuljahr 1934 nur in ganz dringenden Fällen" durch­geführt werden konnten. Wie sehen nun die Schulen im nationalsozialistischen Paradies aus? Der Bericht gibt dar­über folgende Auskunft.

Auch der Zustand der Schulhäuser wurde überprüft. Es fehlte nicht an Beanstandungen, insbesondere in den älteren Schulhäusern. Die rußigen und schmußigen Wände, die zer­schliffenen Böden und splittrigen Requisiten konnten mancher= orts ebensowenig übersehen werden, wie das erneuerungs­bedürftige Treppenhaus im Ererzierplayschulhaus und die fast überall zu fleinen, ungenügenden Abortanlagen. Die Heizanlage im Ererzierplaßschulhaus wurde als veraltet und ungesund festgestellt. Wörtlich heißt es ferner in dem Bericht: " In erster Linie ist Raummangel vorhanden. Viele Klassen= zimmer sind überfüllt. Dieser Zustand wird dadurch noch weiter verschlimmert, daß in Zukunft der Zuzug zu den

Mittelschulen nachläßt und damit auch die oberen Klassen größer werden. Der Bau eines weiteren Schulhauses wird dringend. Hierbei sei noch erwähnt, daß die Kinder der Sicd= lungen einen äußerst weiten Schulweg haben. Zum größten Teil sind sie in der Horebschule untergebracht. Die Mittags. pause wird bei diesen Kindern fast ganz vom Schulweg aus­gefüllt."

Ueber den förperlichen Zustand der Schuljugend gibt der Bericht folgende Einzelheiten:

In sehr gutem körperlichen Allgemeinzustand( 1) waren 127 Knaben, 239 Mädchen; im durchschnittlichen, d. h. ge= nügend gutem( 2) 769 Knaben, 748 Mädchen, in förperlich schlechtem 266 Knaben und 258 Mädchen. Es entfallen also auf Gruppe 1: 15,2= 63, 3: 22 Hundertteile. Unter die dritte Gruppe von 524 entfallen 18 v. H. auf konstitutionell Schwache; Unterernährte 7 v. H.; 3 v. H. Ungepflegte; 15 v. H. unter schlechten häuslichen Verhältnissen Stehende; 7 v. H. mit Kopfungeziefer( leptere fast nur Mädchen). Diese Prozent zahlen, die auf die Gesamtzahl der Untersuchten bezogen sind, zeigen die große Not weiter Volkskreise. Abgesehen von den fonffitutionell Schwachen verbleibt immer noch eine große Zahl von Kindern, bei denen die häuslichen Lebensbedin Aungen, sei es infolge Armut oder infolge Bersagens der Eltern, ungenügend sind. Es zeigt sich auch gelegentlich der gesundheitlichen Betreuung der Kinder, daß Mütter durch jahrelange Fabriftätigkeit zu schlechten Hausfrauen und Kindererzieherinnen geworden sind; manche von ihnen haben infolge früherer Fabriftätigkeit überhaupt niemals einen Haushalt führen lernen.

Die Zahnpflege läßt in Pirmasens   noch viel zu wünschen übrig. Fehlerlose, gesunde Zähne hatten nur 12 v. H. der Kinder, vollkommen sanierte( in Ordnung gebrachte) 14 v. H. Kranfe Zähne wurden bei 74 v. S. festgestellt. Die Milchgebisse fanden sich in einem oft ganz verheerenden Zustande. Im vierten Schuljahr fanden sich die meisten schlechten Gebisse.

Gegen das Regime Schuschnigo Erklärung der internationalen Untersuchungs­kommission

Die Internationale Untersuchungskommission über die Er eignisse in Desterreich, die ihren Siz in Paris   hat, veröffent­licht aus Anlaß der neuen Verhandlungen über die Un­abhängigkeit" Oesterreichs   eine Erklärung, in der es u. a. heißt:

" Die Untersuchungskommission hat sich davon überzeugt, daß mindestens zwei Drittel der Gesamtbevölkerung Defter­reichs. und vier Fünftel der Bundeshauptstadt Wien   im schärfsten Gegensatz zur Regierung Schuschnigg- Starhemberg stehen und von ihr diktatorisch unterdrückt werden, woraus sich auch ergibt, daß diese Regierung feine Stabilität haben fann. Die Internationale Untersuchungskommission über die Ereignisse in Oesterreich   erhebt die Forderung, die Regierung Schuschnigg- Starhemberg nicht anzuerkennen, ihr feinerlei politische, wirtschaftliche und finanzielle Garantien zu ge­währen, vielmehr zu verlangen, daß sämtliche politischen, sozialen und wirtschaftlichen Rechte der Bevölkerung Oester­ reichs   garantiert, das Verbot der Arbeiterparteien, der Ge werkschaften und kulturellen Organisationen jeder Art anf: gehoben und sämtliche demokratischen Freiheiten für die Selbstbestimmung und Selbstregierung der Bevölkerung ge währleistet werden.

Sie protestiert mit aller Schärfe gegen die zahlreichen Sin richtungen von Arbeitern, die 8000 Jahre Kerfer, die gegen Beteiligte an den Februarfämpfen verhängt wurden und gegen die noch schwebenden Prozesse. Sie protestiert mit aller Schärfe dagegen, daß noch immer Tausende von Arbeitern, Intellektuellen und Funktionären von Arbeiterorganisatio­nen teils in Gefängnissen, teils in Anbaltelagern" gefangen gehalten werden, ohne daß die Justizbehörden ihnen einen Prozeß machen können."

Die Erklärung der Internationalen Untersuchungsfom­mission über die Vorgänge in Desterreich ist unterzeichnet: Prof. Paul Langevin  , Prof. Levy- Brühl, Prof. Prenant, Jean Painleve  , Andre Malraux  , Ga­briel Cudenet, Frau Lahy- Hollebeque, J. Strachen, Frau Haden- Guest. Dr. Helmut Kloz und Ilja Ehrenburg  .

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