Für Deutschland   13.

SAAR BEILAGE

JANUAR

Gegen Hitler  !

., DEUTSCHE FREIHEIT"

Wie Gesindel- Pirro jammert

Im Saargebiet ist ein kleines Wunder geschehen. Der be­tüchtigte Gesindel- Pirro, von Gnaden des französischen  Rüstungslieferanten Röchling Landesleiter der sogenannten ,, deutschen Front", hat einen Aufruf erlassen, in dem sein Lieblingswort für die deutsche   Freiheits- und Einheitsfront ,, Gesindel" nicht mehr vorkommt. Hat die treffliche Verbin­dung Gesindel- Pirro", die er nicht mehr loswerden wird, er­zieherisch gewirkt? Oder haben ihm ein paar normal Begabie aus den eigenen Reihen klar zu machen verstanden, daß man die tausende und aber tausende Saarländer  , die jeden abend in die geschlossenen Versammlungen der Einheitsaktion strömen, unmöglich so ohne weiteres als Gesindel" betiteln fann.

Der neueste Aufruf, den man ohne Uebertreibung einen Notruf nennen fann, macht eine geistige Anleihe bei den Linksradikalen. Er wirft dem sozialdemokratischen Minister, der sich am 20. Juli 1932 dem Staatsstreich Papens in Preußen gefügt hat, Feigheit, Verrat an den Arbeitern und andere Verbrechen vor und noch Schlimmeres: er sei über die Grenze" gegangen. Da hat nun Gesindel- Pirro wieder einmal Pech, denn gerade jener sozialdemokratische Minister ist nicht über die Grenze", sondern sitzt noch im dritten Reich", ist also an den Schandtaten, die Pirro den Emi­granten" vorwirft, nicht beteiligt. Was aber die Feigheit anbetrifft, so ist unseres Wissens fein Sozialist in blauer Brille nach Schweden   geflohen, wie der völkische Erich Ludendorff  , auch hat sich feiner in die Betten einer Villa versteckt, wie Adolf Hitler   nach dem 9. November 1923, und keiner hat sich als Emigrant in internationalen Luxushotels amüsiert, wie Hermann Göring   in derselben Zeit zu Innsbrud.

Wohl aber sind tausende und aber tausende Sozialdemo= kraten und Kommunisten lieber in Folterung und Tod ge­gangen, als die Hand zu dem merachteten Hitlergruß zu er­heben, sind in die Kerker und Konzentrationslager verschleppt morden, wurden auf der Flucht erschossen" oder stürzten aus dem Fenster" von Polizeipräsidien oder wurden in ihrer Zelle erhängt aufgefunden".

Diejenigen, die beraubt und zusammengeschlagen, von den Banditen, die Gesinnungsleute des Pirro sind, über die Grenze des dritten Reiches" gingen, halten draußen in Armut und täglichen Gefahren ihre Ueberzeugung hoch und fämpfen für ihr Deutschland  . Das ist der Tatbestand.

Auch sonst ist der Aufruf recht unüberlegt. Er offenbart nämlich wieder einmal den ganzen Zahlenschwindel der so­genannten deutschen Front". Bekanntlich hat diese schon vor Monaten 99 v. H. der Bevölkerung um sich geschart. Trotzdem hielt nach den täglichen Siegesberichten der Zustrom so ge­waltig an, daß die Mitgliederlisten teilweise geschlossen und dann wieder geöffnet werden mußten. Außerdem gab es aber, wie nicht ganz abzuleugnen ist, auch noch ein paar Mit­glieder der deutschen   Freiheits- und Einheitsfront, und nun erfahren wir auf einmal aus dem Aufrufe Gesindel- Pirros, daß sich auch noch eine Masse von Saarländern im Vor­gelände", das heißt zwischen den Fronten herumtreibt. Denen wird drohend zugerufen: Wir müssen nun wissen, wer für uns ist und wer gegen uns ist" Bisher dachte man, von 99 v. H der Saarländer   sei es schon ganz gewiß, daß sie für die Geschäfte der Firma Röchlag, Pirro u. Co. schwärmen.

Damit ist es also eingestandenermaßen nichts. Man scheint sich aber immer noch Hoffnungen auf Absplitterungen bei den ,, freien Gewerkschaften" zu machen. Mag doch die Kapitalisten­front der Hitlerpatrioten und französischen   Rüstungsliefe: ranten diesen Wahn aufgeben. Die Arbeiter wissen, wo sie hingehören: zu einem freien Deutschland   und daher gegen einen Führer", der unser Deutschland   zum wirtschaftlichen und finanziellen Ruin, zur moralischen Verwilderung, zur Verachtung in aller Welt und zum Verfall herunterreißt, wenn ihm nicht gerade von den Deutschen   im Saargebiet ein Damm aufgerichtet wird.

Es lebe der deutsche   Arbeiter, der Mann deutscher   Ehre!

Es lebe das Vaterland!"

So schließt der Aufruf der deutschen Front".

Wir nehmen den Ruf auf! Er bedeutet für den deutschen  Arbeiter zugleich:

Nieder mit den Räubern der Rechte und aller Kulturgüter des deutschen   Arbeitertums! Nieder mit den gekauften und forrupten braunen Bonzen! Nieder mit der blut- und schmutzbesudelten Gegenrevolution Adolf Hitlers   und vor­wärts für ein freies und sozialistisches Deutschland  !

Dafür kämpft und siegt die Freiheitsfront und die Ein­heitsaktion an der Saar  .

Sorge um einen Handstreich an der Saar  

Paris  , 31. Oft. Das Deuvre" veröffentlicht eine Abhand

der öffentlichen Meinung ohne zu befürchten, dementiert

ung seiner außenpolitischen Mitarbeiterin, die behauptet, a fentien met, daß das Militäroverkommando pflicht­

daß der französische   Botschafter in London  , Corbin, Sir John Simon am Dienstag von den technischen Vor­fehrungen in Kenntnis gesetzt habe, die die französische   Regie­rung getroffen habe, um dem Präsidenten der Regierungs­fommission nor die erforderlichen Effektivstreitkräfte zu fichern, um jede anfrührerische Betätigung der national­sozialistischen Organisation im Saargebiet im Augenblick der Boltsabstimmung zu verhindern".

Paris  , 31. Oft. Wie dem Matin" aus Nancy   gemeldet wird, sollen die französischen   Militärbehörden alle Vorfeh­rungen zur sofortigen Durchführung eines Deckungsplanes" getroffen haben für den Fall eines deutschen   Handstreiches im Saargebiet, der französisches Gebiet bedrohen könnte. Mehrere Nachrichten spielten auf die Möglichkeit eines Hand­streiches der hitlerischen Sturmabteilungen auf das Saar­gebiet unmittelbar nach dem Tage der Volksabstimmung, dem 13. Januar, an, durch die der Völkerbund vor eine voll­endete Tatsache gestellt werden solle, bevor er sich über das fünftige Schidfal des Saargebietes ausgesprochen habe. In einer Eingabe der Saarländischen Wirtschaftsvereinigung an den Völkerbund werde erklärt, daß auf Grund vertraulicher Nachrichten aus glaubwürdiger Quelle die Eventualität eines deutschen   Einfalles ins Saargebiet ernstlich ins Auge gefaßt werden müsse. Die Verbreitung dieser Nachrichten habe natürlich in den französischen   Grenzbezirken wie in Paris   und allgemein in Frankreich   eine gewisse Be­unruhigung ausgelöst. Wir können, so heißt es dann in dem Telegramm des Matin" ans Nancy  , zur Beruhigung

Die Kirche unter Terror

Ein erschütterndes Dokumenti aus dem ,, dritten Reich"

Die Evangelische Preiseftelle München   hat den Mut aufgebracht, trotz Gestapo   und Terror einen längeren Bericht über die Vergewaltigung der Evangelischen Landes: firche Bayern durch den Nazi- Reichsbischof zu veröffentlichen. Diesem Bericht, der, obwohl sehr vorsichtig gehalten, flar zeigt, wie der SA  - Stiefel auf der Kirche herumtrampelt, ent: nehmen wit folgendes:

,, Am Freitagmorgen erschien in der Privatwohnung des Landesbischofs die politische Polizei, die sich nun auch legiti­mierte, und verbot ihm das Verlassen seiner Wohnung. Er wurde auch weiterhin innerhalb der Wohnung unter scharfer Bewachung gehalten. Er durfte zeitweilig keine Besuche empfangen, selbst seine Familie war daran zeitweilig gehin dert. Das Spazierengehen in dem Garten wurde ihm auf Ansuchen hin nicht gestattet. Der Leiter der evan= gelischen Pressestelle, Pfarrer Hildmann, wurde gegen Mittag festgenommen. Die Polizei verhielt sich in allen Fällen äußerst korrekt. Pfarrer Hild­mann hatte in seiner Wohnung Hausarrest und wurde auch bei Nacht bewacht. Die Stadtvikare Lanzenstiel und Klein­fnecht wurden nach kurzer Festnahme wieder freigelassen. Am Freitagabend war in allen Kirchen Befenntnisgottes­dienst unter stärkster Beteiligung der Gemeinden. Noch= mittags 4 Uhr hatte der Rechtswelter äger bei der Landes­bischof sein Kommen angefündigt und ihm evturt, er werde

gemäß nicht verfehlt hat, sich mit dieser ernsten Frage zu be: schäftigen. Einerseits werde die Ausbildung der kürzlich bei ihren Truppenteilen eingetroffenen Refruten aus Elsaß­Lothringen in diesem Jahre besonders eifrig betrieben, andererseits seien sowohl beim Stabe des 6. Armeekorps in Metz   wie beim Stabe des 20. Armeekorps in Nancy   alle er­forderlichen Vorkehrungen getroffen.

So bringt die fanatisierte nationalsozialistische Innen- und Außenpolitik deutsches Saarland   in die Gefahr, wieder fran­zösisch besetztes Gebiet zu werden. Der Führer" und Reichs­kanzler zieht sich aus dem Völkerbund zurück und überläßt die Behandlung der Saarfrage den fremden Nationen. Zu­gleich drohen unmittelbare Beauftragte des Reichskanzlers, wie der frühere Landesleiter und jetzige Agitationsleiter für das Saargebiet im Reiche, Spaniol, mit dem Einmarsch der Arbeitsdiensttruppen, die seit Monaten jenseits der ent­militarisierten Zone in Wehrsport" und ähnlichen für die Abstimmung an der Saar   unbedingt notwendigen Kursen ausgebildet werden. Jedes zweite Wort der Naziagitatoren im Saargebiet aber ist Warte nur bis zum 13. Januar." Die Folge dieser terroristischen Drohungen unmittelbar an der französischen   Grenze machen sich allmählich in Frank­ reichs   Sorgen um Zwischenfälle" bemerkbar.

Es gibt nichts für Deutschlands   Gefährlicheres als die Politik Hitlers   und seiner unbeherrschten Milizen.

ihm ein Schreiben zur Unterschrift vorlegen. Der Herr Landesbischof erklärte darauf, daß er das nur im Kreise seiner sämtlichen Mitarbeiter tun würde. Daraufhin wurde den Oberkirchenräten gestattet, zum Landesbischof zu kommen, jedoch hielt sie die politische Polizei an der Treppe vor dem weiteren Eintreten ab. Daraufhin warteten die Oberkirchen: räte eine Dreiviertelstunde vergeblich auf das Erscheinen des Rechtswalters. Nachdem sie lange auf den Treppen sitzend gewartet hatten, verließen sie das Haus..."

Hitlerismus

gegen Katholizismus Unversöhnliche Gegensätze

Das sind die zwei Welten, die das mittelalterliche verz des nordisch- bedingten Menschen zerrissen: die vorderasia­tische, schreckhafte, von der Kirche gezüchtete Vorstellung der grausamen Unterwelt und die Sehnsucht frei, gerade und gesund" zu sein. Nur so weit er frei ist, fann der Ger­mane schöpferisch sein, und nur wo der Herenwahn nicht herrschte, entstanden Zentren europäischer Kultur.

In dieses rasselose wüste Rom   fam das Christentum. Es brachte einen Begriff mit sich, der in erster Linie seinen Sieg verständlich macht: die Lehre von der Sündigkeit der Welt und damit zusammenhängend die Predigt der Gnade. Einem Vplf mit ungebrochenem Rassecharakter wäre die Erbsündenlehre eine Unverständlichkeit gewesen, denn in einer solchen Nation lebt das sichere Vertrauen zu sich selbst und zu seinem als Schicksal empfundenen Willen. Homers  Helden kennen die Sünde" ebenso wenig wie die alten Inder und die Germanen des Tacitus der Dietrichsage. Dagegen ist das dauernde Sündengefühl eine Begleiterschei­nung physischer Bastardierung. Die Rassenschande zeugt vielspältige Charaktere, Richtungslosigkeit des Denkens und Handelns, innere Unsicherheit, das Empfinden, als sei dies ganze Dasein der Sünde Sold  " und nicht eine geheimnis­volle notwendige Aufgabe der Selbstgestaltung. Dieses Ge­fühl der Verworfenheit ruft die Sehnsucht nach einer Gnade notwendig hervor, als einzige Hoffnung der Erlösung vom blutschänderischen Dasein. Es war darum selbstverständ­lich, daß unter gegebenen Umständen alles, was noch in Rom   Charakter besaß, sich gegen das aufstrebende Christen­tum wehrte, um so mehr, als dieses neben der religiösen Lehre eine durchaus proletarisch- nihilistische politische Strömung darstellte. Die übertrieben blutig geschilderten Christenverfolgungen waren im übrigen nicht, wie es die Kirchengeschichten darstellen, Gesinnungsfnechtungen( das Forum war frei für alle Götter), sondern Unterdrückung einer politisch als staatsgefährlich beurteilten Erscheinung. Lehrkonzile, Inquisition   und Scheiterhausen zwecks Seelen­vernichtung einzuführen, blieb der Kirche in ihrer paulinisch­augustinischen Form vorbehalten. Die flassisch- nordische An­tike kannte derlei nicht und die germanische Welt hat sich gleichfalls gegen dieses syrische Wesen empört.

Alfred Rosenberg  , der vom Führer und Reichs­kanzler mit der weltanschaulichen Erziehung der Nation beauftragte Theoretiker des Nationalsozialismus in seinem Buche Der Mythus des 20. Jahrhunderts". Eine Wertung der seelisch- geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit, 13.- 16. Auflage, Seite 70/71.

Das Buch ist von der nationalsozialistischen Regierung allen Lehrerbibliotheken als geeignet empfohlen und in vielen Fällen auch katholischen Büchereien zwangsweise eingegliedert worden.

Gewalttat und Lüge herrscht. Damit uns das nicht geichehe, laßt uns tren stehen bei dem Bekenntnis."

Die ganze Ansbacher   Gemeinde ist aufs tiefste erschüttert, Aehnliches vollzog sich an verschiedenen Stellen des Landes, 3. B. in Gunzenhausen   bezeugte die gesamte Gemeinde feier­lich ihre Treue zu Bischof Meiser!"

Ueber diese neudeutsche Schande berichtet die Nazipresse an der Saar   fein Wort. Sie weiß genau, daß, wenn die Saar­bevölkerung darüber die Wahrheit erfährt, der 13. Januar mit einer vernichtenden Niederlage Hitlers   enden wird. Deshalb wird auch das Ablenfungsmanöver über angebliche Kirchenverfolgungen in Merito inszeniert,

Wer für die Vergewaltigung der Kirche ist, stimmt am 13. Januar für Hitler!

Polizei geden Einhei'siront

Wie uns aus St. Ingbert   berichtet wird. wurde gestern abend unsere Zeitungsträgerin von einem Polizisten auf der Straße festgenommen und auf das Polizeilofal ge= führt. Dort wurde der Frau die Tasche, in der sie ihre Zei­tungen hat durchstöbert. Als man nichts fand, ließ man die Frau wieder laufen. Diese Behelligung geschah nur auf De­nunziation der braunen Gesellen. Man vermutete scheinbar Einladungszettel bei der Zeitungsträgerin für eine Frauen­fundgebung. Vor wenigen Tagen bekam dieselbe arme Frau, die in ihrem hohen Alter ohne jegliche Unterstüßung aus eigener Kraft sich durchs Leben schlägt, ein Strafmandat in der Höhe von 40 Fr. oder zwei Tage Haft. Die Polizei in St. Ingbert   scheint jeder Denunziation die Einheits­front Gehör zu schenken.

In Ansbach   wurde von dem eingesetzten Kommissar Sommerer Herr Pfarrer Fuchs zum Kreisdekan bestellt. Am Samstag hielt Kreisdekan Kern unter größter Anteilnahme die Abendandacht. Vorher war Pfarrer Fuchs in seiner Wohnung erschienen und hatte ihn aufgefordert, er möchte Kern: Ich habe mein Amt nicht von mir selbst, sondern von Gott   übertragen erhalten durch meinen Landesbischof. ,, Gehen Sie nicht zu dem Status- quo- Mann!" Diesem Landesbischof Meiser unterstehen auch Sie und haben ihm zu gehorchen."

doch sein Amt ihm übergeben. Daraufhin erklärte Kreisdetan Der tägliche Terror

Herr Pfarrer Fuchs erklärte, er sei jetzt zum Kreisdekan eingesetzt. Kreisdekan Kern weigerte sich, das anzuerkennen und bleibt im Amt. Er verwies Pfarrer Fuchs auf seinen Predigttert: Greife nicht in ein fremdes Amt!" Der Gottesdienst am Sonntagmorgen bei St. Johannes in Ansbach   war denn auch dann überfüllt; Kreisdekan Kern predigte unter größter Bewegung der Zuhörer und verlas die Kundgebung des Landesbischofs. Pfarrer Puzz fiberbrachte die Grüße des Landesbischofs und Landeskirchenrats. Zum Zeichen der Trauer für die Gefangenschaft des La sbischofs wurden die Merzen   am Altar ausgelöscht. So verlöscht Gott den Leuchter einer Sirche, in der

Gestern vormittag gegen 11 Uhr sprach ein Fremder den Straßenbahnführer des Wagens Nr. 78 der Linie 6 ( Jägersfreude  ) an und erfundigte sich nach einem Lokal in Jägersfreude  . Der Straßenbahnführer erlaubte sich hierbei die Bemerkung: Gehen Sie nicht zu Gottschalt, denn er ist ein Status- quo- Mann."

Ob sich die Abstimmungskommission einmal mit diefe: n braunen Straßenbahnführer beschäftigen will? Sein Name fann bei der Direktion der Straßenbahn des Saartals fest­gestellt werden,