Für Deutschland   13.

SAAR BEILAGE

JANUAR

Gegen Hitler  !

,, DEUTSCHE FREIHEIT

Eine Saarkundgebung in Paris  

( Von unserem Korrespondenten)

A. Ph. Parts, 29. Oktober.

Fast die gesamte französische   Presse gibt ihren Lesern von einer Veranstaltung Kenntnis, die am Samstag in Paris  stattfand, und bei der die berufensten Vertreter der Frei­heitskämpfer an der Saar   zu Worte famen, um franzöfi­schen und englischen Journalisten, Politifern aus allen Lagern Frankreichs   zu erzählen, wie ungeheuer der Terror ist, dem man die nicht hitlerisch gesinnte Saarbevölkerung aussett; wie unvollkommen die Abstimmungslisten find, an deren Zustandekommen nur die nationalsozialistisch einge­stellte deutsche Front" mitgewirkt hat; wie die Einspruchs­frist bei weitem nicht ausgereicht hat, um alle die wissent­lichen und unwissentlichen Irrtümer auszumerzen, wie man darum die Einspruchsfrist verlängern und eine unparteiische Durchprüfung der Wählerlisten anordnen müsse.

Alles das führte in dieser Versammlung zunächst einmal der ehemalige ungarische Ministerpräsident, Graf Karolyi  , als Vertreter der Internationalen Unter­suchungskommission über den nationalsozialistischen Terror an der Saar   aus. Er betonte, daß diese Kommission sich durchaus nicht, wie dies von der nationalsozialistischen Presse behauptet werde, in die Saarabstimmung einmischen wolle. Ihr Bestreben sei, die Ehrlichkeit der Abstimmung zu sichern und der ganzen Welt von dem Terror Kenntnis zu geben, den die Leute von der deutschen Front" an der Saar   allen anders Gesinnten gegenüber ausübten.

Die Vorsitzende der größten englischen Frauenorgani sation, Miß Monica Whately, betonte, daß, gerade weil man wisse, daß die Saarländer   Deutsche   seien, man denen, die jetzt als Gegner des braunen Systems Hitler­deutschland ablehnen, Gelegenheiten geben müsse, in anderen Zeiten bei einer erneuten Abstimmung sich für Deutschland  zu entscheiden.

Dann nahm ein katholischer Pfarrer aus dem Saargebiet das Wort. Eingehend schilderte er, wie sich im Laufe der letzten Monate ein ungeheurer Wandel in der

Stimmung der fatholischen Geistlichkeit an der Saar   voll­zogen habe. Während diese früher nicht an die Greuel meldungen" aus dem Reiche habe glauben wollen, habe sie sich überzeugen müssen, daß die Dinge noch viel schlimmer lägen, als sie öffentlich geschildert werden. Mit ihnen habe sich ein großer Teil der katholischen Bevölkerung gewandelt. Man könne wohl sagen, daß jetzt schon zwei Fünftel aller Katholiken für den Status quo einträten. Dazu werde wohl bis zum 13. Januar noch ein Fünftel kommen. Rechne man nun noch die Anhänger der Freiheitsfront" hinzu, so werden die Hitlergegner nicht nur einen knappen, sondern sogar einen erheblichen Sieg davontragen. Bedauerlich sei es, daß Mitglieder der Abstimmungsfommission, die Zeugen von Kundgebungen gegen die Antifaschisten seien, diese noch zu entschuldigen suchten.

Große Aufmerksamkeit fand May Braun, der an Hand umfangreichen Materials nachwies, welches Pfuschwerk die Abstimmungslisten darstellten. Da erfuhren die Zuhörer- die Leser der Deutschen Freiheit" fennen manche dieser Fälle

wie man Tote in großer Zahl wieder zu beleben ver­sucht, indem man sie in den Abstimmungslisten ihre Aufer= stehung feiern läßt, wie ferner in einem fleinen Ort sieben in Anstalten internierte Geisteskranke in den Listen aufge= führt würden. May Braun hob hervor, daß man auf drei Seiten Statistiken angefertigt habe unparteiische Per sönlichkeiten hätten diese Arbeit geleistet und das Ergeb­nis sei jedesmal, daß mindestens 70-80 000 Fehleintragungen vorliegen müßten. Darum, so schloß der Redner, ergäben fich mit Notwendigkeit die beiden Forderungen: die Ein­spruchsfristen müssen verlängert und die unparteiische Nach­prüfung aller Listen angeordnet werden.

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Der letzte Redner, der Führer der saarländischen Kommu­nisten, Frizz Pfordt, vertrat die Auffassung, daß es sich um rund 100 000 falsche Eintragungen handele. Es gehe nicht nur darum, Hitler am 13. Januar an der Saar   zu schlagen, sondern vor allem damit die Tat zu vollbringen, mit der die endgültige Befreiung Deutschlands   von der Naziherr­schaft eingeleitet werden könne.

Hitlerismus

gegen Katholizismus Unversöhnliche Gegensätze

Der Kampf der ersten nachchristlichen Jahrhunderte ist nicht anders zu begreifen als ein Kampf verschiedener Rasseseelen mit dem viel ipfigen Rassechaos, wobei die syrisch- vorder= asiatische Einstellung mit ihrem Aberglauben, Zauberwahn und sensuellen Mysterien" alles Chaotische, Gebrochene, Zer­setzte hinter sich vereinigte und dem Christentum den zwie­spältigen Charakter aufdrückte, an dem es auch heute noch franft... Die Jdee der Drei- Einigkeit zum Beispiel war vielen Völkern des Mittelmeerbeckens in der Form von Va­er, Whutter, Sohn bekannt, ferner durch die Erkenntnis: ach tilt sich alles"( die Aoarenatzustände der einigen Materie). Die Mutter verünnbildlichte die gebärende Erde, der Vater das zeugende Lichtprinzip. An die Stelle der Mut­ter trat nun der Heilige Geist  " in bewußter Abkehr vomt rein Körperlichen, das hagion pneuma der Griechen, der Prana   der Jnder. Diese betonte Geistigkeit war aber nicht in eine rassisch- völkische Typif eingebettet, nicht von einem organischen Leben polar bedingt, sondern wurde zu einer rassenlosen Kraft. Hier ist fein Jude noch Grieche, hier ist fein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann und Weib", so schreibt Paulus   an die Galater  . Auf Grund dieses alles Or­ganische leugnenden Nihilismus fordert er dann den Glau­ben in Christo, also eine Umkehrung aller Kultur schaffenden Werte des Griechen und Römertums, die allerdings durch deren völlige Zerseßung sowieso gegeben war und dank der starfen Ausschließlichkeit endlich die richtungslos gewordenen Menschen um sich scharte.

Ein weiterer Schritt zur Verneinung naturhafter Verbun­denheit geschah in der Dogmatisierung der Jungfrauen­geburt, die als ein Sonnenmythus bei allen Völkern nach­weisbar ist, von den Südseeinseln bis nach Nordeuropa  .

Alfred Rosenberg  , der vom Führer und Reichs­kanzler mit der weltanschaulichen Erziehung der Nation beauftragte Theoretiker des Nationalsozialismus in seinem Buche Der Mythus des 20. Jahrhunderts". Eine Wertung der seelisch- geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, 13.- 16. Auflage, Seite 76/77.

Das Buch ist von der nationalsozialistischen Regierung allen Lehrerbibliotheken als geeignet empfohlen und in vielen Fällen auch katholischen Büchereien zwangsweise eingegliedert worden.

Katholiken abgeschoben! Warnung für gleichgeschaltete Saar- Katholiken Der amtliche Preußische Pressedienst teilt jetzt mit, daß der Regierungspräsident in Münster   in gleicher Eigenschaft an die Regierung des viel unbedeutenderen Bezirkes Lüneburg  versetzt worden ist. Der Regierungspräsident zur Bonsen in Stettin  ( früher in Köln  ) aber und der Landrat Freiherr   v. Solemacher Antweiler   in Bären sowie der Regierungsvizepräsident in Hannover  Graf von Wartemsleben dagegen werden in den einstweiligen Ruhestand einstweilig in der Theorie und endgültig wohl für den Nazigebrauch abgeschoben... Alle drei Verabschiedete tragen die Würde des akademischen juristischen Doktors. Alle sind als gläubige Katholiken be­kannt. Es handelt sich also um solche Beamte, die, vom katho= lischen Standpunkt sich bewußt von der Mehrheitsmeinung im damaligen Zentrum trennend, sich politisch gleich­schalteten und dem dritten Reich" ihre Dienste als in der Ochsentour erprobte Vente politisch widmen zu können.

An die Saarfrauen!

Wollt Ihr Schlange stehen wie im Kriege?

In der nationalsozialistischen Fränkischen Tageszeitung" ( Nr. 260) wird über eine Rede des Kreisleiters Pg. Zimmer­mann berichtet:

Dann umriß er die Pflichten der politischen Leiter, denen er in einem ironisch- sarkastisch gehaltenen Brevier zeigte, wie der politische Leiter nicht sein darf. Scharf trat er auch den Gerüchtemachern, Besserwissern und Hamsterern entgegen. Diese letteren zeigen, daß sie keine Volksgenossen sind, wenn sie Vorräte zusammentragen, um vier Wochen länger durchhalten zu können, während die ehr­lichen und anständigen Volfsgenossen ver hungern.

Der nationalsozialistische Westdeutsche Beobachter vom 25. Oktober schreibt:

Es wird gar nicht bestritten, daß die Einfuhr auslän­discher Rohstoffe und Lebensmittel den Deviseneingängen und Austauschmöglichkeiten angepakt werden muß. A ng st einfäufe führen zwangsläufig zu Preis­erhöhungen. Sie sind aber für das schaf fende Volk, das zudem vielfach zu fargem Lohn steht, einfach nicht tragbar.

Das also ist Hitlers Reich und seine Volksgemeinschaft": Angsteinkäufe der Wohlhabenden, während die ehr­lichen und anständigen Volksgenossen ver­hungern."

Die Reichsmark ist" leite, das Gold der Reichsbank ist futsch, die Löhne sinken, die Preise steigen, und aus Angst vor dem drohenden Inflations- und Hungerwinter hamstert jeder, der noch etwas Geld hat.

Und diese von Hitler   verschuldete Bankrottwirtschaft sollen wir als Saarländer   unterstützen?

Wir denken nicht daron! Fort mit dem Reichsbankrotteur Hitler  , damit das Deutsche Reich, unser Vaterland, wieder gesund werde. Das ist die Losung am 13. Januar!

Saarkommissar Bürckel warnt vor Rückgliederung

Auch in der benachbarten Pfalz   jezen die Angstfäufe ein, und die Preise klettern sprunghaft in die Höhe. Wucher und Hamsterei überall. Der Saarkommissar Bürckel in seiner Eigenschaft als pfälzischer Gauleiter warnt die Saarländer  vor der Rückgliederung, indem er ihnen selbstverständlich

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in schonenden Worten die Zustände im dritten Reich" an­deutet:

1. Es mehren sich die Mitteilungen von Partei: und Staatsstellen, daß noch mancherlei Versuche unternommen werden, unberechtigter Weise die Preise zu steigern. Diese Meldungen sind nicht mehr und nicht weniger als Selbst­fritif dieser Partei- und Staatsstellen. Vor nicht zu langer Zeit habe ich darauf hingewiesen, daß die Profitschädlinge des Volkes sie mögen sein wer sie wollen- niederzu­halten sind durch rücksichtslosen solidarischen Boykott. Die Arbeiter und die kleinen Leute haben allen Anspruch auf den Schutz, der ihnen vom Nationalsozialismus ver: sprochen wurde. Wer will etwa unberechtigt Preissteige: rungen damit begründen, daß sich die Löhne erhöht hätten? Nein, es wird niemand behaupten können, daß die Löhne geftiegen seien. Im Gegenteil, die Löhne sinken und die Preise steigen.

Der Schutz, den die Nazis versprochen haben, ist nach des Saarkommissars eigenen Worten nicht eingetreten. Noch deutlicher kann Bürckel unmöglich werden. Wer Augen hat zu lesen, liest zwischen den Zeilen: wartet im Saargebiet, bis Deutschland   wieder eine Regierung hat, die Hamstern und Wuchern verhindern kann.

Auf derselben Seite der Pirmasenser Zeitung" vom 20. Of­tober, die Bürckels amtlichen Notruf bringt, lesen wir noch:

Dieser Tage weilte der Leiter der pfälzischen Schafwoll­Auffaufsstelle im Dahnertal, um die Schafwolle aufzu­faufen. Im Gegensatz zu den Vorjahren wurde diesmal der dreifache Preis bezahlt."

So wirft Bürdels Kampf gegen die Profitschädlinge"! Und noch steht auf derselben Seite über die Verhältnisse der Musiker in der Pfalz   geschrieben:

,, Nicht weniger als 73 Prozent aller Musiffräfte hätten ein monatliches Einkommen von weniger als hundert Mark."

Das ist doch die flare Mahnung des Saarkommissars an die Saarländer  : Ich warne Neugierige! Haltet an der Saar  , was Ihr habt!

Einheitsfront der Arbeitersportler

Saarbrücken  , 29. Oktober.

ant=

In einer äußerst zahlreich beschickten Vereinsvertreter­konferenz wurde die Verschmelzung der beiden im Saargebiet bestehenden Arbeitersportverbände, dem Landesverband Saar  für Arbeitersport und Jugendpflege und dem Arbeiter- Turn­und Sportbund, beschlossen. Einmütig und ohne Diskussion wurden nach zwei furzen Referaten die von den Verbands­vorständen vereinbarten Uebergangsbestimmungen genommen und die weiteren Ziele des neuen Verbandes ab­gesteckt. Sie sind diftiert von den Notwendigkeiten des Tages­fampfes im Saargebiet und der Gesamteinstellung der revo­Intionären Arbeiterklasse im Kampfe gegen den Hitlerismus. Als Glied der freien revolutionären Arbeiterklasse sehen die Arbeitersportler ihre erste Aufgabe darin, den Hitlerismus vom Saargebiet fernzuhalten und durch einen Sieg des Status quo unseren Brüdern im Reich Hilfe zu bringen. In einer weiteren Entschließung an die beiden Sportinter­nationalen wird dem Wunsche Ausdruck verliehen, daß sie die

und sein undeutsches System zu protestieren, daß dieser Schlag damals gesessen hat, dafür waren uns Zeuge die tetrübten Gesichter der Deutschfrontler an den Straßen= rändern und die Berichte der bürgerlichen Zeitungen. Seit diesem Ereignis ging eine große Welle der Einheitsaktionen der beiden sozialistischen   Lager durch das Saargebiet, die den Kampf der Einheitsfront gegen Hitler   stark befruchtete.

Und als erste sind es wiederum die Arbeitersportler. die in ihrer gestrigen Konferenz das Beispiel gaben, die aus der Notwendigkeit des Tagesfampies aefchloffene Einheitsfro it zu einem festen organisatorischen Gefüge zusammenzu schweißen. Sind die Arbeitersportler auch nicht ausschlag­gebend im politischen Zeitgeschehen, so berechtigen uns doch die Begrüßungsschreiben befreundeter Organisationen und die Begrüßungsansprachen der Vertreter von Partei und Ge­nerfschaft zu der Hoffnung. daß das Angestrebte der Arbeiter­sportler Nachahmung finden wird.

Zeichen der Zeit verstehen mögen und auf internationaler Einheitsfront der Arbeitersportler

Grundlage ebenfalls eine Verschmelzung anstreben sollen. Eine weitere Entschließung hat einen Protest gegen die Inhaftierung und Mikhandlung der Antihitler in Deutsch­ land   zum Inhalt, die in der Freilassung von Thälmann  , Mierendorf und aller anderen Antihitler fordert.

Schon einmal haben die Arbeitersportler des Saargebiets den Anstoß gegeben zur Einheitsaktion der schaffenden Be­völkerung: Es war an dem Abend, als die dem Landes­verband anaehörenden Arbeitersportler von Belgien   zurück­fehrten. Spontan fanden sich die sozialistischen   Lager zu­sammen, um in einer machtvollen Demonstration gegen Hitler  

Man schreibt uns: Das Einheitskomitee von Groß- Sulz­boch( umfassend die Ortsteile Altenwald, Hühnerfeld  , Neu­weiler, Schnappach und Sulzbach  ) begrüßen aufs freudigste das Zustandekommen der Vereinigung in der Arbeitersport­Bewegung. Dem Kongreß wünscht das Komitee die aller­besten Erfolge und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß die Ein­heit der Arbeiterschaft der beste Garant für den Sieg des schaffenden Volfes ist. Unsere Stampfparole ist: Durch Ein­beit zum Sieg!" Freiheit! Rot Fronti