Für Deutschland   13.

SAAR BEILAGE

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Volk an der Saar

Volf an der Saar  , steh' still, hör' zu! Volf an der Saar  , deutsches du,

Hilf, daß Deutschland   frei werde, Hilf deiner eigenen Erde!

Brand schlug heraus aus dem Reichstagshau

Frage, wer hat ihn angefacht?

Hitlers   gedungene Mcute lacht

Jeder weiß es, feiner wagt,

Reiner mehr straflos die Wahrheit sagt.

Bolf an der Saar  , sei deutsch  , sei treu,

Schaffe das Deutschland   der Wahrheit neu!

Buben martern Männer zu Tod', Knechtsinn bringt den Freien ums Brot, Und der Henker hat gute Zeit. Fahnen werden täglich geweiht, Und man feiert ein Dauerfest Und verpulvern den Wirtschaftsrest. Volk an der Saar  , sie wollen an dich. Halte was dein, ein Neinwort sprich! Hörst du nicht, wie die Erde stöhnt Drüben, weil man sie preisend höhnt? Sörst du nicht den gefreuzigten Christ Klagen aus Opfern der Hinterlist?

Volk an der Saar  , in den Gruben, du hörst,

Und auf den Aeckern, ermannst dich und schwörst, Und in den Stuben wo's immer sei: Deutsch   bleibt die Saar  , doch wahr auch

und frei!

Fort mit der braunen, der undeutschen Brut, Hoch deutscher   Mut, deutsches Freiheitsblut Reine Stimme der Hitlerichand'!

Alle dem kommenden Vaterland!

Rieber getrennt als unfrei sein!

Niemals zu dem dort! Nein, nein, nein!

13. Gegen Hitler!

JANUAR

DEUTSCHE FREIHEIT

Der ,, Separatismus" des Oberbürgermeisters Neikes

Das Saarbrücker   Stadthaupt Dr. Neikes, ehemaliger willfähriger Geist des Arbeitgeberverbandes, ist ein großer Patriot. Augenblicklich meldet er mit Heil Hitler!" in Berlin   seinen Vorgesetzten" die braunen und gleich­geschalteten Stadtverordneten Saarbrückens  . Die Herren sind am Sonntag in das Reich Goebbels   ge­fahren. Gemeinsam mit den Saarbrücker   Stadtverordneten sind auch die Stadtverordneten aus Neunkirchen   und noch einigen anderen Saarorten nach Berlin   gereist. Es ist also ein allgemeiner Reiserummel der gleichgeschalteten Stadt­väter nach Berlin  . Wieder einmal wird im dritten Reich" das gute Saargeld ausgegeben. Die Stadtväter mit Ober­bürgermeister Neifes an der Spizze werden in Berlin   die billigen Einkäufe tätigen, um ihren Angehörigen an der Saar   einige nette Geschenfe" zu bringen. Der Geprellte wird, wie immer, der saarländische Einzelhandel sein, und Herr Savelfouls wird, wie stets, für das schlechte Geschäft natürlich die Regierungskommission verantwortlich machen. Wie wir hören soll die Neifes- Delegation dem Obersten Gerichtsherrn" der Morde des 30. Juni den Ehrenbürger­brief von Saarbrücken   überreichen. Wer die Spesen trägt, die nicht zu knapp sind, ist eine Frage, die bei dieser geheimnisvollen Reise nicht zum wenigsten interessiert. Aber auch die Geheimniskrämerei, mit der man die Einladung den beiden Arbeiterfraktionen verschwiegen hat, ist auffallend.

Es gibt aber noch mehr Dinge, die der Aufflärung be­dürfen. Neifes verdankt seine nominelle Zweidrittelmehrheit ( 40 Braun- Frontler gegen 8 Sozialdemokraten sowie 12 Kommunisten) lediglich dem Umstande, daß einer der ,, Untermenschen" auf bekannte Weise übergetreten wurde". Dieser angeworbene Mann war der einzige KO.- Vertreter, ein Gemeindearbeiter, der vordem von Neifes hinausgefegt worden war. Aber es bröcke It jetzt wieder etwas im Ge­bälk der Wackelfront. So ist man insbesondere der 17 ehe­maligen 3 entrumsvertreter, von denen einige Hang zur Stimmenthaltung zeigen, nicht sicher.

Was die braune Melde"-Reise bezweckt, ist lediglich Propaganda und estigung". Die Wackelfront, deren die Berliner   Gewaltigen besonders nach ihren Glearing=

Taten doch nicht ganz sicher find, soll offenbar für die Ab­stimmung fertig" gemacht werden. Auch will man den Neu­Hitlerianern die Einrichtungen der Berliner   Kommunal­politik( deren vorzügliche Hygiene, Volksparks, Bau­anlagen, Schulverhältnisse usw. durch das fluchwürdige" System geschaffen wurden) als Wunder des nationalsozia: listischen Aufbaus zeigen. Selbst hat man ja nicht viel hinzu­zusetzen; denn daß die City speben wieder ihr Palais de dance" unter dem Namen Atlantis" bekommen hat, wie die Hitler  - Blätter triumphierend melden, mag ja für die Spesen der Herren ganz lockend sein, alleine aber doch für solch fostspielige Reise nicht ausreichen.

Wie wir Grund haben anzunehmen, wird an den Ge= heim Verhandlungen auch der nach Berlin   ent­schwundene Nazi- Führer im Saarbrücker   Rathaus Dr. chwaig( der den Spaniolen- Eckert verdrängte) einigen Anteil haben. Es handelt sich um viele Dinge, bei deren Be­fanntwerden den Saarbrücker   Stenerzahlern noch die Ohren flingen werden

Ueber eins aber wird öffentlich besonders nicht ge= sprochen, und das ist gerade das Wichtigste.

Wir ergänzen daher das Geheimfonventikel durch die Mit­teilung, daß sich der Patriot und Berlin­Fahrer Dr. Neifes foeben als der größte der Separatisten" betätigte und dem Truß­bunde" seines Freundes Savelfouls ausgezeichnetes Material lieferte.

Auf Grund zuverlässiger Informationen enthüllen wir, daß der Oberbürgermeister ein französisches Darlehen von 40 Millionen Franken, das der Stadt Saarbrücken   bis 13. Januar gewährt wurde, über den Fälligkeits- und Ab= stimmungstag verlängert hat.( Ohne Heil Hitler  ", wie wir glauben.)

Das große Darlehen ist von der französischen   Gaisse Fraternelle, einer Versicherungskasse, gewährt worden und lief am 13. Januar ab.

Mit der braunen Front sieht es also so aus: In der Agi­tation: Ferngasleitung. Antelegrafieren von Barthou   und große Versprechungen. In der Praris: Kein Geld und Anpumpen des Erbfeindes"!

Homo christianus

Die Suppe auslöffeln" Der ,, legale" Herr Pirro

bib A

Die Saarbrücker Zeitung  "( Nr. 269) berichtet über eine rednerische Leistung des Landesführers Pirro. Neues wußte er nicht zu sagen. Die Anhänger der deutschen Front" gibt er jetzt mit über" 90 v. H. der Saarländer   an. Bei seinem Vorgesetzten dem deutsch  - französischen Rüstungspatrioten Röchling   waren es vor Monaten schon 99 v. H. Wenn der Rüdgang bis zum 13. Januar so anhält, wird auch Herr Pirro sich allmählich der Wahrheit nähern.

Natürlich fämpfte Herr Pirro wieder einmal streng legal und diszipliniert. Aber so zwischendurch rutschte er doch wieder aus. Er provhezeite nämlich:

Diejenigen, die sie heute noch zum Status quo ver­führen wollen, werden ja nach der Abstimmung längst über alle Berge sein, während die Verführten die Suppe aus: löffeln müssen.

Was bedeutet das die Suppe auslöffeln?" Es ist klar: der Führer der deutschen Front" fündigt den Saarländern Rache an, die sich erlauben werden, am 13. Januar aus sozialistischer, aus fatholischer, aus sonstwie religiöser und aus allgemeinen Gründen des Deutschtums, vielleicht auch nur aus wirtschaftlichen Erwägungen gegen Hitler   und seine Terroristen zu stimmen, gegen die Mörder, die unter dem Rufe Heil Hitler  !" bestialisch ihre Opfer schlachten. Wir trauen dem Pirro intellektuell gar nichts zu. Daß er sich aber als Oberster Gerichtsherr im Stile des 30. Juni be­tätigen fönnte, halten wir durchaus für möglich. Das ist nämlich einfache Henfersarbeit.

Halten wir fest, daß der Landesführer der deutschen Front" in jeder seiner Reden das Gesindel" bedroht, das nicht dem Terror der deutschen Front" sich fügen will. Dar­aus geht hervor, daß weder die deutsche   Front", noch die hinter ihr stehende Reichsregierung die Absicht hat, irgend­ein Abkommen zum Schuße der freien Abstimmung zu halten.

Bekenntnis eines Jungkatholiken

Augenblicklich findet die Bezirkskonferenz des Kommn­nistischen Jugendverbandes an der Saar   statt. Den Höhe­punkt des Eröffnungstages bildete die Begrüßung der Kon­ferenzteilnehmer durch einen katholischen Jungarbeiter. Der fatholische Jungarbeiter aus Großrosseln   erklärte unter brausendem Beifall folgendes:

" Für mich ist es eine Ehre, als katholischer Jungarbeiter, an eurer Konferenz teilnehmen zu dürfen. Auch wir junge Katholiken haben allen Anlaß, gegen Hitler- Deutschland zu kämpfen, Unsere Führer wurden verhaftet, unsere Kameraden hat man hingerichtet und ermordet. Ich er fläre von dieser Stelle aus meinen Eintritt in den Kom= munistischen Jugend- Verband."

Im Auftrag der Bezirksleitung der SAJ. überbringt ein SAJ.- Genosse der Konferenz heiße Kampfesgrüße und wünscht der Tagung den besten Erfolg. Wir SAJler fämpfen", so erklärte er unter dem Beifall der Delegierten, in brüderlicher Verbundenheit mit KJV., um Hitler   am 13. Januar eine Niederlage zu bereiten."

Die Verhetzung der Saar  - Jugend

Aus Neunkirchen   wird uns geschrieben: Daß der Terror der Nationalsozialisten immer schärfere Formen annimmt, ist zur Genüge bekannt. Neuerdings reiht sich die Hitlerjugend   den Terrorgruppen würdig ein. Ver­wunderlich ist das ja nicht. Buben von 8 bis 14 Jahren werden verschiedene Male die Woche zusammengeholt. Außer den militärischen Uebungen gibt man anscheinend diesen Jungens jest Unterricht, wie sie sich Hitlergegnern, beson­ders aber deren Kindern gegenüber zu benehmen haben.

Sicherung der Abstimmungsfreiheit

Das Sekretariat des Untersuchungsausschusses über den Naziterror an der Saar   bittet um die folgende Veröffent­lichung:

Die Abstimmungskommission des Völkerbundes im Saar­gebiet veröffentlicht eine Erflärung über die Besprechungen, bie sie anläßlich des Besuches der Marley- Untersuchungs­fommission in Saarbrüden mit deren Mitgliedern gehabt hat. Die Untersuchungsfommission hatte die Befürchtunge vorgetragen, die nach ihrer Feststellung in breiten Kreisen über die Geheimhaltung der Abstimmung vorhanden sind. Die Abstimmungsfommission bringt in ihrer Mitteilung zum Ausdruck, daß die Untersuchungskommission unterlassen habe, die Antwort der Abstimmungsfommission auf die vor­getragenen Befürchtungen zu veröffentlichen.

Bracke an Max Braun  

Der französische   Deputierte Professor Brace, der vom nichtgleichgeschalteten Deutschen   Klub in Paris   eingeladen worden war, der Versammlung von Mar Braun im Salle des Mutualite zu präsidieren, der aber in letzter Minute wegen der Wahlkampagne daran verhindert wurde, richtete an die Teilnehmer der Versammlung folgenden Brief, der von dem Vorsitzenden der Konferenz Kurt Lenz verlesen wurde und der unseren saarländischen Genossen, die Bracke aus sei­nen mehrfachen Reden an der Saar   und seinem Eintreten für die Saarfrage in der französischen   Kammer bestens bekannt ist, recht interesant sein wird:

Der freundlichen Einladung, in der heutigen Versamm­lung den Vorsitz zu führen, bedaure ich sehr, nicht Folge leisten zu können. Gerne hätte ich den Freunden des Deut­ schen   Klubs, die durch die gegenwärtigen Verhältnisse noch gesteigerten Gefühle der Sympathie und Solidarität bezeugt, die ich gegen sie hege und die Einigen unter Ihnen nicht un­bekannt sind.

Es tut mir vor allem leid, daß es mir nicht vergönnt ist, in der Persönlichkeit Eures Referenten die ganze Ar­beiterschaft und im besonderen die Sozial­demokratische Partei des Saargebietes& begrüßen sowie mit dem tapferen Genossen Max Braun  die uns beiden gemeinsamen Erinnerungen Hoffnungen auszutauschen.

Erinnerungen! Wahrscheinlich gerade jetzt, lieber Genosse Braun, schwebt Ihnen wie mir lebendiger denn je vor

Daß diefer Unterricht nach bewährten Methoden, wie man sie im Reich angewendet hat und heute noch anwendet, vor fich geht, wollen wir beweisen:

Die Hitlerjugend   versieht tagsüber in Neunkirchen   genau denselben Dienst, wie die älteren Jahrgänge der HJ. oder der SA. des Nachts. Lebhafte Klage wird besonders von An­wohnern der Bliesmühle, in den Waldwiesen und am Holz­gehege geführt. Kindern dort wohnender Antifaschisten ist es bald nicht mehr möglich, allein zur Schule zu gehen oder irgendwo in der Stadt einzukaufen. Sobald ein Kind die Straße verläßt, wird durch Radfahrer die Meldung weiter gegeben. In Trupps von acht bis zehn Buben wird das Kind dann verfolgt, beschimpft, ia. nicht selten tätlich an­gegriffen Heute ist es schon so weit, daß die dort belästigten Kinder ebenfalls in größeren Trupps gehen müssen, um vor Anpöbelungen sicher zu sein. Kommt zufällig ein erwachse­ner Antifaschist hinzu, dann sind die Straßen im Augenblick von diesen Bengels leer. Auch hier kann man beobachten, wie vorzüglich der Meldedienst klappt. Soll das so weiter sin side 16

Die Abstimmungskommission hat leider nicht mitgeteilt, daß die Untersuchungskommission in der Besprechung erklärt hat, daß ihr die von der Abstimmungskommission geplanten Maßnahmen nicht weitgehend genug erscheinen. um die vorhandenen Befürchtungen restlos zu zerstreuen.

Die Untersuchungskommission hat ihren Bericht über ihre Untersuchnugen beendet und wird ihn in den nächsten Tagen dem Völkerbundsrat, der Regierungsfommision und der Abstimmungsfommission überreichen. In diesem Bericht sind auch Maßnahmen angeführt, welche die Untersuchungsfommission zur Sicherung der Freiheit, Uns abhängig eit und Geheimhaltung der Wahl glaubt empfehlen zu müffen.

Augen, das erfreuliche Bild jenes Festtages in Saarbrücken  , als die Hände des Franzosen Bracke sich mit den Hän­den des Deutschen   Hermann Müller   und den Händen des Wieners May Winter verflochten und herzlich unter den Zurufen der dicht besetzten Versammlung eine innige Kette bildeten. So war die einstimmige Freundschaft des internationalen Proletariats für die deutsche Republik da­mals symbolisch dargestellt, wovon das Saargebiet ein un­trennbares Stück sein und bleiben wollte.

Nun hat sich so manches verändert! Müller ruht wenig­stens im Vaterlande. Winter versucht, in Nordamerika   für die Sache als Geächteter noch tätig zu sein. Für alle Welt hat sich erwiesen. daß ein Hitlerland kein Vaterland, kein Deutschland   mehr ist! Und doch, Genossinnen und Genossen, lebt im Geiste und im Herzen etwas, das mehr als eine Hoff­nung ist: Die Gewißheit, daß das arbeitende Volt des Saar  : gebietes versteht, so zu handeln, daß es Hand in Hand mit dem Proletariat aller Länder für den Zweck der großen Be freiung zielbewußt seine Pflicht erfüllt!

In diesem Sinne begrüße ich den fröhlichen Morgen im voraus, wo feine will sagen unsere rote Fahne frei im sozialistischen Reich deutscher Nation" flattern wird! Brüder, glückauf! Unser die Zukunft! Gs lebe die Sozial­demokratie des Saargebietes, es lebe die sozialistische Ar­beiterinternationale. Bracke."

gehen? Nein! Aber unsere Polizei sieht das nicht. Wir geben der Polizei mal einen Fingerzeig: In den legten vier Wochen ging zweimal die Meldung durch die Neunkircher  Zeitungen. daß sich 10- bts 13jährige Buben Flaschen mit Karbid angefertigt hatten, die sie zur Explosion brachten. Einmal in der Nähe der Ziegelei, einmal in der Saarbrücker Straße. Unserer Polizei ist bekannt, wann und wo die HJ. ihre Uebungen abhält. Also bitte!

Ueber diese Zustände braucht man sich ja nicht zu wun­dern, wenn man neben der Ausbildung in der SJ. die Volksschulen in Neunkirchen   betrachtet. Es sind ganz wenige Lehrkräfte da, die wirklich neutral sind. In den meisten Klaffen wird direkt oder indirekt gegen die Kinder gehetzt. die nicht der Hitlerjugend oder dem BdM. angehören. Es darf nicht vorkommen, wie vorige Woche in einer Neun­fircher Schule ein Lehrer geäußert hat, daß die heutigen Hitlergegner 1918 mit der Knarre auf dem Buckel geräubert und gestohlen hätten. Gehört das in die Schule? Gewinnt man so das Vertrauen der Kinder 2