Die englische Regierung stimmt zu

Eine oiliziöse Darstellung in der..Times"

London  , 2. Nov. Times" befaßt sich in einem offenbar nspirierten Artikel mit der Saarpolitik. Das Blatt stellt

: Die Haltung der britischen   Regierung gegenüber der Mimmung über die Zukunft des Saargebietes ist gegen­wärtig im wesentlichen die eines Registrators. Groß­ britannien  , das den Versailler Vertrag unterzeichnet hat, wünscht, daß die Volksabstimmung sich unparteiisch vollzieht, ohne daß auf die Wähler durch Drohung oder unzulässige Beeinflussung irgendwelcher Druck ausgeübt wird. Die eng­lische Regierung ist überzeugt, daß der Völkerbund ange­messene Vorsichtsmaßregeln trifft, um dieses Ziel zu sichern. Der Völkerbund hat bereits einen Abstimmungsausschuß eingesetzt. Die Regierungskommission des Saargebietes ist vom Völkerbund ermächtigt worden, in den neutralen Ländern zusätzliche Polizeifräste anzuwerben, um die Wählerschaft gegen Störungen der Ordnung zu schützen. Am 21. November tritt der Völkerbundsrat zu einer Sizung zu­sammen. Dabei werden die letzten Vorkehrungen für die Abstimmung und andere Saarfragen zur Erörterung stehen, so z. B. die Fortsetzung der Pensionszahlunnen noch Ab­schluß der Verwaltung des Saargebietes durch den Völker­bund.

Die Politik der französischen   Regierung geht hierüber hinaus. Sie faßt die Möglichkeit ins Auge, daß die Polizei­fräfte, die dem Präsidenten der Saarregierungsfommission zur Verfügung stehen, einer Verstärkung bedürfen.

Die britische   Regierung ist über die französische   Ansicht vollkommen unterrichtet. Die Bertreter Großbritanniené find von Barthon informiert worden. Das trifft besonders für den Herbst dieses Jahres, wo der französische   Staats­mann in Genf   erklärte, seine Regierung sei bereit, wenn fie vom Völterbund aufgefordert werde, Truppen in das Saargebiet zu entsenden, die der örtlichen Polizei behilf­lich sein sollten, die Freiheit der Volksabstimmung gegen jede Beeinflussung zu sichern und jeder ernsten Ruheftörung vorzubeugen.

Die Vorsichtsmaßnahmen, die von der französischen   Regie­rung später noch expriffen worden ind, uni den etwaigen Ausbruch ernster Unruhen im Saargebiet gegebenenfalls be= gegnen zu können, wurden der englischen   Regierung gleich­falls mitgeteilt. Wie verlautet, hat der französische   Bot­schafter Sir John Simon dieser Tage bei einer Besprechung duvon in Kenntnis gesetzt.

Die britische   Regierung betrachte zwar die Haltung Frank­ reichs   als durchaus angemessen". Indessen bestehe nach Auffassung der britischen   Regierung keine Wahrscheinlichkeit dafür, daß der von der französischen   Regierung befürchtete Fall eintritt, es sei denn, daß die Parteien im Saargebiet jedes Verantwortungsgefühl verlieren. Großbritannien   be­absichtige daher nicht, in dieser Angelegenheit vorzeitig irgendwelche besondere Schritte zu tun.

Aehnlich, wenn auch mit geringer Zurückhaltung, äußert fich die Morning Post".

Was die hitlerdeutsche Presse schreiben muß

Die Wilhelms.raße belicht entrüstete Aufregung

Die Deutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Der Fall bedarf dringend der Aufklärung. Wir möchten zunächst nicht annehmen, daß Herr Knox den Ehrgeiz haben fönnte, sich zum Herrn über Krieg und Frieden in Europa  zu machen. Bei seinem letzten Auftreten in Genf   hat der ver­storbene Außenminister Barthou   allerdings schon Ge-. danken geäußert, die eine gefährliche Verwandtschaft mit dem Geist dieser neuen Verlautbarung haben. Was Herr Barthou  damals sagte, fam auf eine glatte Interventionsdrohung hinaus, wobei der Einfall französischer Truppen in das Saar­ land   an die Wand gemalt wurde. Herr Barthou   glaubte, sich mit dieser Drohung auf das einstimmige Gefühl aller Franzosen berufen zu können. Wir schrieben schon damals, daß wir dies für baren Unsinn halten, und wir können nur wiederholen, daß wir dem französischen   Volf nicht zu= trauen, den Mißerfolg der Ruhrpolitit schon vergessen zit: haben.

Das Berliner Tageblatt":

Die systematisch ausgestreuten französischen   Gerüchte über einen angeblich beabsichtigten deutschen   Putsch unmittelbar

Die gleichgeschaltete Saarbrüder Zeitung":

Worauf es heute, ankommt, ist die Methoden festzunageln, mit denen man in Frankreich   versucht, die Außenpolitik in den Dienst der Innenpolitik zu stellen, wenn man es schärfer ausdrücken soll: auf Kosten des Friedens in Europa   den Burgfrieden unter den Parteien in Frankreich   aufrechtzu­erhalten... Man fann es also nur als ein verwerfliches Spiel mit dem Feuer zu bezeichnen, wenn man in Frankreich  zur Sicherstellung der innerpolitischen Lage derartige außen­politische Cuertreibereien sich erlaubt... Das Urteil läßt sich wohl aussprechen, ohne der französischen   Regierung un recht zu tun, daß in dem Spiel mit der Saarfrage ein glattes Verbrechen am Frieden in Europa   geschieht.

Französische   Sorgen

( Von unserem Korrespondenten)

A. Ph. Paris  , 2. November. Mehr als zuvor schenkt die Presse Deutschlands Rüstungs­methoden ihre Aufmerksamkeit. Im Matin" veröffent­licht Philippe Barres   einen ausführlichen Artikel, in dem er den Nachweis führt, daß Deutschland   im kommenden Frühling über ein Heer verfügen wird, dessen Mannschafts­bestände und Ausrüstung den Vergleich mit Zahl und Be­waffnung der deutschen Armee bei Kriegsausbruch aushalte. Der Figaro" bringt aus der Feder des Generals A. Nießel eine Abhandlung, in der die Zusammensetzung der deutschen   Reichswehr   genau geschildert und darauf verwiesen wird, daß diese heute schon annähernd 300 bis 400 000 Mann, also das Drei- bis Vierfache der durch den Versailler Vertrag festgesetzten Mannschaftsstärke, befize. Ebenso wie Philippe Barres   erwähnt der Autor aber auch daß man als militärische Truppe auch die fasernierten und militärisch ausgebildeten Polizeimannschaften, ferner die Mitglieder des Arbeitsdienstes, die Studenten, die SS. und die SA. zählen müsse. General Nießel kommt dann zu folgendem Schlusse:

Das alles vollzieht sich in dem Augenblick, wo in Frank­ reich   die mageren Jahrgänge, in denen das Loch sein wird, die der Jahre 1935. 1988 und 1939 faum zwei Fünftel des normalen Beitrages zum Heere und 1936 und 1937 die Hälfte aufbringen werden. Wenn wir nicht entschlossen sind, beizeiten die Dauer des Militärdienstes zu verlängern, dann wird es uns unmöglich sein, die gegenwärtine Orgas nisation des Heeres zu erhalten. Aber diese ist ein Minimum. Unter dieses Minimum herunterzugehen, hat die militärische Führung immer für unflug gehalten, selbst als die Reichs­ wehr   nur hunderttausend Mann zählte und das Hitlerregime noch nicht seine hunderttausende von braunen( SA) und schwarzen( SS  .) Milizen zusammengefaßt hatte.

Die einzige, einfache und logische Lösung ist, wenn wir an das Defizit unserer Jahrgänge 1936 und 1937 denken, schon im Laufe des Jahres 1935 die Rückkehr zur zwei­jährigen Dienstzeit.

Unsere Politiker sagen, das Land wolle nichts von dieser Verlängerung der Dienstzeit wissen. Was verstehen sie denn davon? Ich verstehe davon etwas infolge meiner über ganz Frankreich   sich erstreckenden Beziehungen zu den Scharen unserer Reservisten fast alle Franzosen verstehen vollkom­men diese Notwendigkeit.

-

In Darr im Unterelsaß wurde am Donnerstag durch Großfener eine im Kirned- Tal gelegene Gerberei zerstört. Das Fabrifgebäude und bedeutende Häutevorräte wurden ein Raub der Flammen. Der Sachschaden wird auf drei Millionen Franken geschäßt.

66

,, Mit unerhörter Leichtfertigkeit"

nach der Abstimmung im Saargebiet find uns seit einiger Halbamtlicher hitlerdeutscher Einspruch gegen Frankreich  

Zeit bekannt. Wir sind im allgemeinen nicht darauf ein­gegangen, weil wir sowohl eine Beunruhigung der Saar­bevölkerung vermeiden wie darauf verzichten wollten, rniererfeits zur Verschärfung der Stimmung zwischen Deutschland   und Frankreich   beizutragen. Nachdem nun eine Reihe verbreiteter französischer Zeitungen sich dazu her­gegeben hat, diese aus Gmigrantenquelle frammen­den Behauptungen zu verbreiten und die französische   Re­gierung zu militärischen Gegenmaßnahmen zu ermuntern, müssen diese Rücksichten schweigen.

Die Berliner Börsen 3eitung":

So überflüffia es wäre, die völlige Saltlowakeit dieser siblen Provagandamanöver von französischer und saariepara­tistischer Seite unter Beweis zu stellen, so dringend not­wendig erscheint es uns, die Weltöffentlichkeit auf die Winkel­afte einer Rolitif hinzuweisen, die den mühsam aufrecht: erhaltenen Frieden in Europa   auf das ernsteste gefährdet und fich den nicht unbegründeten Verdacht aussetzt, das Votum des Saarvolfes mit Waffengewalt entweder präjudizieren oder nachträglich korrigieren zu mollen. Tendenzen, zu deren Rerfechtern höchste französische   Militära und der Renierung nahestehende Presseorgane gehören, sollte man überall die ernsteste Aufmerffamfeit zuwenden.

Die Germania  " schreibt unter der Ueberschrift: Frankreich   mobilisiert Saararmee": Die militärischen Vorbereitungen zum angeblichen Schuß des Saargebietes find eine Drohung, die selbst wieder Unruhe stiftet, da­mit fene Elemente im trüben fischen können. Der Grund= saß, daß die Drohung mit den Waffen, der Krieg die ultima ratio zur Wahrung des bedrohten Rechtes eines Volfes sei, wird hier ins Genanteil verkehrt. Denn hier wird aur ultima ratio geariffen, um sie gegen das heilige Recht des Saarvolfes zu fehren Gs ist dieser Willkür schutz­Ina preisgegeben. weil be rich feit der Entwaffnung nicht in der Lage ist, selbst die vltima ratio zum Schuße des Rechtes an der Saar   zu ergreifen.

Der Lofalanayeiger":

Paris   spiele seine letzte Karte aus, um die Verhandlungen, die im Zusammenhang mit der kommenden Genfer   Erörte= rung der Barthouschen Denkschrift über die Saar   stünden, in feinem Sinne zu beeinflussen. England leiste wiederum auf denkbar furzsichtige Weise Sefundantendienste. Auf das Saarvolf würde aber die französische   Drohung nicht den geringsten. Eindruck machen, sondern im Gegenteil.

An der Saar  

Die Deutsche Front" schreibt:

Man möchte marschieren und man sucht einen Anhalts: punft. Ein tatsächlicher Grund besteht nicht. An der Saar  herricht absolute Ruhe und Ordnung. Die Freiheit der ge= heimen Abstimmung" ist tatsächlich garantiert. Sie fönnte öffentlich sein, und sie würde nicht anders ausfallen, wie sie am 13. Januar ausfallen würde: Für Deutschland  ! Und weil, man das weiß, und weil das so ist, sucht man sie unter die Spigen der französischen   Bajonette an drücken, obwohl das das Abstimmungsergebnis nicht im geringsten beeinflussen könnte.

Man sucht fieberhaft nach Gründen, die eine franzöfifche Invasion vor der Welt rechtfertigen" würden. Man sucht fieberhaft, und weil dies vergeblich ist, werden eben die Gründe fonstruiert.

Die früher fatholische Landeszeitung:

Wenn wir Saardeutsche immer wieder Nachrichten wie die hier mitgeteilten lesen nuissen, dann macht das auf uns den Eindruck, daß der Beste nun wirklich nicht in Frieden leben so II, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Wollen die französischen   Militärs um jeden Preis einen Husarenstreich ins Saargebiet unternehmen? Und soll die Volksabstimmung am 18. Januar unter dem Schutze" der französischen  Bajonette vor sich gehen?

Die Diplomatisch- politische Korrespondenz schreibt:

dnb. Berlin  , 1. Nov. Die Erregung, die durch die Nach­richt von der Bewegung französischer Truppen an der Saar  = grenze und durch die in London   erfolgte entsprechende fran= zöfifche Demarche hervorgerufen worden ist, hat in Paris  Veranlassung zu einer offiziösen Stellungnahme gegeben, die offenbar beschwichtigen sollte, aber leider in keiner Weise die allgemeine Beunruhigung zu mildern geeignet ist. Im Gegenteil: diese neue französische   Stellungnahme enthält die Bestätigung der Befürchtungen deutscher   und europäischer Kreise. Jeder einzelne Sazz der Verlautbarung gibt zu den schwersten Bedenken Anlaß und bedarf einer Zurückweisung vom Standpunkt des internationalen Rechts und der über­all anerkannten Grundsäße der Loyalität.

Die darin festgestellten Terrorfälle und vor allem die offens kundige Unterstügung der landfremden Separatisten durch die französischen   Militärbehörden wären für Herrn Gorbin anläßlich seiner Demarche eine zeitgemäße Gedächtnisauf­frischung gewesen.

Wenn französischerseits entschuldigend hervorgehoben wird, drücklichen Anruf der Regierungskommission erfolgen könne, daß die Einsetzung französischer Streitkräfte nur auf aus­so ist in der Tat festzustellen, daß einige ausländische Presse­stimmen auf ein verabredetes Spiel zwischen Frankreich   und dem Präsidenten der Regierungsfommission hindeuten. Wenn dem so ist, so bedeutet das aber keine Erleichterung der Lage, in die sich die französische   Politik vor der Welt hinein­manövriert hat. Dagegen fällt ein eigentümliches Licht auf die Rolle des Herrn Knox als Treuhänder. Der Völker­bundsrat wird sich mit diesem Spiel hinter den Kulissen zu beschäftigen haben. Sei es die französische   Regierung, sei es Herr Knor weder der französischen   Regierung geben die

oder aus Völkerbundsbeschlüssen das Recht, das Saargebiet französischen   Truppen zu überantworten.

Wie steht es mit den Ratsbeschlüssen von 1925 und 1926, auf die sich Frankreich   in der neuen Verlantbarung wieders um ausdrücklich beruft? Diese Beschlüsse gingen ihrers seits von dem Grundgedanken aus, daß es völlig unerträg­lich sei, ein Abstimmungsgebiet längere Zeit hindurch von den Truppen einer an dem Ergebnis der Abstimmung interessierten Macht besetzen zu lassen.

Es wird erklärt, Frankreich   halte sich strifte an den Ber­trag und gedenfe in feiner Weise die Abstimmung der Saar­ länder  , die frei bleiben müsse, zu beeinflussen. Es gibt aber feine Bestimmung des Vertrages, die unter irgendwelchen Voraussetzungen so bedeutet werden könnte, als ob die Ab- internationalen Verpflichtungen aus dem Versailler Vertrag stimmung   in Anwesenheit oder unter der Aufsicht fremder Truppen möglich wäre. Dort, wo der Versailler Vertrag mit Bezug auf das Saargebiet überhaupt von Truppen spricht, bestimmt er lediglich, daß dort nur eine lofale Gen­darmerie bestehen dürfe. Wenn Frankreich   loyal handeln will, so kann man ihm nur zurufen: Achtete diese Abstim­mung und macht nicht den Versuch, sie zu einem Hohn auf die Freiheit werden zu lassen. Wenn Frankreich   die Abstim­mung der Saarländer   nicht beeinflussen will, wie die Ver­lautbarung behauptet, so müßte die französische   Regierung. von sich aus den Gedanken eines Einmarsches ihrer Truppen in das Saargebiet unter allen Umständen ablehnen. Sie müßte die letzte sein, die auf irgendwelche Anregungen sich bereit finden könnte, Truppen zur Verfügung zu stellen; denn keine stärkere Beeinflussung einer Abstimmung ist denkbar als der Ausmarsch von Militär, das selbst eine inter­essierte Partei repräsentiert. Man ist hier nicht auf abstrakte Vorstellungen angewiesen.

Es ist hinlänglichst bekannt, was französische   Truppen auf deutschem Boden für die Freiheit der Bevölkerung be­deuten. Sie bringen, ganz abgesehen von dem morali: schen Druck, den der Anblick der Bajonette, Maschinenge: wehre und Panzerwagen immer auf eine fremde Bevölke rung ausübt, ihre Militärgerichtsbarkett und ihr sonstiges Ausnahmeregime für die Bewohner des Gebietes mit. Die Erefutive würde von der Regierungskommission auf den französischen   Rommandierenden General   und auf die höheren Militärbefehlshaber übergehen. Verbote und Vorschriften ieder Art zum Schuße der Sicherheit der französischen  Truppen", Requisitionen, Haussuchungen, Verhaftungen und Ausweisungen wären wieder an der Tagesordnung. Die Bevölkerung wäre völlig mundtot gemacht, nur eine Gruppe Bevölkerung wäre völlig mundtot gemacht, nur eine Gruppe von Zivilisten hätte jede Handlungsfreiheit und sogar das Recht des Waffentragens: Die Separatisten. Sie würden sich jeder Unterstüßung und Förderung bei den französischen  Offizieren erfreuen, ohne daß die Pariser   Regierung offi­ziell etwas davon wüßte.

Das waren die Zustände unter der französischen   Besetzung am Rhein   vor zehn Jahren, und so werden sie immer sein, wenn Frankreich   ein Gebiet besetzt, das von Deutschland   los­gerissen werden soll. In den Archiven des Foreign Office dürfte noch der Bericht vorhanden sein, den Anfang 1924 der damalige englische   Generalfonsul in München  , Glive, auf Grund einer amtlichen Untersuchung in der Pfalz   an seine Regierung erstattet hat.

Deshalb regelten sie die Zurückziehung der damals noch( ver­tragswidrig) im Saargebiet stehenden französischen   Truppen. Da das linke Rheinufer in jenen Jahren noch besetzt war

es wurde nämlich erst 1930 vollständig geräumt- handelte es sich damals um die reine strategische Frage der Sicherung der durch das Saargebiet führenden Etappenlinie der Be­sazungstruppen. Die Besetzung hat aufgehört und auch der sogenannte Bahnschuß im Saargebiet ist dadurch hinfällig geworden und mit ihr verschwunden. Damit ist das Kapitel der Ratsbeschlüsse von 1925/26 vollständig abgeschlossen. Man hatte schon damals im Völkerbundsrat eingesehen, daß eine weitere Aufrechterhaltung militärischer Maßnahmen mit den flaren Bestimmungen des Versailler Vertrages nicht in Ein­flang zu bringen war. Mit der allgemeinen Frage der Siche­rung der Ruhe im Saargebiet hat sich der Völkerbundsrat erst im Juli 1934 befaßt. Er hat beschlossen, daß in erster Linie die Abstimmungspolizei im Pande selbst zu refrutieren sei. Wenn das nicht befriedigend gelingen sollte, könnten neutrale Polizeiorgane angeworben werden. Es bestand aber Einverständnis darüber, daß auch die Neutralen nur durch Einzelwerbung, nicht durch Ueberführung geschlossener Abteilungen, herangezogen werden könnten.

Dementsprechend war man auch völlig im klaren darüber, daß niemals deutsche oder französische   Truppen für eine folche Aufgabe in Frage kommen würden.

Trotzdem wird mit unerhörter Leichtfertigkeit von der führenden Militärmacht Europas   die Verwendung von Truppen außerhalb des eigenen Gebiets in die Debatte ge­worfen und erörtert. Wo bleibt die von Frankreich   ausge­arbeitete Definition des Angreifers", deren Schulfall der Uebertritt von Truppen auf fremde Gebiete ist? Was soll aus Locarno   werden, wenn das Saargebiet, ein vom Völker­bund verwalteter Teil des Reiches, zum Schauplatz einer ge­fährlichen militärischen Demonstration gemacht wird?