SAAR BEILAGE
JANUAR
Laval und Frankreichs Saarpolitik
Die beklagenswerten Ereignisse der letzten Zeit, die Ermordung des französischen Außenministers Barthou und sein Ersatz durch den bisherigen Kolonialminister Herrn Laval, haben bei manchem Saarländer die Frage laut werden lassen, ob und inwieweit dadurch die Stetigkeit der französischen Saarpolitik beeinflußt erden könne. Hierzu schreibt unser I.K.- MitTarbeiter folgendes: bl
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„ Ich erfahre aus ganz sicherer Quelle, daß der neue französische Außenminister, Herr Pierre Laval , in der Saarfrage genau wie in den übrigen Teilen der französischen auswärtigen Politik nichts anderes tun wolle und könne, als das Werkseines Vorgängers, des Herrn Barthon, fortzusetzen.
Diese Erklärung ist um ihrer Klarheit willen sehr zu be= grüßen; sie war allerdings auch gar nicht anders zu erwarten, denn Frankreichs Saarpolitik ist durch die Umstände gegeben und ganz und gar eindeutig. Was Frankreich will, ist nichts anderes, als die Einhaltung der Verträge. Es muß mit aller Klarheit festgestellt werden, daß die von dem Reichsführer Adolf Hitler und von seinen Anhängern immer wieder betonte Auffassung, daß es sich bei der Saarfrage um einen deutsch - französischen Konflikt handelt, ganz und gar abwegig ist. Zunächst einmal handelt es sich überhaupt nicht um einen Konflikt"; denn dieses Wort kann man doch nicht an wenden für eine durch Verträge im voraus bereits geregelte Frage. Wenn demgegenüber Herr Hitler meint, daß der Einwurf, der Versailler Vertrag hindere eine direkte Abmachung in der Saarfrage zwischen Deutschland und Frankreich , ihm niemals überzeugend erschienen sei, denn wenn heute Deutsch land und Frankreich erklärten, daß sie sich über die Saarfrage einigten, und wenn das saarländische Volf dazu sein Einverständnis erklärte, so sei es sicher, daß keine der in Genf vertretenen Nationen dagegen Einwendungen machen würde( wörtlich aus dem Interview des Intransigeant"), so hat diese Sache einen großen Hafen. Zunächst einmal steht noch gar nicht fest, ob wirklich der Völkerbund , d. h. irgendeiner seiner Mitgliedsstaaten, dagegen feine Einwendungen machen würde, zum anderen aber setzt Herr Hitler ja selbst voraus, daß auch das saarländische Volk dazu sein Einverständnis erklären müsse. Wie aber soll denn das saarländische Volk sein Einverständnis erklären, wenn nicht eben auf dem Wege der Volks abstimmung? Denn wer soll sonst das saarländische Volk irgendwie
repräsentieren?
Man fomme da nicht mit dem Landesrat oder den Gemeinderäten. Beide sind nicht jetzt, sondern vor
längerer Zeit unter ganz anderen Vorausichungen
gewählt worden, und wenn heute in ihnen die Abgeordneten der früheren Parteien diese aufgegeben und sich zu einer
sogenannten„ deutschen Front" zusammengeschlossen haben,
so steht noch lange nicht fest, ob sie damit den Willen ihrer seinerzeitigen Wähler erfüllt haben.
Was man also auch immer vorbringen möge, es bleibt teine andere Möglichkeit, den Willen des saarländischen Volkes festzustellen, wenn nicht eben im Wege der Volksabstimmung, und weder Frankreich noch Deutschland noch auch der Wölferbund können, selbst wenn sie wollten, diesen Willen des jaarländischen Volfes irgendwie beiseiteschieben.
Was im übrigen die französische Auffassung angeht, so ververlangt sie nur eins: Que le plébiscit soit honnete",( d. h. daß die Abstimmung eben ehrlich sein soll). Wenn sich bei der Abstimmung etwa eine 80prozentige Stimmenmehrheit für Deutschland ergeben würde, so ist der Fall für Frank= reich politisch erledigt. Es wird die Willensmeinung der Bevölkerung anerkennen und sich dementsprechend mit der gegebenen neuen Situation abfinden. Es verlangt aber umgekehrt auch für den Fall, daß sich etwa eine 80prozentige Stimmenmehrheit für den Status quo ergäbe, auch Deutschland dann genau so gut diesen Willen der Bevölkerung anerkennt, und sich mit den gegebenen Tatsachen abfindet.
Das viel zitierte Memorandum des Herrn Barthou hat ja auch nichts anderes im Auge gehabt. Es hat vielmehr lediglich die durch den Friedensvertrag vorgesehenen drei Abstimmungsmöglichkeiten der Reihe nach aufgeführt und, ohne irgendeiner von ihnen den Vorzug zu geben, dargelegt, wie in dem ersten, zweiten oder dritten Falle die Verhältnisse sich gestalten müssen, insbesondere was die Frage der Saargruben, der 3ollverhältnisse und der im Saargebiet zur Zeit steckenden französischen Kapitalien angeht.
Man darf zu Herrn Pierre Laval das Vertrauen haben, daß er dank seiner großen Geistesgaben und dank auch der Erfahrungen, die er als früherer Ministerpräsident in seinen Verhandlungen mit dem damaligen Brüningschen Deutschland gemacht hat, sich in die Materie sehr schnell hineinfinden und sie getreu seinem Ausspruch im Geiste
gegenzutreten. Von den guten Leuten der„ Association Francaise de la Sarre" denff fein Mensch an irgendeine Annegion; was man will, ist lediglich, die Interessen der im Saargebiet nun einmal lebenden Franzosen sowie derjenigen Franzosen, die ihre Gelder in Unternehmungen des Gebiets gesteckt haben, zu wahren. Im übrigen nimmt jeder von ihnen den Standpunkt ein, der oben gekenn= zeichnet ist, und hat daher auch keine andere For= derung, als wie eben nur die eine, daß nämlich die Abstimmung ehrlich sei.
Ob sie das sein wird, ist natürlich noch dahingestellt. Der Terror, der heute schon an der Saar herrscht, ist ja zur Genüge bekannt. Desgleichen die höchst zweifelhaften und so über Erwarten zahlreichen Eintragungen in den Listen der Abstimmungsberechtigten. Hier ist es Sache der Abstimmungskommission und der Abstimmungsgerichte, nach dem Rechten zu sehen, eventuell müssen sie sich an den Völkerbund wenden, damit dieser die nötigen Maßnahmen trifft. Lediglich als Mitgliedsst a at des Völkerbundes ist Frankreich dabei tätiger Partner, genau so wie es Deutschland sein könnte, wenn es nicht seinen Austritt aus dem Völkerbunde erklärt hätte.
Als Mitgliedsstaat des Völkerbundes aber wird Frank reich vor allem eben auf die Ehrlichkeit der Abstimmung und ihre Ermöglichung drängen, und hier wird Herr Pierre Laval , die Politif seines Vorgängers in gerader Linie fortsegend, all den Saarländern, die ihre Meinung frei und unbeeinflußt zum Ausdruck bringen wollen, eine Stüße sein.
Der überlastete Dreier- Ausschuß Für und gegen Vertagung des Plebiszits
Paris , 27. Oftober. In immer stärferem Maße beschäftigt sich die französische Presse mit der Saarfrage, seitdem die Behauptung in die Welt gesetzt worden ist, daß die Aufstellung der Abstimmungslisten zu allerhand Beanstandungen Anlaß gäbe. Die dem Quai d'Orsay nahestehende Außenpolitikerin des„ Deuvre" schreibt: Laval vertritt in der Saarfrage genau die gleiche Auffassung wie Barthou . Er erfüllt täg lich die Pflicht, die der Vertrag ihm auferlegt, der die Sicherheitsmaßnahmen vorschreibt, die Frankreich eintretendenfalls gemäß dem Wortlaut des Vertrages anwenden müßte. Unser Land fährt außerdem fort, vom DreierAusschuß sämtliche Arbeiten betr. Ausführung der franzö sischen Denkschrift und insbesondere hinsichtlich des etwaigen Status quo Planes zu fordern. Im Völkerbund wartet man ebenfalls auf das Ergebnis dieser Arbeiten, die in Rom fortgesetzt werden. Der Ausschuß scheint mit Arbeit
Der Hetzpfarrer läßt sich feiern
Der sattsam befannte Pfarrer Wilhelmaus Wehrden, ein Schandfleck für die katholische Kirche , wird an diefeiern. Obwohl das Jubiläum in aller Stille" gefeiert werden soll, läßt sich der bescheidene Hetzpfarrer von der braunen Presse an der Saar in spaltenlangen Artikeln ehren. Was da über diesen Mann geschrieben wird, der, obwohl er im Priestertalar, es gewagt hatte, andersdenkende deutsche Männer, die hier an der Saar unter schwersten Umständen den Kampf gegen den undeutschen und landfremden Nationalsozialismus führen, als Pumpen und Verräter zu bezeichnen, interessiert uns weiter nicht. Nur eins fällt uns auf, daß unter den Gratulanten der ehrenwerte Herr von Papen nicht fehlen durfte. Dieser vornehme Mann, der seine näch= sten Mitarbeiter wie von Bose, Dr. Jung, Dr. Schotte den Kugeln der SS. ausgeliefert hat, schreibt in einem Telegramm aus Berlin an Pfarrer Wilhelm u, a.:
sem Sonntag sein 25jähriges Jubiläum als„ Seelsorger"
„ Möge es Ihnen, der mit dem Kampf für die Rechte unserer Kirche zugleich den Kampf um die nationale Wiedergeburt unserer Heimat verband, der ein ebenso freuer Deutscher wie eifriger Priester allzeit gewesen ist, vergönnt sein, alsbald wieder in die Grenzen der großen deutschen Heimat zurückzukehren."
Man sieht also deutlich, wie hier Papen den Kampf des Pfarrers Wilhelm für Hitler in einen Kampf für die Rechte der katholischen Kirche umfälschen will. Die katholische Kirche ist in Deutschland noch nie so entrechtet gewesen wie unter dem Hakenkreuzbanner. Wenn augenblicklich den Verfolgun= gen der braunen Gewaltherrscher in stärkerem Umfange die evangelische Kirche ausgesetzt ist, so geschieht das nur deshalb, weil Bürcel einen Wint nach Berlin gegeben hat, bis
,, DEUTSCHE FREIHEIT"
Hitlerismus
gegen Katholizismus Unversöhnliche Gegensätze
So zog neues fleinasiatisches Priestertum mit der„ großen Hure" der Pelasger oder der schönen lieben Hure" von Ninive ( Nahum 3, 4) in die ewige Stadt" ein und nahm Wohnung auf dem ehrwürdigen Palatin, dem Sitz des fulturschaffenden altrömischen Gedanken. Es folgten die üblichen vorderasiatischen„ religiösen" Umzüge, doch mußte sich der Orgiasmus später auf die hinter Tempelmauern liegenden Bezirke beschränken, um vor dem besseren Teil des Volkes verschont zu bleiben. Der Harusper siegte, der römische Papst erhob sich als sein unmittelbarer Nachfolger, während die Tempelherrschaft, das Kardinalskollegium, eine Mischung von Priestertum der Etrusko- Syro- Vorderasiaten und der Juden mit den nordischen Senat Roms darstellt. Auf diesen etruskischen Harusper geht dann auch unsere" mittelalterliche Weltanschauung zurüd, jener furchtbare Zauberglaube, jener Herenwahn, dem Millionen des Abendlandes zum Opfer gefallen sind, der auch durchaus nicht mit dem„ Herenhawmer" ausgestorben ist, sondern in der firchlicher Literatur von heute noch lustig weiterlebt, jeden Tag bereit, offen hervorzubrechen; jener Spuf, der nicht selten die nordisch- gotischen Kathedralen verunstaltet und über eine natürliche Grotesfe weit hinausgeht.
Alfred Rosenberg , der vom Führer und Reichskanzler mit der weltanschaulichen Erziehung der Nation beauftragte Theoretiker des Nationalsozialismus in seinem Buche„ Der Mythus des 20. Jahrhunderts". Eine Wertung der seelisch- geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, 13.- 16. Auflage, Seite 67.
Das Buch ist von der nationalsozialistischen Regierung illen Lehrerbibliotheken als geeignet empfohlen und in vielen Fällen auch katholischen Büchereien zwangsweise eingegliedert worden.
überhäuft zu sein, und gewisse Kreise fragen, wo er die Zeit hernehmen soll, alle diese Fragen zu regeln. Müßte man nicht zunächst einmal die Abstimmungslisten revidieren? Hierzu braucht man selbstverständlich Zeit. Vielleicht könnte man in den dem Ausschuß nahestehenden Kreisen den Wunsch verspüren, diese Zeit dadurch zu ge= winnen, daß man die Abstimmung um einige Monate und vielleicht sogarumein Jahr ver= schiebt. Wer die Ereignisse sich abrollen sieht, dem erscheint das natürlich unmöglich. Es ist übrigens schwer zu sagen, ob eine derartige Möglichkeit einen Gewinn für die Friedenssache bedeuten würde.
Auch ein Moralprediger
Dr. Hellbrück, Chefredakteur der Saarbrüder Zeitung"
fühlt sich berufen, uns Moralpredigten zu halten:
„ Es ist nun einmal so, und wer sich zur Kritik berufen fühlt, hat sie zu üben in einer Form, die für die Bevölferung keine Beleidigung darstellt."
Nicht zu glauben! Das schreibt einer, der in seinem verInderten Blatte Reden eines Pfarrers Wilhelm druckt, die alle nicht zur sogenannten„ deutschen Front" gehörenden Saarländer als„ Gesinnungslumpen" beschimpft. Das schreibt einer, der einen Aufruf des berüchtigten Pirro druckt mit der Bezeichnung„ Mordgesindel" für alle Anhänger der Freiheitsfront" und Mörderzentrale" für den Status quo.
Wir greifen den weiteren Saß der„ Saarbrüder Zeitung" auf:
„ Selbst wenn also die Verordnung zum Schutz von Staatsoberhäuptern nicht existierte, blieb immer noch die Verpflichtung der Regierung zum Schutz der Bevölkerung aegen aufreizende Beleidigungen, und das ist, so wie die Dinge liegen, die Anwendung der Verordnung zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit."
Richtig, und wann endlich wird diese Verordnung zum Schuße aller Bevölkerungsfreise angewendet werden?
Solange das nicht geschieht, wird man sich selber helfen müffen, und wir haben deshalb auch in Zukunft nicht die Absicht, gegenüber jounalistischen Zuhältern von Massenmördern ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
zum 13. Januar die Katholiken in Ruhe zu laſſen, da ſonſt Gegenstoß im Falle Pick
der Abstimmungskampf an der Saar mit Sicherheit ver: loren gehen würde. Aber nach dem 13. Januar, da werden die Masken fallen, dann werden solche Pfarrer, wie es der Wilhelm aus Wehrden ist, dazu benutzt, um die katholische Kirche von innen zu inrengen und in den Dienst des Natio= nalsozialismus zu stellen. Es wird genau dasselbe geschehen, was augenblicklich mit der evangelischen Kirche geschieht.
Die Gratulationstelegramme Pavens und des Staatssef= retärs der Reichskanzlei. Dr. Lammers, mögen eine War
nung für die Saarkatholiken sein. Die dicke Freundschaft zu Pfarrer Wilhelm zeiat. was die braunen Neuheiden mit der katholischen Kirche nach dem 13. Januar vorhaben.
Die Verhaftung des Belastungszeugen.
Der Hauptzeuge in dem Verfahren gegen den HauptChristlichen Metallarbeitergeschäftsführer Pick des verbandes, ein gewiffer Steinader, Geschäftsführer der . Ortsgruppe Saarbrücken ist heute vormittag von zwei Kriminal beamten aus seiner Wohnung abgeholt und auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft der Polizeidirektion vorgeführt worden, wo er vernommen
wurde.
Wie wir hören, hat der Verband gegen Steinader Anzeige wegen Verdachts der Untreue erstattet. Steinader, der vom Vorstand des Verbands
ſeines Vorgängers durchführen wird. Dies um jo mehr, als Die oppositionellen Katholiken zwangsbeurlaubt war, lit aufgefordert worden, die ihm
auch der Ministerpräsident Do umergue, der stets auf das engste mit Herrn Barthon zusammengearbeitet hat, die gleiche Auffassung vertritt.
Hier wird die„ Saarbrücker Zeitung "( und die anderen gleichgeschalteten Blätter an der Saar werden es ihr nach beten) wahrscheinlich bemerken, daß Herr Doumergue ja der Ehrenpräsident der„ Association Francaise de la Sarre" sei, und daß schon aus diesem Grunde die in dem Memorandum des Herrn Barthou vertretene Politik nicht uneigennüßig und voreingenommen, sondern annektionistisch" sei. Hier ist die Gelegenheit gegeben, noch einmal einem 3rrtum ent
London, 27. Oft.( Havas). Der Direktor der„ Neuen Saarpost", Johann Hoffmann. und Pater Franz We ber , die bekanntesten katholischen Gegner des National sozialismus im Saargebiet, sind in London eingetroffen, um sich mit ihren britischen Glaubensbrüdern in Verbindung zu seßen. Hoffmann erklärte, es sei sehr wohl möglich, daß die Abstimmung zugunsten der Hitlergegner ausfalle; aber Frankreich müsse vorher erflären, daß es nichts gegen eine Wiederholung der Abstimmung in etwa 10 Jahren einzuwenden habe.
unterstellten Kassen, insbesondere die Sterbefasse der Ortsgruppe Saarbrücken mit Büchern und Kassenbelegen abzuliefern. Das ist nicht erfolgt, er hat sich geweigert und die Kriminalpolizei hat inzwischen festgestellt, daß sich die Unterlagen in der Wohnung eines gewissen Baldauf in Dudweiler befanden, wohin sie Steinacker verbracht hatte und wo sie beschlagnahmt wurden.
Die Bücher werden zur Zeit geprüft Bei dem Rerhör auf der Polizeidirektion geitand Seinader das außer den widerrechtlich ausgeliehenen Geldern noch vorhandene Vermögen und die sonstigen Belege uim. nach außerhalb geschafft zu Бабек,