Bismarck   und die Hakenkreuzlappen

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A. Ph. Paris, 27. Oftober.

( Von unserem Rorrespondenten.) Xavier de Hauteclocque   beendet heute den ersten Teil seiner im ,, Gringoire" erscheinenden Reportage aus dem ,, dritten Reich" ,, Nationalismus oder Sozia­lismus? Hitler am Scheidewege".

Als ich aus Berchtesgaden  , wo Hitler   eine hübsche Villa Besist, nach München   zurückkehre, erfahre ich vom Tode des Feldmarschalls von Hindenburg  . Dieses Ereignis, das im Ausland so gewaltigen Eindruck machte, berührt, wie mir scheint, die Bayern   kaum.

Er war über 80 Jahre alt! Seine Zeit war herum." Nachdem der Direktor des Grand- Hotel, wo ich abstieg, diese kurze Leichenrede gehalten hatte, bittet er mich um ver­trauliche Tips für die nächsten Rennen in Maisons- Lafitte. Und der Mann ist ein Reaffionär.

Dabei hat Hindenburg   die Reaktion" bis zum letzten Atemizug verteidigt. Die braune Doktrin war ihm zuwider. Er verachtete und haßte den, den man in seiner Umgebung den Gefreiten" nannte, Hitler. Jch, der Ausländer, habe den Eindruck, daß mit diesem Greise ein Stück der alten Welt zusammenbricht.

Hitler   wird Reichsführer. Er übernimmt die gesamte Ge­walt. Wird nun jenes neue Zeitalter beginnen, das die natio= Ralfozialistischen Propheten seit so langer Zeit ankündigen? In der Tat, wo find die Nationalsozialisten? Hitler   hatte die Braunhemden vom 30. Juni bis zum 31. Juli beurlaubt. Es war ihnen verboten, politische Diskussionen zu führen, Versammlungen abzuhalten, ja jogar Uniform zu tragen. Eine Art moralisches Arrest lokal sollte wohl der Urlaub be­deuten.

Nun ist der Urlaub" seit drei Tagen zu Ende gegangen. Wenn die alte Begeisterung der Umwälzung der letzten Wochen widerstanden wäre, dann hätte sich jeder sein erd­farbiges Hemd anziehen, seine großen Stiefel antun und sein Koppelzeug anlegen müssen. Nein! In München  , dem Hitler­Meffa, trifft man sehr wenige SA.- Leute in Uniform. Für den aufmerksamen Beobachter hat diese Feststellung etwas starf Beunruhigendes. Wohin will dieses Volf? Mit Hinden­ burg   hat man das Deutschland   von gestern begraben. Man zeigt darüber kein Bedauern. Der Tod Joffres und Fochs hat auf die französischen   Massen eine tiefere Wirkung gehabt. Kann das deutsche   Volf noch an das glauben, was dieses Deutschland   von morgen sein sollte, die proletarische und antidemokratische SA- Dittatur? Diese Lieblingsidee hat man kurz zuvor erschossen". Aber ein Volf von 65 Mil­lionen Menschen, das so reich, so fräftig, so zukunftsfroh ist, braucht eine Hoffnung, um sich daran zu klammern, einen Glauben um sich daran zu stärken.

Woran fann Deutschland   nach dem 30. Juni glauben? Auf wen soll es sich verlassen?

Man folac mir in das Erdgeschoß im Braunen Haus in München  . Man stelle sich einen einfachen Bau aus Back­

steinen in griechischem Stil vor, das weniger anspricht, aber größer ist als unser Palais de la Legion d'honneur".*)

Auf beiden Seiten des Säulen- Eingangs trophäenähnlicher architektonischer Zierrat aus Bronze mit dem Hafenkreuz, überragt vom Reichsadler, soll an das Wahrzeichen der römischen Regionen erinnern. Keine Ehrenwache. Kein Keine Ehrenwache. Kein Posten. Keine Kontrolle. Ich trete mit einer fleinen Schar von Besuchern ein, klapprigen Männern, geschmacklos aus­geputzten Frauen, braven Leuten, die von sehr weit her­gekommen sind, um einen Blick in das nationalsozialistische Allerheiligste zu tun. Man überschreitet eine Treppe von fünf Stufen, und man ist in der Halle. Der Augenblick, der sich einem bietet, ist aufregend:

Zur Linken, von einem Geländer eingesäumt, ein pracht­voller Fahnenwald: sämtliche Standarten der gesamten SA.­Formationen aus Deutschland  , die man den SA.- Leuten weg­genommen hat, um sie hier in einer Art Totenkammer für Fähnlein und Trugbilder aufzubahren.

Mitunter kommen einzelne dieser Fahnen ins Freie hin­aus und können einige Stunden stolz im Winde flattern. Das geschieht an den großen offiziellen Prunkfesten, in Nürnberg  zum Beispiel. Danach kommen die beurlaubten" Fahnen wieder in ihr Museum, in ihr faltes Gefängnis zurück.

Neugierig, etwas traurig, betrachtete ich dieses Spalier, das von roten Stoffen fröstelte, auf denen die Swastika ihren bleifarbigen Kreis in vier Felder teilte. Mehrere dieser Sinnbilder trugen Kampfspuren. Kommunistische Kugeln, Messerstiche. Vielleicht waren Menschen gestorben, während sie sie an ihre Brust drückten.

Wofür? Es ist nicht mehr viel wirklicher Sozialismus im Nationalsozialismus vorhanden. Den Nationalsozialismus, wie ihn Fichte und Treitschke verstanden, hat der Rassen­gedanke gewaltig verstümmelt.

Im Hintergrund der Halle des Braunen Hauses erhebt fich ein Standbild. Ein Bronze- Riese, der sich auf den Griff eines Riesenschwertes stützt. Bis mard in der Tracht eines Ritters aus dem Mittelalter schaut verächtlich auf die schar= lachroten Lappen herab.

Er zeigt uns die endaültige Richtung der Hitlerbewegung. Nationalsozialismus? Unsinn! Katholizismus, Protestantis­ mus  , Heidentum? Lappalien!

Für die Männer, die diese fantastische Tragödie in­Für die Männer, die diese fantastische Tragödie insze­gibt es nur eine Religion: die Stärke. Nur ein Jdeal: den Triumph. Nur ein Ziel: die Unterwerfung Europas  , wenn nicht der ganzen Welt.

Wird Deutschland   das erreichen? Wird es die Welt zu­lassen?

reichen? Wird es die Welt zu

*) Arbeiten in gewaltigem Ausmaß werden seit zwei Jahren neben dem alten Braunen Haus ausgeführt. Man plant den Bau eines nationalsozialistischen Riesenschlosses mit 700 Meter Vorder­front. Bei meinem lezten Besuch schien es mir, als wenn die Ar­

beiten ein langsameres Tempo angenommen hätten. Geldmangel

vielleicht. Kein Angehöriger des Arbeitsdienstes wird auf den Bau­plätzen beschäftigt. Sollte man Angst vor Sabotage haben?

..Jawohl, cin Jude war es!"

Die täglichen Lügen aus Streichers Reich

Die Fränfische Tageszeitung", Nürnberg  , vom Streicher auf einer Rundgebung der Arbeitsfront in Nürn­21. Oftober, berichtet über eine Rede des Gauleiters Julius Verg, wobei Streicher, wie furz vorher in Gunzenhausen  , die Behauptung aufstellte, daß das österreichische Thron­folgerpaar im Somer 1914 durch die Kugel des Juden Prinzip" gefallen sei, und hinzufügte: 3 a wohl, ein Jude war es, der das Herzogpaarerschoß, und dann flammte Europa   auf und es kam zu viereinhalb Jahren Weltfrieg, der uns zwei Millionen der Besten nahm. Der Jude wollte den Weltkrieg, und durch den Mord an dem König von Südslawien   aufs neue den Anlaß schaffen zu einem neuen Krieg.

Jawohl, der Jude wollte es.

... Als die Nachricht fam, der König von Serbien   sei tot, sagte ich: Diese Kugel fommt aus dem Revolver eines Juden. Ich freute mich nicht darüber, daß der Mörder ein Jude war. freute mich aber, daß wiederum be­stätigt ist, was ich schon immer gesagt habe. Der Drahtzieher all dessen, was den Völkern bisher Leid ge= bracht hat, ist der ewige Jude."

Streicher machte dann in seiner Rede auch Andeutungen über jüdische Pläne", die auf innerdeutsche Verhältnisse abzielen. Er behauptete, daß auf einer jüdischen Kon­ferenz in Zürich   und Genf   vor kurzem Dinge beschloffen wurden, die während des Reichsparteitages ein Geschehnis hätten he beiführen sollen, das das ganze deutsche Volt vielleicht in ein unglaubliches Leid und in

tiefe Not gebracht hätte. Es wurde uns ein Name ge nannt und es wurde uns auch die Summe genannt, die ausgesetzt war, um die Tat zu vollbringen."

*

Zweifellos weiß es Streicher ganz genau, daß weder der Serbe Prinzip, noch der Mazedonier Georgieif Juden waren, noch daß irgendein Jude zu den Attentaten in Serajewo und in Marseille   in irgendeine Beziehung zu bringen sei. Aber er, der seine ganze politische Existenz darauf gegründet hat, Hitlers   antisemitischen Instinkten zu schmeicheln, muß immer neue Märchen von gefährlichen jüdischen Anschlägen erfinden. Und nun geht er noch weiter und will offenbar mit seiner legten Andeutung über jüdische Pläne" in Deutschland   Hitler erschrecken, indem er ihm wie er dies schon einmal getan hat einreden will, daß die Juden ihm nach dem Leben trachten; andererseits will er andeuten, daß das während des Reichsparteitages in Nürnberg   angeblich geplante Attentat nicht durchgeführt werden konnte, weil er als der für die Ordnung in Nürn= berg Verantwortliche rechtzeitig hinter diese Pläne ge= kommen sei.

Die Gefährlichkeit der Streicherschen Judenheze liegt nicht nur darin, daß er für Zehntausende naiver oder bösartiger Menschen in Deutschland  , sondern auch darin, daß er für seinen intimen Freund, den Reichsführer Hitler, spricht und schreibt.

bie neue Hetzwelle gegen die Juden dreister werdenden Benehmen deutlich hervor. Dieses Be­

Prag, 25. Oft. Jetzt, bei Einbruch des Winters und im Zusammenhang mit dem Winterhilfswerk, jetzt eine große Reihe der nationalsozialistischen Zeitungen in Deutschland  mit erneuter Judenhezze ein. Den Ton gibt Graf Ernst Reventlow   in seinem Reichswart", Nr. 42 vom 21. 10., an, der folgerichtig an Hitlers   große Rede anläßlich der Einleitung des Winterhilfswerks   anknüpft und unter anderem ausführt:

Junerer deutscher   Zusammenbruch im kommenden Winter ist die gemeinsame Hoffnung aller Gegner und Feinde des neuen Deutschland  . Diese edlen Menschen, welche das deutsche   Volk vom Nationalsozialismus befreien wollen, das sind in erster Linie iene, wie Adolf Hitler   sie in seiner neulichen Rede bezeichnet hat, iüdisch- internationalen Boykott- Heber", die Elend und Hunger und Verzweiflung in Deutschland   durch Wirkungen ihres Boykotts auf die wirtschaftliche Lage derart steigern möchten, daß wirtschaft­licher Zusammenbruch, Unruhen usw. das Ziel erreichen, das im vergangenen Winter nicht erreicht wurde. Bis zu dem Grade sollen die Menschen und besonders die armen Schichten hungern und frieren und sich quälen. Die Methode erinnert einigermaßen an das früher berüchtigte Wort Walther Rathenaus: bei der Erfüllungspolitik" komme es nur darauf an, wie weit man das Volk in Elend geraten lassen wolle. Es handelt sich aber nicht allein um jenen Aus­hungerungsplan des Weltjudentums, sondern nicht minder um die nationalen Mächte Europas  ."

Auch die Deutsche Zeitung" versucht, die Verzweiflung der Bevölkerung angesichts der zu erwartenden Wintersnot auf die Juden abzulenten. Sie wendet sich( Nr. 242 vom 21. Oktober) dagegen, daß auch die Juden aus dem Ertrag des Winterhilfswerks unterstützt werden und weist darauf hin, daß schon Hunderte von jüdischen Anmeldungen vor­liegen. Wie sicher der Jude sich wieder in Tentschland fühlt, fchreibt die Deutsche Zeitung", gebt aus seinem täglich

nehmen wiederum ist es, das in dem deutschen   Menschen den Wunsch nach einer Eindämmung solcher volksfremden Elemente laut werden läßt. Die Zeitung bringt eine Reihe offenbar erlogener Berichte über angeblichen Mißbrauch, den die Juden mit den ihnen vom WHW  . gewährten Unter­stützungen treiben.

Offener Brief an die..Times"

Zugunsten österreichischer Sozialdemokraten

( P. G.) Wickham Steed  , der ehemalige- Chefredakteur der Times", und H. G. Wells, der berühmte englische   Schrift­steller, haben am 17. Oktober an die Times" einen offenen Brief gerichtet, in dem sie feststellen. daß in Mitteleuropa   die politische Lage so gespannt ist, daß es wünschenswert er­scheine, alles, was zur teilweisen Befriedung beitragen fann, zu tun. Nach verläßlichen Nachrichten von englischen Freun den, die sich über die Verhältnisse in Oesterreich   an Ort und Stelle informieren fonnten, wird die Lage in Desterreich immer noch grundlos verschärft. In dem Brief heißt es unter anderem:

Obgleich Sie in einem Jhrer furzen Telegramme mit­teilen konnten, daß drei politische Gefangene, Herr Danne­berg, Herr Braunthal und Frau Proft freigelassen wurden, wird der ehemalige Bürgermeister von Wien  , Karl Seiß, noch immer so abgesondert gehalten und bewacht, daß sein Zustand sich durch nichts von einer tatsächlichen Haft unterscheidet. Seiß ist ein aufrechter Mann von bester Ge­sinnung, gegen den nach achtmonatiger Haft feine wie immer geartete Anklage erhoben werden konnte. Seine Gesundheit hat so schweren Schaden gelitten, daß er vom Gericht in ein Sanatorium überführt werden mußte. Aber da ihm selbst dort die für ihn unerläßliche Diätfost vorenthalten wird, gibt sein Zustand allen Freunden Anlaß zu schwerer Besorgnis. Er darf Besuche nur zweimal wöchentlich und nur in Ge­genwart der ihn bewachenden Kriminalbeamten und seines Untersuchungsrichters empfangen. Seiner Frau wird es untersagt, ihm die geeignete Kost in das Sanatorium zu bringen.

Ein anderer Häftling, dessen gesundheitlicher Zustand An­Taß zu Besorgnissen gibt, ist General Körner. Troß seiner Verdienste im Krieg, trotzdem auch gegen ihn feine Anflage erhoben werden konnte, wird er noch immer in strenger Haft gehalten. Vielleicht darum, weil gerade seine Kriegserfah­rungen ihn zu einem überzeugten Pazifisten gemacht haben. Ungefähr 200 ehemalige Schutzbündler büßen gegenwärtig für ihre Teilnahme an den Februarkämpfen Strafen bis zu zwanzig Jahren ab. Weitere hundert warten noch auf ihr Urteil und etwa siebenhundert Sozialisten werden in Kon­zentrationslagern interniert."

Wöllersdorf  

Im österreichischen Konzentrationslager

( P. G.) Folgende Schilderung der Zustände in Wöllerdorf entnehmen wir einem Brief eines Insassen des Konzentra tionslagers an seine Angehörigen:

Wöllersdorf  , 16. Oftober 1934. Am Anfang, als ich herkam, waren die Verhältnisse Im allgemeinen erträglich, sowohl die Kost als auch die Unter­funft. Seit dem Naziputsch hat sich die Situation von Tag zu Tag verschlechtert und heute sind wir schon soweit, daß in unserem Saal, in dem mit Ausnutzung des leßten Plates durchschnittlich 80 Mann untergebracht waren, bereits 160 Mann, also doppelt so viel im gleichen Raum schlafen müs­sen. Was das unter so vielen Menschen zeitigt, fannst Du Dir nicht vorstellen. Alles ist hochgradig nervös, die Folge, bei jeder Gelegenheit Streit und 3ant, die älteren Männer, die mit aller Art Sorgen um ihre Familien belastet sind, außerdem schwer unter sexueller Not leiden, steigert die Ner­vosität, so daß das Lagerkommando die Weisung herausgab, daß nie mehr als eine Person das Klosett zu gleicher Zeit aussuchen dürfe, damit gleichgeschlechtlicher Verkehr vermie­den werde. Die Schlafstellen sind übereinander gestellt, die Höhe des Raumes ist so, daß der obere Mann nur in gebück­ter Sitzstellung sein Lager erreichen fann. Dasselbe gilt für den, der das untere Bett zu benüßen hat, auch er fann sich nur in gebückter Stellung in sein Bett begeben. Mit der Lüftung des Saales ist es auch arg bestellt. Wir haben auf jeder der beiden Seiten 5 Fenster, von denen im ganzen sage und schreibe nur zwei zu öffnen sind, die übrigen dür­fen nicht geöffnet werden, weil sie nicht vergittert sind. Die Luft in diesen Räumen ist furchtbar. Die Klosetts, von denen die Türen auch in den Schlafräumen münden, sind ständig verstopft, so daß es oft vorkommt, daß außer dem furchtbaren Geruch der ununterbrochen eindringt, auch alles was über­geht in den Schlafsaal hineinrinnt. Sizgelegenheit gibt es jo wenia, daß die Leute ihr Essen auf den Betten, natürlich in gebückter Stellung einnehmen müssen. Die Fensterscheiben sind zerbrochen, so daß die an Rheumatismus   Leidenden unter ständigem Durchzug zu leiden haben. Beschwerden nüßen nichts. Die Kost ist ein eigenes Kapitel. Sie ist ein­tönig und in letzter Zeit sehr schlecht und knapp bemessen, so daß es zu Hungerstreiks kommt, aber Abhilfe wird trotzdem nicht geschaffen. Alle diejenigen, die von keiner Seite eine Zubesserung bekommen und das sind sehr viele von uns müssen buchstäblich hungern. Ein Zustand, der nicht hinter den Verhältnissen im Landesgericht und auf der Promenade ( Polizeigefangenenhaus Anm. d. Red.) zurücksteht. Es wurde in Erfahrung gebracht, daß die Regierung dem Kantineur und dem Bäckermeister viele Tausend Schilling schuldet, und deswegen die Verpflegung schlechter wird und nur weniger verabreicht werden kann. Wenn man in Betracht zieht, daß

Die Vertreibung der Juden gefordert feit dem 25. Juli die Zahl der Angehaltenen sich immerzu

Sonst aber geschieht ihnen nichts

Köln  , 26. Okt. Im Westdeutschen Beobachter", Köln  , der früher von Dr. Lev, jest Führer der Arbeitsfront, redigiert wurde und ihm auch jezt noch sehr nahe steht, macht Walter Ewald offen Propaganda für Vertreibung aller Juden aus Deutschland  . Er weist, als auf nachahmenswerte Beispiele, auf die mittelalterlichen Judenaustreibungen und Massen­morde au Juden hin und fragt, wie es geschehen konnte, daß troß solcher radikalen Methoden und Ausmerzung der Juden" diese nichtsdestoweniger immer wieder in der Lage waren, in die deutschen   Städte zurückzuschleichen". findet die Antwort hierauf in der Einrichtung des Schutz­juden", in der Vorstellung, daß einige Juden besser sind als andere und deshalb Schutz verdienen. Auch heute, schreibt er, versuchen die Juden unter dem Deckmantel von Echutz­juden" ihren Unterschlupf zu finden. Er schließt:

Er

" Was wir zu tun haben, daß ist, alle Juden insgesamt herauszujagen. Ganz gleichgültig, ob und wie sehr dieje Operation hier und da verlegen mag, fie muß vollständig sein. Die Trennung zwischen Deutschen   und Juden muß vollzogen werden, was immer sie kosten mag. Ja jogar, wenn dieser oder jener Jude Deutschland   niemals etwas Böses zugefügt hat, sie müssen alle hinaus! Reiner faun dafür garantieren, daß nicht eines Tages in seinen Kindern dieses jüdische Blut du hbricht und unserem Vaterlande schweren Schaden zufügt,"

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steigert jetzt sind es bereits über 3000 Mann- und täglich neue Transporte ankommen, und daß andererseits die Re­gierung fein Geld hat, diese viele Tausenden Menschen zut verpflegen und menschenwürdig unterzubringen, so erscheint cs unabsehbar, zu welchen Zuständen man noch gelangen wird.

Du Hitter!"

In der Tschechoslowakei   eine Eidigung Das Prager Tageblatt" berichtet:

Wenzel Klime 3, Gemeinderat von Oreschin bei Brünn  , wurde von dem Bürgermeister des Ortes auf Amts­ehrenbeleidigung geklagt, weil er ihm in einer Gemeinde­vertretungsfißung Du Hitler  !" zugerufen haben soll... Der Bezirksrichter bemerkte, daß es bei einer Amtsehren= beleidigung keinen Wahrheitsbeweis gebe. Nach der Judi­fatur des Obersten Gerichts... genügen objektiv Ausdrücke, welche die behördliche Autorität der angegriffenen Person herabseßen und subjektiv das Bewußtsein des Täters, daß mit dem Ausdruck eine Herabsetzung verbunden sei. Der An­geflagte wurde wegen der von ihm selbst zugegebenen Aeuße= rung zu 30 Kc. Geldstrafe oder 24 Stunden Arrest unbedingt rerurteilt!"